Honorius I. – Der umstrittene Fall eines häretischen Papstes


Honorius I., der Papst, der als Häretiker verurteilt wurde
Honorius I., der Papst, der als Häretiker verurteilt wurde

von Rober­to de Mattei*

Anzei­ge

Die Hono­ri­us­fra­ge von Papst Hono­ri­us ist eine der umstrit­ten­sten in der Kir­chen­ge­schich­te. Wie der Kir­chen­hi­sto­ri­ker Emi­le Amann rich­ti­ger­wei­se in dem umfang­rei­chen Ein­trag im Dic­tion­n­aire de Théo­lo­gie Catho­li­que (Bd. VII, Sp. 96–132) schreibt, der der Que­sti­on d’Onorius gewid­met ist, muß das Pro­blem mit jener emo­ti­ons­lo­sen und gelas­se­nen Unpar­tei­lich­keit behan­delt wer­den, die den ver­gan­ge­nen Ereig­nis­sen geschul­det ist.

Im Mit­tel­punkt des Pon­ti­fi­kats von Papst Hono­ri­us, der von 625–638 regier­te, stand die Fra­ge des Mono­the­le­tis­mus, die letz­te der gro­ßen chri­sto­lo­gi­schen Häre­si­en. Um dem byzan­ti­ni­schen Kai­ser Hera­klei­os zu gefal­len, der mit Nach­druck den inne­ren reli­giö­sen Frie­den in sei­nem Reich sicher­zu­stel­len ver­such­te, bemüh­te sich Patri­arch Ser­gi­os I. von Kon­stan­ti­no­pel, einen Kom­pro­miß zu fin­den zwi­schen der katho­li­schen Ortho­do­xie, laut der in Jesus Chri­stus zwei Natu­ren in einer Per­son sind, und der mono­phy­si­ti­schen Häre­sie, die Chri­stus nur eine Per­son und eine Natur zuschrieb. Das Ergeb­nis des Kom­pro­mis­ses war eine neue Häre­sie, der Mono­the­le­tis­mus, dem­zu­fol­ge die dop­pel­te Natur Chri­sti in ihrem Han­deln nur durch einen Wil­len gelei­tet sei. Es han­del­te sich um einen Semi-Mono­phy­si­tis­mus. Doch die Wahr­heit ist ent­we­der voll­stän­dig oder sie ist gar nicht. Auch eine gemä­ßig­te Häre­sie bleibt immer eine Häresie.

Der Patri­arch von Jeru­sa­lem, Sophro­ni­os I., gehör­te zu jenen, die ener­gisch die neue Leh­re brand­mark­ten, mit der mensch­li­che Natur Chri­sti zunich­te gemacht wur­de und die zum Mono­phy­si­tis­mus hin­führ­te, der 451 vom Kon­zil von Chal­ce­don ver­ur­teilt wor­den war.

Patri­arch Ser­gi­os schrieb an Papst Hono­ri­us, damit die­ser ver­kün­de, daß „künf­tig es nie­man­dem erlaubt sei, zu behaup­ten, daß in Chri­stus unse­rem Gott zwei Wil­len“ sei­en, und um des­sen Unter­stüt­zung gegen Patri­arch Sophro­ni­os zu erhal­ten. Hono­ri­us ent­sprach bedau­er­li­cher­wei­se die­sem Ver­lan­gen. In einem Brief an Ser­gi­os erklär­te er, daß „der Wil­len unse­ren Herrn Jesus Chri­stus nur einer ist (unam vol­untatem fatem­ur), weil unse­re mensch­li­che Natur von der gött­li­chen über­nom­men wur­de“, und for­der­te Sophro­ni­os auf, in der Sache zu schwei­gen. Der Brief­wech­sel zwi­schen Ser­gi­os und Hono­ri­us ist in den Akten des VI. Öku­me­ni­schen Kon­zils ent­hal­ten (Man­si, Sacrorum con­ci­li­o­rum nova et amplis­si­ma Coll­ec­tio, Bd. XI, Sp. 529–554) und wur­de von Arthur Loth (La cau­se d’Honorius. Docu­ments ori­ginaux avec tra­duc­tion, notes et con­clu­si­on, Vic­tor Pal­mé, Paris 1870) in latei­ni­scher, grie­chi­scher und fran­zö­si­scher Spra­che abge­druckt und von Georg Kreu­zer (Die Hono­ri­us­fra­ge im Mit­tel­al­ter und in der Neu­zeit, Anton Hier­se­mann, Stutt­gart 1975) in grie­chi­scher und deut­scher Sprache.

Honorius I. (625-638) wurde 42 Jahre nach seinem Tod als Häretiker verurteilt
Hono­ri­us I. (625–638) wur­de 42 Jah­re nach sei­nem Tod als Häre­ti­ker verurteilt

Aus­ge­stat­tet mit der Unter­stüt­zung durch den Papst ver­öf­fent­lich­te Hera­klei­os im Jahr 638 ein Ekt­he­sis (Dar­le­gung) genann­tes lehr­amt­li­ches Schrei­ben, mit dem er die neue Theo­rie vom allei­ni­gen gött­li­chen Wil­len in Jesus als offi­zi­el­le Reli­gi­on ver­ord­ne­te. Der Mono­the­le­tis­mus tri­um­phier­te für 40 Jah­re im byzan­ti­ni­schen Reich. In die­ser Zeit war der Mönch Maxi­mus, genannt der Beken­ner, der eif­rig­ste Ver­tei­di­ger des Glau­bens. Er nahm 649 an einer Syn­ode teil, die Papst Mar­tin I. (649–655) in den Late­ran ein­be­ru­fen hat­te, um den Mono­the­le­tis­mus zu ver­ur­tei­len. Sowohl der Papst als auch Maxi­mus wur­den ins Exil ver­bannt. Weil Maxi­mus Con­fes­sor sich gewei­gert hat­te, die mono­the­le­ti­sche Leh­re zu unter­schrei­ben, wur­de ihm die Zun­ge her­aus­ge­schnit­ten und die rech­te Hand abgetrennt.

Sophro­ni­os, Maxi­mus und Mar­tin wer­den heu­te von der Kir­che wegen ihres ent­schlos­se­nen Wider­stan­des gegen die mono­the­le­ti­sche Häre­sie als Hei­li­ge verehrt.

Der katho­li­sche Glau­ben wur­de schließ­lich vom Drit­ten Kon­zil von Kon­stan­ti­no­pel, dem sech­sten öku­me­ni­schen Kon­zil der Kir­che wie­der­her­ge­stellt, das sich am 7. Novem­ber 680 in Gegen­wart von Kai­ser Kon­stan­tin VI. und den Ver­tre­tern des neu­en Pap­stes Aga­tho (678–681) ver­sam­mel­te. Das Kon­zil ver­ur­teil­te den Mono­the­le­tis­mus und beleg­te alle, die die Häre­sie geför­dert oder begün­stigt hat­ten mit dem Ana­the­ma, auch Papst Hono­ri­us, der damals bereits seit meh­re­ren Jahr­zehn­ten tot war.

In der XIII. Ses­si­on, die am 28. März 681 statt­fand, ver­kün­de­ten die Kon­zils­vä­ter, Patri­arch Ser­gi­os I. von Kon­stan­ti­no­pel und sei­ne Nach­fol­ger, Pyr­rhos, Pau­lus II. und Petrus sowie Patri­arch Kyros I. von Alex­an­dria und Bischofs Theo­dor von Pha­ran zu exkommunizieren:

„Den ehe­ma­li­gen Papst Hono­ri­us von Altrom sto­ßen wir aus der hei­li­gen Kir­che Got­tes aus und ana­t­he­mi­sie­ren ihn, da wir fest­stell­ten, daß er in den Brie­fen, die er an Ser­gi­os rich­te­te, in allem des­sen Absicht folg­te und des­sen gott­lo­se Leh­ren bestä­tig­te“ (Kreu­zer, Die Hono­ri­us­fra­ge, S. 89f).

Am 9. August 681, am Ende der XVI. Ses­si­on, wur­den die Ana­the­ma gegen alle Häre­ti­ker und Unter­stüt­zer der Häre­sie, ein­schließ­lich Hono­ri­us, bekräf­tigt: „Ser­gio hae­re­ti­co ana­the­ma, Cyro hae­re­ti­co ana­the­ma, Hono­rio hae­re­ti­co ana­the­ma, Pyr­ro, hae­re­ti­co ana­the­ma“ (Man­si, XI, Sp. 622).

Am 16. Sep­tem­ber heißt es im dog­ma­ti­schen Dekret der XVIII. Session:

„Da jener nicht untä­tig blieb, der seit Anbe­ginn der Erfin­der der Arg­list war und der durch die Schlan­ge den gif­ti­gen Tod in die mensch­li­che Natur ein­führ­te, und auch jetzt die geeig­ne­ten Instru­men­te sei­nes Wil­lens fand: wir mei­nen Theo­dor, der Bischof von Pha­ran war; Ser­gi­os, Pyr­rhos, Pau­lus und Petrus, die Vor­ste­her die­ser Kai­ser­stadt waren; und auch Hono­ri­us, der Papst des alten Rom war; […] nach­dem er die geeig­ne­ten Instru­men­te gefun­den hat­te, ließ er nicht ab, durch die­se im Leib der Kir­che den Skan­dal des Irr­tums aus­zu­brei­ten; und säte die Häre­sie von einem Wil­len und einer Tätig­keit in den bei­den Natu­ren des einen der hei­li­gen Drei­heit, Chri­stus, unse­res wah­ren Got­tes unter das recht­gläu­bi­ge Volk aus. Die­se Häre­sie stimmt mit dem unsin­ni­gen Irr­glau­ben der Frev­ler Apol­li­na­ris, Seve­rus und The­mi­s­ti­us über­ein“ (Man­si, XI, Sp. 636–637).

Die von 174 Kon­zils­vä­tern und vom Kai­ser unter­zeich­ne­ten authen­ti­schen Abschrif­ten der Kon­zils­ak­te wur­den an alle fünf Patrar­chen­sit­ze geschickt, an erster Stel­le an jenen von Rom. Da der hei­li­ge Aga­tho am 10. Janu­ar 681 gestor­ben war, wur­den die Kon­zils­ak­te erst nach 19 Mona­ten der Sedis­va­kanz von sei­nem Nach­fol­ger Leo II. (682–683) rati­fi­ziert. Im Schrei­ben vom 7. Mai 683 an Kai­ser Kon­stan­tin VI. schrieb der Papst:

„Wir bele­gen die Erfin­der der neu­en Irr­leh­re mit dem Bann, das sind Theo­dor von Pha­ran, Kyros von Alex­an­dria, Ser­gi­os, Pyr­rhos, Pau­lus und Petrus von der Kir­che von Kon­stan­ti­no­pel und auch Hono­ri­us, der sich nicht anstreng­te, die­se apo­sto­li­sche Kir­che rein zu hal­ten in der Leh­re der apo­sto­li­schen Tra­di­ti­on, son­dern mit einem ver­dam­mens­wer­ten Ver­rat es zuließ, daß die­se unver­sehr­te Kir­che befleckt wur­de“ (Man­si, XI, Sp. 733).

Im sel­ben Jahr ord­ne­te Papst Leo an, die Kon­zils­ak­te ins Latei­ni­sche zu über­set­zen, von allen Bischö­fen des Westens unter­zeich­nen und am Grab des hei­li­gen Petrus in Rom auf­be­wah­ren zu las­sen. Wie der renom­mier­te Histo­ri­ker, der Jesu­it Hart­mann Gri­sar beton­te, „woll­te man damit die uni­ver­sa­le Aner­ken­nung des sech­sten Kon­zils im Westen“ sicher­stel­len, „was auch, soweit bekannt, ohne Schwie­rig­kei­ten, der Fall war“ (Analec­ta roma­na, Des­clée, Roma 1899, S. 406–407).

Die Ver­ur­tei­lung von Hono­ri­us wur­de von den Nach­fol­gern Leos II. bekräf­tigt, wie der Liber diur­nus roman­o­rum pon­ti­fi­cum und das sieb­te (787) und ach­te (869–870) öku­me­ni­sche Kon­zil der Kir­che bestä­ti­gen (C. J. Hefe­le, Histoire des Con­ci­les, Letou­zey et Ané, Paris 1909, Bd. III, S. 520–521).

Die Tat­sa­che, daß ein römi­scher Papst wegen Häre­sie ver­ur­teilt wur­de, berei­te­te spä­te­ren Kir­chen­ver­tre­tern eini­ge Schwie­rig­kei­ten. Abbé Amann hält die Annah­me histo­risch für unhalt­bar, daß die Akte des sech­sten Kon­zils ver­än­dert wor­den sei­en, wie sie von Kar­di­nal Baro­nio ver­tre­ten wur­de. Die römi­schen Lega­ten waren beim Kon­zil anwe­send. Es fällt schwer, sich vor­zu­stel­len, daß die­se hin­ter­gan­gen wor­den sein könn­ten oder in einer so wich­ti­gen und heik­len Sache, wie die Ver­ur­tei­lung eines römi­schen Pap­stes wegen Häre­sie, unge­nau nach Rom berich­tet haben könn­ten. Ande­re Theo­lo­gen, wie der hei­li­ge Robert Bell­ar­min, igno­rier­ten die expli­zi­ten Irr­tü­mer in sei­nen Schrei­ben, um das Anse­hen von Hono­ri­us zu ret­ten. Amann unter­streicht in die­sem Zusam­men­hang, daß sie ein weit grö­ße­res Pro­blem auf­wer­fen, als jenes, das sie lösen möch­ten, näm­lich die Fra­ge nach der Unfehl­bar­keit der Akte eines unter dem Vor­sitz des Pap­stes tagen­den Kon­zils. Wenn näm­lich Hono­ri­us nicht einem Irr­tum ver­fiel, hät­ten sich die Päp­ste und die Kon­zi­li­en geirrt, die ihn ver­ur­teil­ten. Die Akte des sech­sten öku­me­ni­schen Kon­zils, die vom Papst appro­biert und von der Welt­kir­che ange­nom­men wur­den, haben eine viel stär­ke­re defi­ni­to­ri­sche Trag­wei­te als das Schrei­ben von Hono­ri­us an Ser­gi­os. Um die Unfehl­bar­keit zu ret­ten, sei es bes­ser die histo­ri­sche Mög­lich­keit eines häre­ti­schen Pap­stes anzu­er­ken­nen, als sich gegen die dog­ma­ti­schen Defi­ni­tio­nen und die Ana­the­ma eines vom römi­schen Papst rati­fi­zier­ten Kon­zils zu wen­den. Es ist all­ge­mein Leh­re, daß die Ver­ur­tei­lung der Schrif­ten eines Autors unfehl­bar ist, wenn der Irr­tum mit dem Hin­weis der Häre­sie ana­t­he­mi­siert ist, wäh­rend das ordent­li­che Lehr­amt der Kir­che nicht immer zwangs­läu­fig unfehl­bar sein muß.

Wäh­rend des Ersten Vati­ka­ni­schen Kon­zils befaß­te sich die Glau­bens­de­pu­ta­ti­on mit dem Pro­blem und leg­te eine Rei­he von Regeln all­ge­mei­nen Cha­rak­ters vor, deren Anwen­dung nicht nur auf die Hono­ri­us­fra­ge gilt, son­dern auf alle ver­gan­ge­nen, gegen­wär­ti­gen oder zukünf­ti­gen Pro­ble­me. Es genügt nicht, daß der Papst sich in einer Fra­ge des Glau­bens oder der Gewohn­hei­ten der Welt­kir­che äußert. Es ist not­wen­dig, daß das Dekret des römi­schen Pap­stes so kon­zi­piert ist, daß dar­aus her­vor­geht, daß es sich um ein fei­er­li­ches und defi­ni­ti­ves Urteil han­delt mit der Absicht, daß alle Gläu­bi­gen es zu glau­ben haben (Man­si, LII, Sp. 1204–1232). Es gibt also Akte des ordent­li­chen päpst­li­chen Lehr­am­tes, die nicht unfehl­bar sind, weil ihnen der not­wen­di­ge defi­ni­to­ri­sche Cha­rak­ter fehlt: quod ad formam seu modum atti­net.

Den Schrei­ben von Papst Hono­ri­us an Patri­arch Ser­gi­os feh­len die­se Merk­ma­le. Sie sind zwei­fel­los Akte des Lehr­am­tes, des ordent­li­chen Lehr­am­tes, das nicht unfehl­bar ist und in dem sich daher Irr­tü­mer und in außer­ge­wöhn­li­chen Fäl­len sogar häre­ti­sche For­mu­lie­run­gen fin­den könn­ten. Der Papst kann der Häre­sie ver­fal­len, aber nie eine Häre­sie ex cathe­dra ver­kün­den. Im Fall von Papst Hono­ri­us, wie der Patri­sti­ker, der Bene­dik­ti­ner Dom John Chap­man OSB anmerk­te, kann man nicht behaup­ten, er habe eine defi­ni­ti­ve und zwin­gen­de Ent­schei­dung ex cathe­dra for­mu­lie­ren wollen.

„Hono­ri­us war fehl­bar, er war im Irr­tum und war ein Häre­ti­ker, weil er nicht mit Auto­ri­tät, wie er es tun hät­te müs­sen, die Petri­ni­sche Tra­di­ti­on der römi­schen Kir­che verkündete“.

„Hono­ri­us was fal­lible, was wrong, was a here­tic, pre­cis­e­ly becau­se he did not, as he should have done, decla­re aut­ho­ri­ta­tively the Petri­ne tra­di­ti­on of the Roman Church“ (The Con­dem­na­ti­on of Pope Hono­ri­us, 1907, Reprint For­got­ten Books, Lon­don 2013, S. 110). Sei­ne Schrei­ben an Ser­gi­os pro­mul­gie­ren kein Ana­the­ma und ent­spre­chen nicht den Bedin­gun­gen des Unfehl­bar­keits­dog­mas. Das vom Ersten Vati­ka­ni­schen Kon­zil ver­kün­de­te Unfehl­bar­keits­prin­zip bleibt, anders als von Pro­te­stan­ten und Gal­li­ka­nern gedacht, unan­ge­ta­stet. Wenn Hono­ri­us dem Kir­chen­bann ver­fiel, so erklär­te es Papst Hadri­an II. auf der römi­schen Syn­ode von 869, dann deshalb,

„weil er der Häre­sie beschul­digt wur­de, der ein­zi­ge Grund, wes­halb es für Unter­ge­be­ne legi­tim ist, ihren Obe­ren zu wider­ste­hen und deren per­ver­se Gesin­nung zurück­zu­wei­sen“ (Man­si, XVI, Sp. 126).

Dar­auf stüt­zend faß­te der gro­ße Theo­lo­ge, der Domi­ni­ka­ner Mel­chi­or Cano, nach­dem er die Hono­ri­us­fra­ge gründ­lich stu­diert hat­te, die siche­re Leh­re wie folgt zusam­men: „Man darf nicht leug­nen, daß ein Papst ein Häre­ti­ker sein kann, da dafür ein oder zwei Bei­spie­le genannt wer­den kön­nen. Daß aber ein Papst in einer Glau­bens­fra­ge etwas gegen den Glau­ben dog­ma­tisch defi­niert hät­te, das läßt sich nicht ein­mal in einem ein­zi­gen Fall nach­wei­sen“ (De Locis Theo­lo­gi­cis, l. VI, spa­ni­sche Über­set­zung, BAC, Madrid 2006, S. 409).

*Rober­to de Mat­tei, Histo­ri­ker, Vater von fünf Kin­dern, Pro­fes­sor für Neue­re Geschich­te und Geschich­te des Chri­sten­tums an der Euro­päi­schen Uni­ver­si­tät Rom, Vor­sit­zen­der der Stif­tung Lepan­to, Autor zahl­rei­cher Bücher, zuletzt erschie­nen: Vica­rio di Cri­sto. Il pri­ma­to di Pie­tro tra nor­ma­li­tà  ed ecce­zio­ne (Stell­ver­tre­ter Chri­sti. Der Pri­mat des Petrus zwi­schen Nor­ma­li­tät und Aus­nah­me), Vero­na 2013; in deut­scher Über­set­zung zuletzt: Das Zwei­te Vati­ka­ni­sche Kon­zil – eine bis­lang unge­schrie­be­ne Geschich­te, Rup­picht­eroth 2011.

Über­set­zung: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Cor­ri­spon­den­za Romana

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6 Kommentare

  1. Anders als die Sedis­va­kan­ti­sten, im Gefol­ge des Robert Bell­ar­min, die auf Bie­gen und Bre­chen die Häre­sie des Hono­ri­us klein­re­den wol­len UND zugleich eine Totalun­fehl­bar­keit des Pap­stes in allen Leh­r­äu­ße­run­gen behaup­ten (was in sich absurd ist), muss man als ver­nünf­ti­ger Katho­lik der Tat­sa­che ins Auge sehen, dass Päp­ste Häre­ti­ker wer­den können.

    Es ist aber den­noch eine quä­len­de Tat­sa­che, dass man mit einem Häre­ti­ker auf dem Stuhl Petri, auch wenn er kei­ne ex cathe­dra-Defi­ni­tio­nen trifft, nicht eins sein kann – denn es ist dem Katho­li­ken unter­sagt, mit Häre­ti­kern eins zu sein. Wer das (bewusst) tut, so wur­de es immer defi­niert, ist selbst ein Häretiker.

    Und inso­fern trifft die Idee, dass die Cathe­dra Petri unbe­setzt ist, wenn­gleich der juris­dik­tio­nel­le Stuhl „irgend­wie“, halt von einem Häre­ti­ker, der dem­nach auch kein Katho­lik ist, besetzt ist, sehr wohl zu und alle machen sich etwas vor, die das auf die leich­te Schul­ter nehmen.

    Ein Maxi­mus hat sich dafür fol­tern und ver­stüm­meln las­sen (Ver­stüm­meln: eine byzan­ti­ni­sche Pra­xis, deren Fluch uns heu­te durch deren Nach­ah­mer, die Ver­eh­rer der schwar­zen „Petra“ in der Wüste, trifft).
    was tun wir?
    Wir jam­mern her­um und machen uns ins Hemd, wenn wir nur ein klei­nes biss­chen für Jesus lei­den, und oft tun wir es, ohne ein rei­nes Herz zu haben, son­dern aus Frust und Hass… was mit Abstand das Schlimm­ste ist: Sich mit unrei­nen Inten­tio­nen gegen eine Häre­sie wenden…

    • Was müs­sen wir uns denn mit die­sen Fra­gen her­um­schla­gen ? Die Amts­füh­rung des gegen­wär­ti­gen Pap­stes fin­de ich nun alles Ande­re als ange­mes­sen und Vie­les gera­de­zu pein­lich, aber von Häre­sie ist er doch weit ent­fernt. Mit sol­chen Glau­bens­fra­gen setzt sich der Amts­in­ha­ber doch nicht aus­ein­an­der. Er hat es mehr mit all­ge­mei­nen Begrif­fen und einem all­zu irdisch beweg­ten Fortschrittsglauben.

  2. Kein gerin­ge­rer als Papst Inno­zenz III. führt die Mög­lich­keit an, dass der Papst Häre­ti­ker wird. Er sagt gemäß der über­lie­fer­ten Leh­re zunächst, dass der Papst von nie­man­dem gerich­tet wer­den kön­ne, außer im Fall von Häre­sie. Und er erklärt dar­auf­hin, dass im Fall von Häre­sie der Papst bereits von Gott gerich­tet ist. Kon­kret heißt das,dass ein häre­ti­scher Papst auf­hört, Mit­glied der katho­li­schen Kir­che und Papst zu sein, sei­ne Per­son kann daher auch, anders als der wirk­li­che Papst, gerich­tet wer­den. Das sehen so die bedeu­ten­den Theo­lo­gien und Hei­li­gen Robert Bell­ar­min (der selbst nicht glaub­te, dass ein Papst Häre­ti­ker wer­den wür­de, des­we­gen sei­ne Hal­tung zur Hono­ri­us-Fra­ge) und der Hei­li­ge Alfons Maria.

  3. Man soll immer ins Auge behal­ten dass alle Paep­ste auch nur Men­schen sind, die ein­fach nicht alles rich­tig machen koen­nen. Aber es ist ihre Auf­ga­be es zu versuchen!

    • Das ist selbst­ver­ständ­lich rich­tig und die vom 1.Vatikanum beschrie­be­ne Unfehl­bar­keit beschränkt sich auf einen ganz bestimm­ten Sach­ver­halt, der hier als bekannt vor­aus­ge­setzt wer­den kann. In der gewöhn­li­chen Amts­füh­rung gibt es natür­lich Unzulänglichkeiten.

  4. @ Rein­hold:
    Beach­ten Sie,dass Franz zu Recht Häre­sie vor­ge­wor­fen wird:
    http://​glo​ria​.tv/​?​m​e​d​i​a​=​5​3​6​199
    Es han­delt sich um kei­ne neue Häre­sie Berg­o­gli­os, soon­dern um die sel­be Häre­sie, die sei­ne Vor­gän­ger seit Paul VI. ver­tre­ten habe (vgl.die Kar­frei­tags­lit­ur­gie Pauls VI., wo dar­um gebe­tet wird, dass die Juden „in Treue zu Dei­nem [Got­tes] Bund erhal­ten“ wür­den, als ob der Alte Bund noch bestehe und die Juden nicht untreu gewor­den wären). Bei Beach­tung der katho­li­schen Lit­ur­gie wird der Gegen­satz zu den Leh­ren Pauls VI. und sei­ner Nach­fol­ger augenfällig.
    Auch Mar­cel Lefeb­v­re warf Paul VI und Johan­nes Paul II. Häre­sie, Schis­ma und Apo­sta­sie vor. Im Wesent­li­chen han­delt es sich um den Öku­me­nis­mus, die fasche (Libe­ra­li­sti­sche) Reli­gi­ons­frei­heit, Aller­lö­sung und Moder­nis­mus, alles von der katho­li­schen Kir­che ver­ur­teil­te Irr­leh­ren. Franz bewegt sich auch dar­in in den Fuß­stap­fen sei­ner Vor­gän­ger. Noch deut­li­cher als jene zeigt er sei­ne Gleich­gül­tig­keit und Ver­ach­tung gegen­über dem Glau­ben, wenn er etwa aus­drück­lich ankün­digt: „Was ich jetzt sage, ist viel­leicht eine Häresie …“

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