(Montevideo) Der von Papst Franziskus 2014 zum Erzbischof von Montevideo ernannte Msgr. Daniel Fernando Sturla Behouet gab der Presseagentur Agesor ein Interview zum Thema Menschenrechte. Ein Interview, das nur dem Anschein nach mit der Glaubenslehre der katholischen Kirche übereinstimmt, wie die katholische Agentur InfoCatolica bemerkte. 2015 erhob ihn der Papst in den Kardinalsstand.
In dem Interview ist beispielsweise zu lesen: „Die Verbindung zwischen Personen desselben Geschlechts ‘Ehe’ nennen, ist ein Fehler“. Dann aber beginnt der Neo-Kardinal „zu entgleisen“, wie No Cristianofobia anmerkt. Erzbischof Sturla hält die uruguayische Gesetzgebung für angemessen, die homosexuelle Beziehungen „anerkennt, und sie der ‚Ehe‘ gleichstellt, ohne sie so zu nennen“. Worte, die in offenem Widerspruch zur kirchlichen Lehre stehen, wie sie die Glaubenskongregation in mehreren Dokumenten bekräftigte, besonders mit den von Papst Johannes Paul II. approbierten „Erwägungen zu den Entwürfen einer rechtlichen Anerkennung der Lebensgemeinschaften zwischen homosexuellen Personen“ von Joseph Kardinal Ratzinger aus dem Jahr 2003.
Rechtliche Anerkennung von Homo-Partnerschaften „schwerwiegend ungerecht“
In den Erwägungen heißt es ausdrücklich: „Werden homosexuelle Lebensgemeinschaften rechtlich anerkannt oder werden sie der Ehe gleichgestellt, indem man ihnen die Rechte gewährt, die der Ehe eigen sind, ist es geboten, klar und deutlich Einspruch zu erheben. Man muss sich jedweder Art formeller Mitwirkung an der Promulgation und Anwendung von so schwerwiegend ungerechten Gesetzen und, soweit es möglich ist, auch von der materiellen Mitwirkung auf der Ebene der Anwendung enthalten“ (Nr. 5). Es könne also keine Rede sein, von einer „angemessenen“ Gesetzgebung, so No Cristianofobia.
Ganz anders sieht das Kardinal Sturla, der stattdessen vom „Respekt der Personen in ihrer Verschiedenheit“ spricht und die, seines Erachtens, wichtige Bedeutung unterstreicht, daß „jede Person für das zählt, was sie in der Situation ist, in der sie sich befindet“, unabhängig von der eigenen „sexuellen Orientierung“.
Keine „Billigung des homosexuellen Verhaltens“
Die Kirche lehrt jedoch nichts dergleichen. Die „Erwägungen“ präzisieren: „Nach der Lehre der Kirche kann die Achtung gegenüber homosexuellen Personen in keiner Weise zur Billigung des homosexuellen Verhaltens oder zur rechtlichen Anerkennung der homosexuellen Lebensgemeinschaften führen. Das Gemeinwohl verlangt, dass die Gesetze die eheliche Gemeinschaft als Fundament der Familie, der Grundzelle der Gesellschaft, anerkennen, fördern und schützen. Die rechtliche Anerkennung homosexueller Lebensgemeinschaften oder deren Gleichsetzung mit der Ehe würde bedeuten, nicht nur ein abwegiges Verhalten zu billigen und zu einem Modell in der gegenwärtigen Gesellschaft zu machen, sondern auch grundlegende Werte zu verdunkeln, die zum gemeinsamen Erbe der Menschheit gehören. Die Kirche kann nicht anders, als diese Werte zu verteidigen, für das Wohl der Menschen und der ganzen Gesellschaft“ (Nr. 11).
Nicht nur das. In den „Erwägungen“ heißt es zudem: „Weil die Ehepaare die Aufgabe haben, die Folge der Generationen zu garantieren, und deshalb von herausragendem öffentlichen Interesse sind, gewährt ihnen das bürgerliche Recht eine institutionelle Anerkennung. Die homosexuellen Lebensgemeinschaften bedürfen hingegen keiner spezifischen Aufmerksamkeit von Seiten der Rechtsordnung, da sie nicht die genannte Aufgabe für das Gemeinwohl besitzen.“
„Deutlicher geht es nicht mehr. Ob es einem paßt oder nicht, das ist die Lehre der katholischen Kirche“, so No Cristianofobia.
Kardinal Sturlas Entschuldigung bei Schwulen und Lesben „für Verletzungen durch die Kirche“
Am 4. Juli feiert Kardinal Sturla seinen 56. Geburtstag. Am 14. Februar 2015 wurde er von Papst Franziskus zum Kardinal kreiert. Am 13. April ernannte ihn der Papst zum Mitglied der Ordenskongregation und des Päpstlichen Rates zur Förderung der Neuevangelisierung. Der Kardinal aus dem Salesianerorden lebt in Uruguay, einem laizistisch geprägten und linksregierten Land, das in jüngster Zeit eine ganze Reihe von Gesetzen erlassen hat, die gegen die Lehre der Kirche verstoßen, darunter die „Homo-Ehe“, auch wenn sie nicht „Ehe“ genannt wird, die Tötung ungeborener Kinder und die Legalisierung von Marihuana. „Der Umstand, daß man in der ersten Reihe steht, wie Kardinal Sturla, rechtfertigt nicht Zugeständnisse und Kompromisse“, so No Cristianofobia.
Als Msgr. Sturla zum Kardinal erhoben wurde, hob die italienische Tageszeitung Quotidiano Nazionale sofort hervor, in welchem Zusammenhang sich die internationale Presse bereits mit ihm befaßte: Als er sich bei den Schwulen und Lesben für die „Verletzungen“ entschuldigte, die ihnen von der Kirche zugefügt worden seien. „Alles genau nach dem Drehbuch“, so No Cristianofobia.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Corrispondenza Romana