Non possumus – Bischof Athanasius Schneider über den Schlußbericht der Bischofssynode


Weihbischof Athanasius Schneider antwortet auf den Schlußbericht der Synode über die Familie mit einem "non possumus"
Weihbischof Athanasius Schneider antwortet auf den Schlußbericht der Synode über die Familie mit "non possumus"

Msgr. Atha­na­si­us Schnei­der, der Weih­bi­schof von Ast­a­na, ver­öf­fent­lich­te eine wich­ti­ge Stel­lung­nah­me zum Aus­gang der Bischofs­syn­ode über die Fami­lie, die von Rora­te Cae­li publi­ziert wurde.
Katho​li​sches​.info ver­öf­fent­licht die voll­stän­di­ge deut­sche Über­set­zung der Stel­lung­nah­me, die den Schluß­be­richt der Syn­ode, die „Rela­tio fina­lis“, einer grund­le­gen­den Prü­fung und Bewer­tung unterzieht.
Bischof Schnei­der ist einer der Autoren der Hand­rei­chung „Vorran­gi­ge Opti­on für die Fami­lie. 100 Fra­gen und 100 Ant­wor­ten“, die im Vor­feld der Bischofs­syn­ode ver­öf­fent­licht wurde.
Die deut­sche Über­set­zung wur­de von Weih­bi­schof Schnei­der autorisiert.

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Schlußbericht der Synode öffnet eine Hintertür zu einer neo-mosaischen Praxis

Anzei­ge

von Weih­bi­schof Atha­na­si­us Schneider

Die dem The­ma „Die Beru­fung und Sen­dung der Fami­lie in Kir­che und Welt von heu­te“ gewid­me­te XIV. Gene­ral­ver­samm­lung der Bischofs­syn­ode (4.–25. Okto­ber 2015) hat einen Schluß­be­richt mit eini­gen pasto­ra­len Vor­schlä­gen ver­öf­fent­licht, die nun vom Papst geprüft wer­den. Das Doku­ment hat nur bera­ten­den Cha­rak­ter und besitzt kei­ner­lei lehr­amt­li­che Bedeutung.

Bei der Syn­ode sind wirk­li­che neue Schü­ler des Moses und Neo-Pha­ri­sä­er auf­ge­tre­ten, die in den Para­gra­phen 84–86 bezüg­lich der Zulas­sung der wie­der­ver­hei­ra­te­ten Geschie­de­nen eine Hin­ter­tür auf­ge­tan oder Zeit­bom­ben plat­ziert haben. Gleich­zei­tig wur­den jene Bischö­fe, die uner­schrocken „die Treue der Kir­che zu Chri­stus und Sei­ner Wahr­heit“ (Papst Johan­nes Paul II., Apo­sto­li­sches Schrei­ben Fami­lia­ris Con­sor­tio, 84) ver­tei­digt haben, unge­rech­ter­wei­se von eini­gen Medi­en als Pha­ri­sä­er etikettiert.

Die neu­en Jün­ger des Moses und die neu­en Pha­ri­sä­er haben bei den bei­den jüng­sten Syn­oden­ver­samm­lun­gen (2014 und 2015) ihre prak­ti­sche Leug­nung der Unauf­lös­lich­keit der Ehe und ihre fall­wei­se Auf­he­bung des Sech­sten Gebo­tes unter dem Vor­wand der Barm­her­zig­keit ver­schlei­ert, indem sie Aus­drücke gebrauch­ten wie „Weg der Unter­schei­dung“, „Beglei­tung“, „Ori­en­tie­rung durch den Bischof“, „Dia­log mit dem Prie­ster“, Forum inter­num“, „eine voll­stän­di­ge­re Inte­gra­ti­on in das Leben der Kir­che“ gebrauch­ten, um die Zure­chen­bar­keit des Zusam­men­le­bens in Fäl­len irre­gu­lä­rer Ver­bin­dun­gen mög­lichst zu eli­mi­nie­ren (vgl. Rela­tio fina­lis, Nr. 84–86).

Die­se Stel­len des Schluß­be­richts ent­hal­ten Spu­ren einer neu­en Schei­dungs­pra­xis neo-mosai­scher Prä­gung, obwohl die Redak­teu­re jede aus­drück­li­che Ände­rung der Leh­re der Kir­che geschickt und schlau ver­mie­den haben. Des­halb kön­nen sich alle Betei­lig­ten, sowohl die Ver­tre­ter der soge­nann­ten Agen­da Kas­per als auch ihre Geg­ner offen zufrie­den geben: „Alles ist in Ord­nung. Die Syn­ode hat die Leh­re nicht geän­dert“. Die­se Mei­nung ist jedoch ziem­lich naiv, weil sie die Hin­ter­tür und die bedroh­li­chen Zeit­bom­ben in den oben erwähn­ten Text­stel­len über­sieht, die offen­sicht­lich wer­den, wenn man den Text nach sei­nen eige­nen inter­nen Aus­le­gungs­kri­te­ri­en auf­merk­sam untersucht.

Auch wenn im Zusam­men­hang mit einem „Weg der Unter­schei­dung“ die „Reue“ erwähnt wird (Rela­tio fina­lis, 85), bleibt der Text den­noch größ­ten­teils zwei­deu­tig. Laut den mehr­fach wie­der­hol­ten Aus­sa­gen von Kar­di­nal Kas­per und gleich­ge­sinn­ter Kir­chen­män­ner, bezieht sich die­se Reue auf die in der Ver­gan­gen­heit gegen den Ehe­gat­ten der ersten, der gül­ti­gen Ehe, began­ge­ne Sün­den, aber in kei­ner Wei­se auf das ehe­li­che Zusam­men­le­ben mit dem neu­en Part­ner, mit dem man stan­des­amt­lich ver­hei­ra­tet ist.

Zwei­deu­tig bleibt auch die in den Para­gra­phen 85 und 86 des Schluß­be­richts ent­hal­ten­de Ver­si­che­rung, daß die­se Unter­schei­dung in Über­ein­stim­mung mit der Leh­re der Kir­che und gemäß einem rech­ten Gewis­sen­ur­teil erfol­gen müs­se. Kar­di­nal Kas­per und gleich­ge­sinn­te Kle­ri­ker haben wie­der­holt und mit Nach­druck ver­si­chert, daß die Zulas­sung der Geschie­de­nen und stan­des­amt­lich Wie­der­ver­hei­ra­te­ten zur Hei­li­gen Kom­mu­ni­on das Dog­ma der Unauf­lös­lich­keit und die Sakra­men­ta­li­tät der Ehe nicht berüh­re. Sie haben aber auch erklärt, daß ein Gewis­sen­s­ur­teil auch dann als kor­rekt anzu­er­ken­nen sei, wenn die wie­der­ver­hei­ra­tet Geschie­de­nen wei­ter­hin auf ehe­li­che Wei­se zusam­men­le­ben, ohne daß von ihnen ein Leben völ­li­ger Ent­halt­sam­keit, als Bru­der und Schwe­ster, ver­langt wird.

Die Redak­teu­re haben im Para­graph 85 des Schluß­be­richts zwar den berühm­ten Para­gra­phen 84 des Apo­sto­li­schen Schrei­bens Fami­lia­ris Con­sor­tio von Papst Johan­nes Paul II. zitiert, doch den Text zen­su­riert, indem sie fol­gen­de ent­schei­den­de For­mu­lie­rung weg­ge­las­sen haben: „Das Sakra­ment der Eucha­ri­stie kann nur denen gewährt wer­den, die sich ver­pflich­ten, völ­lig ent­halt­sam zu leben, das heißt, sich der Akte zu ent­hal­ten, wel­che Ehe­leu­ten vor­be­hal­ten sind.“

Die­se kirch­li­che Pra­xis grün­det auf der schrift­li­chen und durch die Tra­di­ti­on über­lie­fer­ten Gött­li­chen Offen­ba­rung des Wor­tes Got­tes. Sie ist Aus­druck einer seit den Apo­steln unun­ter­bro­che­nen Tra­di­ti­on, wel­che für alle Zei­ten unver­än­der­lich bleibt. Bereits der hei­li­ge Augu­sti­nus bekräf­tig­te: „Wer die ehe­bre­che­ri­sche Frau ver­stößt und eine ande­re Frau hei­ra­tet, obwohl die erste Frau noch lebt, befin­det sich in einem stän­di­gen Zustand des Ehe­bruchs. Er tut kei­ne wirk­sa­me Buße, soll­te er sich wei­gern, die neue Frau zu ver­las­sen. Ist er Katechu­me­ne, so kann er nicht zur Tau­fe zuge­las­sen wer­den, da sein Wil­len im Bösen ver­wur­zelt bleibt. Wenn er ein (getauf­ter) Büßer ist, kann er nicht die (kirch­li­che) Ver­söh­nung emp­fan­gen, solan­ge er nicht sein böses Ver­hal­ten been­det“ (De adul­ter­inis coni­ugi­is 2,16). In der Tat stellt der im Para­graph 85 der Rela­tio fina­lis absicht­lich zen­su­rier­te Teil der Leh­re von Fami­lia­ris Con­sor­tio für jede gesun­de Her­me­neu­tik den wah­ren Inter­pre­ta­ti­ons­schlüs­sel zum Ver­ständ­nis des Text­ab­schnit­tes über die wie­der­ver­hei­ra­te­ten Geschie­de­nen dar (Nr. 84 –86).

In unse­ren Tagen wird ein stän­di­ger und all­ge­gen­wär­ti­ger ideo­lo­gi­scher Druck durch die Mas­sen­me­di­en aus­ge­übt, die sich an dem von anti­christ­li­chen Welt­mäch­ten auf­ge­zwun­ge­nen Den­ken aus­rich­ten, mit dem Ziel, die Wahr­heit von der Unauf­lös­lich­keit der Ehe zu besei­ti­gen, indem sie den hei­li­gen Cha­rak­ter die­ser gött­li­chen Insti­tu­ti­on durch die Ver­brei­tung einer Anti-Kul­tur der Schei­dung und des Kon­ku­bi­nats bana­li­sie­ren. Bereits vor 50 Jah­ren erklär­te das Zwei­te Vati­ka­ni­sche Kon­zil, daß die moder­nen Zei­ten von der Pla­ge der Schei­dung infi­ziert sind (vgl. Gau­di­um et Spes, 47). Das­sel­be Kon­zil stell­te fest, daß die christ­li­che Ehe, „durch Chri­sti Sakra­ment gehei­ligt ist und dar­um nie­mals durch Ehe­bruch oder Ehe­schei­dung ent­weiht wer­den darf“ (Gau­di­um et Spes, 49).

Die Pro­fa­nie­rung des „gro­ßen Geheim­nis­ses“ (Eph 5,32) der Ehe durch Ehe­bruch und Ehe­schei­dung hat enor­me Aus­ma­ße und einen alar­mie­ren­den Wachs­tums­rhyth­mus ange­nom­men, nicht nur in der Zivil­ge­sell­schaft, son­dern auch unter den Katho­li­ken. Wenn die Katho­li­ken durch Ehe­schei­dung und Ehe­bruch in der Theo­rie oder in der Pra­xis den im Sech­sten Gebot aus­ge­drück­ten Wil­len Got­tes miß­ach­ten, set­zen sie sich einer schwe­ren geist­li­chen Gefahr aus: jener, das ewi­ge Heil zu verlieren.

Die barm­her­zig­ste, von den Hir­ten der Kir­che zu set­zen­de Hand­lung ist jene, auf die­se Gefahr auf­merk­sam zu machen mit einer kla­ren – und zugleich lie­be­vol­len – Ermah­nung, daß es not­wen­dig ist, das Sech­ste Gebot Got­tes ganz zu akzep­tie­ren. Sie müs­sen die Din­ge bei ihrem rich­ti­gen Namen nen­nen, indem sie ermah­nen: „Ehe­schei­dung ist Ehe­schei­dung“, „Ehe­bruch ist Ehe­bruch“ und „wer bewußt und aus frei­en Stücken schwe­re Sün­den gegen die Gebo­te Got­tes begeht – in die­sem Fall gegen das Sech­ste Gebot – und ohne Reue stirbt, wird auf ewig ver­dammt und für immer vom Reich Got­tes aus­ge­schlos­sen sein“.

Das wah­re Wir­ken des Hei­li­gen Gei­stes besteht in solch einer Ermah­nung und Auf­for­de­rung, wie Chri­stus gelehrt hat: „Und wenn er kommt, wird er die Welt über­füh­ren (und auf­decken), was Sün­de, Gerech­tig­keit und Gericht ist“ (Joh 16,8). Indem er das Wir­ken des Hei­li­gen Gei­stes im „Über­füh­ren der Sün­de“ erklär­te, stell­te Johan­nes Paul II. fest: „Jede Sün­de, wo und wann auch immer sie began­gen wur­de, wird auf das Kreuz Chri­sti bezo­gen – und so indi­rekt auch auf die Sün­de jener, die ‚nicht an ihn geglaubt haben‘, indem sie Jesus Chri­stus zum Tod am Kreuz ver­ur­teilt haben“ (Enzy­kli­ka Domi­num et Vivi­fi­can­tem, 29). Jene, die ein ehe­li­ches Leben mit einem Part­ner füh­ren, der nicht ihr recht­mä­ßi­ger Ehe­gat­te ist, wie im Fall der geschie­de­nen und stan­des­amt­lich wie­der­ver­hei­ra­te­ten Per­so­nen, leh­nen den Wil­len Got­tes ab. Sie von der eige­nen Sün­de zu über­zeu­gen, ist ein vom Hei­li­gen Geist gewirk­tes und von Jesus Chri­stus befoh­le­nes Werk, was aus ihm ein aus­ge­spro­chen pasto­ra­les und barm­her­zi­ges Werk macht.

Die Rela­tio fina­lis der Syn­ode unter­läßt es unglück­li­cher­wei­se, die wie­der­ver­hei­ra­te­ten Geschie­de­nen von ihrer Sün­de zu über­zeu­gen. Im Gegen­teil, unter dem Vor­wand der Barm­her­zig­keit und einem fal­schen Ver­ständ­nis von Seel­sor­ge, haben jene Syn­oden­vä­ter, wel­che die in den Para­gra­phen 84–86 der Rela­tio for­mu­lier­ten Theo­rien unter­stützt haben, ver­sucht, den Zustand der geist­li­chen Gefahr, in der sich die wie­der­ver­hei­ra­te­ten Geschie­de­nen befin­den, zu verschleiern.

Tat­säch­lich wird ihnen gesagt, daß ihre Sün­de des Ehe­bruchs kei­ne Sün­de ist und nicht als Ehe­bruch bezeich­net wer­den kann. Zumin­dest ist es kei­ne schwe­re Sün­de und ihre Lebens­si­tua­ti­on birgt kei­ne geist­li­che Gefahr. Eine sol­che Hal­tung der Hir­ten steht in direk­tem Wider­spruch zum Wir­ken des Hei­li­gen Gei­stes und ist daher anti-pasto­ral, das Werk fal­scher Pro­phe­ten, auf die fol­gen­de Wor­te der Hei­li­gen Schrift ange­wandt wer­den kön­nen: „Weh denen, die das Böse gut und das Gute böse nen­nen, die die Fin­ster­nis zum Licht und das Licht zur Fin­ster­nis machen, die das Bit­te­re süß und das Süße bit­ter machen“ (Jes 5,20), und „Dei­ne Pro­phe­ten schau­ten dir Lug und Trug. Dei­ne Schuld haben sie nicht auf­ge­deckt, um dein Schick­sal zu wen­den. Sie schau­ten dir als Pro­phe­ten­wor­te nur Trug und Ver­füh­rung“ (Klgl 2,14). An die­se Bischö­fe wür­de der Apo­stel Pau­lus heu­te ohne jeden Zwei­fel die­se Wor­te rich­ten: „Denn die­se Leu­te sind Lügen­apo­stel, unehr­li­che Arbei­ter; sie tar­nen sich frei­lich als Apo­stel Chri­sti“ (2 Kor 11,13).

Der Text der Rela­tio fina­lis unter­läßt es nicht nur, jenen, die geschie­den und stan­des­amt­lich wie­der­ver­hei­ra­tet sind, ohne Zwei­deu­tig­keit ihre ehe­bre­che­ri­sche Rea­li­tät und daher den schwer­wie­gend sünd­haf­ten Cha­rak­ter ihrer Lebens­wei­se bewußt zu machen. Er recht­fer­tigt die­se indi­rekt, indem er die Fra­ge letzt­lich dem Bereich des indi­vi­du­el­len Gewis­sens zuweist und fälsch­lich den mora­li­schen Grund­satz der Nicht­zu­re­chen­bar­keit auf das Zusam­men­le­ben zwi­schen wie­der­ver­hei­ra­te­ten Geschie­de­nen anwen­det. Die Anwen­dung die­ses Grund­sat­zes auf einen sta­bi­len, dau­er­haf­ten und öffent­li­chen Zustand des Ehe­bruchs ist unan­ge­mes­sen und irreführend.

Die Min­de­rung der sub­jek­ti­ven Ver­ant­wor­tung ist nur dann gege­ben, wenn die Part­ner die feste Absicht hät­ten, in völ­li­ger Ent­halt­sam­keit zu leben und dafür ehr­li­che Anstren­gun­gen unter­neh­men. Solan­ge sie absicht­lich in einer sünd­haf­ten Exi­stenz ver­har­ren, kann es kei­ne Min­de­rung der Zure­chen­bar­keit geben. Der Schluß­be­richt ver­mit­telt hin­ge­gen den Ein­druck, nahe­le­gen zu wol­len, als wür­de ein öffent­li­cher Zustand des Ehe­bruchs – wie im Fall jener Geschie­de­nen, die sich stan­des­amt­lich wie­der­ver­hei­ra­tet haben – kein unauf­lös­ba­res sakra­men­ta­les Ehe­band ver­let­zen, als wür­de er nicht in jedem Fall eine Tod­sün­de oder schwe­re Sün­de dar­stel­len und, als wür­de es sich dabei schließ­lich um eine Sache des pri­va­ten Gewis­sens han­deln. Das aber ent­spricht mehr dem pro­te­stan­ti­schen Grund­satz des sub­jek­ti­ven Urteils in Fra­gen des Glau­bens und der Dis­zi­plin und einer gedank­li­chen Nähe zur fal­schen Theo­rie der „Grund­op­ti­on“, die vom Lehr­amt bereits ver­ur­teilt wur­de (vgl. Papst Johan­nes Paul II., Veri­ta­tis Sple­ndor, 65–70).

Die Hir­ten der Kir­che soll­ten nicht im Gering­sten eine Kul­tur der Ehe­schei­dung unter den Gläu­bi­gen för­dern. Auch der klein­ste Ansatz eines Nach­ge­bens gegen­über der Pra­xis oder der Theo­rie der Ehe­schei­dung soll­te ver­mie­den wer­den. Die Kir­che als Gan­ze soll­te ein über­zeu­gen­des und star­kes Zeug­nis für die Unauf­lös­lich­keit der Ehe geben. Papst Johan­nes Paul II hat die Ehe­schei­dung ein „Übel“ genannt, das „mehr und mehr auch katho­li­sche Berei­che erfaßt“, und „die­ses Pro­blem unver­züg­lich auf­ge­grif­fen wer­den“ muss (Fami­lia­ris Con­sor­tio, 84).

Die Kir­che muß den wie­der­ver­hei­ra­te­ten Geschie­de­nen mit Lie­be und Geduld hel­fen, ihre Sün­de zu erken­nen und sich mit gan­zem Her­zen zu Gott zu bekeh­ren, indem sie Sei­nem Hei­li­gen Wil­len gehor­chen, so wie es das Sech­ste Gebot besagt. Solan­ge sie fort­fah­ren, ein öffent­li­ches Anti-Zeug­nis gegen die Unauf­lös­lich­keit der Ehe zu geben und solan­ge sie dazu bei­tra­gen, eine Kul­tur der Ehe­schei­dung zu ver­brei­ten, kön­nen sie in der Kir­che nicht jene lit­ur­gi­schen, kate­che­ti­schen und insti­tu­tio­nel­len Dien­ste aus­üben, die auf­grund ihrer eige­nen Natur ein öffent­li­ches Leben ver­lan­gen, das den Gebo­ten Got­tes entspricht.

Es ist selbst­ver­ständ­lich, dass öffent­li­che Über­tre­ter zum Bei­spiel des Fünf­ten und Sieb­ten Gebo­tes, wie Betrei­ber einer Abtrei­bungs­kli­nik oder Mit­glie­der eines Kor­rup­ti­ons­netz­wer­kes, weder die Hei­li­ge Kom­mu­ni­on emp­fan­gen kön­nen noch zu den öffent­li­chen lit­ur­gi­schen und kate­che­ti­schen Dien­sten zuge­las­sen sind. Auf die glei­che Wei­se kön­nen auch jene, die öffent­lich gegen das Sech­ste Gebot ver­sto­ßen, wie die wie­der­ver­hei­ra­te­ten Geschie­de­nen, nicht zum Dienst als Lek­tor, als Tauf­pa­te oder Kate­chet zuge­las­sen wer­den. Natür­lich ist die Schwe­re des Übels zu unter­schei­den, das von jenen ver­ur­sacht wird, die öffent­lich Abtrei­bung und Kor­rup­ti­on för­dern und das vom Ehe­bruch durch geschie­de­ne Per­so­nen her­rührt. Man kann sie nicht auf die­sel­be Ebe­ne stel­len. Indem man die Zulas­sung der wie­der­ver­hei­ra­te­ten Geschie­de­nen als Tauf­pa­ten oder Katech­ten ver­tritt, tut man den Kin­dern aber letzt­lich geist­lich nichts Gutes, son­dern instru­men­ta­li­siert sie für ein bestimm­tes ideo­lo­gi­sches Pro­gramm. Das ist eine unan­stän­di­ge Hal­tung und man ver­spot­tet die Insti­tu­ti­on der Tauf­pa­ten und der Katech­ten, die durch ein öffent­li­ches Ver­spre­chen die Auf­ga­be der Glau­bens­er­zie­hung über­nom­men haben.

Wenn die wie­der­ver­hei­ra­te­ten Geschie­de­nen Tauf­pa­ten oder Kate­che­ten sein wür­den, wür­de ihr Leben stän­dig ihren Wor­ten wider­spre­chen, wes­halb für sie die Ermah­nung des Hei­li­gen Gei­stes durch den Apo­stel Jako­bus gel­ten wür­de: „Hört das Wort nicht nur an, son­dern han­delt danach; sonst betrügt ihr euch selbst“ (Jak 1,22). Lei­der for­dert Para­graph 84 der Rela­tio fina­lis die Zulas­sung der wie­der­ver­hei­ra­te­ten Geschie­de­nen zu lit­ur­gi­schen, pasto­ra­len und erzie­he­ri­schen Dien­sten. Die­ser Vor­schlag stellt eine indi­rek­te Unter­stüt­zung für eine Schei­dungs­kul­tur dar sowie die fak­ti­sche Leug­nung eines objek­tiv sünd­haf­ten Lebens­stils. Papst Johan­nes Paul II. dage­gen, wies ihnen nur fol­gen­de Mög­lich­kei­ten der Teil­nah­me am Leben der Kir­che zu mit dem Ziel, eine wirk­li­che Umkehr zu erleich­tern: „Sie sol­len ermahnt wer­den, das Wort Got­tes zu hören, am hei­li­gen Meß­op­fer teil­zu­neh­men, regel­mä­ßig zu beten, die Gemein­de in ihren Wer­ken der Näch­sten­lie­be und Initia­ti­ven zur För­de­rung der Gerech­tig­keit zu unter­stüt­zen, die Kin­der im christ­li­chen Glau­ben zu erzie­hen und den Geist und die Wer­ke der Buße zu pfle­gen, um so von Tag zu Tag die Gna­de Got­tes auf sich her­ab­zu­ru­fen“ (Fami­lia­ris Con­sor­tio, 84).

Es muß ein gesun­der Raum des Aus­schlus­ses (Nicht-Zulas­sung zu den Sakra­men­ten und zu den öffent­li­chen lit­ur­gi­schen und kate­che­ti­schen Dien­sten) blei­ben, um die wie­der­ver­hei­ra­tet geschie­de­nen Per­so­nen an ihre wirk­li­che, schwer­wie­gen­de und gefähr­li­che geist­li­che Situa­ti­on zu erin­nern, und um gleich­zei­tig in ihren See­len eine Hal­tung der Demut, des Gehor­sams und der Sehn­sucht nach einer wirk­li­chen Bekeh­rung zu för­dern. Demut bedeu­tet Mut zur Wahr­heit und nur jene, die sich demü­tig Gott unter­wer­fen, kön­nen Sei­ne Gna­den empfangen.

Den Gläu­bi­gen, die noch nicht bereit sind, ihrem Zustand als Ehe­bre­cher ein Ende zu set­zen und denen noch der nöti­ge Wil­len dazu fehlt, muß geist­lich gehol­fen wer­den. Ihr Zustand bezüg­lich des Buß­sa­kra­ments ist einer Art von „Katechu­me­nat“ ähn­lich. Nur jene kön­nen das Sakra­ment der Beich­te emp­fan­gen, das von der Tra­di­ti­on der Kir­che „zwei­te Tau­fe“ oder „zwei­te Buße“ genannt wur­de, die ent­schlos­sen sind, ihrem ehe­bre­che­ri­schen Zusam­men­le­ben ein Ende zu set­zen und ein öffent­li­ches Ärger­nis zu ver­mei­den, wie es die Katechu­me­nen, die Tauf­be­wer­ber tun. Die Rela­tio fina­lis unter­läßt es, die wie­der­ver­hei­ra­te­ten Geschie­de­nen zu ermah­nen, ihren Zustand der öffent­li­chen Sün­de demü­tig anzu­er­ken­nen, und ver­zich­tet dar­auf, sie dazu ermu­ti­gen, mit dem Geist des Glau­bens ihre Nicht-Zulas­sung zu den Sakra­men­ten und zu den öffent­li­chen lit­ur­gi­schen und kate­che­ti­schen Dien­sten zu akzep­tie­ren. Ohne die­se rea­li­sti­sche und demü­ti­ge Aner­ken­nung des eige­nen geist­li­chen Zustan­des, gibt es kei­nen wirk­li­chen Fort­schritt für eine authen­ti­sche christ­li­che Umkehr, die im Fall der wie­der­ver­hei­ra­te­ten Geschie­de­nen in einem Leben völ­li­ger Ent­halt­sam­keit besteht, indem die auf­hö­ren, gegen die Hei­lig­keit des Ehe­sa­kra­ments zu sün­di­gen und öffent­lich dem Sech­sten Gebot Got­tes gegen­über unge­hor­sam zu sein.

Die Hir­ten der Kir­che und vor allem die öffent­li­chen Tex­te des Lehr­am­tes müs­sen auf äußerst kla­re Wei­se spre­chen, denn das cha­rak­te­ri­siert wesent­lich die eigent­li­che Auf­ga­be jener, die von Amts wegen das Lehr­amt aus­üben. Chri­stus for­dert von allen Sei­nen Jün­gern so zu han­deln: „Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein; alles ande­re stammt vom Bösen“ (Mt 5,37). Das gilt umso mehr, wenn die Hir­ten der Kir­che pre­di­gen oder wenn das Lehr­amt sich in einem Doku­ment äußert.

In den Para­gra­phen 84–86 stellt die Rela­tio fina­lis lei­der eine schwer­wie­gen­de Abkehr von die­sem gött­li­chen Gebot dar. In den zitier­ten Stel­len wird nicht direkt die Zulas­sung der wie­der­ver­hei­ra­te­ten Geschie­de­nen zur Hei­li­gen Kom­mu­ni­on gefor­dert, son­dern sogar ver­mie­den, von der „Hei­li­gen Kom­mu­ni­on“ oder von „Sakra­men­ten“ zu spre­chen. Der Text gebraucht als tak­ti­sches Mit­tel in ver­wir­ren­der Wei­se zwei­deu­ti­ge For­mu­lie­run­gen wie: „eine voll­stän­di­ge­re Teil­nah­me am Leben der Kir­che“ und „Unter­schei­dung und Integration“.

Mit sol­chen Metho­den plat­ziert die Rela­tio fina­lis fak­tisch Zeit­bom­ben und öff­net eine Hin­ter­tür, durch die die wie­der­ver­hei­ra­te­ten Geschie­de­nen zur Hei­li­gen Kom­mu­ni­on zuge­las­sen wer­den sol­len. Sie pro­fa­niert damit die bei­den gro­ßen Sakra­men­te der Ehe und der Eucha­ri­stie, und trägt, zumin­dest indi­rekt, zur Schei­dungs­kul­tur bei und damit zur Aus­brei­tung des „Übels der Schei­dung“ (Gau­di­um et spes, 47).

Ein auf­merk­sa­mes Lesen des miß­ver­ständ­li­chen Abschnitts der Rela­tio fina­lis, der mit „Unter­schei­dung und Inte­gra­ti­on“ über­schrie­ben ist, weckt den Ein­druck einer mit Geschick und Scharf­sinn aus­ge­ar­bei­te­ten Zwei­deu­tig­keit. Es kom­men fol­gen­de Wor­te des hei­li­gen Ire­nä­us aus sei­nem Werk Adver­sus Hà¦reses in den Sinn: „Eben­so wird der, wel­cher die Richt­schnur der Wahr­heit uner­schüt­ter­lich in sich fest­hält, die er in der Tau­fe emp­fan­gen hat, zwar die Namen und Rede­wen­dun­gen und Para­beln aus den Schrif­ten, aber nicht ihre got­tes­lä­ster­li­chen Hirn­ge­spin­ste aner­ken­nen. Zwar wird er die Mosa­ik­stein­chen erken­nen, aber den Fuchs nicht für das Bild des Königs hal­ten. Er wird jeden der Aus­sprü­che an sei­ne gehö­ri­ge Stel­le set­zen und dem Kör­per der Wahr­heit sie ein­ver­lei­ben, aber ihre Phan­ta­sie­ge­bil­de bloß­le­gen und als halt­los dar­tun. Da aber die­sem Thea­ter­stück noch der Abschluß fehlt, indem jemand, ihre Fabe­lei­en erklä­rend, sie abfer­tigt, so hiel­ten wir es für rich­tig, zuvor dar­zu­le­gen, wie die Väter die­ser Sagen von­ein­an­der abwei­chen, da sie aus ver­schie­de­nen Gei­stern des Irr­tums stam­men. Dar­aus schon kann man deut­lich erken­nen, noch bevor ihr Irr­tum auf­ge­deckt ist, daß zuver­läs­sig nur die von der Kir­che ver­kün­de­te Wahr­heit ist, ihre Lügen­re­de aber falsch“ (I,9,4–5).

Die Rela­tio fina­lis scheint den Auto­ri­tä­ten der Orts­kir­che die Lösung der Fra­ge bezüg­lich der Zulas­sung der wie­der­ver­hei­ra­te­ten Geschie­de­nen zur Hei­li­gen Kom­mu­ni­on zu über­las­sen: „Beglei­tung des Prie­sters“ und „Richt­li­ni­en des Bischofs“. Die Fra­ge ist in jedem Fall grund­le­gend mit dem Depo­si­tum fidei, dem offen­bar­ten Wort Got­tes ver­bun­den. Die Nicht-Zulas­sung der Geschie­de­nen, die im Stand des öffent­li­chen Ehe­bruchs leben, ergibt sich aus der unver­än­der­li­chen Wahr­heit des katho­li­schen Glau­bens­ge­set­zes und folg­lich auch des Geset­zes der katho­li­schen lit­ur­gi­schen Praxis.

Die Rela­tio fina­lis scheint eine Kako­pho­nie in Leh­re und Ord­nung der Katho­li­schen Kir­che ein­zu­läu­ten, die dem Wesen der Katho­li­zi­tät selbst wider­spricht. Es ist an die Wor­te des hei­li­gen Ire­nä­us über die wah­re Form der Kir­che zu allen Zei­ten und an jedem Ort zu erinnern:

„Nun wohl, die­se Bot­schaft und die­sen Glau­ben bewahrt die Kir­che, wie sie ihn emp­fan­gen hat, obwohl sie, wie gesagt, über die gan­ze Welt zer­streut ist, sorg­fäl­tig, als ob sie in einem Hau­se wohn­te, glaubt so dar­an, als ob sie nur eine See­le und ein Herz hät­te, und ver­kün­det und über­lie­fert ihre Leh­re so ein­stim­mig, als ob sie nur einen Mund besä­ße. Und wenn­gleich es auf der Welt ver­schie­de­ne Spra­chen gibt, so ist doch die Kraft der Über­lie­fe­rung ein und die­sel­be. Die in Ger­ma­ni­en gegrün­de­ten Kir­chen glau­ben und über­lie­fern nicht anders als die in Spa­ni­en oder bei den Kel­ten, die im Ori­ent oder in Ägyp­ten, die in Liby­en oder in der Mit­te der Welt (Rom). So wie Got­tes Son­ne in der gan­zen Welt eine und die­sel­be ist, so dringt auch die Bot­schaft der Wahr­heit über­all hin und erleuch­tet alle Men­schen, die zur Erkennt­nis der Wahr­heit kom­men wol­len. Der größ­te Red­ner unter den Vor­ste­hern der Kir­che kann nichts anders ver­kün­den, denn nie­mand geht über den Mei­ster; und auch der Schwach­be­gab­te wird nichts von der Über­lie­fe­rung weg­las­sen. Es ist nur ein und der­sel­be Glau­be, ihn kann nicht ver­meh­ren, wer viel ver­steht zu reden, nicht ver­min­dern, wer wenig spricht“ (Adver­sus hà¦reses, I,10,2).

Die Rela­tio fina­lis ver­mei­det im Abschnitt zu den wie­der­ver­hei­ra­te­ten Geschie­de­nen syste­ma­tisch den unver­än­der­li­chen Grund­satz der gesam­ten katho­li­schen Tra­di­ti­on, daß jene, die in einer ungül­ti­gen ehe­li­chen Ver­bin­dung leben nur unter der Bedin­gung zur Hei­li­gen Kom­mu­ni­on zuge­las­sen wer­den kön­nen, daß sie ver­spre­chen, in völ­li­ger Ent­halt­sam­keit zu leben und es ver­mei­den, öffent­li­ches Ärger­nis zu geben. Johan­nes Paul II. und Bene­dikt XVI. haben mit Nach­druck die­sen katho­li­schen Grund­satz bekräf­tigt. Es absicht­lich zu ver­mei­den, die­sen Grund­satz im Schluß­be­richt zu erwäh­nen und zu bekräf­ti­gen, kann mit den pro­gram­ma­ti­schen Ver­su­chen der Geg­ner des Dog­mas des Kon­zils von Nicäa im 4. Jahr­hun­dert – den Aria­nern und den soge­nann­ten Semi-Aria­nern – ver­gli­chen wer­den, dem Begriff „homoou­si­os“ aus­zu­wei­chen, indem sie statt des­sen einen Begriff nach dem ande­ren erfan­den, um nicht direkt die Wesens­gleich­heit des Soh­nes Got­tes mit Gott Vater aner­ken­nen zu müssen.

Die­se Abkehr von einem offe­nen katho­li­schen Bekennt­nis durch eine Mehr­heit des Epi­sko­pats im 4. Jahr­hun­dert löste eine fie­ber­haf­te kirch­li­che Akti­vi­tät aus mit immer neu­en Syn­oden und einer Viel­zahl von neu­en Glau­bens­for­meln, die alle ein gemein­sa­mes Ziel hat­ten, die begriff­li­che Klar­heit des Aus­drucks „homoou­si­os“ zu ver­mei­den. Auf die­se glei­che Wei­se haben in unse­ren Tagen zwei Syn­oden es ver­mie­den, mit Klar­heit den Grund­satz der gesam­ten katho­li­schen Tra­di­ti­on zu nen­nen und zu beken­nen, laut dem jemand, der in einer ungül­ti­gen ehe­li­chen Ver­bin­dung lebt, nur unter der Bedin­gung zur Hei­li­gen Kom­mu­ni­on zuge­las­sen wer­den kann, daß er ver­spricht, in völ­li­ger Ent­halt­sam­keit zu leben und es zu ver­mei­den, öffent­li­ches Ärger­nis zu geben.

Das wird auch durch die unmiß­ver­ständ­li­che und sofor­ti­ge Reak­ti­on durch die welt­li­chen Medi­en belegt, sowie durch die Haupt­ver­tre­ter der neu­en nicht-katho­li­schen Pra­xis, wie­der­ver­hei­ra­te­te Geschie­de­ne zur Hei­li­gen Kom­mu­ni­on zuzu­las­sen, unge­ach­tet deren Ver­har­rens im Zustand des öffent­li­chen Ehe­bruchs. Kar­di­nal Kas­per, Kar­di­nal Nichols und Erz­bi­schof For­te, zum Bei­spiel, haben offen erklärt, daß man laut Rela­tio fina­lis anneh­men kann, daß auf irgend­ei­ne Wei­se eine Tür zur Kom­mu­ni­on für die wie­der­ver­hei­ra­te­ten Geschie­de­nen auf­ge­tan wur­de. Es gibt auch eine beacht­li­che Zahl von Bischö­fen, Prie­stern und Lai­en, die über die Aus­sicht einer „offe­nen Tür“ im Schluß­be­richt jubeln. Anstatt die Gläu­bi­gen zu einer kla­ren und im höch­sten Maß unmiß­ver­ständ­li­chen Leh­re zu füh­ren, hat der Schluß­be­richt eine Situa­ti­on der Ver­ne­be­lung, der Ver­wir­rung, des Sub­jek­ti­vis­mus (das Gewis­sen­s­ur­teil über die Schei­dung und das Forum inter­num) und einen un-katho­li­schen Par­ti­ku­la­ris­mus in Leh­re und Dis­zi­plin ver­ur­sacht, und zwar in einer Mate­rie, die wesent­lich mit dem von den Apo­steln über­lie­fer­ten Glau­bens­gut zusammenhängt.

Jene, die in unse­ren Tagen tap­fer die Hei­lig­keit des Ehe­sa­kra­ments und der Eucha­ri­stie ver­tei­di­gen, wer­den als Pha­ri­sä­er abge­stem­pelt. Da aber der logi­sche Grund­satz vom aus­ge­schlos­se­nen Wider­spruch gül­tig ist und der gesun­de Men­schen­ver­stand noch funk­tio­niert, ist das Gegen­teil wahr.

Es sind viel­mehr jene den Pha­ri­sä­ern nahe, die im Schluß­be­richt die gött­li­che Wahr­heit ver­dun­keln. Um ein ehe­bre­che­ri­sches Leben mit dem Emp­fang der Hei­li­gen Kom­mu­ni­on in Ein­klang zu brin­gen, haben sie geschickt neue Bedeu­tun­gen erfun­den, ein neu­es Gesetz der „Unter­schei­dung und Inte­gra­ti­on“, indem sie neue mensch­li­che Tra­di­tio­nen gegen das glas­kla­re Gebot Got­tes einführen.

An die Ver­tre­ter der soge­nann­ten Kas­per-Agen­da sind die­se Wor­te der fleisch­ge­wor­de­nen Wahr­heit gerich­tet: „So setzt ihr durch eure eige­ne Über­lie­fe­rung Got­tes Wort außer Kraft. Und ähn­lich han­delt ihr in vie­len Fäl­len“ (Mk 7,13). Jene, die zwei­tau­send Jah­re lang uner­müd­lich und mit größ­ter Klar­heit von der Unab­än­der­lich­keit der gött­li­chen Wahr­heit gespro­chen haben und das oft unter Preis­ga­be des eige­nen Lebens, wür­den heu­te als Pha­ri­sä­er abge­stem­pelt: so der Hei­li­ge Johan­nes der Täu­fer, der Hei­li­ge Pau­lus, der Hei­li­ge Ire­nä­us, der Hei­li­ge Atha­na­si­us, der Hei­li­ge Basi­li­us, der Hei­li­ge Tho­mas Morus, der Hei­li­ge John Fisher, der Hei­li­ge Pius X., um nur eini­ge der leuch­tend­sten Bei­spie­le zu nennen.

Nach der Wahr­neh­mung sowohl der Gläu­bi­gen als auch der säku­la­ri­sier­ten öffent­li­chen Mei­nung besteht das wirk­li­che Ergeb­nis der Syn­ode dar­in, daß man sich fak­tisch nur auf die Fra­ge der Zulas­sung der wie­der­ver­hei­ra­te­ten Geschie­de­nen zur Hei­li­gen Kom­mu­ni­on kon­zen­trier­te. Man kann sagen, daß die Syn­ode sich in den Augen der öffent­li­chen Mei­nung als Syn­ode des Ehe­bruchs und nicht der Fami­lie erwie­sen hat. Tat­säch­lich wer­den alle schö­nen Aus­sa­gen des Schluß­be­richts zu Ehe und Fami­lie von den zwei­deu­ti­gen Erklä­run­gen der Stel­len über die wie­der­ver­hei­ra­te­ten Geschie­de­nen in den Schat­ten gestellt, eine Fra­ge im übri­gen, die vom Lehr­amt der bei­den vori­gen Päp­ste bereits ent­schie­den und gelöst wur­de und zwar in treu­er Über­ein­stim­mung mit der zwei­tau­send­jäh­ri­gen Leh­re und Pra­xis der Kir­che. Es ist daher eine wah­re Schan­de, daß katho­li­sche Bischö­fe, die Nach­fol­ger der Apo­stel, Syn­oden­ver­samm­lun­gen für ein Atten­tat genützt haben gegen die kon­stan­te und unver­än­der­li­che Pra­xis der Kir­che bezüg­lich der Unauf­lös­lich­keit der Ehe bzw. der Nicht-Zulas­sung der Geschie­de­nen zu den Sakra­men­ten, sofern die­se noch in einer ehe­bre­che­ri­schen Ver­bin­dung leben.

In sei­nem Brief an Papst Dama­sus hat der Hei­li­ge Basi­li­us ein rea­li­sti­sches Bild der dok­tri­nel­len Ver­wir­rung gezeich­net, die damals von jenen Kir­chen­ver­tre­tern gestif­tet wur­de, die auf der Suche nach einem hoh­len Kom­pro­miß und einem Aus­gleich mit dem Geist der Welt waren: „Die Tra­di­tio­nen sind nicht umsonst fest­ge­legt; die Plä­ne der Neue­rer sind in den Kir­chen Mode; es gibt mehr Erfin­der listi­ger Mecha­nis­men als Theo­lo­gen; die Weis­heit die­ser Welt erringt die höch­sten Aner­ken­nun­gen und lehnt den Ruhm des Kreu­zes ab. Die Alten kla­gen, wenn sie die Gegen­wart mit der Ver­gan­gen­heit ver­glei­chen. Noch mehr aber sind die Jun­gen zu bekla­gen, die nicht ein­mal wis­sen, wes­sen sie beraubt wur­den“ (Ep 90,2).

In einem Brief an Papst Dama­sus und die Bischö­fe des Westens beschrieb der Hei­li­ge Basi­li­us die in der Kir­che herr­schen­de Ver­wir­rung: „Die Geset­ze der Kir­che sind eine Beu­te der Ver­wir­rung. Die Ambi­ti­on der Men­schen, die kei­ne Got­tes­frucht haben, läßt sie auf die höch­sten Posten sprin­gen, wel­che nun allen als Beu­te der Gott­lo­sig­keit bekannt sind. Das Ergeb­nis ist: je mehr ein Mensch gegen die wah­re Leh­re lästert, desto mehr hält man ihn geeig­net für das Bischofs­amt. Die kle­ri­ka­le Wür­de ist eine Sache der Ver­gan­gen­heit. Es gibt kei­ne genaue Kennt­nis der Cano­nes mehr. Es herrscht völ­li­ge Gleich­gül­tig­keit im Sün­di­gen; wer eine bestimm­te Stel­lung durch die Gunst der Men­schen erreicht hat, ist gezwun­gen, sich dank­bar zu erwei­sen, indem er stän­dig Nach­sicht gegen­über den Rechts­bre­chern zeigt. Auch das rech­te Urteil ist eine Sache der Ver­gan­gen­heit und jeder han­delt nach den Begier­den sei­nes Her­zens. Wer Auto­ri­tät besitzt, hat Angst zu reden, wer Macht erlangt hat dank mensch­li­cher Inter­es­sen, ist Skla­ve jener, dem er sei­ne Beför­de­rung zu ver­dan­ken hat. Und die Ein­for­de­rung der wah­ren Ortho­do­xie wird in eini­gen Krei­sen jetzt als Gele­gen­heit gese­hen, sich gegen­sei­tig anzu­grei­fen; die Men­schen ver­ber­gen ihren schlech­ten Wil­len und for­dern, daß ihr feind­se­li­ges Ver­hal­ten in Wirk­lich­keit von der Lie­be zur Wahr­heit her­rüh­re. Wäh­rend die Ungläu­bi­gen lachen, wer­den die Men­schen, die schwach im Glau­ben sind, erschüt­tert, der Glau­be ist unsi­cher, die See­len ver­sin­ken in Unwis­sen­heit, da jene, die das Wort miß­brau­chen, die Wahr­heit imi­tie­ren. Die Besten unter den Lai­en mei­den die Kir­chen wie Schu­len des Fre­vels und erhe­ben in der Wüste unter Stöh­nen und Trä­nen im Gebet ihre Hän­de zum Him­mel, zu ihrem Herrn. Der von den Vätern emp­fan­ge­ne Glau­ben, jenen, den wir durch das Zei­chen der Apo­stel gekenn­zeich­net wis­sen, zu die­sem Glau­ben geben wir unse­re Zustim­mung, so wie zu allem, was in der Ver­gan­gen­heit kano­nisch und recht­mä­ßig ver­kün­det wur­de“ (Ep 92,2).

Jede Zeit der Ver­wir­rung in der Geschich­te der Kir­che ist zugleich eine Mög­lich­keit, gro­ße Gna­den der Stär­ke und des Mutes zu emp­fan­gen, und in der es die Gele­gen­heit gibt, die eige­ne Lie­be zu Chi­stus, die fleisch­ge­wor­de­ne Wahr­heit, zu bezeu­gen. Ihm hat jeder Getauf­te, jeder Prie­ster und jeder Bischof unver­brüch­li­che Treue ver­spro­chen, jeder nach sei­nem Stand: durch das Tauf­ver­spre­chen, das prie­ster­li­che Ver­spre­chen und das fei­er­li­che Ver­spre­chen der Bischofs­wei­he. In der Tat hat jeder Kan­di­dat des Bischofs­am­tes ver­spro­chen: „Ich will das von den Apo­steln über­lie­fer­te Glau­bens­gut, das immer und über­all in der Kir­che wei­ter­ge­ge­ben wur­de, rein und unver­kürzt bewah­ren“. Die Zwei­deu­tig­keit, die im Abschnitt der Rela­tio fina­lis über die wie­der­ver­hei­ra­te­ten Geschie­de­nen ent­hal­ten ist, wider­spricht dem hier wie­der­ge­ge­be­nen fei­er­li­chen bischöf­li­chen Ver­spre­chen. Unge­ach­tet des­sen, soll­ten alle in der Kir­che, vom ein­fa­chen Gläu­bi­gen bis zu den Inha­bern des Lehr­am­tes sagen:

Non pos­su­mus!“ Ich wer­de weder ein nebu­lö­ses Gere­de noch eine geschickt getarn­te Hin­ter­tür zur Pro­fa­nie­rung des Sakra­men­tes der Ehe und der Eucha­ri­stie akzep­tie­ren. Eben­so­we­nig wer­de ich es akzep­tie­ren, daß man sich über das Sech­ste Gebot Got­tes lustig macht. Ich zie­he es lie­ber vor, ver­lacht und ver­folgt zu wer­den, als zwei­deu­ti­ge Tex­te und unehr­li­che Metho­den zu akzep­tie­ren. Ich zie­he das glas­kla­re „Ant­litz Chri­sti, der Wahr­heit, dem Bild des mit Edel­stei­nen geschmück­ten Fuch­ses vor“ (Hl. Ire­nä­us), „denn ich weiß, wem ich Glau­ben geschenkt habe“, „Scio cui cre­di­di“ (2 Tim 1,12).

2. Novem­ber 2015

+ Atha­na­si­us Schneider
Weih­bi­schof des Erz­bis­tums der Aller­se­lig­sten Jung­frau Maria zu Astana

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Über­set­zung: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Cor­ri­spon­den­za Romana

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