Das Kreuz mit dem Knien – Die Öffnung der Heiligen Pforte


Päpste öffnen die Heilige Pforte (1974, 1983 und 1999)
Päpste öffnen die Heilige Pforte (1974, 1983 und 1999)

(Rom) „Non s’inginocchia.“ „Er kniet nicht nie­der.“ Ver­bun­den mit einem leich­ten Ach­sel­zucken signa­li­sier­ten die Wor­te des Prä­la­ten am ver­gan­ge­nen Diens­tag eine gewis­se Hilflosigkeit.

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Im ordent­li­chen Hei­li­gen Jahr 2000 war Papst Johan­nes Paul II. bereits sicht­lich von schwe­rer Krank­heit gezeich­net. Den­noch knie­te er an der Schwel­le der Hei­li­gen Pfor­te. Das Knien ist Aus­druck der per­sön­li­chen Hal­tung des gna­de­be­dürf­ti­gen Pap­stes. Es ist aber auch Vor­bild für die Gläu­bi­gen und Zeug­nis vor den Men­schen, daß die gött­li­chen Gna­den­mit­tel, die von der Kir­che ange­bo­ten wer­den, kei­nen Auto­ma­tis­mus bedeu­ten, son­dern inne­re Samm­lung und Umkehr erfor­dern. Die Kör­per­hal­tung weist auf die Hal­tung des Men­schen gegen­über Gott hin, bringt sei­nen Sta­tus zum Aus­druck, sei­ne Bedürf­tig­keit nach Ver­ge­bung, Barm­her­zig­keit, Gna­de und Erlösung.

Das Durch­schrei­ten der Hei­li­gen Pfor­te, das sin­gend oder betend geschieht, bedeu­tet den Über­gang von der Schuld zur Gna­de. Es erin­nert dar­an, daß in früh­christ­li­cher Zeit nur Getauf­te Zugang zur Hei­li­gen Lit­ur­gie hat­ten. Noch lan­ge wur­de nach schwe­rer Schuld der Zutritt zur Kir­che erst wie­der erlaubt, wenn Süh­ne gelei­stet wor­den war und der Schul­di­ge die Los­spre­chung erhal­ten hatte.

Zum ordent­li­chen Jubel­jahr 1400 schrieb Papst Boni­fa­ti­us IX. „Wer drei­mal durch die­se Pfor­te schrei­tet, dem wer­den die Schuld und Sün­den­stra­fen nach­ge­las­sen. Es ist ein Wun­der, das die Men­schen erleben.“

Das Kreuz mit dem Knien

Papst Franziskus öffnet die Heilige Pforte (2015)
Papst Fran­zis­kus öff­net die Hei­li­ge Pfor­te (2015)

Das Knien ist mit der kirch­li­chen 68er-Revol­te für man­che außer Mode gera­ten. Der „mün­di­ge“ Christ steht „auf Augen­hö­he“ mit sei­nem Schöp­fer. Tut er das wirklich?

Seit 2013 wird die Kir­che auf Erden von einem Nach­fol­ger des Apo­stels Petrus gelei­tet, der kei­ne Knie­beu­ge macht. Auch nicht bei der Wand­lung. Gesund­heit­li­che Grün­de wer­den genannt. Der Vati­kan äußer­te sich aller­dings nie offi­zi­ell dazu. Einen knien­den Papst zei­gen die Bil­der vom Grün­don­ners­tag, wenn Fran­zis­kus vor Men­schen kniet, um ihnen die Füße zu waschen. Ein umstrit­te­ner Kontrast.

Papst Fran­zis­kus ver­zich­te­te bei der Öff­nung der Hei­li­gen Pfor­te auch auf die Spra­che der Kir­che, das Latein. Durch den Gebrauch der ita­lie­ni­schen Spra­che setz­te er jene auch im Vati­kan zwie­späl­tig emp­fun­de­ne Span­nung zwi­schen sei­nem Han­deln als Ober­haupt der Welt­kir­che und sei­ner Selbst­be­schei­dung als Bischof von Rom fort.

Eini­ge Bil­der und Vide­os von der Öff­nung der Hei­li­gen Pfor­te durch die Päp­ste ver­an­schau­li­chen das Gesagte.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild/​Video: MiL/​Youtube

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