„Unverdaulicher“ päpstlicher Populismus und „nicht katholisches Denken in der Katholizität“


Wenn Blinde Blinde führen
Wenn Blin­de Blin­de führen

(Rom) Zum ersten Mal hat es mich nicht in den Peters­dom gezo­gen, um am öffent­li­chen Kon­si­sto­ri­um mit der Kre­ierung der neu­en Kar­di­nä­le teil­zu­neh­men. Ich war nicht der Einzige.

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Ange­sichts des bedrücken­den Rück­gangs der Gläu­bi­gen, auch in der Pro­vinz, ange­sichts des Tief­punk­tes bei den Prie­ster- und Ordens­be­ru­fun­gen und ange­sichts der schwei­gend hin­ge­nom­me­nen isla­mi­sti­schen Mas­sa­ker an Chri­sten, Lai­en und Geweih­ten, sind die – sagen wir – mage­ren päpst­li­chen Lit­ur­gien mit ihrem popu­li­sti­schen Ein­schlag, der von den Mas­sen­me­di­en (auch katho­li­schen) so betont wird, zu unver­dau­li­che Kost.

Kleriker bedrängen die Kirche mit menschlichen „Lösungen“ – und tödlichen für den Glauben

“Velo­ci­ter cur­rit ad finem“, auch wenn wir als Katho­li­ken auf das rei­ni­gen­de Werk ver­trau­en, das der Hei­li­ge Geist auch an der ster­ben­den Kir­che wir­ken wird, die von jenen Kle­ri­kern bedrängt wird, die nur mensch­li­che „Lösun­gen“ wol­len, die sie den bedräng­ten Gläu­bi­gen mit Cock­tails ver­ab­rei­chen, die für den Glau­ben töd­lich sind, statt ihnen die heil­sa­me gött­li­che Medi­zin zu bringen.

Man soll­te vor der eige­nen Haus­tür keh­ren, doch bewahrt Hei­mat­recht nicht vor Blind­heit. So will ich statt einer euro­päi­schen, eine latein­ame­ri­ka­ni­sche Nach­richt erwäh­nen, die mich bedrückt. Wie die Erz­diö­ze­se von Coch­abam­ba in Boli­vi­en bekannt­gab, wer­de die Zahl der boli­via­ni­schen Welt­prie­ster in 20 Jah­ren von der­zeit 900 auf 500 geschrumpft sein. Ein Land von neun Mil­lio­nen Ein­woh­nern, davon acht Mil­lio­nen Katho­li­ken, wird dann weni­ger Prie­ster haben als die Diö­ze­se Vicen­za in Nord­ita­li­en, aus der der amtie­ren­de Kar­di­nal­staats­se­kre­tär Pie­tro Paro­lin stammt.

Man­che Gegen­den Latein­ame­ri­kas blie­ben dem Prie­ster­tum schwer zugäng­lich. Bis vor 20 Jah­ren tra­ten jedes Jahr rund 20 Kan­di­da­ten in das Prie­ster­se­mi­nar ein. In den ver­gan­ge­nen fünf Jah­ren waren es durch­schnitt­lich nur mehr vier. Vor zehn Jah­ren gab es im Land noch 150 Nie­der­las­sun­gen von Frau­en­or­den. Seit­her haben 50 aus Man­gel an Beru­fun­gen zuge­sperrt. Vor 20 Jah­ren gab es noch 50 männ­li­che Ordens­nie­der­las­sun­gen. Heu­te sind es noch 20.

„Wird der Menschensohn auf der Erde noch Glauben vorfinden?“

Wenn ich Sät­ze wie die­sen von Papst Paul VI. lese: “Wir sind als Kir­che auf dem Weg zu einer tie­fen und welt­wei­ten Erneue­rung. Damit die­se Erneue­rung wirk­lich katho­lisch ist, muß sie alle histo­ri­schen Dimen­sio­nen der Kir­che mit­ein­schlie­ßen“, fra­ge ich mich, was den Papst zu einem bestimm­ten Augen­blick zu einer sol­chen Ein­schät­zung ver­an­laßt hat und was aus die­sem Weg gewor­den ist. Wir erle­ben an der eige­nen Haut jene Kle­ri­ker, die heu­te so in Mode sind und die die Gläu­bi­gen zum Abgrund des Glau­bens­ver­lu­stes führen.

Von Paul VI. stammt auch der Satz: „Es herrscht gro­ße Unru­he in der Welt der Kir­che und das, was in Fra­ge steht, ist der Glau­ben. So geschieht es, daß ich mir die dunk­len Wor­te Jesu im Evan­ge­li­um des Hei­li­gen Lukas wie­der­ho­le: ‚Wird der Men­schen­sohn, wenn er wie­der­kommt, auf der Erde noch Glau­ben vor­fin­den?“ (Lk 18,8).

Es geschieht, nicht erst seit heu­te, daß Bücher erschei­nen, in denen der Glau­ben in wich­ti­gen Punk­ten auf dem Rück­zug ist, und daß die Bischö­fe dazu schwei­gen, und daß vie­le Kle­ri­ker und Lai­en nichts Selt­sa­mes dar­an fin­den. Das aller­dings erscheint mir seltsam.

In jüng­ster Zeit lese ich manch­mal, was die Hei­li­ge Schrift über die letz­ten Zei­ten sagt und stel­le fest, daß eini­ge Zei­chen erkenn­bar sind. Sind wir dem Ende nahe? Das wer­den wir nie wis­sen. Der Herr sagt, wir sol­len immer bereit sein. Das gilt seit bald 2000 Jah­ren. Es kann zu sei­nem zwei­tau­send­sten Todes­tag sein. Es kann noch sehr lan­ge dauern.

Vormarsch des nicht katholischen Denkens unaufhaltsam? – Die kleine Herde

Was mich in die­sen Tagen bewegt und mich vom Gang in den Peters­dom zum Kon­si­sto­ri­um abge­hal­ten hat, ist das, was Paul VI. bei sei­ner Anspra­che vom 8. Sep­tem­ber 1977 beweg­te. „Was mich bewegt, wenn ich die katho­li­sche Welt betrach­te, ist, daß inner­halb der Katho­li­zi­tät gele­gent­lich ein Den­ken vor­herr­schend scheint, das nicht katho­lisch ist, und es kann sein, daß die­ses nicht katho­li­sche Den­ken mor­gen inner­halb der Katho­li­zi­tät sogar das stärk­ste wird.“

Im Rück­blick auf die ver­gan­ge­nen fünf­zig Jah­re scheint sich die­ses Den­ken Schritt um Schritt unauf­halt­sam der Kir­che zu bemäch­ti­gen. Die ver­schie­de­nen Ver­su­che, dem ent­ge­gen­zu­wir­ken, konn­ten die Ent­wick­lung bis­her nicht abwen­den, nur ver­zö­gern. Die­se Ver­su­che waren wich­tig und rich­tig, aber zu wenig kon­se­quent, zu kurz­at­mig, zu ober­fläch­lich, zu tole­rant und damit zum Teil selbst vom nicht katho­li­schen Den­ken ange­krän­kelt. Ande­rer­seits: Wie soll ein treu­er Prie­ster oder Laie, der das Beste will, mehr geben, wenn er es nicht bes­ser ver­steht durch eine lücken­haf­te und feh­ler­haf­te Aus­bil­dung oder Erziehung?

Paul VI. ende­te 1977 sei­ne Über­le­gun­gen mit den Wor­ten: Wie stark die­ses nicht katho­li­sche Den­ken in der Kir­che auch wer­den mag. „Es wird nie das Den­ken der Kir­che reprä­sen­tie­ren. Es ist not­wen­dig, daß eine klei­ne Her­de fort­be­steht, mag sie auch noch klein sein.“

Beten wir für die Kir­che, für den Papst und für alle Geweihten.

Text: Tra­di­tio Catholica
Bild: Der Blin­den­sturz von Pie­ter Brue­gel der Älte­re (1568), Neapel

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