Eine prohetische Schau des Heiligen Pater Pio im Jahr 1913


Pater Pio
Pater Pio

(Rom) Pater Pio von Piet­rel­ci­na gilt vie­len Katho­li­ken als Licht­ge­stalt der jüng­sten Kir­chen­ge­schich­te. 1887 als Fran­ces­co Fogio­ne in Piet­rel­ci­na in der süd­ita­lie­ni­schen Pro­vinz Benevent gebo­ren, trat er 1902 in den Kapu­zi­ner­or­den ein. Mit bischöf­li­cher Dis­pens wur­de er 1910 bereits im Alter von 23 Jah­ren zum Prie­ster geweiht. Zur sel­ben Zeit zeig­ten sich an ihm erst­mals die Wund­ma­le Chri­sti, die er ab 1918 stän­dig tra­gen soll­te. Der Hei­li­ge war zu Leb­zei­ten Ziel­schei­be von kir­chen­fer­nen Spöt­tern und inner­kirch­li­chen Skep­ti­kern, und ist es heu­te noch. Er ertrug alle Anfein­dun­gen und kirch­li­chen Auf­la­gen mit größ­ter Geduld.
Die Kir­che tat sich zeit­le­bens mit dem hei­li­gen Kapu­zi­ner schwer, der seit 1916 auf dem Gar­ga­no leb­te. Das hing zunächst mit der Unkon­trol­lier­bar­keit sei­ner Gaben zusam­men, dann mit sei­ner Kri­tik am pro­gres­si­sti­schen Erneue­rungs­drang. Erst nach sei­nem Tod wur­de ihm kirch­li­che Aner­ken­nung zu teil. 1972 wur­de er als Die­ner Got­tes aner­kannt, 1999 selig- und 2002 heiliggesprochen.
Die Histo­ri­ke­rin Cri­sti­na Sic­car­di weist auf eine sehr frü­he Schau­ung hin, die der Hei­li­ge im Alter von 26 Jah­ren hat­te und damit noch vor den Erschei­nun­gen von Fati­ma in den Jah­ren 1916/​1917. Nach­fol­gend Sic­car­dis Beitrag.

Anzei­ge

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Eine prophetische Vision von Pater Pio

von Cri­sti­na Siccardi

Es gibt in der Geschich­te der Kir­che neben der gän­gi­gen Les­art der sicht­ba­ren Ereig­nise, ob die­se nun rea­li­stisch oder fälsch­lich erfolgt sei dahin­ge­stellt, noch eine ande­re, jene der Mysti­ker, die das Pri­vi­leg einer beson­de­ren gött­li­chen Bevor­zu­gung haben, direkt vom Him­mel über Ereig­nis­se infor­miert zu wer­den und häu­fig Instru­men­te über­na­tür­li­cher und pro­phe­ti­scher Ankün­di­gun­gen sind. Wesens­merk­ma­le die­ser von Gott aus­er­wähl­ten Per­so­nen sind ihr für ande­re vor­bild­li­cher, christ­li­cher Lebens­wan­del und ihre Bereit­schaft, sich Prü­fun­gen durch die Kir­che zu unter­zie­hen, die teil­wei­se gro­ße Opfer bedeu­ten kön­nen, wie es der Hei­li­gen Jung­frau von Orleans oder dem Hei­li­gen Pater Pio von Piet­rel­ci­na wider­fah­ren ist. Die Über­brin­ger gött­li­cher Bot­schaf­ten sind immer sicht­ba­re Boten in der Welt.

In unse­rer Zeit der Ver­wir­rung, der Mysti­fi­zie­run­gen, des Betrugs und des Irr­tums, zu denen auch fal­sche „Pro­phe­ten“ und eine fal­sche Flucht in zwei­fel­haf­te Pro­phe­zei­un­gen gehö­ren, ist es beson­ders inter­es­sant, zu lesen, was der Hei­li­ge Pater Pio von Piet­rel­ci­na am 7. April 1913 sei­nem Beicht­va­ter Pater Ago­sti­no schrieb. In die­sem unter Lei­den zustan­de­ge­kom­me­nen Brief beschreibt der Hei­li­ge eine Erschei­nung, die er hat­te. Ihm war der wegen unwür­di­ger Prie­ster lei­den­de Chri­stus erschienen:

Am Frei­tag mor­gen war ich noch im Bett, als mir Jesus erschien. Er war völ­lig ent­stellt und mit­ge­nom­men. Er zeig­te mir eine gro­ße Zahl von Ordens- und Welt­prie­stern, unter ihnen hohe kirch­li­che Wür­den­trä­ger. Ein Teil zele­brier­te, ein Teil wei­ger­te sich und ein ande­rer Teil leg­te die hei­li­gen Gewän­der ab.

Der Anblick Jesu im Sei­nem Lei­den betrüb­te mich sehr, wes­halb ich Ihn nach dem Grund Sei­nes Lei­dens fra­gen woll­te. Ich erhielt kei­ne Ant­wort. Sein Blick rich­te­te sich jedoch erneut auf jene Prie­ster. Doch kurz dar­auf wand­te Er gera­de­zu ent­setzt Sei­nen Blick ab und rich­te­te ihn zu mei­nem gro­ßen Ent­set­zen auf mich. Ich sah zwei gro­ße Trä­nen, die über Sei­ne Wan­gen flos­sen. Er ent­fern­te sich von den betrü­ben­den Prie­stern mit einem Aus­druck der Abscheu auf sei­nem Gesicht und rief: „Metz­ger!“.

An mich gewandt sag­te er: „Mein Sohn, glau­be nicht, mein Todes­lei­den dau­er­te drei Stun­den, nein; ich wer­de wegen der von mir beson­ders begün­stig­ten See­len bis zum Ende der Welt im Todes­lei­den sein. Wäh­rend der Zeit mei­ner Ago­nie, mein Sohn, soll man nicht schlafen.

Mei­ne See­le ist auf der Suche nach einem Trop­fen mensch­li­cher Ehr­furcht und des Mit­leids, aber sie las­sen mich allein in ihrer Gleich­gül­tig­keit. Der Undank und der Schlaf mei­ner Prie­ster ver­stär­ken mei­ne Ago­nie. Wie schlecht erwi­dern sie doch mei­ne Lie­be! Was mich am mei­sten betrübt ist, daß sie zu ihrer Gleich­gül­tig­keit noch ihre Ver­ach­tung und ihre Ungläu­big­keit hinzufügen.

Wie vie­le Male war ich drauf und dran sie dahin­zu­raf­fen, wäre ich nicht durch die Engel und die mich lie­ben­den See­len zurück­ge­hal­ten wor­den … Schreib Dei­nem [Beicht]Vater und berich­te ihm, was Du an die­sem Mor­gen von mir gese­hen und gehört hast. Sag ihm, er soll Dein Schrei­ben dem Vater Pro­vin­zi­al zeigen …“

Jesus füg­te noch ande­res hin­zu, aber das, was Er sag­te, wer­de ich nie irgend­ei­nem Geschöpf in die­ser Welt ent­hül­len kön­nen. Die­se Erschei­nung ver­ur­sach­te mir sol­che Schmer­zen im Kör­per, aber mehr noch in der See­le, daß ich den gan­zen Tag lie­gen­blei­ben muß­te und gedacht hät­te, ster­ben zu müs­sen, wenn der süße­ste Jesus mir nicht bereits ent­hüllt hät­te … Jesus hat lei­der recht, über unse­re Undank­bar­keit zu kla­gen! Wie vie­le Unglück­se­li­ge unse­rer Brü­der ent­spre­chen nicht der Lie­be Jesu, indem sie sich mit offe­nen Armen der infa­men Sek­te der Frei­mau­re­rei anschließen!“

Beten wir für sie, auf daß der Herr ihren Geist erleuch­te und ihre Her­zen anrüh­re. Macht unse­rem Vater Pro­vin­zi­al Mut, der kräf­ti­gen himm­li­schen Bei­stand vom Herrn erhal­ten wird. Das Wohl unse­rer Mut­ter Pro­vinz muß sein stän­di­ges Bestre­ben sein. Dem müs­sen alle sei­ne Anstren­gun­gen gel­ten. Auf die­ses Ziel müs­sen unse­re Gebe­te aus­ge­rich­tet sein, zu dem sind wir alle ange­hal­ten. In der Neu­ord­nung der Pro­vinz wird es dem Pro­vin­zi­al nicht an Schwie­rig­kei­ten man­geln, an Unge­mach und Anstren­gun­gen. Er hüte sich jedoch davor, zu ver­za­gen. Der mit­lei­den­de Jesus wird ihn in sei­nem Unter­neh­men unter­stüt­zen. Der Krieg die­ser Kosa­ken [1]Gemeint sind nicht die berüch­tig­ten, kampf­erprob­ten Kosa­ken des Zaren­reichs, son­dern wer­den vom Hei­li­gen als Dys­phe­mis­mus für die Fein­de der Kir­che, ob Frei­mau­rer oder unwür­di­ge Prie­ster, … Con­ti­n­ue rea­ding wird immer inten­si­ver, aber ich wer­de sie mit der Hil­fe Got­tes nicht fürchten.

Epist. I, 350, in Pad­re Pio da Piet­rel­ci­na: Epi­sto­la­rio I, hrsg. von Mel­chi­or­re da Pob­la­du­ra und Ales­san­dro da Ripa­bot­to­ni, San Gio­van­ni Roton­do 2004, S. 64.

„Fra Pio“, Bru­der Pius, wie der Hei­li­ge sei­nen Brief unter­zeich­ne­te, zeigt mit die­sem Doku­ment eine gan­ze Rei­he dra­ma­ti­scher Din­ge unse­rer Zeit auf:

1) in der Kir­che gibt es Prie­ster, die den Herrn lei­den machen und den Sohn Got­tes erzürnen;

2) die­se Prie­ster erwei­sen dem, der sie zu so hoher Ehre geru­fen hat, Gleich­gül­tig­keit und Undank;

3) sie ver­ur­sa­chen dem Herrn Jesus so gro­ße Abscheu, daß er ihnen sogar zuruft: „Metz­ger!“, wegen ihrer Art, sich gleich­gül­tig, ver­ach­tend und ungläu­big dem Aller­hei­lig­sten Altar­sa­kra­ment zu nähern;

4) sie wer­den offen beschul­digt, der nie­der­träch­ti­gen Sek­te der Frei­mau­re­rei anzugehören;

5) der von den Frei­mau­rern in der Kir­che los­ge­tre­te­ne Krieg wird immer inten­si­ver (wir sind im Jahr 1913, noch vor den Erschei­nun­gen von Fati­ma), läßt Pater Pio aber nicht fürch­ten, weil er sich der Hil­fe des All­mäch­ti­gen anvertraut.

Was wir heu­te in unse­ren Pfar­rei­en, in unse­ren Diö­ze­sen und in unse­rem Rom erle­ben, bestä­tigt, was der Hei­li­ge Pater Pio von Piet­rel­ci­na vor einem Jahr­hun­dert schau­te und niederschrieb.

Einleitung/​Übersetzung: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Cor­ri­spon­den­za Romana

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1 Gemeint sind nicht die berüch­tig­ten, kampf­erprob­ten Kosa­ken des Zaren­reichs, son­dern wer­den vom Hei­li­gen als Dys­phe­mis­mus für die Fein­de der Kir­che, ob Frei­mau­rer oder unwür­di­ge Prie­ster, gebraucht.
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