(Warschau) Dies sagte Erzbischof Henryk Hoser, der Bischof von Warschau-Praga mit Blick auf das Lehramt des polnischen Papstes zur Familie. Grund für die scharfe Kritik ist die bevorstehende Bischofssynode über die Familie im Oktober 2015.
„Ich werde es brutal sagen: Die Kirche hat Johannes Paul II. verraten.“ Mit diesen Worten ließ Erzbischof Hoser jüngst aufhorchen. „Nicht die Kirche als Braut Christi, nicht die Kirche unseres Glaubensbekenntnisses, denn Johannes Paul II. war ihr Ausdruck, die authentische Stimme der Kirche, sondern die pastorale Praxis ist es, die Johannes Paul II. verraten hat“, so der polnische Erzbischof in einem Interview der polnischen Nachrichtenagentur KAI.
Schwerpunkt des Interviews war die Familie und die bevorstehende Bischofssynode über die Familie im kommenden Herbst. Man werde dort, so der Erzbischof, über die Zerrüttung der Familie sprechen, über die Patchwork-Familie, über die Unauflöslichkeit der Ehe, aber es werde auch jene geben, die eine Zulassung der wiederverheirateten Geschiedenen zur Kommunion fordern.
Erzbischof Hoser sprach davon, daß die von Kardinal Kasper vertretende Position von einer „falschen Voraussetzung“ ausgehe, denn es werde „eine Barmherzigkeit Gottes ohne Gerechtigkeit gefordert“. Im wirklichen Leben sei es notwendig, „daß im Ehe- und Familienleben die Gerechtigkeit garantiert“ werden müsse. Der Bischof von Warschau erinnerte an die Worte von Johannes dem Täufer an Herodes: „Du hattest nicht das Recht, die Frau deines Bruders zur Frau zu nehmen“ (Mk 6,18). Es gehe „um ein Bedürfnis nach Gerechtigkeit“, verwies Erzbischof Hoser auf Papst Johannes Paul II., der gesagt hatte, daß die Liebe danach verlange „vor Gott gerecht“ zu sein.
Der Bischof von Warschau forderte die Katholiken auf, das Apostolische Schreiben von Johannes Paul II. Familiaris consortio über die Familie zu lesen.
Hoser war vor seiner Ernennung zum Diözesanbischof von Warschau-Praga Kurienerzbischof in Rom. Rang und Würde eines Erzbischofs konnte er ad personam nach seiner Ernennung behalten.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Corrispondenza Romana