Der argentinische Schachzug des Opus Dei


Msgr. Mariano Fazio neuer Generalvikar des Opus Dei
Msgr. Maria­no Fazio neu­er Gene­ral­vi­kar des Opus Dei

(Rom) Zum ersten Mal in sei­ner Geschich­te wird nicht ein Spa­ni­er ein Spit­zen­amt im Opus Dei ein­neh­men. Die Wahl des neu­en Gene­ral­vi­kars der Per­so­nal­prä­la­tur fiel auf den Argen­ti­ni­er Msgr. Maria­no Fazio, den Jor­ge Mario Berg­o­glio per­sön­lich kennt. „Eine Ent­schei­dung, die genau über­legt scheint, um die Bezie­hun­gen zwi­schen der Prä­la­tur und Papst Fran­zis­kus zu festi­gen und zu ver­bes­sern“, so der Vati­ka­nist San­dro Magister.

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In die­sen ersten bei­den Jah­ren des neu­en Pon­ti­fi­kats war das Ver­hält­nis zwi­schen Papst und Opus Dei for­mal aus­ge­zeich­net. Dazu bei­getra­gen hat­ten die Audi­en­zen, die Msgr. Car­los Maria Nannei gewährt wur­den, dem Vor­gän­ger Fazi­os als Vikar von Argen­ti­ni­en. In Wirk­lich­keit wie­sen die Signa­le in die genau ent­ge­gen­ge­setz­te Richtung.

Keine Dispens für Seligsprechung – Kein Opus Dei-Vertreter bei Synode

Opus DeiDas Opus Dei hät­te die Selig­spre­chung ihres zwei­ten Obe­ren, von Msgr. Alva­ro del Por­til­lo ger­ne in Rom durch­ge­führt. Por­til­lo war der Nach­fol­ger des Grün­ders, des hei­li­gen Jose­ma­ria Escri­va de Bala­guer. Papst Fran­zis­kus gewähr­te jedoch kei­ne Dis­pens. So fand die Zere­mo­nie am ver­gan­ge­nen 27. Sep­tem­ber im Madrid statt, obwohl der neue Seli­ge die letz­ten Jahr­zehn­te sei­nes Lebens in Rom ver­brach­te hat­te und auch dort gestor­ben ist.

Beob­ach­tern ist zudem nicht ent­gan­gen, daß Papst Fran­zis­kus kei­nen ein­zi­gen Ver­tre­ter des Opus Dei als Syn­oda­len, Exper­ten oder Audi­tor für die Bischofs­syn­ode 2014 berief, obwohl die Per­so­nal­prä­la­tur in ihren Rei­hen zahl­rei­che renom­mier­te Theo­lo­gen und Kir­chen­recht­ler zählt. Da kein Vor­sit­zen­der einer Bischofs­kon­fe­renz und kein Dik­aste­ri­en­lei­ter an der Römi­schen Kurie dem Opus Dei ange­hört, hat­te das Werk Got­tes kei­ner­lei Anteil an der Synodenarbeit.

Bei der Bischofs­syn­ode 2015 wird das anders ein. Unter den von den Bischofs­kon­fe­ren­zen gewähl­ten Syn­oden­vä­tern fin­den sich bereits drei Ver­tre­ter des Opus Dei: Erz­bi­schof José Gomez von Los Ange­les (USA), Erz­bi­schof Anto­nio Arre­gui Yar­za von Gua­ya­quil in Ecua­dor und Bischof Jai­me Fuen­tes Martà­n von Minas in Uruguay.

Absetzung des Opus Dei-Bischofs Livieres von Ciudad del Este

Weni­ge Tage vor Beginn der Bischofs­syn­ode 2014 ver­füg­te Papst Fran­zis­kus die Abset­zung eines Opus-Dei-Bischofs. Am 25. Sep­tem­ber wur­de in Rom und Para­gu­ay bekannt­ge­ge­ben, daß Bischof Roge­l­io Ricar­do Livi­e­res Pla­no, die her­aus­ra­gend­ste Gestalt im Epi­sko­pat des latein­ame­ri­ka­ni­schen Lan­des, ohne Anga­be von Grün­den sei­nes Amtes ent­ho­ben wur­de. Bischof Livi­e­res war weni­ge Tage zuvor nach Rom gebe­ten wor­den (in sei­nem Umfeld heißt es, man habe ihn aus sei­ner Diö­ze­se weg­ge­lockt), wo er aus den Medi­en von sei­ner Abset­zung erfah­ren muß­te. Aus der Erklä­rung des vati­ka­ni­schen Pres­se­am­tes ließ sich den­noch soviel ver­ste­hen, daß der glau­bens­treue Bischof sei­ne bischöf­li­chen Mit­brü­der im para­gu­ay­ischen Epi­sko­pat stör­te. Da Livi­e­res Prie­ster­be­ru­fun­gen im Gegen­satz zu ande­ren Bis­tü­mern för­der­te und dafür ein eige­nes Prie­ster­se­mi­nar, frei von befrei­ungs­theo­lo­gi­schem Ein­fluß errich­te­te, hat­te er in sei­ner Diö­ze­se, die zehn Pro­zent der Katho­li­ken umfaßt, fast drei­mal soviel Semi­na­ri­sten wie alle ande­ren Diö­ze­sen zusam­men. Der Bischof för­der­te zudem den über­lie­fer­ten Ritus. Die Semi­na­ri­sten wur­den in bei­den For­men des Römi­schen Ritus aus­ge­bil­det. In fast allen Pfar­rei­en sei­ner Diö­ze­se wur­de auch im über­lie­fer­ten Ritus zele­briert. Eine Situa­ti­on, die ande­ren Kir­chen­tei­len uner­träg­lich wur­de. Trotz mehr­fa­cher Bit­te ver­wei­ger­te ihm Papst Fran­zis­kus eine Audi­enz. Gegen­über dem Vati­kan wur­de Bischof Livi­e­res, der sei­ne Abset­zung nicht kom­men­tar­los hin­nahm, vom Opus Dei sofort fallengelassen.

Schwächung des Opus Dei in Peru

Auch in Peru muß­te das Opus Dei her­be Nie­der­la­gen ein­stecken. In den ver­gan­ge­nen Mona­ten wur­den zwei sei­ner Prä­la­ten aus Alters­grün­den eme­ri­tiert. Weder Erz­bi­schof Juan Anto­nio Ugar­te Pérez von Cuz­co noch Bischof Jesús Moli­né Labar­te von Chic­layo wur­den durch Mit­brü­der aus dem Opus Dei ersetzt. Obwohl mit Kar­di­nal Juan Cipria­ni Thor­ne seit 1999 ein Opus Dei-Ange­hö­ri­ger Erz­bi­schof von Lima ist, wur­de er im Gegen­satz zu sei­nen Amts­vor­gän­ger nie zum Vor­sit­zen­den der Perua­ni­schen Bischofs­kon­fe­renz gewählt. Johan­nes Paul II. ver­such­te über Cipria­ni Thor­ne und das Opus Dei den perua­ni­schen Epi­sko­pat zu erneu­ern. Eine Erneue­rung, die auf hal­bem Weg stecken­blieb und nun im Rück­wärts­gang läuft. Mit den jüng­sten Bischofs­er­nen­nun­gen wur­de die Anti-Opus-Dei-Mehr­heit im perua­ni­schen Epi­sko­pat gestärkt.

Mariano Fazio: El Papa Francisco
Maria­no Fazio: El Papa Francisco

Versuch: Wohlwollen bei Franziskus zu finden

Die Ernen­nung von Msgr. Maria­no Fazio zum neu­en Gene­ral­vi­kar der ein­zi­gen Per­so­nal­prä­la­tur der Katho­li­schen Kir­che erfolg­te, nach­dem er am ver­gan­ge­nen 30. Sep­tem­ber von Papst Fran­zis­kus emp­fan­gen wor­den war. Der Name des argen­ti­ni­schen Prä­la­ten wur­de damals kurio­ser­wei­se sowohl im Tages­bul­le­tin des Pres­se­am­tes als auch am Tag danach im Osser­va­to­re Roma­no zu Fas­sio verschrieben.

Fazio ist Ordi­na­ri­us für Geschich­te der Poli­ti­schen Tho­rie an der Päpst­li­chen Uni­ver­si­tät vom Hei­li­gen Kreuz des Opus Dei in Rom. Er gilt als aus­ge­wie­se­ner Ken­ner der moder­nen Ideen­ge­schich­te. In Argen­ti­ni­en heißt es, Fazio ken­ne die Geg­ner der Kir­che und deren Denken.

Der bis­he­ri­ge Vikar (Obe­re) des Opus Dei in Argen­ti­ni­en ver­faß­te gleich nach der Papst-Wahl des Erz­bi­schofs von Bue­nos Aires ein Fran­zis­kus-Buch: „El Papa Fran­cis­co: Cla­ves de su pen­sa­mi­en­to“ (Papst Fran­zis­kus. Die Schlüs­sel sei­nes Den­kens). Das mag im Kal­kül berück­sich­tigt wor­den sein, Papst Fran­zis­kus könn­te dem Argen­ti­ni­er Fazio gegen­über wohl­wol­len­der gesinnt sein. Den „Schlüs­sel“ zu Berg­o­gli­os Den­ken hat er in sei­nem Buch aller­dings nicht vorgelegt.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Rialp/​Diario Argentino

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1 Kommentar

  1. Argen­ti­ni­en wird wohl zum Angel­punkt der Berg­o­glia­ner. Den Schlüs­sel des Den­kens Ber­do­gli­os mag fin­den, wer will. Kost­pro­ben sei­nes Den­kens bekom­men wir ja zu unse­rem Leid­we­sen nahe­zu stän­dig mit.

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