Für Salzburgs Erzbischof war Christus nicht Hoherpriester sondern „ein Laie“?


Franz Lackner mit Bischöfen Tirols: Jesus war Laie
Franz Lack­ner mit Bischö­fen Tirols: Jesus war Laie

(Wien) Aus Anlaß der Neu­ein­tei­lung der Diö­ze­san­gren­zen in Tirol vor 50 Jah­ren lud der ORF die Bischö­fe der alten Graf­schaft Tirol zum „Gespräch“. Vor 50 Jah­ren 1964 zog die Katho­li­sche Kir­che die Kon­se­quen­zen aus der am Ende des Ersten Welt­krie­ges voll­zo­ge­nen Tei­lung des ehe­ma­li­gen öster­rei­chi­schen Kron­lan­des an Inn und Etsch. Salz­burgs Erz­bi­schof Lack­ner mach­te im Gespräch  bei der Fra­ge nach dem Prie­ster­man­gel Jesus zum Laien.

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1964 wur­den die Diö­ze­san­gren­zen den neu­en völ­ker­recht­li­chen Gren­zen und Ver­wal­tungs­ein­hei­ten ange­paßt. Aus dem bei Öster­reich geblie­be­nen Anteil der Diö­ze­se Bri­xen wur­de die neue Diö­ze­se Inns­bruck. Die alte Diö­ze­se Bri­xen wur­de um den soge­nann­ten Deut­schen Anteil der Diö­ze­se Tri­ent erwei­tert und in die Diö­ze­se Bozen-Bri­xen umbe­nannt. Die ver­klei­ner­te Diö­ze­se Tri­ent wur­de zum Erz­bis­tum erho­ben. Das Erz­bis­tum Tri­ent und das Bis­tum Bozen-Bri­xen unter­ste­hen seit 1921 direkt dem Papst. Tri­ent ver­fügt über kei­ne Suf­fra­gan­bis­tü­mer und Bozen-Bri­xen gehört zu kei­ner Metro­po­li­tan­pro­vinz. Das neue Bis­tum Inns­bruck ist hin­ge­gen Suf­fra­gan­bis­tum von Salz­burg, wie es seit 798 schon die Diö­ze­se Bri­xen war.

Bischofsgespräch: 50 Jahre Diözesanneueinteilung in Tirol

Im ORF-Lan­des­stu­dio Tirol tra­fen sich die Erz­bi­schö­fe Franz Lack­ner (Salz­burg) und Lui­gi Bres­san (Tri­ent) und die Bischö­fe Ivo Muser (Bozen-Bri­xen) und Man­fred Scheu­er (Inns­bruck), um auf die letz­ten 50 Jah­re zurück­zu­blicken und einen Aus­blick in die Zukunft zu wagen.

„Wir befin­den uns in einer mas­si­ven Umbruchs- und Über­gangs­si­tua­ti­on, und da stellt sich die Fra­ge: Wer stellt sei­ne Lebens­kraft, auch sei­nen Beruf, in den Dienst Got­tes und der Men­schen? (…) Wir brau­chen Seel­sor­ger, Prie­ster, Ordens­leu­te, Reli­gi­ons­leh­re­rin­nen, Pasto­ral­as­si­sten­tin­nen“, sag­te der seit 2003 amtie­ren­de Inns­brucker Bischof Man­fred Scheu­er und plä­dier­te für eine „Opti­on für die Jugend“.

„Das Evan­ge­li­um ist und bleibt kon­kur­renz­los, es ist aktu­ell und modern“, sag­te der seit 2011 amtie­ren­de Brix­ner Bischof Ivo Muser. Glau­be dür­fe nicht auf­ge­zwun­gen, son­dern müs­se leben­dig sicht­bar gemacht werden.

„Jeder sei beru­fen, Kir­che zu sein und an der Seel­sor­ge mit­zu­wir­ken, gibt der ORF Bischof Muser wie­der: „Bei aller Wich­tig­keit des Prie­ster­dien­stes, ist es wich­tig, dass wir Seel­sor­ge nicht ein­fach fixie­ren auf den Prie­ster allein. Wir alle sind beru­fen, Kir­che zu sein, unse­ren Bei­trag zu lei­sten. Jeder mit den eige­nen Kom­pe­ten­zen, jeder mit den eige­nen Mög­lich­kei­ten und Fähigkeiten.“

Lackner: „Wir haben vergessen, dass Jesus auch Laie war.“

Erzbischof Franz Lackner
Erz­bi­schof Franz Lackner

Ein The­ma des Gesprächs war der Prie­ster­man­gel. Die Ant­wor­ten der Bischö­fe blie­ben ober­fläch­lich und kon­zen­trier­ten sich, die Rol­le der Lai­en zu beto­nen. Bei der Abwer­tung des Prie­ster­tums und Auf­wer­tung des Lai­en­stan­des ging der neue Erz­bi­schof von Salz­burg am weitesten.

Der seit 12. Janu­ar 2014 amtie­ren­de neue Erz­bi­schof von Salz­burg, der Fran­zis­ka­ner Franz Lack­ner mein­te die „Zukunft der Kir­che“ wer­de weni­ger Prie­ster umfas­sen, aber, dass „die Lai­en in die­ser Kir­che wich­ti­ge und ver­ant­wor­tungs­vol­le Auf­ga­ben über­neh­men kön­nen“. Die­se Auf­ga­ben dür­fe man nicht klein­re­den, beton­te Lack­ner. „Wir haben ver­ges­sen, dass Jesus auch Laie war.“

Die Aus­sa­ge des Erz­bi­schofs wird auf der Inter­net­sei­te des Erz­bis­tums Salz­burg über­nom­men und ohne Ergän­zung und Ände­rung wei­ter­ver­brei­tet. Selbst für Mar­tin Luther war klar, daß Jesus Chri­stus der wah­re Hohe­prie­ster ist, wie ihn das Alte Testa­ment für den Tem­pel Jeru­sa­lems kann­te. Auch neue­re pro­te­stan­ti­sche Abspal­tun­gen wie die Neu­apo­sto­li­sche Kir­che beto­nen die Stel­lung Chri­sti als Hoher­prie­ster. Doch der katho­li­sche Erz­bi­schof von Salz­burg und Pri­mas Ger­ma­niae hält Jesus Chri­stus für einen Laien?

Ein Erz­bi­schof, der Jesus als Laie prä­sen­tiert? Got­tes Sohn, der unter dem Prie­ster­stand steht? Jesus Chri­stus nicht als Hoher­prie­ster schlecht­hin, der das Altar­sa­kra­ment und das Prie­ster­tum gestif­tet hat? Jesus nicht als der fleisch­ge­wor­de­ne Gott, von dem alle Wei­he­äm­ter aus­ge­hen durch die Ein­set­zung des Petrus und sei­nes Pri­mats? Kei­ne Suk­zes­si­on, die von Chri­stus über Petrus über jeden Bischof seit­her bis zum letz­ten Prie­ster reicht? Wel­che Suk­zes­si­on wäre das, wenn Jesus Chri­stus „Laie“ gewe­sen wäre?

Salz­burg als alte Diö­ze­se wählt das Dom­ka­pi­tel den neu­en Erz­bi­schof aus einem Drei­er­vor­schlag des Hei­li­gen Stuhls.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: ORF Tirol/​Erzdiözese Wien (Screen­shots)

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