Letzte christliche Kirche des Jemen zerstört


(Aden) Isla­mi­sten haben die letz­te katho­li­sche Kir­che des Jemens zer­stört. Eine Grup­pe mas­kier­ter, bewaff­ne­ter Angrei­fer, setz­te am ver­gan­ge­nen Mitt­woch die St. Josephs-Kir­che in Aden in Brand. Laut den ver­füg­ba­ren christ­li­chen Quel­len vor Ort, wur­de damit die letz­te katho­li­sche Kir­che des Lan­des zerstört.

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Bereits in der Nacht zuvor, hat­ten Unbe­kann­te das Kreuz vom Kir­chen­dach geris­sen. Die Kir­che war auch als Kir­che der Hei­li­gen Fami­lie bekannt. Den isla­mi­sti­schen Mili­zen gelang es mit mili­tä­ri­scher Unter­stüt­zung von Sau­di-Ara­bi­en und der Ver­ei­nig­ten Ara­bi­schen Emi­ra­te, Aden von den schii­ti­schen Hut­hi-Rebel­len zurück­zu­er­obern. Nach der Rück­erobe­rung kam es zu anti­christ­li­chen Gewaltausbrüchen.

1967 gab es in Aden noch 22 Kirchen

Als sich die Kolo­ni­al­macht Groß­bri­tan­ni­en (seit 1839) 1967 aus dem Süd­je­men zurück­zog, gab es in der Haupt­stadt Aden noch 22 Kir­chen. Sie wur­den von einer klei­nen jeme­ni­ti­schen christ­li­chen Gemein­schaft besucht, deren Grün­dung auf das 5. Jahr­hun­dert wäh­rend der äthio­pi­schen Herr­schaft zurück­ge­führt wird. Hin­zu­ka­men Bri­ten, indi­sche und phil­ip­pi­ni­sche Chri­sten, die als Gast­ar­bei­ter ins Land kamen. Seit der Wie­der­ver­ei­ni­gung des Jemens 1990 ist der Anteil der Chri­sten zurück­ge­gan­gen. Die ein­hei­mi­schen christ­li­chen Fami­li­en kon­zen­trier­ten sich fast aus­nahms­los in und um Aden.

Islamische Terroristen
Isla­mi­sten zer­stör­ten letz­te christ­li­che Kir­che des Jemens

2011 gab es noch drei katho­li­sche und eine angli­ka­ni­sche Kir­che in Aden: die nun zer­stör­te Kir­che der Hei­li­gen Fami­lie im Stadt­teil Cra­ter, die Kir­che der Unbe­fleck­ten Emp­fäng­nis in Maal­la, die Kir­che zum hei­li­gen Franz von Assi­si und die angli­ka­ni­sche Chri­stus­kir­che in Tawahi.

„Unser heutiges Leiden ist ein Vorgeschmack darauf, was ihr Europäer und Christen in naher Zukunft erleiden werdet“

„Wie gut doch die Mos­lems sind! Seht, wie sie uns lie­ben“, kom­men­tier­te Fran­cis­co Fernán­dez de la Cigo­ña die Mel­dung aus dem Jemen. Der bis­he­ri­ge chaldäi­sche Erz­bi­schof von Mos­sul, Emil Shi­moun Nona, sag­te jüngst in einem Inter­view zur Lage der Chri­sten im Irak: „Unser heu­ti­ges Lei­den ist ein Vor­ge­schmack dar­auf, was ihr Euro­pä­er und Chri­sten in naher Zukunft erlei­den wer­det. Ich habe mein Bis­tum ver­lo­ren. Die Räum­lich­kei­ten mei­nes Apo­sto­la­tes wur­den von isla­mi­sti­schen Radi­ka­len besetzt, die uns ent­we­der kon­ver­tiert oder tot sehen wol­len. Doch mei­ne Gemein­de ist noch am Leben.“ Der Erz­bi­schof wur­de, nach­dem sei­ne Diö­ze­se von den Isla­mi­sten über­rollt wur­de, von Papst Fran­zis­kus zum Bischof der Aus­lands-Chaldä­er in Ozea­ni­en ernannt. Der Amts­wech­sel wur­de jedoch noch nicht vollzogen.

Die Isla­mi­sten „sind nur eine unbe­deu­ten­de Min­der­heit im Ver­gleich zu der immensen Mehr­heit der Mos­lems, die uns lie­ben, wie man uns stän­dig wie­der­holt, und alle haben in ihren Häu­sern ein Bild von Kar­di­nal Tauran hän­gen“, so de la Cigo­ña in Anspie­lung auf Jean-Lou­is Kar­di­nal Tauran, den Vor­sit­zen­den des Päpst­li­chen Rats für den inter­re­li­giö­sen Dia­log. Der Rechts­an­walt, der neben Rechts­wis­sen­schaf­ten auch Wirt­schafts­wis­sen­schaf­ten stu­diert hat und sich vor allem mit der Kir­chen­ge­schich­te des 19. und 20. Jahr­hun­derts befaßt, ist einer der bekann­te­sten katho­li­schen Kom­men­ta­to­ren Spaniens.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Reli­gi­on Confidencial

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