Exilierung von Kardinal Burke mit „Rescriptum“ nähergerückt?


Kardinal Burke Requiem für die Verstorbenen in Wien
Kar­di­nal Bur­ke beim Requi­em an Aller­see­len am 3. Novem­ber 2014 in Wien

(Rom) Kar­di­nal Ray­mond Bur­ke hat seit der Bischofs­syn­ode die Rol­le des sicht­ba­ren Gegen­parts zum regie­ren­den Papst inne. Jene Rol­le, die vie­le Jah­re bis zu sei­nem Tod 2012 unter ganz ande­ren Vor­zei­chen der Erz­bi­schof von Mai­land, Car­lo Maria Kar­di­nal Mar­ti­ni aus dem Jesui­ten­or­den gegen­über den Päp­sten Johan­nes Paul II. und Bene­dikt XVI. inne­hat­te. Bur­ke warf dem Gene­ral­se­kre­ta­ri­at der Bischofs­syn­ode „Mani­pu­la­ti­on“ vor, Papst Fran­zis­kus „gro­ßen Scha­den“ ange­rich­tet zu haben und bezeich­ne­te den umstrit­te­nen Zwi­schen­be­richt der Syn­ode als „Ver­rat“. Der Vati­ka­nist San­dro Magi­ster sieht sei­ne Ent­fer­nung aus der Römi­schen Kurie durch Papst Fran­zis­kus näher­rücken und ver­weist auf das vor zwei Tagen ver­öf­fent­lich­te Rescrip­tum.

Anzei­ge

Weni­ge Tage nach dem Ende der Bischofs­syn­ode zele­brier­te Kar­di­nal Bur­ke ein Pon­ti­fi­kal­amt im Peters­dom für die Drit­te Inter­na­tio­na­le Wall­fahrt der Tra­di­ti­on. Unter den anwe­sen­den Katho­li­ken war eine Stim­mung aus­zu­ma­chen, die ein ame­ri­ka­ni­scher Pil­ger mit „Bur­ke for Pope“ zum Aus­druck brach­te. Nie­mand wür­de es öffent­lich äußern, weil sich das in der Kir­che nicht gehört und per­sön­li­che Wün­sche zurück­zu­ste­hen haben, den­noch war der Wunsch im per­sön­li­chen Gespräch allent­hal­ben zu hören.

Nicht anders war es in Wien, wo der Kar­di­nal am 4. Novem­ber, am Patro­zi­ni­um des Hei­li­gen Karl Bor­ro­mä­us in der berühm­ten Karls­kir­che ein Pon­ti­fi­kal­amt zele­brier­te. Die Kir­che war bis in die Rän­der gefüllt mit vie­len jun­gen Gläu­bi­gen und jun­gen Fami­li­en. In sei­ner Pre­digt nann­te er den hei­li­gen Kir­chen­pa­tron, der das Kon­zil von Tri­ent umsetz­te, als Vor­bild für die Kir­chen­ver­ant­wort­li­chen, aber auch für die Gläu­bi­gen heute.

Kirchliche Erneuerung beginnt durch Bekämpfung der Irrtümer

Der Hei­li­ge Karl Bor­ro­mä­us erneu­er­te die Kir­che nach den „Angrif­fen der Refor­ma­ti­on“, so der Kar­di­nal, zuerst in Rom und dann in der damals abge­hau­sten Erz­diö­ze­se Mai­land. Von gro­ßer per­sön­li­cher Fröm­mig­keit und Näch­sten­lie­be für die Armen, die ihn per­sön­lich auch Pest­kran­ke pfle­gen ließ, starb er im Alter von erst 46 Jah­ren. Der Hei­li­ge habe sich am Beginn gefragt, so Kar­di­nal Bur­ke, wo mit der Erneue­rung der Kir­che anzu­set­zen sei und er kam zum Schluß, daß dies die Bekämp­fung der Irr­tü­mer sein müs­se. Nur die Bewah­rung und Wei­ter­ga­be der Leh­re Jesu Chri­sti kön­ne wirk­li­che Frucht brin­gen. Eben­so habe er erkannt, daß der ein­zi­ge Weg zum See­len­heil der Kreuz­weg sei. In die­sem Sinn schlug der Kar­di­nal einen Bogen in die Jetzt­zeit, wo „in der Welt und in der Kir­che“ gro­ße Ver­wir­rung herrsche.

In Wien war der Kar­di­nal vom Abt des Augu­sti­ner-Chor­her­ren­stif­tes Klo­ster­neu­burg von der Zele­bra­ti­on einer Votiv­mes­se zu Ehren der Apo­stel Petrus und Pau­lus im Alten Ritus in einer Wie­ner Stadt­pfarr­kir­che aus­ge­la­den wor­den, zu der ihn die dem Stift inkor­po­rier­te Pfar­rei ein­ge­la­den hat­te. Ein prä­ze­denz­lo­ser Affront, der den Kar­di­nal nicht davon abhielt, in der Karls­kir­che indi­rekt auch Öster­reichs Kir­che und Bischö­fen Emp­feh­lun­gen zu erteilen.

Unter­des­sen scheint die Straf­ak­ti­on von Papst Fran­zis­kus, der eine per­sön­li­che Abnei­gung gegen den tra­di­ti­ons­ver­bun­de­nen Kar­di­nal hegen dürf­te, näher­zu­rücken. Kar­di­nal Bur­ke war es, der nach der Lek­tü­re von Evan­ge­lii gau­di­um, des ein­zi­gen Doku­ments von Papst Fran­zis­kus, das bis­her for­mal lehr­amt­li­chen Anspruch erhe­ben kann und von ihm stammt, erklär­te, daß das Doku­ment alles mög­li­che sein kön­ne, aber sicher nicht Aus­druck des päpst­li­chen Lehr­am­tes. Eine Kri­tik, die der nach­tra­gen­de Papst aus Argen­ti­ni­en nicht zu ver­zei­hen gewillt scheint.

Abschiebung auf Posten des Kardinalpatrons des Malteserordens?

Bereits im Vor­feld der Bischofs­syn­ode waren im Vati­kan Gerüch­te im Umlauf, der Papst wer­de Kar­di­nal Bur­ke die Lei­tung der Apo­sto­li­schen Signa­tur ent­zie­hen und auf einen nomi­nell pre­sti­ge­träch­ti­gen Posten außer­halb der Römi­schen Kurie abschie­ben. Nach der Ent­fer­nung aus meh­re­ren Kon­gre­ga­tio­nen, deren Mit­glied Bur­ke war, wür­de dies der Aus­schluß von jedem direk­ten Ein­fluß auf die Kir­chen­lei­tung bedeuten.

Falls das Gerücht vor der Syn­ode als Ein­schüch­te­rung gedacht war, ging der Ver­such ent­schie­den dane­ben. Kar­di­nal Bur­ke ließ sich nicht ein­schüch­tern, son­dern wur­de zum Wort­füh­rer der Ver­tei­di­ger des Ehe­sa­kra­ments und der kirch­li­chen Morallehre.

Mit dem am 5. Novem­ber ver­öf­fent­lich­ten Rescrip­tum ex audi­en­tia Sanc­tis­si­mi von Kar­di­nal­staats­se­kre­tär Pie­tro Paro­lin ver­schärf­te Papst Fran­zis­kus die Pen­sio­nie­rungs­be­stim­mun­gen für Dik­aste­ri­en­lei­ter, Diö­ze­san­bi­schö­fe und alle Amts­trä­ger päpst­li­cher Ernennung.

Rescriptum bietet Gelegenheit zu weiteren umfangreichen Umbesetzungen

Mit der Neu­re­ge­lung sind alle über 75jährigen Amts­trä­ger, auch Kar­di­nä­le, sofern sie kein Dik­aste­ri­um lei­ten, ver­pflich­tet, ihren Amts­ver­zicht anzu­bie­ten. Bis­her unter­la­gen die­se Ehren­äm­ter kei­ner zeit­li­chen Begren­zung und gal­ten theo­re­tisch auf Lebens­zeit. Zu den Kar­di­nä­len, die auf­grund der neu­en Bestim­mung ihren Rück­tritt anbie­ten müs­sen, gehö­ren neben Erz­prie­stern der Patri­ar­chal­kir­chen auch der Ame­ri­ka­ner Edwin Fre­de­rick Kar­di­nal O’Brien (Jahr­gang 1939), amtie­ren­der Kar­di­nal-Groß­mei­ster des Rit­ter­or­dens vom Hei­li­gen Grab zu Jeru­sa­lem und der Ita­lie­ner Pao­lo Kar­di­nal Sar­di (Jahr­gang 1934), Kar­di­nal­pa­tron des Sou­ve­rä­nen Malteserordens.

Kar­di­nal Bur­ke, obwohl mit 66 Jah­ren, einer der jüng­sten Kar­di­nä­le der Kir­che, könn­te auf den dem­nächst frei­wer­den­den Posten eines Kar­di­nal­pa­trons des Mal­te­ser­or­dens abge­scho­ben wer­den, so der Vati­ka­nist San­dro Magi­ster, der ent­spre­chen­de, stär­ker wer­den­de Stim­men in Rom wiedergibt.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Una Voce Austria

Print Friendly, PDF & Email
Anzei­ge

Hel­fen Sie mit! Sichern Sie die Exi­stenz einer unab­hän­gi­gen, kri­ti­schen katho­li­schen Stim­me, der kei­ne Gel­der aus den Töp­fen der Kir­chen­steu­er-Mil­li­ar­den, irgend­wel­cher Orga­ni­sa­tio­nen, Stif­tun­gen oder von Mil­li­ar­dä­ren zuflie­ßen. Die ein­zi­ge Unter­stüt­zung ist Ihre Spen­de. Des­halb ist die­se Stim­me wirk­lich unabhängig.

Katho­li­sches war die erste katho­li­sche Publi­ka­ti­on, die das Pon­ti­fi­kat von Papst Fran­zis­kus kri­tisch beleuch­te­te, als ande­re noch mit Schön­re­den die Qua­dra­tur des Krei­ses versuchten.

Die­se Posi­ti­on haben wir uns weder aus­ge­sucht noch sie gewollt, son­dern im Dienst der Kir­che und des Glau­bens als not­wen­dig und fol­ge­rich­tig erkannt. Damit haben wir die Bericht­erstat­tung verändert.

Das ist müh­sam, es ver­langt eini­ges ab, aber es ist mit Ihrer Hil­fe möglich.

Unter­stüt­zen Sie uns bit­te. Hel­fen Sie uns bitte.

Vergelt’s Gott!