Zum bevorstehenden Lutherjahr: Eine Rezension als kritischer Beitrag zu den Wurzeln lutherischer Theologie


Ein Klas­si­ker der Luther-Kri­tik auf Katho​li​sches​.info: Bedeu­tet das nicht, Eulen nach Athen zu tra­gen? Wird die Leser­schaft die­ser Sei­te nicht schon längst mit die­sem Buch, min­de­stens aber mit des­sen Grund­ge­dan­ken ver­traut sein?

Anzei­ge

Wie auch immer, ich gehe die­ses Risi­ko ger­ne ein.

von Wolf­ram Schrems*


In Zei­ten wie die­sen sol­len näm­lich erstens her­vor­ra­gen­de Wer­ke des katho­li­schen Gei­stes­le­bens gegen den Kon­for­mi­täts­druck der System­me­di­en immer wie­der bekannt gemacht wer­den. Und zwei­tens sol­len die Katho­li­ken und alle Men­schen guten Wil­lens, ein­schließ­lich nicht-katho­li­scher Chri­sten, im Hin­blick auf 500 Jah­re Wit­ten­berg und 100 Jah­re Fati­ma 2017 auf den revo­lu­tio­nä­ren und destruk­ti­ven Cha­rak­ter des neu­en und unbi­bli­schen Glau­bens­sy­stems bei Luther zum Zwecke der geist­li­chen Besin­nung und all­fäl­li­gen Neu­aus­rich­tung des eige­nen Lebens hin­ge­wie­sen werden.
Es lohnt sich also mehr­fach, sich mit den Vor­aus­set­zun­gen der luthe­ri­schen Leh­re zu beschäf­ti­gen. Das ICH im Glau­ben bei Mar­tin Luther – Der Ursprung der anthro­po­zen­tri­schen Reli­gi­on von Paul Hacker bie­tet dazu einen her­vor­ra­gen­den Einstieg.

Paul Hacker – Gelehrter, Konvertit, Apologet

Paul Hacker: Da Ich im Glauben bei Martin Luther
Paul Hacker: Da Ich im Glau­ben bei Mar­tin Luther

Hacker (1913–1979) war Sla­wist und Indo­lo­ge (Pro­fes­sor in Darb­han­ga, Indi­en, Bonn, Mün­ster und Phil­adel­phia). Nach inten­si­vem inne­rem Rin­gen trat er 1962 vom Pro­te­stan­tis­mus zur Katho­li­schen Kir­che über:
„Wir gehen wohl nicht fehl in der Annah­me, daß das vor­lie­gen­de Buch in eng­stem Zusam­men­hang mit sei­ner Kon­ver­si­on zu sehen ist. Inso­fern ist es, frei­lich unaus­ge­spro­chen und kaum merk­lich, eine Art Rechen­schafts­be­richt, der die Grün­de sei­ner Abkehr vom Pro­te­stan­tis­mus offen­legt“ (Rudolf Kaschew­sky, Schü­ler des Autors, im Vorwort).
Wie ande­re bekann­te intel­lek­tu­el­le Kon­ver­ti­ten (in Wien ist beson­ders Diet­rich von Hil­de­brand zu nen­nen, des­sen Gedenk­ta­fel in der Habs­bur­ger­gas­se 5 lei­der kaum beach­tet wird) hat er unter den Wir­ren der Kon­zils­zeit sehr gelit­ten und in vie­len Publi­ka­tio­nen (etwa in der Una Voce – Kor­re­spon­denz) die „Pro­te­stan­ti­sie­rung“ der katho­li­schen Lit­ur­gie und Theo­lo­gie beklagt.

Das Buch

Hackers Buch ist ein ech­ter Fund. Dem Autor gelingt es, schwie­ri­ge und sub­ti­le theo­lo­gi­sche Gedan­ken­gän­ge, die wider­sprüch­li­che Ent­wick­lung des Den­ken Luthers und die Viel­schich­tig­keit des mensch­li­chen Innen­le­bens ver­ständ­lich auf den Punkt zu brin­gen. Das Buch ist wis­sen­schaft­lich anspruchs­voll, aber kei­ne rei­ne Spe­zia­li­sten­li­te­ra­tur, es ist über­sicht­lich gestal­tet und span­nend geschrie­ben. Die vie­len gut ein­ge­setz­ten Luther-Zita­te zeu­gen von her­vor­ra­gen­der Literaturkenntnis.

Es gehört jedoch zum Wesen des The­mas, daß man­che Abschnit­te, beson­ders das 7. Kapi­tel, ein erheb­li­ches Pro­blem­be­wußt­sein erfordern.
Kom­men wir also zum Thema:

„Reformation“?

Die aus­führ­lichst beleg­te (und im übri­gen nicht neue, vgl. zeit­na­he St. Tho­mas More, A Dia­lo­gue Con­cer­ning Here­sies, 1528) Grund­the­se des Buches ist, daß Mar­tin Luther kein „Refor­mer“ war, in dem Sin­ne, daß er eine aus der Form gera­te­ne Glau­bens­pra­xis wie­der in die rech­te Form zurück­ge­bracht hät­te (lat. re-for­ma­re), son­dern, daß er im Gegen­teil ein völ­lig neu­es Glau­bens­sy­stem erfun­den hat, das er auf ver­schie­de­ne, aus dem Zusam­men­hang geris­se­nen Bibel­ver­se unter Außer­acht­las­sung der gesam­ten 1500jährigen Tra­di­ti­on errich­tet hat. Und in die­sem System ist er der ein­zi­ge Inter­pret, Pro­phet und gleich­sam unfehl­ba­re Papst.

Inhalt­lich besteht die­ses System in der soge­nann­ten refle­xi­ven, „appre­hen­siv-sta­tu­ie­ren­den“ Aneig­nung des Heils in einem neu­ar­tig kon­zi­pier­ten Glau­bens­voll­zug („Fidu­zi­al­glau­ben“).

Auf gut Deutsch gesagt:

Jeder, der sich nur fest genug ein­re­det, die Gna­de Got­tes zu erlan­gen, hat sie schon erlangt, kann sie nicht ver­lie­ren und muß sich ihrer im Han­deln nicht wür­dig erwei­sen (Ver­wer­fung der „Wer­ke“). Ledig­lich die Rezi­ta­ti­on eini­ger Bibel­ver­se zum Zweck der Selbst­ver­ge­wis­se­rung, d. h. ihrer selbst­hyp­no­tisch Bezie­hung auf das Selbst (dar­um „anthro­po­zen­tri­sche Reli­gi­on“), ist de fac­to notwendig.

Das wider­spricht dem alt­her­ge­brach­ten, biblisch grund­ge­leg­ten katho­li­schen Glau­ben, wonach Glau­be, Hoff­nung und Lie­be zusam­men­ge­hö­ren und sich in einem ent­spre­chen­den Lebens­wan­del bewäh­ren müs­sen. Eine Heils­ga­ran­tie besteht nicht, die bestän­di­ge Mög­lich­keit des Abfalls muß zur Wach­sam­keit ermutigen.

Verdrängung der letzten Fragen und Seelenleid

Man muß das nur aus­spre­chen und hört gleich­sam schon im Hin­ter­grund die Fra­gen des „moder­nen“ Men­schen: Um sol­che Din­ge wur­de da gestrit­ten? Wor­über reden die über­haupt? Inter­es­siert das in Zei­ten von „Dia­log“, „Inte­gra­ti­on“ und „Inklu­si­on“ noch irgendjemanden?

Das ist eine sehr ober­fläch­li­che Gesinnung.

Genau das ist näm­lich der Punkt des christ­li­chen Bewußt­seins, mit­hin Grund­la­ge vie­ler Kul­tu­ren, nicht zuletzt Euro­pas, des ehe­ma­li­gen christ­li­chen Abendlandes:
Um das ewi­ge Heil zu erlan­gen, sind rich­ti­ger Glau­be und rich­ti­ges Han­deln von ent­schei­den­der Bedeu­tung. Das rich­ti­ge Han­deln (beson­ders gemäß Mt 5 – 7, Mt 25, 31ff u. v. a.) ermög­lich­te histo­risch gese­hen den Auf­bau einer men­schen­wür­di­gen abend­län­di­schen Zivi­li­sa­ti­on (die der­zeit bewußt abge­bro­chen wird).
Wer sich aber weder um Glau­ben noch um rich­ti­ges Han­deln schert, wird ver­dammt (Mk 16, 16 u. a.).

Und das ist der­zeit sehr aktuell:

Das soge­nann­te „Mit­tel­al­ter“ kann­te noch die Höl­len­angst. Tief drin­nen im Gewis­sen wuß­te der Christ jener Zeit immer, daß er sein Leben aus eige­ner Schuld so gestal­ten bzw. ver­un­stal­ten kann, daß er umsonst gelebt hat und das Ziel, zu dem er hin ursprüng­lich geschaf­fen ist, nicht errei­chen wird.

Das nennt man „Höl­le“, eines der pro­mi­nen­te­sten und der­zeit am mei­sten ver­dräng­ten The­men des Neu­en Testamentes.

Heut­zu­ta­ge ist – auch auf­grund des schreck­li­chen Ver­sa­gens der kirch­li­chen Lehr­un­ter­wei­sung im Gefol­ge des II. Vati­can­ums – die­ses Bewußt­sein ver­schwun­den. Genau­er gesagt, es ist abge­drängt worden.

Daher einer­seits auch die unfaß­ba­re Ver­ro­hung des Lebens in unse­rer Gesell­schaft. Was Mas­sen­ab­trei­bung, Kin­des­miß­brauch und die Aus­brei­tung men­schen­ver­ach­ten­der, tota­li­tä­rer Ideo­lo­gien nur all­zu deut­lich zeigen.

Nach dem Abdrän­gen eines hel­len und aus­flucht­frei­en mora­li­schen Bewußt­seins vor Gott wuchern ande­rer­seits die Gewis­sens­äng­ste – die man frei­lich nicht mehr so nennt. Aus dem chro­nisch schlech­ten Gewis­sen wer­den dann die berühm­ten „psy­chi­schen Krank­hei­ten“ – zumin­dest vie­le von ihnen. Und da man die tra­di­tio­nel­len The­ra­pie­vor­schlä­ge (auf­rich­ti­ges Schuld­ein­ge­ständ­nis, Beich­te, Buße, ent­schlos­se­ne Bes­se­rung des Lebens­wan­dels, Suche nach dem Wil­len Got­tes), nicht mehr kennt – oder ver­lacht – greift man zu unge­eig­ne­ten Mitteln.

Kein Medi­ka­ment und kei­ne athe­istisch kon­zi­pier­te „Psy­cho­the­ra­pie“ die­ser Welt kön­nen aber Gewis­sens­frie­den schen­ken. Oder das end­gül­ti­ge Heil.
Luther ist jedoch genau einer der ersten, der eine Art von „Psy­cho­the­ra­pie“ anbie­ten, inso­fern ist er sehr „modern“. Hacker spricht in die­sem Zusam­men­hang von „Bewußt­seins­ver­drän­gungs­übung“ (145) und sogar „Flucht vor Gott“ (281, vgl. dazu das berühm­te gleich­na­mi­ge Werk von Max Picard aus dem Jahr 1934).

Eine neue Glaubenslehre…

Hacker legt die sub­ti­len luthe­ri­schen Wei­chen­stel­lun­gen offen und beschei­nigt dem Wit­ten­ber­ger Mönch ein sen­si­bles Innen­le­ben und eine star­ke Reflexionsfähigkeit:

„Luther nennt den Glau­ben, wie er ihn lehrt, oft eine Zuver­sicht, ein Ver­trau­en. Aber refle­xi­ver Glau­be und Ver­trau­en auf Gott sind doch nicht das­sel­be. Ver­trau­en ist ein sehr per­so­na­les Ver­hal­ten, das immer Ach­tung oder Ehr­furcht vor der Frei­heit der Per­son des­sen, dem man ver­traut, ein­schließt. (…) Wür­de er aber von die­ser Per­son etwas zu errei­chen suchen dadurch, daß er ihr ver­traut, so wäre das Per­so­na­le der Bezie­hung gestört. (…) Genau dies geschieht aber im refle­xi­ven Glau­ben. Die­ser ist daher kein echt per­so­na­les Ver­hal­ten. Rei­ner Glau­be nimmt einen Glau­bens­in­halt an auf die Auto­ri­tät der Per­son hin, der er ver­traut, ohne sich dabei auf sein Sub­jekt zurück­zu­beu­gen“ (48).

Luther ver­fehlt somit die klas­si­sche Pra­xis des inne­ren Lebens, das natür­lich wech­seln­de Stim­mungs­la­gen und oft lan­ge Peri­oden geist­li­cher Trocken­heit oder Ver­su­chung kennt:

„Die Dok­trin des refle­xi­ven Glau­bens, in ihrem Anfang ein Aus­druck der Sehn­sucht nach dem Frie­den, durch das tat­säch­li­che Erle­ben des Frie­dens schein­bar bestä­tigt und dar­um mehr und mehr zur Norm gefe­stigt, wird nach dem unaus­weich­li­chen Ver­lust des Frie­dens zu einem Instru­ment, mit dem die Unge­duld sich den Frie­den zurück­ho­len und sichern will. Das ist die eigent­lich pro­te­stan­ti­sche Wen­de. Christ­li­che Spi­ri­tua­li­tät erträgt es nicht, daß der Mensch begie­rig nach geist­li­cher Trö­stung ver­lan­ge (dadurch unter­schei­det sich der Christ vom heid­ni­schen Bhak­ti­from­men).“ (120)

Hacker resü­miert dazu:

„Luthers Mystik ist nicht zur Rei­fe gekom­men, weil er die Geduld ver­lor und das Lei­den, das dem für die Erfah­rung der ‚leuch­ten­den Fin­ster­nis‘ bestimm­ten Men­schen nicht erspart bleibt, nicht durch­stand“ (127).

…mit enormen Auswirkungen

Alle die­se theo­lo­gi­schen Vor­ent­schei­dun­gen Luthers, beson­ders die Zurück­bie­gung des Glau­bens auf das Ich, blei­ben nicht ohne Kon­se­quen­zen. Sie füh­ren letzt­lich zum Bruch mit der Kir­che. Sie zer­stö­ren die Reichs­ein­heit. Sie bedin­gen das Auf­kom­men neu­er, extre­mer Grup­pen, der „Schwär­mer“ oder „Schwarm­gei­ster“, die die Gedan­ken Luthers selbst auf­grei­fen, von die­sem aber aus Kon­kur­renz­grün­den mas­siv bekämpft werden.

Schließ­lich hat Luther „einen der Aus­gangs­punk­te des moder­nen Säku­la­ris­mus geschaf­fen“ (183):

Hacker zieht eine gei­stes­ge­schicht­li­che Linie von Luther über Rudolf Bult­mann und Mar­tin Heid­eg­ger in die völ­li­ge Auf­lö­sung des Glau­bens (um dies­be­züg­li­che For­schun­gen, ein­schließ­lich einer sub­stan­ti­el­len Kri­tik an Karl Rah­ner, der sei­ner­seits als Heid­eg­ger-Schü­ler gilt, hat sich auch die deut­sche Phi­lo­so­phin Alma von Stock­hausen ver­dient gemacht).

Die (dog­ma­tisch genau umris­se­ne) Unfehl­bar­keit des Pap­stes in Fra­gen des Glau­bens und der Moral ver­schiebt sich nun zur Per­son Mar­tin Luthers. Er selbst ist der ein­zig Unfehl­ba­re in sei­nem Glaubenssystem.

Die­ses hat mit der Bibel nur das zu tun, daß er eini­ge aus­ge­wähl­te Ver­se, vor­nehm­lich aus dem Römer­brief und dem Gala­ter­brief, gegen den gesam­ten bibli­schen Glau­ben aus­spielt. Das Sola Scrip­tu­ra – Prin­zip ist über­dies eine von außen an den Bibel­text her­an­ge­tra­ge­ne ideo­lo­gi­sche Vor­ent­schei­dung. Es zieht mit inne­rer Not­wen­dig­keit eine will­kür­li­che und rabu­li­sti­sche Bibel­aus­le­gung nach sich – für die wie­der­um Luther selbst die aus­schließ­li­che Kom­pe­tenz besitzt.

Nach­dem die­ses System theo­re­tisch und prak­tisch ego­zen­trisch ist, wird der „Refor­ma­tor“ aggres­siv: Gegen die „Papi­sten“, gegen die Mön­che, gegen die Juden, gegen die Bau­ern, gegen die Frau­en, gegen die „Schwarm­gei­ster“ – und stän­dig neue Spal­tun­gen inner­halb der „Refor­ma­ti­on“ sind die Folge.
Der fal­sche Pro­phet wird an den schlech­ten Früch­ten erkannt.

Tragische Verfehlung eines wichtigen Anliegens

Die Lage der Kir­che in jener Zeit der Renais­sance ist unbe­strit­ten schlimm. Die Päp­ste geben, von Hadri­an VI. (1522–1523) abge­se­hen, kein gutes Bei­spiel ab.
Kein Katho­lik wür­de die Aus­wüch­se von Ablaß­han­del und Ämter­kauf ver­tei­di­gen. Der Paga­nis­mus der Renais­sance und der Hoch­mut der Huma­ni­sten haben der Kir­che erkenn­bar nicht gut getan.

Aber Luther ver­fehlt die ech­te Reform: „Wenn die römi­sche Kurie ihm kein gutes Bei­spiel gab – war es dann nicht an ihm, das Bei­spiel des ech­ten Refor­ma­tors zu geben? Luther tat nicht, was er gepre­digt hat­te“ (130).

Der Protestantismus und die protestantischen Christen

Weder Paul Hacker noch der Rezen­sent beab­sich­ti­gen eine Belei­di­gung pro­te­stan­ti­scher Christen.

Letz­te­rer hat die Ehre, mit mensch­lich vor­bild­li­chen Ange­hö­ri­gen pro­te­stan­ti­scher bzw. frei­kirch­li­cher Bekennt­nis­se in freund­schaft­li­chem Kon­takt zu ste­hen und ist für einen guten Gedan­ken­aus­tausch immer dankbar.

Wor­um es aber abseits des offi­zi­el­len, sinn­frei­en und selbst­zweck­haf­ten „Ökumene“-Betriebs gehen muß, ist, daß ein­mal end­gül­tig und recht­zei­tig vor dem 500. Jah­res­tag des The­sen­an­schlags von Wit­ten­berg alle Kar­ten auf den Tisch gelegt werden:

Die wich­tig­ste Fra­ge ist dabei, ob sich Mar­tin Luther zu Recht auf die Bibel beru­fen und als ech­ter Refor­mer gel­ten kann oder nicht.

Der Autor und der Rezen­sent mei­nen, mit vie­len ande­ren Autoren seit den Leb­zei­ten Luthers, daß bei­des nicht der Fall ist.

Eine rück­halt­los ehr­li­che Beschäf­ti­gung mit Luther muß daher zugun­sten des geist­li­chen und zeit­li­chen Wohls aller, die es betrifft, nicht zuletzt unse­rer gesam­ten Zivi­li­sa­ti­on, end­lich durch­ge­führt werden.

Fazit

Wir sehen der­zeit des­sen implo­si­ons­ar­ti­gen Nie­der­gang im deut­schen Sprach­raum. Der deut­sche und öster­rei­chi­sche Pro­te­stan­tis­mus ist kaum mehr als eine Vor­feld­or­ga­ni­sa­ti­on lin­ker Par­tei­en. Christ­li­ches Pro­fil ist außer­halb bekennt­nis­ori­en­tier­ter Krei­se kei­nes erkennbar.

Es ist daher gut mög­lich, daß der Katho­li­schen Kir­che oder eini­gen beson­ders „öku­me­ni­schen“ Kar­di­nä­len bis in drei Jah­ren der Part­ner für die geplan­ten „öku­me­ni­schen“ Fei­ern (so etwas soll es wirk­lich geben) abhan­den gekom­men sein wird.

Nun, es gibt ohne­hin nichts zu feiern.

Eine gründ­li­che und aus­flucht­lo­se Neu­be­wer­tung Mar­tin Luthers steht ins Haus – mit allen Konsequenzen.

Da nur die Wahr­heit frei machen kann (vgl. Joh 8,32), ist Paul Hacker post­hum für sei­nen Bei­trag zur Wahr­heits­fin­dung zu danken.

Dank gebührt auch dem Ver­le­ger Bene­dikt Trost, im Haupt­be­ruf Rechts­an­walt, der sich mit der Neu­auf­la­ge des aus Grün­den der „Öku­me­ne“ bald nach dem Erschei­nen vom Markt genom­me­nen Buches gro­ße Ver­dien­ste erwor­ben hat.
Nach eige­nen Anga­ben war es das erste Buch­pro­jekt des Ver­la­ges (2002), „qua­si die Geburts­stun­de des Ver­lags“. Das gro­ße Inter­es­se erfor­der­te eine Neuauflage.

Wir hof­fen und wün­schen, daß noch vie­le Auf­la­gen auf den Markt und in die Hän­de aller, die es betref­fen soll­te, gelangen.

Paul Hacker, Das ICH im Glau­ben bei Mar­tin Luther – Der Ursprung der anthro­po­zen­tri­schen Reli­gi­on, mit einem Vor­wort von Joseph Ratzinger/​Papst Bene­dikt XVI. (zur ersten Auf­la­ge 1966, mit des­sen Erlaub­nis 2002 neu abge­druckt), durch­ge­se­he­ner und neu umge­bro­che­ner Neu­druck der Aus­ga­be Bonn 2002, nova & vete­ra, Bonn 2009, 318 Sei­ten, 29.50 – www​.novaet​ve​te​ra​.de

*MMag. Wolf­ram Schrems, katho­li­scher Theo­lo­ge, Phi­lo­soph, Kate­chist, rei­che Erfah­rung im inter­kon­fes­sio­nel­len Gespräch

.
Bild: nova & vete­ra/​ULB

Print Friendly, PDF & Email
Anzei­ge

Hel­fen Sie mit! Sichern Sie die Exi­stenz einer unab­hän­gi­gen, kri­ti­schen katho­li­schen Stim­me, der kei­ne Gel­der aus den Töp­fen der Kir­chen­steu­er-Mil­li­ar­den, irgend­wel­cher Orga­ni­sa­tio­nen, Stif­tun­gen oder von Mil­li­ar­dä­ren zuflie­ßen. Die ein­zi­ge Unter­stüt­zung ist Ihre Spen­de. Des­halb ist die­se Stim­me wirk­lich unabhängig.

Katho­li­sches war die erste katho­li­sche Publi­ka­ti­on, die das Pon­ti­fi­kat von Papst Fran­zis­kus kri­tisch beleuch­te­te, als ande­re noch mit Schön­re­den die Qua­dra­tur des Krei­ses versuchten.

Die­se Posi­ti­on haben wir uns weder aus­ge­sucht noch sie gewollt, son­dern im Dienst der Kir­che und des Glau­bens als not­wen­dig und fol­ge­rich­tig erkannt. Damit haben wir die Bericht­erstat­tung verändert.

Das ist müh­sam, es ver­langt eini­ges ab, aber es ist mit Ihrer Hil­fe möglich.

Unter­stüt­zen Sie uns bit­te. Hel­fen Sie uns bitte.

Vergelt’s Gott!