(Rom) „Harte Zeiten“ herrschen für Kardinäle, die als „Abweichler“ gelten vom Weg, den der derzeitige Papst vorgibt. Das „ultrabergoglianische“ (Magister) Internetportal Vatican Insider, das unter Mitwirkung von Andrea Tornielli, dem Haus- und Hofvatikanisten von Papst Franziskus entstand, teilte innerhalb weniger Tage Hiebe gegen drei Kardinäle aus, die sich angeblich dieses Vergehens schuldig gemacht hätten.
Gegen Kardinal Rayond Burke
Am 14. Februar griff Vatican Insider mit Eifer einen Eintrag von Erzbischof Donald Kardinal Wuerl von Washington auf, den dieser gegen seinen amerikanischen Mitbruder, Raymond Kardinal Burke verfaßte. Obwohl Kardinal Wuerl seinen Mitbruder Burke gar nicht namentlich nannte, veröffentlichte Vatican Insider diesen sogar fettgedruckt, damit jeder den Adressaten, sprich Angeklagten erkennt. Wuerl warf seinem Mitbruder wegen seiner Kritik an Entscheidungen von Papst Franziskus Majestätsbeleidigung vor.
Gegen Kardinal George Pell
Am 16. Februar informierte Vatican Insider mit einer Reihe bisher unbekannter Details über Schritte, die der Päpstliche Rat für die Gesetzestexte im Auftrag von Papst Franziskus unternommen hat, um die Entscheidungsbefugnisse und Zuständigkeiten von George Kardinal Pell als Präfekt des neuen Wirtschaftssekretariats einzuschränken. Dabei war es Franziskus, der Kardinal Pell, damals noch Erzbischof von Sydney in Australien, vor genau einem Jahr nach Rom berief und an die Spitze des neuen Dikasteriums stellte.
Gegen Kardinal Joseph Zen
Am 19. Februar widmete Vatican Insider der sarkastischen Kritik eines unbekannten chinesischen Priesters und Bloggers breiten Raum, die dieser gegen Joseph Kardinal Zen, den emeritierten Bischof von Hong Kong und unbestrittene Gallionsfigur der romtreuen katholischen Untergrundkirche Chinas ritt. Ihm wurde in bissigem Ton unterstellt, jeden Versuch eines „Appeasement“ zwischen dem Heiligen Stuhl und der kommunistischen Regierung in Peking zu boykottieren.
Jagd auf das „Känguru“ Pell eröffnet
Nach dem Päpstlichen Rat für die Gesetzestexte stieg auch der Pensionsfonds des Vatikans gegen den australischen Kardinal in den Ring. Am 20. Februar teilte er in einer Presseerklärung mit, daß die Pensionen der Vatikanbediensteten gesichert sind und „Unruhe stiftende“ Nachrichten der vergangenen Monate unbegründet seien.
Es ist Kardinal Pell, der seit Monaten beunruhigt Alarm schlägt wegen des vatikanischen Pensionsfonds. Erstmals tat er dies im Juli 2014 mit der Ankündigung, ein Expertenkomitee eingesetzt zu haben, um die Probleme zu studieren. Er wiederholte es in der britischen Wochenzeitung Catholic Herald im vergangenen Dezember sowie am 13. Februar auf der Internetseite Crux des Boston Globe.
Gegen den Versuch von Kardinal Pell, Ordnung in den Pensionsfonds zu bringen, reagierte der Verwaltungsrat desselben. Den Vorsitz dort führt Domenico Kardinal Calcagno, Präsident der Güterverwaltung des Apostolischen Stuhls (APSA), die Dombauhütte von St. Peter, die Propaganda Fide, das Staatssekretariat, Radio Vatikan und das Governatorat der Vatikanstadt. „Kurzum, die Vertreter aller dieser Institutionen haben einen Machtkampf mit Pell begonnen, um ihre wirtschaftlich-finanziell Autonomie zu bewahren“, so Magister.
Damit schreiten die Einkreisungsmanöver gegen jenen Mann voran, der von den englischsprachigen Medien gerne als „Zar“ der Vatikanfinanzen bezeichnet wird, der innerhalb der Heiligen Mauern aber, und das sogar in altissimis, ziemlich prosaisch das „Känguru“ genannt wird
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Secretum meum mihi