„Homo-Ehe“: „Ich werde notfalls ins Gefängnis gehen, aber keine Trauscheine für homosexuelle Paare ausstellen“


Casey Davis, Secretary of County im Staat Kentucky
Casey Davis, Secre­ta­ry of Coun­ty im Staat Kentucky

(Washing­ton) Seit eini­gen Jah­ren gibt es eine Ten­denz in West­eu­ro­pa und in den USA: Wenn lin­ke gesell­schafts­po­li­ti­sche Ver­än­de­run­gen auf dem ordent­li­chen Weg der Gesetz­ge­bung nicht durch­ge­setzt wer­den kön­nen, weil sich in den zustän­di­gen Par­la­men­ten kei­ne aus­rei­chen­den Mehr­hei­ten fin­den oder der Wider­stand aus dem Volk zu groß ist, wer­den sie durch gleich­ge­sinn­te Rich­ter mit­tels Urtei­len durch­ge­setzt. So gesche­hen durch den Ober­sten Gerichts­hof der USA, der am 26. Juni mit fünf gegen vier Stim­men die „Homo-Ehe“ bun­des­weit für zuläs­sig erklär­te. Damit setz­te sich das Höchst­ge­richt über die Gesetz­ge­bung und die Sou­ve­rä­ni­tät der Ein­zel­staa­ten hin­weg. In der Mehr­heit der Staa­ten hat­ten sich die Par­la­men­te oder das Wahl­volk in Volks­ab­stim­mun­gen für ein Ver­bot der „Homo-Ehe“ aus­ge­spro­chen oder Ehe als Ver­bin­dung zwi­schen einem Mann und einer Frau in der Ver­fas­sung ver­an­kert. Bereits vor dem höchst­rich­ter­li­chen Urteil hat­ten Ein­zel­rich­ter in eini­gen Staa­ten die dor­ti­gen „Homo-Ehe“-Verbote gekippt. Seit­her stel­len sich US-Bür­ger die Fra­ge, was ihre sie reprä­sen­tie­ren­den Par­la­men­te und was sie selbst als stimm­be­rech­tig­te Bür­ger noch zäh­len, wenn ein homo­se­xu­el­ler oder ideo­lo­gisch homo­phil gesinn­ter Ein­zel­rich­ter beschlos­se­ne Geset­ze, Ergeb­nis­se von Volks­ab­stim­mun­gen und selbst die Ver­fas­sung im Allein­gang zur Maku­la­tur machen kann.

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An wen soll­ten sich die Bür­ger dann noch wen­den kön­nen, wenn die Gewal­ten­tei­lung im Staat auf die­se Wei­se außer Kraft gesetzt wird? Der „Fort­schritt“ hat immer recht, wes­halb es für abwei­chen­de Mei­nung ohne­hin nur die Maxi­me Null Tole­ranz geben kann.

In der Beam­ten­schaft gibt es erheb­li­chen Auf­ruhr, da sie gezwun­gen wer­den könn­ten, gegen ihr Gewis­sen an einer „Homo-Ehe“ mit­zu­wir­ken. Einer, der öffent­lich Wider­stand ange­kün­digt hat, ist Casey Davis, Secre­ta­ry of Coun­ty im Staat Ken­tucky. Seit­her bekom­men Davis und sei­ne Fami­lie von der angeb­lich so tole­ran­ten, selbst­er­nann­ten „Love&Peace“-Fraktion täg­lich Drohungen.

Auch Ken­tuckys Gou­ver­neur von der Demo­kra­ti­schen Par­tei, Ste­ve Bes­hear, ließ sei­ne Beam­ten sofort wis­sen: „Wer sich wei­gert, bekommt es mit dem Gesetz und den Rich­tern zu tun.“ Die Wochen­zei­tung Tem­pi führ­te mit Casey Davis ein Interview:

„Ich werde dich und deine Familie umbringen“ – Morddrohungen von der „Love&Peace“-Fraktion

„Ich wer­de dich und dei­ne Fami­lie umbrin­gen, und zwar bald.“ Was hat Casey Davis getan, um die­se (gestern) und ähn­li­che Mord­dro­hun­gen zu erhal­ten? Inzwi­schen sind es bereits meh­re­re Dut­zend und das inner­halb weni­ger Tage.

Der US-Ame­ri­ka­ner, seit 23 Jah­ren mit sei­ner Frau Christy ver­hei­ra­tet und Vater von drei Kin­dern, ist weder gefähr­lich noch hat er irgend­wen bedroht. Er ist der Secre­ta­ry of Coun­ty, ver­gleich­bar einem Mit­tel­ding zwi­schen einem bun­des­deut­schen Land­rat und einem öster­rei­chi­schen Bezirks­haupt­mann. Davis, der von der Bevöl­ke­rung geschätzt, bereits ein­mal in sei­nem Amt wie­der­ge­wählt wur­de, übt sein Amt in der Graf­schaft Casey im Staat Ken­tucky aus. Als gläu­bi­ger Christ hat er nach dem Urteil des Ober­sten Gerichts­hofs ent­schie­den, daß er aus Gewis­sens­grün­den gleich­ge­schlecht­li­chen Paa­ren kei­nen Trau­schein aus­stel­len wird.

„Ich will nie­man­den dis­kri­mi­nie­ren, aber man kann mich nicht zwin­gen, etwas zu tun, das mir mein Gewis­sen und mei­ne Reli­gi­on ver­bie­ten“, so Davis, der in den USA durch die Medi­en zum bun­des­wei­ten The­ma wur­de. Davis hoff­te, daß die Höchst­rich­ter der Gewis­sens­frei­heit einen Raum las­sen wür­den. Doch Ideo­lo­gie ist eben immer Ideo­lo­gie und die macht bekannt­lich blind. „Die Gewis­sens­frei­heit wird vom ersten Ver­fas­sungs­zu­satz garan­tiert“, so Davis. Doch die Mehr­heit der Rich­ter ver­gaß auf die­se „Klei­nig­keit“ in ihrem Drang, eine abwei­chen­de Sexu­al­prak­tik zu privilegieren.

Null Toleranz für Gewissens- und Religionsfreiheit

Casey Davis wand­te sich an den Gou­ver­neur sei­nes Staa­tes, doch Ste­ve Bes­hear ant­wor­te­te nicht min­der ideo­lo­gisch: „Ertei­le die Erlaub­nis oder du wirst ent­las­sen“. Und die Gewis­sens­frei­heit? Null, eben Null wie Null Toleranz.

Die Nicht-„Gleichstellung“ im Ehe­recht ist für Homo­se­xu­el­le nicht exi­stenz­be­dro­hend. Ihre „Gleich­stel­lung“, sprich Pri­vi­le­gie­rung, wird aber zur Exi­stenz­be­dro­hung für ande­re, dar­un­ter auch Casey Davis. „Ich fin­de das nicht rich­tig. Auch ich habe Rech­te. Für ihre Ver­tei­di­gung bin ich auch bereit ins Gefäng­nis zu gehen.“

Herr Davis, war­um hat Sie der Gou­ver­neur von Ken­tucky vor ein so har­tes Ent­we­der-Oder gestellt?

Davis: Nach dem Urteil des Ober­sten Gerichts­ho­fes haben mich zahl­rei­che gleich­ge­schlecht­li­che Paa­re ange­ru­fen und von mir einen Trau­schein gefordert.

Gehört das zu Ihren Aufgaben?

Davis: Ja. Ich wur­de bereits zwei Amts­pe­ri­oden hin­ter­ein­an­der gewählt. Zu mei­nen Auf­ga­ben gehört eine Rei­he von Din­gen. Im ver­gan­ge­nen Jahr habe ich 29 Trau­schei­ne aus­ge­stellt. Das gehört also nicht zu mei­nen Haupt­auf­ga­ben. Die Sache ist aber eine andere.

„Homsexuelle wollen Trauschein nur, um mir Zwang anzutun“

Wel­che?

Davis: Es gibt vie­le Per­so­nen, die brau­chen eigent­lich kei­nen Trau­schein, die­se Homo­se­xu­el­len wol­len ihn aber von mir, um mich zur Aus­ga­be zu zwin­gen. Durch die Medi­en wis­sen sie, daß ich ein Christ bin und die Sache für mich eine Gewis­sens­fra­ge ist. Sie wol­len mir einen Zwang antun. Ich habe allen gesagt: „Es tut mir leid, aber ich kann nicht.“

War­um?

Davis: Mein Gewis­sen und mein Glau­ben ver­bie­ten es. Die­ses Urteil wider­spricht dem, wor­an ich aus gan­zem Her­zen glau­be. Es wider­spricht eben­so dem Natur­recht und rich­tet sich damit gegen das All­ge­mein­wohl von Land und Volk. Ich wür­de mir vom posi­ti­ven Recht Respekt für das Natur­recht und die Reli­gi­ons­frei­heit erwar­ten. Ich bin über­zeugt, ein Recht zu haben, mein Leben leben und mich um mei­ne Fami­lie küm­mern zu kön­nen, ohne täg­lich belei­digt und beschimpft zu wer­den und mit allen mög­li­chen Dro­hun­gen, auch Mord­dro­hun­gen über­häuft zu werden.

Sie haben Dro­hun­gen erhalten?

Davis: Und wie. Mei­ne Fami­lie und ich erhal­ten lau­fend tele­fo­nisch Drohungen.

57 von 120 County-Sekretären haben Gewissensprobleme mit dem Urteil angemeldet

Die Rich­ter haben ent­schie­den. Wenn Sie nicht die Schei­ne aus­stel­len, wer dann?

Davis: Es gibt ande­re Coun­ty-Sekre­tä­re, ins­ge­samt 120 in Ken­tucky. Ich habe den Anru­fern gesagt: „Ich kann es nicht tun, ver­sucht es bei den anderen.“

Stimmt es, daß 57 Coun­ty-Sekre­tä­re im Staat Ken­tucky Gewis­sens­pro­ble­me mit dem Urteil ange­mel­det haben?

Davis: Ja, das stimmt.

Wegen Ihrer Hal­tung haben die Medi­en soviel Staub auf­ge­wir­belt, daß Sie vom Gou­ver­neur in sein Büro zitiert wur­den. Wie ist die Begeg­nung verlaufen?

Davis: Wir haben eine Stun­de lang dis­ku­tiert. Am Ende sag­te er mir den­noch unge­rührt: „Es gibt nur zwei Mög­lich­kei­ten: Ent­we­der Sie ertei­len die Schei­ne oder Sie kün­di­gen“. Das kann aber nicht rich­tig sein. Ich wur­de gewählt, um die­se Arbeit zu tun. Ich habe den Gou­ver­neur des­halb auf­ge­for­dert, eine außer­or­dent­li­che Gesetz­ge­bungs­ses­si­on des Par­la­ments ein­zu­be­ru­fen, um die­ses Pro­blem anzu­ge­hen und das Recht auf Gewis­sens- und Reli­gi­ons­frei­heit zu garan­tie­ren. Der Gesetz­ge­ber hat alle zu schüt­zen, nicht nur eine Grup­pe oder Frak­ti­on. Alle. Und er hat das All­ge­mein­wohl im Auge zu behal­ten und dem­entspre­chend zu han­deln und nicht zu bevor­zu­gen, was dem All­ge­mein­wohl schadet.

Gouverneur weigert sich Parlament einzuberufen, um Gewissensfreiheit zu schützen

War­um will der Gou­ver­neur die­se Ses­si­on nicht einberufen?

Davis: Eine Ses­si­on kostet Geld, rund 60.000 Dol­lar, und er sag­te, er wol­le die­ses Geld nicht aus­ge­ben. Ich den­ke, daß der wah­re Grund nicht die Ein­spa­rung des Gel­des ist.

Wel­cher dann?

Davis: Ein Grund ist das tak­ti­sche Kal­kül mit dem Fak­tor Zeit: je mehr Zeit ver­geht, desto ein­ge­schüch­ter­ter wer­den die Men­schen sein, zum Bei­spiel durch die Gerich­te. Lang­fri­stig wird es dazu kom­men, daß kein Christ mehr wegen sei­ner Über­zeu­gung für poli­ti­sche Ämter kan­di­die­ren wird kön­nen. Damit wer­den die Chri­sten völ­lig aus dem öffent­li­chen Leben und den staat­li­chen Ent­schei­dungs­pro­zes­sen hin­aus­ge­drängt werden.
Das ist aber falsch. Ich muß Gott frei die­nen kön­nen gemäß dem Plan, den Er für mich hat, und mei­ne Arbeit tun kön­nen, die­se oder eine ande­re, ohne daß mein Leben und das mei­ner Fami­lie des­halb bedroht ist und ohne daß ein Gou­ver­neur mir sagt: Tu, was ich dir sage oder ver­schwin­de. Das ist nicht da, was der erste Zusatz zur Ver­fas­sung vorsieht.

Wer­den Sie kün­di­gen, wie es der Gou­ver­neur Ihnen nahe­ge­legt hat?

Davis: Nein. Ich habe eine Fami­lie zu ernäh­ren. War­um soll­te ich kündigen?

Was könn­te also passieren?

Davis: Der Gou­ver­neur war sehr deut­lich. Er hat gesagt, daß Leu­te wie ich es mit dem Gesetz und mit den Rich­tern zu tun bekom­men wer­den. Soll­te ich vor ein Gericht gestellt wer­den, wer­de ich unter Eid erklä­ren, daß die­se Nati­on immer geschlos­sen für Frei­heit und Gerech­tig­keit für alle ein­ge­tre­ten ist. Und ich wer­de sagen, daß alle auch tat­säch­lich alle meint, und nicht nur zwei oder drei.

„Ich verlange keine Sonderbehandlung, aber, daß mich niemand hindert Gott und meinem Gewissen zu folgen“

Der Ober­ste Gerichts­hof hat inzwi­schen Homo­se­xu­el­len neue Rech­te verschafft.

Davis: Ich ver­lan­ge von nie­man­dem eine Son­der­be­hand­lung, auch nicht vom Ober­sten Gerichts­hof. Ich ver­lan­ge aber, daß nie­mand mich dar­an hin­dert, Gott nach­zu­fol­gen, mich nie­mand dar­an hin­dert, mei­nem Gewis­sen zu gehor­chen und frei zu sein.

Hat­ten Sie je gedacht, daß das Urteil des Ober­sten Gerichts­hofs sol­che Pro­ble­me mit sich brin­gen würde?

Davis: Nein. Als ich zum Secre­ta­ry of Coun­ty gewählt wur­de, habe ich den Eid auf die Ver­fas­sung von Ken­tucky abge­legt. In der Ver­fas­sung von Ken­tucky steht, daß die Ehe eine Ver­bin­dung zwi­schen einem Mann und einer Frau ist. Das steht auch heu­te noch dort, auch nach dem Urteil der Höchst­rich­ter. Der erste Zusatz­ar­ti­kel zur Ver­fas­sung der Ver­ei­nig­ten Staa­ten von Ame­ri­ka besagt, daß alle ein Recht auf Reli­gi­ons­frei­heit haben. Ein Urteil, von wel­chem Gericht auch immer, kann die­ses Recht nicht leug­nen. Kein Gericht kann mir sagen, daß ich die­ses Recht und die­se Art von Frei­heit nicht mehr habe.

„Wenn es notwendig sein sollte, bin ich bereit ins Gefängnis zu gehen“

Einer Tages­zei­tung haben Sie gesagt, daß Sie bereit sind ins Gefäng­nis zu gehen. Stimmt das?

Davis: Wenn es not­wen­dig sein soll­te: Ja, dann bin ich bereit dazu. Ich wäre der erste Mensch in der Geschich­te der USA, der dafür ins Gefäng­nis muß. Ich hal­te das aller­dings für möglich.

Wäre es nicht doch ein­fa­cher, zu kündigen?

Davis: Ich bin als frei­er Mensch gebo­ren und frei will ich auch ster­ben. Ich habe nicht die Absicht, unter einer tyran­ni­schen Regie­rung zu leben. Ich ver­traue auf Gott und habe ein Gewis­sen, und wenn ich, damit ich ihnen fol­gen kann, ins Gefäng­nis gehen muß, dann wer­de ich das tun. Es gilt stand­haft zu sein, auch wenn das einen Preis kostet.

Einleitung/​Übersetzung: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Tempi

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