Bischof schreitet gegen liturgische Mißbräuche ein


Chaos während der heiligen Liturgie durch den falsch verstandenen Friedensgruß
Cha­os wäh­rend der hei­li­gen Lit­ur­gie durch den falsch ver­stan­de­nen Friedensgruß

(Bra­si­lia) Der Bischof von Bar­re­tos im bra­si­lia­ni­schen Bun­des­staat Sao Pau­lo, Msgr. Mil­ton Ken­an, erließ am 4. August Instruk­tio­nen, um fünf lit­ur­gi­sche Miß­bräu­che in sei­ner Diö­ze­se abzu­stel­len. Der erst vor weni­gen Mona­ten ernann­te Bischof beob­ach­te­te in der ihm anver­trau­ten Diö­ze­se eigen­mäch­ti­ge Ver­än­de­run­gen, Unter­las­sun­gen und miß­ver­stan­de­ne Über­trei­bun­gen in der hei­li­gen Lit­ur­gie. Gegen die von ihm beob­ach­te­ten und kri­ti­sier­ten Miß­bräu­che ist er nun eingeschritten.

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Der 51jährige Bischof von Bar­re­tos gehört zu den jüng­sten Bischö­fen Bra­si­li­ens. 1987 zum Prie­ster der Diö­ze­se Jabo­ti­ca­bal geweiht, ernann­te ihn Papst Bene­dikt XVI. 2009 zum Weih­bi­schof von Sao Pau­lo. Papst Fran­zis­kus berief ihn im Novem­ber 2014 zum Diö­ze­san­bi­schof von Bar­re­tos. Kurz vor Weih­nach­ten ergriff er Besitz von sei­ner Diözese.

Bar­re­tos hat rund 350.000 Ein­woh­ner, 80 Pro­zent davon sind Katho­li­ken. Die Diö­ze­se zählt ins­ge­samt 40 Prie­ster: 25 Diö­ze­san­prie­ster und 15 Ordens­prie­ster. Als die Diö­ze­se 1973 errich­tet wur­de, gab es 18 Prie­ster. Die durch­schnitt­li­che Zahl der Gläu­bi­gen je Prie­ster konn­te seit­her auf 7.500 hal­biert, die Zahl der Pfar­rei­en von 14 auf 23 erhöht werden.

Mißverstandener Friedensgruß stört oder unterbricht die heilige Liturgie

Der Bischof erteil­te Anwei­sung, daß Prie­ster und Gläu­bi­ge sich beim Frie­dens­gruß nicht in der Kir­che her­um­be­we­gen, son­dern „in nüch­ter­ner Form nur den Men­schen in ihrer unmit­tel­ba­ren Nähe den Gruß ent­bie­ten“ sol­len. Über­haupt sei der Frie­dens­gruß kei­ne zwin­gen­de Hand­lung, so der Bischof, son­dern als Mög­lich­keit vorgesehen.

Dom Milton KenanGegen Unsit­ten im Zusam­men­hang mit dem Frie­dens­gruß hat­te im Juni 2014 bereits die Got­tes­dienst­kon­gre­ga­ti­on Instruk­tio­nen erlas­sen und zur Mäßi­gung auf­ge­for­dert (sie­he Frie­dens­gruß ja, aber ohne Kon­fu­si­on). Die Richt­li­ni­en der Kon­gre­ga­ti­on wur­den von die­ser lei­der noch nicht in deut­scher Spra­che veröffentlicht.

Der Prie­ster habe nicht den Altar zu ver­las­sen, um Gläu­bi­gen den Frie­dens­gruß zu ent­bie­ten oder sogar jedem ein­zel­nen Anwe­sen­den. Ein Fehl­ver­hal­ten, das an man­chen Orten zur Fol­ge habe, daß auch Gläu­bi­ge mei­nen, sie müß­ten nun mög­lichst vie­len Anwe­sen­den per­sön­lich die Hand schüt­teln. Dies gehe an der Inten­ti­on des Frie­dens­gru­ßes als sym­bo­li­scher Geste vor­bei. Es dür­fe kei­ne Unru­he in die Hei­li­ge Mes­se kom­men und die hei­li­ge Hand­lung dadurch nicht unter­bro­chen werden.

Die­se Form des lit­ur­gi­schen Miß­brauchs konn­te erst durch die ordent­li­che Form des Römi­schen Ritus ein­rei­ßen, da der Frie­dens­gruß im über­lie­fer­ten Ritus vom Zele­bran­ten in per­so­nam Chri­sti allen ent­bo­ten wird.

Bischof Mil­ton Ken­an unter­streicht in sei­nen Anwei­sun­gen, daß der Frie­dens­gruß „nicht der rich­ti­ge Zeit­punkt ist, um sich gegen­sei­tig Glück­wün­sche oder Bei­leid aus­zu­spre­chen“, wie er dies zu Ostern und Weih­nach­ten, bei Tau­fen, Hoch­zei­ten und Beer­di­gun­gen oder bei ande­ren Fei­er­lich­kei­ten beob­ach­ten habe müs­sen. „Fro­he Weih­nach­ten“, „Fro­he Ostern oder ande­re Arten von Glück­wün­sche“ oder Bei­leids­be­kun­dun­gen gehör­ten nicht in die hei­li­ge Lit­ur­gie so der Bischof.

Kommunionhelfer sind eine Ausnahme und ersetzen nicht den Priester

Der Bischof erin­ner­te zudem dar­an, daß außer­or­dent­li­che Kom­mu­ni­ons­pen­der „nicht den Prie­ster erset­zen. Die­ser habe wäh­rend der Kom­mu­ni­ons­pen­dung nicht zu sit­zen“ und die­se Lai­en zu über­las­sen. Die Erlaub­nis, daß Kom­mu­ni­on­hel­fer ein­ge­setzt wer­den kön­nen, sei eine Ausnahme.

Wei­ters kri­ti­sier­te der Bischof, daß in man­chen Pfar­rei­en die Kom­mu­ni­on in bei­der­lei Gestalt gespen­det wer­de. Die Kom­mu­ni­on in bei­den Gestal­ten sei nicht not­wen­dig, da Chri­stus sowohl in der kon­se­krier­ten Hostie als auch im kon­se­krier­ten Wein ganz und leben­dig mit Leib und Blut, See­le und Gott­heit gegen­wär­tig ist. Wenn die Kom­mu­ni­on in bei­der­lei Gestalt erfol­ge, wie es für bestimm­te Anlä­ße mög­lich und emp­foh­len ist, dür­fe der Kom­mu­ni­kant weder die kon­se­krier­te Hostie selbst in den Kelch ein­tau­chen noch darf ihm die ein­ge­tauch­te Hostie auf die Hand gege­ben wer­den. Mit ande­ren Wor­ten, wenn in bei­der­lei Gestalt kom­mu­ni­ziert wer­den soll­te, dann kön­ne dies nur durch Mund­kom­mu­ni­on geschehen.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Ripo­ste Catholique/​Wikicommons

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