Vor der Bischofssynode – Vorrangige Option für die Familie (XLV)


Die Ehe, ein Sakrament
Die Ehe, ein Sakrament

Aus der Hand­rei­chung Vorran­gi­ge Opti­on für die Fami­lie. 100 Fra­gen und 100 Ant­wor­ten im Zusam­men­hang mit der bevor­ste­hen­den Bischofs­syn­ode über die Fami­lie vom 4. bis 25. Okto­ber 2015 im Vatikan.

Anzei­ge

89. Fra­ge: Ein ande­res, in der Syn­oden­de­bat­te häu­fig ver­wen­de­tes Schlüs­sel­wort war „Barm­her­zig­keit“. Wenn Gott den Sün­dern immer ver­gibt, soll­te da nicht auch die Kir­che Barm­her­zig­keit wal­ten las­sen und ihre Stren­ge im Hin­blick auf den Zugang von Men­schen, die in unge­ord­ne­ten Ver­hält­nis­sen leben, zu den Sakra­men­ten etwas mildern?

Ant­wort: „Dies greift als sakra­men­tal­theo­lo­gi­sches Argu­ment zu kurz. Die gesam­te sakra­men­ta­le Ord­nung ist ein Werk gött­li­cher Barm­her­zig­keit und kann nicht durch Beru­fung auf das Prin­zip, auf das sie sich stützt, auf­ge­ho­ben wer­den. Durch die sach­lich fal­sche Beru­fung auf die Barm­her­zig­keit besteht zudem die Gefahr einer Bana­li­sie­rung des Got­tes­bil­des, wonach Gott nichts ande­res ver­mag als zu ver­zei­hen. Zum Geheim­nis Got­tes gehö­ren neben der Barm­her­zig­keit auch sei­ne Hei­lig­keit und Gerech­tig­keit. Wenn man die­se Eigen­schaf­ten Got­tes unter­schlägt und die Sün­de nicht ernst nimmt, kann man den Men­schen letzt­lich auch nicht sei­ne Barm­her­zig­keit ver­mit­teln. (…) Die Barm­her­zig­keit Got­tes ist kei­ne Dis­pens von den Gebo­ten Got­tes und den Wei­sun­gen der Kir­che“ (Kar­di­nal Ger­hard Mül­ler, Die Unauf­lös­lich­keit der Ehe und die Debat­te in Bezug auf die zivil Wie­der­ver­hei­ra­te­ten und die Sakra­men­te, in: Aa. Vv., In der Wahr­heit Chri­sti ver­blei­ben: Ehe und Kom­mu­ni­on in der katho­li­schen Kir­che, Ech­ter Ver­lag, Würz­burg, 2014, S. 127).

„ ‚Barm­her­zig­keit‘ ist ein wei­te­res Wort, das leicht miss­ver­stan­den wer­den kann (…) Da sie mit der Lie­be zusam­men­hängt, wird die Barm­her­zig­keit, gleich der Lie­be, gegen das Recht und die Gerech­tig­keit aus­ge­spielt. Aber man weiß genau, dass es kei­ne Lie­be ohne Gerech­tig­keit und Wahr­heit gibt, dass es kei­ne Lie­be gibt, wenn man gegen die Geset­ze han­delt, sei­en es gött­li­che oder mensch­li­che. Der hl. Pau­lus ent­geg­net den­je­ni­gen, die sei­ne Aus­sa­gen über die Lie­be falsch inter­pre­tiert haben, dass „die Regel die Lie­be (ist), die die Wer­ke des Geset­zes voll­bringt“ (Gal 5,14). (…) Ange­sichts des gött­li­chen Geset­zes gibt es kei­nen Wider­spruch zwi­schen Barm­her­zig­keit und Gerech­tig­keit, Stren­ge des Geset­zes und Barm­her­zig­keit der Ver­ge­bung. (…) Die Befol­gung eines gött­li­chen Geset­zes kann nicht als der Lie­be und Barm­her­zig­keit zuwi­der­lau­fend dar­ge­stellt wer­den. Jedes Gebot Got­tes, selbst das streng­ste, ent­hält das Ant­litz der gött­li­chen Lie­be, wenn auch nicht immer der barm­her­zi­gen Lie­be. Das Gebot der Unauf­lös­lich­keit der Ehe und der ehe­li­chen Keusch­heit ist eine Gabe Got­tes und kann nicht als Gegen­satz zur Barm­her­zig­keit Got­tes gese­hen wer­den. (…) Im kon­kre­ten Fall ist die miss­bräuch­li­che Anru­fung der Barm­her­zig­keit nichts wei­ter als eine Über­tre­tung des gött­li­chen Geset­zes“ (Kar­di­nal Vel­asio de Pao­lis, Die wie­der­ver­hei­ra­te­ten Geschie­de­nen und die Sakra­men­te der Eucha­ri­stie und der Buße, Vor­trag am Regio­na­len Kir­chen­ge­richt Umbri­en, 8. Janu­ar 2015, SS. 27 und 22)

90. Fra­ge: In den Dis­kus­sio­nen rund um die Syn­ode führt die Beto­nung der Barm­her­zig­keit dazu, dass irre­gu­lä­re Situa­tio­nen nicht mehr vom Stand­punkt von Recht und Pflicht, son­dern vom Stand­punkt des Ver­ständ­nis­ses und der Ver­ge­bung aus betrach­tet wer­den, „nicht aus dem Blick­win­kel eines mora­li­schen Urteils, son­dern aus der Sicht der Ver­letz­lich­keit der Per­so­nen“ (Zitat aus den Schrif­ten der hete­ro­do­xen Lob­by, die sich „Wir sind Kir­che“ nennt). Wäre dies nicht eine authen­tisch christ­li­che Sichtweise?

Ant­wort: Die Kir­che kann sich nicht wie ein Schwind­ler beneh­men, der Lei­den­de betrügt, indem er ihnen einen Trank anbie­tet, der die Schmer­zen weni­ger spür­bar, die Krank­heit aber schlim­mer macht. Die Kir­che ist viel­mehr ver­pflich­tet, dem Bei­spiel des guten Sama­ri­ters, der Chri­stus dar­stellt, zu fol­gen und wie ein wei­ser Arzt zu han­deln, der die see­lisch Kran­ken und Ver­wun­de­ten wirk­lich hei­len will, indem er die wir­kungs­voll­ste, wenn auch schmerz­haf­te, Medi­zin ver­wen­det, die den Lei­den­den von den Gebre­chen heilt und vor Rück­fäl­len schützt. Das setzt vor­aus, dass die Kir­che den Pati­en­ten die Schwe­re und Ernst­haf­tig­keit ihrer Krank­heit nicht ver­heim­licht und auch deren Ver­ant­wor­tung nicht ver­harm­lost, son­dern ihnen viel­mehr Augen und Her­zen öff­net, bevor sie ihre Wun­den schließt.

Gewiss muss die Hei­lung scho­nend sein, das heißt, die Ver­letz­lich­keit der Per­son muss berück­sich­tigt wer­den. Aber eine sol­che Vor­sicht muss immer noch in erster Linie die Hei­lung im Auge haben, anstatt sie zu ver­hin­dern, in der Illu­si­on mit pal­lia­ti­ven Mit­teln einem Kran­ken hel­fen zu kön­nen, der die Arz­nei, die ihm wirk­lich hel­fen könn­te, ablehnt. Man darf auch nicht die Ver­letz­lich­keit eines Kran­ken, der unter einer schmerz­haf­ten The­ra­pie lei­det, mit der Emp­find­lich­keit des­sen ver­wech­seln, der die Hei­lung verweigert.

„Der Weg der Kir­che (…) ist immer der Weg Jesu: der Weg der Barm­her­zig­keit und der Ein­glie­de­rung. Das bedeu­tet nicht, die Gefahr zu unter­schät­zen oder die Wöl­fe in die Her­de ein­drin­gen las­sen, son­dern den ver­lo­re­nen reu­igen Sohn auf­zu­neh­men, ent­schie­den und mutig die Ver­let­zun­gen der Sün­de zu hei­len“ (Papst Fran­zis­kus, Pre­digt am 15. Febru­ar zum Abschluss des Konsistoriums) .

.

Anga­ben zur Handreichung:
Aldo di Cil­lo Pagotto/​Robert F. Vasa/​Athanasius Schnei­der: Vor­ran­gi­ge Opti­on für die Fami­lie. 100 Fra­gen und 100 Ant­wor­ten im Zusam­men­hang mit der Syn­ode. Vor­wort von Jor­ge A. Kar­di­nal Medi­na, Edi­zio­ni Sup­pli­ca Filia­le, Roma 2015, www. sup​pli​ca​fi​lia​le​.org

Die gedruck­te Aus­ga­be in deut­scher Spra­che kann ange­for­dert wer­den bei:
Deut­sche Gesell­schaft zum Schutz von Tra­di­ti­on, Fami­lie und Pri­vat­ei­gen­tum (TFP)
Gla­dio­len­stra­sse 11
60437 Frank­furt am Main
segreteria.supplicafiliale [a] out​look​.com
www​.tfp​-deutsch​land​.org

Print Friendly, PDF & Email
Anzei­ge

Hel­fen Sie mit! Sichern Sie die Exi­stenz einer unab­hän­gi­gen, kri­ti­schen katho­li­schen Stim­me, der kei­ne Gel­der aus den Töp­fen der Kir­chen­steu­er-Mil­li­ar­den, irgend­wel­cher Orga­ni­sa­tio­nen, Stif­tun­gen oder von Mil­li­ar­dä­ren zuflie­ßen. Die ein­zi­ge Unter­stüt­zung ist Ihre Spen­de. Des­halb ist die­se Stim­me wirk­lich unabhängig.

Katho­li­sches war die erste katho­li­sche Publi­ka­ti­on, die das Pon­ti­fi­kat von Papst Fran­zis­kus kri­tisch beleuch­te­te, als ande­re noch mit Schön­re­den die Qua­dra­tur des Krei­ses versuchten.

Die­se Posi­ti­on haben wir uns weder aus­ge­sucht noch sie gewollt, son­dern im Dienst der Kir­che und des Glau­bens als not­wen­dig und fol­ge­rich­tig erkannt. Damit haben wir die Bericht­erstat­tung verändert.

Das ist müh­sam, es ver­langt eini­ges ab, aber es ist mit Ihrer Hil­fe möglich.

Unter­stüt­zen Sie uns bit­te. Hel­fen Sie uns bitte.

Vergelt’s Gott!