Kardinal Sarah: „Ob man uns hören will oder nicht, wir werden sprechen“ – Afrika macht Front gegen „Strategie der Deutschen“


Kardinal Sarah, Wortführer der afrikanischen Front gegen die "Kasperianer"
Kar­di­nal Sarah, Wort­füh­rer der afri­ka­ni­schen Front gegen die „Kas­pe­ria­ner“

(Rom) Schlägt zur Bischofs­syn­ode über die Fami­lie „die Stun­de Afri­kas“? So sieht es zumin­dest der Vati­ka­nist San­dro Magi­ster. In Accra, der Haupt­stadt von Gha­na, ver­sam­mel­ten sich die Vor­sit­zen­den der Bischofs­kon­fe­ren­zen Afri­kas mit Kar­di­nal Robert Sarah und wei­te­ren vier Kar­di­nä­len. Alle waren sich dar­in einig, sich der „Stra­te­gie der Deut­schen“ zu Ehe­bre­chern und Homo­se­xu­el­len zu widersetzen.

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Fünf Kar­di­nä­le und 45 Erz­bi­schö­fe aus eben­so vie­len afri­ka­ni­schen Staa­ten hat­ten sich vom 8. – 11. Juni in Accra zusam­men­ge­fun­den. Alles geschah „unter dem Licht der Son­ne und doch fast geheim“. Tat­säch­lich geheim hat­ten sich am Pfingst­mon­tag die Vor­sit­zen­den der deut­schen, schwei­ze­ri­schen und fran­zö­si­schen Bischofs­kon­fe­renz mit Theo­lo­gen und Jour­na­li­sten in Rom getrof­fen. Gewollt geheim. Wenn das Tref­fen der afri­ka­ni­schen Bischö­fe „fast geheim“ statt­fand, dann nur des­halb, weil auf­grund der west­li­chen Arro­ganz Afri­ka nach wie vor als ver­nach­läs­sig­ba­re Drit­te Welt gehal­ten wird und die Trag­wei­te des Tref­fens von Accra nicht erkannt wur­de. Dabei ver­sam­mel­te sich in Gha­nas Haupt­stadt die Kir­che eines gan­zen Kon­ti­nents und zwar des am schnell­sten wach­sen­den Teils der katho­li­schen Kirche.

„Familie vor zerstörerischen Ideologien schützen, auch jenen internationaler Institutionen“

War es das erklär­te Ziel des deutsch-fran­zö­si­schen Geheim­tref­fens an der Gre­go­ria­na in Rom, katho­li­sche Ehe- und Moral­leh­re zu Schei­dung und Homo­se­xua­li­tät zu ändern, ver­sam­mel­ten sich die afri­ka­ni­schen Erz­bi­schö­fe und Kar­di­nä­le mit der genau ent­ge­gen­ge­setz­ten Absicht.

Trei­ben­de Kraft hin­ter dem Tref­fen war Robert Kar­di­nal Sarah. Der aus Gui­nea stam­men­de ist seit Herbst 2014 Prä­fekt der Kon­gre­ga­ti­on für den Got­tes­dienst und die Sakra­men­ten­ord­nung. Seit­her pro­fi­liert sich der rang­höch­ste Ver­tre­ter Afri­kas an der Römi­schen Kurie als Ver­tei­di­ger der katho­li­schen Glau­bens­leh­re. Er war es auch, der vom ersten Augen­blick an die Linie beim Tref­fen von Accra vorgab.

„Kei­ne Angst haben, die Leh­re Chri­sti über die Ehe in Erin­ne­rung zu rufen“;
„Bei der Syn­ode mit Klar­heit und einer Stim­me spre­chen mit kind­li­cher Lie­be für die Kirche“;
„Die Fami­lie vor allen Ideo­lo­gien schüt­zen, die sie zer­stö­ren wol­len und daher auch vor der natio­na­len und inter­na­tio­na­len Poli­tik, die es ver­hin­dern will, die posi­ti­ven Wer­te zu fördern.“

Das sind eini­ge Kern­aus­sa­gen von Kar­di­nal Sarah, mit denen er die „afri­ka­ni­sche Stra­te­gie“ für die Bischofs­syn­ode umriß. Die Anwe­sen­den stimm­ten dem Kar­di­nal­prä­fek­ten dar­in in vol­lem Umfang zu.

Treffen der afrikanischen Kirche fand gezielt in Accra statt

Afrikas Bischöfe in Rom
Afri­kas Bischö­fe machen mobil

Der ein­zi­ge schwarz­afri­ka­ni­sche Bischof, der sich in den ver­gan­ge­nen Mona­ten für eine kas­pe­ria­ni­sche „Öff­nung“ aus­ge­spro­chen hat­te, Msgr. Gabri­el Charles Pal­mer-Buck­le, ist aus­ge­rech­net Erz­bi­schof von Accra. Das sei der Haupt­grund gewe­sen, das Tref­fen des afri­ka­ni­schen Kon­ti­nents genau dort abzu­hal­ten. Erz­bi­schof Pal­mer-Buck­le wur­de von Kas­per nahe­ste­hen­den katho­li­schen Medi­en her­um­ge­reicht mit der Absicht, zu zei­gen, daß Schwarz­afri­ka nicht nur aus „Kon­ser­va­ti­ven“ bestehe.

Der Erz­bi­schof von Accra war jedoch beim Tref­fen von Accra gar nicht anwe­send. Auch das stand bereits von vor­ne­her­ein fest. Nicht Pal­mer-Buck­le ist näm­lich Vor­sit­zen­der der Gha­na­er Bischofs­kon­fe­renz, son­dern Bischof Joseph Osei-Bon­su von Konongo-Mampong.

Neben Kar­di­nal Sarah waren noch die afri­ka­ni­schen Kar­di­nä­le Chri­sti­an Tumo aus Kame­run, John Njue aus Kenia, Poly­carp Pen­go aus Tan­sa­nia und Berha­ney­esus Sou­ra­phiel aus Äthio­pi­en anwe­send. Letz­te­rer wur­de beim jüng­sten außer­or­dent­li­chen Kon­si­sto­ri­um von Papst Fran­zis­kus kreiert.

Das Tref­fen, offi­zi­ell vom Sym­po­si­um der Bischofs­kon­fe­ren­zen von Afri­ka und Mada­gas­kar (SECEAM) orga­ni­siert, stand unter dem The­ma: „Die Fami­lie in Afri­ka. Wel­che Erfah­run­gen und wel­che Bei­trä­ge für die XIV. Ordent­li­che Bischofssynode?“

Am ersten Tag wur­den vier the­ma­ti­sche Ein­füh­run­gen gege­ben, die Dis­kus­si­ons­grund­la­ge in Arbeits­grup­pen waren. Am zwei­ten Tag gab es fünf Ein­füh­run­gen bei glei­cher Vorgangsweise.

Scharfe Kritik an der „Strategie der Deutschen“

Eine die­ser Ein­füh­run­gen stamm­te vom Theo­lo­gen und Anthro­po­lo­gen Edouard Ade, dem Gene­ral­se­kre­tär der Katho­li­schen Uni­ver­si­tät von West­afri­ka mit Sit­zen in Ben­in und Elfen­bein­kü­ste. Unter dem Titel „Die Erwar­tun­gen der Syn­ode“ übte Ade schar­fe Kri­tik am Gewicht, das die deut­sche Kir­che beim bis­he­ri­gen Ver­lauf der Syn­ode und in der Gesamt­dis­kus­si­on auf Welt­ebe­ne hat.

Ade beschrieb ein „prä­ze­denz­lo­ses Ver­damp­fen des christ­li­chen Glau­bens“, das sich in den ver­gan­ge­nen Jahr­zehn­ten in Deutsch­land ereig­ne­te und das von unver­hält­nis­mä­ßi­gen Erwar­tun­gen an eine Ände­rung der kirch­li­chen Leh­re und Pra­xis beglei­tet wer­de. Eine Hal­tung, die von der kirch­li­chen Hier­ar­chie Deutsch­lands unter­stützt wer­de. Im Zusam­men­hang damit skiz­zier­te Pro­fes­sor Ade das, was er „die Stra­te­gie der Deut­schen“ nannte.

Da die eigent­li­chen Zie­le einer grund­le­gen­den Ände­rung der katho­li­schen Dok­trin nicht erreich­bar schei­nen, bestehe die „Stra­te­gie“ dar­in, durch kon­ti­nu­ier­li­ches Boh­ren Bre­schen zu schla­gen, die dann schritt­wei­se aus­ge­wei­tet wer­den sol­len. Die gleich­zei­ti­ge Beto­nung, daß man nichts an der Glau­bens­leh­re ändern wol­le, sei Teil die­ser „Stra­te­gie“, um Gut­mei­nen­de in die Irre zu füh­ren, so Ade.

Die „Breschen“, die die „Kasperianer“ schlagen wollen

Kardinal Walter Kasper: Stichwortgeber der "Kasperianer"
Kar­di­nal Wal­ter Kas­per: Stich­wort­ge­ber der „Kas­pe­ria­ner“

„Bre­schen“ sei­en zum Bei­spiel die „beson­de­ren Fäl­le“, von denen Kar­di­nal Wal­ter Kas­per in sei­ner Kon­si­sto­ri­ums­re­de vom Febru­ar 2014 gespro­chen habe, wohl wis­send, so Ade, daß es natür­lich nicht bei Ein­zel­fäl­len blei­ben würde.

Eine ande­re List sei es, die Ver­än­de­run­gen als Lösung der „Aus­ge­wo­gen­heit“ zu prä­sen­tie­ren zwi­schen unge­dul­di­gen Erwar­tun­gen jener, die sofort die Aner­ken­nung von Zweit­ehe und „Homo-Ehe“ for­dern, und derer, die die gül­ti­ge katho­li­sche Leh­re aller Zei­ten ver­tei­di­gen. Kar­di­nal Kas­per habe die Hal­tung Letz­te­rer als „Stren­ge ohne Barm­her­zig­keit“ zu dis­kre­di­tie­ren versucht.

Eine wei­te­re „Bre­sche“ sei es, wie bereits an etli­chen Orten, vor allem im Westen prak­ti­ziert, den wie­der­ver­hei­ra­te­ten Geschie­de­nen ein­fach die Kom­mu­ni­on zu gewäh­ren, eben­so allen irgend­wie zusam­men­le­ben­den Paa­ren, ohne erst irgend­ei­ne Ent­schei­dung Roms, durch die Syn­ode und den Papst abzu­war­ten. Die­se „schlech­te Pra­xis“, sei Aus­druck einer „schlech­ten Seel­sor­ge“ und lege offen, wel­cher Geist jene bewe­ge, die auf eine Ände­rung der Leh­re Chri­sti drängen.

Warnung vor „Trojanischen Pferden“

Schließ­lich warn­te Pro­fes­sor Ade vor „Tro­ja­ni­schen Pfer­den“, die von den Kas­pe­ria­nern ein­ge­setzt wür­den. Ein sol­ches Tro­ja­ni­sches Pferd sei es, allen Bezie­hun­gen des Zuam­men­le­bens zwi­schen zwei Men­schen einen posi­ti­ven Wert zuzu­mes­sen, auch jenen außer­halb der Ehe und impli­zit auch den homosexuellen.

Ein wei­te­res Tro­ja­ni­sches Pferd stel­le die Behaup­tung dar, die Unauf­lös­lich­keit der Ehe sei ein „Ide­al“, aber nur für weni­ge erreich­bar. Eben­so der Gebrauch einer neu­en Spra­che, dar­un­ter jener, die für die UNO typisch sei, mit der die Rea­li­tät auf den Kopf gestellt wer­den solle.

Die Rede von Pro­fes­sor Ade fand gro­ße Zustim­mung bei den anwe­sen­den Kar­di­nä­len und Bischö­fen. Gedan­ken flos­sen sogar in die Schluß­er­klä­rung des Tref­fens ein. Dort heißt es, Aus­gangs­punkt müs­se „der Glau­ben sein, der bekräf­tigt und gelebt wer­den muß mit dem Ziel, die Kul­tu­ren gründ­lich zu evan­ge­li­sie­ren“, wobei dar­auf zu ach­ten sei, „die Spra­che der Bewe­gun­gen, die für die Zer­stö­rung der Fami­lie kämp­fen“, weder zu gebrau­chen noch zu legitimieren.

Kardinal Sarah: „Ob man uns hören will oder nicht, wir werden sprechen“

Im Inter­view „Qu’on nous écou­te ou pas, nous par­le­rons“ (Ob man uns hören will oder nicht, wir wer­den spre­chen), das gleich­zei­tig zum Tref­fen in Accra in der katho­li­schen Wochen­zei­tung Famil­le Chré­ti­en­ne in Frank­reich erschien, sag­te Kar­di­nal Sarah:

„Bei der Bischofs­syn­ode im kom­men­den Okto­ber wer­den wir, so hof­fe ich, die Fra­ge der Ehe auf ganz posi­ti­ve Wei­se ange­hen, indem wir ver­su­chen, die Fami­lie und die Wer­te, die mit ihr ver­bun­den sind, zu för­dern. Die afri­ka­ni­schen Bischö­fe wer­den das unter­stüt­zen, was Gott vom Men­schen zur Fami­lie ver­langt und das anneh­men, was die Kir­che immer gelehrt hat.“

Und wei­ter: „War­um den­ken, daß nur die west­li­che Sicht­wei­se des Men­schen der Welt, der Gesell­schaft gut, gerecht und uni­ver­sell sein soll? Die Kir­che muß dafür kämp­fen, Nein zu die­ser neu­en Kolo­nia­li­sie­rung zu sagen.“

Im Zusam­men­hang mit dem Tref­fen von Accra ist die von zahl­rei­chen Medi­en aus­ge­brei­te­te Mel­dung zu sehen, die Bischö­fe des schwar­zen Kon­ti­nents beschul­digt, sich Frau­en­klö­ster zur sexu­el­len Belu­sti­gung zu hal­ten. Kar­di­nal Kas­pers ras­si­sti­sche Ent­glei­sung am Ran­de der Bischofs­syn­ode 2014 war trotz aller Demen­tis zu kon­tra­pro­duk­tiv. Es gibt sub­ti­le­re For­men der Diskreditierung.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: RV/​MiL/​

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