(Naypyidaw) Das birmanische Parlament beschloß ein umstrittenes Gesetz, das Polygamie und Konversionen regelt. Beide Forderungen gehören zu den Prioritäten buddhistischer Extremisten. Die christliche Minderheit sieht in dem Gesetz einen Angriff gegen die individuellen Rechte der Bürger.
Menschenrechtsaktivisten und Oppositionsvertreter schlagen daher Alarm und werfen der Regierung vor, vor dem extremistischen Flügel des Buddhismus einen Kniefall vollzogen zu haben.
Der genaue Wortlaut des Gesetzes wurde von der Regierung noch nicht veröffentlicht. Details sind noch nicht bekannt. Das sei ein Grund zur Besorgnis, finden Menschenrechtsorganisationen. Aufgrund der anhaltenden Forderungen buddhistischer Extremisten sei anzunehmen, daß die Konversion vom Buddhismus zu einer anderen Religion weiter eingeschränkt wird.
Die Einschränkung der Polygamie richtet sich gegen die Moslems des Landes. 80 Prozent der Birmanen sind Buddhisten, sieben Prozent Christen, sechs Prozent gehören einheimischen Volksreligionen an, vier Prozent sind Moslems, zwei Prozent Hinduisten.
Kardinal Bo: Ein „Gesetz der Schande“
Die neuen Bestimmung sind Teil eines Rahmengesetzes, das auch Mischehen und Bevölkerungskontrolle regelt. Maßnahmen, die bereits 2014 von der Parlamentsmehrheit gutgeheißen wurden. Der katholische Erzbischof von Rangon, Charles Maung Kardinal Bo SDB, kritisierte die Bestimmungen als „Gesetz der Schande“. Der Staat will Mischehen zwischen Buddhisten und Nicht-Buddhisten und mehr als zwei Kinder pro Familie unterbinden.
Je Yaw Wu, katholischer Oppositionspolitiker und Mitglied des birmanischen Senats, bestätigte die Verabschiedung des neuen Gesetzes. Er bezeichnete das Gesetz als „Schaden“ für die Bürgerrechte. Eine Einschätzung, die von David Mathieson von Human Rights Watch geteilt wird. Das Gesetz könnte zu einem Instrument werden, „um nach den Wahlen die Minderheiten treffen zu können“.
Promotoren der umstrittenen Bestimmungen sind radikale buddhistische Mönche, die in den vergangenen Jahren größeren Einfluß auf die Regierung gewinnen konnten. Sie behaupten eine Bedrohung für den Buddhismus und die Reinerhaltung des birmanischen Volkes. Ihr Einfluß wuchs zusammen mit der anti-islamischen Stimmung wegen der religiösen Spannungen im westlichen Staat Rakhine, die Hunderte Tote und Zigtausende Flüchtlinge forderten.
Text: Asianews/Giuseppe Nardi
Bild: Asianews