Papst verzichtet auf Castel Gandolfo und will ein Museum daraus machen


Castel Gandolfo, die päpstliche Sommerresidenz in der Nähe von Rom.

(Rom) Die päpst­li­che Som­mer­re­si­denz Castel Gan­dol­fo könn­te bald in ein Muse­um umge­wan­delt und damit der Öffent­lich­keit gegen Bezah­lung eines Ein­tritts­gel­des zugäng­lich gemacht wer­den. Laut der spa­ni­schen Nach­rich­ten­sei­te Info­Va­ti­ca­na hege Papst Fran­zis­kus kon­kre­te Plä­ne in die­se Rich­tung. Kurz nach sei­ner Wahl zum Papst ließ Fran­zis­kus wis­sen, daß er nicht geden­ke, Castel Gan­dol­fo als Som­mer­fri­sche zu nützen. 

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Tat­säch­lich hat der argen­ti­ni­sche Papst noch kei­ne Nacht im Schloß in den Alba­ner Ber­gen ver­bracht. Erst drei Mal stat­te­te er dem Ort einen Besuch ab. Das erste Mal, um den zurück­ge­tre­te­nen Vor­gän­ger, Bene­dikt XVI. auf­zu­su­chen, die bei­den ande­ren Male jeweils am 15. August zum Hoch­fest Maria Him­mel­fahrt. Ein Fest, das in der Stadt tra­di­tio­nell in Anwe­sen­heit des regie­ren­den Pap­stes gefei­ert wur­de, der sich um die­se Zeit zur Som­mer­fri­sche dort auf­hielt. Um die Bewoh­ner von Castel Gan­dol­fo nicht zu sehr zu ent­täu­schen, kommt Papst Fran­zis­kus zu die­sem Fest zumin­dest ein­mal im Jahr in die Stadt.

Günstiges Klima in traumhafter Gegend

Die Gegend der Castel­li Roma­ni in den Alba­ner Ber­gen ist wegen des mil­de­ren Kli­mas geschätzt. Castel Gan­dol­fo, einer die­ser Orte, liegt maje­stä­tisch über dem stei­len Abhang zu einem Kra­ter­see, dem Alba­ner See, einem erlo­sche­nen Vul­kan. Bereits im anti­ken Rom lie­ßen sich die gro­ßen Fami­li­en des Rei­ches hier Vil­len errich­ten, um der Som­mer­hit­ze Roms zu ent­flie­hen. Die Vil­la von Kai­ser Domi­ti­an (81–96) bil­det das Fun­da­ment des heu­ti­gen päpst­li­chen Som­mer­pa­la­stes. Bald nach 1100 errich­te­ten die Gan­dol­fi, ein Adels­ge­schlecht lan­go­bar­di­scher Abstam­mung, daher der Name Castrum Gan­dul­phi, eine Burg, um die her­um die heu­ti­ge Stadt entstand.

Benedikt XVI. beim Rosenkranz im Garten von Castel Gandolfo
Bene­dikt XVI. beim Rosen­kranz im Gar­ten von Castel Gandolfo

1596 gin­gen Burg und Land an den Hei­li­gen Stuhl über. 1624 ließ Papst Urban VIII. dar­aus den heu­ti­gen Papst­pa­last schaf­fen. In den Late­ran­ver­trä­gen ist er als Päpst­li­cher Palast und damit exter­ri­to­ria­les Gebiet aner­kannt. Meh­re­re Päp­ste, dar­un­ter Pius XII. und Paul VI. sind dort gestor­ben. Wäh­rend Bene­dikt XVI. das Kli­ma und die Ruhe in Castel Gan­dol­fo häu­fig zu schät­zen wuß­te, kann Papst Fran­zis­kus der Anla­ge mit präch­ti­gen Barock­gär­ten und seit 1936 dem Sitz der Spe­cu­la, der Vati­ka­ni­schen Stern­war­te wenig abge­win­nen. Er ist der Mei­nung, daß der Vati­kan „der letz­te Für­sten­hof Euro­pas“ sei, was er abstel­len möchte.

Schloß und Gär­ten umfas­sen ein Gelän­de von 55 Hekt­ar. Im März 2014 ließ Fran­zis­kus die Gär­ten öffent­lich zugäng­lich machen. Nun will er auch das Schloß öff­nen und dar­aus eine Tou­ri­sten­at­trak­ti­on machen und mit den Ein­nah­men die Vati­kan­finan­zen entlasten.

Im Vati­kan gibt es eini­ge Beden­ken. Künf­ti­ge Päp­ste könn­ten es anders sehen als Fran­zis­kus und Castel Gan­dol­fo wie­der als Som­mer­re­si­denz nüt­zen wol­len. Eine Wie­der­ge­win­nung wäre dann schwierig.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: InfoVaticana

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