Rabbi Gopstein: „Kirchen niederbrennen“ – Bischöfe: „Katholiken des Heiligen Landes haben Angst“


Rabbi Benzi Gopstein, als er bei anderer Gelegenheit in Polizeigewahrsam genommen wurde
Rab­bi Ben­zi Gop­stein, als er bei ande­rer Gele­gen­heit in Poli­zei­ge­wahr­sam genom­men wurde

(Jeru­sa­lem) Nach­dem der extre­mi­sti­sche Rab­bi Ben-Zion „Ben­zi“ Gop­stein öffent­lich dazu auf­ge­for­dert hat­te, den „Göt­zen­kult“ zu been­den und in „Eretz Isra­el“ die Kir­chen nie­der­zu­bren­nen, ver­faß­ten die katho­li­schen Bischö­fe einen Brief an die israe­li­sche Regie­rung, mit dem sie „wirk­li­chen Schutz“ für die Chri­sten und die christ­li­chen Kult­stät­ten fordern.

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Ein Bericht von Joshua Lapi­de, Asianews

Die Ver­samm­lung der katho­li­schen Ordi­na­rii im Hei­li­gen Land appel­lier­te an die israe­li­sche Regie­rung, den „Haß“ und „die rea­le Bedro­hung reli­giö­ser Gebäu­de“ zu stop­pen. Für Rab­bi Gop­stein ent­spricht das Nie­der­bren­nen von „Göt­zen­kult­stät­ten“ dem Gesetz Isra­els. Die Leha­va-Ver­ei­ni­gung ist unter dem Vor­sitz von Rab­bi Gop­stein eine ras­si­sti­sche, anti-ara­bi­sche Organisation.

Rab­bi Gop­stein for­der­te vor weni­gen Tagen öffent­lich dazu auf, Kir­chen und Moscheen nie­der­zu­bren­nen, weil das dem jüdi­schen „Gesetz entspricht“.

„Katholische Gemeinschaft des Heiligen Landes hat Angst“

Die Ver­samm­lung der katho­li­schen Ordi­na­rii des Hei­li­gen Lan­des, dazu gehö­ren die Bischö­fe Isra­els, der Palä­sti­nen­si­schen Auto­no­mie­ge­bie­te, Jor­da­ni­ens und Zyperns, die am 7. August tag­te, ver­öf­fent­lich­te einen Brief, in dem sie bekräf­ti­ge, daß „die katho­li­sche Gemein­schaft des Hei­li­gen Lan­des Angst hat und sich bedroht fühlt“. Sie ver­ur­teil­te die Aus­sa­gen von Rab­bi Gop­stein und for­der­te die israe­li­sche Regie­rung auf, „den christ­li­chen Bür­gern des Lan­des und deren Kult­stät­ten wirk­li­chen Schutz zu garantieren“.

Die Erklä­rung bezieht sich auf eine Aus­sa­ge von Rab­bi Ben­zi Gop­stein, den Vor­sit­zen­den der extre­mi­sti­schen Grup­pe Leha­va. Wäh­rend einer Tagung ant­wor­te­te Gop­stein auf die Fra­ge eines Stu­den­ten einer Jeschi­wa von Jeru­sa­lem, einer Hoch­schu­le für das Tora- und Tal­mud-Stu­di­um. Der Stu­dent frag­te den Rab­bi, „ob er für das Nie­der­bren­nen von Kir­chen im Land Isra­el“ sei. Gop­stein ant­wor­te­te: „Hat Rambam [Rab­bi Mosche Ben Mai­mon, genannt Moses Mai­mo­ni­des (um 1135–1204) gilt als einer der bedeu­tend­sten jüdi­schen Gelehr­ten aller Zei­ten] fest­ge­legt oder nicht, [die Anbe­tung der Göt­zen] zu zer­stö­ren? Die Göt­zen­an­be­tung muß zer­stört wer­den. Das ist ein kla­res Ja. Wo ist das Problem?“

Als der Mode­ra­tor der Tagung Gop­stein dar­auf auf­merk­sam mach­te, daß die Dis­kus­si­on in Ton und Bild auf­ge­zeich­net wur­de und daß die Poli­zei ihn ver­haf­ten könn­te, ant­wor­te­te der Rab­bi: „Das ist das Letz­te, was mich besorgt. Wenn es die Wahr­heit ist, bin ich bereit für 50 Jah­re ins Gefäng­nis zu gehen.“

Aussagen Gopsteins „nach einer Reihe von Vandalenakten gegen heilige Stätten“

Rabbi Ben-Zion "Benzi" Gopstein in eindeutiger Pose
Rab­bi Ben-Zion „Ben­zi“ Gop­stein in ein­deu­ti­ger Pose

In ihrem Schrei­ben an die israe­li­sche Regie­rung erin­nern die katho­li­schen Bischö­fe dar­an, daß Gop­steins Aus­sa­gen „nach einer Rei­he von Van­da­len­ak­ten gegen hei­li­ge Stät­ten in Isra­el“ gemacht wurden.

Der jüng­ste Angriff war ein Brand­an­schlag auf die Brot­ver­meh­rungs­kir­che in Tabgha am See Gene­za­reth. Zuvor gab es bereits Brand­an­schlä­ge auf Kir­chen und christ­li­che Ein­rich­tun­gen in Jeru­sa­lem und Naza­reth sowie eine Rei­he anti­christ­li­cher Schmierschriften.

Die Bischö­fe schrei­ben, daß die Aus­sa­gen Gop­steins „zu Haß auf­ru­fen und die Last einer rea­len Bedro­hung auf die reli­giö­sen christ­li­chen Gebäu­de die­ses Lan­des legen“.

Der Ver­samm­lung der Ordi­na­rii des Hei­li­gen Lan­des gehö­ren rund 20 Patri­ar­chen, Erz­bi­schö­fe und Bischö­fe, ein­schließ­lich des fran­zis­ka­ni­schen Kustos des Hei­li­gen Lan­des an.

Rab­bi Gop­stein ant­wor­te­te den katho­li­schen Bischö­fen auf Face­book. Für ihn steht der Vati­kan hin­ter dem Schrei­ben, den er für die­se „Ein­mi­schung“ in eine Halak­hi­ca-Dis­kus­si­on kri­ti­sier­te. „Es wird Zeit, den Vati­kan dar­an zu erin­nern, daß die Zeit der Zen­sur, als er jüdi­sche Bücher zen­su­rier­te, zu Ende ist. Hän­de weg vom Torat Ysra­el“ [dem Gesetz Israels].

Lehava (Flamme), eine rassistische Organisation im Geist von Rabbi Meir Kahane

Die Ver­ei­ni­gung Leha­va, der Gop­stein vor­steht, kämpft, nach eige­nen Anga­ben, gegen den jüdi­schen Iden­ti­täts­ver­lust und wider­setzt sich vor allem jüdisch-ara­bi­schen Misch­ehen. Sie ori­en­tiert sich an der Leh­re von Rab­bi Meir Kaha­ne, den Grün­der der ras­si­sti­schen, anti-ara­bi­schen Kach-Bewe­gung. Gop­stein war Kaha­nes Schü­ler. Der Nef­fe von Meir Kaha­ne, Meir Ettin­ger, ist einer der drei jüdi­schen Extre­mi­sten, die sich nach dem Brand­an­schlag auf das Haus einer palä­sti­nen­si­schen Fami­lie in Duma bei Nab­lus und auf die Brot­ver­meh­rungs­kir­che in Tabgha in prä­ven­ti­vem Poli­zei­ge­wahr­sam befinden.

Das Atten­tat in Duma for­der­te zwei Tote und zwei Ver­letz­te. Bei dem Atten­tat kam ein 18 Mona­te altes Kind ums Leben. Inzwi­schen ist auch des­sen Vater an den Fol­gen der Brand­ver­let­zun­gen gestorben.

Leha­va heißt auf hebrä­isch „Flam­me“, ist jedoch auch ein Akro­nym für Orga­ni­sa­ti­on zur „Ver­hin­de­rung der Assi­mi­la­ti­on im Hei­li­gen Land“. 1990 war Gop­stein unter dem Ver­dacht ver­haf­tet wor­den, an der Ermor­dung eines ara­bi­schen Ehe­paa­res betei­ligt gewe­sen zu sein. Dabei habe es sich um einen Rache­akt für die Ermor­dung von Rab­bi Meir Kaha­ne gehan­delt. Gop­stein konn­te jedoch kei­ne Schuld nach­ge­wie­sen werden.

Text: Asianews/​Joshua Lapide
Bild: Asianews

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