Lücke im päpstlichen Kalender – Erneut „spektakuläre“ Fußwaschung am Gründonnerstag?


(Rom) Das Amt für die lit­ur­gi­schen Fei­ern des Pap­stes ver­öf­fent­lich­te den Kalen­der für die Zele­bra­tio­nen des Pap­stes bis zum Zwei­ten Sonn­tag nach Ostern. Für die Tage des Tri­du­um Sacrum wer­den alle Zele­bra­tio­nen von der Chri­sam­mes­se im Peters­dom am Vor­mit­tag des Grün­don­ners­tags bis zum Apo­sto­li­schen Segen Urbi et Orbi am Oster­sonn­tag um 12 Uhr mit­tags genannt. Nicht ange­führt ist die Mes­se vom Letz­ten Abend­mahl am Abend des Grün­don­ners­tags, mit der das Tri­du­um Sacrum lit­ur­gisch beginnt. Der Kalen­der wur­de in der Mitt­wochs­aus­ga­be des Osser­va­to­re Roma­no abge­druckt (sie­he Bild unten).

Vatikanisten spekulieren über „spektakuläre“ Fußwaschung 2015

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Unter Vati­ka­ni­sten wur­den bereits Wet­ten abge­schlos­sen, wem Papst Fran­zis­kus in die­sem Jahr „spek­ta­ku­lär“ die Füße waschen werde.

Liturgischer Kalender des Papstes im Osservatore Romano vom 28.01.2015
Lit­ur­gi­scher Kalen­der des Pap­stes im Osser­va­to­re Roma­no vom 28.01.2015

Die Mes­se am Abend des Grün­don­ners­tags ist von kon­sti­tu­ti­ver Bedeu­tung für die Katho­li­sche Kir­che und inhalt­lich von kon­zen­trier­ter Dich­te. Es wird der Fuß­wa­schung gedacht, die der Herr an den Apo­steln vor­nahm. Ein Zei­chen dafür, daß die apo­sto­li­sche Suk­zes­si­on immer ein demü­ti­ges Die­nen sein muß. Um dies zum Aus­druck zu brin­gen, wuschen Päp­ste Kar­di­nä­len und Bischö­fen die Füße als direk­te Nachgereihte.

Das ist aber nur ein Ele­ment. Am sel­ben Abend wird der Ein­set­zung des Aller­hei­lig­sten Altar­sa­kra­ments gedacht und, damit untrenn­bar ver­bun­den, der Ein­set­zung des Wei­he­prie­ster­tums durch Jesus Chri­stus. Die­se dop­pel­te Ein­set­zung bil­det den Mit­tel­punkt der Grün­don­ners­tags­lit­ur­gie und ist auf das Eng­ste mit der Kir­che als geweih­tem Sakral­raum ver­bun­den. Das ver­langt, daß die Hei­li­ge Mes­se in Coe­na Domi­ni von den Ober­hir­ten in ihrer Bischofs­kir­che mit dem gläu­bi­gen Volk zele­briert wird. 2014 rief eine Initia­ti­ve katho­li­scher Medi­en die Bischö­fe auf, an die­sem Abend ihre Kathe­dra­len nicht zu ver­las­sen, um an ande­ren Orten zu zelebrieren.

Die­se Initia­ti­ve hat­te einen Grund und muß­te gleich­zei­tig wegen die­ses Grun­des ins Lee­re fal­len, da es der Papst selbst war, der sei­ne Bischofs­kir­che, die Late­ran­ba­si­li­ka ver­ließ. Eini­ge medi­en­af­fi­ne Bischö­fe kün­dig­ten an, dem päpst­li­chen „Vor­bild“ fol­gen zu wollen.

Achsenverschiebung weg von der heiligen Eucharistie hin zur Fußwaschung

Jesus wusch nicht irgendwem die Füße, sondern den Aposteln
Jesus wusch nicht irgend­wem die Füße, son­dern den Aposteln

2013 besuch­te Papst Fran­zis­kus ein Jugend­ge­fäng­nis bei Rom. Er zele­brier­te dort unter Aus­schluß des gläu­bi­gen Vol­kes in einer Mehr­zweck­hal­le und wusch jun­gen Gefan­ge­nen die Füße, dar­un­ter auch Mäd­chen und Mos­lems. Eine mensch­lich sym­pa­thisch wir­ken­de, lit­ur­gisch aber höchst umstrit­te­ne Geste. Unge­klärt ist bis heu­te, ob der Papst eben­so undif­fe­ren­ziert die Hei­li­ge Kom­mu­ni­on spen­de­te. Das Pres­se­amt des Hei­li­gen Stuhls nahm dazu nicht Stellung.

2014 wie­der­hol­te Papst Fran­zis­kus „sei­nen“ Weg und zele­brier­te die Mis­sa in Coe­na Domi­ni in einer Behin­der­ten­ein­rich­tung bei Rom. Dort wusch er er Behin­der­ten die Füße. Wie­der­um unter Aus­schluß des gläu­bi­gen Vol­kes, aber nicht der Öffent­lich­keit. Die Medi­en berich­te­ten eif­rig über den päpst­li­chen Aus­flug, wäh­rend die Bischofs­kir­che von Rom, die Late­ran­ba­si­li­ka im zwei­ten Jahr hin­ter­ein­an­der ver­waist blieb. Damit ver­fe­stig­te Fran­zis­kus eine Ach­sen­ver­schie­bung in der Wahr­neh­mung weg von der hei­li­gen Eucha­ri­stie hin zur Fuß­wa­schung, die zudem einer Umdeu­tung unter­wor­fen wur­de. Damit stellt sich auch die Fra­ge nach dem eucha­ri­sti­schen Verständnis.

Päpstlicher Aktionismus

Letztes Abendmahl
Letz­tes Abendmahl

Die vati­ka­ni­schen Medi­en paß­ten sich bereit­wil­lig dem päpst­li­chen Aktio­nis­mus an und berich­te­ten 2014 schon im Vor­feld, der Papst wer­de Behin­der­ten „unter­schied­li­chen Glau­bens, Volks­zu­ge­hö­rig­keit und Alters“ die Füße waschen.

Die Lücke im heu­te vom Osser­va­to­re Roma­no ver­öf­fent­lich­ten Kalen­der der päpst­li­chen Zele­bra­tio­nen legt nahe, daß Papst Fran­zis­kus für die Mes­se vom Letz­ten Abend­mahl auf der Suche nach einem exklu­si­ven, aber medi­en­träch­ti­gen Kon­text für die demü­ti­ge Fuß­wa­schung ist. Unter den Vati­ka­ni­sten gibt bereits eini­ge hoch­quo­tier­te Vor­stel­lun­gen. Wegen der vati­ka­ni­schen Geheim­hal­tung auch ziem­lich irritierende.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: AciPrensa/​Osservatore Romano/​Pagina Catolica

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