Beruft Papst Franziskus nächste Synode zum Thema Aufhebung des Zölibats und Frauenpriestertum ein?


Papst Franziskus mit Indios
Papst Fran­zis­kus mit Indios

(Rom) Papst Fran­zis­kus wird im Febru­ar 2016 den mexi­ka­ni­schen Bun­des­staat Chia­pas besu­chen. Dort gibt es eine Aus­nah­me­diö­ze­se, in der es nur 80 Prie­ster, aber fast 350 stän­di­ge und meist ver­hei­ra­te­tet Dia­ko­ne gibt. Papst Fran­zis­kus könn­te in dem gro­ßen Mexi­ko zahl­rei­che Diö­ze­sen besu­chen. Er aber will in das Bis­tum San Cri­sto­bal de Las Casas. „Auch im Ama­zo­nas­ge­biet scheint eine Wen­de nahe. Alles stand bereits in der Agen­da von Kar­di­nal Mar­ti­ni geschrie­ben“, so der Vati­ka­nist San­dro Magi­ster. Wird Papst Fran­zis­kus die näch­ste Syn­ode zum The­ma Auf­he­bung des Prie­ster­zö­li­bats und Frau­en­prie­ster­tum einberufen? 

Anzei­ge

Wäh­rend die Kir­che noch immer auf die Ent­schei­dung von Papst Fran­zis­kus in Sachen Kom­mu­ni­on für die wie­der­ver­hei­ra­te­ten Geschie­de­nen war­tet, nach­dem zwei Syn­oden zwei Jah­re lang dar­über gestrit­ten haben, zeich­net sich bereits der näch­ste umstrit­te­ne Syn­oden­ma­ra­thon an: „zum The­ma ver­hei­ra­te­te Prie­ster“, so Magister.

Die The­men­wahl für eine Syn­ode steht dem Papst zu. Wie bereits bei der Fami­li­en­syn­ode wird erwar­tet, daß Fran­zis­kus sei­ne Ent­schei­dung im Allein­gang trifft, unab­hän­gig davon, was der fünf­zehn­köp­fi­ge Rat vor­schla­gen wird, der als Brücke zwi­schen einer Syn­ode und der ande­ren errich­tet wur­de und in den die Syn­oden­vä­ter mit gro­ßer Stim­men­mehr­heit Ver­tei­di­ger der katho­li­schen Ehe-und Moral­leh­re gewählt haben.

„Daß die ver­hei­ra­te­ten Prie­ster das näch­ste The­ma sein wer­den, läßt sich aus ver­schie­de­nen Indi­zi­en able­sen“, so Magister.

"Ante-Papst" Kardinal Carlo Maria Martini
„Ante-Papst“ Kar­di­nal Car­lo Maria Martini

Indiz 1

Das erste Indiz ist der Wil­le von Papst Fran­zis­kus, die 1999 von Kar­di­nal Car­lo Maria Mar­ti­ni mit einer Rede vor der damals tagen­den Bischofs­syn­ode for­mu­lier­te Agen­da umzu­set­zen. 1999 tag­te bereits der von Kar­di­nal Mar­ti­ni zusam­men­ge­ru­fe­ne Geheim­zir­kel Sankt Gal­len, um eine „ande­re Kir­che“ durch­zu­set­zen. Der 2012 ver­stor­be­ne Kar­di­nal war damals Erz­bi­schof von Mai­land und galt als der „Ante-Papst“ unduld­sa­mer pro­gres­si­ver Kir­chen­krei­se, die eine Gegen­po­si­ti­on der Kir­che zum vor­herr­schen­den Zeit­geist kaum mehr ertra­gen konn­ten. Kar­di­nal Mar­ti­ni brach­te die­ses „ande­re“ Kir­chen­ver­ständ­nis in sei­nem letz­ten Inter­view vor sei­nem Tod zum Aus­druck, als er der Kir­che vor­warf, 200 Jah­re hin­ter der Zeit zurück­ge­blie­ben zu sein durch die Ableh­nung der Fran­zö­si­schen Revo­lu­ti­on und ihrer Ziel­set­zun­gen. Es ist nicht bekannt, daß Jor­ge Mario Berg­o­glio dem Geheim­zir­kel Sankt Gal­len ange­hör­te. Mit Mar­ti­ni ver­band ihn vor allem die Zuge­hö­rig­keit zum Jesui­ten­or­den. Als Mar­ti­ni im Kon­kla­ve 2005 sei­ne Chan­cen­lo­sig­keit gegen Joseph Kar­di­nal Ratz­in­ger erken­nen muß­te, lenk­te er sei­ne Stim­men auf Kar­di­nal Berg­o­glio um, der durch eine Sperr­mi­no­ri­tät die Wahl Ratz­in­gers ver­hin­dern soll­te. Doch nicht Ratz­in­ger gab nach, son­dern Berg­o­glio. 2013 waren es wie­der­um füh­ren­de Mit­glie­der der Grup­pe Sankt Gal­len, die die Wahl Berg­o­glio unterstützten.

„1999 sag­te der dama­li­ge Erz­bi­schof von Mai­land, Jesu­it und unum­strit­te­ner Anfüh­rer des ‚libe­ra­len‘ Flü­gels der Kir­che, einen ‚Traum‘ gehabt zu haben, von einer Kir­che, die imstan­de ist, sich eine stän­di­ge syn­oda­le Ver­fas­sung zu geben, mit einem ‚kol­le­gia­len Aus­tausch zwi­schen allen Bischö­fen zu eini­gen wich­ti­gen The­men‘“, so Magister.

Die wich­ti­gen The­men, die Mar­ti­ni als „Kno­ten“ bezeich­ne­te, nann­te er gleich dazu:

Der Prie­ster­man­gel, die Rol­le der Frau in Gesell­schaft und Kir­che, die Ehe, die katho­li­sche Sexu­al­leh­re, die Buß­pra­xis, die Bezie­hun­gen mit den ortho­do­xen Kir­chen und gene­rell die „Not­wen­dig­keit der öku­me­ni­schen Hoff­nung“ neu­en Schwung zu ver­lei­hen, die Bezie­hun­gen zwi­schen Demo­kra­tie und Wer­ten und zwi­schen staat­li­chen Geset­zen und den Moralgesetzen.

Mit der Dop­pel­syn­ode über die Fami­lie, die letzt­lich nur um die Kom­mu­ni­on für die wie­der­ver­hei­ra­te­ten Geschie­de­nen und abge­schwächt um die Homo­se­xua­li­tät krei­ste, griff Papst Fran­zis­kus das The­ma „Ehe“ aus dem Mar­ti­ni-Ver­zeich­nis auf und, unter­ge­ord­net, das The­ma „Sexu­al­leh­re“.

Das The­ma der näch­sten Bischofs­syn­ode könn­te daher das von Mar­ti­ni an erster Stel­le genann­te The­ma „Prie­ster­man­gel“ stehen.

Indiz 2

Der Man­gel an Prie­stern, die in der latei­ni­schen Kir­che zöli­ba­t­är leben, ist in eini­gen Gegen­den beson­ders akut. Das gilt erstaun­li­cher­wei­se gera­de für Lateinamerika.

2014 erhob der öster­rei­chi­sche Mis­si­ons­bi­schof Erwin Kräut­ler, in sei­ner Hei­mat Lieb­kind der kir­chen­fer­nen Medi­en, in Bra­si­li­en Ordi­na­ri­us der Ama­zo­nas-Prä­la­tur Xin­gu sein Stim­me und for­der­te die Prie­ster­wei­he von „viri pro­ba­ti“. Das ihm unter­ste­hen­de Gebiet ist grö­ßer als Ita­li­en, wenn auch nur dünn­be­sie­delt. Dafür habe er nur 25 Prie­ster. Die Hei­li­ge Mes­se wer­de in ent­le­ge­nen Orten nur zwei-oder drei­mal im Jahr zele­briert. Unter Bene­dikt XVI. mein­te Kräut­ler zum The­ma Prie­ster­be­ru­fun­gen: Mis­si­ons­bi­schof Kräut­ler: Um Prie­ster­be­ru­fun­gen beten? „Da mache ich nicht mit“.

Kräut­ler wird von „libe­ra­len“ Kir­chen­krei­sen des Westens unter­stützt, die nach einer Bre­sche suchen, um den Prie­ster­zö­li­bat zu Fall zu brin­gen. Unter­stützt wird er auch vom bra­si­lia­ni­schen Kar­di­nal Clau­dio Hum­mes, einem Wäh­ler von Papst Fran­zis­kus (Die Gei­stes­welt eines „Papst­ma­chers“: Homo-Ehe, Zöli­bat und Frau­en­prie­ster­tum). Hum­mes ist trotz sei­ner 81 Jah­re Vor­sit­zen­der der Ama­zo­nas-Kom­mis­si­on der Bra­si­lia­ni­schen Bischofs­kon­fe­renz. Im ver­gan­ge­nen Novem­ber erklär­te er Radio Vati­kan, „solan­ge zu arbei­ten, bis es eine indi­ge­ne Kir­che gibt, eine Kir­che, die in die Kul­tur und die Reli­gi­on der Indi­os ein­ge­taucht ist und die von einem indi­ge­nen Kle­rus ange­führt wird. Sie haben ein Recht dar­auf. Sie sind die letz­te­re Peri­phe­rie, die wir haben, die ent­fern­te­ste.“ Gegen­über Radio Vati­kan sag­te der Kar­di­nal nicht mehr. „Man weiß aber, daß die Rede vom ‚indi­ge­nen Kle­rus‘ einen auch ver­hei­ra­te­ten Kle­rus meint“, so Magister.

Der Kar­di­nal öff­ne­te Kräut­ler und sei­ner „Ama­zo­nas-Werk­statt“ für ein neu­es Prie­ster­tum die Türen zu Papst Franziskus.

Der Papst emp­fing Kräut­ler in Audi­enz, der im Anschluß beton­te, dem Papst die „drin­gen­de Not­wen­dig­keit“ der Wei­he von „viri pro­ba­ti“ nahe­ge­legt zu haben. Hin­ter der „hoch­tra­ben­den For­mu­lie­rung“ ver­birgt sich die schlich­te Tat­sa­che, daß ver­hei­ra­te­te Män­ner zu Prie­stern geweiht wer­den sol­len. Anders aus­ge­drückt, daß auch Män­ner das Prie­ster­tum erlan­gen sol­len, die nicht bereit sind, für den Prie­ster­stand auf den Ehe­stand zu ver­zich­ten. Kurz­um: das Ende des Prie­ster­zö­li­bats, wie er sich nur in der latei­ni­schen Kir­che bewahrt hat und der als ein Zei­chen für die wah­re Kir­che Chri­sti in der katho­li­schen Kir­che gese­hen wird.

Kräut­lers For­de­rung ist nicht neu. Die bra­si­lia­ni­schen Bischö­fe, aber nicht nur sie, haben sie mehr­fach vor­ge­bracht. Doch weder unter Papst Johan­nes Paul II. noch unter Bene­dikt XVI. konn­ten sie mit Nach­gie­big­keit in die­ser Fra­ge rech­nen. Um so mehr rich­ten sich die Hoff­nun­gen seit 2013 auf Papst Franziskus.

In die­sem Jahr war das Gerücht in Umlauf, Papst Fran­zis­kus habe Kar­di­nal Hum­mes einen Brief geschrie­ben, in dem er sei­ne Unter­stüt­zung bekun­de­te, über den Zöli­bat und die Prie­ster­wei­he von „viri pro­ba­ti“ nach­zu­den­ken. Vati­kan­spre­cher Feder­i­co Lom­bar­di leug­ne­te auf Nach­fra­ge die Exi­stenz eines sol­chen Schrei­ben, füg­te aber hin­zu: „Es stimmt hin­ge­gen, daß der Papst mehr als ein­mal die bra­si­lia­ni­schen Bischö­fe ein­ge­la­den hat, mit Mut pasto­ra­le Lösun­gen zu suchen und vor­zu­schla­gen, die sie für ange­mes­sen hal­ten, um den gro­ßen pasto­ra­len Pro­ble­me in ihrem Land zu begegnen.“

Subcomandante Marcos der Zapatistischen Befreiungsarmee und Bischof Ruiz Garcia verstanden sich
Sub­co­man­dan­te Mar­cos der Zapa­ti­sti­schen Befrei­ungs­ar­mee und Bischof Ruiz Gar­cia ver­stan­den sich

Indiz 3

In einer ande­ren Gegend Latein­ame­ri­kas, im Süden Mexi­kos, liegt der Bun­des­staat Chia­pas. Auch dort wird seit eini­gen Jahr­zehn­ten Druck zur Prie­ster­wei­he von ver­hei­ra­te­ten Män­nern aus­ge­übt. Zen­trum die­ser Bewe­gung ist die Diö­ze­se San Cri­sto­bal de las Casas. Das bereist 1539 errich­te­te Bis­tum ist so groß wie Baden-Würt­tem­berg und zählt 1,7 Mil­lio­nen Ein­woh­ner, von denen etwa 1.350.000 Katho­li­ken sind. In der Diö­ze­se gibt es kaum mehr als 80 Prie­ster und die sind meist fort­ge­schrit­te­nen Alters, dafür aber Hun­der­te stän­di­ge Dia­ko­ne. Offi­zi­ell wer­den mehr als 330 von ihnen gezählt. Kri­ti­ker spre­chen von einer „auf den Kopf gestell­ten Beru­fungs­pa­sto­ral“. Betrie­ben wur­de die Mas­sen­wei­he von Dia­ko­nen, die alle ver­hei­ra­tet sind, in dem 40 Jah­re dau­ern­den Epi­sko­pat von Bischof Samu­el Ruiz Gar­cia. Ruiz lei­te­te von 1959–2000 das Bis­tum und woll­te auf sei­ne Wei­se die Abschaf­fung des Zöli­bats her­bei­füh­ren. Ruiz wur­de auch wegen sei­ner Nähe zum Sub­co­man­dan­te Mar­cos bekannt, der eine zen­tra­le Rol­le im lang­jäh­ri­gen Chia­pas-Kon­flikt zwi­schen dem Ejer­ci­to Zapa­ti­sta de Libe­r­acion (EZLN) und der mexi­ka­ni­schen Regie­rung spielte.

Die Zapa­ti­sti­sche Befrei­ungs­ar­mee war die erste sozia­li­sti­sche Gue­ril­la­be­we­gung, die nach dem Zusam­men­bruch des kom­mu­ni­sti­schen Ost­blocks in Erschei­nung trat. Ent­spre­chen­de Sym­pa­thien fan­den die Zapa­ti­sten unter lin­ken Globalisierungskritikern.

Mit der alters­be­ding­ten Eme­ri­tie­rung von Ruiz Gar­cia unter­sag­te Rom zugleich wei­te­re Wei­hen von ver­hei­ra­te­ten Dia­ko­nen. Die Got­tes­dienst­kon­gre­ga­ti­on erließ ein ent­spre­chen­des Doku­ment. Zudem wur­de die Bezeich­nung als „indi­ge­ne Dia­ko­ne“ ver­bo­ten, da der Ein­druck ent­stan­den war, als hand­le es sich dabei um eine neue Form des Weih­am­tes, die sich von jenen der Kir­che unter­schei­det. Den Frau­en die­ser Dia­ko­ne wur­de vom Vati­kan, mit gewohn­ter Ver­spä­tung unter­sagt, sich „Dia­ko­nis­sen“ zu nen­nen und so zu tun, als hät­ten auch sie Anteil am Wei­he­amt ihres Man­nes. Der Grund dafür lag dar­in, daß Bischof Ruiz Gar­cia bei der Dia­ko­nats­wei­he der „viri pro­ba­ti“ aus wel­chen Grün­den auch immer, auch deren Frau­en die Hän­de auf­leg­te. Rom ver­lang­te von den bereits geweih­ten Dia­ko­nen eine öffent­li­che Erklä­rung, daß ihre Wei­he damit ende­te und nicht eine Etap­pe zum Prie­ster­tum darstellte.

Nach der Wahl von Papst Fran­zis­kus wur­de das 2000 erlas­se­ne Ver­bot, ver­hei­ra­te­te Dia­ko­ne zu wei­hen, auf­ge­ho­ben. Im Mai 2014 erlaub­te Rom dem Nach­fol­ger von Ruiz Gar­cia, Bischof Feli­pe Ariz­men­di Esqui­vel die Dia­ko­nats­wei­hen wie­der auf­zu­neh­men. Der Bischof kün­dig­te sofort an, die Wei­he von hun­dert ver­hei­ra­te­ten Män­nern zu beabsichtigen.

Ex-Priester mit ihren Frauen und Kindern drängen auf Wiederzulassung
Ex-Prie­ster mit ihren Frau­en und Kin­dern drän­gen auf Wiederzulassung

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Unter­des­sen ging Papst Fran­zis­kus dar­an, an der Römi­schen Kurie grund­le­gen­de per­so­nel­le Umbau­ar­bei­ten an der Kle­rus­kon­gre­ga­ti­on vor­zu­neh­men. Unter Bene­dikt XVI. war sie zu einer Hoch­burg gegen die Abschaf­fung des Prie­ster­zö­li­bats aus­ge­baut worden.

Es gibt aber noch mehr. „Es ist inzwi­schen sicher, daß Papst Fran­zis­kus bei sei­ner näch­sten inter­kon­ti­nen­ta­len Rei­se Mit­te Febru­ar 2016 Sta­ti­on im Staat Chia­pas und zwar in der Diö­ze­se San Cri­sto­bal de las Casas machen wird“, so Magister.

Am ver­gan­ge­nen 10. Febru­ar emp­fing der Papst zwölf Prie­ster, wie es hieß, von denen aber fünf ihr Prie­ster­tum auf­ge­ge­ben hat­ten, um zu hei­ra­ten. Heu­te drän­gen sie als ver­hei­ra­te­te Män­ner auf die Rück­kehr in den prie­ster­li­chen Dienst. Papst Fran­zis­kus sag­te zu ihnen: „Das Pro­blem habe ich in mei­ner Agen­da.“ Was immer der Papst genau damit mein­te, es deu­te­te an, daß Papst Fran­zis­kus die Fra­ge des Zöli­bats nicht als abge­schlos­sen betrachtet.

Damit wur­den die Hoff­nun­gen in den orga­ni­sier­ten Grup­pen „ver­hei­ra­te­ter (Ex-)Priester“ genährt, die neu­en Schwung erhiel­ten. Nicht nur in ihren Krei­sen geht die Rede um, daß Papst Fran­zis­kus „nicht nur den Prie­ster­zö­li­bat in Fra­ge stel­len könn­te, son­dern auch das Wei­he­ver­bot für Frau­en“, so Magi­ster. Das jeden­falls hofft die ame­ri­ka­ni­sche Bene­dik­ti­ne­rin, Sr. Joan Chit­ti­ster eben­so wie der öster­rei­chi­sche Bene­dik­ti­ner Chri­sti­an Hai­din­ger, Abt­prä­ses der Öster­rei­chi­schen Bene­dik­ti­ner­kon­gre­ga­ti­on und Vor­sit­zen­der der Supe­rio­ren­kon­fe­renz der männ­li­chen Ordens­ge­mein­schaf­ten Öster­reichs.

Text: Set­ti­mo Cielo/​Giuseppe Nardi
Bild: Set­ti­mo Cielo/MNFPC/Ja(Wikicommons (Screen­shot)

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58 Kommentare

  1. Wenn Berg­o­glio das ernst meint, so steht er im Wider­spruch zur Leh­re des von ihm selig gespro­che­nen Paul VI. (Sacer­do­ta­lis coe­li­ba­tus, 24. 6. 1967) und des von ihm hei­lig­ge­spro­che­nen Johan­nes Paul II. (Ordi­na­tio Sacer­do­ta­lis, 22. 5. 1994). Ob ich die­sem Papst, der offen­bar eine befrei­ungs­theo­lo­gisch ver­seuch­te, kryp­top­ro­te­stan­ti­sche Neu­kir­che anstrebt, noch fol­gen kann, ist eine schwe­re Frage.

  2. Es wur­den doch nicht umsonst vor allem jene Bischö­fe aus ihren Diö­ze­sen gemobbt, die sich mit­tels vol­ler Prie­ster­se­mi­na­re gegen unge­schrie­be­ne Geset­ze der post­kon­zi­lia­ren After­kir­che ver­gin­gen und den haus­ge­mach­ten „Man­gel an Beru­fun­gen“ vor aller Welt Lügen straften.

  3. Eine küh­ne The­se, aber war­um eigent­lich nicht ?
    Es wür­de zu die­sem Pon­ti­fi­kat pas­sen, aber er wür­de es ja nicht auf­he­ben son­dern streng an den Dog­men ori­en­tiert klei­ne und gro­ße Hin­ter­tü­ren öff­nen mit denen man dann alles prak­ti­zie­ren kann und es immer schon so war, aber bit­te immer streng nach dem Dogma.
    Wobei mir lang­sam der Ver­dacht kommt das Herr B. wahr­schein­lich das klei­ne Lati­num in sei­ner Schu­le mit dem Theo­lo­gie­stu­di­um ver­wech­selt hat, das wür­de vie­le sei­ner hane­bü­che­nen Aus­sa­gen erklären.
    Hof­fent­lich been­det Chri­stus die­sen Spuk bald.

  4. Ich fürch­te alles kommt noch viel schlim­mer! WENN wir in der Zeit der APOSTASIE, die von Pau­lus gemeint ist, leben; wenn das Papst­tum das Hin­der­nis ist, das besei­tigt (kann auch hei­ssen: umfunk­tio­niert) wer­den muss, damit der AC erschei­nen kann, dann ist alles was wir erle­ben noch nichts gegen das kom­men­de. Aber es ist m. E. noch nicht klar, ob es so weit ist. Es braucht jetzt viel Wach­sam­keit. War­um hier und anders­wo noch Zeit ver­lie­ren mit pseu­do­theo­lo­gi­schem Geschwa­fel, mit per­sön­li­chen Angrif­fen, mit Sei­nen-Senf-zu-allem-geben? Was mich angeht, so zie­he ich mich aus dem Kom­men­tar-Geschäft zurück, bevor es eine Sucht wird …

    • Come on! Weder hat Eli­as viel geschrie­ben, noch sieht so der Track eines poten­zi­ell Süch­ti­gen aus. 

      Wer sich aus den von Ihnen genann­ten Grün­den unter die Decke zu ver­zie­hen beginnt, wird beim Auf­wa­chen kate­rig fest­stel­len, dass er immer noch da ist. Und Geschwa­fel, per­sön­li­che Angrif­fe und rei­ne Senfab­son­de­run­gen soll­te man sich zu jeder Zeit zu unter­las­sen vornehmen.

    • So lan­ge Sie noch kei­nen Vit­amin D Man­gel haben, weil Sie kaum an die Son­ne kom­men, brau­chen Sie auch kei­ne Sucht­be­den­ken haben!
      Anson­sten emp­feh­le ich die Ein­nah­me von Nah­rungs­er­gän­zungs­mit­tel, um einem Kno­chen­ab­bau und Mus­kel­schwund vor­zu­beu­gen. Das Hüft­gold und die Ret­tungs­rin­ge las­sen sich dann aber doch nicht mit Pil­len abbau­en; dazu soll­te man dann doch ab und zu die Welt von drau­ßen sehn!

    • @Elias,
      Es kenn­zeich­net einen intel­li­gen­ten Men­schen daß er bereit ist nach reif­li­cher Über­le­gung sei­ne Mei­nung zu revidieren;
      daß Sie dies nach schon nach 17 Stun­den tun: Chapeau!
      Sie sind noch schnel­ler als der wan­kel­mü­ti­ge Bischof v. Brüg­ge DeKesel am 29. Okto­ber 2014 in dem Fall Tom Flavez.
      „…qua­si foli­um uni­ver­si…“ (Vs. 2. Rora­te cae­li desuper)

  5. Zitat eines Frei­mau­rers – Mar­s­au­don – über die neue Stra­te­gie der Freimaurerei:
    -
    „Nicht mehr die Ver­nich­tung der Kir­che ist das Ziel, 
    son­dern man sucht sie zu benüt­zen, indem man in sie eindringt“
    -
    „In die Kir­che ein­drin­gen“ ist denn die neue Stra­te­gie der Frei­mau­re­rei. Die­ses Ansin­nen scheint ihr gelun­gen zu sein.
    Letzt­end­li­ches frei­mau­re­ri­sche Ziel aber ist die eigentliche 
    „Ent­prie­ster­li­chung“ der Hei­li­gen Mut­ter Kir­che „zu Gun­sten“ einer „Lai­en­kir­che.“ Um dies bewerk­stel­li­gen zu kön­nen, bedarf es denn z.B. zunächst einer „Über­gangs­form“; zöli­ba­t­ä­re Prie­ster und ver­hei­ra­te­te „Prie­ster“ nebeneinander !
    Und nun schau­en wir uns um; unent­wegt hören wir aus moder­ni­sti­schen Krei­sen das Gere­de von der angeb­li­chen  „Not­wen­dig­keit der Locke­rung des Zöli­ba­tes“. Mis­si­ons­bi­schof Kräut­ler aktu­ell mit einer „neu­en Vari­an­te“. „Pasto­ral­re­fe­ren­tIn­nen“ ( also Lai­en !) sind ohne­hin schon über­mä­ssig viel ver­tre­ten ! Letzt­end­lich ist also die­se Stra­te­gie der lang­sa­men „Ent­prie­ster­li­chung“ der Kir­che auch dazu gedacht, das eigent­li­che Ansin­nen der Frei­mau­re­rei zu for­cie­ren; die Ein­heit von Hei­li­ger Mut­ter Kir­che und Ewi­ger Wahr­heit Jesus Chri­stus zu tor­pe­die­ren, sprich die Hei­lig­keit der Kir­che ins Natür­li­che her­un­ter­zu­zie­hen, sie nicht mehr als Erlö­ser­kir­che gel­ten las­sen zu wollen.

  6. /​/​Als Mar­ti­ni im Kon­kla­ve 2005 sei­ne Chan­cen­lo­sig­keit gegen Joseph Kar­di­nal Ratz­in­ger erken­nen muß­te, lenk­te er sei­ne Stim­men auf Kar­di­nal Berg­o­glio um, der durch eine Sperr­mi­no­ri­tät die Wahl Ratz­in­gers ver­hin­dern sollte. //

    Beim Lesen die­ses Sat­zes kam mir erst­mals der Gedan­ke, dass wohl irgend­wann die Len­ker des „Pro­zes­ses“ den Plan gefasst haben, einen Jesui­ten auf den Stuhl Petri zu erhe­ben – ent­ge­gen den Regeln (oder Sta­tu­ten?) die­ses Ordens -, der die Rol­le des letz­ten der Malachias’schen Päp­ste, Petrus Roma­nus, auf sich neh­men soll­te. Mar­ti­ni hat­te unver­gleich­lich mehr theo­lo­gi­sches For­mat als Berg­o­glio, dafür hat Berg­o­glio ande­re Qua­li­tä­ten, und Revo­lu­tio­nä­re sind sie bei­de. War­um ein Jesu­it? Weil kei­ne katho­li­sche Orga­ni­sa­ti­on seit Jahr­hun­der­ten so sehr in die Poli­tik ver­wickelt ist mit dem Ziel der lei­sen katho­li­schen Welt­erobe­rung, wie der Jesui­ten­or­den. Die­ser Orden ist wie geschaf­fen für die Neue Welt­ord­nung. Doch wie sagt man? Der Mensch denkt, Gott lenkt.

    • @ Leo L.:
      mit Petrus Roma­nus laut der Mala­chi­as-Liste ist der ech­te Petrus gemeint,nicht ein Papst glei­chen Namens.
      Das wür­de sich sicher auch kei­ner anmaßen.
      Sie­he dazu Eli­sa­beth Canori-Mora,von der ich bis­lang nichts wusste.
      http://​www​.komm​herr​je​sus​.de/​e​n​d​z​e​i​t​/​v​i​s​i​o​n​e​n​/​e​l​i​s​a​b​e​t​h​-​c​a​n​o​r​i​-​m​ora
      Die­ses behü­tet­wer­den der klei­nen Her­de könn­te man fast als Ent­rückung auslegen.
      Erst nach der Rei­ni­gung der Erde kommt ein neu­er Papst und eine Erneue­rung des Glau­bens und der Kirche.
      Deckt sich übri­gens auch mit Emmerick,Taigi und der Bot­schaft von La Salette.
      Nach einer Frie­dens­zeit ( laut La Salet­te 25 Jah­re ) erscheint dann erst der Anti­christ und es kommt zum End­kampf und anschlie­ßen­dem Gericht.
      Der Eli­sa­beth Can­ori Mora sag­te Gott mehrfach,das das Straf­ge­richt nur mehr­mals auf­ge­scho­ben wurde,aber beschlos­se­ne Sache bleibt.
      Auch soll­te Rom schon mehr­mals den Papst­sitz verlieren,wurde auch nur wegen der Süh­ne­see­len aufgeschoben.
      Scheint nun aber Wahr­heit zu werden.
      Wie es aussieht,sind wir also sehr sehr nahe am end­zeit­li­chen Geschehen.

  7. Im Jahr der Barm­her­zig­keit wird es in der kath. Kir­che nichts mehr geben was es nicht geben wird!
    F. wünscht aus­drück­lich, dass j e d e r die Erfah­rung der Barm­her­zig­keit machen soll, wenn nicht gar machen muss – Barm­her­zig­keit ohne Grenzen!
    Der Markt der Mög­lich­kei­ten ist eröff­net – her­ein­spa­ziert – alle Wün­sche wer­den erfüllt – kei­ner muss drau­ßen blei­ben – a l l e sind e i n g e l a d e n !

    • Barm­her­zig­keit wäre, wenn die­ser Papst sein Amt nie­der­le­gen wür­de. Das wäre Barm­her­zig­keit mit den geplag­ten Gläu­bi­gen, die sei­nenm Zir­kus tag­täg­lich mitkriegen.

  8. Wo liegt eigent­lich das Pro­blem ? Der Zöli­bat ist eine recht neue Erfin­dung in der Kir­che und es ist ja nicht gera­de so, als gäbe es in der RKK kei­ne ver­hei­ra­te­ten Priester …

      • Und der „Hl. Geist“ steht wohl damit gegen den Brief des Apo­stels Pau­lus an Timo­theus, wel­cher aus als „katho­li­scher“ Brief bezeich­net wird:
        “ […] Des­halb soll der Bischof ein Mann ohne Tadel sein, nur ein­mal ver­hei­ra­tet, nüch­tern, beson­nen, von wür­di­ger Hal­tung, gast­freund­lich, fähig zu lehren; […]“

        Ach­soo, das bezieht sich ja auf den Bischof, nicht auf die Priester.….

        Und selbst der von mir hoch­ge­schätz­te Benedikt16 hat zuge­ge­ben, dass die Leh­re des Zöli­bats KEINE Glau­bens­dog­ma ist, son­dern eine Rege­lung inner­halb der römi­schen Kir­che. Die hei­li­ge ortho­do­xe Kir­che hin­ge­gen lehrt klar, das „Welt­prie­ster“ ver­hei­ra­tet sein müs­sen, denn „[…] Wer sei­nem eige­nen Haus­we­sen nicht vor­ste­hen kann, wie soll der für die Kir­che Got­tes sorgen? […] “

      • Haben Sie schon mal ver­sucht in einem Land mit vor­herr­schend ortho­do­xer Prä­gung eine Werk­tags­mes­se zu besu­chen? Wer­den sie nicht schaf­fen, weil gibt nicht! Es sei denn Sie tref­fen auf ein Klo­ster! Ortho­do­xe ver­hei­ra­te­te Prie­ster haben die glei­che Auf­la­ge wie unse­re Dia­ko­ne, drei Tage vor dem Dienst am Altar ent­halt­sam zu leben – da die ehe­li­chen Pflich­ten auch nicht zu kurz kom­men dür­fen, kann nur am Sonn­tag die Hl. Mes­se statt­fin­den. Das ortho­do­xe Kom­mu­ni­on­ver­ständ­nis ist auch eine Wis­sen­schaft für sich. Wie glück­lich war ich im Bul­ga­ri­en­ur­laub end­lich auf eine kath. Gemein­de zu sto­ßen, die von Fran­zis­ka­nern gelei­tet wur­de: Jeden Tag Hl. Mes­se und Gele­gen­heit zur Anbe­tung; es kam mir vor wie das Para­dies in einer (Gottesdienst-)Wüste und ich dank­te dem lie­ben Gott für das gro­ße Geschenk des Zölibates!

  9. Der Zöli­bat ergibt im Novus Ordo offen­bar für sehr vie­le, die einst Prie­ster wur­den, gar kei­nen Sinn. Sie leben ohne­hin vie­ler­orts schon offen in irgend­wel­chen Bezie­hun­gen, und die Lai­isie­rungs­ra­te ist eben­falls hoch. Prie­ster, die ihr Bre­vier nicht mehr beten und v.a. in end­lo­sen Sit­zun­gen und Ver­wal­tungs­ar­bei­ten beschäf­tigt sind, und neben­bei noch die­se ober­fläch­li­che Mes­se zele­brie­ren sol­len, mit Beicht­hö­ren kaum noch befasst sind, kön­nen m.E. sogar zu Recht kei­nen Sinn dar­in sehen, zugun­sten des Lebens eines Büro­ma­na­gers und Ver­wal­tungs­an­ge­stell­ten ohne Ehe zu leben.

    Das Gefü­ge, inner­halb des­sen der Zöli­bat zwei­fel­los Sinn erge­ben hat­te, ist immer wei­ter zer­stört worden.

    Da vie­ler­orts auch die Lai­en sich ja an nichts mehr hal­ten müs­sen und die Kir­che sich für sexu­el­le Ver­feh­lun­gen, die einst als Tod­sün­de gal­ten, geöff­net hat, wird es für Prie­ster dop­pelt schwer, wenn aus­ge­rech­net sie dann den Zöli­bat hal­ten sollen.

    Ande­rer­seits muss man zuge­ben, dass in frü­he­ren Zei­ten teil­wei­se eine abscheu­li­che Dop­pel­mo­ral gelebt wur­de – Prie­ster, Bischö­fe, ja sogar Päp­ste, bei denen offen die Mätres­sen ein und ausgingen.
    Und nach­dem ich mich immer mehr mit dem 19. Jh beschäf­ti­ge eben­falls eine gera­de­zu atem­be­rau­ben­de Dop­pel­mo­ral nicht etwa bei den Libe­ra­len, son­dern bei den Reaktionären.

    Es hat­te einen abso­lut gege­be­nen Grund, als in La Salet­te gesagt wur­de, die Kle­ri­ker sei­en nur noch Kloa­ken, aber es waren nicht die „Revo­lu­tio­nä­re“, son­dern die Reak­tio­nä­re gemeint.

    Es ist ver­rä­te­risch, dass Pius X. in „Pas­cen­di“ die Moder­ni­sten des unta­de­li­gen Lebens bezich­tigt, hin­ter dem sie sich angeb­lich ver­steck­ten – hier schim­mert die­ser Wahn­sinn des 19. Jh her­aus. Und es ist auch sei­tens Pius X., der sicher selbst ein inte­grer und sitt­lich unta­de­li­ger Mann war, wie ich anneh­men muss, gera­de­zu ver­rückt, den Moder­ni­sten vor­zu­wer­fen, dass sie flei­ßig und tugend­gaft sei­en! Man muss sich das mal auf der Zun­ge zer­ge­hen lassen!

    Einer­seits ist der Zöli­bat für Welt­prie­ster tat­säch­lich auch kein gött­li­ches Gesetz. Ich den­ke, die Zöli­bats­ver­fech­ter haben hier ohne­hin, wenn sie sich auf die Leh­re der Kir­che beru­fen wol­len, kei­ne sehr gute Aus­gangs­la­ge (anders als bei der Wiederverheiratungssache).

    Aber kei­ne Sor­ge: das Frau­en­prie­ster­tum wird nie­mals ein­ge­führt – denn in der Frau­en­fra­ge sind sich die bösen Frei­mau­rer mit den Reak­tio­nä­ren immer voll­kom­men einig gewesen.
    Und der Ver­rat an Chri­stus geschieht nicht durch die Frau. Gott hat sie in Feind­schaft zum Satan gesetzt, nach­dem der Böse sie in sei­nem Neid ihr gegen­über an ihr ver­grif­fen hat­te und der Mann als der Beschüt­zer des gebo­tes, der er hät­te sein sol­len, total ver­sagt hatte.

    Der kle­ri­ka­le Mann sorgt schon dafür, dass auch er selbst den Vor­rang im Ver­rat an der Leh­re wei­ter­hin behal­ten darf.

    Die From­men sind schon ziem­lich ver­wirrt, wenn sie das nicht sehen – all die theo­lo­gi­schen Wir­ren in Rom hat buch­stäb­lich nicht eine Frau zu verantworten.
    Denkt mal drü­ber nach.

    • Lie­be @zeitschnur

      /​/​ Aber kei­ne Sor­ge: das Frau­en­prie­ster­tum wird nie­mals ein­ge­führt – denn in der Frau­en­fra­ge sind sich die bösen Frei­mau­rer mit den Reak­tio­nä­ren immer voll­kom­men einig gewesen. //

      Davon bin ich nun wirk­lich nicht überzeugt.
      Küng bspw. äußer­te in sei­ner Rede anläß­lich der Ver­lei­hung des Kul­tur­prei­ses Deut­scher Frei­mau­rer 2007:

      „Dazu natür­lich die Rol­le der Frau­en, die nicht nur in der Kir­che, son­dern auch im Frei­mau­rer­tum ein Pro­blem ist. Doch ob eine als Män­ner­bund gegrün­de­te Gemein­schaft Frau­en auf­neh­men soll oder ein Frau­en­klub Män­ner, dar­über läßt sich füg­lich und treff­lich dis­ku­tie­ren. Undis­ku­ta­bel aber erscheint mir, daß eine Kir­che, die von Anfang an als eine Glau­bens­ge­mein­schaft von Män­nern und Frau­en gegrün­det war, in der auch Frau­en lei­ten­de Funk­tio­nen wahr­nah­men, die Frau in den kirch­li­chen Dien­sten immer mehr zurück­dräng­te und schließ­lich von allen höhe­ren Ämtern aus­schloß. In einem Punkt hat das Frei­mau­rer­tum frei­lich noto­risch weni­ger Schwie­rig­kei­ten: die Zöli­bats­fra­ge stellt sich nicht; auch die hohen Gra­de dür­fen ver­hei­ra­tet sein.“ http://​www​.frei​mau​re​rei​.de/​r​e​d​e​-​v​o​n​-​h​a​n​s​-​k​u​e​n​g​.​h​tml

      Es geht doch im Prin­zip nicht um den Zöli­bat, son­dern um die Zer­stö­rung des Prie­ster­tums, es geht dar­um, das ewi­ge Prie­ster­tum Jesu Chri­sti sicht­bar zu zerstören!

      Das Spiel­chen Män­ner gegen Frau­en ist hier naiv und fehl am Platz.

      • Nein, das ist es nicht – es ging ums Frau­en­pri­ster­tum oben im Arti­kel. Sehen Sie noch mal nach.

        Und ich mein­te: Das wird es nie­mals geben! Mein Satz war natür­lich pole­misch for­mu­liert, aber er ist wahr: Wis­sen auch Prie­ster heu­te nicht mehr, war­um sie Prie­ster sind, aber eines weiß Rom: Frau­en dür­fen nicht mit­spie­len. Und die Frei­mau­rer – blei­ben Sie mir doch fort! Küng ist ohne­hin nicht sehr realitätssinnig.
        In den Logen und hohen Gra­den sit­zen kei­ne Frau­en – alles nur das nicht, nicht anders als in der katho­li­schen Hier­ar­chie UND dem son­sti­gen Amtsapparat.

        Es ist aller­dings wahr, dass ganz offen­kun­dig Frau­en in frü­he­ren Zei­ten der Kir­che, auch wenn sie nicht Kle­ri­ker waren und sein konn­ten, den­noch sehr hohe Rän­ge ein­neh­men konnten.

        Mit dem Kampf der Päp­ste gegen die Mon­ar­chen und deren „sakra­le“ Rech­te wur­de auch die Frau zuneh­mend aus Funk­tio­nen ver­drängt. Äbtis­sin­nen hat­ten teil­wei­se recht­lich gese­hen den­sel­ben Rang wie Bischö­fe, und es gab ihrer Hun­der­te in Euro­pa. Das ist alles nach­ge­wie­sen. Frau­en warn auch teil­wei­se admi­ni­stra­tiv Lei­te­rin­nen von Män­ner­klö­stern – je nach Kon­stel­la­ti­on. Und nie­mand sah dar­in ein Pro­blem. Sehen Sie sich nur mal die Hl. Wal­bur­ga an!

        Heu­te mischt sich das Pro­blem der Ein­bin­dung der Frau­en in admi­ni­stra­ti­ve Ämter mit der Fixie­rung auf die gna­den­lo­se Macht­kon­so­li­die­rung des Klerus.

        Das ist aber weder „biblisch“, noch in der Tra­di­ti­on wirk­lich ver­an­kert. Es ist eine neu­zeit­li­che Ent­wick­lung, die aber so dar­ge­stellt wird, als sei sie „alt“.

        Und in die­ser neu­zeit­li­chen Dis­kri­mi­nie­rung der Frau stim­men FM und moder­ne Kir­che seit dem 19. Jh gera­de­zu bestür­zend überein.

        Die Zöli­bats­fra­ge hat damit wie­der­um nur am Ran­de zu tun.

  10. Kräut­ler legt sich doch mit allen an und das zum Scha­den der ihm Anver­trau­ten. Ein Bes­ser­wis­ser der Gut­men­schen­art, die uns etwas sagen will. Las­sen wir das nicht län­ger zu.

  11. Wenn das in die­sem Tem­po so wei­ter geht, bleibt für mich nur noch ein Aus­weg aus dieser
    immer mehr ver­kom­men­den Katho­li­schen Kir­che: „Die Pius­bru­der­schaft“. Dann kann ich wenig­stens auch in Zukunft katho­lisch bleiben.

    • Ihre Wort­mel­dung ist (lei­der) ein wei­te­rer Beleg für die frü­her ein­mal gemach­te Aus­sa­ge der hie­si­gen Frau Prae­zep­to­rin, dass es den Kon­ser­va­ti­ven erst beim Sex­the­ma aus­hängt. Mes­se, Sakra­men­ten­ver­ständ­nis, Prie­ster­bild oder kurz: eigent­lich alles konn­te bis zur Unkennt­lich­keit ver­än­dert wer­den, ohne dass man ob die­ser Fra­gen, die ja grund­le­gend für alle ande­ren sind, anschei­nend Zwei­fel hat­te, ob dies noch katho­lisch ist.

      • ich mach mal einen Erklä­rungs­ver­such, war­um es den „Kon­ser­va­ti­ven“ erst bei die­sem The­ma „aus­hängt“, wie Sie so schön schrei­ben. Der durch­schnitt­li­che Kon­ser­va­ti­ve, der viel­leicht nicht über­mä­ssig theo­lo­gisch geschult ist, hat sich auf die Behaup­tung Pauls VI des ver­las­sen, es wür­de nix geän­dert ausser der Form – alles, was vom Papst kommt, abnicken, ist ja auch ein Cha­rak­te­ri­sti­kum die­ser Spe­zi­es… viel­leicht beschleicht ihn im Novus Ordo sogar ein Gefühl der Lee­re, er spürt das etwas fehlt, aber naja, der Papst hat ja gesagt…dass sich dann bei den mei­sten das Sakra­men­ten­ver­ständ­nis und das Prie­ster­bild – ver­mut­lich schlei­chend, nicht abrupt – ver­än­dern merkt er ent­we­der nicht oder zu spät. An die Real­prä­senz glaubt er ja, dass es sein Pfar­rer nicht mehr tut, merkt er nicht oder zu spät, weil er die Bedeu­tungs­ver­schie­bung hin zum Mahl nicht rich­tig ein­schät­zen kann, es war ja schliess­lich damals das Letz­te Abend­mahl usw.
        Aber dann Kom­mu­ni­on für Leu­te in zivi­ler Zweit­ehe oder Abschaf­fung Zöli­bat (oder auch Seg­nung von Homo-Part­ner­schaf­ten), das merkt dann auch der gut­gläu­bi­ge, „papst­treue“ Kon­ser­va­ti­ve, das kann man ihm nicht mit ein paar theo­lo­gi­schen Kaprio­len bei­brin­gen – auf dem Gebiet ist es schwie­ri­ger, ihm ein X für ein U zu verkaufen
        bei der Bedeu­tungs­ver­schie­bung weg vom Opfer hin zum Mahl konn­te man den Leu­ten eher die­ses X für ein U vor­ma­chen, die Gene­ra­ti­on mei­ner Eltern und Gross­el­tern hat dies m.E. nicht rea­li­siert in der vol­len Kon­se­quenz – und ich mein das nicht ver­ächt­lich, die waren beschäf­tigt mit Fami­lie, Beruf etc. und waren auch dar­auf gedrillt, alles was der Papst ver­an­lasst, nicht zu hinterfragen

        ich bin Jahr­gang 1972, bit­te kloppt mich, wenn ich damit falsch lie­ge – aber vor­zugs­wei­se mit Argumenten 😉

      • @ Car­lo
        Sie mei­nen, „dass es den Kon­ser­va­ti­ven erst beim Sex­the­ma aus­hängt“ usw.
        Und wie erklä­ren Sie sich den Rück­gang des sonn­täg­li­chen Mess­be­suchs von 50% auf unter 10% in den ver­gan­ge­nen 50 Jahren?

      • @ Kosta­di­nov

        Sie lie­gen nicht schief – das ist ja das Pro­blem, von dem ich eben­falls seit lan­gem rede: die­ser jesui­tisch auf­ge­bla­se­ne eccle­sia-docens-Mega­bal­lon der den Papst zum Magi­er und Zau­be­rer oder zum okkul­ten Medi­um in Him­mel­hö­hen gemacht hat – das ist der Schwach­sinn der Reak­tio­nä­re des 19. Jh, der sich aber schon mit Igna­ti­us ange­bahnt hatte.

        Man­cher Papst hat sich das auch vor­her schon ange­maßt via selbstherrliches/​teilweise sogar kri­mi­nel­les Ver­hal­ten, aber dass einer das theo­lo­gisch fest­legt und auch noch einen Exer­zi­ti­en­drill und ein extra Ordens­ge­lüb­de damit ver­bin­det, der sonst zu wei­ten Strecken ganz unver­fäng­lich scheint – das ist der Wahnsinn…

        Das so ein­ge­schwo­re­ne Kir­chen­volk – ein beson­de­res Ver­dienst auch Pius X. (!) – hat danach tat­säch­lich den „Hei­li­gen Vater“ über den Herrn selbst gesetzt.
        Nicht umsonst die­ser wirk­lich sata­ni­sche Spruch, der treue Katho­lik gehe eher mit em Papst in die Höl­le als ohne ihn in den Himmel.

        Ich glau­be aber nicht, dass das noch mal zu kit­ten ist.

        Ich glau­be an den Pri­mat des Stuh­les Petri, aber nicht in der Sinn­ge­bung, wie sie seit 150 ganz grau­en­haft und davor schon in der Anbah­nung dahin auf­ge­zo­gen ist wie ein Unwetter.

        Die Mah­ner vor dem Vati­ca­num I haben doch samt und son­ders recht gehabt!
        Sie haben es doch aus­ge­spro­chen, dass die­ser über­zo­ge­ne Papa­lis­mus in der Kir­che ganz schnell DIE Revo­lu­ti­on in die Auf­lö­sung hin­ein aus­lö­sen wird (Kett­ler, New­man, Rein­kens, auch Hefe­le etc.)

      • Kosta: habe nichts zu kloppen.

        Sophus: Wegen der Mes­se. Ist das „Zen­trum und Wur­zel des christ­li­chen Lebens“ beschä­digt, ohne dass wirk­sa­me Repa­ra­tur­maß­nah­men ergrif­fen wer­den, stürzt alles rund­um ein. In etwa wie 2001 das WTC, nur (für unse­re Augen) im Zeit­lu­pen­tem­po. Erst recht bei einem Angriff von innen.

        Als einer, der aus­schließ­lich NOM-Kind­heits­er­in­ne­run­gen und erst gegen 30 die über­lie­fer­te Mes­se ken­nen­ge­lernt hat, wage ich die(se) Behaup­tung, dass nicht nur deren Form, son­dern ver­häng­nis­vol­ler­wei­se auch die „Was­heit“ ver­än­dert wurde. 

        In der­sel­ben Dyna­mik geht die Gött­lich­keit des­je­ni­gen Bach ab, der gekom­men war, den Wil­len des Vaters zu erfül­len und dabei u.a. die Ehe­leh­re zurecht­ge­rückt hat. Des­halb kann heu­te ein Kar­di­nal der Hl. Kir­che auf einer päpst­li­chen Syn­ode gut­her­zig fra­gen: „Could Peter not be mer­ciful like Moses?“ Wie­der­um IMO ist Letz­te­res indes logi­sche „Wei­ter­ent­wick­lung“ der Assi­si-Initia­ti­ven JPII.

  12. Man kommt gar nicht mehr mit, wenn man auf dem lau­fen­den blei­ben möch­te, was in der Kir­che vor­geht. In Kre­feld will man eine gemein­sa­me katho­lisch-evan­ge­li­sche Gemein­de schaf­fen, die sich in der Pra­xis teil­wei­se schon her­aus­ge­bil­det hat. Jetzt kom­me bloß kei­ner mit lang­wei­li­gen Wahr­heits­fra­gen – schließ­lich sind wir kei­ne gno­sti­sche Pela­gia­ner, oder semi­pe­la­gia­ni­sche Gno­sti­ker, oder wie war das noch…

  13. @ CARLO
    Da bin ich wie­der – der Kater ist weg, ver­schwun­den; aber ich hof­fe, auch der erste Teil mei­ner Zuschrift sei gele­sen wor­den! (nein, nein, nicht weil ich so wich­tig wäre).

  14. „Kurz­um: das Ende des Prie­ster­zö­li­bats, wie er sich nur in der latei­ni­schen Kir­che bewahrt hat und der als ein Zei­chen für die wah­re Kir­che Chri­sti in der katho­li­schen Kir­che gese­hen wird.“
    Soll die­ser Satz etwa hei­ßen, dass die katho­li­schen Ost­kir­chen nicht die wah­re Kir­che Chri­sti sind? Und was ist mit den Prie­stern im römi­schen Ritus, die vom Pro­te­stan­tis­mus zum Katho­li­zis­mus kon­ver­tie­ren und ihre Ehe fort­füh­ren dür­fen. Ist dadurch jetzt auch der gro­ße Teil der uni­ver­sa­len katho­li­schen Kir­che, näm­lich der des römi­schen Ritus, nicht mehr die wah­re Kir­che Christi?
    Man sieht, wie unsin­nig die Argu­men­ta­ti­on ist. Damit wäre auch die Urkir­che mit den ver­hei­ra­te­ten Apo­steln nicht die wah­re Kir­che. Als ob der Zöli­bat das Kenn­zei­chen für die wah­re Kir­che wäre! Welch über­gro­ßer Schwachsinn!

  15. Was mache ich bloß, wenn es den Pro­gres­si­sten voll­um­fäng­lich gelingt, ihre Agen­da durch­zu­set­zen? Was mache ich bloß? Schon jetzt sind die Hin­ter­grund­in­for­ma­tio­nen, die ich hier auf katho​li​sches​.info lese, die größ­te Gefähr­dung mei­nes Glau­bens. Bezeich­nend übri­gens auch ein Kom­men­tar des „katho­li­schen Haus­theo­lo­gen“ der FAZ in die­ser Woche, die sehr offen erken­nen ließ, was die Pro­gres­si­sten eigent­lich wol­len, aber unter JP II und Bene­dikt nicht zu sagen wag­ten. Letzt­lich wol­len sie eine katho­li­sche Kir­che, die alles hin­ter sich läßt, was sie ein­mal aus­ge­macht hat, eine katho­li­sche Kir­che, die kei­ne mehr ist. Herr Gott, ich ver­ste­he es nicht. War­um läßt Du all das zu?

    • Aven­tin swir uns für Ihn ent­schei­den, dass wir Ihn lie­ben mit unse­rem gan­zen Her­zen, mit unse­rer gan­zen See­le und mit all unse­rem Lei­stungs­ver­mö­gen, und den Näch­sten wie uns selbst. Das ist nicht schwer zu begrei­fen. Was dar­un­ter zu ver­ste­hen ist, erfah­ren wir vor allem in der Bibel. Wenn Sie nicht mehr ein und aus wis­sen wegen der Ver­wir­rung in der Kir­che, lesen Sie die Bibel, beson­ders das Neue Testa­ment, und tun Sie, was Jesus von uns ver­langt. Wir sol­len Buße tun, das heißt uns von unse­ren alten Wegen der Sün­de ent­schie­den abwe­nu­den und uns mit unse­rem gan­zen Wesen Gott zuwen­den. Wir sol­len unse­rem Näch­sten Gutes tun. Jeder Tag, jede Stun­de, jede Minu­te, jede Sekun­de zählt. Jeder Augen­blick unse­res Lebens wird ein­mal geprüft wer­den. Die Zeit, die uns gege­ben ist, ist unge­heu­er kost­bar. Nut­zen wir sie. Solan­ge wir leben, ist es nicht zu spät für Umkehr und Buße. Begin­nen wir heu­te, jetzt !

      • Aven­tin
        (Lei­der spielt mir die Tasta­tur Strei­che. Der Anfang mei­ner Ant­wort wur­de ver­se­hent­lich gelöscht.) Ich schrieb, dass Gott uns die­ses Leben geschenkt hat, um uns zu prü­fen. Er will, dass wir uns frei für Ihn entscheiden…

        Wenn Sie nicht wei­ter wis­sen: beten Sie zu Ihm, dass Er Ihnen Licht schenkt ! Gott war­tet auf unser auf­rich­ti­ges Gebet.

    • War­um auch immer, wer­ter Aven­tin, war­um auch immer …
      Und: Vom „Machen“ sich ver­ab­schie­den, dies ist gar nicht so schlecht. Bewah­ren wir uns das Bewußt­sein der Zuver­sicht: Die Fein­de der Kir­che kön­nen längst machen, was sie wol­len, für­wahr. Nur obsie­gen kön­nen sie nicht. Und sie ahnen es bereits, mehr unbe­wußt. Daher die Beschleu­ni­gung, die Rase­rei und die Tob­sucht, die Unge­duld und die Maß­lo­sig­keit. Die Agen­da der Moder­ne wirft bereits, ihrer Voll­endung ent­ge­gen­se­hend, die Schat­ten ihrer end­gül­ti­gen Unmöglichkeit.

    • @Aventin
      Viel­leicht ver­wech­seln Sie etwas. Wenn Sie im Glau­ben wirk­lich gefe­stigt sind, wer­den die Hin­ter­grund­in­fos auf katho​lisch​.info Ihren Glau­ben nicht gefähr­den. Es ist viel­mehr der Glau­ben an das Gute und Wah­re an der katho­li­schen Kir­che, der ins Wan­ken gerät.
      Und das ist doch ein gro­ßer Unter­schied. Las­sen Sie sich also nicht verwirren!
      Mir ging es ähn­lich: Die schie­re Häu­fig­keit an nega­ti­ven Nach­rich­ten mach­te mich mut­los und ver­zagt, ich fühl­te mich gera­de­zu erstarrt.
      Leg­te ich dann eine mehr­tä­gi­ge Pau­se ein oder mach­te zwi­schen­durch Exer­zi­ti­en und küm­mer­te mich in die­ser Zeit aus­s­schließ­lich um mein per­sön­li­ches Ver­hält­nis zum Herrn, kam ich see­lisch wie­der auf die Bei­ne. Die Nega­tiv-Nach­rich­ten taten und tun zwar gele­gent­lich immer noch weh, aber ich konn­te bzw. kann sie doch eher abpral­len lassen.
      In den letz­ten Mona­ten habe ich immer mal wie­der die hl. Mes­sen der Pius-Bru­der­schaft besucht. Es gibt in der Umge­bung kei­ne ande­re Mög­lich­keit, der „alten“ Mes­se bei­zu­woh­nen als bei ihr. Im Moment expe­ri­men­tie­re ich also noch. 

      Hal­ten Sie bit­te Ihren Glau­ben nicht für gefähr­det, es ist wahr­schein­lich die momen­ta­ne Situa­ti­on der Kir­che, die Sie und vie­le von uns bela­stet. Da müs­sen wir durch!
      Salopp gesagt – Päp­ste kom­men und gehen.
      Blei­ben wir wenig­stens treu!
      katho­li­sche Kir­che, die kei­ne mehr ist. Herr Go

  16. Dan­ke für die Reak­tio­nen, Mari­en­zweig, Leo Lämm­lein und Kirchen-Kater!!
    Jede ein­zel­ne von ihnen ist wert­voll für mich, danke!

  17. Die Fra­ge: „Beruft Papst Fran­zis­kus näch­ste Syn­ode zum The­ma Auf­he­bung des Zöli­bats und Frau­en­prie­ster­tum ein?“ scheint beant­wor­tet zu sein. Die Ant­wort lässt Papst Fran­zis­kus in sei­ner Anspra­che, die er am 8.12.2015 zur Öff­nung der Hei­li­gen Pfor­te in Anwe­sen­heit von Papst em. Bene­dikt XVI. gehal­ten hat, bereits durchscheinen.

    „Wenn wir heu­te durch die Hei­li­ge Pfor­te gehen – hier in Rom und in allen Diö­ze­sen der Welt –, wol­len wir auch an eine ande­re Pfor­te den­ken: an die Tür, wel­che die Väter des Zwei­ten Vati­ka­ni­schen Kon­zils vor fünf­zig Jah­ren zur Welt hin auf­ge­sto­ßen haben. Die­ses Jah­res­ge­den­ken darf aber nicht nur wegen des Reich­tums der erstell­ten Doku­men­te erwähnt wer­den, die bis in unse­re Tage erlau­ben, den gro­ßen Fort­schritt fest­zu­stel­len, der im Glau­ben gemacht wur­de. An erster Stel­le war das Kon­zil eine Begeg­nung. Eine wirk­li­che Begeg­nung zwi­schen der Kir­che und den Men­schen unse­rer Zeit. Eine von der Kraft des Gei­stes gekenn­zeich­ne­te Begeg­nung, der sei­ne Kir­che dräng­te, aus der Dür­re, die sie vie­le Jah­re lang in sich selbst ver­schlos­sen gehal­ten hat­te, her­aus­zu­kom­men, um mit Begei­ste­rung den mis­sio­na­ri­schen Weg wie­der auf­zu­neh­men. Es war ein neu­er Auf­bruch, um auf jeden Men­schen dort zuzu­ge­hen, wo er lebt: in sei­ner Stadt, in sei­nem Haus, am Arbeits­plat­z… wo auch immer er sich befin­det, da muss die Kir­che ihn errei­chen, um ihm die Freu­de des Evan­ge­li­ums zu brin­gen und ihm das Erbar­men und die Ver­ge­bung Got­tes zu brin­gen. Ein mis­sio­na­ri­scher Impuls, also, den wir nach die­sen Jahr­zehn­ten mit der­sel­ben Kraft und der­sel­ben Begei­ste­rung wie­der­auf­neh­men. Das Jubi­lä­um for­dert uns zu die­ser Öff­nung her­aus und ver­pflich­tet uns – ent­spre­chend der Mah­nung des seli­gen Pauls VI. beim Kon­zils­ab­schluss –, die aus dem Vati­ca­num II her­vor­ge­gan­ge­ne Men­ta­li­tät des barm­her­zi­gen Sama­ri­ters nicht zu ver­nach­läs­si­gen. Möge also das Durch­schrei­ten der Hei­li­gen Pfor­te heu­te für uns mit dem Anspruch ver­bun­den sein, uns die Hal­tung des barm­her­zi­gen Sama­ri­ters zu eigen zu machen“
    In die­ser Anspra­che wer­den die unter­schied­li­chen theo­lo­gi­schen Akzent­set­zun­gen bei­der Päpst deut­lich: Hier der „Reich­tum der erstell­ten Doku­men­te“ dort, aber in der Bedeu­tung vor­an­ge­stellt, die durch die „ Kraft des Gei­stes gekenn­zeich­ne­te Begeg­nung“. Unaus­ge­spro­chen heißt das, dass im „Kon­zil der Begeg­nung“ der wah­re „Geist des Kon­zils“ zum Aus­druck gekom­men ist – und nur unvoll­stän­dig in den Tex­ten. Das bedeu­tet, dass die Doku­men­te nach 50 Jah­ren unvoll­stän­di­ger Rezep­ti­on dem eigent­li­chen „Geist der Begeg­nung“ ange­passt wer­den müssten.
    Nach sei­ner Wahl hat Papst Fran­zis­kus im bra­si­lia­ni­schen TV-Sen­der Glo­bo in Rio gesagt, das Kon­zil inspi­rie­re die Kir­che wei­ter­hin. Die Umset­zung eines Kon­zils benö­ti­ge für gewöhn­lich 100 Jah­re. „Wir haben gera­de ein­mal die Hälf­te die­ser Zeit­span­ne hin­sicht­lich Vati­ka­num II herumgebracht“.
    Papst Fran­zis­kus fühlt sich also beru­fen, das Kon­zil im sog „Geist der Begeg­nung des Kon­zils“ zu been­den. Das Pro­gramm der Kas­pe­ria­ner dafür liegt längst vor!

    • For­test­zung: Die Tübin­ger Pro­fes­so­ren Peter Hüner­mann und Bernd-Jochen Hil­be­rath, letz­te­rer der Lehr­stuhl­nach­fol­ger von Hans Küng, brach­ten 2006 einen lang vor­be­rei­te­ten, fünf­bän­di­gen Kom­men­tar zum „Geist des Kon­zils“ des II. Vati­ka­ni­schen Kon­zils her­aus, um die­sen „Geist“ einer jun­gen, kon­zils­re­si­sten­ten Theo­lo­gen-Gene­ra­ti­on zugäng­lich machen.
      Der Kom­men­tar wur­de demon­stra­tiv Papst Bene­dikt XVI. über­ge­ben und von Kar­di­nal Wal­ter Kas­per in Rom vor­ge­stellt. Bischof Geb­hard Fürst wür­dig­te den Kom­men­tar mit den Wor­ten: „Eine Theo­lo­gie, die aus Geist und Erbe des Kon­zils schöpft, bleibt stets jung und bele­bend und kommt unse­rer Kir­che wie eine Erin­ne­rung aus der Zukunft als blei­ben­de Mah­nung für aus­ste­hen­de Reform­an­lie­gen ent­ge­gen.“ Und was wären die­se all­ge­mei­nen Reformanliegen?

      Es sind lehr­amts­frem­de Reform­vor­stel­lun­gen, die der Inten­ti­on der Kon­zils­vä­ter völ­lig zuwi­der­lau­fen, die unter Beru­fung auf den sog. “Geist des Kon­zil­s”, der nie­mals schrift­lich fest­ge­hal­ten wor­den ist, als Früch­te des Kon­zils durch­ge­setzt wer­den sol­len. die zwar aus den Kon­zils­tex­ten nicht ableit­bar sind, aber dem „Geist des Kon­zils“ ent­sprä­chen: die Abschaf­fung des Zöli­bats, die Wei­he von Dia­ko­nin­nen, das Frau­en­prie­ster­tum, die Auf­ga­be des Opfer­cha­rak­ters der hei­li­gen Mes­se, die Zulas­sung von wie­der­ver­hei­ra­te­ten Geschie­de­nen zur Kom­mu­ni­on, die Inter­kom­mu­ni­on, die Lai­en­pre­digt, die Mit­wir­kung der Lai­en bei der Bischofs­wahl und der Amts­füh­rung des Bischofs, die all­ge­mei­ne Demo­kra­ti­sie­rung der Kir­che durch syn­oda­le Pro­zes­se auf allen Ebe­nen, wie sie bereits im Bis­tum Lim­burg seit dem Kon­zil durch die Bischö­fe Kempf und Kamph­aus unter dem Ein­fluss von Kar­di­nal Kas­per ver­wirk­licht wor­den sind. 

      Das alles sind alte Reform­for­de­run­gen der Pro­gres­si­vi­sten kas­per­scher Prä­gung, die von Papst Fran­zis­kus adap­tiert erschei­nen und nun­mehr im Gei­ste des Kon­zils der Begeg­nung zwi­schen der Kir­che und den Men­schen im Jahr der Barm­her­zig­keit und spä­ter in bun­ter Rei­hung zumin­dest als „Impul­se“ zu erwar­ten sind – sicher beklatscht von einer brei­ten, schmei­cheln­den Öffent­lich­keit und zur Freu­de von Hans Küng, der zum Geden­ken an 50 Jah­re Kon­zils­be­ginn im Jahr 2012 im Sin­ne von Papst Fran­zis­kus sag­te: „Ja, der Geist des Kon­zils war außer­or­dent­lich stark. Es war ein Geist der Erneue­rung, der öku­me­ni­schen Ver­stän­di­gung, der Öff­nung zur Welt. Es war damals eine Freu­de, katho­lisch zu sein. Und der Geist des Kon­zils hat die gesam­te Kir­che erfasst.“
      Auf die Fra­ge „Ist die­ser Auf­bruch heu­te noch spür­bar?“ ant­wor­te­te Küng: Die Wir­kun­gen des Kon­zils sind natür­lich gege­ben. Aber der Geist, der damals herrsch­te, ist ver­flo­gen. Es herrscht heu­te eher ein Geist der Resi­gna­ti­on, des Defä­tis­mus, sogar des Zorns über die Reform­un­fä­hig­keit und Dia­log­ver­wei­ge­rung der Bischö­fe und des Pap­stes, die Vie­les von dem, was das Kon­zil gebracht hat, nicht genutzt oder gar ver­spielt haben. Ich wünsch­te mir, dass der Geist des Kon­zils wie­der wach wür­de. Papst Bene­dikt XVI. dürf­te da ande­rer Mei­nung gewe­sen sein!

      • Fort­set­zung:
        Mit Beginn des Pon­ti­fi­kats Bene­dikts XVI. muss­ten die Anhän­ger des „nebu­lö­sen“ Kon­zils­gei­stes mit Wider­stand aus Rom rechnen.
        Papst Bene­dikt XVI. hat in sei­ner ersten Weih­nachts­an­spra­che nach sei­ner Wahl am 22. Dezem­ber 2005 Grund­sätz­li­ches zur Pro­ble­ma­tik die­ser pro­gres­si­vi­sti­schen Kon­zils­auf­fas­sung gesagt:
        „Ihre Ver­tre­ter behaup­ten, dass die Kon­zils­tex­te als sol­che noch nicht wirk­lich den Kon­zils­geist aus­drück­ten. Nicht in die­sen Kom­pro­mis­sen kom­me jedoch der wah­re Geist des Kon­zils zum Vor­schein, son­dern im Elan auf das Neue hin, das den Tex­ten zugrun­de lie­ge: nur in die­sem Elan lie­ge der wah­re Kon­zils­geist, und hier müs­se man anset­zen und dem­entspre­chend fort­fah­ren. Eben weil die Tex­te den wah­ren Kon­zils­geist und sei­ne Neu­ar­tig­keit nur unvoll­kom­men zum Aus­druck bräch­ten, sei es not­wen­dig, mutig über die Tex­te hin­aus­zu­ge­hen und dem Neu­en Raum zu ver­schaf­fen, das die tie­fe­re, wenn auch noch nicht scharf umris­se­ne Absicht des Kon­zils zum Aus­druck brin­ge. Mit einem Wort, man sol­le nicht den Kon­zils­tex­ten, son­dern ihrem Geist fol­gen. Unter die­sen Umstän­den ent­steht natür­lich ein gro­ßer Spiel­raum für die Fra­ge, wie die­ser Geist denn zu umschrei­ben sei, und folg­lich schafft man Raum für Spe­ku­la­tio­nen. Damit miss­ver­steht man jedoch bereits im Ansatz die Natur eines Kon­zils als sol­chem. Es wird so als eine Art ver­fas­sungs­ge­ben­de Ver­samm­lung betrach­tet, die eine alte Ver­fas­sung außer Kraft setzt und eine neue schafft.… Die Kon­zils­vä­ter besa­ßen (aber) kei­nen der­ar­ti­gen Auf­trag, und nie­mand hat­te ihnen jemals einen sol­chen Auf­trag gege­ben; es konn­te ihn auch nie­mand geben, weil die eigent­li­che Kir­chen­ver­fas­sung vom Herrn kommt, und sie uns gege­ben wur­de, damit wir das ewi­ge Leben erlan­gen und aus die­ser Per­spek­ti­ve her­aus auch das Leben in der Zeit und die Zeit selbst erleuch­ten kön­nen. Die Bischö­fe sind durch das Sakra­ment, das sie erhal­ten haben, Treu­hän­der der Gabe des Herrn“. Sind sie das heu­te noch alle?

        Pfar­rer i.R. Max Heintz aus Neu­stadt-Geins­heim hat in einem Leser­brief an „Die Tages­post“ auf die nach­ko­zi­lia­re Zeit zurückgeblickt:
        „Wir tra­ten 1968 an den Wei­he­al­tar und haben mit gro­ßem Elan unse­re Kaplan­stel­len angetreten.
        Es war die Zeit, da welt­kir­chen­weit damit begon­nen wur­de, die Beschlüs­se des II. Vati­ka­ni­schen Kon­zils umzu­set­zen. Doch sehr bald muss­ten wir fest­stel­len, dass – auf­grund völ­lig fal­scher Inter­pre­ta­ti­on der Kon­zils­be­schlüs­se – ein unglaub­li­cher Nie­der­gang des kirch­li­chen Lebens begann, der bis heu­te anhält und alle sie­ben Sakra­men­te betrifft: Längst wer­den nicht mehr alle Kin­der getauft, und wie vie­le keh­ren ihrer Kir­che den Rücken, indem sie ihren Aus­tritt erklä­ren. Nur ganz weni­ge kom­men noch zur hei­li­gen Beich­te; offen­bar gibt es kei­ne Sün­den mehr. Die hei­li­ge Kom­mu­ni­on wird unbe­se­hen jedem aus­ge­teilt, was den ehem. evan­ge­li­schen Lan­des­bi­schof Hel­mut Claß zu der Fest­stel­lung bewog: „Es stimmt mich unge­mein trau­rig!“ Geht es im Westen unter Papst Fran­zis­kus jetzt offi­zi­ell im „Geist des Kon­zils“ so weiter?

    • Fort­set­zung
      Soll jetzt wei­ter­ge­hen, was in der Lit­ur­gie­re­form sei­nen Anfang genom­men hatte?
      Für den Gläu­bi­gen war in die­ser „Reform“ die Fehl­ent­wick­lung in der Rezep­ti­on des Kon­zils am deut­lich­sten sicht­bar geworden.
      Joseph Kreiml, Pro­fes­sor für Fun­da­men­tal­theo­lo­gie in St. Pöl­ten, erin­ner­te im Rah­men eines Vor­tra­ges an das vom Kon­zil lit­ur­gisch Gewoll­te: „Die Lit­ur­gie­kon­sti­tu­ti­on Sacro­sanc­tum Con­ci­li­um des Kon­zils hat das Ziel der Lit­ur­gie­re­form klar umschrie­ben: Die Über­lie­fe­rung sol­le gewahrt blei­ben und den­noch sol­le dem Fort­schritt eine Tür auf­ge­tan wer­den. Sacro­sanc­tum Con­ci­li­um beschreibt aber kei­ne Anpas­sung an den Zeit­geist, son­dern eine Erneue­rung der Lit­ur­gie für den moder­nen Men­schen. Das Zwei­te Vati­ka­ni­sche Kon­zil woll­te aber nicht ein­fach Neu­es schaf­fen, son­dern dem ver­bind­lich Gestalt geben, was im Glau­bens­le­ben der Kir­che orga­nisch gewach­sen und gereift war. Blei­ben­de Kon­ti­nui­tät soll­te gewahrt, Iden­ti­tät durf­te nicht zer­stört wer­den“ (nach: Bar­ba­ra Wenz: http://www.kath.net./news/ 42634 vom 31. August 2013). 

      So heißt es im Sacro­sanc­tum Con­ci­li­um des Konzils
      – über die lit­ur­gi­sche Will­kür unter SC 22: Nie­mand darf “nach eige­nem Gut­dün­ken in der
      Lit­ur­gie etwas hin­zu­fü­gen, weg­neh­men oder ändern;
      – über die Pfle­ge der Kult­spra­che unter SC 36 § 1: Bei­be­hal­tung der latei­ni­schen Spra­che und
      unter SC 54: Die Gläu­bi­gen sol­len “die ihnen zukom­men­den Tei­le des Messordinariums
      auch latei­nisch mit­ein­an­der spre­chen oder sin­gen können“.
      – über den Gre­go­ria­ni­schen Cho­ral unter SC 116: Als der “der römi­schen Lit­ur­gie eigene
      Gesan­g” soll er “in den lit­ur­gi­schen Hand­lun­gen … den ersten Platz einnehmen”.
      Was aber inter­es­sier­te an der durch die „Theo­lo­gie“ der Moder­ni­sten ange­krän­kel­te Basis die Lit­ur­gie­kon­sti­tu­ti­on? In den Pfarr­ge­mein­den der Orts­kir­chen mach­te man, was man woll­te: Die Abschaf­fung der Kir­chen­spra­che Latein, das Hin­aus­drän­gen des Gre­go­ria­ni­schen Cho­rals und die nahe­zu flä­chen­decken­de Auf­stel­lung von Mahl­ti­schen als Volks­al­tä­re, die damit ver­bun­de­ne Zele­bra­ti­ons­rich­tung ver­sus popu­lo mit theo­lo­gisch frag­wür­di­gen Begleit­erschei­nun­gen kön­nen sich nicht auf Vor­schrif­ten des Kon­zils beru­fen, eben­so­we­nig die Fol­ge­maß­nah­men im „Geist des Kon­zils“, ohne Ein­be­zie­hung des noch unmün­di­gen, aber ungläu­big stau­nen­den Kir­chen­volks: die „Neue Kir­che“ mit schmuck- und funk­ti­ons­lo­sen Hoch­al­tä­ren und Beicht­stüh­len, ohne Hei­li­gen­fi­gu­ren, ohne Kan­zel und Kom­mu­ni­on­bank, statt­des­sen mit Volks­al­tar, mit seit­li­cher Taber­na­kel­ste­le anti­po­disch zum Ambo. Und mit neu­er ent­kern­ter Mes­se ohne Stu­fen­ge­bet, ohne Hei­li­gen­li­ta­nei und ohne Dank­sa­gung nach dem Segen, mit Hand- statt Mund­kom­mu­ni­on und Bus­s­an­dacht statt Beicht­pra­xis, selbst­ge­mach­te Tex­te statt Messbuch.
      Im Gegen­satz zu den Moder­ni­sten vom Schla­ge eines Hans Küng, Karl Rah­ner SJ, Wal­ter Kas­per und Co. ver­ging vie­len ein­fa­chen Katho­li­ken, die ihrem Emp­fin­den nach kei­nes­wegs aus der Dür­re gekom­men waren, zuneh­mend die Freu­de, katho­lisch zu sein. Das merk­te auch Papst Paul VI. mit Befremden.

      • Fort­set­zung

        Im Dezem­ber 1968 muss­te Papst Paul VI. beken­nen: „Die Kir­che durch­quert heu­te eine Zeit der Unru­he. Eini­ge üben sich in Selbst­kri­tik, man könn­te auch sagen, in Selbst­zer­stö­rung. Es ist ein hef­ti­ger und viel­schich­ti­ger inne­rer Umbruch, den nie­mand nach dem Kon­zil erwar­tet hat­te. … Die Kir­che wird von denen ange­grif­fen, die zu ihr gehö­ren (Mat­tei, Kon­zil, S.621).
        Drei Jah­re spä­ter ist die Rück­erin­ne­rung an die blü­hen­de Früh­lings­blu­me der Erleuch­tung und das geöff­ne­te Fen­ster sei­nes Vor­gän­gers Papst Johan­nes XXIII. aus dem Bewusst­sein Papst Pauls VI. gewi­chen. Ver­blie­ben ist der Ein­druck, „dass der Rauch Satans durch irgend­wel­che Rit­zen in den Tem­pel Got­tes ein­ge­drun­gen ist. Das sind der Zwei­fel, die Unge­wiss­heit, die Pro­ble­ma­tik, die Unru­he, die Unzu­frie­den­heit, das Ver­glei­chen. Man ver­traut der Kir­che nicht… Der Zwei­fel ist in unser Bewusst­sein ein­ge­drun­gen und er ist durch die Fen­ster ein­ge­drun­gen, die doch für das Licht offen sein soll­ten. … Auch in der Kir­che herrscht die­ser Zustand der Unsi­cher­heit; man glaub­te, nach dem Kon­zil wäre ein Sonn­tag für die Kir­chen­ge­schich­te ange­bro­chen. Statt des­sen ist ein Tag vol­ler Wol­ken, Sturm, Dun­kel­heit, Suche und Unge­wiss­heit ange­bro­chen …“( Mat­tei, Kon­zil, S.621)
        Es kam die Zeit von Tau­sen­den von Dis­pen­ser­tei­lun­gen, der Flucht von Zehn­tau­sen­den aus Zöli­bat und Prie­ster­tum, der Ent­lee­rung der Prie­ster­se­mi­na­re und Klö­ster, des Zusam­men­bruchs der Dis­zi­plin, der Ver­un­si­che­rung bis in den Lehr­be­trieb der Uni­ver­si­tä­ten und Schu­len durch Über­nah­me der Ergeb­nis­se der pro­te­stan­ti­schen Leben-Jesu-For­schung, damit der Preis­ga­be der im Kate­chis­mus nie­der­ge­leg­ten Leh­re der Kir­che, der Ver­dun­stung des Glau­bens an der Basis und des Schwunds an Moral bis heute.
        Aber nicht das Kon­zil selbst hat zum Nie­der­gang des kirch­li­chen Lebens geführt, son­dern des­sen Ver­fäl­schung durch den „Geist des Kon­zils“, der von Anbe­ginn dem Ungeist histo­risch-kri­ti­scher Moder­ni­sten ent­sprun­gen ist, die unter Robert Bult­manns Ein­fluss mit­samt den hel­le­ni­stisch datier­ten Evan­ge­li­en auch die römisch-katho­li­sche Kir­che ent­my­tho­lo­gi­siert haben wollten.
        Der Histo­ri­ker Hubert Jedin benann­te bereits 1968 in einem Vor­trag vor der deut­schen Bischofs­kon­fe­renz fünf Erschei­nungs­for­men der aktu­el­len Kri­se der Kirche:
        „1. die immer wei­ter um sich grei­fen­de Unsi­cher­heit im Glau­ben, her­vor­ge­ru­fen durch die unge­hemm­te Ver­brei­tung von theo­lo­gi­schen Irr­tü­mern auf Kathe­dern, in Büchern und Aufsätzen;
        2. der Ver­such, die For­men der par­la­men­ta­ri­schen Demo­kra­tie auf die Kir­che zu über­tra­gen, durch Ein­füh­rung des Mit­be­stim­mungs­rech­tes auf allen drei Ebe­nen des kirch­li­chen Lebens, in der Uni­ver­sal­kir­che, in der Diö­ze­se und in der Pfarrei;
        3. die Ent­sa­kra­li­sie­rung des Priestertums
        4. die „freie Gestal­tung“ des Got­tes­dien­stes statt Voll­zug des Opus Dei;
        5. den Öku­me­nis­mus als Pro­te­stan­ti­sie­rung“ (zitiert nach Mat­tei, Konzil,S.623).
        Den ver­sam­mel­ten Bischö­fen hät­ten damals schon die Ohren klin­gen müs­sen – es sei denn, man war einverstanden.

      • Schluss:

        Auf­grund der pro­te­stan­ti­schen Spät­da­tie­rung, wel­che die katho­li­schen Pro­gres­sio­ni­sten seit dem Kon­zil mit allen theo­lo­gi­schen Fol­gen an den Uni­ver­si­tä­ten über­nom­men und in der Kir­che des Westens ver­brei­tet haben, ver­wei­gern sie sich den schrift­lich nie­der­ge­leg­ten Kon­zils­tex­ten, die wie alle 20 Kon­zi­li­en der bis­he­ri­gen Kir­chen­ge­schich­te von einer frü­hen, apo­sto­lisch bezeug­ten Evan­ge­li­en­ent­ste­hung aus­ge­gan­gen sind. Nun aber wur­de bereits wäh­rend des Kon­zils die­ses Zeug­nis der apo­sto­li­schen Zeu­gen von Selbst­of­fen­ba­rung Got­tes in sei­nem Mensch gewor­de­nen Sohn Jesus Chri­stus in Zwei­fel gezo­gen und durch das von Theo­lo­gen grup­pen­dy­na­misch erfühl­te Kunst­pro­dukt namens „Geist des Kon­zils“ ersetzt. Papst Bene­dikt XVI. miss­trau­te dem „Geist des Kon­zils“ von Anfang an und for­der­te früh dazu auf, das wah­re Kon­zil in des­sen Doku­men­te zu ent­decken Schritt um Schritt, Anspra­che um Anspra­che, lie­fer­te er in sei­nen ver­schie­de­nen Funk­tio­nen der katho­li­schen Kir­che die Ele­men­te für eine Neu­in­ter­pre­ta­ti­on des II. Vati­ka­ni­schen Konzils.
        Papst Bene­dikt XVI. beton­te immer beson­ders, dass die Kon­zils­vä­ter kei­ne ande­re Kir­che woll­ten. Des­halb wider­spre­che eine Her­me­neu­tik des Bruchs dem Geist und dem Wil­len der Kon­zils­vä­ter. Viel­mehr gel­te es, „den Glau­ben auf eine erneu­er­te, prä­gnan­te­re Wei­se spre­chen zu las­sen, dabei aber an sei­nen ewig­gül­ti­gen Inhal­ten ohne Nach­ge­ben und ohne Kom­pro­mis­se fest­zu­hal­ten“. Das heißt, das Kon­zil müs­se in Kon­ti­nui­tät zu den bis­he­ri­gen Kon­zi­li­en gese­hen wer­den, die ein­be­ru­fen wor­den waren, „um grund­le­gen­de Ele­men­te des Glau­bens zu defi­nie­ren und vor allem, um Irr­tü­mer zu kor­ri­gie­ren, die den Glau­ben bedroh­ten. Das Zwei­te Vati­ka­ni­sche Kon­zil aber sei etwas ganz ande­res gewe­sen, so Papst Bene­dikt XVI. „Als es ein­be­ru­fen wur­de, gab es kei­ne beson­de­ren Glau­bens­irr­tü­mer zu kor­ri­gie­ren oder zu ver­ur­tei­len, noch Fra­gen der Glau­bens­leh­re zu klä­ren.“ Es habe hin­ge­gen die Not­wen­dig­keit, „auf neue Wei­se das Ver­hält­nis zwi­schen der Kir­che und der Moder­ne, zwi­schen dem Chri­sten­tum und eini­gen grund­le­gen­den Ele­men­ten des moder­nen Den­kens“ abzu­stecken, „nicht um sich die­sem anzu­pas­sen, son­dern um die­ser unse­rer Welt, die dazu neigt sich von Gott zu ent­fer­nen, auf­zu­zei­gen, dass sie des Evan­ge­li­ums in sei­ner gan­zen Grö­ße und Rein­heit bedarf.“ Das hat man unter moder­ni­sti­schen Ziel­set­zun­gen, die sich aus der libe­ra­len Spät­da­tie­rungs­theo­lo­gie erga­ben, in der Nach­kon­zils­zeit so nicht gese­hen und die Glau­bens­be­dro­hung so lan­ge zele­briert, bis die Glau­bens­kri­se da war. Nun wol­len die Moder­ni­sten hin­ter Papst Fran­zis­kus die Glau­bens­kri­se durch die „Kraft des Gei­stes der Begeg­nung zwi­schen Kir­che und Men­schen“ bewäl­ti­gen, „um mit Begei­ste­rung den mis­sio­na­ri­schen Weg wie­der auf­zu­neh­men“. Aber braucht man dazu eine ande­re katho­li­sche Kir­che? Die an der Histo­ri­zi­tät von 20 der 27 Schrif­ten des Neu­en Testa­ments Zwei­feln­den sagen JA, die nicht am apo­sto­li­schen Ursprung aller die­ser Schrif­ten Zwei­fen­den sagen NEIN – so auch ich! Geseg­ne­te Weihnacht.

    • Ver­ehr­ter Sophus,
      herz­li­chen Dank für die­se umfang­rei­chen Kom­men­ta­re und die inter­es­san­ten Text­zi­ta­te. In der Tat hat der „fri­sche Wind“, der nach dem Kon­zil in der Kir­che weh­te, nicht zu einem neu­en Auf­bruch in der Kir­che geführt, son­dern zum Abbruch, was sich schon objek­tiv am Nie­der­gang der Mess­be­su­che zeigt. Inter­es­san­ter­wei­se ver­wei­gern eben jene, die immer wie­der von einem „Sich-Ver­schlie­ßen“ der Kir­che reden, sich die­ser Rea­li­tät zu stel­len. Ana­log poli­ti­scher Ideo­lo­gien, wie dem Sozia­lis­mus, träumt man immer noch vom wah­ren Sozia­lis­mus, obwohl doch längst der rea­le Sozia­lis­mus das Denk­ge­bäu­de als Lüge ent­larvt hat. Die Ver­söh­nung des Glau­bens mit dem Athe­is­mus, der ja die Moder­ne vom Grun­de her bestimmt, führt ledig­lich dazu, dass der Glau­be sub­stanz­los wird und auf den Sta­tus des Brauch­tums her­ab­sinkt. So wird aus der Mes­se das Event, das zu gestal­ten natür­lich ein Gebot der Tole­ranz und Gleich­stel­lung ist. Und so sehen wir in der Mes­se zuneh­mend die Pasto­ral­re­fe­ren­tin­nen agie­ren unter freund­li­cher Beglei­tung des Pfar­rers. Der „Geist der Begeg­nung“ wird dann zum Ungeist der Ver­fla­chung und lässt den Glau­ben­den mit der Fra­ge zurück, was ihm denn die­ses Schau­spiel noch bedeu­ten soll. Wo nicht Gott son­dern der Mensch in der Mes­se in den Vor­der­grund gestellt ist, da betet sich der „Geist der Begeg­nung“ nur selbst an. Oft kom­me ich aus einer sol­chen Mes­se und fra­ge mich ernst­haft, ob mein Glau­be durch die­ses Spek­ta­kel nicht wie­der ein Stück an Sub­stanz ver­lo­ren hat. Es ist die­se sich ein­stel­len­de selt­sa­me Lee­re, die beun­ru­higt. Unbe­streit­bar kann man auch als Athe­ist in einer sol­chen „Kir­che“ sei­nen Wir­kungs­raum fin­den, ins­be­son­de­re wenn man die Kir­che nur noch als Begeg­nungs­stät­te der sozi­al Enga­gier­ten sieht. Gott wird dann in die­sen Mes­sen zuneh­mend zum blo­ßen Abstrak­tum, der Ver­weis auf ihn zu einer hoh­len Phra­se. Die Fra­ge ist, ob nicht heu­te der Glau­ben­de in der Kir­che mehr lei­det als unter denen, die sich dem Glau­ben Indif­fe­rent oder ableh­nend gegen­über zeigen? 

      In der Tat hat der „Geist des Kon­zils“ heu­te vie­le in der Kir­che erfasst, was aber nichts ande­res bedeu­tet als das sich die Kir­che in einem Pro­zess der Selbst­zer­stö­rung befin­det, der ganz real schon dar­in erkenn­bar wird, dass die Besu­cher­zah­len der Mes­se suk­zes­si­ve gegen Null ten­die­ren. Der Glau­be wird so zuneh­mend zu, blo­ßem Schein, zur Schi­mä­re, schon weil er kei­ne Ant­wort mehr geben kann, was es mit dem Bösen auf sich hat, das man durch den Taschen­spie­ler­trick einer sub­stanz­lo­sen Barm­her­zig­keit glaubt, zum Ver­schwin­den brin­gen zu kön­nen. Wie im rea­len Sozia­lis­mus auch, führt sich die­se Ideo­lo­gie ad absur­dum, weil sie nichts von dem her­vor­bringt, was sie vor­gibt. Statt Gerech­tig­keit tri­um­phiert die Unge­rech­tig­keit nur um so umfas­sen­der. Alle Ideo­lo­gie lebt vom Unver­mö­gen derer, die sich den eige­nen Irr­tum nicht ein­ge­ste­hen wollen.

      • Ergän­zung

        In Band 7/​2 „Zur Leh­re des Zwei­ten Vati­ka­ni­schen Kon­zils“ der GS von Joseph Ratz­in­ger halt die­ser zu dem Kon­zils­text „Dei Ver­bum“ in einem Kom­men­tar fest:

        „Der Text sieht die gan­ze Geschich­te einer­seits unter dem Zei­chen des Falls, als gefal­le­ne Geschich­te also, ander­seits unter dem Zei­chen der Ver­hei­ßung und der Obsor­ge Got­tes, die allen »die Geduld des guten Wer­kes« und so das ewi­ge Leben ermög­licht. Hier wird man frei­lich die Fra­ge nicht unter­drücken kön­nen, ob das Kon­zil bei sei­ner Zeich­nung von Offen­ba­rung und Heils­ge­schich­te nicht doch von einer zu aus­schließ­lich opti­mi­sti­schen Sicht aus­ge­gan­gen ist, der die Tat­sa­che aus dem Auge ent­schwin­det, dass gött­li­ches Heil wesent­lich als Recht­fer­ti­gung des Sün­ders ergeht, dass die Gna­de durch das Gericht des Kreu­zes hin­durch sich voll­zieht und so selbst immer auch Gerichts­cha­rak­ter trägt, dass des­halb auch das eine Wort Got­tes in der dop­pel­ten Wei­se von Gesetz und Evan­ge­li­um auf­tritt – eine Aus­sa­ge, die auch dann gilt, wenn man die spe­zi­fisch luthe­ri­sche Theo­lo­gie von Gesetz und Evan­ge­li­um für ein­sei­tig und unge­nü­gend hält. Hät­te, wenn man schon Röm 2 als Zeug­nis für die uni­ver­sa­le Heils­mög­lich­keit anführ­te, nicht unbe­dingt der erschrecken­de Zusam­men­hang mit­er­wähnt wer­den müs­sen, in den die­ses Text­stück ein­ge­spannt ist, das einer unteil­ba­ren, von 1,17 – 3,20 rei­chen­den Gedan­ken­li­nie zuge­hört, die schließ­lich in 3,20 in den zum ange­führ­ten Text 2,6 f. direkt kon­trä­ren Satz aus­läuft: »Auf­grund der Geset­zes­wer­ke wird nie­mand gerecht­fer­tigt vor ihm [..]‘ dazu 3,23: »Alle haben gesün­digt und erman­geln der Herr­lich­keit Got­tes [..j.« Hät­te, wenn vom Heil gespro­chen wur­de, nicht auch das Geheim­nis des Zor­nes Got­tes erwähnt wer­den müs­sen, das so wuch­tig über die­sen Kapi­teln lastet? Die gan­ze The­ma­tik von Sün­de, Gesetz, Zorn Got­tes ist hier in das eine Wört­chen »lap­sus« (Post eorum lap­sum …) zusam­men­ge­zo­gen und damit doch wohl nicht in ihrem vol­len Gewicht gewür­digt und ernst genom­men. Der pasto­ra­le Opti­mis­mus einer auf Ver­ste­hen und Ver­söh­nen bedach­ten Zeit scheint hier den Blick für einen nicht unwe­sent­li­chen Teil des bibli­schen Zeug­nis­ses doch etwas getrübt zu haben.“

        Und zu „Gau­di­um et spes“ heißt es in einem Kom­men­tar Ratzingers:

        „Gewiss, die Kir­che ist an den ein­ma­li­gen Ursprung in Jesus von Naza­reth gebun­den und in die­sem Sinn »chro­no­lo­gisch« auf die Kon­ti­nui­tät mit ihm und mit dem Zeug­nis des Anfangs ver­pflich­tet. Aber weil der »Herr der Geist« ist (2 Kor 3,17) und durch den Geist Gegen­wart bleibt, dar­um gibt es für die Kir­che nicht nur die chro­no­lo­gi­sche Linie mit ihrer Ver­pflich­tung zur Kon­ti­nui­tät und Iden­ti­tät, son­dern dar­um gibt es auch für sie den Augen­blick, den Kai­ros, den sie deu­ten und in dem sie das Werk des Herrn als gegen­wär­ti­ges voll­zie­hen muss. Sie ist nicht Ver­stei­ne­rung des Dama­li­gen, son­dern des­sen leben­di­ge Gegen­wart in jeder Zeit. Ihre Dimen­si­on ist daher die Gegen­wart und die Zukunft nicht weni­ger als die Ver­gan­gen­heit. Ihr Gehor­sam gegen den Herrn muss gera­de auch­Ge­wiss, die Kir­che ist an den ein­ma­li­gen Ursprung in Jesus von Naza­reth gebun­den und in die­sem Sinn »chro­no­lo­gisch« auf die Kon­ti­nui­tät mit ihm und mit dem Zeug­nis des Anfangs ver­pflich­tet. Aber weil der »Herr der Geist« ist (2 Kor 3,17) und durch den Geist Gegen­wart bleibt, dar­um gibt es für die Kir­che nicht nur die chro­no­lo­gi­sche Linie mit ihrer Ver­pflich­tung zur Kon­ti­nui­tät und Iden­ti­tät, son­dern dar­um gibt es auch für sie den Augen­blick, den Kai­ros, den sie deu­ten und in dem sie das Werk des Herrn als gegen­wär­ti­ges voll­zie­hen muss. Sie ist nicht Ver­stei­ne­rung des Dama­li­gen, son­dern des­sen leben­di­ge Gegen­wart in jeder Zeit. Ihre Dimen­si­on ist daher die Gegen­wart und die Zukunft nicht weni­ger als die Ver­gan­gen­heit. Ihr Gehor­sam gegen den Herrn muss gera­de auch Gehor­sam gegen ihn als Pneu­ma, als Anruf im Heu­te sein; er muss sich in der »Unter­schei­dung der Gei­ster« voll­zie­hen und sich auf das Wag­nis ein­las­sen, sich jeder­zeit die­ser Unter­schei­dung zu stel­len. Sie frei­lich ist von­nö­ten, damit nicht unver­se­hens aus dem Augen­blick des Hei­li­gen Gei­stes die Augen­blick­lich­keit des Zeit­gei­stes wird, damit nicht unter dem Schein des Gehor­sams gegen­über dem Pneu­ma sich die Unter­wer­fung unter das Dik­tat der Mode und der Abfall vom Herrn voll­zieht. Damit wird die not­wen­di­ge Ver­bin­dung von Hei­lig­keit und Aggior­na­men­to sicht­bar: als Ein­ge­hen auf den Kai­ros muss es zugleich Dia-kri­sis sei­ner Gei­ster aus dem Ste­hen im einen Geist des Herrn sein. In die­sem zwie­fach-einen Sinn ist es frei­lich kirch­li­che Auf­ga­be, not­wen­di­ge pneu­ma­to­lo­gi­sche Ergän­zung zum chri­sto­lo­gi­schen Gehorsam.

      • Lei­der hat sich in mei­nem letz­ten Text­ab­schnitt beim Kopie­ren ein Feh­ler eingeschlichen:

        Es muss heißen:

        Und zu „Gau­di­um et spes“ heißt es in einem Kom­men­tar Ratzingers:

        „Gewiss, die Kir­che ist an den ein­ma­li­gen Ursprung in Jesus von Naza­reth gebun­den und in die­sem Sinn »chro­no­lo­gisch« auf die Kon­ti­nui­tät mit ihm und mit dem Zeug­nis des Anfangs ver­pflich­tet. Aber weil der »Herr der Geist« ist (2 Kor 3,17) und durch den Geist Gegen­wart bleibt, dar­um gibt es für die Kir­che nicht nur die chro­no­lo­gi­sche Linie mit ihrer Ver­pflich­tung zur Kon­ti­nui­tät und Iden­ti­tät, son­dern dar­um gibt es auch für sie den Augen­blick, den Kai­ros, den sie deu­ten und in dem sie das Werk des Herrn als gegen­wär­ti­ges voll­zie­hen muss. Sie ist nicht Ver­stei­ne­rung des Dama­li­gen, son­dern des­sen leben­di­ge Gegen­wart in jeder Zeit. Ihre Dimen­si­on ist daher die Gegen­wart und die Zukunft nicht weni­ger als die Ver­gan­gen­heit. Ihr Gehor­sam gegen den Herrn muss gera­de auch Gehor­sam gegen ihn als Pneu­ma, als Anruf im Heu­te sein; er muss sich in der »Unter­schei­dung der Gei­ster« voll­zie­hen und sich auf das Wag­nis ein­las­sen, sich jeder­zeit die­ser Unter­schei­dung zu stel­len. Sie frei­lich ist von­nö­ten, damit nicht unver­se­hens aus dem Augen­blick des Hei­li­gen Gei­stes die Augen­blick­lich­keit des Zeit­gei­stes wird, damit nicht unter dem Schein des Gehor­sams gegen­über dem Pneu­ma sich die Unter­wer­fung unter das Dik­tat der Mode und der Abfall vom Herrn voll­zieht. Damit wird die not­wen­di­ge Ver­bin­dung von Hei­lig­keit und Aggior­na­men­to sicht­bar: als Ein­ge­hen auf den Kai­ros muss es zugleich Dia-kri­sis sei­ner Gei­ster aus dem Ste­hen im einen Geist des Herrn sein. In die­sem zwie­fach-einen Sinn ist es frei­lich kirch­li­che Auf­ga­be, not­wen­di­ge pneu­ma­to­lo­gi­sche Ergän­zung zum chri­sto­lo­gi­schen Gehorsam.“

        Man erkennt bei Ratz­in­ger, dass sein anfäng­li­cher Opti­mis­mus, was das Kon­zil anbe­trifft, zuneh­mend der Ernüch­te­rung gewi­chen ist, ja sich bei ihm ein deut­li­ches Unbe­ha­gen ein­stellt, was die Rezep­ti­on des Kon­zils anbe­trifft, wozu das Kon­zil selbst sei­nen Teil bei­getra­gen hat, weil sich die Kon­zils­vä­ter schon mit der Stoff­men­ge hoff­nungs­los über­ho­ben hat­ten und es so allent­hal­ben zu Unfer­tig­kei­ten der Tex­te kam, die dann spä­ter das Tor für will­kür­li­che Inter­pre­ta­tio­nen der Tex­te öff­ne­te. Der „Geist des Kon­zils“ ist der Geist des Unbe­stimm­ten, der nicht durch den Hei­li­gen Geist weht, son­dern der den Glau­ben selbst immer mehr aus der Kir­che fegt. Inso­fern irrt Papst Fran­zis­kus, wenn er meint, die Her­me­neu­tik des Kon­zils habe den Glau­ben vor­an­ge­bracht. Das Gegen­teil ist der Fall. Das beste Bei­spie­le sind „Hir­ten“ wie Kar­di­nal Leh­mann oder Kar­di­nal Kas­per, deren Glau­bens­auf­fas­sun­gen ledig­lich zur Ver­wäs­se­rung des Glau­bens füh­ren. Auch ein Athe­ist kann sich mit einem der­art fla­chen Glau­ben anfreun­den, stellt er doch kei­ne Gefahr/​Herausforderung für das säku­la­re Den­ken und Han­deln dar.

      • Vie­len herz­li­chen Dank,
        hoch­ver­ehr­ter @ Sua­rez, für Ihre erwei­tern­den Zita­te aus dem Werk Joseph Kar­di­nal Ratz­in­gers und den damit ver­bun­de­nen Kom­men­ta­ren. Bei­des zusam­men erhel­len die gegen­wär­ti­ge Situa­ti­on noch deut­li­cher. Mit dem Anschnei­den des The­mas „Geist des Kon­zils“ hoff­te ich im Rah­men mei­ner Mög­lich­kei­ten der hier öfters ver­tre­te­nen, vor­schnel­len Mei­nung ent­ge­gen­zu­wir­ken, Papst Fran­zis­kus „schwim­me“ in sei­nem Petrus­amt, dem er nicht gewach­sen sei.

        Wer in Erin­ne­rung hat, dass er im Zusam­men­hang mit dem The­ma „unvoll­ende­tes Kon­zil“ auch sei­ne Absicht erklärt hat, Ent­schei­dun­gen zu tref­fen, die die näch­sten 300 Jah­re Bestand haben wür­den, wird ihm kei­ne Plan­lo­sig­keit im Reden und Han­deln unter­stel­len kön­nen. Die eigen­ar­ti­ge Zeit­be­gren­zung stammt aus dem rela­ti­vi­sti­schen Den­ken Kar­di­nal Kas­pers, der bekannt­lich davon aus­geht, dass neue Zei­ten neue Wahr­hei­ten gebä­ren – auch im Reli­giö­sen und sich auch die Kir­che dann wie­der den ver­än­der­ten Rea­li­tä­ten anzu­pas­sen habe.
        Zu die­ser unbi­bli­schen Auf­fas­sung hat ihn die Spät­da­tie­rung aus der pro­te­stan­ti­schen Leben-Jesu-For­schung verführt.
        Bereits in sei­ner „Ein­füh­rung in den Glau­ben“ (1972) geht Kar­di­nal Kas­per von der Tat­sa­che der Spät­da­tie­rung aus. Sei­ne Schluss­fol­ge­run­gen lau­ten: Wenn vom histo­ri­schen Jesus in den spä­ten, nicht authen­ti­schen Evan­ge­li­en kei­ne end­gül­ti­ge Wahr­heit Got­tes, son­dern nur Rela­ti­ves von Men­schen über­lie­fert ist, kann die Kir­che kei­ne abso­lu­te Wahr­heit leh­ren. Daher ist Wahr­heit für ihn nichts Abso­lu­tes, son­dern ein lau­fen­des „Gesche­hen“, das man nicht fest­hal­ten kön­ne – auch nicht in Dogmen.
        Die­se Auf­fas­sung Kar­di­nal Kas­pers haben sich im Febru­ar 2015 in Hil­des­heim 2/​3 der deut­schen Bischö­fe zu Eigen gemacht, wonach zur Fest­stel­lung der jeweils gül­ti­gen Wahr­heit die Ori­en­tie­rung am jewei­li­gen Zeit­geist oder den Zei­chen der Zeit erfol­gen und immer wie­der am „Glau­bens­sinn“ oder zumin­dest an der Glau­bens­pra­xis und nach Bischof Bode ersatz­wei­se auch an den jewei­li­gen Lebens­rea­li­tä­ten gemes­sen, nach­ju­stiert und neu defi­niert wer­den muss Es gehe heu­te nicht dar­um, eine schein­bar ewig gül­ti­ge Wahr­heit gegen eine über­hol­te, weil nicht mehr leb­ba­re Leh­re der Kir­che zu ver­tei­di­gen, viel­mehr müss­ten die über­lie­fer­ten, höchst unsi­che­ren und damit unver­bind­li­chen Wor­te Jesu an die jewei­li­gen Lebens­rea­li­tä­ten ange­passt wer­den, ein Vor­gang, der bei Bedarf jeder­zeit wie­der­hol­bar sei. Auf­ga­be der Kir­che sei es, den Men­schen zu hel­fen, die für sie jeweils gül­ti­ge Wahr­heit zu fin­den. Im Ein­zel­fall sei es legi­tim, der momen­ta­nen Leh­re der Kir­che zu wider­spre­chen, da sich Dog­men ent­wickeln wür­den. Neben Schrift und Tra­di­ti­on müs­se eben auch die kon­kre­te Rea­li­tät der Men­schen als Quel­le theo­lo­gi­scher Erkennt­nis aner­kannt wer­den. Da heu­te wie am Ende des 1. Jhdts. Glau­bens­wirk­lich­keit und Glau­bens­leh­re stark aus­ein­an­der­klaff­ten, müss­te ana­log zum Ende des 1.Jhdts. die Leh­re den Ver­hält­nis­sen ange­passt wer­den – nach Papst Fran­zis­kus gül­tig für das Heu­te und die näch­sten 300 Jahre.

  18. Eine Syn­ode zu den The­men Auf­he­bung Zöli­bat und Erlaub­nis Frau­en­prie­ster­tum wird nicht kommen.
    Die­se Fra­gen wer­den mit der Errich­tung der Eine-Welt-Reli­gi­on und Eine-Welt-Kir­che obso­let. Das kom­men­de Men­sch­mach­werk wird Ehren- und Wür­den­äm­ter für Mann und Frau haben…

    Die neue Barm­her­zig­keit (Fran­zis­kus) führt zudem ein Sün­den­ver­ständ­nis ein, dass jedes wahre/​echte Sün­den­be­wusst­sein obso­let macht.
    Wir erfah­ren aus dem Vatikan:
    Jede Sün­de wird ver­ge­ben. Von auf­rich­ti­ger Reue, Buße, Umkehr und dem Auf­trag „Sün­di­ge nicht mehr!“ hört man wenig und das nur leise.….

    • Nein! Sie haben viel­leicht recht mit der Errich­tung einer syn­kre­ti­sti­schen reli­gi­on, die JP2 schon sorg­sam vor­be­rei­tet hat.

      Aber es wird kein Frau­en­prie­ster­tum geben, jeden­falls kein „glei­ches“.

      Den­ken Sie doch mal nach, ob das gewis­se ande­re Reli­gio­nen mit­ma­chen würden!

      Es wird viel­mehr die Frau­en­dis­kri­mi­nie­rung udn die Sexua­li­sie­rung der Frau und die Aus­beu­tung von ihren Talen­ten für die „Wirt­schaft“ scham­los fortschreiten.

  19. Nachtrag1 zum The­ma „Geist des Konzils“:
    Es stellt sich die Frage:
    War das Kon­zil zu früh gekom­men? Hät­te das Kon­zil sei­ne Brei­ten­wir­kung 20–30 Jah­re spä­ter wesent­lich ver­grö­ßern kön­nen? Johan­nes XXIII. hat­te mit der Kon­zils­an­kün­di­gung alle über­rascht. Sie war nicht erwar­tet wor­den. Die euro­päi­sche Neu­ori­en­tie­rung nach 1945 war noch nicht abge­schlos­sen. Der Ost-West-Kon­flikt hat­te sei­ne käl­te­ste Pha­se noch lan­ge nicht erreicht, in Deutsch­land begann erst wirk­lich die Aus­ein­an­der­set­zung mit der NS-Ver­gan­gen­heit, die poli­ti­sche Welt wur­de durch die Ent­ko­lo­nia­li­sie­rung völ­lig ver­än­dert. In der Gesell­schaft reg­ten sich die ersten 68er. In der Bibel­wis­sen­schaft setz­te sich gera­de die Bult­mann-Schu­le durch, mit dem Ziel, durch die Spät­da­tie­rung die apo­sto­li­schen Stüt­zen der Kir­che anzu­sä­gen, denn das war durch die aus der Spät­da­tie­rung her­vor­ge­hen­de Leben-Jesu-For­schung und die dar­aus abge­lei­te­te For­de­rung der Ent­my­tho­lo­gi­sie­rung – auch der Gestalt Jesu, was deren Zer­stö­rung bedeu­te­te – mög­lich geworden.
    Etwas mehr als 30 Jah­re spä­ter konn­te Rudolf Aug­stein im Spie­gel Nr. 21 vom 25. Mai 1999 leit­ar­ti­keln: „2000 Jah­re danach – Was bleibt von Jesus Chri­stus? Über den Mythos, der die Welt präg­te“. In die­sem Arti­kel hat­te er „Ergeb­nis­se“ und „Erkennt­nis­se“ aus der pro­te­stan­tisch-libe­ra­len Theo­lo­gie „ver­ar­bei­tet“, denn mit ihr war es einer auf Mar­tin Luthers Recht­fer­ti­gungs­leh­re fixier­ten Bibel­wis­sen­schaft gelun­gen, aus dem vier­ge­stal­tig über­lie­fer­ten Zeug­nis der Apo­stel über die Selbst­of­fen­ba­rung Got­tes in Jesus Chri­stus, eine nach­apo­sto­li­sche Kom­pi­la­ti­on unbe­kann­ter hel­le­ni­sti­scher Autoren zu machen und so Got­tes Wort zum unver­bind­li­chen Men­schen­wort zu erklä­ren. Damit waren die Pau­lus­brie­fe, auf die sich Luther berief, die älte­sten Schrift­zeug­nis­se des Chri­sten­tum, was gleich­zei­tig eine Abwer­tung des Jesus von Naza­reth der Evan­ge­li­en bedeutete:
    Auf den Sei­ten 216–233 genann­ten Spie­gel­num­mer refe­rier­te Rudolf Aug­stein aus der libe­ra­len Leben-Jesu-For­schung, wenn er u.a. behauptet,
    – dass Jesus weder ein Abend­mahl gestif­tet, weder sei­nen Tod, noch sei­ne Auf­er­ste­hung vor­aus­ge­sagt, noch Sün­den ver­ge­ben, noch eine Voll­macht dazu erteilt habe;
    – dass Jesus sei­nen Jün­gern auch nicht das Kom­men und den Bei­stand des Hei­li­gen Gei­stes ver­spro­chen habe;
    – dass Jesus nicht am Kreuz dar­an gedacht habe, für die Mensch­heit zu ster­ben und mit sei­nem Tod alle zu erlösen.
    – dass Jesus die Kir­che nicht grün­den woll­te und daher die­se sich fra­gen las­sen müs­se, woher sie ihre Auto­ri­tät beziehe.
    Gegen Schluss des Arti­kels stell­te Aug­stein in logi­scher Kon­se­quenz die Fra­ge nach der Auto­ri­tät der Kir­che, die sich auf Jesus beruft, von dem man in Wahr­heit nichts wis­se. Die Ant­wort ergab sich aus dem Gesag­ten: Sie hat keine!
    Anstatt die Men­schen mit der Wahr­heit über den in den apo­sto­lisch bezeug­ten Schrif­ten drei­ei­ni­gen Gott ver­traut zu machen, haben libe­ra­len Theo­lo­gen – auch aus dem katho­li­schen Lager – das in die Welt gespro­che­ne Wort Got­tes durch Spät­da­tie­rung unglaub­wür­dig, zumin­dest rela­ti­vier­bar gemacht, um es nach Belie­ben gegen die katho­li­sche Kir­che instru­men­ta­li­sie­ren zu können.

    Die­se „For­schungs­er­geb­nis­se“ und noch mehr von die­ser Art waren sicher auch den bei den stets modern sein wol­len­den Jesui­ten in Argen­ti­ni­en bekannt und den bei ihnen aus­ge­bil­de­ten ange­hen­den Prie­ster Jor­ge Berg­o­glio bekannt gemacht wor­den. In die­sen Zusam­men­hang gehört sein „Glau­bens­be­kennt­nis“ des Jah­res 1969 eingeordnet.

    „Con­fes­sio“ von Jor­ge Mario Berg­o­glio SJ, 1969

    Ich will an Gott Vater glau­ben, der mich liebt wie einen Sohn, und an Jesus, den Herrn, der sei­nen Geist in mein Leben ein­ge­gos­sen hat, um mich zum Lächeln zu brin­gen und mich so in das Reich des ewi­gen Lebens zu führen.

    Ich glau­be an mei­ne Geschich­te, die vom Anblick der Lie­be Got­tes durch­drun­gen wur­de und mich am Früh­lings­tag, den 21. Sep­tem­ber, zur Begeg­nung geführt hat, um mich ein­zu­la­den, ihm nachzufolgen.

    Ich glau­be an mei­nen Schmerz, der unfrucht­bar ist wegen des Ego­is­mus, in den ich mich flüchte.

    Ich glau­be an die Unzu­läng­lich­keit mei­ner See­le, die zu ver­schlin­gen ver­sucht, ohne zu geben… ohne zu geben.

    Ich glau­be, daß die ande­ren gut sind, und daß ich sie ohne Furcht lie­ben soll, und ohne sie je zu ver­ra­ten, um für mich eine Sicher­heit zu suchen.

    Ich glau­be an das Ordensleben.

    Ich glau­be, daß ich viel lie­ben will.

    Ich glau­be an den täg­li­chen, bren­nen­den Tod, den ich flie­he, der mich aber anlä­chelt und mich ein­lädt ihn anzunehmen.

    Ich glau­be an die Geduld Got­tes, anneh­mend, gut wie eine Sommernacht.

    Ich glau­be, daß Vater im Him­mel beim Herrn ist.

    Ich glau­be, daß auch Pater Duar­te dort für mein Prie­ster­tum Für­spra­che hält.

    Ich glau­be an Maria, mei­ne Mut­ter, die mich liebt und mich nie allein­las­sen wird. Und ich erwar­te die Über­ra­schung eines jeden Tages, in dem sich die Lie­be, die Kraft, der Ver­rat und die Sün­de zeigt, die mich bis zur end­gül­ti­gen Begeg­nung mit jenem wun­der­ba­ren Ant­litz beglei­ten wer­den, von dem ich nicht weiß, wie es ist, das sich dau­ernd flie­he, das ich aber ken­nen­ler­nen und lie­ben will.
    Amen“.

    Die­ses „Bekennt­nis“ aus dem Jahr 1969 stellt eine erschüt­tern­de Bestands­auf­nah­me des­sen dar, was dem heu­ti­gen Papst Fran­zis­kus von der libe­ra­len Hoch­schul­theo­lo­gie an Glau­ben übrig­ge­las­sen wor­den war. Gleich­zei­tig bedeu­tet das Bekennt­nis aber auch ein trot­zi­ges Nein gegen die Anfech­tung, unmit­tel­bar vor der Prie­ster­wei­he wie­der in sei­nen Che­mi­ker­beruf zurückzukehren.

    • Nach­tra­gII

      Die „Con­fes­sio“ des Wei­he­kan­di­da­ten Jor­ge Mario Berg­o­glio SJ aus dem Jahr 1969 zeigt, in wel­che Exi­stenz­kri­se auch katho­li­sche Prie­ster­an­wär­ter gera­ten kön­nen, wenn sie sich im Stu­di­um der libe­ra­len Leben-Jesu-For­schung aus­lie­fern müs­sen. Was das inhalt­lich bedeu­tet, lässt der pro­mo­vier­te, ehe­mals evan­ge­lisch-luthe­ri­sche Theo­lo­ge und nun­meh­ri­ge athe­isti­sche Ver­le­ger und Autor Wer­ner Kubitza erken­nen. Der Autor ver­deut­licht mit einem Buch „Der Jesus­wahn“ mit dem Unter­ti­tel „Wie die Chri­sten sich ihren Gott erschu­fen. Die Ent­zau­be­rung einer Welt­re­li­gi­on durch die wis­sen­schaft­li­che For­schung“ (2011, 3. Aufl. 2013), wel­chen Glau­bens­ge­fähr­dun­gen der aus einem ita­lie­ni­schen Fröm­mig­keits­mi­lieu stam­men­de ehe­ma­li­ge Che­mie­an­ge­stell­te Jor­ge Mario Berg­o­glio SJ schon in sei­nem Stu­di­um aus­ge­setzt gewe­sen sein muss.
      Kubi­zas „Glau­bens­be­kennt­nis“ lau­tet: „Die histo­ri­sche For­schung ist sich weit­ge­hend einig, dass der Jesus, wie ihn die Kir­chen ver­kün­di­gen und wie er teil­wei­se schon in der Bibel ver­kün­det wird, so nie­mals exi­stiert hat. Wie die Bibel das am mei­sten über­schätz­te Buch der Welt­li­te­ra­tur ist, dürf­te Jesus die am mei­sten über­schätz­te Per­son der Welt­ge­schich­te sein. Wer Jesus wirk­lich war und was man heu­te wis­sen­schaft­lich ver­ant­wort­bar über ihn sagen kann, soll des­halb … über ihn fest­ge­hal­ten werden……Die Wahr­heit des Chri­sten­tums ist prin­zi­pi­ell kei­ne Fra­ge des Glau­bens mehr, nichts, wofür man sich ent­schei­den kann oder auch nicht. Denn noch vor aller zu glau­ben­den Dog­ma­tik ist das Chri­sten­tum bereits durch die histo­ri­sche Vor­prü­fung gefal­len. Die histo­ri­sche For­schung hat die Fra­ge nach der Wahr­heit des Chri­sten­tums nach­hal­ti­ger gelöst als es Biblio­the­ken von Dog­ma­ti­ken je hät­ten tun können….Das christ­li­che Para­dig­ma kann intel­lek­tu­ell ver­ant­wort­bar als erle­digt, die Fra­ge nach sei­ner Wahr­heit in nega­ti­vem Sin­ne als gelöst betrach­tet werden…..Die Kir­chen und ihre Dog­men sind jedoch, dies hat nicht zuletzt die histo­ri­sche For­schung gezeigt, gera­de­zu For­men der orga­ni­sier­ten Irrationalität“.
      Wie nah damit Kar­di­nal Kas­per mit sei­nem nie wie­der­ru­fe­nen Dog­men-Bon­mot von 1972 und der For­de­rung nach einem Para­dig­men­wech­sel bei dem Ex-Theo­lo­gen und nun­mehr beken­nen­den Athe­isten liegt, müss­te ihm eigent­lich im Hin­blick auf den Ver­lauf der Syn­ode zu den­ken geben – es sei denn, der Wort­füh­rer der Kir­chen­re­for­mer will tat­säch­lich nur noch die äuße­re Form, nicht mehr die Glau­bens­sub­stanz der katho­li­schen Kir­che vor Scha­den bewah­ren. Daher kann man in die­sen Tagen nicht oft genug in Rich­tung der Refor­mer, Papst Fran­zis­kus ein­ge­schlos­sen, sagen: Der Weg, den ihr z.B. in Sachen Wie­der­ver­hei­ra­te­te Geschie­de­ne und Lebens­part­ner­schaf­ten Homo­se­xu­el­ler gehen wollt, führt die katho­li­sche Kir­che tat­säch­lich „vom Pro­te­stan­tis­mus über den Moder­nis­mus in den Athe­is­mus“ (Papst Pius X. 1907).

      Nach­dem ein Kom­men­ta­tor die­ses Buch als radi­ka­le Außen­sei­ter­mei­nung ver­ris­sen hat­te, glaub­te sich der Autor per­sön­lich mit einer Gegen­dar­stel­lung ver­tei­di­gen zu müs­sen. Was hier der Ver­tei­di­ger sei­ner selbst zusam­men­ge­tra­gen hat, ist die Sum­me der Leben-Jesu-For­schung nach dem Stand von 2011.
      Kubitza sagt: „Die zen­tra­len Aus­sa­gen mei­nes Buches zum Leben Jesu stel­len eben kei­ne radi­ka­le Außen­sei­ter­mei­nung dar, son­dern sum­mie­ren die opi­nio com­mu­nis zu die­sem The­men­kreis. Es sind nicht mei­ne Erkennt­nis­se, ich brin­ge sie ledig­lich poin­tiert zur Spra­che. Und ich darf eine unvoll­stän­di­ge Liste hier mal anführen: 

      Es ist in der neu­te­sta­ment­li­chen For­schung all­ge­mei­ne Mei­nung und kei­nes­wegs eine Rand­mei­nung, dass das Leben Jesu fast 30 Jah­re offen­bar unspek­ta­ku­lär war, dass er nicht in Beth­le­hem gebo­ren wur­de, son­dern dies eine theo­lo­gi­sche Kon­struk­ti­on ist, dass sei­ne Stamm­bäu­me eben­falls aus theo­lo­gi­schen Erwä­gun­gen erstellt wor­den sind, dass die Geburts­ge­schich­ten mit allen Details erfun­den wor­den sind, dass die Jung­frau­en­geburt eine spä­te theo­lo­gi­sche Kon­struk­ti­on ist, dass es kei­ne hei­li­gen drei Köni­ge, kei­nen Kin­der­mord und kei­ne Flucht nach Ägyp­ten gege­ben hat.
      Es gab kei­ne Dar­stel­lung des Kin­des im Jeru­sa­le­mer Tem­pel, erst recht kei­ne Wun­der des Got­tes­kin­des, wie sie in den (apo­kry­phen) Kind­heits­evan­ge­li­en erzählt wer­den. Johan­nes der Täu­fer darf wohl nicht als Ankün­di­ger von Jesus ver­stan­den wer­den, son­dern war eine Per­son aus eige­ner Kraft. Jesus hat sich bei ihm der Sün­der­tau­fe unter­zo­gen. Sei­ne Äuße­run­gen über Jesus waren jeden­falls wohl eher ver­hal­ten, die Äuße­run­gen Jesu dem Täu­fer gegen­über dage­gen meist über­schwäng­lich. Nicht weni­ge neh­men des­halb an, dass Jesus ein Schü­ler von Johan­nes war, wie er ja auch sei­ne Ver­kün­di­gung im Wesent­li­chen fort­ge­setzt hat. Es ist in der For­schung unbe­strit­ten, dass wir eine Bio­gra­phie Jesu nicht mehr erstel­len kön­nen und dass es erst Jahr­zehn­te nach sei­nem Auf­tre­ten zu erhal­te­nen schrift­li­chen Zeug­nis­sen über ihn gekom­men ist.
      Die Evan­ge­li­sten, damit ver­ken­nen Sie, aber auch vie­le ande­re, den tat­säch­li­chen Stand der For­schun­gen zum histo­ri­schen Jesus und zum frü­hen Chri­sten­tum, waren alle­samt kei­ne Augen­zeu­gen und auch kei­ne Jün­ger Jesu. Den Gesche­hens­zu­sam­men­hang (den Rah­men der Geschich­te Jesu) scheint erst der Evan­ge­list Mar­kus geschaf­fen zu haben, in dem er die umlau­fen­den Geschich­ten zu sei­nem Evan­ge­li­um verband.
      Es ist eben­so opi­nio com­mu­nis, dass vie­le der Wor­te Jesu nicht histo­risch sind, son­dern Erfin­dun­gen sei­ner spä­te­ren Gemein­de, dass es z.B. die Berg­pre­digt so nicht gege­ben hat (obwohl sich dar­in auch offen­bar histo­ri­sches Gut befin­det). Es ist völ­lig klar, dass dies beson­ders auf das Johan­nes­evan­ge­li­um zutrifft, das fast völ­lig eine Erfin­dung des Evan­ge­li­sten sein dürfte.
      Es ist wei­ter klar, dass die Wun­der Jesu zu einem nicht gerin­gen Teil aus der Umwelt, dem Hel­le­nis­mus, dem Alten Testa­ment (das es in die­ser Form damals noch nicht gab) und der jüdi­schen Über­lie­fe­rung auf ihn über­tra­gen wor­den sind. Pau­lus scheint noch kei­ne Wun­der Jesu gekannt zu haben, für ihn ist das Leben Jesu ein­fach nicht wich­tig. Sicher­lich wäre dies anders gewe­sen, hät­te er von Wun­dern gewusst.
      Auch geht die For­schung weit über­wie­gend davon aus, dass Jesus kei­ne neue Reli­gi­on grün­den woll­te, son­dern dass sein Wir­ken ganz aus dem Juden­tum her­aus begrif­fen wer­den muss, dass er sich nur gesandt sah „zu den ver­lo­re­nen Scha­fen des Hau­ses Isra­el“, dass er also an den Ange­hö­ri­gen ande­rer Völ­ker und Reli­gio­nen schlicht nicht inter­es­siert war. Man ist sich sicher, dass sei­ne Oppo­si­ti­on gegen die Pha­ri­sä­er eine spä­te­re, christ­li­che gefärb­te Sicht der Din­ge ist, dass das jüdi­sche Gesetz für ihn noch eine viel bedeu­ten­de­re Rol­le gespielt hat, als es Pau­lus und die sich auf ihn beru­fen­de Kir­che for­mu­lier­te. Die Anschau­un­gen Jesu und Pau­lus‚ sind viel­fach gegensätzlich.
      Es ist klar, dass die Urge­mein­de in Jeru­sa­lem sich noch Jahr­zehn­te an Gesetz und Beschnei­dung gehal­ten, und dass dies nur vor­stell­bar ist, wenn Jesus selbst dies so ange­ord­net hat. Es ist klar, dass das Vater-Unser-Gebet ein durch und durch jüdi­sches Gebet ist und mit dem Chri­sten­tum eigent­lich nichts zu tun hat. Die weit über­wie­gen­de Zahl der Neu­te­sta­ment­ler geht heu­te davon aus, dass sich Jesus nicht als Sohn Got­tes bezeich­net hat und auch nicht als Mes­si­as, son­dern dass ihm die­se Hoheits­ti­tel erst von der gläu­bi­gen Gemein­de bei­gelegt wor­den sind. In Fra­ge kommt höch­stens noch der Titel „Men­schen­sohn“, von dem aber nicht weni­ge mei­nen (hier aber eine rela­tiv gro­ße Mei­nungs­viel­falt), dass er die­sen Titel gar nicht auf sich selbst bezo­gen hat. Die Lei­dens­weis­sa­gun­gen gel­ten in der For­schung als kla­re vati­ci­nia ex even­tu, also als eben­falls nach­träg­lich eingefügt.
      Es ist für die For­schung eben­so klar, dass Jesus nicht als Gott oder als Gott­mensch auf­trat, son­dern als eine Art Wan­der­pre­di­ger, der in Über­ein­stim­mung mit gewis­sen Zeit­strö­mun­gen das Kom­men des Rei­ches Got­tes erwar­tet und ver­kün­digt hat. In die­ser Erwar­tung hat sich Jesus wie alle End­zeit­ver­kün­di­ger geirrt. Weder ist das Reich Got­tes gekom­men, noch ist er selbst wie­der­ge­kehrt, wie es sei­ne Gläu­bi­gen noch bis ins zwei­te Jahr­hun­dert erwar­tet hat­ten, ja noch bis heu­te erwar­ten. Sein Tod kam wohl eher unge­wollt und traf sei­ne Jün­ger unvor­be­rei­tet. Alt frei­lich sind die Bekennt­nis­for­meln, die von sei­ner Auf­er­ste­hung berich­ten, wobei die mei­sten Neu­te­sta­ment­ler am Anfang des Auf­er­ste­hungs­glau­bens Visio­nen sehen (die nicht unbe­dingt einen auf­er­stan­de­nen Leich­nam vor­aus­set­zen), von denen ein­zel­ne Jün­ger berich­tet haben und die dann offen­bar von ande­ren geglaubt wurden.
      Die Auf­er­ste­hungs­er­zäh­lun­gen gel­ten jedoch alle als kla­re Legen­den. Es ist in der For­schung eben­falls eine opi­nio com­mu­nis, dass die Chri­sto­lo­gie Jesu lang­sam gestei­gert wur­de, dass sei­ne Hoheit offen­bar anfangs zunächst in sei­ner behaup­te­ten Auf­er­ste­hung gese­hen, spä­ter dann schon in sei­ner Tau­fe ange­setzt, mit der Jung­frau­en­geburt wei­ter rück­da­tiert wur­de, und er im Johan­nes­evan­ge­li­um schließ­lich sogar als prae­exi­stent ange­se­hen wird. Für die For­schung ist wei­ter­hin klar, dass die spä­te­ren dog­ma­ti­schen Aus­schmückun­gen der Kir­che (Zweina­tu­renleh­re, Tri­ni­tät, Kreu­zestheo­lo­gie, Süh­ne­tod­vor­stel­lung, aber auch die Recht­fer­ti­gungs­leh­re, ganz zu schwei­gen von den Mari­en­dog­men etc.) erst recht kei­nen Anhalt im Leben Jesu haben und künst­li­che Gebil­de sind…..Diese unvoll­stän­di­ge Auf­li­stung, so wie sie hier steht, könn­te sicher von 90% der wis­sen­schaft­lich arbei­ten­den Neu­te­sta­ment­ler unter­schrie­ben wer­den“. Mit den auf der Basis der apo­sto­li­schen Her­kunft der neu­te­stamnt­li­chen Schrif­ten geschrie­be­nen Jesus­bü­cher von Papst Bene­dikt XVI. haben Papst Fran­zis­kus und alle sei­ne Nach­fol­ger eine bibel­wis­sen­schaft­li­che Denkal­ter­na­ti­ve zur Ver­fü­gung, die auch gegen die refor­me­ri­sche Spät­da­tie­rungs­theo­lo­gie eines Kar­di­nal Kas­per gerich­tet ist. Wem wird Papst Fran­zis­kus in Zukunft mehr vertrauen?

      • Nach­tra­gIII
        Hier die pro­te­stan­ti­sche Spät­da­tie­rung, der, Kar­di­nal Kas­per anhängt, dort die apo­sto­li­sche Früh­da­tie­rung, von deren Rich­tig­keit Joseph Ratzinger/​Papst em. Bene­dikt XVI. in der Tra­di­ti­on der Kir­che über­zeugt ist.
        Wer von bei­den ist glaubwürdiger?

        Rein aus Ver­nunft­grün­den scheint die Wahr­schein­lich­keit der Spät­da­tie­rung sehr gering zu sein, wenn ihre Ver­tre­ter behaup­ten, dass erst nach der Tem­pel­zer­stö­rung zwi­schen 70 und 100 münd­lich umher­ir­ren­des, dabei bereits ver­än­der­tes Jesus­ma­te­ri­al von unbe­kann­ten Ver­fas­sern, zu unbe­kann­ten Zei­ten, unter fal­schem Namen, in unbe­kann­ten Gemein­den, unab­hän­gig von­ein­an­der, gesam­melt, geord­net, erwei­tert, zum Teil aus dem Alten Testa­ment her­aus­ge­spon­nen, mytho­lo­gisch über­formt, an den Zeit­geist ange­passt und end­lich zu den vier Evan­ge­li­en ver­schrif­tet wor­den ist, in Gesell­schaft mit wei­te­ren 16 Schrif­ten eben­so unbe­kann­ter Her­kunft, alles geschrie­ben von Gemein­de­theo­lo­gen, die nie­mand gese­hen und gekannt hat und die unre­flek­tiert von Juden und Hei­den, wie­der spur­los im Dun­kel der Geschich­te ver­schwun­den sind.

        Berech­net man die mathe­ma­ti­sche Wahr­schein­lich­keit des gleich­zei­ti­gen Ein­tref­fens all die­ser Fak­to­ren zwi­schen den Jah­ren 70 und 100, so erhält man einen Wert von 1:1000000000 (in Wor­ten: eins zu 1 Mil­li­ar­de) Das heißt: Wenn die Spät­da­tie­rung der Evan­ge­li­en nur zu einem Mil­li­ard­stel rich­tig sein kann, muss aus histo­risch-kri­ti­scher Sicht die kon­fes­si­ons­ideo­lo­gi­sche Hypo­the­se von der Spät­da­tie­rung falsch sein und damit alles, was aus ihr abge­lei­tet wird. Damit bleibt auch mit einer an Sicher­heit gren­zen­den Wahr­schein­lich­keit alles falsch, was der Dog­ma­ti­ker Kar­di­nal Kas­per bis heu­te an rela­ti­vi­sti­schen Reform­vor­schlä­gen aus der fal­schen Spät­da­tie­rung wie­der­auf­be­rei­tet hat. Rich­tig bleibt, dass die von Jesus Chri­stus geof­fen­bar­te und in den Evan­ge­li­en apo­sto­lisch bezeug­te Wahr­heit Got­tes, gesi­chert im geist­ge­lei­te­ten Lehr­amt der Kir­che, nicht aus rela­ti­vier­ba­ren Men­schen­wor­ten besteht, son­dern unre­la­ti­vier­ba­re Ver­bind­lich­keit besitzt – bezeugt durch die Mar­ty­ri­en der Augenzeugen.

        Als Ent­schei­dungs­hil­fe schla­ge ich Papst Fran­zis­kus vor, Papst em. Bene­dikt XVI. und Kar­di­nal Kas­per fol­gen­de 15 Fra­gen­kom­ple­xe zur getrenn­ten schrift­li­chen Beant­wor­tung vorzulegen.

        1. War­um gibt es von den angeb­lich spä­ten, anonym geblie­be­nen Gemein­de­theo­lo­gen, den angeb­li­chen Ver­fas­sern der Evan­ge­li­en, ange­sichts einer im Römer­reich schon früh ver­brei­te­ten christ­li­chen Brief- und Rei­se­kul­tur nicht den Hauch einer Spur. Weder zu den Ent­ste­hungs­zei­ten, noch zu den Ent­ste­hungs­or­ten mit ihren Gemein­de­gre­mi­en, noch gar zu ein­zel­nen Per­so­nen! War­um hat kei­ner zwi­schen 70 und 100 der bereits vor­han­de­nen Orts­bi­schö­fe die über­ra­schend vier­ge­stal­tig auf­ge­tre­te­ne Ver­schrif­tung der einen „Guten Nach­richt“, sowie die Apo­stel­ge­schich­te und die vie­len Brie­fe freu­dig begrüßt, gewür­digt und die Vor­zü­ge von Schrift­li­chem gegen­über vaga­bun­die­ren­den Jesus­über­lie­fe­run­gen für den Got­tes­dienst gebüh­rend her­vor­ge­ho­ben? War­um ist kein ein­zi­ger der „Gemein­de­theo­lo­gen“ in auch nur einer früh­christ­li­chen Gemein­de des wei­ten römi­schen Rei­ches im 1. Jahr­hun­dert als Samm­ler, Abschrei­ber, Über­for­mer, Dazu­er­fin­der, Aus­wäh­ler und Kri­ti­ker von flu­via­ti­len Jesus­stof­fen in irgend einer Wei­se bekannt geworden?

        2. War­um geht es in den alt­kirch­li­chen Evan­ge­li­en­nach­rich­ten nie um zufäl­lig von Mund zu Mund, von Sitz zu Sitz gei­stern­de lite­ra­ri­sche Klein­for­men, nie um erzäh­le­ri­sche Ein­hei­ten und Epi­so­den, Wun­der­ge­schich­ten, Gleich­nis­se, Mär­chen, Mythen und Legen­den, nicht um poin­tier­te Ein­zel­wör­ter, Lehr­sät­ze, nicht um Bil­der, Sym­bo­le, Meta­phern, nicht um Evan­ge­li­en­häpp­chen mit zun­gen­bre­chen­den grie­chi­schen Namen, also nie um irgend­wel­che sprach­li­chen Ato­me und Mole­kü­le, viel­mehr geht es immer und über­all um die voll­stän­di­gen Evan­ge­li­en­tex­te, über die bekann­te Kir­chen­schrift­stel­ler, also geschicht­lich nach­ge­wie­se­ne Per­so­nen von Gewicht, spre­chen. War­um fin­den wir nicht die gering­ste Spur von angeb­lich her­um­gei­stern­den Jesus­ma­te­ri­al in den Brie­fen von Igna­ti­us von Antio­chi­en und Poly­karp von Smyrna?

        3. Wie kom­men Bibel­wis­sen­schaft­ler dazu, den früh­kirch­li­chen Chri­sten zuzu­trau­en, auf den Schwin­del mit den getürk­ten Ver­fas­ser­na­men her­ein­ge­fal­len zu sein. Nein, die Unwahr­heit wäre in den Gemein­den nicht zu ver­ber­gen gewe­sen. Wel­chen Sinn hät­te es gehabt, sich hin­ter Auto­ri­tä­ten wie Mar­kus und Lukas zu ver­stecken, die kei­ne Auto­ri­tä­ten gewe­sen wären, wenn sie vor 70 nichts geschrie­ben gehabt hät­ten. Hät­te man in den christ­li­chen Gemein­den am Ende des 1. Jhdts. nicht fra­gen müs­sen, war­um das Mat­thä­us- und Johan­nes­evan­ge­li­um, wenn sie tat­säch­lich von den über­lie­fer­ten Apo­steln stamm­ten, nicht schon Jahr­zehn­te frü­her auf­ge­taucht sind.

        4. War­um ist nir­gend­wo in der früh­kirch­li­chen Lite­ra­tur auch nur ein Hauch von dem zu spü­ren, was histo­risch-kri­ti­sche Exege­ten seit dem 19. Jahr­hun­dert über die Ent­ste­hung der Evan­ge­li­en ange­nom­men haben. Kei­ner der Patri­sti­ker, deren Lebens­wur­zeln bis in die zwei­ten Hälf­te des ersten Jahr­hun­derts zurück­rei­chen und sich mit den aus­klin­gen­den Lebens­zei­ten der über­le­ben­den Apo­stel und Mit­glie­der der Fami­lie Jesu über­schnei­den, lässt sich zum Beweis für post­a­po­sto­lisch exi­sten­te „Evan­ge­li­sten“ in den Zeu­gen­stand rufen, obwohl die Pseu­d­epi­gra­phen von 20 der 27 neu­te­sta­ment­li­chen Tex­te noch zu ihren Leb­zei­ten erschie­nen wären. Der Apo­stel Johan­nes Zebedä­us (+ 98), die apo­sto­li­schen Väter Cle­mens von Rom (ca. 40 – 101), Igna­ti­us von Antio­chi­en (ca. 40 – 107), Poly­karp von Smyr­na (69 – 155), Papi­as von Hie­r­a­po­lis (ca. 60 – 140) hät­ten doch etwas vom rei­chen Strom münd­lich her­um­wa­bern­der Klein­for­men mit Jesus­stof­fen mer­ken müs­sen, der sich auch ihnen ange­bo­ten hät­te, um gesam­melt, ergänzt, mythisch erwei­tert, kol­lek­tiv dis­ku­tiert, neu­er­dings auch histo­ri­siert, end­lich auf­ge­schrie­ben und in ihren Gemein­den stolz prä­sen­tiert zu wer­den. Die genann­ten Väter wären noch Zeit­ge­nos­sen der besag­ten „Gemein­de­theo­lo­gen“ gewe­sen, die ihre Anony­mi­tät ver­geb­lich zu wah­ren ver­sucht hät­ten. Pseu­d­epi­gra­phen hät­ten vor die­sem Hin­ter­grund kei­ne Chan­ce gehabt.

        5. Wie konn­te in einer so geschichts­be­wuss­ten Schreib­kul­tur wie der jüdisch-hel­le­ni­sti­schen die Kennt­nis von der Ent­ste­hung solch wich­ti­ger Tex­te wie der Evan­ge­li­en sowie die wirk­li­chen Namen der gemeind­li­chen Evan­ge­li­en­ver­fas­ser an vier unter­schied­li­chen Orten zwi­schen 70 und 100 fast gleich­zei­tig unbe­kannt blei­ben? In allen vier Fäl­len fin­det sich zu den Per­so­nen hin­ter den Pseu­d­epi­gra­phen nicht die klein­ste Notiz, eben­so­we­nig zu den angeb­lich anonym geblie­be­nen vier­zehn Brie­fe­schrei­bern. War­um hat kei­ner der anony­men hel­le­ni­stisch gepräg­ten Ver­fas­ser den öffent­li­chen Ruhm des Autors für sich bean­sprucht, wo doch Stre­ben nach Ruhm zum anti­ken Lebens­sinn gehör­te. War­um hat sich nie­mand über die von ihnen anonym reich­lich spät in Umlauf gebrach­ten, sprach­lich ein­fach gehal­te­nen Tex­te gewun­dert, wo doch Zeit genug gewe­sen wäre, vor allem auf die Evan­ge­li­en etwas mehr inhalt­li­che und sprach­li­che Sorg­falt zu verwenden.

        6. War­um haben die angeb­lich in anony­men Theo­lo­gen­zir­keln zwi­schen 70 und 100 kom­pi­lier­ten und mytho­lo­gi­sier­ten Evan­ge­li­en­tex­te kei­ner­lei inter­nen Streit, wie unter Theo­lo­gen üblich, aus­ge­löst? War­um gibt es gegen Ende des 1.Jhdts. kei­ner­lei öffent­li­che Reak­ti­on auf das plötz­lich auf­ge­tauch­te neue Schrift­gut, weder von christ­li­chen, noch von heid­ni­schen Schrift­stel­lern und Phi­lo­so­phen? War­um haben heid­ni­sche Autoren eine solch völ­lig gesichts- und geschichts­lo­se Ent­ste­hung der Evan­ge­li­en­tex­te nicht aufs Korn genom­men? Wie konn­ten sich die früh ver­folg­ten, zahl­los hin­ge­mor­de­ten Chri­sten von irgend­wel­chen unbe­kann­ten Gemein­de­theo­lo­gen mit erfun­de­nen Mythen so betrü­gen las­sen? Ent­spricht es dem mensch­li­chen Selbst­er­hal­tungs­trieb für zwei­fel­haf­te, her­kufts­un­si­che­re, mytho­lo­gi­sier­te Tex­te ins Mar­ty­ri­um zu gehen? Wäre es den anony­men Gemein­de­ge­nies nach der Erfah­rung der nero­ni­schen Ver­fol­gung nicht ein Leich­tes gewe­sen, sich der gefähr­li­chen Lebens­wirk­lich­keit anzu­pas­sen und mit einem flugs erfun­de­nen Jesus­wort die Ver­ein­bar­keit von Kai­ser­kult und Chri­stus­kult theo­lo­gisch zu begrün­den, um in den Are­nen Chri­sten das Leben ret­ten zu können?

        7. War­um tre­ten die Evan­ge­li­en im Gegen­satz zu den histo­ri­schen Berich­ten des Alten Testa­ments und den mei­sten spä­te­ren apo­kry­phen Tex­ten stoff­lich und sprach­lich so redu­ziert in Erschei­nung. Aus der ger­ma­ni­schen Lite­ra­tur weiß man, dass sich Stoff­ker­ne, wie das Sigurd­lied aus den Island-Sagas, quan­ti­ta­tiv eher aus­deh­nen, je län­ger sie münd­lich und schrift­lich unter­wegs sind. Eine spä­te­re, lite­ra­risch ambi­tio­nier­te Ver­schrift­li­chung wie das Nibe­lun­gen­lied stellt eine erheb­li­che Stoff­er­wei­te­rung des Sigurd­stof­fes dar. Wären nicht auch bei spät ent­stan­de­nen Evan­ge­li­en erheb­li­che Stoff­er­wei­te­run­gen zu erwar­ten? War­um ist dies bei den kano­ni­sier­ten Evan­ge­li­en nicht der Fall? Der Evan­ge­list Johan­nes geht 20, 30.31 und 21,25 ohne nähe­re Begrün­dung auf den redu­zier­ten Cha­rak­ter sei­nes Evan­ge­li­ums ein. Ist nicht Zeit­man­gel her­aus­zu­hö­ren? Machen nicht auch das Mar­kus­evan­ge­li­um und die Apo­stel­ge­schich­te einen unfer­ti­gen Ein­druck? War­um bil­det das vier­ge­stal­ti­ge Evan­ge­li­um bei allen Abwei­chun­gen im Detail, im Sprach­duk­tus und in der theo­lo­gi­schen Sub­stanz den­noch eine die Zei­ten über­dau­ern­de rela­tiv knap­pe, aber geschlos­se­ne Einheit?

        8. Hät­ten die Jün­ger Jesu, die tat­säch­li­chen Augen- und Ohren­zeu­gen des Gesche­hens, den Brie­fe­schrei­ber Pau­lus zwölf Jah­re lang untä­tig zuschau­en kön­nen, ohne ihrer­seits ein schrift­li­ches Zeug­nis für ihren Herrn abzu­le­gen? Noch dazu, wenn die­ser Pau­lus zum The­ma Recht­fer­ti­gung Abwei­chen­des pre­dig­te? Wie durf­te der Schrift­ge­lehr­te und Ex-Pha­ri­sä­er Pau­lus es wagen, unter den Augen der apo­sto­li­schen Zeu­gen ohne ver­füg­ba­re Text­grund­la­ge theo­lo­gi­sche Brie­fe an christ­li­che Gemein­den zu schrei­ben, obwohl er Jesus nicht gefolgt war? Hät­ten die von Pau­lus aner­kann­ten Säu­len der Jeru­sa­le­mer Urge­mein­de, Petrus, Johan­nes und Jako­bus, in Ver­ant­wor­tung vor Gott das Zeug­nis über ihren gekreu­zig­ten und auf­er­stan­de­nen Herrn zur Ver­schrif­tung unbe­kann­ten Leu­ten über­las­sen dür­fen, die kei­ne Augen­zeu­gen gewe­sen wären und damit nach mosai­schem Recht zu spä­ter Zeit gar kein Zeug­nis abge­ben hät­ten dür­fen – noch dazu unter fal­schen Namen!

        9. War­um scheint Pau­lus am histo­ri­schen Jesus von Naza­reth nicht inter­es­siert zu sein? War­um fin­det sich in der Apo­stel­ge­schich­te nicht der klein­ste Hin­weis auf die Pau­lus­brie­fe? War­um fin­den wir in die­sem Geschichts­werk, das die Taten der Apo­stel zum Inhalt haben soll­te, nicht den lei­se­sten Hin­wei­se auf die pau­li­ni­sche Recht­fer­ti­gungs­leh­re. War­um begeg­nen wir die­sem Man­gel an theo­lo­gi­scher Reso­nanz auch in den Evan­ge­li­en? War­um hat Lukas auf kei­nen der katho­li­schen Brie­fe Bezug genom­men? War­um dif­fe­rie­ren Pau­lus­brie­fe und Apo­stel­ge­schich­te in ver­schie­de­nen Details zur Per­son des Apo­stels Pau­lus? War­um erweckt Pau­lus in den selbst­bio­gra­phi­schen Pas­sa­gen sei­ner Brie­fe den Ein­druck, Rich­tig­stel­lun­gen und Erwei­te­run­gen gegen­über der Apo­stel­ge­schich­te vor­neh­men zu müs­sen? Wie kann Pau­lus im Brief von eige­ner Hand an die Gala­ter (1,16–20) Sach­aus­sa­gen vom Anfang der Apo­stel­ge­schich­te (9, 23–30) kor­ri­gie­ren, wenn die­se erst an die fünf­und­zwan­zig Jah­re nach sei­nem eige­nen Tod (62/​63) geschrie­ben wor­den wäre? War­um ist Lukas mit sei­ner Apo­stel­ge­schich­te in Ver­zug gekom­men und nicht fer­tig geworden?

        10. Wel­cher anony­me Gemein­de­theo­lo­ge unter dem Namen Lukas, der sich in sei­nem Evan­ge­li­um als anti­ker Histo­ri­ker vor­stellt, hät­te am Ende des ersten Jahr­hun­derts, als er alles histo­risch bedeut­sam Gewor­de­ne über­blicken und gewich­ten konn­te, beschlie­ßen kön­nen, die Apo­stel­ge­schich­te aus­ge­rech­net vor der nero­ni­schen Chri­sten­ver­fol­gung, vor dem Tod von Petrus und Pau­lus, vor der Zer­stö­rung des Jeru­sa­le­mer Tem­pels und damit vor der Auf­lö­sung des jüdi­schen Staa­tes abzu­bre­chen? War­um hat die­ser „Lukas“ über die drei Säu­len der Jeru­sa­le­mer Urkir­che Petrus, Johan­nes Zebedä­us und dem Her­ren­bru­der Jako­bus in den Jah­ren nach dem Jeru­sa­le­mer Apo­stel­kon­zil 48 kein Wort mehr ver­lo­ren? Mehr noch: Die Acta Apo­sto­lorum, die vor­ge­ben, die Taten aller Apo­stel zu behan­deln, schwei­gen zu den Taten der mei­sten von ihnen. Von den elf Namen der Apo­stelliste in der Apo­stel­ge­schich­te (1,13) ste­hen nur am Anfang die Apo­stel Petrus und Johan­nes Zebedä­us im Mit­tel­punkt der Dar­stel­lung; dann endet die Bericht­erstat­tung über sie, ohne wie­der auf­ge­nom­men zu wer­den. Ins­ge­samt erfah­ren wir nur wenig über Phil­ip­pus, Not­wen­dig­stes über den Tod des Jako­bus Zebedä­us, aber nichts über Andre­as, Tho­mas, Bar­tho­lo­mä­us, Mat­thä­us, Jako­bus, dem Sohn des Alphä­us, Simon den Zelo­ten und Judas, den des Jako­bus. Auch nichts über die Art und Wei­se ihres Ster­bens! Ist das die Art eines spät­da­tier­ten Kir­chen­hi­sto­ri­kers, der den Umfang sei­nes Vor­ha­bens ankün­digt, aber nicht ver­wirk­licht, obwohl er dazu am Ende des Jahr­hun­derts genü­gend Zeit gehabt hätte?

        11. Wer hat die angeb­lich ein­an­der unbe­kann­ten, in weit von­ein­an­der ent­fernt schrei­ben­den „Evan­ge­li­sten“ dazu ver­pflich­tet, die Stoff­ord­nung ähn­lich zuge­stal­ten, ver­wand­te bis iden­ti­sche Text­tei­le zu ver­wen­den, eines Sin­nes die mitt­le­re Zeit­span­ne im Leben Jesu aus­zu­spa­ren und anson­sten Auf­takt und Abschluss ihrer Evan­ge­li­en auf­ein­an­der abzu­stim­men? War­um stim­men die ein­an­der unbe­kann­ten Evan­ge­li­sten aus­ge­rech­net dar­in über­ein, über die „ver­bor­ge­nen Jah­re“ Jesu zu schwei­gen, über die es nach der Spät­ver­schrif­tungs­hy­po­the­se auch fluk­tu­ie­ren­des münd­li­ches Mate­ri­al gege­ben haben müss­te? Da wäre doch wenig­stens ein erkenn­ba­rer Ver­such zu einer bio­gra­phi­schen Dar­stel­lung des Lebens Jesu in der lan­gen Zeit zwi­schen 7 vor und 27 nach Chr. zu erwar­ten gewe­sen. War­um hat wegen die­ser Fra­gen und Fest­stel­lun­gen nie­mand längst die Zwei­quel­len­theo­rie pul­ve­ri­siert? Das ein­heit­li­che gemein­sa­me Schwei­gen kann kein Zufall gewe­sen sein. Es setzt einen ein­heit­li­chen Wil­len der vier Evan­ge­li­sten und damit eine ent­spre­chen­de Zusam­men­ar­beit und Regie vor­aus – zumin­dest eine abschlie­ßend ein­heit­li­che Redak­ti­on, wie sie nur eine her­aus­ra­gen­de Auto­ri­tät hät­te wagen dür­fen, denn Juden war auch das neu­te­sta­ment­li­che Schrift­wort nicht frei ver­füg­bar, son­dern heilig.

        12. War­um haben die angeb­li­chen spä­ten, anony­men christ­li­chen Gemein­de­schrei­ber aus der Tem­pel­zer­stö­rung nach 70 für die Kreu­zi­gung Jesu kein mis­sio­na­ri­sches Kapi­tal geschla­gen? Zumin­dest in den histo­risch-kri­tisch spät datier­ten Pseu­do-Brie­fen hät­te ein Hauch von Genug­tu­ung über das „gött­li­che Straf­ge­richt über Jeru­sa­lem“ spür­bar wer­den müs­sen. Doch nir­gends im kano­ni­sier­ten Schrift­tum wird auf das für Juden und Chri­sten so ein­schnei­den­de Fak­tum der Tem­pel­zer­stö­rung aus christ­li­cher Sicht ein­ge­gan­gen. Nur hin­ter der Apo­ka­lyp­se des Sehers Johan­nes wer­den in der Dar­stel­lung des „himm­li­schen Jeru­sa­lems“ wie durch eine Folie die histo­ri­schen Rea­li­tä­ten des ver­lo­re­nen irdi­schen Jeru­sa­lems aus nicht all­zu gro­ßer zeit­li­cher Distanz sichtbar.

        13. Wenn, wie die Spät­da­tie­rer mei­nen, nach der Tem­pel­zer­stö­rung (70) noch über­all münd­li­che Über­lie­fe­run­gen über Jesus kur­sier­ten, war­um sind die apo­kry­phen Evan­ge­li­en die­ser Zeit um so vie­les phan­ta­sti­scher, aus­ufern­der und damit theo­lo­gisch „schlech­ter“, als die vier Evan­ge­li­en. War­um sind ander­seits die „spä­ten“, „unech­ten“ Pseu­do-Pau­li­nen nach Inhalt und Spra­che nur unwe­sent­lich ver­schie­den von den „ech­ten“ Pau­lus­brie­fen? In wel­chen Gemein­den gab es zwi­schen 80 und 100 noch qua­li­fi­zier­te Pau­lu­si­mi­ta­to­ren, die Pau­lus­brie­fe so gut erfin­den konn­ten, dass die Sprach­dif­fe­renz zum ech­ten Pau­lus nur 5% beträgt? Wer soll­te sol­che Fäl­schun­gen in Auf­trag gege­ben und auto­ri­siert haben, wo doch jeder Christ wuss­te, dass Pau­lus bereits Jahr­zehn­te tot war. War­um ist der Schwin­del nicht gleich auf­ge­flo­gen? Das gilt genau­so für die spät­da­tier­ten katho­li­schen Brie­fe. Als sie auf­tauch­ten, muss­te sich jeder Christ um die Jahr­hun­dert­wen­de fra­gen, wer die Brie­fe so lan­ge unter Ver­schluss gehal­ten hat, wenn sie doch aus der Feder von Petrus, Pau­lus, Jako­bus, Johan­nes und Judas stamm­ten? Wer hat nach wel­chen Kri­te­ri­en die Brie­fe zu apo­sto­li­scher Zeit gesam­melt, bewer­tet und unsin­ni­ger Wei­se geheim gehal­ten, anstatt sie zu verschicken.

        14. War­um ent­hal­ten jene 20 der 27 Schrif­ten nach Jahr­zehn­ten wil­der Über­lie­fe­rung nichts Häre­ti­sches, wor­über Hege­sip­pus hät­te kla­gen müs­sen. Wären die neu­te­sta­ment­li­chen Schrif­ten unter jenen spä­ten, nach­apo­sto­li­schen Bedin­gun­gen ent­stan­den, hät­te man wohl Häre­ti­sches gefun­den. Cle­mens Roma­nus, der Mit­ar­bei­ter von Pau­lus, der in sei­nen letz­ten Lebens­jah­ren auf den Stuhl Petri die Mög­lich­keit und Macht gehabt hät­te, häre­ti­sches Schrift­tum aus­zu­mer­zen, hat­te nicht die gering­ste Ver­an­las­sung, gegen neu­te­sta­ment­li­che Schrif­ten ein­zu­schrei­ten. War­um hegt Euse­bi­us, des­sen aus­ge­wie­se­ne Absicht es gewe­sen ist, von den Schrift­stel­lern zu berich­ten, „was sie zu den Schrif­ten sagen, die biblisch und aner­kannt sind, und jenen, die es nicht sind“ (HE III, 3), mit Aus­nah­me des Hebrä­er­brie­fes und der Gehei­men Offen­ba­rung kei­ne Ver­fas­ser­zwei­fel an den kano­ni­schen Tex­ten des NT, obwohl Fra­gen nach der Echt­heit auf­tau­chen­der Tex­te durch­aus gestellt wor­den sind? Wenn Evan­ge­li­en unge­klär­ter Her­kunft erst so spät ver­füg­bar gewe­sen wären, war­um ist von kei­nem der hoch­ran­gi­gen kirch­li­chen Amts­trä­ger, Theo­lo­gen und Phi­lo­so­phen wie Cle­mens von Rom, Igna­ti­us von Antio­chi­en, Hege­sip­pus, Poly­karp von Smyr­na, Ire­nä­us von Lyon, Ter­tul­li­an, Juli­us Afri­ca­nus, Kle­mens von Alex­an­dri­en, Hera­kles von Alex­an­dri­en, Ori­gi­nes, Hip­po­lyt von Rom, Cypri­an von Rom, Vic­to­rinus von Pet­tau, Hie­ro­ny­mus und vor allem Euse­bi­us selbst um der Wahr­heit Wil­len der Impuls aus­ge­gan­gen, die frag­wür­di­ge Her­kunft die­ser über­ra­schend auf­ge­tauch­ten Evan­ge­li­en zu erfor­schen und offen­zu­le­gen? Nichts der­glei­chen ist gesche­hen. Es gab um die über­lie­fer­ten Ver­fas­ser­schaf­ten der Mat­thä­us, Mar­kus, Lukas und Johan­nes, also um die tat­säch­li­che apo­sto­li­sche Her­kunft der Evan­ge­li­en und ande­ren neu­te­sta­ment­li­chen Schrif­ten nir­gends die gering­sten Zwei­fel und damit kei­nen Bedarf, sol­che zu klä­ren. Spät­da­tie­rer müss­ten doch erwar­ten, dass schon Papi­as von Hie­r­a­po­lis, Ire­nä­us von Lyon, Kle­mens von Alex­an­dri­en, Ori­gi­nes oder Hie­ro­ny­mus eine nicht­a­po­sto­li­sche Ent­ste­hung der Evan­ge­li­en erkannt und als unhi­sto­risch abqua­li­fi­ziert hät­ten. War­um kann Euse­bi­us in der Rück­schau auf die alt­kirch­li­chen Schrif­ten sei­ner Vor­gän­ger deren Noti­zen zur Ent­ste­hung der Evan­ge­li­en bei den chro­no­lo­gisch behan­del­ten alt­kirch­li­chen Autoren belas­sen, so dass die­se Evan­ge­li­en­mit­tei­lun­gen selt­sam ver­streut erschei­nen. War­um bestand noch knapp drei­hun­dert Jah­re nach Jesu Tod für eine Zusam­men­fas­sung der Ein­zel­nach­rich­ten zu einer the­ma­tisch geschlos­se­nen Geschich­te der Ent­ste­hung der Evan­ge­li­en kein Bedarf?

        15. War­um gibt es eine sehr frü­he Über­lie­fe­rung, der­zu­fol­ge der Apo­stel Johan­nes Zebedä­us ziem­lich genau im Jahr 56 n.C. mit Jesu Mut­ter Maria im Alter etwa 70 Jah­ren aus­ge­rech­net nach Ephe­sus gekom­men ist? War­um gibt es nicht nur in Jeru­sa­lem, son­dern auch in Ephe­sus mit dem „Haus Mari­ens“ eine Mari­en­tra­di­ti­on. War­um gibt es die­se Tra­di­ti­on nicht auch in Antio­chi­en oder Alex­an­dria? Was könn­te der Grund für eine sol­che rund 14-tägi­ge See­rei­se von Caesarea Mari­ti­ma aus­ge­rech­net nach Ephe­sus gewe­sen sein? Eine Flucht vor der immer gefähr­li­cher wer­den­den Situa­ti­on in Jeru­sa­lem wäre es nicht gewe­sen, denn da hät­te sich nach Jesu Rat die wesent­lich nähe­re Deka­po­lis als Flucht­ge­biet ange­bo­ten. Muss­te etwa von ihr die in Arbeit befind­li­che lukani­sche Kind­heits­ge­schich­te bezeugt wer­den? War­um begeg­nen wir im Umkreis von Ephesus/​Troas im glei­chen Zeit­raum neben Lukas und Johan­nes auch Petrus und Mar­kus sowie Pau­lus, und auch Mat­thä­us konn­te nach Papi­as von Hie­r­a­po­lis nicht weit gewe­sen sein. Wor­auf deu­tet das hin? Beinhal­tet bereits die neue Barm­her­zi­keits­theo­lo­gie die Ant­wort? Aber wäre das wirk­lich eine Ant­wort ange­sichts der Histo­ri­zi­tät von früh­ver­schrif­te­ten Gerichts­re­den Jesu und der Tat­sa­che, dass das Sub­stan­tiv „Berm­her­zig­keit“ als Abst­aktum im NT nicht vorkommt?

      • Nach­tra­gIII
        Hier die pro­te­stan­ti­sche Spät­da­tie­rung, der, Kar­di­nal Kas­per anhängt, dort die apo­sto­li­sche Früh­da­tie­rung, von deren Rich­tig­keit Joseph Ratzinger/​Papst em. Bene­dikt XVI. in der Tra­di­ti­on der Kir­che über­zeugt ist.
        Wer von bei­den ist glaubwürdiger?

        Rein aus Ver­nunft­grün­den scheint die Wahr­schein­lich­keit der Spät­da­tie­rung sehr gering zu sein, wenn ihre Ver­tre­ter behaup­ten, dass erst nach der Tem­pel­zer­stö­rung zwi­schen 70 und 100 münd­lich umher­ir­ren­des, dabei bereits ver­än­der­tes Jesus­ma­te­ri­al von unbe­kann­ten Ver­fas­sern, zu unbe­kann­ten Zei­ten, unter fal­schem Namen, in unbe­kann­ten Gemein­den, unab­hän­gig von­ein­an­der, gesam­melt, geord­net, erwei­tert, zum Teil aus dem Alten Testa­ment her­aus­ge­spon­nen, mytho­lo­gisch über­formt, an den Zeit­geist ange­passt und end­lich zu den vier Evan­ge­li­en ver­schrif­tet wor­den ist, in Gesell­schaft mit wei­te­ren 16 Schrif­ten eben­so unbe­kann­ter Her­kunft, alles geschrie­ben von Gemein­de­theo­lo­gen, die nie­mand gese­hen und gekannt hat und die unre­flek­tiert von Juden und Hei­den, wie­der spur­los im Dun­kel der Geschich­te ver­schwun­den sind.

        Berech­net man die mathe­ma­ti­sche Wahr­schein­lich­keit des gleich­zei­ti­gen Ein­tref­fens all die­ser Fak­to­ren zwi­schen den Jah­ren 70 und 100, so erhält man einen Wert von 1:1000000000 (in Wor­ten: eins zu 1 Mil­li­ar­de) Das heißt: Wenn die Spät­da­tie­rung der Evan­ge­li­en nur zu einem Mil­li­ard­stel rich­tig sein kann, muss aus histo­risch-kri­ti­scher Sicht die kon­fes­si­ons­ideo­lo­gi­sche Hypo­the­se von der Spät­da­tie­rung falsch sein und damit alles, was aus ihr abge­lei­tet wird. Damit bleibt auch mit einer an Sicher­heit gren­zen­den Wahr­schein­lich­keit alles falsch, was der Dog­ma­ti­ker Kar­di­nal Kas­per bis heu­te an rela­ti­vi­sti­schen Reform­vor­schlä­gen aus der fal­schen Spät­da­tie­rung wie­der­auf­be­rei­tet hat. Rich­tig bleibt, dass die von Jesus Chri­stus geof­fen­bar­te und in den Evan­ge­li­en apo­sto­lisch bezeug­te Wahr­heit Got­tes, gesi­chert im geist­ge­lei­te­ten Lehr­amt der Kir­che, nicht aus rela­ti­vier­ba­ren Men­schen­wor­ten besteht, son­dern unre­la­ti­vier­ba­re Ver­bind­lich­keit besitzt – bezeugt durch die Mar­ty­ri­en der Augenzeugen.

        Als Ent­schei­dungs­hil­fe schla­ge ich Papst Fran­zis­kus vor, Papst em. Bene­dikt XVI. und Kar­di­nal Kas­per fol­gen­de 15 Fra­gen­kom­ple­xe zur getrenn­ten schrift­li­chen Beant­wor­tung vorzulegen.

        1. War­um gibt es von den angeb­lich spä­ten, anonym geblie­be­nen Gemein­de­theo­lo­gen, den angeb­li­chen Ver­fas­sern der Evan­ge­li­en, ange­sichts einer im Römer­reich schon früh ver­brei­te­ten christ­li­chen Brief- und Rei­se­kul­tur nicht den Hauch einer Spur. Weder zu den Ent­ste­hungs­zei­ten, noch zu den Ent­ste­hungs­or­ten mit ihren Gemein­de­gre­mi­en, noch gar zu ein­zel­nen Per­so­nen! War­um hat kei­ner zwi­schen 70 und 100 der bereits vor­han­de­nen Orts­bi­schö­fe die über­ra­schend vier­ge­stal­tig auf­ge­tre­te­ne Ver­schrif­tung der einen „Guten Nach­richt“, sowie die Apo­stel­ge­schich­te und die vie­len Brie­fe freu­dig begrüßt, gewür­digt und die Vor­zü­ge von Schrift­li­chem gegen­über vaga­bun­die­ren­den Jesus­über­lie­fe­run­gen für den Got­tes­dienst gebüh­rend her­vor­ge­ho­ben? War­um ist kein ein­zi­ger der „Gemein­de­theo­lo­gen“ in auch nur einer früh­christ­li­chen Gemein­de des wei­ten römi­schen Rei­ches im 1. Jahr­hun­dert als Samm­ler, Abschrei­ber, Über­for­mer, Dazu­er­fin­der, Aus­wäh­ler und Kri­ti­ker von flu­via­ti­len Jesus­stof­fen in irgend einer Wei­se bekannt geworden?

        2. War­um geht es in den alt­kirch­li­chen Evan­ge­li­en­nach­rich­ten nie um zufäl­lig von Mund zu Mund, von Sitz zu Sitz gei­stern­de lite­ra­ri­sche Klein­for­men, nie um erzäh­le­ri­sche Ein­hei­ten und Epi­so­den, Wun­der­ge­schich­ten, Gleich­nis­se, Mär­chen, Mythen und Legen­den, nicht um poin­tier­te Ein­zel­wör­ter, Lehr­sät­ze, nicht um Bil­der, Sym­bo­le, Meta­phern, nicht um Evan­ge­li­en­häpp­chen mit zun­gen­bre­chen­den grie­chi­schen Namen, also nie um irgend­wel­che sprach­li­chen Ato­me und Mole­kü­le, viel­mehr geht es immer und über­all um die voll­stän­di­gen Evan­ge­li­en­tex­te, über die bekann­te Kir­chen­schrift­stel­ler, also geschicht­lich nach­ge­wie­se­ne Per­so­nen von Gewicht, spre­chen. War­um fin­den wir nicht die gering­ste Spur von angeb­lich her­um­gei­stern­den Jesus­ma­te­ri­al in den Brie­fen von Igna­ti­us von Antio­chi­en und Poly­karp von Smyrna?

        3. Wie kom­men Bibel­wis­sen­schaft­ler dazu, den früh­kirch­li­chen Chri­sten zuzu­trau­en, auf den Schwin­del mit den getürk­ten Ver­fas­ser­na­men her­ein­ge­fal­len zu sein. Nein, die Unwahr­heit wäre in den Gemein­den nicht zu ver­ber­gen gewe­sen. Wel­chen Sinn hät­te es gehabt, sich hin­ter Auto­ri­tä­ten wie Mar­kus und Lukas zu ver­stecken, die kei­ne Auto­ri­tä­ten gewe­sen wären, wenn sie vor 70 nichts geschrie­ben gehabt hät­ten. Hät­te man in den christ­li­chen Gemein­den am Ende des 1. Jhdts. nicht fra­gen müs­sen, war­um das Mat­thä­us- und Johan­nes­evan­ge­li­um, wenn sie tat­säch­lich von den über­lie­fer­ten Apo­steln stamm­ten, nicht schon Jahr­zehn­te frü­her auf­ge­taucht sind.

        4. War­um ist nir­gend­wo in der früh­kirch­li­chen Lite­ra­tur auch nur ein Hauch von dem zu spü­ren, was histo­risch-kri­ti­sche Exege­ten seit dem 19. Jahr­hun­dert über die Ent­ste­hung der Evan­ge­li­en ange­nom­men haben. Kei­ner der Patri­sti­ker, deren Lebens­wur­zeln bis in die zwei­ten Hälf­te des ersten Jahr­hun­derts zurück­rei­chen und sich mit den aus­klin­gen­den Lebens­zei­ten der über­le­ben­den Apo­stel und Mit­glie­der der Fami­lie Jesu über­schnei­den, lässt sich zum Beweis für post­a­po­sto­lisch exi­sten­te „Evan­ge­li­sten“ in den Zeu­gen­stand rufen, obwohl die Pseu­d­epi­gra­phen von 20 der 27 neu­te­sta­ment­li­chen Tex­te noch zu ihren Leb­zei­ten erschie­nen wären. Der Apo­stel Johan­nes Zebedä­us (+ 98), die apo­sto­li­schen Väter Cle­mens von Rom (ca. 40 – 101), Igna­ti­us von Antio­chi­en (ca. 40 – 107), Poly­karp von Smyr­na (69 – 155), Papi­as von Hie­r­a­po­lis (ca. 60 – 140) hät­ten doch etwas vom rei­chen Strom münd­lich her­um­wa­bern­der Klein­for­men mit Jesus­stof­fen mer­ken müs­sen, der sich auch ihnen ange­bo­ten hät­te, um gesam­melt, ergänzt, mythisch erwei­tert, kol­lek­tiv dis­ku­tiert, neu­er­dings auch histo­ri­siert, end­lich auf­ge­schrie­ben und in ihren Gemein­den stolz prä­sen­tiert zu wer­den. Die genann­ten Väter wären noch Zeit­ge­nos­sen der besag­ten „Gemein­de­theo­lo­gen“ gewe­sen, die ihre Anony­mi­tät ver­geb­lich zu wah­ren ver­sucht hät­ten. Pseu­d­epi­gra­phen hät­ten vor die­sem Hin­ter­grund kei­ne Chan­ce gehabt.

        5. Wie konn­te in einer so geschichts­be­wuss­ten Schreib­kul­tur wie der jüdisch-hel­le­ni­sti­schen die Kennt­nis von der Ent­ste­hung solch wich­ti­ger Tex­te wie der Evan­ge­li­en sowie die wirk­li­chen Namen der gemeind­li­chen Evan­ge­li­en­ver­fas­ser an vier unter­schied­li­chen Orten zwi­schen 70 und 100 fast gleich­zei­tig unbe­kannt blei­ben? In allen vier Fäl­len fin­det sich zu den Per­so­nen hin­ter den Pseu­d­epi­gra­phen nicht die klein­ste Notiz, eben­so­we­nig zu den angeb­lich anonym geblie­be­nen vier­zehn Brie­fe­schrei­bern. War­um hat kei­ner der anony­men hel­le­ni­stisch gepräg­ten Ver­fas­ser den öffent­li­chen Ruhm des Autors für sich bean­sprucht, wo doch Stre­ben nach Ruhm zum anti­ken Lebens­sinn gehör­te. War­um hat sich nie­mand über die von ihnen anonym reich­lich spät in Umlauf gebrach­ten, sprach­lich ein­fach gehal­te­nen Tex­te gewun­dert, wo doch Zeit genug gewe­sen wäre, vor allem auf die Evan­ge­li­en etwas mehr inhalt­li­che und sprach­li­che Sorg­falt zu verwenden.

        6. War­um haben die angeb­lich in anony­men Theo­lo­gen­zir­keln zwi­schen 70 und 100 kom­pi­lier­ten und mytho­lo­gi­sier­ten Evan­ge­li­en­tex­te kei­ner­lei inter­nen Streit, wie unter Theo­lo­gen üblich, aus­ge­löst? War­um gibt es gegen Ende des 1.Jhdts. kei­ner­lei öffent­li­che Reak­ti­on auf das plötz­lich auf­ge­tauch­te neue Schrift­gut, weder von christ­li­chen, noch von heid­ni­schen Schrift­stel­lern und Phi­lo­so­phen? War­um haben heid­ni­sche Autoren eine solch völ­lig gesichts- und geschichts­lo­se Ent­ste­hung der Evan­ge­li­en­tex­te nicht aufs Korn genom­men? Wie konn­ten sich die früh ver­folg­ten, zahl­los hin­ge­mor­de­ten Chri­sten von irgend­wel­chen unbe­kann­ten Gemein­de­theo­lo­gen mit erfun­de­nen Mythen so betrü­gen las­sen? Ent­spricht es dem mensch­li­chen Selbst­er­hal­tungs­trieb für zwei­fel­haf­te, her­kufts­un­si­che­re, mytho­lo­gi­sier­te Tex­te ins Mar­ty­ri­um zu gehen? Wäre es den anony­men Gemein­de­ge­nies nach der Erfah­rung der nero­ni­schen Ver­fol­gung nicht ein Leich­tes gewe­sen, sich der gefähr­li­chen Lebens­wirk­lich­keit anzu­pas­sen und mit einem flugs erfun­de­nen Jesus­wort die Ver­ein­bar­keit von Kai­ser­kult und Chri­stus­kult theo­lo­gisch zu begrün­den, um in den Are­nen Chri­sten das Leben ret­ten zu können?

        7. War­um tre­ten die Evan­ge­li­en im Gegen­satz zu den histo­ri­schen Berich­ten des Alten Testa­ments und den mei­sten spä­te­ren apo­kry­phen Tex­ten stoff­lich und sprach­lich so redu­ziert in Erschei­nung. Aus der ger­ma­ni­schen Lite­ra­tur weiß man, dass sich Stoff­ker­ne, wie das Sigurd­lied aus den Island-Sagas, quan­ti­ta­tiv eher aus­deh­nen, je län­ger sie münd­lich und schrift­lich unter­wegs sind. Eine spä­te­re, lite­ra­risch ambi­tio­nier­te Ver­schrift­li­chung wie das Nibe­lun­gen­lied stellt eine erheb­li­che Stoff­er­wei­te­rung des Sigurd­stof­fes dar. Wären nicht auch bei spät ent­stan­de­nen Evan­ge­li­en erheb­li­che Stoff­er­wei­te­run­gen zu erwar­ten? War­um ist dies bei den kano­ni­sier­ten Evan­ge­li­en nicht der Fall? Der Evan­ge­list Johan­nes geht 20, 30.31 und 21,25 ohne nähe­re Begrün­dung auf den redu­zier­ten Cha­rak­ter sei­nes Evan­ge­li­ums ein. Ist nicht Zeit­man­gel her­aus­zu­hö­ren? Machen nicht auch das Mar­kus­evan­ge­li­um und die Apo­stel­ge­schich­te einen unfer­ti­gen Ein­druck? War­um bil­det das vier­ge­stal­ti­ge Evan­ge­li­um bei allen Abwei­chun­gen im Detail, im Sprach­duk­tus und in der theo­lo­gi­schen Sub­stanz den­noch eine die Zei­ten über­dau­ern­de rela­tiv knap­pe, aber geschlos­se­ne Einheit?

        8. Hät­ten die Jün­ger Jesu, die tat­säch­li­chen Augen- und Ohren­zeu­gen des Gesche­hens, den Brie­fe­schrei­ber Pau­lus zwölf Jah­re lang untä­tig zuschau­en kön­nen, ohne ihrer­seits ein schrift­li­ches Zeug­nis für ihren Herrn abzu­le­gen? Noch dazu, wenn die­ser Pau­lus zum The­ma Recht­fer­ti­gung Abwei­chen­des pre­dig­te? Wie durf­te der Schrift­ge­lehr­te und Ex-Pha­ri­sä­er Pau­lus es wagen, unter den Augen der apo­sto­li­schen Zeu­gen ohne ver­füg­ba­re Text­grund­la­ge theo­lo­gi­sche Brie­fe an christ­li­che Gemein­den zu schrei­ben, obwohl er Jesus nicht gefolgt war? Hät­ten die von Pau­lus aner­kann­ten Säu­len der Jeru­sa­le­mer Urge­mein­de, Petrus, Johan­nes und Jako­bus, in Ver­ant­wor­tung vor Gott das Zeug­nis über ihren gekreu­zig­ten und auf­er­stan­de­nen Herrn zur Ver­schrif­tung unbe­kann­ten Leu­ten über­las­sen dür­fen, die kei­ne Augen­zeu­gen gewe­sen wären und damit nach mosai­schem Recht zu spä­ter Zeit gar kein Zeug­nis abge­ben hät­ten dür­fen – noch dazu unter fal­schen Namen!

        9. War­um scheint Pau­lus am histo­ri­schen Jesus von Naza­reth nicht inter­es­siert zu sein? War­um fin­det sich in der Apo­stel­ge­schich­te nicht der klein­ste Hin­weis auf die Pau­lus­brie­fe? War­um fin­den wir in die­sem Geschichts­werk, das die Taten der Apo­stel zum Inhalt haben soll­te, nicht den lei­se­sten Hin­wei­se auf die pau­li­ni­sche Recht­fer­ti­gungs­leh­re. War­um begeg­nen wir die­sem Man­gel an theo­lo­gi­scher Reso­nanz auch in den Evan­ge­li­en? War­um hat Lukas auf kei­nen der katho­li­schen Brie­fe Bezug genom­men? War­um dif­fe­rie­ren Pau­lus­brie­fe und Apo­stel­ge­schich­te in ver­schie­de­nen Details zur Per­son des Apo­stels Pau­lus? War­um erweckt Pau­lus in den selbst­bio­gra­phi­schen Pas­sa­gen sei­ner Brie­fe den Ein­druck, Rich­tig­stel­lun­gen und Erwei­te­run­gen gegen­über der Apo­stel­ge­schich­te vor­neh­men zu müs­sen? Wie kann Pau­lus im Brief von eige­ner Hand an die Gala­ter (1,16–20) Sach­aus­sa­gen vom Anfang der Apo­stel­ge­schich­te (9, 23–30) kor­ri­gie­ren, wenn die­se erst an die fünf­und­zwan­zig Jah­re nach sei­nem eige­nen Tod (62/​63) geschrie­ben wor­den wäre? War­um ist Lukas mit sei­ner Apo­stel­ge­schich­te in Ver­zug gekom­men und nicht fer­tig geworden?

        10. Wel­cher anony­me Gemein­de­theo­lo­ge unter dem Namen Lukas, der sich in sei­nem Evan­ge­li­um als anti­ker Histo­ri­ker vor­stellt, hät­te am Ende des ersten Jahr­hun­derts, als er alles histo­risch bedeut­sam Gewor­de­ne über­blicken und gewich­ten konn­te, beschlie­ßen kön­nen, die Apo­stel­ge­schich­te aus­ge­rech­net vor der nero­ni­schen Chri­sten­ver­fol­gung, vor dem Tod von Petrus und Pau­lus, vor der Zer­stö­rung des Jeru­sa­le­mer Tem­pels und damit vor der Auf­lö­sung des jüdi­schen Staa­tes abzu­bre­chen? War­um hat die­ser „Lukas“ über die drei Säu­len der Jeru­sa­le­mer Urkir­che Petrus, Johan­nes Zebedä­us und dem Her­ren­bru­der Jako­bus in den Jah­ren nach dem Jeru­sa­le­mer Apo­stel­kon­zil 48 kein Wort mehr ver­lo­ren? Mehr noch: Die Acta Apo­sto­lorum, die vor­ge­ben, die Taten aller Apo­stel zu behan­deln, schwei­gen zu den Taten der mei­sten von ihnen. Von den elf Namen der Apo­stelliste in der Apo­stel­ge­schich­te (1,13) ste­hen nur am Anfang die Apo­stel Petrus und Johan­nes Zebedä­us im Mit­tel­punkt der Dar­stel­lung; dann endet die Bericht­erstat­tung über sie, ohne wie­der auf­ge­nom­men zu wer­den. Ins­ge­samt erfah­ren wir nur wenig über Phil­ip­pus, Not­wen­dig­stes über den Tod des Jako­bus Zebedä­us, aber nichts über Andre­as, Tho­mas, Bar­tho­lo­mä­us, Mat­thä­us, Jako­bus, dem Sohn des Alphä­us, Simon den Zelo­ten und Judas, den des Jako­bus. Auch nichts über die Art und Wei­se ihres Ster­bens! Ist das die Art eines spät­da­tier­ten Kir­chen­hi­sto­ri­kers, der den Umfang sei­nes Vor­ha­bens ankün­digt, aber nicht ver­wirk­licht, obwohl er dazu am Ende des Jahr­hun­derts genü­gend Zeit gehabt hätte?

        11. Wer hat die angeb­lich ein­an­der unbe­kann­ten, in weit von­ein­an­der ent­fernt schrei­ben­den „Evan­ge­li­sten“ dazu ver­pflich­tet, die Stoff­ord­nung ähn­lich zuge­stal­ten, ver­wand­te bis iden­ti­sche Text­tei­le zu ver­wen­den, eines Sin­nes die mitt­le­re Zeit­span­ne im Leben Jesu aus­zu­spa­ren und anson­sten Auf­takt und Abschluss ihrer Evan­ge­li­en auf­ein­an­der abzu­stim­men? War­um stim­men die ein­an­der unbe­kann­ten Evan­ge­li­sten aus­ge­rech­net dar­in über­ein, über die „ver­bor­ge­nen Jah­re“ Jesu zu schwei­gen, über die es nach der Spät­ver­schrif­tungs­hy­po­the­se auch fluk­tu­ie­ren­des münd­li­ches Mate­ri­al gege­ben haben müss­te? Da wäre doch wenig­stens ein erkenn­ba­rer Ver­such zu einer bio­gra­phi­schen Dar­stel­lung des Lebens Jesu in der lan­gen Zeit zwi­schen 7 vor und 27 nach Chr. zu erwar­ten gewe­sen. War­um hat wegen die­ser Fra­gen und Fest­stel­lun­gen nie­mand längst die Zwei­quel­len­theo­rie pul­ve­ri­siert? Das ein­heit­li­che gemein­sa­me Schwei­gen kann kein Zufall gewe­sen sein. Es setzt einen ein­heit­li­chen Wil­len der vier Evan­ge­li­sten und damit eine ent­spre­chen­de Zusam­men­ar­beit und Regie vor­aus – zumin­dest eine abschlie­ßend ein­heit­li­che Redak­ti­on, wie sie nur eine her­aus­ra­gen­de Auto­ri­tät hät­te wagen dür­fen, denn Juden war auch das neu­te­sta­ment­li­che Schrift­wort nicht frei ver­füg­bar, son­dern heilig.

        12. War­um haben die angeb­li­chen spä­ten, anony­men christ­li­chen Gemein­de­schrei­ber aus der Tem­pel­zer­stö­rung nach 70 für die Kreu­zi­gung Jesu kein mis­sio­na­ri­sches Kapi­tal geschla­gen? Zumin­dest in den histo­risch-kri­tisch spät datier­ten Pseu­do-Brie­fen hät­te ein Hauch von Genug­tu­ung über das „gött­li­che Straf­ge­richt über Jeru­sa­lem“ spür­bar wer­den müs­sen. Doch nir­gends im kano­ni­sier­ten Schrift­tum wird auf das für Juden und Chri­sten so ein­schnei­den­de Fak­tum der Tem­pel­zer­stö­rung aus christ­li­cher Sicht ein­ge­gan­gen. Nur hin­ter der Apo­ka­lyp­se des Sehers Johan­nes wer­den in der Dar­stel­lung des „himm­li­schen Jeru­sa­lems“ wie durch eine Folie die histo­ri­schen Rea­li­tä­ten des ver­lo­re­nen irdi­schen Jeru­sa­lems aus nicht all­zu gro­ßer zeit­li­cher Distanz sichtbar.

        13. Wenn, wie die Spät­da­tie­rer mei­nen, nach der Tem­pel­zer­stö­rung (70) noch über­all münd­li­che Über­lie­fe­run­gen über Jesus kur­sier­ten, war­um sind die apo­kry­phen Evan­ge­li­en die­ser Zeit um so vie­les phan­ta­sti­scher, aus­ufern­der und damit theo­lo­gisch „schlech­ter“, als die vier Evan­ge­li­en. War­um sind ander­seits die „spä­ten“, „unech­ten“ Pseu­do-Pau­li­nen nach Inhalt und Spra­che nur unwe­sent­lich ver­schie­den von den „ech­ten“ Pau­lus­brie­fen? In wel­chen Gemein­den gab es zwi­schen 80 und 100 noch qua­li­fi­zier­te Pau­lu­si­mi­ta­to­ren, die Pau­lus­brie­fe so gut erfin­den konn­ten, dass die Sprach­dif­fe­renz zum ech­ten Pau­lus nur 5% beträgt? Wer soll­te sol­che Fäl­schun­gen in Auf­trag gege­ben und auto­ri­siert haben, wo doch jeder Christ wuss­te, dass Pau­lus bereits Jahr­zehn­te tot war. War­um ist der Schwin­del nicht gleich auf­ge­flo­gen? Das gilt genau­so für die spät­da­tier­ten katho­li­schen Brie­fe. Als sie auf­tauch­ten, muss­te sich jeder Christ um die Jahr­hun­dert­wen­de fra­gen, wer die Brie­fe so lan­ge unter Ver­schluss gehal­ten hat, wenn sie doch aus der Feder von Petrus, Pau­lus, Jako­bus, Johan­nes und Judas stamm­ten? Wer hat nach wel­chen Kri­te­ri­en die Brie­fe zu apo­sto­li­scher Zeit gesam­melt, bewer­tet und unsin­ni­ger Wei­se geheim gehal­ten, anstatt sie zu verschicken.

        14. War­um ent­hal­ten jene 20 der 27 Schrif­ten nach Jahr­zehn­ten wil­der Über­lie­fe­rung nichts Häre­ti­sches, wor­über Hege­sip­pus hät­te kla­gen müs­sen. Wären die neu­te­sta­ment­li­chen Schrif­ten unter jenen spä­ten, nach­apo­sto­li­schen Bedin­gun­gen ent­stan­den, hät­te man wohl Häre­ti­sches gefun­den. Cle­mens Roma­nus, der Mit­ar­bei­ter von Pau­lus, der in sei­nen letz­ten Lebens­jah­ren auf den Stuhl Petri die Mög­lich­keit und Macht gehabt hät­te, häre­ti­sches Schrift­tum aus­zu­mer­zen, hat­te nicht die gering­ste Ver­an­las­sung, gegen neu­te­sta­ment­li­che Schrif­ten ein­zu­schrei­ten. War­um hegt Euse­bi­us, des­sen aus­ge­wie­se­ne Absicht es gewe­sen ist, von den Schrift­stel­lern zu berich­ten, „was sie zu den Schrif­ten sagen, die biblisch und aner­kannt sind, und jenen, die es nicht sind“ (HE III, 3), mit Aus­nah­me des Hebrä­er­brie­fes und der Gehei­men Offen­ba­rung kei­ne Ver­fas­ser­zwei­fel an den kano­ni­schen Tex­ten des NT, obwohl Fra­gen nach der Echt­heit auf­tau­chen­der Tex­te durch­aus gestellt wor­den sind? Wenn Evan­ge­li­en unge­klär­ter Her­kunft erst so spät ver­füg­bar gewe­sen wären, war­um ist von kei­nem der hoch­ran­gi­gen kirch­li­chen Amts­trä­ger, Theo­lo­gen und Phi­lo­so­phen wie Cle­mens von Rom, Igna­ti­us von Antio­chi­en, Hege­sip­pus, Poly­karp von Smyr­na, Ire­nä­us von Lyon, Ter­tul­li­an, Juli­us Afri­ca­nus, Kle­mens von Alex­an­dri­en, Hera­kles von Alex­an­dri­en, Ori­gi­nes, Hip­po­lyt von Rom, Cypri­an von Rom, Vic­to­rinus von Pet­tau, Hie­ro­ny­mus und vor allem Euse­bi­us selbst um der Wahr­heit Wil­len der Impuls aus­ge­gan­gen, die frag­wür­di­ge Her­kunft die­ser über­ra­schend auf­ge­tauch­ten Evan­ge­li­en zu erfor­schen und offen­zu­le­gen? Nichts der­glei­chen ist gesche­hen. Es gab um die über­lie­fer­ten Ver­fas­ser­schaf­ten der Mat­thä­us, Mar­kus, Lukas und Johan­nes, also um die tat­säch­li­che apo­sto­li­sche Her­kunft der Evan­ge­li­en und ande­ren neu­te­sta­ment­li­chen Schrif­ten nir­gends die gering­sten Zwei­fel und damit kei­nen Bedarf, sol­che zu klä­ren. Spät­da­tie­rer müss­ten doch erwar­ten, dass schon Papi­as von Hie­r­a­po­lis, Ire­nä­us von Lyon, Kle­mens von Alex­an­dri­en, Ori­gi­nes oder Hie­ro­ny­mus eine nicht­a­po­sto­li­sche Ent­ste­hung der Evan­ge­li­en erkannt und als unhi­sto­risch abqua­li­fi­ziert hät­ten. War­um kann Euse­bi­us in der Rück­schau auf die alt­kirch­li­chen Schrif­ten sei­ner Vor­gän­ger deren Noti­zen zur Ent­ste­hung der Evan­ge­li­en bei den chro­no­lo­gisch behan­del­ten alt­kirch­li­chen Autoren belas­sen, so dass die­se Evan­ge­li­en­mit­tei­lun­gen selt­sam ver­streut erschei­nen. War­um bestand noch knapp drei­hun­dert Jah­re nach Jesu Tod für eine Zusam­men­fas­sung der Ein­zel­nach­rich­ten zu einer the­ma­tisch geschlos­se­nen Geschich­te der Ent­ste­hung der Evan­ge­li­en kein Bedarf?

        15. War­um gibt es eine sehr frü­he Über­lie­fe­rung, der­zu­fol­ge der Apo­stel Johan­nes Zebedä­us ziem­lich genau im Jahr 56 n.C. mit Jesu Mut­ter Maria im Alter etwa 70 Jah­ren aus­ge­rech­net nach Ephe­sus gekom­men ist? War­um gibt es nicht nur in Jeru­sa­lem, son­dern auch in Ephe­sus mit dem „Haus Mari­ens“ eine Mari­en­tra­di­ti­on. War­um gibt es die­se Tra­di­ti­on nicht auch in Antio­chi­en oder Alex­an­dria? Was könn­te der Grund für eine sol­che rund 14-tägi­ge See­rei­se von Caesarea Mari­ti­ma aus­ge­rech­net nach Ephe­sus gewe­sen sein? Eine Flucht vor der immer gefähr­li­cher wer­den­den Situa­ti­on in Jeru­sa­lem wäre es nicht gewe­sen, denn da hät­te sich nach Jesu Rat die wesent­lich nähe­re Deka­po­lis als Flucht­ge­biet ange­bo­ten. Muss­te etwa von ihr die in Arbeit befind­li­che lukani­sche Kind­heits­ge­schich­te bezeugt wer­den? War­um begeg­nen wir im Umkreis von Ephesus/​Troas im glei­chen Zeit­raum neben Lukas und Johan­nes auch Petrus und Mar­kus sowie Pau­lus, und auch Mat­thä­us konn­te nach Papi­as von Hie­r­a­po­lis nicht weit gewe­sen sein. Wor­auf deu­tet das hin? Beinhal­tet bereits die neue Barm­her­zi­keits­theo­lo­gie die Ant­wort? Aber wäre das wirk­lich eine Ant­wort ange­sichts der Histo­ri­zi­tät von früh­ver­schrif­te­ten Gerichts­re­den Jesu und der Tat­sa­che, dass das Sub­stan­tiv „Barm­her­zig­keit“ als Abst­aktum im NT nicht vorkommt?

    • Nachtrag2

      Die „Con­fes­sio“ des Wei­he­kan­di­da­ten Jor­ge Mario Berg­o­glio SJ aus dem Jahr 1969 zeigt, in wel­che Exi­stenz­kri­se auch katho­li­sche Prie­ster­an­wär­ter gera­ten kön­nen, wenn sie sich im Stu­di­um der libe­ra­len Leben-Jesu-For­schung aus­lie­fern müs­sen. Was das inhalt­lich bedeu­tet, lässt der pro­mo­vier­te, ehe­mals evan­ge­lisch-luthe­ri­sche Theo­lo­ge und nun­meh­ri­ge athe­isti­sche Ver­le­ger und Autor Wer­ner Kubitza erken­nen. Der Autor ver­deut­licht mit einem Buch „Der Jesus­wahn“ mit dem Unter­ti­tel „Wie die Chri­sten sich ihren Gott erschu­fen. Die Ent­zau­be­rung einer Welt­re­li­gi­on durch die wis­sen­schaft­li­che For­schung“ (2011, 3. Aufl. 2013), wel­chen Glau­bens­ge­fähr­dun­gen der aus einem ita­lie­ni­schen Fröm­mig­keits­mi­lieu stam­men­de ehe­ma­li­ge Che­mie­an­ge­stell­te Jor­ge Mario Berg­o­glio SJ schon in sei­nem Stu­di­um aus­ge­setzt gewe­sen sein muss.
      Kubi­zas „Glau­bens­be­kennt­nis“ lau­tet: „Die histo­ri­sche For­schung ist sich weit­ge­hend einig, dass der Jesus, wie ihn die Kir­chen ver­kün­di­gen und wie er teil­wei­se schon in der Bibel ver­kün­det wird, so nie­mals exi­stiert hat. Wie die Bibel das am mei­sten über­schätz­te Buch der Welt­li­te­ra­tur ist, dürf­te Jesus die am mei­sten über­schätz­te Per­son der Welt­ge­schich­te sein. Wer Jesus wirk­lich war und was man heu­te wis­sen­schaft­lich ver­ant­wort­bar über ihn sagen kann, soll des­halb … über ihn fest­ge­hal­ten werden……Die Wahr­heit des Chri­sten­tums ist prin­zi­pi­ell kei­ne Fra­ge des Glau­bens mehr, nichts, wofür man sich ent­schei­den kann oder auch nicht. Denn noch vor aller zu glau­ben­den Dog­ma­tik ist das Chri­sten­tum bereits durch die histo­ri­sche Vor­prü­fung gefal­len. Die histo­ri­sche For­schung hat die Fra­ge nach der Wahr­heit des Chri­sten­tums nach­hal­ti­ger gelöst als es Biblio­the­ken von Dog­ma­ti­ken je hät­ten tun können….Das christ­li­che Para­dig­ma kann intel­lek­tu­ell ver­ant­wort­bar als erle­digt, die Fra­ge nach sei­ner Wahr­heit in nega­ti­vem Sin­ne als gelöst betrach­tet werden…..Die Kir­chen und ihre Dog­men sind jedoch, dies hat nicht zuletzt die histo­ri­sche For­schung gezeigt, gera­de­zu For­men der orga­ni­sier­ten Irrationalität“.
      Wie nah damit Kar­di­nal Kas­per mit sei­nem nie wie­der­ru­fe­nen Dog­men-Bon­mot von 1972 und der For­de­rung nach einem Para­dig­men­wech­sel bei dem Ex-Theo­lo­gen und nun­mehr beken­nen­den Athe­isten liegt, müss­te ihm eigent­lich im Hin­blick auf den Ver­lauf der Syn­ode zu den­ken geben – es sei denn, der Wort­füh­rer der Kir­chen­re­for­mer will tat­säch­lich nur noch die äuße­re Form, nicht mehr die Glau­bens­sub­stanz der katho­li­schen Kir­che vor Scha­den bewah­ren. Daher kann man in die­sen Tagen nicht oft genug in Rich­tung der Refor­mer, Papst Fran­zis­kus ein­ge­schlos­sen, sagen: Der Weg, den ihr z.B. in Sachen Wie­der­ver­hei­ra­te­te Geschie­de­ne und Lebens­part­ner­schaf­ten Homo­se­xu­el­ler gehen wollt, führt die katho­li­sche Kir­che tat­säch­lich „vom Pro­te­stan­tis­mus über den Moder­nis­mus in den Athe­is­mus“ (Papst Pius X. 1907).

      Nach­dem ein Kom­men­ta­tor die­ses Buch als radi­ka­le Außen­sei­ter­mei­nung ver­ris­sen hat­te, glaub­te sich der Autor per­sön­lich mit einer Gegen­dar­stel­lung ver­tei­di­gen zu müs­sen. Was hier der Ver­tei­di­ger sei­ner selbst zusam­men­ge­tra­gen hat, ist die Sum­me der Leben-Jesu-For­schung nach dem Stand von 2011.
      Kubitza sagt: „Die zen­tra­len Aus­sa­gen mei­nes Buches zum Leben Jesu stel­len eben kei­ne radi­ka­le Außen­sei­ter­mei­nung dar, son­dern sum­mie­ren die opi­nio com­mu­nis zu die­sem The­men­kreis. Es sind nicht mei­ne Erkennt­nis­se, ich brin­ge sie ledig­lich poin­tiert zur Spra­che. Und ich darf eine unvoll­stän­di­ge Liste hier mal anführen: 

      Es ist in der neu­te­sta­ment­li­chen For­schung all­ge­mei­ne Mei­nung und kei­nes­wegs eine Rand­mei­nung, dass das Leben Jesu fast 30 Jah­re offen­bar unspek­ta­ku­lär war, dass er nicht in Beth­le­hem gebo­ren wur­de, son­dern dies eine theo­lo­gi­sche Kon­struk­ti­on ist, dass sei­ne Stamm­bäu­me eben­falls aus theo­lo­gi­schen Erwä­gun­gen erstellt wor­den sind, dass die Geburts­ge­schich­ten mit allen Details erfun­den wor­den sind, dass die Jung­frau­en­geburt eine spä­te theo­lo­gi­sche Kon­struk­ti­on ist, dass es kei­ne hei­li­gen drei Köni­ge, kei­nen Kin­der­mord und kei­ne Flucht nach Ägyp­ten gege­ben hat.
      Es gab kei­ne Dar­stel­lung des Kin­des im Jeru­sa­le­mer Tem­pel, erst recht kei­ne Wun­der des Got­tes­kin­des, wie sie in den (apo­kry­phen) Kind­heits­evan­ge­li­en erzählt wer­den. Johan­nes der Täu­fer darf wohl nicht als Ankün­di­ger von Jesus ver­stan­den wer­den, son­dern war eine Per­son aus eige­ner Kraft. Jesus hat sich bei ihm der Sün­der­tau­fe unter­zo­gen. Sei­ne Äuße­run­gen über Jesus waren jeden­falls wohl eher ver­hal­ten, die Äuße­run­gen Jesu dem Täu­fer gegen­über dage­gen meist über­schwäng­lich. Nicht weni­ge neh­men des­halb an, dass Jesus ein Schü­ler von Johan­nes war, wie er ja auch sei­ne Ver­kün­di­gung im Wesent­li­chen fort­ge­setzt hat. Es ist in der For­schung unbe­strit­ten, dass wir eine Bio­gra­phie Jesu nicht mehr erstel­len kön­nen und dass es erst Jahr­zehn­te nach sei­nem Auf­tre­ten zu erhal­te­nen schrift­li­chen Zeug­nis­sen über ihn gekom­men ist.
      Die Evan­ge­li­sten, damit ver­ken­nen Sie, aber auch vie­le ande­re, den tat­säch­li­chen Stand der For­schun­gen zum histo­ri­schen Jesus und zum frü­hen Chri­sten­tum, waren alle­samt kei­ne Augen­zeu­gen und auch kei­ne Jün­ger Jesu. Den Gesche­hens­zu­sam­men­hang (den Rah­men der Geschich­te Jesu) scheint erst der Evan­ge­list Mar­kus geschaf­fen zu haben, in dem er die umlau­fen­den Geschich­ten zu sei­nem Evan­ge­li­um verband.
      Es ist eben­so opi­nio com­mu­nis, dass vie­le der Wor­te Jesu nicht histo­risch sind, son­dern Erfin­dun­gen sei­ner spä­te­ren Gemein­de, dass es z.B. die Berg­pre­digt so nicht gege­ben hat (obwohl sich dar­in auch offen­bar histo­ri­sches Gut befin­det). Es ist völ­lig klar, dass dies beson­ders auf das Johan­nes­evan­ge­li­um zutrifft, das fast völ­lig eine Erfin­dung des Evan­ge­li­sten sein dürfte.
      Es ist wei­ter klar, dass die Wun­der Jesu zu einem nicht gerin­gen Teil aus der Umwelt, dem Hel­le­nis­mus, dem Alten Testa­ment (das es in die­ser Form damals noch nicht gab) und der jüdi­schen Über­lie­fe­rung auf ihn über­tra­gen wor­den sind. Pau­lus scheint noch kei­ne Wun­der Jesu gekannt zu haben, für ihn ist das Leben Jesu ein­fach nicht wich­tig. Sicher­lich wäre dies anders gewe­sen, hät­te er von Wun­dern gewusst.
      Auch geht die For­schung weit über­wie­gend davon aus, dass Jesus kei­ne neue Reli­gi­on grün­den woll­te, son­dern dass sein Wir­ken ganz aus dem Juden­tum her­aus begrif­fen wer­den muss, dass er sich nur gesandt sah „zu den ver­lo­re­nen Scha­fen des Hau­ses Isra­el“, dass er also an den Ange­hö­ri­gen ande­rer Völ­ker und Reli­gio­nen schlicht nicht inter­es­siert war. Man ist sich sicher, dass sei­ne Oppo­si­ti­on gegen die Pha­ri­sä­er eine spä­te­re, christ­li­che gefärb­te Sicht der Din­ge ist, dass das jüdi­sche Gesetz für ihn noch eine viel bedeu­ten­de­re Rol­le gespielt hat, als es Pau­lus und die sich auf ihn beru­fen­de Kir­che for­mu­lier­te. Die Anschau­un­gen Jesu und Pau­lus‚ sind viel­fach gegensätzlich.
      Es ist klar, dass die Urge­mein­de in Jeru­sa­lem sich noch Jahr­zehn­te an Gesetz und Beschnei­dung gehal­ten, und dass dies nur vor­stell­bar ist, wenn Jesus selbst dies so ange­ord­net hat. Es ist klar, dass das Vater-Unser-Gebet ein durch und durch jüdi­sches Gebet ist und mit dem Chri­sten­tum eigent­lich nichts zu tun hat. Die weit über­wie­gen­de Zahl der Neu­te­sta­ment­ler geht heu­te davon aus, dass sich Jesus nicht als Sohn Got­tes bezeich­net hat und auch nicht als Mes­si­as, son­dern dass ihm die­se Hoheits­ti­tel erst von der gläu­bi­gen Gemein­de bei­gelegt wor­den sind. In Fra­ge kommt höch­stens noch der Titel „Men­schen­sohn“, von dem aber nicht weni­ge mei­nen (hier aber eine rela­tiv gro­ße Mei­nungs­viel­falt), dass er die­sen Titel gar nicht auf sich selbst bezo­gen hat. Die Lei­dens­weis­sa­gun­gen gel­ten in der For­schung als kla­re vati­ci­nia ex even­tu, also als eben­falls nach­träg­lich eingefügt.
      Es ist für die For­schung eben­so klar, dass Jesus nicht als Gott oder als Gott­mensch auf­trat, son­dern als eine Art Wan­der­pre­di­ger, der in Über­ein­stim­mung mit gewis­sen Zeit­strö­mun­gen das Kom­men des Rei­ches Got­tes erwar­tet und ver­kün­digt hat. In die­ser Erwar­tung hat sich Jesus wie alle End­zeit­ver­kün­di­ger geirrt. Weder ist das Reich Got­tes gekom­men, noch ist er selbst wie­der­ge­kehrt, wie es sei­ne Gläu­bi­gen noch bis ins zwei­te Jahr­hun­dert erwar­tet hat­ten, ja noch bis heu­te erwar­ten. Sein Tod kam wohl eher unge­wollt und traf sei­ne Jün­ger unvor­be­rei­tet. Alt frei­lich sind die Bekennt­nis­for­meln, die von sei­ner Auf­er­ste­hung berich­ten, wobei die mei­sten Neu­te­sta­ment­ler am Anfang des Auf­er­ste­hungs­glau­bens Visio­nen sehen (die nicht unbe­dingt einen auf­er­stan­de­nen Leich­nam vor­aus­set­zen), von denen ein­zel­ne Jün­ger berich­tet haben und die dann offen­bar von ande­ren geglaubt wurden.
      Die Auf­er­ste­hungs­er­zäh­lun­gen gel­ten jedoch alle als kla­re Legen­den. Es ist in der For­schung eben­falls eine opi­nio com­mu­nis, dass die Chri­sto­lo­gie Jesu lang­sam gestei­gert wur­de, dass sei­ne Hoheit offen­bar anfangs zunächst in sei­ner behaup­te­ten Auf­er­ste­hung gese­hen, spä­ter dann schon in sei­ner Tau­fe ange­setzt, mit der Jung­frau­en­geburt wei­ter rück­da­tiert wur­de, und er im Johan­nes­evan­ge­li­um schließ­lich sogar als prae­exi­stent ange­se­hen wird. Für die For­schung ist wei­ter­hin klar, dass die spä­te­ren dog­ma­ti­schen Aus­schmückun­gen der Kir­che (Zweina­tu­renleh­re, Tri­ni­tät, Kreu­zestheo­lo­gie, Süh­ne­tod­vor­stel­lung, aber auch die Recht­fer­ti­gungs­leh­re, ganz zu schwei­gen von den Mari­en­dog­men etc.) erst recht kei­nen Anhalt im Leben Jesu haben und künst­li­che Gebil­de sind…..Diese unvoll­stän­di­ge Auf­li­stung, so wie sie hier steht, könn­te sicher von 90% der wis­sen­schaft­lich arbei­ten­den Neu­te­sta­ment­ler unter­schrie­ben wer­den“. Mit den auf der Basis der apo­sto­li­schen Her­kunft der neu­te­stamnt­li­chen Schrif­ten geschrie­be­nen Jesus­bü­cher von Papst Bene­dikt XVI. haben Papst Fran­zis­kus und alle sei­ne Nach­fol­ger eine bibel­wis­sen­schaft­li­che Denkal­ter­na­ti­ve zur Ver­fü­gung, die auch gegen die refor­me­ri­sche Spät­da­tie­rungs­theo­lo­gie eines Kar­di­nal Kas­per gerich­tet ist. Wem wird Papst Fran­zis­kus in Zukunft mehr vertrauen?

  20. Lie­be Redaktion!
    Durch einen Bedie­nungs­feh­ler bei der Feh­ler­kor­rek­tur habe ich gestern zwei stö­ren­de Dou­blet­ten „erzeugt“, die ich, wenn mög­lich, zu löschen bitte:
    Es han­delt sich um Nach­tra­gIII von 19.03 und um Nachtrag2 von 19.15!
    Danke!

  21. Hoch­ver­ehr­ter @ Sophus,

    herz­li­chen Dank noch­mals für Ihre inter­es­san­ten und tief­grei­fen­den Aus­füh­run­gen zum The­ma Datie­rung der Evangelien.

  22. Dan­ke, hoch­ver­ehr­ter @ Sua­rez. Ihre posi­ti­ve Replik ist mir sehr wert­voll. Was ich hier ein­ge­stellt habe, ent­stammt mei­nem Manu­skript zur Früh­da­tie­rung, aus dem ich mich auch in mei­nem Syn­oden-Rund­schrei­ben an die Kir­che als „Gemein­schaft aller Gläu­bi­gen“ bedient hatte.
    Wer­ter @ Leo Laemm­lein! Für Ihre Ant­wort auf mei­nen letz­ten Kom­men­tar (unter dem schon älte­ren „CO2″‑Strang) zum Blut­ver­zehr­ver­bot dan­ke ich Ihnen sehr herz­lich. Ihr mit­ge­teil­ter wei­te­rer Aspekt, „den der münd­li­chen jüdi­schen Geset­zes­aus­le­gung“, ist für mich sehr wich­tig, da er einen zusätz­li­chen Beleg dar­stellt, dass die Apo­stel­ge­schich­te vor 70 geschrie­ben sein muss, denn ein spä­ter hel­le­ni­sti­scher Gemein­de­theo­lo­ge wäre nach der Tem­pel­zer­stö­rung wohl nie auf die Idee der Erwäh­nung der Spei­se­ge­bo­te des Jeru­sa­le­mer Apo­stel­kon­zils unter Ein­be­zie­hung der jüdi­schen Geset­zes­aus­le­gung gekommen.
    Dan­ke noch ein­mal Ihnen bei­den und geseg­ne­te Weihnachten!

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