Ein Tag im Leben syrischer Christen – Obamas „gemäßigte“ Dschihadisten


Armee des Islam: Obamas "gemäßigte" Rebellen in Syrien
Armee des Islam: Oba­mas „gemä­ßig­te“ Rebel­len in Syrien

(Damas­kus) Einen Ein­druck des­sen, was die Men­schen in Syri­en und dem Irak erle­ben, schil­dert der Bericht eines christ­li­chen syri­schen Fami­li­en­va­ters, der von Ora pro Siria ver­öf­fent­licht wurde.

Ein Telefonanruf aus Damaskus, 5. Februar 2015

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„Hal­lo… wir leben noch…

Um 7.30 Uhr heu­te mor­gen weck­te uns gro­ßer Wider­hall… Das waren Gra­na­ten und Rake­ten, die von Dschi­ha­di­sten­grup­pen abge­feu­ert wur­den, die sich in der Gegend von Al-Gou­tha Ost befin­den. Ich habe sofort zu mei­nen Kin­dern, die dabei waren, sich auf den Schul­weg zu machen, gesagt, daß sie das Haus nicht ver­las­sen sol­len. Da wir nicht weit von Jobar ent­fernt woh­nen, habe ich das Abfeu­ern der Rake­ten und der Gra­na­ten gehört. Die erste Wel­le waren mehr als 25 Rake­ten und Granaten.

Die­se radi­ka­len Grup­pen haben sich die kri­tisch­ste Zeit aus­ge­sucht, wenn die Men­schen zur Arbeit und die Kin­der zur Schu­le gehen.

Die Fol­gen die­ses Angriffs, der bis 17 Uhr dau­er­te, sind neun tote und mehr als 35 ver­letz­te Zivi­li­sten. Es wur­den mehr als 130 Rake­ten, Gra­na­ten,  auch Kat­ju­scha-Rake­ten abge­schos­sen. Alle auf Damaskus.

Die Uni­ver­si­tät von Damas­kus wur­de getrof­fen… zum Glück wur­de mein Nef­fe geret­tet, der sich dort befand.

Ein Ein­schlag traf das Dach der Schu­le mei­nes älte­sten Sohnes.

Ein neun­jäh­ri­ges Mäd­chen, Gazal Jabu­ri, wur­de in ihrem Eltern­haus schwer ver­letzt und hat ihre Bei­ne verloren.

Vie­le Ein­schlä­ge tra­fen die Alt­stadt von Damas­kus, die Oma­ja­den­mo­schee, das christ­li­che Zen­trum von Bab Tuma und vie­le Armen­vier­tel, dar­un­ter Mezeh 86. Eini­ge Rake­ten haben die Gegend von Al-Maz­raa und die Gegend um das Ita­lie­ni­sche Kran­ken­haus getroffen…

Die Kapel­le der Sale­sia­ner beim Ita­lie­ni­schen Kran­ken­haus wird heu­te und mor­gen geschlos­sen sein…

Heu­te war ein Tag gro­ßer Angst. Die Stra­ßen von Damas­kus waren fast menschenleer.

Wir wis­sen nicht, was wir tun sol­len… wir haben gro­ße Angst, unse­re Kin­der zur Schu­le zu schicken…

Heu­te flo­gen die Todes­en­gel über Damaskus.“

Armee des Islam - Obamas „gemäßigte“ Dschihadisten

Syrische Christen: Opfer des Dschihadistenangriffs auf Homs am 21. Januar 2015 (die beiden jungen Frauen rechts im Bild überlebten verletzt).
Syri­sche Chri­sten: Opfer des Dschi­ha­di­sten­an­griffs auf Homs am 21. Janu­ar 2015, bei dem 15 Men­schen getö­tet wur­den (die bei­den jun­gen Frau­en rechts im Bild, Nir­min Syria­ni und Rose Tou­mah, über­leb­ten verletzt).

Der Rake­ten­be­schuß von Damas­kus erfolg­te durch die Armee des Islam von Zahr­an All­o­ush. Die Dschi­ha­di­sten­grup­pe Jaysh al-Islam (Armee des Islam) wird von den USA zu den „gemä­ßig­ten“ Rebel­len in Syri­en gezählt. Mit ande­ren Wor­ten, sie wird vom Westen unter­stützt. Tat­säch­lich han­delt es sich dabei um einen sala­fi­sti­schen Kampf­ver­band. Erst am 25. Janu­ar hat­te Zahrans Ein­heit Damas­kus unter Beschuß genom­men. Die Bilanz: meh­re­re Tote und über 70 ver­letz­te Zivi­li­sten, dar­un­ter 23 Kinder.

Zahr­an All­o­ush ist der Sohn des isla­mi­schen Reli­gi­ons­füh­rers Abdul­lah Moham­med All­o­ush mit Sitz in Sau­di-Ara­bi­en, wohin er vor der Assad-Regie­rung geflo­hen ist. Zahr­an saß in Syri­en wegen sala­fi­sti­sche Akti­vi­tä­ten im Gefäng­nis. Am 11. Dezem­ber 2013 waren Jaysh al-Islam-Kämp­fer zusam­men mit der Sala­fi­sten­bri­ga­de Al-Nus­ra am Mas­sa­ker von Adra an Chri­sten, Ala­wi­ten und Dru­sen beteiligt.
Im deut­schen Fern­se­hen wur­de über das Mas­sa­ker nicht berich­tet, so wie jetzt über die Angrif­fe der mit den USA ver­bün­de­ten Dschi­ha­di­sten nicht berich­tet wird.

Zum Jah­res­wech­sel haben rund 3.000 Rebel­len, die bis­her im Namen der Frei­en Syri­schen Armee kämpf­ten, offi­zi­ell der Fah­ne des Isla­mi­schen Staa­tes (IS) unter­stellt. Daß das Pro­pa­gan­da­kon­strukt Freie Syri­sche Armee und der Isla­mi­sche Staat (IS)  kom­mu­ni­zie­ren­de Gefä­se sind, wird von west­li­chen Regie­run­gen wei­ter­hin geleug­net. Die getö­te­ten und ver­trie­be­nen Chri­sten wer­den als „Kol­la­te­ral­scha­den“ beim Kampf gegen die Assad-Regie­rung bil­li­gend in Kauf genommen.

Deut­li­cher sag­te es der grie­chisch-mel­ki­ti­sche Erz­bi­schof von Alep­po, Jean-Clé­ment Jean­bart. Um der Ein­la­dung des Bischofs von Mon­rea­le Fol­ge lei­sten zu kön­nen, muß­te er eine sie­ben­stün­di­ge Auto­fahrt zu einem siche­ren Flug­platz auf sich neh­men. Dabei wur­de sein Fahr­zeug von Isla­mi­sten beschos­sen. Bei einer Begeg­nung mit Jour­na­li­sten am 24. Janu­ar in Paler­mo sag­te Erz­bi­schof Jean­bart: „Es gibt ein Kom­plott, um den Nahen Osten von Chri­sten zu säu­bern, denn die ein­zi­ge Stim­me, die bis in den Westen dringt, sind die Kla­ge­ru­fe der Christen“.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Ora pro Siria

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