Jesuiten-Professoren für Meinungspluralismus in der kirchlichen Lehre


Philosophisch-Theologische Hochschule St. Georgen Frankfurt am Main
Phi­lo­so­phisch-Theo­lo­gi­sche Hoch­schu­le St. Geor­gen Frank­furt am Main

Erfah­run­gen mit jesui­ti­schen Pro­fes­so­ren der Phi­lo­so­phisch-Theo­lo­gi­schen Hoch­schu­le in Frank­furt zu den The­men Lai­en­pre­digt und Christologie.

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Eine Glos­se von Hubert Hecker.

Die drei Jahr­zehn­te nach Abschluss des Kon­zils gel­ten als die wil­den Zei­ten der Lit­ur­gie-Expe­ri­men­te. Eine der Fehl­ent­wick­lun­gen war die Lai­en­pre­digt in der hl. Mes­se. In zahl­rei­chen Pfar­rei­en spar­ten sich die Pfar­rer die Pre­digt­vor­be­rei­tung und über­lie­ßen einem Lai­en die Aus­le­gung des Evan­ge­li­ums. Die­se Pra­xis war auch ein Effekt der anti-römi­schen Strö­mun­gen damals, denn nach der Vor­schrift des Kir­chen­rechts war (und ist) die Pre­digt ein inte­grier­ter Teil der prie­ster­li­chen Lit­ur­gie und daher nur von Geweih­ten vor­zu­tra­gen. Die vati­ka­ni­sche Instruk­ti­on der Kon­gre­ga­ti­on für Got­tes­dienst vom Jah­re 2004 „erin­ner­te“ noch ein­mal dar­an, dass die Homi­lie als beson­de­re Form von Pre­dig­ten „Teil der Lit­ur­gie selbst ist und dem Prie­ster oder Dia­kon vor­be­hal­ten wird“.

Bis heu­te berich­ten Teil­neh­mer von katho­li­schen Foren, dass in Diö­ze­sen mit moder­ni­sti­schen Bischö­fen die Lai­en­pre­digt immer noch ver­brei­tet ist. Von eini­gen Bischö­fen wer­den die Pre­dig­ten von Pasto­ral­as­si­sten­tin­nen, Gemein­de­re­fe­ren­ten oder Gre­mi­en­ka­tho­li­ken gedul­det, manch­mal sogar Ermun­te­run­gen dazu ausgesprochen.

Erneuter Versuch, die Laienpredigt schmackhaft zu machen

Der Rek­tor der jesui­ten­ge­führ­ten Phi­lo­so­phisch-Theo­lo­gi­schen Hoch­schu­le St. Geor­gen in Frank­furt hat kürz­lich einen erneu­ten Ver­such gestar­tet, das kirch­li­che Pre­digt­ver­bot für Lai­en zu unter­lau­fen. Die­ser Akt des kirch­li­chen Unge­hor­sams kommt auf ganz lei­sen Soh­len daher mit sol­chen ein­schmei­cheln­den For­mu­lie­run­gen wie „Ver­le­ben­di­gung der Ver­kün­di­gung“ und Suche „nach offe­nen For­men der Pre­dig­ten“. Pater Ans­gar Wucher­pfen­nig SJ beherrscht offen­bar die Metho­de der hoh­len Über­re­dung, wenn er sei­ne Ein­las­sun­gen in die rhe­to­ri­sche Fra­ge mün­den lässt: „War­um soll ein Fami­li­en­va­ter und Pro­fes­sor nicht nach dem Evan­ge­li­um die Schrift aus­le­gen kön­nen?“ Ja, war­um eigent­lich nicht? – kann man als Echo der St. Geor­ge­ner Stu­den­ten erah­nen. Schließ­lich wer­den doch neu­er­dings die gesell­schaft­li­chen Erfah­run­gen (z. B. eines Fami­li­en­va­ters) als drit­te Offen­ba­rungs­quel­le neben Schrift und Tra­di­ti­on gehandelt!

In einem Leser­fo­rum hat es hef­ti­ge Dis­kus­sio­nen um die­sen Vor­stoß des Frank­fur­ter Hoch­schul­rek­tors gege­ben. Ein Teil­neh­mer mein­te: „An der Phi­lo­so­phisch-Theo­lo­gi­schen Hoch­schu­le Sankt Geor­gen wird alles gelehrt, nur nicht die katho­li­sche Glau­bens­leh­re. Inso­fern ist es wenig bedeu­tend, ob nun ein Laie gegen die Leh­re pre­digt oder ein Prie­ster.“ Die­se Äuße­rung ist aller­dings deut­lich über­zo­gen, inso­fern pau­schal allen Pro­fes­so­ren in St. Geor­gen Abwei­chung von der katho­li­schen Glau­bens­leh­re unter­stellt wird. Gleich­wohl steckt in der Ansa­ge ein Korn Wahrheit.

Persiflage des Evangeliums

Dieter Boehler SJ Youtube
Die­ter Boeh­ler SJ

Laut Aus­kunft eines Stu­den­ten von St. Geor­gen ergibt sich aus den Vor­le­sun­gen von min­de­stens drei Hoch­schul­leh­rern, dass sie nicht an die Got­tes­sohn­schaft Jesu Chri­sti glau­ben. Einer von ihnen dürf­te Prof. Dr. lic. in re. bibl. Die­ter Boeh­ler SJ sein. Bei einem Vor­trag in einem der IK-Krei­se ver­brei­te­te er vor eini­gen Jah­ren sei­ne The­se, dass die Got­tes­sohn­schaft Jesu eine Zuschrei­bung spä­te­rer Autoren sei. Jesus selbst habe sich nicht als gött­lich ver­stan­den, wie das die Evan­ge­li­sten berich­ten. Ein Hörer des Vor­trags pro­te­stier­te bei der anschlie­ßen­den Dis­kus­si­on gegen die­se Dar­stel­lung, wur­de aber zum Schwei­gen gebracht.

In einer Vor­le­sung eini­ge Tage spä­ter mach­te sich Prof. Boeh­ler lustig über den Vor­fall: Ein Hörer sei­nes Vor­trags habe ihm wider­spro­chen, indem der das gött­li­chen Selbst­be­wusst­sein Jesu Chri­sti behaup­te­te. Er unter­stell­te ihm die Bemer­kung: „Jesus saß im Sand­ka­sten und hat geru­fen: ‚Ich bin Got­tes Sohn! Ich bin Got­tes Sohn’.“ Gro­ßes Geläch­ter der Stu­den­ten ob sol­cher Nai­vi­tät von tum­ben Gläu­bi­gen. Mit die­ser Per­si­fla­ge des Evan­ge­li­ums soll­ten offen­sicht­lich alle glau­bens­treue Katho­li­ken lächer­lich gemacht wer­den, die am bibli­schen Zeug­nis der Evan­ge­li­en und den dog­ma­ti­schen Aus­sa­gen der frü­hen Kir­che festhalten.

Meinungsfreiheit über alles

  • Der Lächer­lich­ge­mach­te schrieb dar­auf­hin an den dama­li­gen Rek­tor der Jesui­ten-Hoch­schu­le und bat dar­um, dass Prof. Boeh­ler bei einer Gegen­über­stel­lung mit dem Betrof­fe­nen sei­ne Lach­num­mer vom Hör­saal wie­der­ho­len sollte.
  • Dazu war der Hoch­schul­leh­rer natür­lich zu fei­ge und auch der Rek­tor woll­te gegen die belei­di­gen­den Abfäl­lig­kei­ten nichts unternehmen.
  • Auch nicht gegen die offen­sicht­li­che Abwei­chung von der Leh­re der Kirche?
  • Nein, beschied der Rek­tor. Das sei die Frei­heit der Leh­re, dass die Pro­fes­so­ren gegen­über den Stu­den­ten ihre Mei­nung sagen dürf­ten – auch zu der Infra­ge­stel­lung der Got­tes­sohn­schaft Jesu Christi.

Natür­lich dür­fen die Pro­fes­so­ren ihren Stu­den­ten die Mei­nung sagen, so der Ein­wand – etwa bei Frei­zeit­be­geg­nun­gen. Aber als Hoch­schul­leh­rer der Theo­lo­gie sind die Pro­fes­so­ren nicht nach ihrer Pri­vat­mei­nung gefragt, son­dern von der Kir­che beauf­tragt sowie von (Kir­chen-) Steu­ern dafür bezahlt, die kirch­li­che Leh­re zu vermitteln.

Den professoralen Meinungspluralismus in die homiletische Verkündigung einbringen

Das ist doch auch wie­der nur eine Mei­nung! – könn­ten die Anhän­ger sol­cher Jesui­ten ent­geg­nen, die alle bibli­schen und dog­ma­ti­schen Wahr­heits­aus­sa­gen in Mei­nungs­äu­ße­run­gen auf­lö­sen wol­len. Aus die­sem Ansatz folgt dann logisch die Wert­schät­zung des Mei­nungs­plu­ra­lis­mus’ auch für die Homi­lie. Dem­nach könn­ten belie­bi­ge Pre­di­ger zur „Ver­le­ben­di­gung der Ver­kün­di­gung“ bei­tra­gen. Auf der Suche „nach offe­nen For­men der Pre­dig­ten“ wür­de man bald auch ein homi­le­ti­sches Streit­ge­spräch in der Hoch­schul-Kapel­le anset­zen – etwa zu der Fra­ge: Jesus Chri­stus – wahr­haft Gott und Mensch oder nur nach­träg­li­che Fik­ti­on? Dabei könn­te dann ein Fami­li­en­va­ter zu die­ser Fra­ge mit sei­nen Erfah­run­gen von gesell­schaft­li­cher Rea­li­tät als drit­ter Offen­ba­rungs­quel­le bei­tra­gen. Auch die stu­den­ti­schen Zuhö­rer soll­ten sich ein­brin­gen kön­nen. Im Sin­ne der aktiv-täti­gen Betei­li­gung an der Lit­ur­gie dürf­ten sie mit Nach­fra­gen, Zwi­schen­ru­fen und Bei­falls­äu­ße­run­gen zu einem quick­le­ben­di­gen Mei­nungs­aus­tausch über das Evan­ge­li­um bei­tra­gen. Aller­dings wür­de dann eine sol­che Debat­ten-Pre­digt einer Semi­nar-Dis­kus­si­on täu­schend ähn­lich sein. Der näch­ste Schritt wäre dann logi­scher­wei­se, die wirk­li­chen Semi­nar-Debat­ten zur eigent­li­chen Ver­kün­di­gung zu erklä­ren und auf die Pre­dig­ten in der Kir­che ganz zu verzichten.

Text: Hubert Hecker
Bild: Wikicommons/​Youtube (Screen­shot)

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