Kritik an zweifelhaften (mutmaßlichen) Ideengebern der Öko-Enzyklika „Laudato sii“


Marcelo Sanchez Sorondo mit Ban Ki-moon und Papst Franziskus
Mar­ce­lo Sanchez Sor­on­do mit Ban Ki-moon und Papst Franziskus

(Rom) Der Name „Lau­da­to sii“, der mit erhöh­ter Span­nung erwar­te­ten Öko-Enzy­kli­ka von Papst Fran­zis­kus, ist schon ein­mal bekannt. Wie noch um kei­ne Enzy­kli­ka tobt bereits im Vor­feld eine Schlacht um deren Inhal­te, obwohl die­se noch nicht bekannt sind. Die Stich­wor­te mit Spreng­kraft sind „Über­be­völ­ke­rung“, „Kli­ma­wan­del“, „nach­hal­ti­ge Ent­wick­lung“ und damit ver­bun­den die „repro­duk­ti­ve Gesund­heit“, also Abtrei­bung, künst­li­che Befruch­tung, Eutha­na­sie, Ver­hü­tung und nicht zuletzt die „Gen­der-Theo­rie“ mit ihrer Homo­se­xua­li­sie­rung als Bau­stein zur Bevöl­ke­rungs­re­du­zie­rung. Es geht um die zen­tra­len ideo­lo­gi­schen Kampf­fel­der unse­rer Zeit und damit ver­bun­de­ne glo­ba­le öko­no­mi­sche Inter­es­sen und sozial‑, kul­tur- und macht­po­li­ti­sche Fragen.

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Papst Fran­zis­kus soll als „mora­li­sche Auto­ri­tät“ für die von US-Prä­si­dent Barack Oba­ma, den mei­sten west­li­chen Staats­kanz­lei­en und den Ver­ein­ten Natio­nen ver­tre­te­ne Agen­da gegen den angeb­lich men­schen­ge­mach­ten Kli­ma­wan­del und der „nach­hal­ti­gen Ent­wick­lung“ gewon­nen wer­den. Die Enzy­kli­ka des katho­li­schen Kir­chen­ober­haup­tes wird als maß­geb­li­cher Fak­tor der glo­ba­len Mei­nungs­bil­dung gese­hen. Sie könn­te welt­wei­te Wider­stän­de gegen die glo­ba­li­sti­sche Agen­da bre­chen oder verstärken.

Auffälliges Interesse von Klima‑, Überbevölkerungs- und Homo-Ideologen an Öko-Enzyklika

Gera­de das auf­fäl­li­ge Inter­es­se, die damit ver­bun­de­nen Kon­tak­te zum Hei­li­gen Stuhl und das Hof­fie­ren des Pap­stes durch UNO-Gene­ral­se­kre­tär Ban Ki-moon las­sen auf der Gegen­sei­te, bei Kli­maskpek­ti­kern, Lebens­recht­lern, kon­ser­va­ti­ven poli­ti­schen Grup­pen und all­ge­mein bei gläu­bi­gen Katho­li­ken die Alarm­glocken läu­ten. Das hängt vor allem damit zusam­men, daß die Ver­fech­ter der men­schen­ver­ur­sach­ten Erd­er­wär­mungs­the­se, der Glo­ba­li­sie­rung und der „nach­hal­ti­gen Ent­wick­lung“ poli­tisch und gesell­schafts­po­li­tisch im links­li­be­ra­len und hoch­ka­pi­ta­li­sti­schen Spek­trum ange­sie­delt sind.

Da die Inhal­te der Öko-Enzy­kli­ka noch nicht bekannt sind, kon­zen­triert sich die Kri­tik auf jene, die auf­fäl­lig um die Enzy­kli­ka her­um­krei­sen. Dazu gehört an erster Stel­le ein Welt­gu­ru der „nach­hal­ti­gen Ent­wick­lung“, der „mehr­fach mit allen Ehren im Vati­kan emp­fan­gen wur­de und von man­chen als einer der Stich­wort­ge­ber des päpst­li­chen Tex­tes genannt wird“, so der Vati­ka­nist San­dro Magister.

Jeffrey Sachs‘ „shock therapy“ als Modell für die ganze Welt?

Earth Institute von Jeffrey Sachs
Earth Insti­tu­te von Jef­frey Sachs

Sein Name: Jef­frey Sachs. Sachs lei­tet das Earth Instu­te an der Colum­bia Uni­ver­si­ty von New York und wur­de in den 80er und 90er Jah­ren durch die „shock the­ra­py“ bekannt, die er in eini­gen latein­ame­ri­ka­ni­schen und ost­eu­ro­päi­schen Staa­ten anwand­te, um mit einem schnel­len und rück­sichts­lo­sen „Trans­for­ma­ti­ons­pro­zeß“ den Über­gang zur frei­en Markt­wirt­schaft durch­zu­set­zen. Nega­tiv­fol­gen wie poli­ti­sche Desta­bi­li­tät, Ver­ar­mung brei­ter Bevöl­ke­rungs­schich­ten, Aus­beu­tung von Boden­schät­zen und öko­no­mi­schem Reich­tum durch Aus­län­der und neue Abhän­gig­kei­ten von Staat und Wirt­schaft spiel­ten weder für Sachs noch sei­ne Auf­trag­ge­ber eine Rolle.

Sachs ist vor allem aber ein Bevöl­ke­rungs­ideo­lo­ge, der eine radi­ka­le Gebur­ten­re­du­zie­rung for­dert, beson­ders in armen Län­dern. Ein Ziel, das durch hem­mungs­lo­sen Ein­satz von Ver­hü­tungs­mit­teln, Ste­ri­li­sa­ti­on und Abtrei­bung sowie neu­er­dings auch durch die Gen­der-Theo­rie erreicht wer­den soll. Men­ta­li­täts­ver­än­de­run­gen, die den Fort­be­stand gan­zer Völ­ker gefähr­den, dar­un­ter auch des deut­schen, wer­den bil­li­gend in Kauf genom­men. Sachs Dena­ta­li­täts­po­li­tik wird von der UNO auf brei­ter Basis unter­stützt, was den ent­spre­chen­den Kon­sens der maß­geb­li­chen poli­ti­schen Ent­schei­dungs­trä­ger vor­aus­setzt. UNO-Gene­ral­se­kre­tär Ban Ki-moon ernann­te Sachs zu sei­nem per­sön­li­chen „Spe­cial advisor“.

Die­ser per­so­nel­le Zusam­men­hang und die dahin­ter­ste­hen­de Ideo­lo­gie löste in jüng­ster Zeit hef­ti­ge Kri­tik unter vie­len Katho­li­ken, Bevöl­ke­rungs- aber auch Wirt­schafts­exper­ten aus.

Offener Brief des ehemaligen Vatikanbank-Präsident an Papst Franziskus

Einer von ihnen ist der ehe­ma­li­ge Prä­si­dent der Vatik­an­bank IOR, Etto­re Got­ti-Tede­schi. Er schrieb Papst Fran­zis­kus einen offe­nen Brief, in dem er Sachs zwar nicht nament­lich nennt, aber des­sen Wirtschafts‑, Öko- und Bevöl­ke­rungs­theo­rien fron­tal angreift. „Lie­ber Papst, die Moral kann uns nicht leh­ren, wer die Umwelt­kri­se ver­ur­sacht hat“, mit die­sen Wor­ten beginnt der offe­ne Brief.

Got­ti-Tede­schi betont dar­in, daß die der­zei­ti­ge Welt­wirt­schafts­kri­se, unter der gan­ze Volks­wirt­schaf­ten und Mil­lio­nen Fami­li­en lei­den, ihren Ursprung „in der Umset­zung der neo-mal­thu­sia­ni­schen Theo­rien hat, die den Ein­bruch der Gebur­ten pro­vo­ziert und erzwun­gen haben“.

Papst Bene­dikt XVI. hat­te sein Pon­ti­fi­kat der Ver­tei­di­gung der „nicht ver­han­del­ba­ren Wer­te“ gewid­met und sich mit Nach­druck gegen die neo-mal­thu­sia­ni­sche Ideo­lo­gie gewandt. Doch seit Jor­ge Mario Berg­o­glio zum Papst gewählt wur­de, ist Sachs trotz sei­ner The­sen häu­fi­ger Gast im Vati­kan. Im Som­mer 2013 über­schritt der UNO-Ideo­lo­ge erst­mals die Schwel­len des Vati­kans. Der bis­her jüng­ste Besuch erfolg­te Ende April 2015, die­ses Mal zusam­men mit UNO-Gene­ral­se­kre­tär Ban Ki-moon. Letz­te­rer als Eröff­nungs­red­ner, Erste­rer als Haupt­red­ner, gaben die bei­den die Linie vor bei einer inter­na­tio­na­len Kli­ma­ta­gung der Päpst­li­chen Aka­de­mie der Sozi­al­wis­sen­schaf­ten. Was das heißt, läßt bereits der Titel erken­nen, in dem von den „mora­li­schen Dimen­sio­nen des Kli­ma­wan­dels und der nach­hal­ti­gen Mensch­heit“ die Rede ist.

Enger Mitarbeiter des Papstes rollte Sachs im Vatikan den roten Teppich aus

Ein enger Mit­ar­bei­ter von Papst Fran­zis­kus war es, der die Kli­ma­ta­gung orga­ni­sier­te und der Sachs den roten Tep­pich aus­leg­te: der Kanz­ler der Päpst­li­chen Aka­de­mie der Sozi­al­wis­sen­schaf­ten und der Päpst­li­chen Aka­de­mie der Wis­sen­schaf­ten, der argen­ti­ni­sche Kuri­en­bi­schof Mar­ce­lo Sanchez Sorondo.

Es erstaunt daher nicht, daß auch Sor­on­do in die Kri­tik gera­ten ist. Einer der schärf­sten Kri­ti­ker ist Ste­fa­no Gen­na­ri­ni, der am 18. Mai ein Inter­view mit Sor­on­do ver­öf­fent­lich­te, das unter dem Titel „Vati­can Pre­la­te Responds to Cri­tics of Cli­ma­te Con­fe­rence, Bla­mes Tea Par­ty and Oil Busi­ness“ inzwi­schen mehr­fach wei­ter­ver­öf­fent­licht wurde.

Sefa­no Gen­na­ri­ni ist nicht irgend­wer. Der gebür­ti­ge Ita­lie­ner streb­te anfangs das Prie­ster­tum mit dem Neo­ka­techu­me­na­len Weg von Fran­cis­co „Kiko“ Argüel­lo an. In Lon­don schloß er mit Erfolg sein Theo­lo­gie­stu­di­um ab und spe­zia­li­sier­te sich dann an der Not­re Dame Uni­ver­si­ty in den USA in Rechts­wis­sen­schaf­ten. Er hei­ra­te­te eine Ame­ri­ka­ne­rin und lebt heu­te in May­wood im Staat New Jer­sey. Dort lei­tet er das Insti­tut für Fami­li­enstu­di­en und Men­schen­rech­te und koor­di­niert das C‑Fam’s Edmund Bur­ke Fel­low­ship Pro­gram. Meh­re­re Jah­re sei­nes Lebens ver­brach­te er als Mis­sio­nar in Nige­ria und Westindien.

Die Lek­tü­re des Inter­views ist auf­schluß­reich, da Sor­on­do, von Gen­na­ri­ni in die Enge getrie­ben, die Ruhe ver­liert und zu sei­ner Ver­tei­di­gung den Papst anführt (sie­he dazu auch Abtrei­bung und Welt­kli­ma: Im Vati­kan redet jemand gro­ßen Unsinn).

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Set­ti­mo Cielo

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