(Rom) Zwei Organisationen von Wissenschaftlern und Theologen der USA haben einen Appell an Papst Franziskus gerichtet, nicht dem Katastrophismus einer globalen Erderwärmung Aufmerksamkeit zu schenken.
Die Klimaspektiker wenden sich direkt an das katholische Kirchenoberhaupt, das die Veröffentlichung einer Öko-Enzyklika noch vor der Sommerpause angekündigt hat. Der angeblich von Menschenhand verursachte Klimawandel sei haltlos, heißt es im Appell: „Den Einfluß von CO2 auf die globale Temperatur gibt es wirklich, er ist aber so gering, daß er völlig bedeutungslos ist“.
„Globalisierungs“-Klima-Workshop der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften
Die Cornwall Alliance for Stewardship of Creation und The Heartland Institute sind die beiden Organisationen, die sich an den Papst gewandt haben. Beide stehen dem evangelikalen Bereich der USA nahe. Heute stellten sie in Rom eine Petition vor, die von mehr als 90 Naturwissenschaftlern und Theologen unterzeichnet ist. Unmittelbarer Anlaß ist ein Workshop der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften zum Thema Klima, der am 28. April stattfindet. Das Thema lautet: „Die Erde schützen, die Menschheit veredeln. Die moralischen Dimensionen des Klimawandels und der nachhaltigen Menschheit“. Die Eröffnungsrede wird UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon halten.
Unter den Referenten ist neben anderen Jeffrey Sachs, Direktor des 2012 unter der Schirmherrschaft von Ban Ki-moon errichteten UN-Sustainable Development Solutions Network. Sachs war zuvor Sonderberater des UNO-Generalsekretärs für die Milleniums-Entwicklungsziele (Millennium Development Goals), die 2000 von einer Arbeitsgruppe von UNO, Weltbank und Internationalem Währungsfonds formuliert wurden. Sachs war bereits Berater von Weltbank, IWF, OECD und UNPD.
Nach Sachs wird mit William Vendley ein weiterer „Globalisierer“ das Wort ergreifen. Vendley ist seit 1994 Generalsekretär der World Conference of Religions for Peace (WCRP). Die kurz Religions for Peace genannte Organisation wurde 1970 ins Leben gerufen, „um den Frieden in der Welt zu fördern“ und ist heute die weltweit wichtigste interreligiöse Organisation. Im Weltrat, dem auch Vendley angehört, sind alle großen Weltreligionen vertreten. Den Vorsitz führen vier „Co-Moderatoren“: eine Buddhistin, eine Hinduistin, Erzbischof John Cardinal Onaiyekan von Abuja (Nigeria) für die Christen und Scheich AbdallÄh Ibn Baiya, ehemaliger Justizminister Mauretaniens, der nunmehr als islamischer Religionsgelehrter in Saudi-Arabien lebt und Vizepräsident der Internationalen Union Muslimischer Gelehrter ist. Als Hauptakteur gilt Vendley, der auch Mitglied des Council on Foreign Relations ist.
„Viele suchen Orientierung“: Der Mensch ist nicht das Übel für den Planeten
In den beiden amerikanischen Organisationen, die sich an den Papst wandten, besteht die Sorge, der Vatikan könnte der Versuchung erliegen, auf den politisch korrekten Ökozug aufzuspringen, für den seit 1995 die UN-Weltklimakonferenzen stehen. Die 21. Konferenz wird vom 30. November bis zum 15. Dezember 2015 in Paris stattfinden.
„Euer Heiligkeit, während die Weltführer über ein Klimaabkommen nachdenken, schauen viele auf der Suche nach Orientierung auf Sie“. Mit diesen Worten beginnt die Petition, die als Offener Brief verfaßt ist. Darin erinnern die Unterzeichner „an zentrale Grundsätze der Wissenschaft: Wenn die Ergebnisse der Erfahrung und wissenschaftlicher Experimente nicht mit der Theorie übereinstimmen, dann ist die Theorie falsch“, so der Vatikanist Marco Tosatti.
Im Bereich der Klimaforschung und der Theorien über den Klimawandel werde hingegen, so die Klage der Petitionsunterzeichner, gegen jede Evidenz an „hochspekulativen und rein theoretischen Schlußfolgerungen festgehalten, die als gesicherte wissenschaftliche Erkenntnisse präsentiert werden“.
Die Petition spricht vor allem zentrale Themen an. Das erste betrifft die Menschen: „Heute definieren viele Stimmen die Menschheit als größtes Übel für unseren Planeten. Sie behaupten, der Mensch ist das Problem und nicht die Lösung… indem sie eine angebliche unnatürliche Erderwärmung dem Gebrauch fossiler Brennstoffe zuschreiben, der zur Energiegewinnung für das menschliche Wohlergehen notwendig ist. So fordern diese Stimmen, daß die Menschen ihr ihnen von Gott gegebenes Dominium aufgeben, auch wenn sie auf diese Weise arm bleiben oder wieder zur Armut zurückfallen werden.“
Einfluß von CO2 auf Erdwärme „völlig überbewertet“
Grundthese der Unterzeichner ist, daß die Auswirkungen von Kohlenstoffdioxid auf die Erderwärmung völlig überbewertet werde, so Calvin Beisner, Gründer und Sprecher der Cornwall Alliance for the Stewardship of Creation. „Den Einfluß von CO2 auf die globale Temperatur gibt es wirklich, er ist aber so gering, daß er völlig bedeutungslos ist“, so Beisner. Das größte Problem für die Welt, besonders für die Armen, sei nicht die Erderwärmung, sondern die Armut, die durch eine unsinnige Klimapolitik zur Bekämpfung einer angeblich vom Menschen gemachten Erwärmung verlängert und gefördert werde. Beisner war bis 2008 Professor für Historische Theologie und Sozialethik am Knox Theological Seminary. Seither steht er der Cornwall Alliance vor.
In der Petition der beiden Wissenschaftlergruppen heißt es, daß die Sorgen, die durch Katastrophismus von Politik und Medien unverhältnismäßig verstärkt werden, durch Computermodelle entstanden seien. „Es besteht jedoch ein grundlegender Unterschied zwischen der Beobachtung der tatsächlichen Temperaturen der Welt und den Modellsimulationen. Laut Medien behaupten die Modellrechnungen das Doppelte der tatsächlich gemessenen Werte. Mehr als 95 Prozent aller Modellrechnungen simulieren eine deutlich höhere Erwärmung als in Wirklichkeit gegeben ist. Lediglich ein winzig kleiner Prozentsatz kommt der Wirklichkeit nahe“, Beisner.
Naturwissenschaften: „Wenn Praxis mit Theorie nicht übereinstimmt, ist die Theorie falsch“
In den Naturwissenschaften gehöre es zum selbstverständlichen Standard, daß Theorien empirisch beweisbar sein müssen. „Wenn dieser Grundsatz der Wissenschaft gilt, und er gilt, dann sind diese Modellrechnungen falsch. Sie liefern keine rationale Grundlage, um eine gefährliche, vom Menschen verursachte Erderwärmung vorherzusagen.“
85 Prozent der gewonnenen Energie stammen aus fossilen Ressourcen. Sie durch Sonnen- oder Windenergie zu ersetzen, „wäre für die Armen der Welt eine Katastrophe. Die Kosten würden zunehmen, während simultan die Verfügbarkeit und Verläßlichkeit der Energieversorgung, besonders der Stromversorgung zurückgehen würde“, so Beisner. Dadurch würden die Kosten für alle Güter und Dienstleistungen steigen, was den Kampf gegen die Armut erheblich verlangsamen, in Teilen der Erde sogar ins Gegenteil verkehren würde.
„Arme werden unter betriebener Klimapolitik schwer leiden“
Die Unterzeichner der Petition ersuchen Papst Franziskus ihre Argumente zu beachten, sowohl bei der Tagung der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften als auch bei der Abfassung der geplanten Öko-Enzyklika. „Die Armen der Welt werden wegen dieser Klimapolitik mehr leiden“, schreiben die Autoren mit Blick auf mögliche Entscheidungen der Politik, fossile Brennstoffe per Gesetz zurückzudrängen. „Die Ärmsten, 1,3 Milliarden Menschen“, wären zu weiteren Generationen in Armut verurteilt. Aber nicht nur sie hätten Nachteile zu erwarten.
Zum Abschluß erklären die Unterzeichner, daß es „nicht weise und ungerecht ist, eine Politik zu vertreten“, die „für Hunderte von Millionen Menschen die Fortsetzung der Armut“ bedeuten würde. „Respektvoll appellieren wir an Sie, den Weltführern zu raten“, eine solche Politik „zu verwerfen“.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Cornwall Alliance