Islamischer Staat (IS) greift in Ägypten an – „Provinz Sinai“ des Kalifats


Islamischer Staat greift auf dem Sinai an
Isla­mi­scher Staat greift auf dem Sinai an

(Kai­ro) Der Isla­mi­sche Staat (IS) brei­tet sich aus. Unter­ir­disch ver­sucht er in allen Staa­ten Wur­zeln zu schla­gen, in denen Mos­lems leben. Der ägyp­ti­sche Zweig des Isla­mi­schen Staa­tes (IS) bekann­te sich heu­te zu einer Rei­he von Ter­ror­an­grif­fen, bei denen am spä­ten Don­ners­tag­nach­mit­tag 27 Sol­da­ten und Poli­zi­sten getö­tet wurden.

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Die Angrif­fe wei­sen eine genaue Pla­nung und hohe zeit­li­che Abstim­mung auf. Der erste Angriff erfolg­te in Ad-Arish im Nord-Sinai, wo ein vom Mili­tär genutz­tes Hotel beschos­sen wur­de. Dabei wur­den 25 Sol­da­ten getö­tet und min­de­stens 58 wei­te­re ver­letzt, dar­un­ter neun Zivi­li­sten. Der Sitz der Zei­tung al-Ahr­am gegen­über dem Hotel wur­de „völ­lig zer­stört“, wie ägyp­ti­sche Medi­en berichten.

Etwas spä­ter haben Dschi­ha­di­sten einen Mili­tär­kon­troll­punkt bei Rafah nahe dem Gaza­strei­fen ange­grif­fen. Dabei wur­de ein Major getö­tet und sechs Sol­da­ten ver­letzt. Kurz dar­auf explo­dier­te in Al-Arish eine Auto­bom­be und ver­letz­te vier Sol­da­ten. Schließ­lich folg­te noch der Ver­such, eine Elek­tri­zi­täts­werk in Port Said zu spren­gen. Der Atten­tä­ter wur­de dabei erschossen.

Bekennerfotos von Waliyat Sinai

Auf Twit­ter ver­schick­ten die Isla­mi­sten Beken­ner­schrei­ben und Bil­der ihrer Angrif­fe (sie­he Bild), die sie gemacht hat­ten. Zu den Ter­ror­an­grif­fen bekann­te sich die Isla­mi­sten­grup­pe Ansar Bayt al-Maq­dis. Die Grup­pe stand zunächst al-Qai­da nahe. Nun ist sie mit dem Isla­mi­schen Staat (IS) ver­bün­det und nennt sich Wali­yat Sinai, „Pro­vinz Sinai“ des neu­en „Kali­fats“.

Unter Staats­prä­si­dent Moham­med Mur­si hat­te sich eine Zusam­men­ar­beit zwi­schen Mus­lim­brü­dern und palä­sti­nen­si­cher Hamas erge­ben. Für den Gaza­strei­fen bedeu­te­te das über den Sinai eine Ver­bin­dung zur Außen­welt.  Auf der Halb­in­sel sie­del­ten sich dar­auf­hin ver­schie­de­ne Isla­mi­sten­grup­pen an. Als das ägyp­ti­sche Mili­tär die demo­kra­tisch gewähl­te Regie­rung der Mus­lim­bru­der­schaft und Staats­prä­si­dent Mur­si stürz­te, über­nah­men Isla­mi­sten­grup­pen die Kon­trol­le über Tei­le des Sinai, zum Teil in Zusam­men­ar­beit mit Hamas. Seit­her tobt ein Kampf mit der ägyp­ti­schen Mili­tär­re­gie­rung um die Herr­schaft öst­lich des Suez-Kanals.

Kampf gegen den Staat durch Angriff auf Wirtschaft

Angrif­fe auf Al-Arish und Rafah fan­den bereits in der Ver­gan­gen­heit statt. Der Angriff auf Port Said beun­ru­higt hin­ge­gen die ägyp­ti­sche Regie­rung. Bis­her hat­ten sich die Isla­mi­sten nicht so nahe an den Suez-Kanal, die pul­sie­ren­de Lebens­ader für Ägyp­tens Wirt­schaft, herangewagt.

Der Ara­bi­sche Früh­ling 2011, die Macht­über­nah­me der Mus­lim­brü­der und die Unsi­cher­heit nach dem Sturz von Staats­prä­si­dent Mur­si haben aus­län­di­sche Inve­sti­tio­nen und den Frem­den­ver­kehr schrump­fen las­sen. Die Ein­nah­men aus dem Suez-Kanal blie­ben hin­ge­gen weit­ge­hend sta­bil. Die Chri­sten Ägyp­tens, allen vor­an ortho­do­xe und katho­li­sche Kop­ten, ohne­hin seit Jahr­hun­der­ten nicht von der mos­le­mi­schen Staats­füh­rung ver­wöhnt, hat­ten unter den Mus­lim­brü­dern zu spü­ren bekom­men, wie sich eine Herr­schaft der Isla­mi­sten anfühlt. Nun drän­gen noch radi­ka­le­re Isla­mi­sten­grup­pen an die Macht.

Ägyp­tens amtie­ren­der Staats­prä­si­dent Gene­ral Abd al-Fattah as-Sisi hat Ruge und Ord­nung ver­spro­chen und die Wie­der­an­kur­be­lung der Wirt­schaft des Lan­des. Die Isla­mi­sten, die ihm die Herr­schaft über Ägyp­ten strei­tig machen, blei­ben jedoch ein ernst­zu­neh­men­der Unsi­cher­heits­fak­tor. Zudem wer­fen Kri­ti­ker dem Gene­ral vor, nicht nur gegen die Dschi­ha­di­sten, son­dern auch gegen die eige­ne Bevöl­ke­rung eine har­te Hand zu führen.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Asianews

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2 Kommentare

  1. Ich ken­ne die Gegend dort. Der Sinai ist schwer unter Kon­trol­le zu bekom­men. Alles ver­steck­te Bedu-Clans, die sich gegen­sei­tig decken. Mög­li­cher­wei­se will der IS ver­su­chen dort eine Art Unter­grund-Haupt­quar­tier ein­zu­rich­ten, was ihnen in der ber­gi­gen, zer­klüf­te­ten und von Bedui­nen-Clans unein­heit­lich besie­del­ten Land­schaft nicht sehr schwer fal­len wür­de. Ich hof­fe bloß, dass das Katha­ri­nen­klo­ster sicher ist. Dort lie­gen unter ande­rem eini­ge der Urschrif­ten der Wüsten­vä­ter u.v.m., außer­dem beher­bergt es den nach­ge­wach­se­nen Dorn­busch des Mose.

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