Franziskus, die wiederverheirateten Geschiedenen und die Medien


Papst Franziskus: Generalaudienz  vom 5. August 2015
Papst Fran­zis­kus: Gene­ral­au­di­enz vom 5. August 2015

(Rom) Der Papst, der den Unter­schied macht. Macht er einen Unter­schied? Die­se Fra­ge stellt sich unter Fran­zis­kus nicht zum ersten Mal, seit dem 5. August aber um ein wei­te­res Mal mehr.

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Vor zwei Tagen sprach Papst Fran­zis­kus in sei­ner Kate­che­se bei der Gene­ral­au­di­enz über die wie­der­ver­hei­ra­te­ten Geschie­de­nen. Eigent­lich wie­der­hol­te er fast wort­wört­lich, was Papst Johan­nes Paul II. 1981 in sei­nem Apo­sto­li­schen Schrei­ben Fami­lia­ris Con­sor­tio gesagt hat, das ein Jahr nach der Bischofs­syn­ode über die Fami­lie von 1980 ver­öf­fent­licht wur­de. Aller­dings nur fast.

Papst Fran­zis­kus kün­dig­te die Dop­pel-Bischofs­syn­ode über die Fami­lie von 2014/​2015 unter ande­rem mit dem Hin­weis an, die Syn­ode von 1980 habe nicht alle Her­aus­for­de­run­gen behan­delt, denen sich Ehe und Fami­lie heu­te gegenübersehen.

Papst Johan­nes Paul II. am 22. Novem­ber 1981:

„Zusam­men mit der Syn­ode möch­te ich die Hir­ten und die gan­ze Gemein­schaft der Gläu­bi­gen herz­lich ermah­nen, den Geschie­de­nen in für­sor­gen­der Lie­be bei­zu­ste­hen, damit sie sich nicht als von der Kir­che getrennt betrach­ten, da sie als Getauf­te an ihrem Leben teil­neh­men kön­nen, ja dazu ver­pflich­tet sind. Sie sol­len ermahnt wer­den, das Wort Got­tes zu hören, am hei­li­gen Meß­op­fer teil­zu­neh­men, regel­mä­ßig zu beten, die Gemein­de in ihren Wer­ken der Näch­sten­lie­be und Initia­ti­ven zur För­de­rung der Gerech­tig­keit zu unter­stüt­zen, die Kin­der im christ­li­chen Glau­ben zu erzie­hen und den Geist und die Wer­ke der Buße zu pfle­gen, um so von Tag zu Tag die Gna­de Got­tes auf sich her­ab­zu­ru­fen. Die Kir­che soll für sie beten, ihnen Mut machen, sich ihnen als barm­her­zi­ge Mut­ter erwei­sen und sie so im Glau­ben und in der Hoff­nung stärken.“

Papst Fran­zis­kus sag­te am 5. August 2015:

„Die­se Per­so­nen sind kei­nes­wegs exkom­mu­ni­ziert: Sie sind nicht exkom­mu­ni­ziert! Und sind abso­lut nicht als sol­che zu behan­deln: Sie sind immer ein Teil der Kir­che. […] Daher die wie­der­hol­te Ein­la­dung an die Hir­ten offen und kon­se­quent die Bereit­schaft der Gemein­schaft zu bekun­den, sie auf­zu­neh­men und zu ermu­ti­gen, damit sie immer mehr ihre Zuge­hö­rig­keit zu Chri­stus und zur Kir­che leben und ver­tie­fen durch das Gebet, das Hören auf Got­tes Wort, die Teil­nah­me an der Lit­ur­gie, die christ­li­che Erzie­hung der Kin­der, die Wohl­tä­tig­keit gegen­über den Armen und dem Ein­satz für Gerech­tig­keit und Frieden.“

Gleichlautende Aussagen mit einigen Unterschieden

Die bei­den Aus­sa­gen sind nur fast gleich­lau­tend mit eini­gen Unter­schie­den. „Fran­zis­kus tausch­te ein Wort aus und schwieg zu einem bestimm­ten Punkt“, so der Vati­ka­nist San­dro Magister.

Anstatt der Wor­te „nicht getrennt“ von der Kir­che, sag­te Fran­zis­kus, daß die wie­der­ver­hei­ra­te­ten Geschie­de­nen „nicht exkom­mu­ni­ziert“ sind.

Papst Johan­nes Paul II. setzt in Fami­lia­ris Con­sor­tio mit den Wor­ten fort: „Die Kir­che bekräf­tigt jedoch ihre auf die Hei­li­ge Schrift gestütz­te Pra­xis, wie­der­ver­hei­ra­te­te Geschie­de­ne nicht zum eucha­ri­sti­schen Mahl zuzu­las­sen. Sie kön­nen nicht zuge­las­sen wer­den; denn ihr Lebens­stand und ihre Lebens­ver­hält­nis­se ste­hen in objek­ti­vem Wider­spruch zu jenem Bund der Lie­be zwi­schen Chri­stus und der Kir­che, den die Eucha­ri­stie sicht­bar und gegen­wär­tig macht. Dar­über hin­aus gibt es noch einen beson­de­ren Grund pasto­ra­ler Natur: Lie­ße man sol­che Men­schen zur Eucha­ri­stie zu, bewirk­te dies bei den Gläu­bi­gen hin­sicht­lich der Leh­re der Kir­che über die Unauf­lös­lich­keit der Ehe Irr­tum und Verwirrung.“

Wäh­rend Johan­nes Paul II. deut­lich bekräf­tig­te, daß wie­der­ver­hei­ra­te­te Geschie­de­ne nicht zur Kom­mu­ni­on zuge­las­sen sind, schwieg Fran­zis­kus zu die­sem Punkt.

Das Schweigen macht (kalkuliert oder nicht?) den Unterschied

Der argen­ti­ni­sche Kir­chen­recht­ler José Durant Men­dio­roz bestä­tigt in sei­ner Ana­ly­se der päpst­li­chen Anspra­che, daß sich Fran­zis­kus am 5. August genau an die kon­stan­te Leh­re der römi­schen Kir­che gehal­ten hat (zu Durant Men­dio­roz sie­he Bischofs­syn­ode – Ein argen­ti­ni­scher Jurist zeigt dem Papst auf, was Sache ist)

Aller­dings macht das Nicht-Gesag­te den gro­ßen Unter­schied. Das Schwei­gen sorg­te für eine „Medi­en-Bom­be“. Mas­sen­me­di­en behaup­te­ten, der Papst habe die Exkom­mu­ni­ka­ti­on der wie­der­ver­hei­ra­te­ten Geschie­de­nen auf­ge­ho­ben und sie damit zur sakra­men­ta­len Kom­mu­ni­on zugelassen.

Ein­mal mehr wird die Fra­ge nach der „Her­me­neu­tik“ der Papst-Wor­te gestellt: Wie sind Aus­sa­gen des Pap­stes zu inter­pre­tie­ren? Auf dem Rück­flug von Para­gu­ay nach Rom nahm Fran­zis­kus vor Jour­na­li­sten selbst zur „Her­me­neu­tik“ sei­ner Wor­te Stel­lung (sie­he „Selig­spre­chung“ mar­xi­sti­scher Jesui­ten durch Papst Fran­zis­kus). Eine wirk­li­che Klä­rung brach­te das nicht. So bleibt auch im kon­kre­ten Fall offen, ob es sich bei der media­len Reak­ti­on um einen kal­ku­lier­ten Effekt han­del­te oder nicht.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: MiL

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