Der Maler Karl Wilhelm Diefenbach wird seit einigen Jahren als moderner Prophet gefeiert. Tatsächlich inszenierte er sich als ultimativer Messias der Neuzeit, als moderner Christus-Darsteller mit den Zügen Nietzsches, der in einem synkretistischen Ansatz die Natur, den Menschen und das Ego vergöttlichen wollte.
Ein Gastkommentar von Hubert Hecker
Die Frankfurter Kunsthalle Schirn ist in Teilen zu einem veritabler Kunst-Tempel eingerichtet worden. In ihm wird bis zum 14. Juni die Ausstellung gezeigt: „Künstler und Propheten. Eine geheime Geschichte der Moderne 1872 – 1972“. Darin hat die Kuratorin Pamela Kort ihre These veranschaulicht, dass die Kunstentwicklung der letzten 150 Jahre eine verschwiegene Kehrseite gehabt habe: Hinter den großen Kunstströmungen der Moderne wie Impressionismus und Expressionismus, gegenüber dem Geistigen in der abstrakten Kunst und der rationalen Bauhaus-Gestaltung soll man mehr als zwei Künstlergenerationen entdecken, die eher von irrationalen und esoterischen Gestaltungs-Motiven getrieben waren sowie mit lebensreformerischem und zivilisationskritischem Gehabe auftraten.
Zweifelhafte Einflüsse, falsche Gurus ohne echte Kunst
Als Urvater aller modernen Künstler-Propheten wird der aus dem nassauischen Hadamar stammende Karl Wilhelm Diefenbach vorgestellt. Sein berühmter Schattenbild-Fries „per aspera ad astra“ leitet die Besucher in die Ausstellung. Die dargestellte Prozession von Menschen und Tieren in unberührter Natur zum Paradies als Tempel der „Humanitas“ soll zugleich den Anspruch der prophetischen Künstler darstellen, durch Kunst die Menschheit vom Ballast einer als erdrückend empfundenen Zivilisation zu erlösen. Nachgezeichnet wird der Einfluss Diefenbachs über seine Schüler „Fidus“, Kupka und Gräser auf Arthur Roessler und Egon Schiele. In der Zwischenkriegszeit hätten zahlreiche „Inflationsheilige“, Sandalenprediger, Tanzgurus und Jesus-Apostel Diefenbachs Impulse weitergeführt. Schließlich sieht die Kuratorin in den Werken von Friedensreich Hundertwasser sowie Josef Beuys und dessen Schüler Jörg Immendorf Verbindungen zu Diefenbachs Motiven anklingen.
Die meisten Zeitungsrezensionen loben die Idee und Konzeption der Ausstellung. Nur von wenigen Rezensenten werden sowohl viele der behaupteten Einflusslinien infrage gestellt wie auch die Relevanz der Lebensreformbewegung auf die Kunst der Moderne relativiert. So erscheinen die Belege für Diefenbachs Einfluss auf die drei oben genannten Nachkriegskünstler doch arg dünn, wenn etwa mit der Umhängetasche Beuys‘, dem Kruzifix mit Sonnenrad oder seinem Revolutionsanspruch die Wirkung des Kohlrabi-Apostels veranschaulicht wird. Die Abstraktionsmotive in den Werken Kupkas sind gerade nicht auf die Abbild-Malerei von Diefenbach zurückzuführen. Auch der Einfluss der Tempelkunst von Fidus, Diefenbachs „Meisterschüler“, etwa auf Gropius und die Bauhaus-Gruppe dürfte in Wirklichkeit gegen Null gegangen sein. Fidus‘ berühmtes Bild von der Verzückung des nackten Jünglings bei der Sonnenanbetung hatte sicherlich Wirkung – aber eher auf die völkische Kunstszene und spätere Kitsch-Nachahmer als auf die moderne Kunst. Allenfalls hat Diefenbach mit der Idee vom gemarterten Propheten und leidenden Christus andere Künstler wie Schiele und Beuys inspiriert. Aber das ist weniger dem Prozess der modernen Kunstgeschichte zuzuordnen als der Esoterik. Überhaupt seien von den insgesamt zwanzig vorgestellten „Künstler und Propheten“ nur Kupka und Schiele, Hundertwasser und Beuys als formbewusste Kunstschaffende anzusehen, andere ohne künstlerische Substanz und weitere wie Nagel, Haeusser und Baader seien als „falsche Gurus ohne echte Kunst“ einzuordnen, wie der Rezensent der taz anmerkt.
Esoterische Künstler als geniale Selbstinszenierer
Eine Gemeinsamkeit kann man schließlich doch noch bei allen modernen Propheten-Künstlern entdecken: Mit ihren Selbstdarstellungen waren sie geniale Selbstvermarkter. In mittelalterlichen Gemälden trat der Maler völlig hinter seinem Werk zurück. Bei vielen der modernen Künstler-Gurus hat man den Eindruck, dass die Selbstinszenierung das eigentliche Kunst-Event darstellt, dem das Werk untergeordnet ist. Diefenbach hatte diese künstlerische Selbststilisierung bei seiner Wiener Ausstellung 1892 perfektioniert, wie die Zeitschrift Bohemia damals schwärmte: „Das effectvollste Ereignis in den Ausstellungssälen aber ist es, wenn sich die Thür des Ateliers öffnet und Diefenbachs langbehaartes Haupt selbst sichtbar ist. Gern erzählt der Dulder (!) dem staunenden Publikum die Leidensgeschichte seiner Bekehrung zum Paradieszustand.“ Insbesondere in der späteren Kommune Himmelhof steigerte sich der Kult um den Genius Diefenbach zu einer Anbetung des Egos.
Diese Ego-Inszenierung beherrschte auch der deutsche Künstler Joseph Beuys. Bei einem Aufenthalt 1972 in Neapel und auf Capri, dem letzten Wirkort Diefenbachs, ließ er ein Ganzbild von sich in fortschrittlicher Pose mit Umhängetasche anfertigen. Auf das Bild schrieb er auf Italienisch: „Wir sind die Revolution“. Gemeint war: Ich bin die Revolution.
In zugespitzter Weise hatte der extremste Prophet der Zwischenkriegszeit, Ludwig Christian Haeusser, seine eigene Apotheose als ultimativer Messias der Neuzeit in Szene gesetzt. Der ehemalige Sekt-Vertreter soll sein Erweckungserlebnis in einem banalen Hotelzimmer in Frankfurt gehabt haben. Aber in seiner Botschaft präsentierte er sich den erlösungsgläubigen Massen als das Alpha und Omega einer neuen Zeit, ein moderner Christusdarsteller mit den Zügen Nietzsches. Sein Leitspruch lautete: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben; der Übermensch und die Auferstehung und die Neue Zeit“. Der Anspruch dieses esoterisch durchgeknallten Champagner-Händlers als wiedererstandener Messias für die Neue Zeit/New Age entsprach in den Grundzügen dem Programm, dass der Ur-Guru Diefenbach eine Generation vorher propagiert und inszeniert hatte.
1872 begann Karl Wilhelm Diefenbach mit seiner Übersiedlung nach München seine Künstler-Karriere. Für dieses Jahr setzt Pamela Kort den Beginn der künstlerischen Erweckungsbewegung der Moderne an. Doch erst ab 1875, nach dem Tod seiner Eltern, lässt sich der Prozess der Persönlichkeitsveränderung des jungen Künstlers nachweisen, der nur wenige Jahre später zu einem sozialen Exzentriker werden sollte – mit Gott und der Welt verkracht. Sein zeitweise engster Schüler „Fidus“ charakterisierte Diefenbach Ende der 80er Jahre so: In seinen persönlichen Verhältnissen sei er „krankhaft erregt“ und mit vielen Zeitgenossen stets „in Hader verstrickt“; er bescheinigt ihm autoritäres Gehabe sowie übergriffige Ansprüche, die die Persönlichkeiten seiner Schüler, Freunde und Frauen missachteten; weiter beobachtete er „Kindlichkeit, Torheit, Unbesonnenheit und Maßlosigkeit“ bei seinem ehemaligen „Meisters“.
Was trieb Diefenbach zu seiner exzessiven Zivilisationskritik?
In seinem „Lebensbericht“ von 1897 ließ Diefenbach schreiben: Nach dem Tode seiner Eltern 1875 brach die „Revolution seines innersten Wesens gegen alle in Staat, Kirche, Schule, Gesellschaft und Familie überkommenen Verhältnisse, welche ihn anekelten oder aufs äußerste empörten, endlich aus“. In Wirklichkeit muss seine Lebens- und Persönlichkeitswandlung ein längerer Prozess gewesen sein, wie Diefenbach in seinem „Testament“ von 1909 selbst darlegt. Der katholische Standpunkt seiner Schwester Elisabeth habe ihn des Öfteren hinausgetrieben in ein „‚unmoralisches‘ Nachtleben auf der Straße mit Folgen“. Hinter diesen Andeutungen könnte eine Syphilis stehen, die er sich bei seinen nächtlichen Eskapaden zugezogen haben dürfte. Jedenfalls wurde er von Ärzten mit den damals üblichen Quecksilber-Mitteln traktiert. Diese Symptombehandlung konnte jedoch die Nebenwirkungen wie Schwächezuständen, Nerven- und „Gehirnleiden“ nicht beheben, über die Diefenbach in seinen Tagebüchern klagte. Die in seinem Körper steckende Syphilis könnte zusammen mit der Quecksilberbehandlung für seine psychische und mentale Persönlichkeitsveränderung mitverantwortlich gewesen sein, die sich in seinen radikalisierten Lebensansätzen, seiner Selbstüberschätzung und dem dauernden Hader mit Gott und der Welt zeigte. Weiter ist zu erwägen, ob nicht auch die Milieu-Erfahrungen seines „unmoralischen Nachtlebens auf der Straße“ Diefenbachs ethische und gesellschaftliche Werte-Koordinaten tiefgreifend verrückt haben. Jedenfalls ging sein abgrundtiefer Hass auf die Institution der Ehe in Schrift („entwürdigend und schmachvoll“) und Bild („Unterm Ehejoch“) weit über die damaligen Ansätze von „freier Liebe“ als einer „höheren Form“ des menschlichen Zusammenlebens hinaus.
Kritik an der „entarteten Gesellschaft“ und eine naturreligiöse Erlösungsvision
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Karl Wilhelm Diefenbach seit seinen Endzwanziger Lebensjahren mit Gott und der Welt im Streit lag. Er beschimpfte die Fürsten von Nassau und Preußen, die ihn jeweils mit einem kleinen Stipendium für sein Kunststudium unterstützt hatten, als habgierig und herrschsüchtig. Die Ärzte, die Diefenbach bei Typhus, Syphilis und vielen anderen Krankheiten behandelt hatten, nannte er doktorierte Esel oder Medizinpfaffen. Vom Verhalten in der Münchener Kunstakademie sprach er abschätzig als Lausbubenanstalt. Richter, Amtsleiter und Polizeioffiziere waren für Diefenbach Staats- und Justizpfaffen. Heftige Attacken richtete er gegen Priester, Kirche und Christentum. Auch mit seinen fünf Geschwistern entzweite er sich völlig. Neben diesem Streit mit Institutionen und Personen bekämpfte Diefenbach in polemischer Weise bürgerliche Verhaltensweisen wie Bier- und Weintrinken, Tabakrauchen, Fleischessen, Rasieren und enge Kleidung tragen. Das Institut der Ehe beschimpfte er als „gemeinen Zwang und fluchbeladene Frucht der Weltanschauung längst vergangener Zeiten“.
1881 zeitigte Diefenbachs Lebenswandlung erkennbare Konturen: Er wurde Mitglied der freireligiösen Gemeinde München, nahm am deutschen Freidenker-Kongress in Frankfurt am Main teil und trat aus der katholischen Kirche aus. Von dem Begründer der freireligiösen Gemeinden übernahm Diefenbach dessen pantheistische Naturreligion sowie als Konsequenz den Vegetarismus. Von dem Mitbegründer des deutschen Freidenkerbundes, Carl Scholl, ließ er sich zu einer aggressiven Kritik gegen die „römische Anmaßung“ der katholischen Kirche inspirieren. Scholls „Religion der Humanität“ stand wohl auch Pate, als Diefenbach im Jahre 1882 den Verein „Menschheit“ gründete. Drei Jahre später etablierte der Künstler in der Einöde Höllriegels-Gereute die „Humanitas“ genannte „Werkstätte für Religion, Kunst & Wissenschaft“. Schließlich stand er im Briefwechsel mit dem Naturheilpraktiker Arnold Rikli, dem Vorkämpfer des Naturismus und Begründer der Licht-Luft-Bäder.
Herrschaft über die „fügsame Weiblichkeit“, Polemik gegen das „Joch der Ehe“,
1877 hatte Diefenbach die Haushaltsgehilfin Maximiliane Schlotthauer kennengelernt, die er Maja nannte. Ein Jahr später „nahm ich die Maja zu mir“, wie er seiner Schwester Elisabeth anvertraute, „im Bedürfnis nach einer stillen, fügsamen, wie weiches Wachs mich umgebende Weiblichkeit“. Während einer Kur liierte er sich nur ein Jahr später mit der Madeleine Atzinger. 1880 wurde der gemeinsame Sohn Helios geboren. Die Atzinger war eine gebildete Frau, die zeitweise die junge Familie mit Sprach- und Klavierunterricht über Wasser halten musste. Sie spielte aber nicht die Rolle der fügsamen, wachsweichen Weiblichkeit, die dem herrischen Charakter Diefenbachs zu unterwürfigen Diensten war. Daher kam es zu dauernden, tiefgreifenden Entzweiungen zwischen dem Paar. In den Trennungsphasen hatte Diefenbach aber keinen Einfluss auf seinen Sohn, den er als „strahlende Verkörperung“ seiner eigenen, rousseauistischne Ideale erziehen wollte. Nur aus diesem Motiv heraus habe sich ihre Vater, so die Tochter Stella, „überhaupt dem Joch der Ehe gefügt“. Die zivilrechtliche Trauung, die am 27. Januar 1882 stattfand, hatte daher für Diefenbach nur instrumentellen Charakter zum erzieherischen Durchgriff auf seinen Sohn. Zugleich empfand er das Hineingezogenwerden in die bürgerliche „Zwangsehe“ als eine Demütigung und Erpressung eines „satanisch raffinierten Weibes“.
Dieser Hintergrund ist für das Verständnis der dann folgenden prophetischen Initiation von Diefenbach entscheidend. Noch am Tag seiner Trauung „flüchtete“ er nach eigenen Aussagen in die Einsamkeit des Hohenpeißenbergs, der von einer barocken Wallfahrtskirche gekrönt ist. Vierzehn Tage später schrieb er nach einer durchwachten Nacht bei Sonnenaufgang eine „Vision“ auf. In Wirklichkeit war dieser zweiseitige Text ein biographisch gefärbtes Klagelied, das er schon oft gesungen hatte – über „Fürstenhabgier, Priesterwahn und Medizinertreiben, die der Menschen Menschlichkeit“ vernichten würden. Im zweiten Teil sieht er im Aufgang der Sonne seine eigene „wahre Menschengröße“ auferstehen. Er fühlt sich „frei trotz der Ketten“, den Kampf gegen „Wahn und Lüge“ aufzunehmen für der „Menschlichkeit Erwachen – gottbefreit“. Auch die Elemente dieses Kampfprogramms hatte Diefenbach aus Texten von Baltzer, Scholl und anderen „Freigeistern“ schon des Öfteren herausgerufen.
Der Prophet vom Hohenpeißenberg: Es ist kein Gott – und Diefenbach ist ein Prophet
Aber Propheten müssen zur sozialen Anerkennung ein Erweckungserlebnis vorweisen können. Und so inszenierte sich Diefenbach zu Beginn seines öffentlichen Wirkens – in Nachahmung von Jesus mit seinem 40tägigen Fasten in der Wüste. Am Ende seiner Einsamkeitsprüfung fühlt er sich von Offenbarungsstrahlen der Sonne erleuchtet und von der göttlichen Natur beauftragt, die Menschheit von Gott zu befreien.
Auch der Berg hatte als Offenbarungsort prophetische Bedeutsamkeit. Denn Diefenbachs Herabkunft vom Berge mit einem Erlösungsprogramm in den Händen weist ihn als neuen Elias aus – wenn nicht gar als Wiedergänger von Mose. Auch wenn er erst einige Monate später die neue Kutten-Kluft anlegte – inspiriert von dem Kleidungspionier Gustav Jäger, und noch später mit dem sommerlichen Barfußgehen begann: Diefenbachs große Geste der archaischen Selbstinszenierung als Prophet aus der Bergeinsamkeit zog unweigerlich die prophetischen Erkennungs-Attribute nach sich. Das bestätigt Pamela Kort in ihrem Katalog: „Als er von dem Berg heruntergestiegen war, legte er die Kutte eines Propheten an und ging fortan barfuß“. Im Bericht der Tagespost vom 2. Juni 2015 wird die prophetische Selbstinszenierung sogar als objektives Offenbarungsgeschehen behauptet: „Diefenbach erhielt auf dem Hohenpeißenberg seine Offenbarung“.
Das Programm von dem letzten Wort seiner Sonnenaufgang-Vision, „gottbefreit“, führte Diefenbach später in zwei Texten weiter: Neben seiner Predigt „Es ist kein Gott!“ entfaltete er in der Beischrift zu seinem künstlerischen Hauptwerk „per aspera ad astra“ ein weiteres Manifest zu seinem Kunst- und Lebensprogramm. Seine Grundthesen, mit Diefenbachs Worten zusammengefasst, lauten:
- Der Glaube an einen transzendenten Gott ist eine von der „finsteren Macht der Priester verkündete Lüge“. Sie ist „die Quelle allen Elends“. Wie ein „wüster Traum, einem Albdruck gleich“, lastet der Gottglaube noch „auf dem größten Teil der Menschheit. Die arme, irregeleitete Menschheit flehte zu toten Götzen um Erlösung.“
- Denn die „Menschheit ist gewichen einst vom Wege der Natur, nicht mehr erkennt sie ihrer Mutter Erde Liebe, die traute Stimme der Natur – und ist dem Wahn“
- Diefenbach sieht sich „erwacht aus diesem unnatürlichen Schlaf, den Priester sorgsam hüten, und erkennt jenen wüsten Traum von einem Gott, der nichts als Irrtum und Lüge ist.“ Als Prophet „ruft er in die Welt hinein: Es ist kein Gott!“
- Durch diese Erkenntnis und Botschaft, „befreit von den Banden und dem Fluch des Irrtums“, kann sich der Mensch „zum wahren Gott des Lebens und des Heils“ erheben, zu dem „ewigen Urquell der durchgöttlichten Natur“.
- „Die göttliche Mutter NATUR“ schuf die Welt zu einem „blühenden Garten Eden“. In den Naturphänomenen können „die nicht entarteten Menschen das göttliche Werden“ betrachten und „Erkenntnis der Gottheit in All-Religion“
- Der Mensch muss auch zur „Erkenntnis seiner eigenen GÖTTLICHKEIT“ kommen, denn seine „Mutter, die NATUR, hat ihn rein und frei als höchstes Wesen geboren, nicht befleckt mit Erbsünd, Fluch und Schande“. Die Erkenntnis des eigenen göttlichen Selbst ist der Weg zur Erlösung, die Rückkehr ins Paradies.
- Denn die Mutter Natur hat dem Menschen auf der Erde „ein Paradies geschaffen mit Blumen und Früchten. Der Garten ladet Mensch und Tier zum Gottesmahle ein. Menschen und Tiere – im Wesen gleich als Emanation der Gottheit, nur verschieden im Grad der Entwicklung –, verschönen in Liebe vereint sich gegenseitig das Leben.“
- Da aber „der größte Teil der Menschheit“ durch die Verführung des „Satansinstituts der Kirche, des teuflischen Pfaffengeistes aller Künste sowie der teuflischen Staatsverfassung“ seine göttliche Ursprungsnatur verraten und verkauft hat, braucht sie Führer, die sie „den Weg zum Paradies leiten, den Weg zu Gott“.
- Diefenbach betrachtet die Kunst im Geiste seiner nächsten Geistesverwandten wie Shelley, Schiller und Richard Wagner als „das wesentliche Veredlungsmittel“, die Menschheit „vom Kadaver essenden ‚Raubthiermenschen‘ zum ‚Gottmenschen‘ zu führen in den Tempel der HUMANITAS“.
- Diefenbach strebte „die Verwirklichung der ‚frohen Botschaft‘ Jesu von der Menschheitserlösung und der Errichtung des ‚Reiches Gottes‘ durch die allgemeine Menschenliebe“ Aber wie beim „Edelmensch Jesus“ so würden „heute noch die Erlöser der Menschheit als ‚Gotteslästerer‘ und ‚Ketzer‘ verfolgt, ausgebeutet, in Elend, Verzweiflung oder Wahnsinn getrieben“.
- Diefenbach identifizierte sich in Text und Bild mehrfach mit dem gekreuzigten „Gottmenschen aus Nazareth“. In dieser allegorischen Selbststilisierung zum christusgleichen Martyrer der Menschlichkeit fühlte sich Diefenbach als messianischer Wegweiser der Menschheit zu ihrer „Höherentwicklung als gottgleiche Menschen“, die in diesem Zustand „inniger Liebe von allen zu allen, erlöst von Krankheit, Armut und jeglicher Not, sich in wunschloser Wonne selig im Paradiese fühlen“.
Geistesgeschichtliche Einflüsse auf Diefenbachs Lebensphilosophie
In Diefenbachs Manifesten und programmatischen Schriften sind einige Strömungen aus der europäischen Geistesgeschichte seit der Aufklärung zu erkennen. Mehrfach lässt er durchblicken, dass er der Priesterbetrugstheorie anhängt, wie sie von Aufklärungsphilosophen – etwa vom Baron d’Holbach (+1789) – aufgestellt worden war. Demnach wären religiöse Aussagen als lügnerische und betrügerische Erfindungen der kirchlichen Amtsträger anzusehen.
Weiterhin lässt Diefenbachs Rede, dass der Mensch „nicht befleckt mit Erbsünde“ aus dem Schoß der Mutter Natur hervorgegangen sei, auf die Rousseauische Denktradition schließen. Jean-Jacques Rousseaus (+1779) zentrales Axiom lautet: „Der Mensch ist frei geboren (…), aber er ist durch die Institutionen unserer Zivilisation in Ketten gelegt.“ „Der Mensch ist von Natur aus gut“, heißt es weiter im Zweiten Diskurs, da die Natur in sich gut sei. Als sich die Menschheit gesellschaftliche und politische Regeln gab sowie zivilisatorische Institutionen, verloren die Menschen nach Rousseau ihre paradiesische Natürlichkeit und natürliche Unschuld.
In einer Bekenntnisschrift Diefenbachs heißt es: „Erkenn Dich selbst! – In DIR ist Gott! … Nur die Erkenntnis Deiner GOETTLICHKEIT befreit Dich von den Banden und dem Fluch des Irrtums.“ Die „Erkenntnis“, dass ein transzendenter Gott nicht existiere, sondern das Göttliche einzig im Menschen zu sehen sei, war nicht neu im 19. Jahrhundert. Ludwig Feuerbach schrieb um etwa 1840: Dem Menschen müsse bewusst werden, „dass der einzige Gott des Menschen der Mensch selbst ist. Homo homini deus – das ist der Wendepunkt der Geschichte.“ Und: „Gott ist das offenbare Innere, das ausgesprochene Selbst des Menschen.“ „Der Mensch“ hätte demnach vollständig die Stelle Gottes eingenommen. In diesem Weltanschauungsstrom bewegte sich auch Diefenbach: An dem Ideal einer humanisierten Gesellschaft müssten alle ethischen und gesellschaftlichen Imperative Maß nehmen und sich alle Zukunftsperspektiven legitimieren. Die Erlösung der Menschheit geschehe allein in der Diesseitigkeit als ein menschliches Werk.
Auch Heinrich Heine (+1856) formulierte Gedanken einer natürlichen Religion des Diesseits. Im Anschluss an Spinozas Pantheismus – deus sive natura – sah er die Göttlichkeit in der Welt inhärent, aber nicht nur im Menschen, sondern in der gesamten Natur: „Gott manifestiert sich in den Pflanzen, den Tieren und am herrlichsten im Menschen. Im Menschen kommt die Gottheit zum Selbstbewußtsein. Die ganze Menschheit ist eine Inkarnation Gottes.“ An einen solchen religionsartigen Pantheismus knüpfte Diefenbach an, als er sich in den Jahren nach 1880 seine persönliche Weltanschauung zusammenreimte.
Die human-atheistische und naturgöttliche Gedankenwelt der Aufklärung blieb als Sediment der Geistesgeschichte in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts virulent und fruchtete in den Köpfen von Vormärz-Rebellen. Zwei von ihnen waren Eduard Baltzer und Carl Scholl, durch die Diefenbach stark beeinflusst wurde, wie oben schon dargelegt.
Mit dem Diefenbach-Jünger Johannes Guttzeit sind die Autoren und Geistesströmungen anzusprechen, die von Diefenbach nach seinem Erweckungserlebnis als Bestätigung seiner inneren Wandlung wahrgenommen wurden. Guttzeit war zweimal „Schüler“ von Diefenbach: ab 1885 und in der Kommune Himmelhof 1898. Aber schon vor seiner ersten Schülerzeit hatte Guttzeit eine Schrift mit dem programmatischen Titel herausgebracht: „Von der Kirche zur Natur“ – ein Wort, das auch gut Diefenbachs Wandlungszeit in den Jahren um 1880 charakterisieren kann. 1884 gründet Guttzeit den Pythagoräer-Bund, der später Bruder-Bund hieß, seit 1885 mit dem Organ Der Bruder. Zeitschrift des Bundes für volle Menschlichkeit. Offensichtlich traten hier mit dem Menschlichkeitstraum Seelen- und Richtungsverwandtschaften zu Tage sowie gegenseitige Inspirationen.
Diefenbach hat sich nach 1882 vielfach mit der „Theosophie“ der Helena Blavatsky (1831–1891) auseinandergesetzt sowie der darauf fußenden Anthroposophie Rudolf Steiners (1861–1925). Die Gottesweisheit lehrte die Einheit Gottes in drei Offenbarungsaspekten: das Herabsteigen des Geistes in die Materie, die verschiedenen Entwicklungsstufen in der Manifestation des Lebens sowie das Weiterleben und ‑wandern der Seele. Diefenbach schrieb in seinem Tagebuch, dass er die älteren Werke der Theosophie (Jacob Böhme, Paracelsus pp) gelesen habe wie auch die neueren Autoren, etwa den „Haupt-Apostel der Deutschen Theosophischen Gesellschaft, Dr. Hübbe-Schleiden“, mit dem er in den 80er Jahren auch persönlichen Kontakt pflegte. Er betont, „dass ich der Theosophie einen relativen Wert zur Menschheitsveredlung in einer solchen noch wild gährenden Übergangszeit zu einer höheren Menschheits-Stufe, als seither je existierte habe, zuschreibe“. Diefenbachs kurzzeitige Mitgliedschaft in der Theosophischen Gesellschaft Roms zeigt seine Ambivalenz zu dieser Strömung, die sich in der Kritik an dem „Wahnsinn der Wiederverkörperungslehre“ als Element einer Transzendenzerwartung festmachte. Noch zwei Wochen vor seinem Tode fasste Diefenbach sein inbrünstiges Bekenntnis zur absoluten Diesseitigkeit so zusammen: Er hoffe auf „eine kommende Generation (…) als Beitrag zur Erlösung der Menschheit aus dem entgöttlichenden und verelendenden Wust des Pseudo-Christentums mit seiner Lehre von einem ‚besseren Jenseits‘ nach unserem Tode, als aus der, wohl edleren, aber fast ebenso von der Erkenntnis und besten Betätigung unseres irdischen (einzigen) Lebens ablenkenden theosophischen Lehre einer glücklicheren Wiedergeburt in tausenden von Jahre. Alle Fragen des Lebens müssen in diesem Leben ihre Lösung finden können, sonst wäre dieses Leben nicht die denkbar und tatsächlich höchste Erscheinung auf der Erde (…) sondern Unsinn und ein Unding.“
Die absolute Diesseitigkeit von Diefenbachs Naturreligion findet sich sehr klar in der damaligen Ideologie der Vegetarierbewegung formuliert. Die Schriftleitung der Vegetarischen Warte – seit 1908 das Organ des Internationalen Vegetarier-Bundes – brachte es auf den Punkt: „Alles Übernatürliche, Übersinnliche, Jenseitsorientierte des Christentums ist abzulösen durch eine ‚Religion des irdischen Lebens’. Ihr Ziel ist es, die traditionelle Hoffnung auf ein ewiges Leben beziehungsweise auf eine ewige Seligkeit umzuformen in die maximale Förderung der irdischen Glückseligkeit durch ‚Vervollkommnung und Verlängerung des Lebens im Diesseits‘.“
Wer denkt bei dieser Passage nicht an Friedrich Nietzsches Ruf: „Brüder, bleibt mir der Erde treu“? 1883–85 war Nietzsches „Zarathustra“ herausgekommen mit seiner Botschaft vom Übermenschen nach der Verkündigung vom Tode Gottes. Das war ein Jahr, nachdem Diefenbach in seiner Bekenntnisschrift „Sonnen-Aufgang“ geschrieben hatte: „Es ist kein Gott“. Er kommentierte Nietzsches Philosophie mit den Worten: „dessen Satz von der Berechtigung des Auslebens und der Betätigung der Individualität (…) ich im richten Verstand voll unterschreibe und den ich von frühester Jugend an (…) als Fundamentalsatz meiner Menscheitsforderung des freien heiligen Selbstbestimmungsrechtes jedes vernünftigen Menschen ausgesprochen habe“. In der Landkommune Himmelhof verordnete Diefenbach Nietzsches Zarathustra als Bildungslektüre, förmlich als Anleitung zur Erschaffung des Übermenschen. Allerdings lehrte Diefenbach nicht den Willen zur Macht und auch nicht einen Werte-Nihilismus „Jenseits von Gut und Böse“. Er leitete aus der göttlichen Natur bestimmte apodiktische Regeln ab – etwa: Du sollst nicht Tiere und Menschen töten! Diese Regeln sollten auch als Wegweisung zur Veredlung und Erlösung der Menschheit im Paradies-Tempel der Humanitas dienen.
Eine weitere Bestätigung seiner Weltanschauung fand Diefenbach in den Werken von Charles Darwin. Der Künstler notierte 1909 in seinem Tagebuch: „Ich las zu wiederholtem Male in Darwins ‚Abstammung des Menschen‘. Welche Summe von Beweisen, daß der Mensch vom Affen abstammt und nur wenige sich zu ‚Ebenbildern Gottes‘ zu veredeln vermögen, die von der großen Herde gehaßt und unterdrückt werden, könnte ich aus meinem Lebensgang dem Werke Darwins, diesem Fundament einer neuen Menschheitsepoche, zufügen!“ In einem Brief an den deutschen Herausgeber Darwins Werke, Fritz Georg, betont Diefenbach noch einmal Darwins Bedeutung für Diefenbachs Lebenswerk zwischen Kirchenhass und Menschheitserlösung, indem „Darwin den gewaltigen, unerschütterlichen Grundstein gelegt hat durch seine Lehre von der Entstehung des Lebens auf der Erde und der Entwicklung der Menschen als ‚Krone der Schöpfung’“. Darwin habe „nach den großen Himmelsforschern“ mit diesem Grundstein zu „dem großen Erlösungswerk der armen, durch fast 2000jährigen finstern Pfaffen-Wahn-Trug ihrer ‚Göttlichkeit’ beraubten Menschen“ beigetragen. Darwin wird sich im Grab herumgedreht haben bei diesem Ansinnen von der Göttlichkeit des Menschen.
Einschätzungen zu Diefenbachs Lebensphilosophie
Zusammenfassend kann man sagen, dass Diefenbachs Lebensphilosophie ein Konglomerat von diversen Kultur- und Denkströmungen seiner Zeit war, also eine eklektizistische Denkschule und synkretistische Religion des Natürlichen. Sein eigener Beitrag war es, die übernommenen Weltanschauungsthesen in eigene Lebensansätze transformiert zu haben – teilweise ins Extrem getrieben und maßlos übersteigert. Das gilt insbesondere für seine wahnhafte Selbstüberschätzung als Jahrhundert-Künstler, ultimativer Lebensreformer und Menschheitserlöser:
- Dass er sich auf die Stufe seiner „nächsten Geistesverwandten wie Shelley, Schiller und Richard Wagner“ stellte, zeigt den Größenwahn dieses mittelmäßigen Kunstmalers.
- Auch sein Anspruch, durch Kunst und vegetarische Lebensreform die Menschheit „vom Kadaver essenden Raubthiermenschentum“ zur „Gottmenschlichkeit“ zu führen, zeugt von seiner überspannter Maßlosigkeit.
- Schließlich gipfelt Diefenbachs esoterisch aufgeladener Kunst-Naturalismus darin, dass er sich selbst als messianischer Wegweiser der Menschheit zur Erlösung von Elend und Not stilisierte. Bei Widerständen und Angriffen auf seine Person inszenierte er sich als christusgleicher Martyrer der Menschlichkeit. Besonders in der Kommune Himmelhof ließ er den Kult um die Anbetung seines Genius oder Egos zelebrieren.
Der „Wahn“, den Diefenbach praktisch allen gesellschaftlichen Institutionen seiner Zeit zusprach, war eher bei ihm selbst zu suchen. Diese Wahn-Projektion zeigte sich nicht zuletzt in seinem Verschwörungs-Verdacht gegen alle Welt – von Seiten seiner Geschwister und Frau, Medizin und akademischem Kunstbetrieb, Presse und Polizei, Kirche und Fürsten, Justiz und Verwaltung.
Das Scheitern des Propheten
Diefenbachs überspannter und uneinlösbarer Naturreligions-Ansatz war zugleich die Bedingung seines Scheiterns. Der Künstler hatte für einen messianischen Propheten weder das differenzierte und ausgereifte Lehrgebäude (wie etwa Rudolf Steiner) noch die charismatische Ausstrahlung und das organisatorische Geschick, eine bedeutende Jüngerschaft um sich zu sammeln. Nicht einmal in seiner unmittelbaren, familiären Umgebung gelang es ihm, seine Ideale und Ziele erfolgreich zu verwirklichen. In seinem zentralen Lebensexperiment scheiterte er, nämlich seine Kinder im Rousseauischen Geiste als Naturmenschen in Licht, Sonne und Nacktheit sowie abgeschirmt von den zivilisatorischen Einflüssen an Religion und sonstigen Sittenregeln aufwachsen zu lassen. Diefenbachs Sohn Helios machte seinem Vater später Haus und Leben auf Capri „zur Hölle“. Der pädagogische Misserfolg beeinträchtigte Diefenbach in seinem Sendungsbewusstsein allerdings in keiner Weise, denn auch in diesem Fall gab er allen anderen die Schuld – insbesondere seinem Schüler Paul von Spaun mit dessen „falsch verstandenen Nietzscheanismus“.
Ebenso scheiterte Diefenbach in seinen sozialen Lebensreformansätzen: In der Kommune Himmelhof bei Wien wollte Diefenbach ab Herbst 1897 eine Natürlichkeits-Gemeinschaft fern der „entarteten Gesellschaft“ aufbauen. Auch dieses rousseauistische Projekt war zum Scheitern verurteilt – vor allem wegen des patriarchalisch-totalitären Herrschaftsanspruchs des „Meisters“ über seine ständig wechselnde Jüngerschaft. Schließlich führten Diefenbachs Beziehungen zu Frauen mehrfach zu Katastrophen. Unter Ablehnung von Monogamie und Ehe-Form, aber mit patriarchalischem Anspruch auf Unterwürfigkeit und Folgsamkeit seiner Frauen lebte er in drei Lebensphasen mit jeweils zwei Frauen zusammen. Diese polygamen Harems-Experimente führten regelmäßig zu seelischen Verletzungen und physischen Zusammenbrüchen aller Beteiligten.
Karl Wilhelm Diefenbach war sicher nicht „vollkommen verrückt“, wie die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung am 10. Januar 2010 andeutete – wer ist schon vollkommen? Denn Diefenbachs Weltanschauung hatte Konturen mit Zielen und Idealen, auch wenn sie utopistisch, extremistisch waren und nicht immer logisch zusammenpassten. Dazu noch ein skurriles Beispiel: Von einem Gönner war ihm einmal in Aussicht gestellt worden, von einem Zoo einen jungen Löwen in Pflege zu bekommen. Dazu überlegte Diefenbach mit seinen Kommunarden, wie er den fleischfressenden Charakter des Raubtiers mit veganer Umgewöhnung zu zivilisierter Zahmheit umpolen könnte.
Karl Wilhelm Diefenbach starb am 15. Dezember 1913 nach heftigem Darmkatarrh, Bauchfellentzündung und starkem Erbrechen wahrscheinlich an Rektalkarzinom. Das Schlusswort zu Diefenbachs gescheiterter Lebensmission sprach sein Capri-Bekannter Adolf Schafheitlin einige Tage nach dessen Tod aus: „Ich glaube, unser Freund ward auch ein Martyrer seiner extremen Vegetarier-Idee.“
Wenn man Diefenbachs Propheten-Leben Revue passieren lässt, dann muss man an die Ausstellungsmacherin die Frage stellen: Dieser Mann mit mittelmäßigen Bildern und übersteigertem Selbstwahn-Bewusstsein soll der Prototyp eines modernen Künstlers und Propheten sein? Sollte wirklich diese mit Gott und Welt verkrachte Existenz, der gezeigte Hass auf alle gesellschaftliche Institutionen sowie Diefenbachs naturalistische Religionsideologie das Signum der modernen Zeit sein?
Text: Hubert Hecker
Bild: privat (aus der Frankfurter Ausstellung)