Neue Kardinäle, unbekannte Namen und das alte Europa


Neue Kardinäle
Neue Kar­di­nä­le

(Rom) Im Rah­men des sonn­täg­li­chen Ange­lus gab Papst Fran­zis­kus heu­te am Peters­platz die Ernen­nung von 20 neu­en Kar­di­nä­len bekannt. Fünf­zehn davon ste­hen im akti­ven Dienst und sind Papst­wäh­ler im Kon­kla­ve. Fünf haben das 80. Lebens­jahr bereits überschritten.

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Sie stam­men aus acht­zehn Staa­ten aller fünf Kon­ti­nen­te. Auf­fal­lend ist die Ernen­nung außer­eu­ro­päi­scher und nicht-west­li­cher Kir­chen­ver­tre­ter. Vie­le von ihnen sind in Rom kaum bekannt. Nur zwei neue Papst­wäh­ler, der Patri­arch von Lis­sa­bon und der Erz­bi­schof von Hanoi, sind Inha­ber einer Kathe­dra, mit der tra­di­tio­nell die Kar­di­nals­wür­de ver­bun­den ist. Patri­arch Cle­men­te wur­de am 18. Mai 2013 von Papst Fran­zis­kus ernannt. Der Erz­bi­schofs­sitz von Ran­gun steigt fak­tisch in die­sen Rang auf. Der Vor­gän­ger des künf­ti­gen Kar­di­nals war als erster Erz­bi­schof von Johan­nes Paul II. mit der Kar­di­nals­wür­de aus­ge­zeich­net wor­den. Her­aus­ra­gen­de­re Bischofs­ge­stal­ten wie der Patri­arch von Vene­dig, die Erz­bi­schö­fe von Brüs­sel-Mecheln und Phil­adel­phia, die zu den Anwär­tern gehör­ten, oder der Erz­bi­schof von Fer­ra­ra oder die Bischö­fe von Chur und Fre­jus-Tou­lon wur­den nicht berücksichtigt.

Die Erneue­rung der Kir­che, in wel­che Rich­tung auch immer, soll offen­bar nicht über den Westen erfol­gen. Papst Fran­zis­kus schwächt das Gewicht der Römi­schen Kurie und Euro­pas, das er bei sei­nem Besuch in Straß­burg im Euro­päi­schen Par­la­ment und Euro­pa­rat als „unfrucht­bar“ und über­al­tert bezeich­net hat­te. Von den fünf­zehn neu­en Kar­di­nä­len sind elf Metro­po­li­ten, drei aber „nur“ Diözesanbischöfe.

Erhal­ten, wenn auch ver­la­gert, bleibt das Gewicht ita­lie­nisch- und spa­nisch­spra­chi­ger Pur­pur­trä­ger sowie der Sale­sia­ner, die zwei neue Kar­di­nä­le stellen.

Der Erzbischof von Adis Abeba
Der Erz­bi­schof von Adis Abeba

Hin­fäl­lig wer­den damit alle Spe­ku­la­tio­nen rund um Erz­bi­schofs­sit­ze, die bis­her mit der Kar­di­nals­wür­de ver­bun­den waren.

Die Kar­di­nals­kre­ierung erfolgt am 14. Febru­ar. Am 15. Febru­ar wird der Papst mit den neu­en Kar­di­nä­len im Peters­dom die Hei­li­ge Mes­se zele­brie­ren. Die neu­en Pur­pur­trä­ger wer­den bereits am 12. und 13. Febru­ar am ordent­li­chen Kar­di­nals­kon­si­sto­ri­um teil­neh­men, das zur Kuri­en­re­form ein­be­ru­fen wurde.

Nur einer der neu­ernann­ten Kar­di­nä­le gehört der Römi­schen Kurie an. Es han­delt sich um den bis­he­ri­gen „Außen­mi­ni­ster“ des Hei­li­gen Stuhls, den Papst Fran­zis­kus am ver­gan­ge­nen 8. Novem­ber zum Prä­fek­ten des Ober­sten Gerichts­ho­fes der Apo­sto­li­schen Signa­tur mach­te, nach­dem er den bis­he­ri­gen Amts­in­ha­ber, Kar­di­nal Ray­mond Leo Bur­ke auf unsanf­te Wei­se aus dem Amt ent­fernt hat­te. Kar­di­nal Bur­ke hat­te zuvor mehr­fach Beden­ken zu Art und Aus­rich­tung des der­zei­ti­gen Pon­ti­fi­kats geäußert.

Mit der Ernen­nung von zwei neu­en ozea­ni­schen Kar­di­nä­len, rückt die mög­li­che Erset­zung von Kar­di­nal Geor­ge Pell als Ver­tre­ter die­ses Erd­teils im C9-Kar­di­nals­rat in den Bereich des Möglichen.

Die neuernannten Kardinäle

Kuri­en­erz­bi­schof Domi­ni­que Mam­ber­ti, Titu­lar­erz­bi­schof von Sago­na, Prä­fekt des Ober­sten Gerichts­hofs der Apo­sto­li­schen Signa­tur (Frank­reich)

Patri­arch Manu­el José Macá­rio do Nasci­men­to Cle­men­te von Lis­sa­bon (Por­tu­gal)

Erz­bi­schof Berha­ney­esus Deme­rew Sou­ra­phiel CM von Addis Abe­ba (Äthio­pi­en)

Erz­bi­schof John Atcher­ley Dew von Wel­ling­ton (Neu­see­land)

Erz­bi­schof Edo­ar­do Meni­chel­li von Anco­na-Osi­mo (Ita­li­en)

Erz­bi­schof Pierre Nguy­àªn Văn Nhon von Hanoi (Viet­nam)

Erz­bi­schof Alber­to Suá­rez Inda von More­lia (Mexi­ko)

Erz­bi­schof Charles Maung Bo SDB Ran­gun (Myan­mar)

Erz­bi­schof Fran­cis Xavier Kri­engsak Kovitha­va­nij von Bang­kok (Thai­land)

Erz­bi­schof Fran­ces­co Mon­te­ne­gro von Agri­gent (Ita­li­en)

Erz­bi­schof Dani­el Fer­nan­do Stur­la Ber­hou­et SDB von Mon­te­vi­deo (Uru­gu­ay)

Erz­bi­schof Ricar­do Bláz­quez Pérez von Val­la­do­lid (Spa­ni­en)

Bischof José Luis Lacun­za Mae­s­tro­juán OAR von David (Pana­ma)

Bischof Arlin­do Gomes Fur­ta­do von Sant­ia­go de Cabo Ver­de (Kap­ver­di­sche Inseln)

Bischof Soane Pati­ta Pai­ni Mafi von Ton­ga (Ton­ga)

Von den fünf­zehn neu­en Papst­wäh­lern wur­den der Prä­fekt der Apo­sto­li­schen Signa­tur, der Patri­arch von Lis­sa­bon und der Erz­bi­schof von Mon­te­vi­deo von Papst Fran­zis­kus in ihre heu­ti­gen Ämter beru­fen. Die Erz­bi­schö­fe von Hanoi, Bang­kok, Agri­gent, Val­la­do­lid und die Bischö­fe von Sant­ia­go de Cabo Ver­de und Ton­ga von Bene­dikt XVI. und die übri­gen sechs Neo-Kar­di­nä­le von Johan­nes Paul II. beru­fen. Von den fünf­zehn neu­en Kar­di­nä­len, die an einem Kon­kla­ve teil­neh­men kön­nen, wur­den zwölf von Johan­nes Paul II. zu Bischö­fen ernannt. Drei, die Erz­bi­schö­fe von Bang­kok und Mon­te­vi­deo und der Bischof von Ton­ga, von Bene­dikt XVI.

Auf­grund per­sön­li­cher Ver­dien­ste ernann­te Papst Fran­zis­kus fünf Kir­chen­män­ner, die bereits das 80. Lebens­jahr voll­endet haben und nicht mehr Papst­wäh­ler sind.

José de Jesús Pimi­en­to Rodrà­guez, eme­ri­tier­ter Erz­bi­schof von Mani­zales (Kolum­bi­en)

Lui­gi De Magi­stris, Titu­lar­erz­bi­schof von Nova, eme­ri­tier­ter Pro-Groß­pö­ni­ten­ti­ar (Ita­li­en)

Karl-Joseph Rau­ber, Titu­lar­erz­bi­schof von Iubal­tia­na, Apo­sto­li­scher Nun­ti­us a.D. (Deutsch­land)

Luis Héc­tor Vill­al­ba, eme­ri­tier­ter Erz­bi­schof von Tucumán (Argen­ti­ni­en)

Júlio Duar­te Lan­ga, eme­ri­tier­ter Bischof von Xai-Xai (Mosam­bik)

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: MiL/​Wikicomons

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