Franziskus: „Problem verheirateter Priester ist auf meiner Agenda“


2015 Treffen verheirateter Ex-Priester und ihrer Ehefrauen mit Kindern in Brasilien
2015 Tref­fen ver­hei­ra­te­ter Ex-Prie­ster und ihrer Ehe­frau­en mit Kin­dern in Brasilien

(Rom) Über die „neue­ste Öff­nung von Papst Fran­zis­kus“ berich­te­te die Inter­net­sei­te des ita­lie­ni­schen Staats­rund­funks RAI. Papst Fran­zis­kus bekräf­tig­te im ver­gan­ge­nen Monat mehr­fach, das The­ma der ver­hei­ra­te­ten Ex-Prie­ster auf sei­ner Agen­da zu haben.

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Am 10. Febru­ar hielt Papst Fran­zis­kus sei­ne mor­gend­li­che Pre­digt in der Haus­ka­pel­le San­ta Mar­ta. Unter den Gläu­bi­gen, die der Hei­li­gen Mes­se bei­wohn­ten, befan­den sich auch fünf ehe­ma­li­ge Prie­ster, die sich in den Lai­en­stand zurück­ver­set­zen hat­ten las­sen, um hei­ra­ten zu kön­nen. An den mor­gend­li­chen Papst­mes­sen dür­fen nur Gela­de­ne teil­neh­men. Das setzt vor­aus, daß die fünf Ex-Prie­ster mit päpst­li­cher Zustim­mung zur Teil­nah­me ein­ge­la­den wurden.

Papst Franziskus und die Ex-Priester

Am 10. Febru­ar waren auch sie­ben Prie­ster in San­ta Mar­ta anwe­send, die ihr Gol­de­nes Prie­ster­ju­bi­lä­um fei­er­ten. Der Papst woll­te damit die Bedeu­tung des Prie­ster­tums her­vor­he­ben. Aller­dings in sei­ner gewohnt wider­sprüch­li­chen Art. Denn mit den sie­ben Jubi­la­ren waren auch die genann­ten fünf Ex-Prie­ster gela­den wor­den, die ihr Prie­ster­tum auf­ge­ge­ben hat­ten, um zu hei­ra­ten. Der Kon­trast hät­te kaum grö­ßer sein kön­nen. Weder Radio Vati­kan noch der Osser­va­to­re Roma­no berich­te­ten darüber.

Der Papst selbst mach­te die Sache bekannt. Am 19. Febru­ar traf er sich zum Beginn der Fasten­zeit mit dem Kle­rus sei­ner Diö­ze­se Rom. Neben einer kur­zen Ein­füh­rung ant­wor­te­te der Papst auf Fra­gen sei­ner Prie­ster. Don Gio­van­ni Cere­ti woll­te vom Papst wis­sen, wie er es mit den ver­hei­ra­te­ten, ehe­ma­li­gen Prie­stern sehe. Don Cere­ti warf dabei gleich das Stich­wort hin, das der­zeit zu die­ser Fra­ge am häu­fig­sten genannt wird: Die mit Rom unier­ten Ost­kir­chen und die angli­ka­ni­schen Per­so­nal­or­di­na­ria­te wür­den ver­hei­ra­te­te Prie­ster kennen.

„Problem steht auf meiner Agenda!“

Zur Über­ra­schung des zöli­ba­t­ä­ren Kle­rus ant­wor­te­te Papst Fran­zis­kus auf die Fra­ge: „Das Pro­blem steht auf mei­ner Agen­da!“ Kar­di­nal­vi­kar Ago­sti­no Val­li­ni bezeich­ne­te die päpst­li­che Bereit­schaft, „zuzu­hö­ren und Ant­wort zu geben“ als „ein Licht für den prie­ster­li­chen Weg“.

Bra­si­lia­ni­sche Medi­en, vor allem der dort akti­ve Kreis ver­hei­ra­te­ter Ex-Prie­ster Asso­cia­cao Rumos, berich­te­ten im Anschluß an einen Brief, den Papst Fran­zis­kus vor eini­gen Mona­ten dem bra­si­lia­ni­schen Kar­di­nal und Papst­ma­cher Clau­dio Hum­mes geschrie­ben habe. Dar­in habe das Kir­chen­ober­haupt sei­nem „Freund“ eine Dis­kus­si­on über die Zulas­sung soge­nann­ter „viri pro­ba­ti“ zum Prie­ster­tum in Aus­sicht gestellt. Ihnen könn­ten, so die The­se von Kar­di­nal Hum­mes, Auf­ga­ben des Prie­ster­tums anver­traut wer­den. Hin­ter­grund war eine Audi­enz für Kar­di­nal Hum­mes bei Papst Fran­zis­kus Anfang Novem­ber 2014. Kar­di­nal Hum­mes ver­wies dabei auf den Prie­ster­man­gel im Ama­zo­nasur­wald. Wort­füh­rer des „Ama­zo­nas-Expe­ri­ments“ ist der öster­rei­chi­sche Mis­si­ons­bi­schof Erwin Kräutler.

Kräutler und Hummes „Amazonas-Werkstatt“

Die Hummes-Kräutler-Kommission zur "Prüfung" verheirateter Priester
Die Hum­mes-Kräut­ler-Kom­mis­si­on zur „Prü­fung“ ver­hei­ra­te­ter Priester

Kräut­ler wur­de im April 2014 von Papst Fran­zis­kus emp­fan­gen und war vom argen­ti­ni­schen Kir­chen­ober­haupt sehr ange­tan. Der öster­rei­chi­sche Mis­sio­nar, zu Hau­se Lieb­kind des lin­ken Spek­trums, ließ es im sel­ben Zusam­men­hang nicht an Kri­tik an Bene­dikt XVI. man­geln. Der deut­sche Papst habe auf die Fra­ge des Prie­ster­man­gels mit der Auf­for­de­rung reagiert, um Prie­ster­be­ru­fun­gen zu beten. „Da mache ich nicht mit“, ließ Bischof Kräut­ler wis­sen, und for­der­te struk­tu­rel­le Veränderungen.

Vati­kan­spre­cher Pater Feder­i­co Lom­bar­di wider­sprach den Medi­en­be­rich­ten: Es gebe kein Schrei­ben „zu die­sem The­ma“ des Pap­stes an Kar­di­nal Hum­mes. Der Vati­kan­spre­cher füg­te jedoch umge­hend hin­zu, daß „es stimmt, daß der Papst bei ver­schie­de­nen Anläs­sen die bra­si­lia­ni­schen Bischö­fe auf­ge­for­dert hat, küh­ne und muti­ge Vor­schlä­ge zu pasto­ra­len Lösun­gen zu machen, die sie für ange­mes­sen erach­ten, um auf die gro­ßen pasto­ra­len Pro­ble­me in ihrem Land zu antworten“.

Im Anschluß an die Papst-Audi­enz von Kar­di­nal Hum­mes errich­te­te die Bra­si­lia­ni­sche Bischofs­kon­fe­renz im ver­gan­ge­nen Novem­ber jedoch eine Kom­mis­si­on mit dem Auf­trag, zu „prü­fen“, ob Lai­en, die im Ama­zo­nas einer „Gemein­de“ vor­ste­hen, zu Prie­stern geweiht wer­den könn­ten. Natür­lich sei die Fra­ge auf den Ama­zo­nas-Urwald bezo­gen, wes­halb Bischof Kräut­ler und Kar­di­nal Hum­mes zu Vor­sit­zen­den der Kom­mis­si­on ernannt wur­den. Auch in Bra­si­li­en soll die Welt am „deut­schen Wesen gene­sen“? Bischof Kräut­ler stammt aus Öster­reich, Kar­di­nal Hum­mes ist der Nach­fah­re deut­scher Einwanderer.

„Salamitaktik“

Nicht an eine ter­ri­to­ria­le Begren­zung glau­ben tra­di­ti­ons­ver­bun­de­ne bra­si­lia­ni­sche Katho­li­ken, wie Vida Cato­li­ca. Sie spre­chen von „Sala­mi­tak­tik“. Sie wer­fen Bischof Kräut­ler und Kar­di­nal Hum­mes vor, jeweils jenen Schritt in eine bedenk­li­che Rich­tung zu gehen, den man durch­set­zen kön­ne, doch nur mit dem Hin­ter­ge­dan­ken, bald den näch­sten Schritt fol­gen zu las­sen. Die Zulas­sung von „viri pro­ba­ti“ zum Dia­ko­nat sei nur eine Etap­pe gewe­sen, weil man die Abschaf­fung des Zöli­bats noch nicht durch­set­zen kön­ne, nun aber dar­auf hoffe.

Unter­des­sen freu­en sich die orga­ni­sier­ten Ex-Prie­ster über wach­sen­de „Öff­nun­gen“ in der Katho­li­schen Kir­che. Nach dem bereits ver­stor­be­nen Kar­di­nal Car­lo Mar­ti­ni hät­ten auch Wiens Erz­bi­schof Kar­di­nal Schön­born und Ham­burgs Weih­bi­schof Jasch­ke „posi­ti­ve Signa­le“ aus­ge­sandt. Jasch­ke habe davon gespro­chen, daß die „Erfah­rung ver­hei­ra­te­ter Prie­ster“ die Katho­li­sche Kir­che „berei­chern“ kön­ne, so der Movi­men­to Nacio­nal das Famà­lias dos Pad­res Casa­dos.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: MNFPC/​Ja (Screen­shot)

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