Danilo Quinto zum Syndenausgang: Der „Rauch Satans“ ist dichter denn je


Finsternis
Fin­ster­nis

von Dani­lo Quinto*

Anzei­ge

(Rom) Nach der Syn­ode haben sich vie­le zur Decke gestreckt, um deren Aus­gang irgend­wie gera­de­zu­bie­gen. Eine Akti­on, die dem Papier nach durch­aus gelin­gen mag. Die Fra­ge, wer nach dem zwei­jäh­ri­gen Rin­gen um das Ehe­sa­kra­ment Sie­ger und wer Ver­lie­rer  ist, ist damit aller­dings nicht beant­wor­tet. Eini­ge haben die „katho­li­sche Moral“ als eigent­li­che Ver­lie­re­rin genannt. Doch auch das ist nicht so ein­fach, denn: Wel­che „katho­li­sche Moral“? Jene der ver­gan­ge­nen Jahr­zehn­te, die es mög­lich mach­te, die zwei­tau­send­jäh­ri­ge Ent­fal­tung in der Zele­bra­ti­on der Hei­li­gen Mes­se umzu­sto­ßen und Chri­stus aus der Mit­te zu ver­drän­gen und durch die oft blas­phe­mi­schen Bedürf­nis­se der Moder­ne zu erset­zen? Oder jene, die pas­siv (ohne auch nur an die Mög­lich­keit zu den­ken, Exkom­mu­ni­ka­tio­nen aus­zu­spre­chen) die Geset­ze der Men­schen akzep­tiert, gestern jene der Schei­dung, der Abtrei­bung und der künst­li­chen Befruch­tung, mor­gen jene der Eutha­na­sie, der „Homo-Ehe“ und der Leih­mut­ter­schaft? Oder jene der Frei­mau­rer- und Homo-Lob­by, die sich unter der Decke des Schwei­gens inner­halb der Vati­ka­ni­schen Mau­ern im mysti­schen Leib Chri­sti breit­ge­macht hat und mit viel Geschick und Geris­sen­heit agiert, um das Ant­litz unse­res Herrn zu ent­stel­len und die See­len der Gläu­bi­gen mög­lichst unheil­bar zu komtaminieren?

Der vergessene Dialog von Jesus mit Nikodemus

Katho­li­sche Moral und Ethik kön­nen nur bestehen, wenn sie vom gött­li­chen Gesetz her­rüh­ren und sich auf die­ses beru­fen. In den ver­gan­ge­nen 50 Jah­ren wur­den sie jedoch von einer pasto­ra­len Pra­xis abge­flacht, wenn nicht ganz ein­ge­eb­net, die den Dia­log Jesu mit Niko­de­mus ver­ges­sen hat (Joh 3,1–21). Dar­in heißt es: „Das Licht kam in die Welt, und die Men­schen lieb­ten die Fin­ster­nis mehr als das Licht; denn ihre Taten waren böse. Jeder, der Böses tut, haßt das Licht und kommt nicht zum Licht, damit sei­ne Taten nicht auf­ge­deckt wer­den. Wer aber die Wahr­heit tut, kommt zum Licht, damit offen­bar wird, daß sei­ne Taten in Gott voll­bracht sind.“

Wie vie­le in der Kir­che haben in den ver­gan­ge­nen 50 Jah­ren im Namen der Wahr­heit gewirkt? Wie vie­le haben sich mit dem Licht befaßt und nicht mit der Fin­ster­nis? Wie vie­le sind der Logik des klei­ne­ren Übels gefolgt und haben nicht von der Exi­stenz des Bösen gespro­chen und vor die­sem gewarnt? Wie vie­le haben sich öku­me­ni­schen Inter­pre­ta­tio­nen wider­setzt, die die ein­zi­ge Reli­gi­on Got­tes der Göt­zen­die­ne­rei heid­ni­scher oder dem Chri­sten­tum wesens­frem­der Reli­gio­nen gleich­ge­stellt haben? Wie vie­le zum Bei­spiel haben erklärt, daß es kei­nen Dia­log mit jenen geben kann, die Chri­stus leug­nen? Oder mit jenen, die heu­te Chri­sten in deren Hei­mat töten?

Der Bannstrahl von Papst Franziskus

Ich besit­ze weder die dok­tri­nel­le noch theo­lo­gi­sche Bil­dung, um auf die­se Fra­gen Ant­wort gegen zu kön­nen. Durch Got­tes Wil­len bin ich kein „Dok­tor des Geset­zes“ und daher kein Adres­sat von Berg­o­gli­os Bann­strahl und auch nicht jener Gebe­te, die in des­sen Gefol­ge in vie­len Kir­chen gegen die „Pha­ri­sä­er des drit­ten Jahr­tau­sends“ erho­ben wer­den, in Wirk­lich­keit aber ver­leum­de­risch jene mei­nen, die mit allem Respekt, viel­leicht mit zuviel Respekt, zu kri­ti­sie­ren wagen, wer auch das Gesetz Got­tes ändern will, nach­dem schon der gan­ze Rest geän­dert wurde.

Als Sün­der und Igno­rant, der ich bin und als der ich mich füh­le, begnü­ge ich mich, zu sagen, daß es in der von Chri­stus gestif­te­ten Kir­che nicht Par­tei­en und Frak­tio­nen geben soll­te, eben­so­we­nig die Suche nach Kom­pro­mis­sen zwi­schen sol­chen Par­tei­en. Damit wur­den und wer­den Erwar­tun­gen in einer Welt geweckt, die sich nichts ande­res erwar­tet, als daß man ihr alles ver­zeiht, gleich­gül­tig was sie auch tut.

Der Stellvertreter wurde von Christus berufen, um die Wahrheit zu bewahren

Die Kir­che ist kein Par­la­ment, wie hin­ge­gen von Vati­ka­ni­sten behaup­tet wird, die bereit sind, ihre Über­zeu­gun­gen in Win­des­ei­le nach den Wün­schen des gera­de Mäch­ti­gen zu ändern. Die Kir­che ist eine hier­ar­chi­sche Ein­rich­tung und ihre Glie­der haben nur eine Auf­ga­be: dem Wort Got­tes zu die­nen, das unab­än­der­lich in der Zeit steht. Das ist ein Dog­ma. Das ist die Wahr­heit. Das Wort, das fleisch­ge­wor­den ist und unter uns gewohnt hat, die­se Wahr­heit hat sich uns geschenkt und hat auch den als Stell­ver­tre­ter beru­fen, der die­se Wahr­heit bewah­ren soll. Wenn die­ser Stell­ver­tre­ter die Wahr­heit in Fra­ge stellt und sie im Namen der „sich ändern­den Zei­ten“ dem Urteil der Men­schen unter­wirft, indem er auf ätzen­de Wei­se sogar Ein­fluß nimmt, damit die Din­ge in die Rich­tung lau­fen, die er wünscht, macht er sich lustig über die Wahr­heit. Und wenn er sich der lästi­gen Mühe ent­le­digt, der ihm anver­trau­ten Mensch­heit auf­zu­zei­gen, was gut und was böse ist, dann begeht er eine häre­ti­sche Unter­las­sung. So sehe ich das in mei­ner Ignoranz.

An die­ser Stel­le ist anzu­set­zen: Man schaut auf den Fin­ger, der zum Mond zeigt, aber man schaut nicht auf den Mond. Man dis­ku­tier­te zwei Jah­re lang über die Kom­mu­ni­on für die wie­der­ver­hei­ra­tet Geschie­de­nen, beach­te­te aber nicht die täg­li­che Demon­ta­ge der Kir­che, die der der­zei­ti­ge Papst betreibt. Wer ist der, der mit der Erlaub­nis Got­tes die Ideen ver­ne­belt, die Posi­tio­nen zer­rüt­tet, die Die­ner der Kir­che feig und ser­vil macht, und der es ver­hin­dert, die Wahr­heit zu erken­nen? Es wird die Got­tes­mut­ter Maria sein, die der Schlan­ge end­gül­tig den Kopf zer­tritt. Wir wis­sen es. Dann aber kön­nen wir nicht mehr ent­schei­den, auf wel­cher Sei­te wir ste­hen wer­den. Die Ent­schei­dung müs­sen wir vor­her tref­fen, heute.

Eugenio Scalfari, ein Sprecher des Papstes

Einer der Spre­cher des Pap­stes, Euge­nio Scal­fa­ri, berich­te­te in sei­nem Leit­ar­ti­kel vom ver­gan­ge­nen Sonn­tag, dem Fest Aller­hei­li­gen, eini­ge Aus­sa­gen Berg­o­gli­os unter Anfüh­rungs­zei­chen. In dem Leit­ar­ti­kel erzähl­te Scal­fa­ri von einem Tele­fon­ge­spräch, bei dem die bei­den den Aus­gang der Syn­ode kom­men­tier­ten. „Er frag­te mich, was ich vom Syn­oden­aus­gang über die Fami­lie hal­te. Ich habe geant­wor­tet, so wie ich es bereits geschrie­ben hat­te, daß der bei der Syn­ode gefun­de­ne Kom­pro­miß nicht den Ver­än­de­run­gen Rech­nung trägt, die die Fami­lie in den ver­gan­ge­nen 50 Jah­ren erlebt hat, anders aus­ge­drückt: Der Ver­such, die tra­di­tio­nel­le Fami­lie zurück­zu­ho­len war ein völ­lig undenk­ba­res Ziel. Ich habe hin­zu­ge­fügt, daß die von ihm gewoll­te offe­ne Kir­che einer eben­so offe­nen Fami­lie gegen­über­steht, im Guten wie im Bösen.“

Der Papst habe geant­wor­tet: „Das stimmt, das ist eine Wahr­heit und im übri­gen ver­än­dert sich die Fami­lie, die die Grund­la­ge einer jeden Gesell­schaft bil­det, stän­dig, wie sich auch alles um uns her­um ver­än­dert. Wir dür­fen nicht den­ken, daß es die Fami­lie nicht mehr gibt, es wird sie immer geben, weil unse­re Spe­zi­es kon­takt­freu­dig ver­an­lagt ist und die Fami­lie ist die Spit­ze die­ser Kon­takt­freu­dig­keit, doch es ent­geht uns nicht, daß die aktu­el­le offe­ne Fami­lie, wie Sie sagen, eini­ge posi­ti­ve Aspek­te und ande­re nega­ti­ve ent­hält. Und wie zei­gen sich die­se Unter­schie­de? Die nega­ti­ven Aspek­te sind die Anti­pa­thie oder sogar der Haß zwi­schen den neu­en Ehe­leu­ten und jenen vor­her, wenn es eine Schei­dung gab; eine ver­än­der­te Vater­schaft, die zwi­schen gegen­sei­ti­ger Gleich­gül­tig­keit oder gegen­sei­ti­ger Freund­schaft schwankt. Die Kir­che muß dafür arbei­ten, daß die posi­ti­ven Ele­men­te gegen die nega­ti­ven über­wie­gen. Das ist mög­lich und das wer­den wir tun. Die unter­schied­li­che Mei­nung der Bischö­fe ist Teil der Moder­ni­tät der Kir­che und der ver­schie­de­nen Gesell­schaf­ten, in denen sie wirkt, aber die Absicht ist eine gemein­sa­me und was die Zulas­sung der Geschie­de­nen zu den Sakra­men­ten betrifft, bestä­tigt es, daß die­ses Prin­zip von der Syn­ode ange­nom­men wur­de. Das ist das wesent­li­che Ergeb­nis, die eigent­li­chen Abwä­gun­gen sind den Beicht­vä­tern anver­traut, doch am Ende der schnel­ler oder lang­sa­mer von­stat­ten gehen­den Wege, wer­den alle Geschie­de­nen, die es wün­schen, zuge­las­sen werden.“

Von klugen Päpsten

Das, so Scal­fa­ri „war der Inhalt des Tele­fon­ge­sprächs. Dann haben wir uns tele­fo­nisch umarmt.“

Die klu­gen Päp­ste such­ten sich einst die Hei­li­gen als Gesprächs­part­ner. Einst. Heu­te ver­zich­ten sie dar­auf. Ein biß­chen weil es immer weni­ger Hei­li­ge gibt, ein biß­chen weil sie ihre Auf­ga­be nicht mehr dar­in sehen, mit Hil­fe der Hei­li­gen, zu ver­ste­hen, wie evan­ge­li­siert und bekehrt wer­den soll, um mög­lichst vie­le See­len zu ret­ten, son­dern sich statt des­sen lie­ber von Ungläu­bi­gen unter­wei­sen zu lassen.

*Dani­lo Quin­to, katho­li­scher Publi­zist, war radi­ka­ler Kir­chen­geg­ner und 20 Jah­re Mit­glie­der der radi­kal­allai­zi­sti­schen Radi­ka­len Par­tei Ita­li­ens, zehn Jahr davon deren Schatz­mei­ster; 2004 bekehrt er sich zum katho­li­schen Glau­ben und brach mit der Radi­ka­len Par­tei, was ihm lang­wie­ri­ge Pro­zes­se, media­le Ver­un­glimp­fung und sozia­le Äch­tung ein­brach­te; er ist Autor meh­re­rer Bücher und gilt als einer der besten Ken­ner der radi­kal­lai­zi­sti­schen und frei­mau­re­ri­schen Krei­se; bis Juni 2015 war er haupt­amt­li­cher Mit­ar­bei­ter der Pres­se­agen­tur SIR der Ita­lie­ni­schen Bischofs­kon­fe­renz; wegen sei­ner Kri­tik am „Tech­tel­mech­tel“ von Papst Fran­zis­kus mit der Radi­ka­len und Abtrei­bungs­be­für­wor­te­rin Emma Boni­no und wegen sei­nes Buches „Ancil­la Homi­nis“, in dem er die zuneh­men­de Unter­wer­fungs­be­reit­schaft von Kir­chen­ver­tre­tern, ein­schließ­lich des Pap­stes, unter die Homo-Lob­by kri­ti­sier­te, wur­de ihm frist­los gekün­digt.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Cie­sa e postconcilio

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