(Buenos Aires) Heute gibt es eine leise, aber deshalb nicht weniger schmerzvolle Form der Christenverfolgung „mit Samthandschuhen“, um ein Wort von Papst Franziskus vom 30. Juni 2014 aufzugreifen. Dabei handelt es sich letztlich um eine Stelle aus dem Evangelium von Lukas, wo Jesus sagt: „In der Schrift steht: Mein Haus soll ein Haus des Gebetes sein. Ihr aber habt daraus eine Räuberhöhle gemacht“ (LK 19,46). Die „Räuber“ sind jene, die mißbrauchen, beleidigen und mit welcher Begründung und auf welche Weise auch immer das Haus Gottes schänden, in dem sie sich befinden.
Canon 1210 des Codex Iuris Canonici gehört zu den am meisten in Vergessenheit geratenen Bestimmungen des Kirchenrechts. Wörtlich steht dort:
„An einem heiligen Ort darf nur das zugelassen werden, was der Ausübung oder Förderung von Gottesdienst, Frömmigkeit und Gottesverehrung dient, und ist das verboten, was mit der Heiligkeit des Ortes unvereinbar ist.“ Daran ändert auch nichts der letzter Satz: „Der Ordinarius kann aber im Einzelfall einen anderen, der Heiligkeit des Ortes jedoch nicht entgegenstehenden Gebrauch gestatten.“
Eine Bestimmung, die an jedem heiligen Ort gilt, umso mehr an einem Nationalheiligtum wie der Basilika Nuestra Señora de Luján in Argentinien. Unsere Liebe Frau von Lujan ist Patronin von Argentinien, Paraguay und Uruguay. Die Stadt Lujan liegt 70 Kilometer westlich der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires.
Materialistische Erdfixiertheit statt Transzendenz
Am vergangenen 16. Mai wurde in der Basilika zum Abschluß der Renovierungsarbeiten das Musical Creyendo Lujan aufgeführt. Das argentinische Staatsfernsehen zeichnete die Aufführung auf und wird sie am kommenden 25. Mai ausstrahlen. Mehr als 20 bekannte argentinische Künstler traten bei dem Ereignis auf, allerdings nicht auf einer Konzertbühne, sondern zwischen den Altären und in den Kirchenschiffen. Unter ihnen befand sich auch die führende Homo-Propagandistin Sandra Mihanovich. Ebenso Leon Gieco, eine „Ikone“ der argentinischen Linken, der nicht zufällig in einem Video neben einem Bild von Ernesto „Che“ Guevara zu sehen ist. Das musikalische Spektakel wurde von Lito Vitale geleitet, der für seinen langjährigen linken Politaktivismus bekannt ist.
Das Programm war eine Mischung aus Christus-Rock, „Weisheitsbüchern“ und Papst Franziskus. Die dargebotenen Texte waren „im Besten aller Fälle durchtränkt von einem ausgeprägten Materialismus, eine Hymne an eine rein irdische Gerechtigkeit, von Brot und Arbeit ausschließlich als soziale Forderung, und alles ohne jeden Blick auf das Transzendente, unfähig, über die eigene Nasenspitze hinaus zu blicken und den Kopf freizumachen von ideologischen Stereotypen für den wirklichen Atem des Glaubens“, so die Internetseite Nocristianofobia.org.
„Wo mag Gott sein, wer hat ihn gestohlen?“
In den Texten wurde floskelhaft gefragt: „Wo mag Gott sein, wer hat ihn gestohlen?“ Korrekterweise wären andere Fragen zu stellen gewesen: Glauben der Erzbischof Augustin Roberto Radrizzani von Mercedes-Lujan und der Kirchenrektor Pater José Daniel Blanchoud OFM Cap. wirklich, daß so ein Spektakel der größeren Ehre Gottes dient? Gab es wirklich nichts Katholischeres, das zu diesem Anlaß dargeboten werden hätte können?
Diese Fragen würden dringend Antworten erfordern, nicht nur für Lujan, sondern auch für manche europäische Kirche, Basilika oder Kathedrale, in denen „Events“ Raum gegeben wird, die kaum mit Canon 1210 des Gesetzesbuches der Kirche in Einklang zu bringen sind. Die vor allem weder der Verherrlichung Gottes noch der Stärkung und Ausbreitung des Glaubens, sondern bloß der Unterhaltung der Menschen dienen.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Wikicommons/Nocristianofobia.org