„Islamischer Staat“ und neue islamische „Eroberungsarmee“ machen Syrien zur Hölle


Die direkt von Al-Qaida kontrollierten Gebiete (ohne IS)
Die direkt von Al-Qai­da kon­trol­lier­ten Gebie­te (ohne IS)

(Damas­kus) Al-Qai­da und der Isla­mi­sche Staat (IS) sind die bekann­te­sten isla­mi­sti­schen Ter­ror­or­ga­ni­sa­tio­nen. Bei­de sind inzwi­schen regel­rech­te Armeen, die zum offe­nen Feld­krieg über­ge­gan­gen sind und sich dabei ziem­lich sicher füh­len. Die Quer­ver­bin­dun­gen sind schwer im Detail abschätz­bar. Die Koope­ra­ti­on zwi­schen den ver­schie­de­nen Grup­pen, die in ver­schie­de­nen Län­dern den Dschi­had kämp­fen, ist flie­ßend. Fest­stell­bar ist eine gewis­se Kon­zen­tra­ti­on. Immer mehr isla­mi­sti­sche Mili­zen schlie­ßen sich zu Groß­ver­bän­den zusammen.

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Aqap im Jemen und die Al-Nus­ra-Front in Syri­en erobern ein Gebiet nach dem ande­ren. Sicher ist, so die Nach­rich­ten­dien­ste, daß bei­de Mili­zen mit Al-Qai­da ver­bun­den sind. Wie es genau um das Ver­hält­nis zum Isla­mi­schen Staat (IS) ste­he, das sei weni­ger klar.

Al-Qaida kontrolliert Territorien in einem Dutzend Staaten

Ob Al-Qai­da oder Isla­mi­scher Staat (IS), Tat­sa­che ist, daß die Isla­mi­sten ein immer grö­ßer wer­den­des Gebiet der isla­mi­schen Welt kon­trol­lie­ren. Und das, obwohl die USA eine aus 20 Staa­ten bestehen­de „Koali­ti­on“ gegen den Isla­mi­schen Staat anfüh­ren. Eine „Koal­ti­on“, die angeb­lich Luft­schlä­ge gegen die Isla­mi­sten aus­führt, von denen die­se aber, bei ihren Erobe­rungs­zü­gen kaum etwas bemer­ken. Betrof­fen sind davon bereits mehr als ein Dut­zend Staa­ten. Ten­denz steigend.

Al-Qai­da kon­trol­liert, laut Washing­ton Post, Gebie­te in Afgha­ni­stan, Paki­stan, Syri­en, Jemen, Ägyp­ten, Liby­en, Alge­ri­en, Mali, Niger, Soma­lia und Soma­li­land. Bewaff­ne­te Aktio­nen wer­den auch in Kenia und Tune­si­en durch­ge­führt. Die­ses Gebiet ist nicht zusam­men­hän­gend, son­dern zer­fällt in meh­re­re Ter­ri­to­ri­en. Alle befin­den sich jedoch in Aus­deh­nung und bele­gen eine effi­zi­en­te dezen­tra­le Kommandostruktur.

Islamischer Staat (IS) und Islamischer Eroberungsarmee (IE)
Neben den Isla­mi­schen Staat (IS) (im Bild) ist die Isla­mi­sche Erobe­rungs­ar­mee (IE) getreten

Expansion in Syrien und im Jemen

Zwei Grup­pen, die dem Nach­fol­ger von Osa­ma bin Laden, Ayman al-Zawa­hi­ri Gefolg­schaft geschwo­ren haben, befin­den sich der­zeit auf star­kem Expan­si­ons­kurs in Syri­en und im Jemen.

„Al-Qai­da wird in Syri­en stär­ker und wei­tet sein Herr­schafts­ge­biet im Jemen aus, wäh­rend die gan­ze Welt auf den Isla­mi­schen Staat schaut“, erklär­te Fawaz Ger­ges von der Lon­don School of Eco­no­mics der Washing­ton Post. Dort geht man von einem Kon­kur­renz­kampf zwi­schen Al-Qai­da und dem Isla­mi­schen Staat (IS) aus. Ande­re Beob­ach­ter sind dies­be­züg­lich zurück­hal­ten­der und spre­chen von einer Viel­zahl von Querverbindungen.

Bru­ta­li­tät sei das Mar­ken­zei­chen der einen wie der ande­ren, eben­so das Bestre­ben, von den isla­mi­schen Völ­kern, Stäm­men und Clans unter­stützt zu werden.

„Saudi-Arbien spielt Al-Qaida in die Hände“

Im Jemen ist es Aqap, das Kür­zel steht für „Al-Qai­da auf der ara­bi­schen Halb­in­sel“, gelun­gen, den Bür­ger­krieg zwi­schen den Hut­hi-Schii­ten und der von Sau­di-Ara­bi­en ange­führ­ten sun­ni­ti­schen Koali­ti­on zur Erobe­rung wei­ter Gebie­te zu nüt­zen. Unge­stört und ohne einen Schuß abfeu­ern zu müs­sen, hat Aqap den Groß­teil der Pro­vinz Hadra­maut in Besitz genom­men und rückt in der Pro­vinz Bay­da vor. Die Miliz kon­trol­liert die Stadt Mukal­la, einen stra­te­gi­schen Hafen, einen Flug­platz und konn­te durch die Ein­nah­me meh­re­rer Kaser­nen der jeme­ni­ti­schen Armee beacht­li­che Waf­fen­be­stän­de erbeu­ten, ein­schließ­lich schwe­rer Waf­fen, auch Panzer.

Sau­di-Ara­bi­en spielt Al-Qai­da in die Hän­de: „War­um soll­ten die Sau­dis sie angrei­fen, wo sie in die­sem Krieg ja auf der glei­chen Sei­te ste­hen?“, zitiert die Washing­ton Post einen Offi­zier des jeme­ni­ti­schen Nachrichtendienstes.

Dschaisch al-Fatah, die neue islamische "Eroberungsarmee"
Dscha­isch al-Fatah, die neue isla­mi­sche „Erobe­rungs­ar­mee“

Neue islamistische “Eroberungsarmee“

Aqap wie­der­um erin­nert an Jab­hat al-Nus­ra in Syri­en. Die mit Al-Qai­da ver­bün­de­te Sala­fi­sten­front ist soeben Teil eines neu­en Kampf­ver­ban­des gewor­den, der sich Armee der Erobe­rung (Dscha­isch al-Fatah) nennt. Zusam­men mit ande­ren ehe­ma­li­gen Rebel­len, die in west­li­chen Medi­en, als angeb­lich „Gute“ prä­sen­tiert wer­den, hat der am 24. März 2015 gebil­de­te neue Kampf­ver­band Staats­prä­si­dent Baschar al-Assad wich­ti­ge Ter­ri­to­ri­en der Nord­west­pro­vinz Idlib ent­ris­sen. Die mei­sten Kämp­fer der isla­mi­sti­schen Erobe­rungs­ar­mee wur­den von den USA aus­ge­bil­det. Finan­ziert und bewaff­net wer­den sie von der Tür­kei, Sau­di-Ara­bi­en und Katar, alles Staa­ten der Regi­on, die mit den USA ver­bün­det sind. Die Erobe­rungs­ar­mee, mit ihrem wenig Ver­trau­en ein­flö­ßen­den Namen, kämpft auch an den Gren­zen zu Jor­da­ni­en, dem Liba­non und Isra­el und ver­sucht die grenz­na­hen Gebie­te unter sei­ne Kon­trol­le zu bringen.

Ein zweites Kalifat?

Ein Ver­tre­ter der Regie­rung Oba­ma äußer­te sich besorgt über die Expan­si­on der Al-Nus­ra-Front: „Der Vor­marsch im Nor­den besorgt uns. Unser Ziel ist es nicht, das [syri­sche] Regime Gebie­te zugun­sten von al-Nus­ra oder Ahr­ar al-Sham ver­lie­ren zu las­sen“. Ahr­ar al-Sham (Isla­mi­sche Bewe­gung der frei­en Män­ner der Levan­te) ist eine wei­te­re Miliz, die bis­her als „mode­rat“ und Teil der angeb­lich pro-west­li­chen Frei­en Syri­schen Armee (FSA) prä­sen­tiert wur­de, in Wirk­lich­keit aber eine isla­mi­sti­sche Kampf­grup­pe ist, die zusam­men mit der Al-Nus­ra-Front und den syri­schen Mus­lim­brü­dern die neue Erobe­rungs­ar­mee bildet.

Für die Chri­sten und ande­re „Fein­de“ der Isla­mi­sten scheint kei­ne Bes­se­rung ihrer Lage in Sicht. Zusam­men machen Isla­mi­scher Staat (IS) und Dscha­isch al-Fatah, die isla­mi­sche Erobe­rungs­ar­mee, Syri­en zur Hölle.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Washing­ton Post (Screenshot)/Asianews/Wikicommons

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2 Kommentare

  1. Sehr zutref­fend hat es der Kon­ver­tit Mag­di Chri­sti­an Allam formuliert:
    -

    „Die Wur­zel des Bösen ist Bestand­teil eines Islams, der phy­sio­lo­gisch gewalt­tä­tig und histo­risch auf Kon­flikt aus­ge­rich­tet ist.“
    -

  2. Mit Sicher­heit kann man sagen, auch wenn vie­le das nicht wahr­ha­ben wol­len, der Islam ist auf dem
    besten Weg den Westen und letzt­end­lich die Welt zu erobern. Geeint durch ihre gemein­sa­me Reli-
    gion, dem Islam, ver­brü­dern sich sogar ver­fein­de­te Grup­pen und bil­den immer mehr eine milirische
    Macht. Mit Gel­dern aus Sau­di-Ara­bi­en, Katar und sogar aus der Tür­kei und Gleich­ge­sinn­ten, wird
    eine Armee auf­ge­stellt, die den Westen und die soge­nann­te freie Welt, das Fürch­ten leh­ren wird.
    Im Westen ver­su­chen Regie­ren­de, Kir­chen und lin­ke Chao­ten die­se Gefahr her­un­ter zu spielen.
    Der Westen hat schon seit lan­gem kei­ne ech­te Mög­lich­keit die­sem Trei­ben ein Ende zu setzen.

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