Aus der Handreichung Vorrangige Option für die Familie. 100 Fragen und 100 Antworten im Zusammenhang mit der bevorstehenden Bischofssynode über die Familie vom 4. bis 25. Oktober 2015 im Vatikan.
19. Frage: Wäre es dann nicht angebracht, wie in der Synode erwähnt, „die Notwendigkeit einer Evangelisierung hervorzuheben, die offen die kulturellen, sozialen, politischen und wirtschaftlichen Abhängigkeiten anprangert“, die die Familie zerstören (Relatio post disceptationem, Nr. 38)?
Antwort: Ohne die Bedeutung der wirtschaftlichen und sozialen Probleme unterschätzen zu wollen, ist es wichtig, sich darüber klarzuwerden, dass die Wurzeln der Krise der Familie hauptsächlich im religiösen und moralischen Bereich liegen.
Sowohl bei der Analyse der Situation als auch bei der Wahl von Lösungen ist vor allem darauf zu achten, dass die Kriterien der Lehre und Moral nicht durch empirische Kriterien – zum Beispiel soziologische – ersetzt werden. Dadurch könnte nämlich das pastorale Programm verfälscht werden und der falsche Eindruck entstehen, dass man die Krise der Familie durch eine sozioökonomische Reform lösen kann.
20. Frage: In der Relatio post disceptationem der Synode kann man lesen: „Schließlich sind die Lebensgemeinschaften ohne Trauschein sehr zahlreich, nicht wegen einer Ablehnung der Werte der Familie und Ehe, sondern vor allem, weil die Eheschließung einen Luxus darstellt, so dass die materielle Not die Menschen zu solchen Lebensgemeinschaften drängt“ (Nr. 42). Bestätigt das nicht die Verantwortung der wirtschaftlichen Verhältnisse für die heutige Krise der Familie?
Antwort: In Wirklichkeit hatte das Phänomen des unverheirateten Zusammenlebens seinen Anfang in den wohlhabenden und gebildeten Schichten, die ideologisch eher fortschrittlich eingestellt waren und daher die Eheschließung als einen „kleinbürgerlichen Brauch“ ablehnten. Das Aufkommen der „Lebenspartnerschaften“ war daher nicht von wirtschaftlichen Faktoren bestimmt, sondern eher von einer Ideologie, die es sich zum Ziel gesetzt hatte, die Familie als Sinnbild der Tradition zu bekämpfen. Diese von den Massenmedien propagierte Ablehnung hat mit der Zeit einen Prozess ausgelöst, der alle Bereiche der Gesellschaft durchdrungen hat.
„Die Zeit, in der wir leben, macht die Tendenz zu einer Beschränkung des Familienkerns auf den Umfang von zwei Generationen offenkundig. Dies hat seinen Grund oft in dem nur beschränkt vorhandenen Wohnraum, insbesondere in den großen Städten. Nicht selten liegt es aber auch in der Überzeugung begründet, mehrere Generationen zusammen störten die Vertraulichkeit und erschwerten zu sehr das Leben“ (hl. Johannes Paul II., Gratissimam sane, Brief an die Familien, vom 2. Februar 1994, Nr. 10).
.
Angaben zur Handreichung:
Aldo di Cillo Pagotto/Robert F. Vasa/Athanasius Schneider: Vorrangige Option für die Familie. 100 Fragen und 100 Antworten im Zusammenhang mit der Synode. Vorwort von Jorge A. Kardinal Medina, Edizioni Supplica Filiale, Roma 2015, www. supplicafiliale.org
Die gedruckte Ausgabe in deutscher Sprache kann angefordert werden bei:
Deutsche Gesellschaft zum Schutz von Tradition, Familie und Privateigentum (TFP)
Gladiolenstrasse 11
60437 Frankfurt am Main
segreteria.supplicafiliale [a] outlook.com
www.tfp-deutschland.org
Text: Giuseppe Nardi
Bild: InfoVaticana