Papst Franziskus wird als erster Papst vor dem US-Kongreß sprechen


Das Kapitol: Sitz des Kongresses der USA
Das Kapi­tol: Sitz des Kon­gres­ses der USA

(Washing­ton) Die Nach­richt darf als Sen­sa­ti­on bezeich­net wer­den. Daß ein katho­li­sches Kir­chen­ober­haupt in den US-Kon­greß ein­ge­la­den und vor den Abge­ord­ne­ten spre­chen könn­te, das hät­ten die mei­sten US-Ame­ri­ka­ner vor 35 Jah­ren noch für gänz­lich unmög­lich gehal­ten. Obwohl die Katho­li­ken die weit­aus größ­te Reli­gi­ons­ge­mein­schaft der USA bil­den, war erst einer der 44 US-Prä­si­den­ten Katho­lik: John F. Ken­ne­dy (1961–1963). Um der 35. Prä­si­dent der USA wer­den zu kön­nen, muß­te er im Wahl­kampf einen Distan­zie­rungs­ma­ra­thon absol­vie­ren. Damit läu­te­te er jene „Pri­va­ti­sie­rung“ der Reli­gi­on ein, die für die west­li­chen Gesell­schaf­ten prä­gend wurde.

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Die Sen­sa­ti­on, daß im zwei­ten Jahr­zehnt des 21. Jahr­hun­derts ein Papst das ame­ri­ka­ni­sche Kapi­tol bestei­gen wird, wur­de vom „Spea­k­er“ des Reprä­sen­tan­ten­hau­ses, John Boeh­ner, bekannt­ge­ge­ben. Boeh­ner ist seit 1991 repu­bli­ka­ni­scher Abge­ord­ne­ter. Seit die Repu­bli­ka­ner bei den Par­la­ments­wah­len 2010 die Mehr­heit zurück­er­ober­ten, ist er Vor­sit­zen­der des ame­ri­ka­ni­schen Unter­hau­ses. Boeh­ner, deutsch-iri­scher Abstam­mung ist Katholik.

Katholischer Speaker des Repräsentantenhauses gibt Papst-Besuch bekannt

„Es ist mein gro­ßes Pri­vi­leg, anzu­kün­di­gen, daß Sei­ne Hei­lig­keit Papst Fran­zis­kus am Don­ners­tag, den 24. Sep­tem­ber 2015 das Kapi­tol der Ver­ei­nig­ten Staa­ten besu­chen wird. An jenem Tag wird er der erste Ver­tre­ter des Hei­li­gen Stuhls in der Geschich­te sein, der vor dem ver­ein­ten Kon­greß spre­chen wird. Es wird ein histo­ri­scher Besuch und wir sind Sei­ner Hei­lig­keit ehr­lich dank­bar, die Ein­la­dung ange­nom­men zu haben“, so Boeh­ner in sei­ner Bekanntgabe.

Bei­de Häu­ser des US-Kon­gres­ses, der Senat und das Abge­ord­ne­ten­haus wer­den sich gemein­sam ver­sam­meln, um Papst Fran­zis­kus zu begrü­ßen und sei­ne Anspra­che zu hören.

Papst Fran­zis­kus wird im kom­men­den Sep­tem­ber die USA besu­chen, um am Welt­fa­mi­li­en­tref­fen in Phil­adel­phia teil­zu­neh­men. Erst gestern emp­fing  Papst Fran­zis­kus den Erz­bi­schof von Phil­adel­phia, Charles Joseph Cha­put in Audi­enz. Cha­put gehört zu den pro­fi­lier­te­sten US-Bischö­fen, wird aber Ende Febru­ar bereits zum zwei­ten Mal als Kar­di­nals­an­wär­ter übergangen.

Fran­zis­kus selbst gab bekannt, auch Washing­ton und New York besu­chen zu wol­len. In New York befin­det sich der Sitz der Ver­ein­ten Natio­nen. Ob der Papst im Rah­men sei­ner USA-Rei­se auch vor der UNO spre­chen wird, ist nicht bekannt.

Keine Abkühlung der Beziehungen Vatikan-USA unter einem lateinamerikanischen Papst

Obama spricht vor dem versammelten Kongreß zur Gesundheitsreform
Oba­ma spricht vor dem ver­sam­mel­ten Kon­greß zur Gesundheitsreform

Wer am Beginn die­ses Pon­ti­fi­kats eines Latein­ame­ri­ka­ners mit einer Abküh­lung der Bezie­hun­gen zwi­schen dem Vati­kan und den USA gerech­net hat­te, wird durch die Fak­ten wider­legt. Wie noch kein Kir­chen­ober­haupt vor ihm, sucht Fran­zis­kus einen unbe­küm­mer­ten und direk­ten Umgang mit evan­ge­li­ka­len Grup­pen und damit der genuin­sten reli­giö­sen Aus­drucks­form der USA. Nun wird es ihm zufal­len, als erster katho­li­scher Papst vor dem einst stolz-anti­pa­pi­sti­schen US-Kon­greß zu sprechen.

Die pro­te­stan­tisch gepräg­ten US-Eli­ten lehn­ten lan­ge prin­zi­pi­ell sogar diplo­ma­ti­sche Bezie­hun­gen zum Hei­li­gen Stuhl ab. Obwohl die ame­ri­ka­ni­schen Katho­li­ken histo­risch durch die Demo­kra­ti­sche Par­tei ver­tre­ten wur­den, ent­spann­te sich das Ver­hält­nis unter dem repu­bli­ka­ni­schen Prä­si­den­ten Ronald Rea­gan. Eine enge per­sön­li­che Bezie­hung zwi­schen ihm und Papst Johan­nes Paul II. führ­te 1984 zur Auf­nah­me offi­zi­el­ler diplo­ma­ti­scher Beziehungen.

Johan­nes Paul II. besuch­te danach noch vier Mal die USA. Eine Rede vor dem US-Kon­greß war jedoch kein The­ma. Als Papst Bene­dikt XVI. 2008 die ein­zi­ge Pasto­ral­rei­se in die USA unter­nahm, wur­de er als erstes katho­li­sches Kir­chen­ober­haupt vom amtie­ren­den US-Prä­si­den­ten Geor­ge W. Bush bereits bei sei­ner Ankunft am Flug­ha­fen begrüßt. Es darf ange­nom­men wer­den, daß dies Barack Oba­ma im Sep­tem­ber zur Begrü­ßung von Papst Fran­zis­kus wie­der­ho­len wird.

Zwei „Großmächte“ – Was wird der Papst ins Stammbuch schreiben?

Eine erstaun­li­che Annä­he­rung zwi­schen zwei, wenn auch ganz unter­schied­li­chen „Groß­mäch­ten“. Der US-Con­greß ver­tritt den mäch­tig­sten Staat der Welt, der Papst mit 1,3 Mil­li­ar­den Katho­li­ken die größ­te Reli­gi­ons­ge­mein­schaft der Welt. Betrach­tet man, daß die Katho­li­ken dem Papst und damit einem Haupt unter­ste­hen, dann fin­det sich nichts annä­hernd Ver­gleich­ba­res auf der Welt.

Was Papst Fran­zis­kus bei die­ser ein­zig­ar­ti­gen Gele­gen­heit den ame­ri­ka­ni­schen Abge­ord­ne­ten sagen wird, wird erst am 24. Sep­tem­ber bekannt. Die distan­zier­te Käl­te, mit der Papst Bene­dikt XVI. bei sei­ner Rede vor dem Deut­schen Bun­des­tag begeg­net wur­de, wird Papst Fran­zis­kus in den USA nicht begeg­nen. Sein Auf­tritt vor dem Euro­päi­schen Par­la­ment und dem Euro­pa­rat läßt auch inhalt­lich ande­res ver­mu­ten als Bene­dikt XVI. ver­such­te. An „hei­ßen“ The­men man­gelt es nicht. Das gilt kei­nes­wegs nur für die US-Außen­po­li­tik. US-Prä­si­dent Oba­ma fährt seit sei­nem Amts­an­tritt 2009 in gesell­schafts­po­li­ti­schen Fra­gen einen radi­kal links­li­be­ra­len Kurs. Die För­de­rung von Abtrei­bung und Ver­hü­tung durch die Gesund­heits­re­form und die Durch­set­zung der „Homo-Ehe“ sind nur zwei innen­po­li­ti­sche Stich­wor­te. Oba­ma rich­te­te die US-Außen­po­li­tik auf welt­wei­te Durch­set­zung der Abtrei­bungs­le­ga­li­sie­rung und der „Homo-Rech­te“ als „Men­schen­rech­te“ aus.

Die bis­he­ri­ge Hal­tung von Papst Fran­zis­kus läßt jedoch ver­mu­ten, daß der Papst die­se „Reiz­the­men“ aus­klam­mern und ein Jahr vor den näch­sten Prä­si­dent­schafts­wah­len es ver­mei­den wird, einer poli­ti­schen Wen­de das Wort zu reden. Wie der Besuch in Straß­burg zeig­te, dürf­te der Papst den Schwer­punkt auf The­men legen, die auch einer links­li­be­ra­len Zuhö­rer­schaft erträg­lich sind.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Wikicommons

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Katho­li­sches war die erste katho­li­sche Publi­ka­ti­on, die das Pon­ti­fi­kat von Papst Fran­zis­kus kri­tisch beleuch­te­te, als ande­re noch mit Schön­re­den die Qua­dra­tur des Krei­ses versuchten.

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4 Kommentare

  1. Ich hof­fe, dass er trotz­dem Miß­stän­de anspre­chen wird. Mög­li­cher­wei­se wird er etwas zu den Glo­ba­li­sie­runs­fir­men sagen und dass es unmög­lich ist die gan­ze Welt auf­zu­kau­fen und die gan­ze Mensch­heit in den Sack zu stecken. Da hat näm­lich Gott Vater auch noch ein Wört­chen mitzureden.

    • „Da hat näm­lich Gott Vater auch noch ein Wört­chen mitzureden.“
      Im Namen des Vaters und des Soh­nes und des Hei­li­gen Gei­stes. Aber der Anti­christ braucht doch den Sack wo alle drin stecken. Alle Völ­ker, alle Reli­gio­nen in einen Sack und kräf­tig umrüh­ren und schüt­teln so hat er es am lieb­sten. Das Ziel die­ser Welt ist immer Chri­stus ob in guten oder bösen.
      Per Mari­am ad Christum.

  2. Ein span­nen­des Datum ist der 24. Sep­tem­ber 2015, an dem Papst Fran­zis­kus sei­nen gro­ßen Auf­tritt hat. An die­sem Tag läuft der „500 Tage“-Countdown bis zum Beginn des „Kli­ma-Cha­os“ ab, das der fran­zö­si­sche Außen­mi­ni­ster Lau­rent Fabi­us im Bei­sein des ame­ri­ka­ni­schen Außen­mi­ni­sters John Ker­ry, der zu die­ser rät­sel­haf­ten Mit­tei­lung mit ernst­haf­ter Mie­ne nick­te, am 13. Mai 2014 ankündigte.
    https://estomiles.wordpress.com/2014/12/27/500-days-until-climate-chaos-asteroid-impact-on-september-24–2015-500-tage-bis-klima-chaos-asteroid-einschlag-am-24-september-2015-video/

    Viel­leicht ist das „Kli­ma-Cha­os“ ja nicht meteo­ro­lo­gisch, son­dern poli­tisch gemeint…

  3. 24.09.: Ergibt 33, die Zahl der Hoch­gra­de. Ganz gewiß kein zufäl­li­ges Datum! Der Gene­ral­se­kre­tär desi­gna­tus der frei­mau­re­ri­schen Welt­ein­heits­re­li­gi­on spricht vor dem „Par­la­ment“ des Bösen. Quous­que tandem…

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