Netanjahu stoppt Zwang zu getrennten Bussen für Palästinenser und Juden


Israel: Autobusse
Segre­ga­ti­on an der Bushaltestelle

(Jeru­sa­lem) Heu­te soll­ten neue israe­li­sche Sicher­heits­be­stim­mun­gen in Kraft tre­ten. Den Palä­sti­nen­sern soll­te die Ver­wen­dung von Bus­sen der Juden ver­bo­ten wer­den. Mini­ster­prä­si­dent Ben­ja­min Netan­ja­hu stopp­te im letz­ten Moment die Ver­ord­nung sei­nes Ver­tei­di­gungs­mi­ni­sters, nach­dem es zu hef­ti­ger Kri­tik gekom­men war.

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Die Maß­nah­men soll­ten die Palä­sti­nen­ser betref­fen, die in Isra­el arbei­ten, aber aus den von Isra­el besetz­ten Gebie­ten stam­men. Sie soll­ten mit dem heu­ti­gen Tag nicht mehr die­sel­ben Bus­se ver­wen­den dür­fen wie die jüdi­schen Sied­ler. Zudem soll­ten sie bei der Rück­kehr am Abend den­sel­ben Kon­troll­punkt pas­sie­ren müs­sen, über den sie am Mor­gen nach Isra­el kommen.

Die vom Ver­tei­di­gungs­mi­ni­ster Mos­he Yaal­on ver­füg­te Neu­re­ge­lung soll­te, nach israe­li­schen Anga­ben, dem Schutz der jüdi­schen Sied­ler in den besetz­ten Gebie­ten die­nen. Im April waren zwei jun­ge Palä­sti­nen­ser bei Aus­schrei­tun­gen in Hebron und Ost-Jeru­sa­lem von israe­li­schen Sicher­heits­kräf­ten erschos­sen wor­den. Seit Herbst des Vor­jah­res kommt es in den besetz­ten Palä­sti­nen­ser­ge­bie­ten ver­mehrt zu Angrif­fen auf israe­li­sche Sicher­heits­kräf­te, die von Ein­zel­tä­tern aus­ge­führt wer­den. Dabei wird vor­nehm­lich an Bus­hal­te­stel­len ver­sucht, mit Autos israe­li­sche Sol­da­ten und Poli­zi­sten und jüdi­sche Sied­ler zu überfahren.

Men­schen­rechts­or­ga­ni­sa­tio­nen wie Yesh Din (Jesch Din) spra­chen dage­gen von „Ras­sis­mus“ und einer „Schan­de für Isra­el“. Laut den Anga­ben von Micha­el Sfard von Yesh Din wür­de sich der täg­li­che Arbeits­weg der Palä­sti­nen­ser teils um mehr als zwei Stun­den ver­län­gern, so Asia­news.

Vor­erst soll­te die Neu­re­ge­lung für drei Mona­te gel­ten, dann eine end­gül­ti­ge Ent­schei­dung getrof­fen wer­den, so das Ver­tei­di­gungs­mi­ni­ste­ri­um ursprüng­lich. Dort weist man Segre­ga­ti­ons­vor­wür­fe zurück und spricht von „sicher­heits­tech­ni­schen“ Erfordernissen.

Men­schen­rechts­or­ga­ni­sa­tio­nen berei­te­ten gegen die Maß­nah­men eine Ein­ga­be beim Ober­sten Gerichts­hof Isra­els vor. Sie hof­fen, soll­te die Rege­lung doch noch in Kraft tre­ten, daß die Rich­ter die neu­en Regeln nicht unter dem Gesichts­punkt des Ver­tei­di­gungs­mi­ni­ste­ri­ums beur­tei­len, son­dern dar­in eine Ungleich­be­hand­lung zwi­schen den Volks­grup­pen erken­nen und damit als Ele­ment der „eth­ni­schen Spal­tung“ und der „Segre­ga­ti­on“ ver­ur­tei­len. Die Maß­nah­men wür­den nicht auf den Schutz Isra­els abzie­len, son­dern sich gegen die Bevöl­ke­rung von Gebie­ten rich­ten, die von Isra­el besetzt sind.

Die Maß­nah­me hät­te Chri­sten wie Mos­lems getroffen.

Micha­el Sfard von Yesh Din sprach noch gestern von „einer beschä­men­den und ras­si­sti­schen Maß­nah­me, die Isra­el mora­lisch in die Tie­fe zieht“.

Text: Asianews/​Giuseppe Nardi
Bild: Asianews

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