Woher stammen Hammer und Sichel mit dem Gekreuzigten? – Linkspopulistische Verklärung


Luis Espinal Camps, Jesuit und Marxist, 1979 bei einer Kundgebung
Luis Espinal Camps, Jesuit und Marxist, 1979 bei einer Kundgebung

(La Paz) Evo Mora­les mach­te dem Papst am Mitt­woch ein eben­so got­tes­lä­ster­li­ches wie geschmack­lo­ses Geschenk. Was hat es auf sich mit Ham­mer und Sichel und dem Gekreu­zig­ten, die Papst Fran­zis­kus mit nach Rom neh­men wird?

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Das kom­mu­ni­sti­sche Sym­bol von Ham­mer und Sichel mit dem Gekreu­zig­ten stel­le die „Sym­bio­se“ aus „sozia­lem Ein­satz und Chri­sten­tum“ dar und sei eine „Hom­mage“ an den spa­ni­schen Prie­ster Luis Espi­nal, der sich durch sein „Enga­ge­ment im Sozi­al­kampf“ her­vor­ge­tan habe. „Mora­les mein­te wohl ‚Sozia­lis­mus und Chri­sten­tum‘ “, so Info­va­ti­ca­na.

Das neu kre­ierte Sym­bol wur­de Papst Fran­zis­kus auch als Anhän­ger einer Ket­te um den Hals gelegt (sie­he Bild).

Luis Espi­nal Camps war ein spa­ni­scher Jesu­it und Mar­xist, der 1980 in Boli­vi­en ermor­det wurde.

Der Jesuit und Marxist Luis Espinal Camps

Luis Espinal Symbiose von Sozialismus und Christentum
Luis Espi­nal – Sym­bio­se von Sozia­lis­mus und Christentum

1932 in Kata­lo­ni­en gebo­ren, trat er 1949 in den Jesui­ten­or­den ein, wur­de 1962 in Bar­ce­lo­na zum Prie­ster geweiht, erwarb 1963 sein Lizen­ti­at in Theo­lo­gie und besuch­te im Anschluß einen Lehr­gang für Jour­na­lis­mus und audio­vi­su­el­le Medi­en an der Katho­li­schen Uni­ver­si­tät von Mai­land in Ita­li­en. Der Jesu­it wird als begna­de­ter Kom­mu­ni­ka­tor beschrieben.

Unter dem Ein­druck der sozi­al­po­li­ti­schen Links­be­we­gung in Latein­ame­ri­ka ging er 1968 auf eige­nen Wunsch nach Boli­vi­en. Es war die Zeit, als in Boli­vi­en lin­ke und rech­te Mili­tärs um die Macht ran­gen, sich im Land kom­mu­ni­sti­sche Gue­ril­la­grup­pen gebil­det hat­ten und Che Gue­va­ra, der mit kuba­ni­schen Gue­ril­le­ros und sowje­ti­scher Unter­stüt­zung die Revo­lu­ti­on bewaff­net durch­set­zen woll­te, gera­de vom Mili­tär erschos­sen wor­den war.

Im Gegen­satz zu ande­ren latein­ame­ri­ka­ni­schen Län­dern wech­sel­ten sich in Boli­vi­en links und rechts in der Regie­rungs­aus­übung in schnel­lem Rhyth­mus immer undurch­schau­ba­rer ab.

Kampf an der Seite linker Bewegungen

Espinal bei einer Kundgebung 1979
Espi­nal bei einer Kund­ge­bung von Berg­ar­bei­tern, Gewerk­schaf­ten und Stu­den­ten 1979

Pater Espi­nal, der sich selbst als „Arbei­ter­prie­ster“ ver­stand, blieb in der Haupt­stadt La Paz, wo er mit zwei ande­ren Jesui­ten in einem Armen­vier­tel leb­te. Er arbei­te­te als Kino­kri­ti­ker für die Tages­zei­tung Pre­sen­cia und gestal­te­te zunächst eine eige­ne Sen­dung im staat­li­chen Fern­se­hen, in der er über die „Arbei­ter­prie­ster“ berich­te­te und Inter­views mit Ange­hö­ri­gen der mar­xi­sti­schen Gue­ril­la­be­we­gung Ejérci­to de Libe­r­ación Nacio­nal (ELN) sen­de­te. 1971 wur­de ihm die boli­via­ni­sche Staats­bür­ger­schaft ver­lie­hen. Vom sel­ben Jahr bis zu sei­nem Tod war er Mit­ar­bei­ter von Radio Fides, dem 1939 gegrün­de­ten, älte­sten Jesui­ten­sen­der Latein­ame­ri­kas. Ab 1979 war er zudem Chef­re­dak­teur der von ihm als Sprach­rohr lin­ker „Volks­be­we­gun­gen“ gegrün­de­ten Wochen­zei­tung Aquà­. Er unter­stütz­te die Berg­ar­bei­ter­be­we­gung, grün­de­te 1976 die Men­schen­rechts­or­ga­ni­sa­ti­on Asam­blea de Derechos Huma­nos und trat 1977 mit der For­de­rung nach Demo­kra­ti­sie­rung in den öffent­li­chen Hungerstreik.

Luis Espi­nal gehör­te zu einer gan­zen Rei­he von Jesui­ten, die sich in unter­schied­li­cher Form dem Mar­xis­mus annä­her­ten. Im Gegen­satz zu ande­ren Mit­brü­dern ging er aber nie zum bewaff­ne­ten Kampf über.

Als die Links­na­tio­na­li­stin Lidia Guei­ler Teja­da vom Movi­mi­en­to Nacio­na­li­sta Revo­lu­cio­na­rio inte­ri­mi­stisch das Land als Staats­prä­si­den­tin führ­te, wur­de Espi­nal am 21. März 1980 ent­führt und ermor­det. Ob die Täter von den Dro­gen­kar­tel­len geschickt wur­den, die bald dar­auf die Dik­ta­tur von Luis Garcà­a Meza Teja­da stütz­ten, oder von einem der zahl­rei­chen sich in schnel­lem Tem­po teils blu­tig ent­mach­ten­den Mili­tär­macht­ha­ber konn­te nie geklärt wer­den. Espi­nals Anhän­ger sehen die Ursa­che in sei­ner öffent­li­chen Kri­tik an einer Amne­stie für Straf­ta­ten wäh­rend der Amst­zeit von Staats­prä­si­dent Banzer.

Auch wäh­rend des Papst­be­su­ches wur­de mehr­fach dar­auf hin­ge­wie­sen, daß Espi­nal nur zwei Tage vor Erz­bi­schof Oscar Arnul­fo Rome­ro ermor­det wur­de. Ein Ver­such, den Jesui­ten in eine neue geo­po­li­ti­sche Hei­li­gen­li­nie zu stellen.

Staatlich geehrter christlich-marxistischer „Volksheld“?

Sichel und Hammer und Gekreuzigter, Sozialismus und Christentum Papst franziskus
„Sozia­lis­mus und Chri­sten­tum“ an einer Ket­te, die Papst Fran­zis­kus um den Hals gelegt wurde.

2007 erklär­te Staats­prä­si­dent Evo Mora­les den 21. März zum „Tag des boli­via­ni­schen Kinos“ in Erin­ne­rung an die Ermor­dung von Luis Espi­nal. Papst Fran­zis­kus bete­te heu­te am Ort, wo Pater Espi­nal ermor­det wur­de. Dabei sag­te das katho­li­sche Kir­chen­ober­haupt „bemer­kens­wert unkri­tisch“ (Fran­cis­co Fer­nan­dez de la Cigoña):

„Guten Abend lie­be Schwe­stern und lie­be Brüder,

ich habe hier Halt gemacht, um Euch zu grü­ßen und vor allem um zu erin­nern. Zu erin­nen an einen Freund, einen unse­rer Brü­der, Opfer von Inter­es­sen, die nicht woll­ten, daß man für die Frei­heit Boli­vi­ens kämpft. Pater Espi­nal hat das Evan­ge­li­um gepre­digt und die­ses Evan­ge­li­um stör­te, und des­halb haben sie ihn eli­mi­niert. Hal­ten wir eine Gedenk­mi­nu­te im Gebet und dann beten wir alle zusammen.

[Stil­le]“

Staats­prä­si­dent Mora­les erklär­te Papst Fran­zis­kus, daß das skan­da­lö­se Geschenk, das er dem Kir­chen­ober­haupt mach­te, eine „Aner­ken­nung“ für Luis Espi­nal sei, der „sei­nen reli­giö­sen Glau­ben bekannt und sich für die Ver­tei­di­gung der Armen, der Aus­ge­grenz­ten und der Kran­ken ein­ge­setzt“ habe.

Pater Luis Espi­nal fiel in sei­ner boli­via­ni­schen Zeit jedoch vor allem durch eine schar­fe Kri­tik an der Kir­che und sei­ne Sym­pa­thien für die revo­lu­tio­nä­ren, mar­xi­sti­schen Bewe­gun­gen auf. Die von ihm 1979 gegrün­de­te Wochen­zei­tung Aquà­ fei­ert ihn noch heu­te als „Mär­ty­rer“, „Volks­held“ und „Sym­bol“ der Befrei­ungs­theo­lo­gie. Für sei­ne Anhän­ger, und so ehrt ihn seit der Prä­si­dent­schaft des Links­po­pu­li­sten Evo Mora­les auch das offi­zi­el­le Boli­vi­en, ist Luis Espi­nal ein lin­kes Sym­bol im Kampf gegen eine fle­xi­bel defi­nier­te „Rech­te“.

Meh­re­re Orga­ni­sa­tio­nen über­reich­ten Papst Fran­zis­kus ein Schrei­ben, mit dem sie den Wunsch nach Selig­spre­chung von Luis Espi­nal äußerten.

„Ein sakri­le­gi­sches Kru­zi­fix, das Geschenk anzu­neh­men und ein zufrie­den schei­nen­der Papst. Der Kom­mu­nis­mus bedeu­tet wirk­li­che Aus­beu­tung und ein Man­gel an Frei­heit, weit mehr als die kri­ti­sier­te spa­ni­sche Kolo­ni­sa­ti­on Ame­ri­kas. Mir scheint, daß der Papst auf die­ser Rei­se höchst unglück­lich han­delt“, so der bekann­te katho­li­sche, spa­ni­sche Blog­ger Fran­cis­co Fern­dan­dez de la Cigoña.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Infovaticana

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