(Rom) „Der Papst und der Transsexuelle“, so und ähnlich titelten Medien über die Gründonnerstagsliturgie von Papst Franziskus im römischen Gefängnis Regina Coeli. Am ersten Tag des Triduum Paschale folgte der Papst erneut seiner Gepflogenheit, die liturgisch vorgesehene Kathedralkirche von Rom verwaist zu lassen und an die „Ränder“ hinauszugehen.
In diesem Jahr besuchte der Papst das römische Gefängnis Regina Coeli. Männlichen und weiblichen Gefangenen wusch er die Füße und feierte in einer Gefängnishalle die Missa in Coena Domini.
Vatikanfernsehen übertrug Bilder in alle Welt
Unter den Gefangenen, denen der Papst die Füße wusch, befand sich auch ein Transsexueller. Er empfing dann auch, von einem anderen Priester, die Heilige Kommunion. Der Papstbesuch wurde von zahlreichen Fernsehkameras begleitet und die Liturgie vom vatikanischen Fernsehen über andere Fernsehanstalten in alle Welt übertragen.
Der Anblick war gläubigen Katholiken und vielleicht auch Ungläubigen ein Ärgernis. Kein Ärgernis „auf den ersten Blick“, kann der bekannteste katholische Blogger Francisco Fernandez de la Cigoña darin erkennen. De la Cigoña ist für seine direkte Sprache bekannt und kritisierte auch schon Papst Franziskus „mit Respekt vor seinem Amt und seiner Würde“.
Im Gefängnis trifft man nun einmal auf Straftäter
„Der Papst hat das Letzte Abendmahl im Gefängnis zelebriert. Dort befinden sich eben Mörder, Räuber, Pädophile, Betrüger, Vergewaltiger, Prostituierte…“. Mit etwas anderem konnte der Papst nicht rechnen „und auch wir können uns in einem Gefängnis nichts anderes erwarten“.
„Dieses Mal war eben auch ein transsexueller Täter darunter. Ist er schlechter als ein Päderast, Vergewaltiger oder Mörder? Strafrechtlich Unschuldige sind in einem Gefängnis eher selten zu finden“, so de la Cigoña. Der Kirche gehe es nicht um das Strafgesetzbuch, sondern um die Seele des Menschen. „Wurde der Transsexuelle exkommuniziert? Kann ihnen eine Sünde nicht vergeben werden? Auch ein Transsexueller kann ein Heiliger werden.“
Nicht Transsexueller das Problem, sondern der Eindruck
„Auch mich hat es wenig begeistert“, so de la Cigoña, „daß eine der Personen, denen der Papst im Gefängnis wusch, ein Transsexueller ist.“ Jesus habe aber auch Judas Ischariot die Füße gewaschen. Das Problem sei nicht diese Person oder andere Straftäter. Die Frage sei, ob jene, die im Gefängnis zur Kommunion gingen, im Stand der Gnade waren. Die Kirche verlange allerdings nirgends eine Beichtbestätigung. Warum sollte sie eine im Gefängnis verlangen?
Eben weil dieser Zusammenhang: Umkehr, Beichte, Reue, Vergebung als Voraussetzung für den Kommunionempfang auch gläubigen Katholiken oft nicht mehr vertraut sei, hafte den Bildern aus dem Gefängnis, die in alle Welt getragen wurden, der Zweifel des Ärgernisses an. Die Kirche habe zu allen Zeiten allen Sündern geholfen. Sie habe aber gut daran getan, bestimmte Dinge nicht an die große Glocke zu hängen. Nicht, um kein Ärgernis zu erregen, sondern um Mißverständnisse zu vermeiden. „Wir wissen nicht, was im Gefängnis geschehen ist. Es sollte aber grundsätzlich der falsche Eindruck vermieden werden: alle könnten bedingungslos den Herrn empfangen.“
Bliebe in einer Zeit, in der die Gender-Ideologie und die Homosexualisierung sich mit Gewalt aufdrängen, noch die Frage, ob es sich um ein zufälliges oder gezieltes Spiel mit Gesten und Bildern handelt. Jemand hat jene ausgewählt, die zur Fußwaschung zugelassen waren, so wie vor zwei Jahren jemand im Jugendgefängnis von Rom Gefangene verschiedener Religionen ausgewählt hatte. Es fällt schwer, anzunehmen, das geschehe ohne Rücksprache mit dem Vatikan.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: La Cigueña de la Torre