Trotz Berufungskrise: Negativauslese „zu frommer“ Seminaristen


Seminaristen in Vietnam
Semi­na­ri­sten in Vietnam

(Rom) Die tra­di­ti­ons­ver­bun­de­ne ita­lie­ni­sche Inter­net­sei­te Mes­sa in Lati­no berich­tet über „Ver­fol­gung und Belä­sti­gung“ von Semi­na­ri­sten „durch die (übli­chen) Regen­ten à  la mode“. Die Namen von Semi­na­ri­sten, Prie­ster­se­mi­na­ren und Regen­ten sind bekannt.

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Das am Bei­spiel Nord­ita­li­ens beschrie­be­ne Phä­no­men betrifft nach eige­nen Infor­ma­tio­nen eben­so den deut­schen Sprach­raum. Daß die Beru­fungs­kri­se zum Teil haus­ge­macht sind, wur­de bereits an ande­rer Stel­le berichtet.

Trotz Prie­ster­man­gels fin­det an man­chen diö­ze­sa­nen Prie­ster­se­mi­na­ren ein regel­rech­ter Kampf gegen „zu glau­bens­treue“ und „zu from­me“ Bewer­ber und Semi­na­ri­sten statt. Eine Nega­tiv­aus­le­se, die an man­chen Semi­na­ren bereits seit Jahr­zehn­ten andau­ert. Die Fol­gen sind Beru­fungs­ver­lust, Abwan­de­rung in die Orden, Flucht ins Aus­land oder auch Unter­wer­fung unter eine Art von Umer­zie­hung. Wer durch­hält, braucht ein dickes Fell.

Der Bericht von Mes­sa in Lati­no:

Seminaristen: Von Verfolgungen und Schikanen durch Regenten à  la mode

Unse­re Auf­merk­sam­keit gilt heu­te eini­gen wirk­lich muti­gen Semi­na­ri­sten im tief­sten ita­lie­ni­schen Nor­dens, die als höch­stes Ide­al das katho­li­sche Prie­ster­tum anstre­ben und des­halb nicht davor zurück­schrecken, den Weg des Opfers und der per­sön­li­chen Ver­leug­nung zu gehen, um das Feu­er ihrer Beru­fung zu bewahren.

Seit meh­re­ren Jah­ren ist ein Phä­no­men fest­stell­bar, das sich para­do­xer­wei­se wäh­rend des Pon­ti­fi­kats von Bene­dikt XVI. ver­stärkt hat: „nega­ti­ve Anmer­kun­gen“ zu Prie­ster­amts­kan­di­da­ten, die zunächst im Semi­nar iso­liert und dann ent­las­sen wur­den, spre­chen von „über­mä­ßi­gem Gebet“.

Sie haben rich­tig gele­sen. Wirft man einen Blick auf die uns vor­lie­gen­den „Dos­siers“ gesäu­ber­ter Semi­na­ri­sten, sprich, die aus Semi­na­ren hin­aus­ge­flo­gen sind, dann fin­det man nur eine Ankla­ge: daß sie zu viel beten wollen.

Jüng­stes ekla­tan­tes Bei­spiel ist der Fall von zwei jun­gen Semi­na­ri­sten, die Best­no­ten vor­wei­sen konn­ten (offen­bar eine Tod­sün­de gegen die Demut) und – noch schlim­mer – hart­näckig auch im Semi­nar, trotz ande­rer dort herr­schen­der Gepflo­gen­hei­ten, am per­sön­li­chen Gebet fest­hiel­ten, beson­ders dem Rosen­kranz. Dafür wur­den sie Schi­ka­nen unter­wor­fen mit dem offen­ba­ren Ziel, ihre Beru­fung zu zer­stö­ren. Im welt­li­chen Jar­gon wür­de man von Weg­mob­ben sprechen.

Gegen die nega­ti­ve Amts­aus­übung durch den jun­gen Semi­nar­re­gens empör­ten sich eini­ge Pfar­rer, so daß die bei­den Semi­na­ri­sten schließ­lich doch ihr Prak­ti­kums­jahr in Pfar­rei­en absol­vie­ren konn­ten. Ein Glücks­fall, der eher die Aus­nah­me ist.

Belächelt, verlacht, gedemütigt – Schimpfworte „Traditionalist“ und „Sedisvakantist“

Seminaristen - andere ZeitenBeru­fung, die sich auf Mut reimt, cha­rak­te­ri­siert einen gar nicht so klei­nen Kreis von Semi­na­ri­sten, die irgend­wann den Weg nach Süden ein­schla­gen, um nicht stän­dig belä­chelt oder gar ver­lacht und gede­mü­tigt zu wer­den, ein­schließ­lich des faden­schei­ni­gen Vor­wurfs „tra­di­tio­na­li­stisch“ zu sein, weil sie die Sakra­li­tät des sakra­men­ta­len Prie­ster­tums und das Gebet ernst nehmen.

Ein jun­ger Semi­na­rist wur­de gar als „Sedis­va­kan­tist“ beschimpft, weil er nicht an einem „Fest für Papst Fran­zis­kus“ mit bun­ten Luft­bal­lons und Lamet­ta teil­neh­men woll­te. „Ich bete täg­lich für den Papst, doch für sol­che Eska­pa­den gebe ich mich nicht her“, begrün­de­te der Semi­na­rist sei­ne Hal­tung, fand aber kein Verständnis.

Wäh­rend die Men­schen nach dem Hei­li­gen dür­sten, wer­den ganz nor­ma­le jun­ge Män­ner, die ihre Beru­fung ver­spü­ren und die­se mit Fleiß und from­mem Ernst ver­wirk­li­chen wol­len, schi­ka­niert und ver­folgt. Hier ist nicht die Rede von jenen Kan­di­da­ten, die erst gar nicht ins Semi­nar auf­ge­nom­men wer­den, weil sie so „leicht­sin­nig“ waren und irgend­wann und irgend­wie zu erken­nen gege­ben haben, „zu fromm“ oder „zu kon­ser­va­tiv“ zu sein, wenn nicht gar „tra­di­tio­na­li­stisch“.

Hier ist die Rede von jenen, die den Ein­zug ins Semi­nar schaf­fen, dann aber als „zu fromm“ oder „zu kon­ser­va­tiv“ hin­aus­ge­drängt werden.

Hier ist die Rede von selt­sa­men Aus­siebungs­ver­fah­ren, die in eini­gen Prie­ster­se­mi­na­ren Nord­ita­li­ens statt­fin­den, durch die ein zwar mög­lichst gehor­sa­mer, aber „fle­xi­bler Kon­zil­sprie­ster“ her­an­ge­zo­gen wer­den soll.

„Zu fromm“ als Handikap

„Zu kon­ser­va­tiv“ meint in der Regel, es mit der Treue zum kirch­li­chen Lehr­amt zu genau zu neh­men, nicht aus­rei­chend „mit der Zeit“ zu gehen. „Zu fromm“ belä­chelt ein aus­ge­präg­tes Gebets­le­ben als Form eines vor­auf­klä­re­ri­schen Obsku­ran­tis­mus. Ein Regens erklär­te einem Semi­na­ri­sten mit sinn­fäl­li­gem Lächeln, und erwar­te­te sich offen­sicht­li­che Zustim­mung, daß „wir Prie­ster“ immer etwas „auf­ge­klär­ter sein müs­sen, als die Gläubigen“.

Das sakra­le Ver­ständ­nis des Prie­ster­tums wird als Hin­der­nis ver­stan­den, obwohl gera­de die­se Sakra­li­tät durch die Prie­ster­wei­he den Geweih­ten, wie es durch die Jahr­hun­der­te der Fall war, vor schmut­zi­gen Abir­run­gen aller Art bewah­ren und schüt­zen soll.

Die Kri­se der Kir­che ist nicht nur eine Kri­se der Beru­fun­gen, son­dern auch der Prie­ster­aus­bil­dung und der Priesterauslese.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Asianews/​MiL

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