Kreuzwegmeditationen 2015 am Kolosseum von Gegner des überlieferten Ritus


Via Crucis am Kolosseum
Via Cru­cis am Kolosseum

(Rom) Die Medi­ta­tio­nen für die Via Cru­cis des Pap­stes am Kar­frei­tag ver­faßt in die­sem Jahr der eme­ri­tier­te Bischof von Nova­ra in Ita­li­en, Msgr. Rena­to Cor­ti. Papst Fran­zis­kus beauf­trag­te damit einen jener Bischö­fe, die hart­näckig die Umset­zung des Motu pro­prio Sum­morum Pon­ti­fi­cum von Papst Bene­dikt XVI. von 2007 verweigerten.

Anzei­ge

Wie das Pres­se­amt des Hei­li­gen Stuhls bekannt­gab, wird Bischof Cor­ti in die­sem Jahr die Tex­te für die vier­zehn Kreuz­weg­sta­tio­nen am Abend des Kar­frei­tags am Kolos­se­um in Rom schrei­ben. Es wird die drit­te Via Cru­cis sein, die Papst Fran­zis­kus in sei­nem Pon­ti­fi­kat lei­tet. Die Kreuz­weg­me­di­ta­tio­nen 2013 wur­den von jun­gen liba­ne­si­schen Chri­sten zusam­men mit dem maro­ni­ti­schen Patri­ar­chen ver­faßt. Den Auf­trag hat­te noch Papst Bene­dikt XVI. erteilt.

„Soziale“ Meditationen des argentinischen Pontifikats

2014 beauf­trag­te Papst Fran­zis­kus den ita­lie­ni­schen Erz­bi­schof Gian­car­lo Maria Bre­gan­ti­ni von Cam­po­bas­so, der durch sei­nen Kampf gegen die Mafia bekannt wur­de. In den Medi­ta­tio­nen sprach er über Arbeits­lo­se, Flücht­lin­ge, Tod­kran­ke, ver­sklav­te Frau­en und Müt­ter dro­gen­ab­hän­gi­ger Kinder.

2015 beauf­trag­te Papst Fran­zis­kus den eme­ri­tier­ten Bischof von Nova­ra, der durch sei­nen Kampf gegen den über­lie­fer­ten Ritus bekannt wur­de. Der Inhalt der Medi­ta­tio­nen scheint jenem von Erz­bi­schof Bre­gan­ti­ni zu ent­spre­chen und sozi­al­la­stig zu sein.

Aus­gangs­punkt für die Medi­ta­tio­nen, so Bischof Cor­ti zur ita­lie­ni­schen Redak­ti­on von Radio Vati­kan, wer­den „die ersten Wor­te sein, die Papst Fran­zis­kus gele­sen hat, als er Papst wur­de, denn das war der Tag des Hei­li­gen Joseph und er sprach vom Hei­li­gen Joseph als Beschüt­zer von Maria und Jesus.“

Bischof Renato Corti
Bischof Rena­to Corti

Zu den Schwer­punk­ten der Medi­ta­tio­nen kün­dig­te Bischof Cor­ti an: „Ich spre­che aus­drück­lich über hei­ße Punk­te, zum Bei­spiel die Todes­stra­fe, die abge­schafft gehört, über die Fol­ter, die zu til­gen ist, über die Unmensch­lich­keit gegen­über Unschul­di­gen, über Men­schen, die bar­ba­risch getö­tet wer­den; über Kin­der­sol­da­ten, über den Men­schen­han­del.“ Die deut­sche Redak­ti­on von Radio Vati­kan nann­te als Stich­wor­te, gegen die sich die Cor­ti-Medi­ta­tio­nen rich­ten: „Ver­ach­tung der Armen“ und „Grau­sam­keit gegen­über Jugendlichen“.

„Ich spre­che aber auch über die wun­der­ba­ren Erfah­run­gen jener, die Hoff­nung in die Welt brin­gen: ich den­ke an die Mis­si­ons­schwe­stern, die ver­las­se­ne Kin­der auf­sam­meln oder die Kin­der, die Sol­da­ten waren und denen sie ihre Wür­de zurück­ge­ben. Das genau sind die Zei­chen des kom­men­den Rei­ches Got­tes“, so Bischof Corti.

Bischof Cor­ti will mit sei­nen Medi­ta­tio­nen „ver­su­chen, zu erah­nen, was Jesus den­ken könn­te und so ver­su­che ich, Ihn zum Aus­druck zu brin­gen, indem ich Ihm das Wort gebe. Hin­zu kommt ergän­zend der Aspekt, auch den Men­schen, die am Kreuz­weg teil­neh­men wer­den, das Wort zu geben, des­halb gebrau­che ich die erste Per­son Sin­gu­lar und die erste Per­son Plu­ral. Es ist nichts deskrip­tiv, alles ist empa­thisch, mitreißend.“

Bischof Cortis Kampf gegen den überlieferten Ritus

2007 sus­pen­dier­te Bischof Cor­ti drei Prie­ster sei­ner Diö­ze­se, die gemäß Motu pro­prio Sum­morum Pon­ti­fi­cum nur mehr im über­lie­fer­ten Ritus zele­brier­ten. Der Bischof ließ sie wis­sen, daß die Meß­fei­ern „ver­pflich­tend“ nach dem Mis­sa­le von Paul VI. von 1969 und in ita­lie­ni­scher Spra­che zu zele­brie­ren sind. Den Prie­stern gestand er zu, „eine Mes­se (eine ein­zi­ge) in der außer­or­dent­li­chen Form mit dem Mis­sa­le von Johan­nes XXIII. auf Latein zu zele­brie­ren. Die­se dür­fe aber kei­ne der Mes­sen in der ordent­li­chen Form ersetzen“.

Die drei Prie­ster pro­te­stier­ten und ver­wie­sen dar­auf, daß der Bischof selbst noch im über­lie­fer­ten Ritus getauft, gefirmt und zum Prie­ster geweiht wur­de. „Wir sind ja kei­ne Juke-Box-Prie­ster, die nach Münz­ein­wurf heu­te eine Mes­se ita­lie­nisch und mor­gen auf Latein zele­brie­ren.“ Der Kon­flikt ende­te mit einem bit­te­ren Kom­pro­miß. Bischof Cor­ti erklär­te öffent­lich, daß die aus­schließ­li­che Zele­bra­ti­on von Prie­stern im über­lie­fer­ten Ritus „recht­mä­ßig“ sei und „in Über­ein­stim­mung“ mit dem Motu pro­prio Sum­morum Pon­ti­fi­cum ste­he. Aller­dings ent­zog er allen drei Prie­stern 2008 ihre Pfar­rei­en und ver­setz­te sie in ent­le­ge­ne klei­ne Berg­dör­fer im alpi­nen Teil der Diö­ze­se Rich­tung Schweiz.

Widerstand der Bischöfe gegen Summorum Pontificum

Im Herbst 2008 beklag­te Msgr. Camil­le Perl, der Sekre­tär der Päpst­li­chen Kom­mis­si­on Eccle­sia Dei, daß „vie­le Bischö­fe“ die Zele­bra­ti­on im über­lie­fer­ten Ritus „behin­dern“, dar­un­ter beson­ders vie­le ita­lie­ni­sche Bischö­fe. „In Ita­li­en behin­dert die Mehr­heit der Bischö­fe von bewun­derns­wer­ten Aus­nah­men abge­se­hen, die Umset­zung des Motu pro­prio über die latei­ni­sche Mes­se, und das­sel­be ist auch von zahl­rei­chen Ordens­obe­ren zu sagen, die ihren Prie­stern die Zele­bra­ti­on der Mes­se auf Latein ver­bo­ten haben“, so Msgr. Perl gegen­über dem katho­li­schen Inter­net­por­tal Petrus.

Im sel­ben Zusam­men­hang beklag­te Msgr. Perl auch die Deut­sche Bischofs­kon­fe­renz, die Bestim­mung zum Motu pro­prio erließ, die „so büro­kra­tisch sind, daß sie die Anwen­dung des Motu pro­prio schwer machen“.

Kurzbiographie von Bischof Corti

Msgr. Rena­to Cor­ti, Jahr­gang 1936, wur­de 1962 von Erz­bi­schof Gio­van­ni Bat­ti­sta Kar­di­nal Mon­ti­ni von Mai­land zum Prie­ster geweiht und inkar­di­niert. Auf Wunsch von Erz­bi­schof Car­lo Maria Kar­di­nal Mar­ti­ni wur­de Cor­ti 1981 von Papst Johan­nes Paul II. zum Weih­bi­schof in Mai­land ernannt. Kar­di­nal Mar­ti­ni spen­de­te ihm die Bischofs­wei­he. 1990 folg­te die Ernen­nung zum Bischof von Nova­ra, einem Suf­fra­gan­bis­tum Mai­lands. Im Febru­ar 2005 lei­te­te Bischof Cor­ti die letz­ten Exer­zi­ti­en für die Römi­sche Kurie in der Amts­zeit von Johan­nes Paul II. 2011 wur­de er von Papst Bene­dikt XVI. mit Voll­endung des 75. Lebens­jah­res emeritiert.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: CNS (Screenshot)/Wikicommons

Print Friendly, PDF & Email
Anzei­ge

Hel­fen Sie mit! Sichern Sie die Exi­stenz einer unab­hän­gi­gen, kri­ti­schen katho­li­schen Stim­me, der kei­ne Gel­der aus den Töp­fen der Kir­chen­steu­er-Mil­li­ar­den, irgend­wel­cher Orga­ni­sa­tio­nen, Stif­tun­gen oder von Mil­li­ar­dä­ren zuflie­ßen. Die ein­zi­ge Unter­stüt­zung ist Ihre Spen­de. Des­halb ist die­se Stim­me wirk­lich unabhängig.

Katho­li­sches war die erste katho­li­sche Publi­ka­ti­on, die das Pon­ti­fi­kat von Papst Fran­zis­kus kri­tisch beleuch­te­te, als ande­re noch mit Schön­re­den die Qua­dra­tur des Krei­ses versuchten.

Die­se Posi­ti­on haben wir uns weder aus­ge­sucht noch sie gewollt, son­dern im Dienst der Kir­che und des Glau­bens als not­wen­dig und fol­ge­rich­tig erkannt. Damit haben wir die Bericht­erstat­tung verändert.

Das ist müh­sam, es ver­langt eini­ges ab, aber es ist mit Ihrer Hil­fe möglich.

Unter­stüt­zen Sie uns bit­te. Hel­fen Sie uns bitte.

Vergelt’s Gott!