Die Bischofssynode laut „Civiltà  Cattolica“ – Rückschlüsse auf Stimmung in der Kasper-Partei?


Civiltà  Cattolica mit Synodennachlese
Civil­tà  Cat­to­li­ca mit Synodennachlese

(Rom) Die römi­sche Jesui­ten­zeit­schrift La Civil­tà  Cat­to­li­ca bie­tet in ihrer neu­en Aus­ga­be eine Nach­le­se auf die Bischofs­syn­ode über die Fami­lie. Autor ist Chef­re­dak­teur Pater Anto­nio Spa­da­ro per­sön­lich. Der Bericht lie­fert inter­es­san­te Rück­schlüs­se auf die post­syn­oda­le Stim­mung im Lager um Kar­di­nal Wal­ter Kas­per. Der Tenor des Auf­sat­zes ist mode­rat und aus­glei­chend, ergreift jedoch Par­tei für Kas­pers „Öff­nun­gen“. Da die Zeit­schrift nur mit Druck­erlaub­nis des Vati­kans erschei­nen kann und Pater Spa­da­ro zum enge­ren Ver­trau­ten­kreis des Pap­stes gehört, lohnt eine gründ­li­che Ana­ly­se des Tex­tes, der bis ins päpst­li­che Arbeits­zim­mer blicken läßt. Eine sol­che Ana­ly­se kann an die­ser Stel­le besten­falls ange­sto­ßen wer­den. Das aber soll geschehen.

Unikat Civiltà  Cattolica

Anzei­ge

Die römi­sche Jesui­ten­zeit­schrift La Civil­tà  Cat­to­li­ca stellt ein Uni­kat dar, des­sen Kennt­nis erst ihre Bedeu­tung erklärt. Die seit mehr als 150 Jah­ren erschei­nen­de Zeit­schrift besitzt den Sta­tus eines offi­ziö­sen Organs des Hei­li­gen Stuhls. Alle Bei­trä­ge wer­den vor ihrer Druck­le­gung dem vati­ka­ni­schen Staats­se­kre­ta­ri­at vor­ge­legt und bedür­fen einer Druck­erlaub­nis. Dem­entspre­chend las­sen sich aus den Bei­trä­gen zumin­dest gewis­se Rück­schlüs­se auf die offi­zi­el­le Linie des Vati­kans zie­hen. Die Ver­bin­dung zwi­schen der Zeit­schrift und dem Hei­li­gen Stuhl wur­de noch ver­stärkt, seit erst­mals in der Kir­chen­ge­schich­te ein Jesu­it den Stuhl Petri ein­ge­nom­men hat. Die Civil­tà  Cat­to­li­ca ver­öf­fent­licht näm­lich aus­schließ­lich Bei­trä­ge von Jesui­ten. Die Wahl von Papst Fran­zis­kus schuf eine neue Syn­er­gie zwi­schen Pater Anto­nio Spa­da­ro, Schrift­lei­ter seit der Aus­ga­be vom 1. Okto­ber 2011, und dem Kirchenoberhaupt.

Im Sep­tem­ber 2013 ver­öf­fent­lich­te die Zeit­schrift eines jener umstrit­te­nen Inter­views von Papst Fran­zis­kus. Das Inter­view wur­de von Pater Spa­da­ro geführt. Ver­öf­fent­licht wur­de es zeit­gleich von der Civil­tà  Cat­to­li­ca, Radio Vati­kan und zahl­rei­chen Jesui­ten­zeit­schrif­ten in ver­schie­de­nen Spra­chen rund um den Glo­bus. Größt­mög­li­che Auf­merk­sam­keit war das Ziel. Es han­delt sich unter meh­re­ren um das ein­zi­ge Inter­view, das der Papst bis­her einer kir­chen­ei­ge­nen Zeit­schrift gewährte.

„Eine Kirche auf dem synodalen Weg“

Seit­her gehört Pater Spa­da­ro zum Ver­trau­ten­kreis des Pap­stes und stellt sei­ne Zeit­schrift auch stra­te­gi­schen Pla­nun­gen zur Ver­fü­gung, wie die Bischofs­syn­ode über die Fami­lie zeig­te. Am Vor­abend zum Syn­oden­auf­takt ver­öf­fent­lich­te die Zeit­schrift einen Auf­satz, der die „Öffnungs“-These von Kar­di­nal Wal­ter Kas­per unterstützte.

In der jüng­sten Aus­ga­be der Civil­tà  Cat­to­li­ca (Heft Nr. 3945 vom 1. Novem­ber 2014, S. 213–227) ist mit dem Titel „Eine Kir­che auf dem syn­oda­len Weg. Die pasto­ra­len Her­aus­for­de­run­gen zur Fami­lie“ ein Resü­mee der Bischofs­syn­ode aus der Feder von Pater Spa­da­ro erschie­nen, der Ein­blick in die nach­syn­oda­le Ein­schät­zung auf höch­ster kirch­li­cher Ebe­ne bie­tet. Man könn­te zum Teil von einer Kater­stim­mung spre­chen, liest man bestimm­te For­mu­lie­run­gen als Ärger über eine miß­lun­ge­ne „Neu­aus­rich­tung“ der kirch­li­chen Ehe- und Moral­leh­re. Dies­be­züg­lich ist Pater Spa­da­ro nicht zim­per­lich, der selbst, als von Papst Fran­zis­kus per­sön­lich ernann­ter Syn­oda­le an der Syn­ode teilnahm.

Verärgerung über teilmißglückte Synode

Papst Franziskus mit Pater Antonio Spadaro
Papst Fran­zis­kus mit Pater Anto­nio Spadaro

Der Para­graph 52 der Rela­tio Syn­odi behan­del­te die im Mit­tel­punkt der Auf­merk­sam­keit ste­hen­den wie­der­ver­hei­ra­tet Geschie­de­nen, zu denen Kar­di­nal Kas­per „neue Wege“ for­mu­liert und gefor­dert hat­te, mit wenig ver­schlei­er­ter Unter­stüt­zung durch Papst Fran­zis­kus. Doch der Para­graph 52 erreich­te kei­ne qua­li­fi­zier­te Mehr­heit unter den Syn­oden­vä­tern. Die Abstim­mung sei „in un cer­to sen­so anoma­la, per­ché ਠcome se 74 padri su 183 ave­s­se­ro volu­to nega­re per­si­no la regi­stra­zio­ne del­la dis­cus­sio­ne di fat­to vissu­ta“, so Pater Spa­da­ro, der damit gleich eine Schuld­zu­wei­sung vor­nimmt. Das Votum sei gewis­ser­ma­ßen „anomal“, gera­de so, als hät­ten 74 von 184 Syn­oden­vä­tern sogar die tat­säch­lich erleb­te Dis­kus­si­on leug­nen wol­len. Har­te Wor­te, die erken­nen las­sen, wel­che Ver­är­ge­rung die ver­paß­te Zwei­drit­tel­mehr­heit im nähe­ren Umfeld des Pap­stes aus­ge­löst haben muß.

Auf der Syn­ode sei­en „unter­schied­li­che Kir­chen­mo­del­le“ sicht­bar gewor­den, aber auch unter­schied­li­che kul­tu­rel­le Prä­gun­gen, die „in Zügen sogar gegen­sätz­lich“ sind, je nach Her­kunfts­land oder Kon­ti­nent der Syn­oden­vä­ter, so Pater Spa­da­ro. Der nicht eine von der Kas­per-Par­tei vom ersten Syn­oden­tag an aus­ge­ge­be­ne Paro­le auf­zu­grei­fen ver­gißt, wenn er schreibt, daß man in der Syn­ode­nau­la „wirk­lich ein ‚kon­zi­lia­res‘ Kli­ma geat­met hat“.

Zwischen „voller erwachsenen Reife“ und Unreife

Die in der Debat­te auf­ge­tre­te­nen kon­trä­ren Posi­tio­nen wer­tet er nicht inhalt­lich, son­dern for­mal und spricht von „Abge­klärt­heit und Offen­heit“, die zwar die Dis­kus­si­on nicht weni­ger hart gemacht hät­ten, son­dern „im Gegen­teil es erlaubt haben, eine wirk­li­che Dyna­mik zu leben, die kei­nes­wegs ‚Verwirrung’ist, son­dern ‚Frei­heit‘: zwei Begrif­fe, die nie zu ver­wech­seln sind, will man nicht mutig die vol­le erwach­se­ne Rei­fe leben“. Eine im Zusam­men­hang mit einer Syn­ode ziem­lich kuri­os anmu­ten­de For­mu­lie­rung, will man dar­in nicht eine wohl­wol­len­de Anspie­lung auf das pro­gres­si­ve Kon­zept des „mün­di­gen Chri­sten“ erken­nen. Im Umkehr­schluß scheint Pater Spa­da­ro sagen zu wol­len, daß eine Ableh­nung, über Kas­pers „Öff­nung“ zu dis­ku­tie­ren, ein Man­gel an „vol­ler erwach­se­ner Rei­fe“ wäre.

Die Mög­lich­keit der meri­to­ri­schen oder for­ma­len Unzu­läs­sig­keit einer Posi­ti­on, wie sie jede Rechts­ord­nung kennt, im kon­kre­ten Fall etwa, weil in offen­sicht­li­chem Wider­spruch zur kirch­li­chen Leh­re und Ord­nung, wird von Pater Spa­da­ro nicht erwogen.

Der Schrift­lei­ter der Jesui­ten­zeit­schrift setzt ande­re Akzen­te, etwa wenn er betont, daß Papst Fran­zis­kus „die Kor­rekt­heit des syn­oda­len Ver­fah­rens bestä­tigt“ habe, „von dem man sich nicht eine voll­stän­di­ge Über­ein­stim­mung erwar­ten konn­te“. Pater Spa­da­ro zitier­te in die­sem Zusam­men­hang das „Kli­ma“ des soge­nann­ten Jeru­sa­le­mer Apo­stel­kon­zils aus der Apo­stel­ge­schich­te, wo eine „gro­ße Dis­kus­si­on“ statt­ge­fun­den habe.

„Ohne je die Wahrheit des Ehesakraments in Frage zu stellen“ und doch…

Die­se „direk­te Kon­fron­ta­ti­on Aug in Aug“, so die Civil­tà  Cat­to­li­ca, sei das, was der Papst von den Syn­oda­len gewünscht habe, denn er habe gewußt, daß alle vom „Wohl der Kir­che, der Fami­lie und der supre­ma lex, der salus ani­ma­rum“ gelei­tet sei­en. Das habe eine Dis­kus­si­on mög­lich gemacht „ohne je die grund­le­gen­de Wahr­heit des Ehe­sa­kra­ments in Fra­ge zu stel­len: die Unauf­lös­lich­keit, die Ein­heit, die Treue und die Fort­pflan­zung, das heißt, die Offen­heit für das Leben“.

Nach­dem Pater Spa­da­ro beklag­te, daß ein Teil der Syn­oden­vä­ter, sei­ner Mei­nung nach, sogar „leug­nen“ woll­ten, daß es eine Dis­kus­si­on über die wie­der­ver­hei­ra­tet Geschie­de­nen gege­ben habe, bringt er sei­ne Genug­tu­ung dar­über zum Aus­druck, daß das The­ma in der Schluß­bot­schaft doch vor­han­den sei, die als Gan­ze abge­stimmt wur­de und mit 158 gegen 174 Stim­men ange­nom­men wur­de. Dort heißt es: „Des­halb haben wir im ersten Teil unse­res syn­oda­len Weges über die pasto­ra­le Beglei­tung und den Zugang zu den Sakra­men­ten der wie­der­ver­hei­ra­tet Geschie­de­nen nach­ge­dacht“. Die­ses Zitat ist als ein­zi­ges im gan­zen Auf­satz kur­siv gesetzt und damit her­aus­ge­ho­ben, was gleich­zei­tig auch betont, wel­che Hal­tung Pater Spa­da­ro und die Civil­tà  Cat­to­li­ca einnimmt.

Lob für die Relatio post disceptationem mit „frischerer und zeitgemäßerer Sprache“

Pater Antonio Spadaro, Schriftleiter der Civiltà  Cattolica
Pater Anto­nio Spa­da­ro, Schrift­lei­ter der Civil­tà  Cattolica

Pater Spa­da­ro lobt die umstrit­te­ne Rela­tio post dis­cep­t­atio­nem mit exakt jener Dik­ti­on, die auch die Kar­di­nä­le Kas­per, Schön­born und Marx in- und außer­halb der Syn­ode gebrauch­ten. „Gene­rell kön­nen wir sagen, daß die Rela­tio die Aner­ken­nung der posi­ti­ven Ele­men­te auch in den nicht per­fek­ten Fami­li­en­for­men und den pro­ble­ma­ti­schen Situa­tio­nen auf­ge­nom­men hat.“ Es wer­de dar­in gesagt, daß „das Posi­ti­ve in den nicht per­fek­ten Situa­tio­nen anzu­er­ken­nen“ sei. Die von Pater Spa­da­ro in die­sem Zusam­men­hang bemüh­ten Stich­wor­te lau­ten „Lebens­wirk­lich­keit“, „wirk­li­ches Leben“, „rea­le Geschich­te“. Damit habe die „Rela­tio eine Kir­che gezeigt, die mit ihren Ener­gien mehr dar­auf abzielt soviel Getrei­de als mög­lich zu säen anstatt Unkraut auszureißen.“

Dann kommt der Jesu­it ins Schwär­men: „Obwohl es noch ein pro­vi­so­ri­scher, zu ver­tie­fen­der und zu kor­ri­gie­ren­der Text war, löste er bei eini­gen die Freu­de über eine ‚fri­sche­re’ und zeit­ge­mä­ße­re Spra­che aus“. Das Ver­dienst des umstrit­te­nen Doku­ments sei, laut Pater Spa­da­ro, daß es „die kon­kre­te Exi­stenz der Men­schen auf­ge­grif­fen hat, anstatt abstrakt über die Fami­lie zu spre­chen, wie sie sein soll­te“. Zu die­sem posi­ti­ven Auf­grei­fen der „kon­kre­ten Exi­stenz der Men­schen“ zählt er „die Wür­di­gung der nur durch eine Zivil­ehe ver­bun­de­nen Paa­re, die Situa­ti­on der wie­der­ver­hei­ra­tet Geschie­de­nen und ihren even­tu­el­len Zugang zu den Sakra­men­ten der Ver­söh­nung und der Eucha­ri­stie, die gemisch­ten Ehen, die Fäl­le von Nich­tig­keit, die Situa­ti­on homo­se­xu­el­ler Men­schen, die Her­aus­for­de­rung des Gebur­ten­rück­gangs und der Erziehung“.

Ablehnung des „Gradualitäts“-Prinzips vorkonziliar?

Zur von Kar­di­nal Schön­born, und dann auch ande­ren ver­tre­te­nen neu­en „Gra­dua­li­tät“ schreibt Pater Spa­da­ro, die Posi­tio­nen der Arbeits­krei­se haben vom „Mut an ver­bo­te­ne Türen zu klop­fen“ (Cir­culus Angli­cus A) bis zur „völ­li­gen Zurück­wei­sung des Prin­zips der vom Zwei­ten Vati­ca­num inspi­rier­ten ‚Gra­dua­li­tät‘ (Cir­culus Gal­li­cus B) gereicht. Ange­sichts einer inner­kirch­lich weit­ge­hend durch­ge­setz­ten Tabui­sie­rung von jeder Kri­tik am Kon­zil, das a prio­ri „posi­tiv“ zu wer­ten sei, will der Schrift­lei­ter mit sei­nem Hin­weis auf das Zwei­te Vati­ca­num den Ein­druck signa­li­sie­ren, die Kri­ti­ker der Gra­dua­li­täts-The­se sei­en im Unrecht, da vor- oder anti­kon­zi­li­ar, was wohl ohne jede „Gra­dua­li­tät“ glei­cher­ma­ßen schlimm sein muß. Nur neben­bei sei erwähnt, daß der Cir­culus Angli­cus A an der genann­ten Stel­le eigent­lich etwas ganz ande­res aus­sagt und nur „ein Mit­glied“, wie aus­drück­lich ver­merkt wur­de, auf die oben zitier­te Aus­sa­ge „dräng­te“.

Inter­es­sant ist noch die Fest­stel­lung, daß die Rela­tio post dis­cep­t­atio­nem, laut Dar­stel­lung der Civil­tà  Cat­to­li­ca „Kar­di­nal Peter Erdö mit Unter­stüt­zung des Son­der­se­kre­tärs Msgr. Bru­no For­te redi­giert hat, wie es der Ordo Syn­odi“ vor­se­he. Die Rela­tio sei auf der Grund­la­ge der Wort­mel­dun­gen ent­stan­den, die vor Syn­oden­be­ginn dem Gene­ral­se­kre­ta­ri­at zukamen.

Nicht min­der inter­es­sant, daß die Kom­mis­si­on für die Schluß­bot­schaft bereits tag­te, als die Arbeits­krei­se erst ihre Arbeit auf­nahm und damit deren Arbeit gar nicht berück­sich­ti­gen konn­te. Die Kom­mis­si­on bestand ursprüng­lich aus­schließ­lich aus Mit­glie­dern, die der Kas­per-The­se wohl­wol­lend gegen­über­stan­den. Erst der „afri­ka­ni­sche Unfall“ Kas­pers wäh­rend der Syn­ode führ­te dazu, daß Papst Fran­zis­kus zur Beru­hi­gung des auf­ge­wühl­ten Kli­mas, von dem Spa­da­ro nichts zu berich­ten weiß, noch zwei Mit­glie­der nachbestellte.

Von intransparenter Transparenz und anderen Unterschlagungen

In der Ver­öf­fent­li­chung der Abstim­mungs­er­geb­nis­se auch über die ein­zel­nen Para­gra­phen „hat Fran­zis­kus den gan­zen Pro­zeß trans­pa­rent gemacht, indem er den Gläu­bi­gen die Les­art und die Beur­tei­lung der Fak­ten über­ließ, auch jene, die schwe­rer zu inter­pre­tie­ren sind“. Mit kei­nem Wort erwähnt Pater Spa­da­ro hin­ge­gen den Unmut nicht weni­ger Syn­oden­vä­ter, die gera­de einen Man­gel an Trans­pa­renz kri­ti­sier­ten, bzw. der Syn­oden­lei­tung eine selek­ti­ve Trans­pa­renz vor­war­fen, mit der Kas­pers Par­tei begün­stigt wer­den soll­te. So wur­den die Wort­mel­dun­gen der Syn­oda­len im Gegen­satz zu den frü­he­ren Syn­oden nicht ver­öf­fent­licht und damit das genaue Gegen­teil von Trans­pa­renz prak­ti­ziert. Die Ver­öf­fent­li­chung der Ergeb­nis­se der Ein­zel­ab­stim­mun­gen und nicht nur das End­ergeb­nis sei erfolgt, weil Kas­pers Posi­ti­on eine leich­te, wenn auch nicht aus­rei­chen­de Mehr­heit hat­te. Wäre die­se nicht der Fall gewe­sen, hät­te es wahr­schein­lich auch die­se „Trans­pa­renz“ nicht gegeben.

„Die­ser gan­ze Pro­zeß hat die Ver­öf­fent­li­chung der Arbeits­ma­te­ria­li­en (Rela­tio und rela­tio­nes der Arbeits­krei­se) für eine grö­ße­re exter­ne Teil­ha­be außer­halb der Syn­ode not­wen­dig gemacht“, so Pater Spa­da­ro, der mit kei­nem Wort erwähnt, daß die Ver­öf­fent­li­chung der rela­tio­nes erst wider­wil­lig nach einem Auf­stand der Syn­oda­len erfolg­te. Statt des­sen heißt es im Auf­satz: „Es soll nicht ver­schwie­gen wer­den, daß die Ver­öf­fent­li­chung aller Dis­kus­si­ons­un­ter­la­gen von eini­gen als ris­kant betrach­tet wur­de, weil sie ein Bild der Kir­che in ihrer Viel­schich­tig­keit unter­schied­li­cher Posi­tio­nen lie­fer­te“. Kein Wort dar­über, daß die Ver­öf­fent­li­chung oder Nicht-Ver­öf­fent­li­chung nicht nur eine Fra­ge der Oppor­tu­ni­tät war, son­dern einen inhalt­li­chen Kon­flikt wider­spie­gel­te, weil die Ver­tei­di­ger der kirch­li­chen Ehe- und Moral­leh­re in der Nicht-Ver­öf­fent­li­chung ein Tod­schwei­gen ihrer Posi­ti­on erkann­ten, mit dem der Gegen­po­si­ti­on von Kar­di­nal Kas­per eine Mono­pol­stel­lung gesi­chert wer­den soll­te, wie dies durch Papst Fran­zis­kus bereits beim Kar­di­nals­kon­si­sto­ri­um im ver­gan­ge­nen Febru­ar vor­ex­er­ziert wor­den war.

So ver­steht sich von selbst, daß Pater Spa­da­ro den erho­be­nen Vor­wurf der „Mani­pu­la­ti­on“ eben­so­we­nig erwähnt, wie die noch wäh­rend der Syn­ode von Kar­di­nal Bur­ke geäu­ßer­te Kri­tik, Papst Fran­zis­kus habe durch sei­ne Hal­tung in der Gesamt­fra­ge „eine Men­ge Scha­den ange­rich­tet“. Eben­so­we­nig the­ma­ti­siert wird Kri­tik an Kar­di­nal Kas­per vor allem durch afri­ka­ni­sche Syn­oda­le. Statt des­sen lobt er, daß Papst Fran­zis­kus die Ver­öf­fent­li­chung auch jener Tei­le ver­füg­te, die kei­ne Mehr­heit erhielten.

„Mutige pastorale Entscheidungen“

Pater Spa­da­ro betont als Neue­rung, daß im ange­nom­me­nen Teil des Schluß­be­richts „posi­ti­ve Ele­men­te“ auch in Zivil­ehen und ohne Trau­schein zusam­men­le­ben­den Paa­ren aner­kannt wür­den und die Rede von „muti­gen pasto­ra­len Ent­schei­dun­gen“ sei. Dazu gehört auch, daß Pater Spa­da­ro unver­kenn­bar eine „Öff­nung“ der Kir­che gegen­über Homo­se­xu­el­len ver­tritt. Mit kei­nem Wort erwähnt er auch nur ansatz­wei­se Kri­tik am sünd­haf­ten Ver­hal­ten Homo­se­xu­el­ler, betont aber aus­drück­lich, daß die „Will­kom­mens­hal­tung“ einen Ein­satz der Nähe bedeu­te, „der auch imstan­de ist, unge­rech­te und gewalt­tä­ti­ge Dis­kri­mi­nie­run­gen anzu­kla­gen“. Homo­se­xu­el­le, wer­den nur als ver­tei­di­gungs- nicht aber als kri­tik­wür­dig benannt.

Pater Spa­da­ro berich­tet, daß die drei Para­gra­phen zu den wie­der­ver­hei­ra­tet Geschie­de­nen und den Homo­se­xu­el­len zwar abge­lehnt wur­den, nicht ohne zu erwäh­nen, daß sie aber „eine sat­te Mehr­heit“ erhal­ten haben. Dabei unter­stellt er den Ver­tei­di­gern der kirch­li­chen Ehe- und Moral­leh­re wahr­heits­wid­rig „weni­ger geneigt zur pasto­ra­len Annah­me die­ser Men­schen zu sein“.

Das Feldlazarett, das sich selbst belagert

Schließ­lich macht sich der Jesui­ten­schrift­lei­ter das von Papst Fran­zis­kus wie­der­holt vor­ge­tra­ge­nen Bild von der Kir­che als „Feld­la­za­rett“ zu eigen: „Vie­le Men­schen sind ver­letzt, die von uns Nähe erbit­ten, die von uns erbit­ten, wor­um sie Jesus baten: Nähe, unmit­tel­ba­re Nähe“. Es drängt sich die Fra­ge auf, ob das wirk­lich alles ist, was die Men­schen von Jesus erba­ten und noch mehr, ob das alles ist, wozu Jesus zu den Men­schen ging. Vor allem bliebt aus­ge­klam­mert, daß die „vie­len Ver­letz­ten“ auch jene vor­aus­set­zen, die ver­let­zen, ein­schließ­lich der Fra­ge, ob die Dar­stel­lung der Men­schen nur unter dem Blick­win­kel von „Ver­letz­ten“ der mensch­li­chen Natur und der beschwo­re­nen „Lebens­wirk­lich­keit“ gerecht wird. Wohl kaum.

Den­noch unter­läßt es Pater Spa­da­ro nicht, einen Sei­ten­hieb aus­zu­tei­len. Er sagt nicht gegen wen, doch sind die Adres­sen hin­läng­lich bekannt. Denn das Bild der Kir­che als „Feld­la­za­rett“ sei „das Gegen­teil einer bela­ger­ten Festung“. Nach der Wahl von Papst Fran­zis­kus wur­de damit mit dem Fin­ger auf Bene­dikt XVI. gezeigt. Das sei nicht „bloß eine schö­ne poe­ti­sche Meta­pher: aus ihr kann ein Ver­ständ­nis des Auf­trags der Kir­che kom­men und auch der Bedeu­tung der Heils­sa­kra­men­te“, heißt es im Auf­satz. Die simp­le Tat­sa­che, daß sich nie­mand selbst bela­gern kann, son­dern nur von Drit­ten bela­gert wer­den kann und dabei feind­li­che Absicht Vor­aus­set­zung ist, zeigt die Halt­lo­sig­keit des Vergleichs.

Die Fähigkeit zu falschen Fragen

Das Kampf­feld sei­en heu­te eini­ge Her­aus­for­de­run­gen, die die Fami­lie betref­fen. Dabei nennt Spa­da­ro unter ande­ren „Paa­re ohne Trau­schein, die die Fra­ge der sozia­len Insti­tu­tio­na­li­sie­rung ihrer Bezie­hun­gen auf­wer­fen“; eben­so „homo­se­xu­el­le Per­so­nen fra­gen sich, war­um sie nicht ein Leben sta­bi­ler affek­ti­ver Bezie­hung als prak­ti­zie­ren­de Gläu­bi­ge füh­ren kön­nen“. Ant­wor­ten gibt der Schrift­lei­ter kei­ne, son­dern will durch die Auf­li­stung einen gro­ßen Hand­lungs­be­darf signa­li­sie­ren. Des­halb the­ma­ti­siert Spa­da­ro weder den Wider­spruch einen nicht-insti­tu­tio­nel­len Weg insti­tu­tio­na­li­sie­ren zu wol­len noch die falsch gestell­te und damit irre­füh­ren­de Fra­ge­stel­lung fik­ti­ver Homosexueller.

„In Wirk­lich­keit aber ist das wah­re Pro­blem, die wirk­lich töd­li­che Wun­de der Mensch­heit heu­te, daß die Per­so­nen sich immer schwe­rer tun aus sich selbst her­aus­zu­ge­hen und Treue­pak­te mit einem ande­ren Men­schen abzu­schlie­ßen, selbst einem gelieb­ten. Es ist die­se indi­vi­dua­li­sti­sche Mensch­heit, die die Kir­che vor sieht. Und die erste Sor­ge der Kir­che muß die sein, nicht die Türen zu schlie­ßen, son­dern sie zu öff­nen, das Licht anzu­bie­ten, das in ihr wohnt, hin­aus­zu­ge­hen um einem Men­schen ent­ge­gen­zu­ge­hen, der, obwohl er glaubt, kei­ne Heils­bot­schaft zu brau­chen, sich oft ver­äng­stigt und vom Leben ver­letzt wie­der­fin­det. Wenn die Kir­che wirk­lich die Mut­ter ist, behan­delt sie ihre Kin­der nach ihrer „barm­her­zi­gen Liebe“.“

„Synodaler Weg“ steht erst „ganz am Anfang“

Spä­te­stens beim letz­ten Satz fragt man sich stau­nend, in wel­cher Kir­che Pater Spa­da­ro eigent­lich auf­ge­wach­sen und Prie­ster gewor­den ist: „Eini­ge Syn­oden­vä­ter haben sich die Fra­ge gestellt, ob es eine „sakra­men­ta­le Öko­no­mie geben kann, die unrett­ba­re Situa­tio­nen vor­sieht, die dau­er­haft vom Zugang zum Sakra­ment der Ver­söh­nung ausschließen?“

Der „syn­oda­le Weg“ sei beschrit­ten. Das sei erst „ganz der Anfang“ gewe­sen, resü­miert der Chef­re­dak­teur der Jesui­ten­zeit­schrift. Der Ablauf der Bischofs­syn­ode ver­setz­te dem Kas­per-Lager einen uner­war­te­ten Dämp­fer. Das läßt sich auch bei Pater Spa­da­ro her­aus­le­sen. Gemäß einer posi­ti­vi­sti­schen Grund­sicht, die gewöhn­lich Fort­schritt­gläu­bi­gen inne­wohnt, scheint man die teil­miß­glück­te Bischofs­syn­ode als Betriebs­un­fall zu betrach­ten und beim begon­ne­nen „syn­oda­len Weg“ auf den Fak­tor Zeit zu setzen.

Reue, Umkehr, Buße schei­nen ver­ges­se­ne Fremd­wör­ter eines Voka­bu­lars aus dunk­ler Vor­zeit. Der Rück­blick von Pater Spa­da­ro auf die Bischofs­syn­ode bleibt ein in der Spra­che auf Zurück­hal­tung wert­le­gen­der Text, der den Ein­druck einer mode­ra­ten, aus­ge­wo­ge­nen Posi­ti­on ver­mit­teln möch­te, der er inhalt­lich aber nicht ist.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Wikicommons/​Civiltà  Cattolica/​Gesuitinews

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44 Kommentare

  1. Gott sei Dank haben die Pro­gres­si­sten ihr Ziel nicht erreicht. Aus dem Arti­kel kann man entneh-
    men, dass das The­ma “ Kom­mu­ni­on für die Wie­der­ver­hei­ra­te­ten „, von lan­ger Hand vor­be­rei­tet wor­den war. Die deutsch­spra­chi­gen Bischö­fe, allen vor­an Kar­di­nal Marx von Mün­chen, waren sich
    sicher, dass das Ehe­sa­kra­ment auf­ge­weicht wer­den kann. Man kann sicher sein, dass jetzt alles
    unter­nom­men wird, um auf der Syn­ode 2015 zum Ziel zu gelan­gen. Wir müs­sen mit unse­rem Ge-
    bet dage­gen hal­ten und um so Gott will, schlim­me­res zu verhindern.

    • Ora et labo­ra. Bete und arbei­te. Bete und Gott wird es tun. Es braucht mehr. Wir müs­sen mehr tun mit Got­tes Unter­stüt­zung. Der Abfall seit dem Kon­zil ist nicht mehr zu behe­ben. Aber füh­ren wir doch wie­der eine neue Gene­ra­ti­on von Kin­dern an die gött­li­che Moral her­an. So ist der Kin­der­kreuz­zug eine wun­der­ba­re Sache. Die Kin­der sind begeistert.

  2. Was ich her­aus­hö­re, ist der lei­der auch in poli­ti­schen Debat­ten sehr häu­fig anzu­tref­fen­de Hoch­mut einer Sei­te, die glaubt, die jeweils ande­re Sei­te als gei­stig min­der­bit­telt und eigent­lich gar nicht rich­tig ermst­zu­neh­men betrach­ten zu dür­fen. Es ist heu­te so viel von Dia­log die Rede, aber genau die­se Grund­hal­tung macht einen wirk­li­chen Dia­log unmöglich.

  3. Also so ein Schmarrn! Was ist in die­sen Hir­nen drin, das mit dem Topoi „barm­her­zi­ge Mut­ter“ benannt wird? Alles ver­zei­hend, alles ver­ge­bend, immer barm­her­zig? Wenn das das Wunsch­bild die­ser Kle­ri­ker in Bezug auf die Kir­che als Mut­ter ist, dann habe ich ern­ste Beden­ken, ob ich es hier mit rei­fen, erwach­se­nen Per­so­nen zu tun habe. Wenn alle Müt­ter so ihre Erzie­hungs­auf­ga­be wahr­näh­men, wäre die Welt voll mit Nar­ziss­ten oder son­sti­gen psy­cho­pa­thi­schen oder sozio­pa­thi­schen Stö­ren­frie­den! Das lässt eher Rück­schlüs­se auf die Phan­ta­sie­ge­bil­de die­ser Kle­ri­ker zu als auf ein rea­les, ver­ant­wort­lich geleb­tes Leben.
    Und dann die­se doch etwas tan­ten­haf­te Art um den Ter­mi­nus „Gra­dua­li­tät“. Das hieß seit­her läss­li­che Sün­den, davon ist jede Ehe, jede Bezie­hung, jeder Mensch betrof­fen. Jeden Tag. Auch die sakra­men­ta­le Ehe ist nicht stän­dig die „per­fek­te Situa­ti­on“. Könn­te „rea­li­ter“ in der Beich­te gehört wer­den, so denn die Beich­te gehört wer­den würde.….also ganz real .…so im wirk­li­chen Leben.…
    Andau­ern­der Ehe­bruch fällt nicht unter läss­li­che Sün­de, das ist Tod­sün­de. Der Scha­den, der dadurch ange­rich­tet wird, zieht wei­te Krei­se ins gesell­schaft­li­che Umfeld. Außer­dem hats gera­de­zu eine Sog­wir­kung auf Ehen in Kri­sen. Weiß jeder, der real im Leben steht. Und ergän­zend dazu, weil der Begriff Unkraut ver­wen­det wur­de in Anleh­nung ans Evan­ge­li­um, nein, Unkraut rei­ßen wir nicht aus, aber wir dür­fen es auch nicht dün­gen (Sakra­men­te!). Unkraut heißt näm­lich des­halb Unkraut, weil es die unan­ge­neh­me Eigen­schaft hat, Nutz­pflan­zen, also die „Frucht“ zu ver­drän­gen. Gele­gent­li­che Arbei­ten in einem Klo­ster­gar­ten könn­ten da so man­chem Schreib­tisch­hengst ganz real den Hori­zont erweitern!
    Mein Fazit: Him­mel Hilf!!
    Mei­ne Ver­su­chung: ein klamm­heim­li­ches Ver­ständ­nis für die Pro­te­stan­ten, die schon vor 500 Jah­ren so die Nase voll hatten.….

  4. Zu den gr0ßen Vor­zü­gen der katho­li­schen Kir­che gehör­te, dass sie – als Schutz vor der baby­lo­ni­schen Sprach­ver­wir­rung- über zwei­tau­send Jah­re die­sel­be Spra­che benutzt. Die Ter­mi­no­lo­gie war immer gleich ver­ständ­lich. Geset­zes­tex­te und lehr­amt­li­che Tex­te kann­ten kei­ne Unklar­heit der Spra­che. Neben ande­ren ein­ma­li­gen Vor­zü­gen wird sie auch von die­sem ein­ma­li­gen Vor­zug der­zeit in die­sem Pon­ti­fi­kat befreit. Im Zusam­men­hang mit die­sem Arti­kel, möch­te ich auf die geän­der­te Spra­che und Ter­mi­no­lo­gie in der Kir­che hin­wei­sen. Wie Orwell von einem (poli­ti­schen) Neu­sprech warn­te, so gibt es auch einen erkenn­ba­ren kle­ri­ka­len Neu­sprech, der die Sinn­ge­bung kaum merk­bar wan­deln soll,. Spa­da­ro gehört offen­sicht­lich zu den Vor­tur­nern die­ser Kunst.
    Ich möch­te Sie anre­gen die­sen Man­gel mit offen zu legen und an wei­te­ren Bei­spie­len zu beschrei­ben. Viel­leicht kommt ein Arti­kel für die­se Sei­te heraus.
    Die­ter Fasen
    Eini­ge her­aus­ge­grif­fe­nen Beispiele:
    ->Das Wort „Lebens­wirk­lich­keit“ ersetzt den ein­deu­ti­gen Begriff der Wahrheit
    -> die Begrif­fe „Sün­de Süh­ne, Reue, Buße etc. sind wei­ter exi­stent, aber aus der Ter­mi­no­lo­gie gestrichen
    -> der Begriff „Mut“ fehlt in weni­gen bischöf­li­chen Pre­dig­ten, obgleich Jesus nie Mut von sei­nen Jün­gern gefor­dert hat. Er ver­langt dafür immer einen star­ken Glau­ben. Die­se For­de­rung gehört jedoch zu den Fremd­wör­tern der heu­ti­gen Verkündigung.
    -> statt Ehe, gibt es nun den Begriff der sozia­len Institutionalisierung
    -> für den, der Ari­sto­te­les kennt, ver­bie­tet sich auch das Wort Gra­dua­li­sie­rung. Er sag­te kurz und bün­dig: Das Gan­ze ist mehr, als die Sum­me sei­ner Tei­le und ver­wies dazu noch dar­auf, dass eine Schwal­be kei­nen Som­mer macht.… oder im Sin­ne von S.E. Schön­born sozia­le Für­sor­ge unter Homo­se­xu­el­len noch nicht den Anspruch auf „Teile­he erhe­ben kann.

    • Ein wun­der­ba­rer kri­stall­kla­rer Kom­men­tar. Dan­ke dafür! Also ist es doch nicht ver­ge­bens, dass mich die Phi­lo­so­phie und vor allem die sacra pagi­na nie hat ruhen lassen!

    • Also erst­mal: Dass „die Kir­che“ seit zwei­tau­send Jah­ren die­sel­be Spra­che spricht, ist ja über­haupt nicht wahr. Nicht zuletzt, weil es „die Kir­che“ vor zwei­tau­send Jah­ren noch gar nicht gab.

      Wer einen der­ar­ti­gen Aber­glau­ben für „wahr“ erklärt, hat dann natür­lich ein Pro­blem mit der Wirk­lich­keit. Nicht nur der „Lebens­wirk­lich­keit“.

      Die Begrif­fe „Sün­de, Süh­ne, Reue, Buße“, die es in der Tat schon sehr lan­ge in der kirch­li­chen Spra­che gibt, bezie­hen sich auf böse Taten. Das Zusam­men­le­ben mit einem Sexu­al­part­ner ist nach Mei­nung der alten und neu­en Phi­lo­so­phen aber an und für sich nichts Böses. Man kann es des­we­gen auch nicht bereu­en oder büßen.

      Was man bereu­en, büßen und süh­nen muss, sind die bösen Taten, die (wie könn­te es anders sein) mit so einem Zusam­men­le­ben ver­bun­den sein oder in des­sen Zusam­men­hang began­gen wer­den kön­nen. Des­halb ist die (m.E. wenig hilf­rei­che, weil viel zu schwam­mi­ge und unver­ständ­li­che) Vor­stel­lung einer „Gra­dua­li­tät“ hier im Prin­zip wohl doch anwend­bar, man muss nur begrei­fen und sich dar­über eini­gen, was das hei­ßen soll.

      Wenn das Gan­ze mehr ist als sei­ne Tei­le, so heißt das auch, dass das Gan­ze einer Bezie­hung für ihre mora­li­sche Bewer­tung aus­schlag­ge­bend sein muss und nicht bloß ein ziem­lich will­kür­lich her­aus­ge­grif­fe­ner Teil­aspekt. Genau das will „Gra­dua­li­tät“ hier wohl eigtl. sagen. Das Zusam­men­le­ben mit einem Part­ner ist nicht des­we­gen böse, weil dar­in irgend­wel­che sexu­el­len Din­ge pas­sie­ren, die an sich ja gar nicht böse sind. Das Zusam­men­le­ben mit einem Part­ner könn­te schlecht sein, wenn man damit einen ande­ren Men­schen oder eine wich­ti­ge sozia­le Regel ver­letzt. Ob dies der Fall ist, muss man im Ein­zel­fall prüfen.

      Tut man das, so kommt (wenig über­ra­schend) her­aus, dass das Zusam­men­le­ben mit einem Part­ner in man­chen Fäl­len schlecht und in ande­ren Fäl­len gar nicht schlimm ist.
      Was die bös­ar­ti­ge Ver­let­zung eines ande­ren Men­schen betrifft, so stellt man fest, dass das Zusam­men­le­ben mit einer ande­ren Per­son als der, wel­cher man es ver­spro­chen hat, den Ehe­part­ner schwer ver­let­zen kann und des­halb abzu­leh­nen ist. Eben­so wird bspw. auch deut­lich, dass eine nicht funk­tio­nie­ren­de Ehe oft sehr schlimm und ver­let­zend für einen oder bei­de Betei­lig­te oder die Kin­der sein kann und das zwang­haf­te Wei­ter­füh­ren einer zer­stör­ten Ehe dar­um eben­falls böse ist.

      Wei­ter unter­schei­det sich das mora­li­sche Urteil natür­lich auch, je nach­dem, wel­che sozia­len Regeln man als gül­tig zugrun­de legt. Gera­de im letz­ten Punkt wird deut­lich, dass die Kir­che in ande­ren Jahr­hun­der­ten ganz ande­re Regeln für wich­tig hielt als heu­te, also eine ganz ande­re Spra­che gespro­chen hat.

      Im ange­spro­che­nen Fall, wenn also die Wei­ter­füh­rung einer ver­spro­che­nen Ehe sitt­lich gar nicht mög­lich ist (weil sie böse wäre), sol­len sich die Part­ner bes­ser tren­nen. Wenn in so einem Fall einer der Part­ner (vor­zugs­wei­se der Unschul­di­ge­re) das Glück hat, einen neu­en Part­ner zu fin­den, der ihn über das Unglück der geschei­ter­ten Ehe hin­weg­hilft, ist dar­an nichts Böses zu finden.

      • Sie haben sicher recht damit, dass die Kir­che nicht seit 2000 Jah­ren die­sel­be Spra­che spricht – das ist zu plump und ver­kennt, in welch har­ten Debat­ten sie stand, und dass vie­les anhand die­ser Debat­ten sich dog­ma­tisch über­haupt erst in die Spra­che gegos­sen hat.
        Man muss sich ja immer vor Augen hal­ten, dass ein Hie­ro­ny­mus z.B. tat­säch­lich noch nicht ver­traut war mit der dog­ma­ti­schen und sprach­li­chen Situa­ti­on in der Kir­che …sagen wir …auf dem 4. Late­r­an­kon­zil 1215 (etc. ist nur ein Beispiel).

        Es wur­de im Lauf der Jahr­hun­der­te unend­lich viel theo­lo­gisch-phi­lo­so­phisch und damit natür­lich auch sprach­lich erst aus­dif­fe­ren­ziert, vage­re For­mu­lie­run­gen wur­den prä­zi­siert (z.B. beim Fili­o­que), eng auf­ge­fass­te Begrif­fe wur­den ent­fal­tet etc. Viel­leicht gibt es ja sogar wis­sen­schaft­li­che Arbei­ten zu dem The­ma. Weiß das viel­leicht jemand?

        Den­noch hal­te ich Ihre Schlüs­se auf das Zusam­men­le­ben in Bezie­hun­gen teil­wei­se für falsch. Es ist ein schwie­ri­ges The­ma, das zuge­ge­be­ner­ma­ßen vol­ler Wider­sprü­che steckt. Ich habe neu­lich ja selbst drauf hin­ge­wie­sen: mit Kon­struk­tio­nen wie der angeb­lich unauf­lös­li­chen Josef­se­he (die aber kir­chen­rcht­lich sehr wohl auf­lös­bar, weil nicht voll­zo­gen ist), mit denen man in der Geschich­te labo­riert hat, hat man unbe­wusst und unge­wollt der heu­ti­gen Situa­ti­on Pul­ver geliefert.
        Es bedürf­te hier drin­gend eines wah­ren Lehr­am­tes, um hier eine regu­la fidei pro­xi­ma zu defi­nie­ren, viel­leicht sogar noch eine dog­ma­ti­sche Prä­zi­sie­rung, die dann im depo­si­tum fidei fixiert ist. Das Tri­en­ter Kon­zil hat zwar die Unauf­lös­lich­keit der Ehe zum Dog­ma erho­ben, aber den geist­li­chen Sinn des Sakra­men­tes nicht wei­ter erklärt. Nun gibt aller­dings die Hl. Schrift schon kla­re Aus­kunft über die­sen geist­li­chen Sinn. Mir ist inzwi­schen auf­ge­fal­len, dass eini­ge Tra­dis hier das Kind mit dem Bad aus­schüt­ten und ein­fach nur plump „zurück“ schau­en auf den ersten Ehe­zweck (Fort­pflan­zung) und die Bezie­hungs­ebe­ne völ­lig ven­ei­nen, weil das angeb­lich nicht Leh­re der Kir­che sei. Das ist mir unbe­greif­lich, weil der Hl. Pau­lus dar­über im Ephe­ser­brief nun wirk­lich soviel schreibt, dass schon Igno­ranz dazu gehört, wenn man das ein­fach über­geht. Die Ehe ist ein „sacra­men­tum“, sagt der Apo­stel, i.S. des „Geheim­nis­ses“, weil sie Abbild der Bezie­hung Chri­sti zur Kir­che ist. Auch das AT arbei­tet viel­fach mit die­ser Meta­pher hin­sicht­lich der Bezie­hung Got­tes zu Isra­el als einer „Ehe“. Nur von die­ser Meta­pho­rik her lässt sich auch die geschlecht­li­che Kom­ple­men­ta­ri­tät in den ver­schie­de­nen geist­li­chen Auf­ga­ben erklä­ren. Die­ses Wis­sen war aller­dings in der Fröm­mig­keit und Mystik so leben­dig, wie es nicht leben­di­ger sein konn­te. Jede ewi­ge Pro­fess einer Ordens­frau ope­riert mit die­sem „gro­ßen Geheim­nis“ (sacra­men­tum magnum).
        Für Katho­li­ken ist daher eine Zweit­ehe undenk­bar – das hie­ße ja, dass man dem Ehe­part­ner das schul­dig bleibt, was man ohne­hin jedem schul­det: Lie­be, Ver­zei­hung und Versöhnung!

      • Es geht bei der Ehe nicht dar­um wie glück­lich oder unglück­lich die ein­zel­nen Part­ner dabei sind.
        Gut ist nicht das was mir gut tut, son­dern was gut ist.
        Schlecht ist nicht das was mir schwer fällt, son­dern das was schlecht ist.

        Die Gleich­set­zung schlecht = böse ist ein­fach Relativismus.

      • Es wäre nett, wenn Sie Ihre hier dar­ge­leg­te Mei­nung bezüg­lich geschei­ter­ter Ehe und Sexu­al­part­ner, die über eine geschei­ter­te Ehe hin­weg­hel­fen dür­fen, auch hier anschlie­ßend bele­gen könnten. 

        Wor­aus erken­nen Sie, dass die biblisch gött­li­che Norm, wonach sich ein getrenn­ter Mensch nicht wie­der mit einem neu­em Part­ner bin­den kann, sei­ne Gül­tig­keit verlor ?
        1. Korin­ther 7, 10–16 + 40; Römer 7, 2–3

      • @Annabel, dan­ke für Ihre Frage!
        Das The­ma ist ja viel­schich­tig und die Zugangs­wei­sen sind Legion.

        Dass Dr. Fasen es hier ein­mal aus rein moral­phi­lo­so­phi­scher Sicht ange­gan­gen ist, fand ich inter­es­sant. Des­halb habe ich dies­mal auf jede bibli­sche und dog­men­ge­schicht­li­che Bezug­nah­me ver­zich­tet, was sonst wirk­lich nicht mei­ne Art ist, in die­sem Bei­trag aber wie gesagt ganz bewusst geschah: Es ging mir neben mei­ner Kri­tik der unhist. Sicht­wei­se des Lehr­amts v.a. um die denk­feh­ler­haf­te Bezug­nah­me auf Aristoteles.

        Bibel­stel­len, die den gewis­sen­haf­ten Leser dar­an gemah­nen, das Schei­dungs­ver­bot Jesu sehr ernst zu neh­men, aber nicht sit­ten­streng zu ver­ab­so­lu­tie­ren, son­dern bei allem – aber ganz beson­ders bei der Fra­ge des Sakra­men­ten­emp­fangs – stär­ker dar­auf zu ach­ten, ob die Betref­fen­den wirk­lich aktu­ell sün­di­gen (also sitt­lich böse han­deln) oder nicht, gibt es ja vie­le. Nicht zuletzt ist doch auf­fäl­lig, dass die „Rela­ti­vie­rung“ des kate­go­ri­schen Ent­las­sungs- und Wie­der­ver­hei­rats­ver­bots Jesu schon im NT selbst anfängt (Pau­lus’ Kor-Bf. haben Sie schon genannt, die Por­neia-Klau­seln wären das ande­re wich­ti­ge Bsp.).
        Ins­ge­samt stimmt der Befund m.E. in etwa mit dem oben beschrie­be­nen moral­phi­lo­so­phi­schen Ergeb­nis über­ein: Ehe­schei­dung ist eigtl. immer schlecht und (meist) auf bei­den Sei­ten mit sitt­li­chem Ver­sa­gen (also ech­ter, vor­werf­ba­rer Schuld) ver­bun­den; ob dage­gen eine Wie­der­hei­rat (bzw. – in Wür­di­gung des aus­drückl. Wie­der­hei­rats­ver­bots Jesu – vllt. bes­ser nur eine nicht-ehel. neue Ver­bin­dung) *nach* dem Zer­bre­chen einer Ehe wirk­lich immer sitt­lich schlecht sein muss, lässt sich mit sehr guten Grün­den in Fra­ge stellen.

        Bekannt­lich hat übri­gens laut Mt. auch Jesus selbst die Frau von der Schuld an dem Ehe­bruch, in den sie von ihrem Mann infol­ge der Ent­las­sung „getrie­ben“ wur­de, qua­si frei­ge­spro­chen bzw. die ihr vor­werf­ba­re Schuld (die er dem ent­las­sen­den Mann anla­stet) zumin­dest deut­lich rela­ti­viert. Es kommt also immer auf die mora­li­sche Schuld (das „Herz“, das Inne­re des Men­schen und das ent­spre­chen­de Ver­hal­ten ggü. dem Näch­sten) an, nicht so sehr auf den äuße­ren Zustand einer nur noch for­mal­recht­lich „ehe­bre­che­ri­schen“ Beziehung.

        Was den Umgang mit den Sün­den und Ver­feh­lun­gen ande­rer Leu­te und über­haupt die christ­li­che Ein­stel­lung ggü. mora­li­schen Ver­sa­gern, öffent­li­chen Sün­dern, sit­ten­stren­gen Mora­li­sten, Ver­ge­bung von Schuld usw. angeht, sind dar­über hin­aus natür­lich die Gleich­nis­se Jesu von zen­tra­ler Bedeu­tung und in ihrer Ein­gän­gig­keit und evan­ge­li­schen Logik m.E. unübertrefflich.

        Sie­he dazu etwa mei­ne Kom­men­ta­re beim Arti­kel „Kas­per: Sie wol­len Krieg“ vom 18.9. (der­zeit S. 5 der Monats­über­sicht für Sept.). Zu der dog­men­ge­schicht­li­chen Situa­ti­on die Disk. mit @Zeitlos einen Tag spä­ter (beim Arti­kel über Kard. Rava­si). Anders­wo zuletzt etwa auf dem Blog ein­fach­ent­fa­chend zum Bei­trag „Sta­tisch, dyna­misch?“ vom 7. Okt.

      • @ K

        Dank für Ihre Erläuterungen.

        Was mir beson­ders auf­fält an Ihrer Argu­men­ta­ti­on, ist, dass ich frü­her eine ähn­li­che Ein­stel­lung hat­te wie Sie. Mein dama­li­ges Leben im Bereich der evan­ge­lisch pro­test. Reli­gi­on, in der ich ursprüng­lich auf­wuchs, war geprägt durch die Gna­den­leh­re „Recht­fer­ti­gung durch Glau­ben allein“, wobei ledig­lich der Anspruch galt, täg­lich „erwach­se­ne, freie Gewis­sens­ent­schei­dun­gen“ zu tref­fen, um das Böse vom Guten sau­ber unter­schei­den zu kön­nen und um das Gute dabei wäh­len zu können.

        Inzwi­schen bin ich längst (auch durch das Stu­di­um der Bibel) zum katho­li­schen Glau­ben gelangt beson­ders wegen der Real­exi­stenz Jesu bei der kathol. Eucha­ri­stie und wegen der katho­li­schen Recht­fer­ti­gungs­leh­re, weil mir klar wur­de, dass Recht­fer­ti­gung aus Glau­ben allein nicht aus­reicht im Lich­te der Bibel, wenn biblisch gefor­dert ist, dass das „Sie­gen bis zuletzt“ zur Recht­fer­ti­gungs­leh­re (zwei­te Recht­fer­ti­gung) gehö­ren muss unter der Maß­ga­be des­sen, was Chri­stus uns gebo­ten hat und unter sei­nem Hüten mit eiser­nem Stab.
        Mat­thä­us 28, 20; Offen­ba­rung 2, 26 bis 3, 21 und 12,5

        Mei­ne Gewis­sens­ent­schei­dun­gen ent­spre­chen seit­dem einem höhe­ren Maß­stab. Ich suche nun den „größ­ten gemein­sa­men Nen­ner“ für Gewis­sens­ent­schei­dun­gen, wäh­rend ich unter der pro­te­stant. Leh­re ledig­lich in der Lage war, den „klein­sten gemein­sa­men Nen­ner“ zu fin­den, weil „das Böse“ unter der rei­nen pro­test. Gna­den­leh­re „an den porö­sen Rän­dern der Gewis­sens­ent­schei­dun­gen“ leicht rela­ti­vi­stisch dazu erklärt wer­den konn­te, „nicht wirk­lich böse zu sein“.
        Man kann dann, selbst wenn man das Gewis­sen biblisch schult, dazu ver­lei­tet wer­den, alles als „hei­lig“ (von Gott gehei­ligt) zu erklä­ren, was in Wahr­heit nicht hei­lig ist.
        Desto mehr man im Lau­fe der Zeit dazu ten­diert, alles für „nicht so schlimm“ zu hal­ten, desto eher ist man fähig, nur noch einen „klein­sten gemein­sa­men Nen­ner“ für die täg­li­che Gewis­sens­ent­schei­dung als Basis zu betrachten.

        Dort­hin wo Sie also jetzt hin ten­die­ren, zum „klein­sten gemein­sa­men Nen­ner“, von dort kam ich her und ich kann Ihnen ver­si­chern, dass das Absen­ken der christ­li­chen Norm auf jeden Fall dazu führt, dass die mora­li­schen Beden­ken dadurch mehr und mehr sin­ken wer­den, wie man es deut­lich in den evan­ge­li­schen Kir­chen sehen kann, die dem Zeit­geist ihr Gewis­sen und die Leh­re Chri­sti geop­fert haben.

        Chri­stus hat dar­ge­legt, dass sein Kom­men und sein schmerz­vol­ler Opfer­tod nicht bedeu­te­ten, dass man anschlie­ßend für Gewis­sens­ent­schei­dun­gen den „klein­sten gemein­sa­men Nen­ner“ akzep­tie­ren könne.
        Im Gegen­teil. Sein Maß­stab zeig­te, dass inzwi­schen ein weit­aus höhe­rer Maß­stab gilt als vor sei­ner Kreu­zi­gung. Inzwi­schen gilt bereits der­je­ni­ge als Ehe­bre­cher, der eine Frau mit Ver­lan­gen fort­wäh­rend ansieht.

        Man kann nicht ein­fach, gem Fran­zis­kus, alle die­je­ni­gen, die die Leh­re Chri­sti hoch­hal­ten, als Leu­te bezeich­nen, die der Leh­re des Pela­gi­us fol­gen (Kir­che ist die Gemein­schaft der Voll­kom­me­nen), weil Pela­gia­ner, nie ver­such­ten, wie Chri­sten, die „zu siegen.

  5. Bereits im Jah­re 1927 (!) 
    hat Hw Robert Mäder aus der Schweiz eine bezeich­nen­de Schrift mit dem Titel „Gedan­ken eines Reak­tio­närs“ verfasst. 

    Dar­aus das Vor­wort; die­ses scheint mir gleich­sam eine pro­phe­ti­sche Mah­nung vor den Aus­wir­kun­gen eines sich ver­selbst­stän­di­gen­den „syn­oda­len Anfangs“ :
    -
    [.…]
    Das Selbst­ver­ständ­li­che wird unverständlich, 
    aus­ge­mach­te Wahr­heit unsi­cher, Not­wen­dig­keit überflüssig. 
    Der Tag scheint zu nahen, wo alle, die sich noch von der gesun­den katho­li­schen Ver­nunft lei­ten las­sen, als staats­ge­fähr­li­che Nar­ren in die Irren­häu­ser gesperrt werden.

    Unter die­sen Umstän­den erscheint die­ses Büch­lein als Wagnis. 
    Es geht mit der Axt durch die Gas­sen, zer­schlägt die Göt­zen­bil­der, ver­brennt, was der Hau­fe ange­be­tet und betet an, was er verbrannt. 
    Es betont dem Moder­nen gegen­über das Alte, appel­liert vom Heu­te an das Gestern und Mor­gen, ist also reak­tio­när in jeder Zeile.

    Dono­so Cor­tes sagt von sol­chen Ideen, daß sie erst nach der kom­men­den Sint­flut tri­um­phie­ren können. 
    Beim dich­ten Nebel, der heut auf dem Erd­kreis lastet, leuch­ten die ewi­gen Ster­ne umsonst. 
    Die Stim­men der Wäch­ter auf der vati­ka­ni­schen War­te ver­hal­len im Lärm des Schiffbruchs.

    Wir wen­den uns des­we­gen nicht an die Vie­len, son­dern an die Weni­gen, die Einsamen. 
    Ihre Sache ist es, die Feu­er­zei­chen wei­ter zu tra­gen. Es ist einer, 
    der die Glut auf die Erde gebracht und will, daß sie flamme. 
    Katho­li­sches Recht und katho­li­sche Pflicht ist es, sie zu hüten.

    Haben wir dabei Feh­ler gemacht, so bit­ten wir den Hl. Geist um Ver­zei­hung. Im übri­gen ist es wohl klei­ne­re Sün­de, ein­mal zu viel Holz ins Feu­er zu legen, als mit Lösch­horn und Was­ser­ei­mer über­all drein­zu­fah­ren, wo unbe­que­me Wahr­heit lodert.

    Basel, im Advent 1921.“
    -

    • … das ist aller­dings ein typi­sches Bei­spiel für die gra­vie­ren­de Fehl­hal­tung der „Tra­di­ti­on“.
      Wir hal­ten ja nicht am „Alten“ fest, son­dern an dem, was ein­deu­tig Wil­le Jesu und was sei­ne Gebo­te sind (so schreibt es der Hl. Johan­nes über die Gerech­ten am Ende der Zeiten!).
      Nicht alles „Alte“ ist jedoch iden­tisch mit dem Wil­len Jesu. Und das „Reak­tio­när­sein“ ist kei­ne reli­giö­se Kate­go­rie, son­dern eine poli­ti­sche. Immer­hin soll­te man bei jeder Sache hin­se­hen, ob ihre „Moder­ni­sie­rung“ tat­säch­lich abzu­leh­nen ist. Also ein biss­chen Dif­fe­ren­zie­rung muss schon sein!
      Und nicht alles, was Mäder für alt hielt, war auch frag­los alt.
      Der letz­te Satz ist eine ech­te Hybris – wie der Herr Prä­lat ja ohne­hin sel­tenst ein­mal eige­nes Ver­sa­gen oder die Mög­lich­keit sich zu irren oder die Not­wen­dig­keit eige­ner Demut zuge­steht – hier erteilt er sich nach vor­ge­scho­be­ner Bit­te um Ver­zei­hung post­wen­dend auch gleich noch die Abso­lu­ti­on samt Recht­fer­ti­gung für sei­ne Fehler. 

      Er selbst, der hier jam­mert dar­über, dass bald alle reak­tio­nä­ren Katho­li­ken als Nar­ren in Anstal­ten kom­men, hat selbst übri­gens laut­stark dafür plä­diert, miss­lie­bi­ge libe­ra­le Künst­ler und Jour­na­li­sten in Staats­ge­fäng­nis­sen zu internieren.
      Da bewegt sich einer in den eige­nen Fik­tio­nen, er sät Wind un bschwört Sturm her­auf, und das alles unter „recht­gläu­bi­ger“ Flagge.
      Er hetz­te gegen die Demo­kra­tie und pro­fi­tier­te als Schwei­zer von deren jahr­hun­der­te­lan­ger Prä­senz und Freiheit.

      Eine eso­te­risch ange­hauch­te Isla­mi­sie­rung des katho­li­schen Glau­bens ist wahr­lich kei­ne Lösung.

      • Hören Sie doch end­lich auf, gegen die Tra­di­tin zu het­zen. Man fasst es nicht – was ist bloss in Sie gefahren?
        Jetzt auch noch auf den ver­eh­rungs­wür­di­gen, hoch­löb­lich­sten Pfar­rer Dr. Mäder ein­zu­tre­ten – der in der Kup­pe des klei­nen Fin­gers mehr Katho­li­zi­tät hat­te als Papst Franz im gesam­ten Hirn…

        Per Mari­am ad Iesum

      • Wer Mäder mal ohne ideo­lo­gi­sche Bril­le liest, der muss sich fra­gen, was eigent­lich in die­sen Mann gefah­ren ist…nicht alles, was sich „tra­di­tio­nell“ gebär­det, ist des­we­gen schon gleich katho­lisch oder gar maß­geb­lich – das ist der Punkt…
        Außer­dem ist ja wohl Mäder nicht „die“ Tra­di­ti­on, aber es ist bezeich­nend, dass die, die sich selbst so nen­nen, sich an die­sem plum­pen und frag­wür­di­gen Geist so erfreu­en – als ob es in der Kir­che der vori­gen Jahr­hun­der­te nicht wirk­lich über­zeu­gen­de und bei aller Glau­bens­treue doch maß­vol­le Den­ker gäbe…

        Der Tag, an dem die tat­säch­li­che Über­lie­fe­rung wie­der belebt wird und v.a. so etwas wie ein intel­lek­tu­el­les Min­dest­ni­veau dabei erreicht wird, an dem die­ses wider­wär­tig-res­sen­ti­ment­haf­te und geist­lo­se Geha­be über­wun­den sein wird zugun­sten kon­struk­ti­ver Wer­ke wird ein Freu­den­tag sein!

  6. Die­ses Geschwätz der heu­ti­gen „Kir­chen­vä­ter“ ist fast nicht mehr zu ertra­gen. Die­ses stän­di­ge „hin­aus­ge­hen“, aus sich „her­aus­ge­hen“, das „hin­aus­tra­gen“ und „auf­ein­an­der zuge­hen“, die­se angeb­lich „muti­gen Ent­schei­dun­gen“, die­se schein­bar unver­meid­li­chen „neu­en Wege“.… Was soll das eigent­lich??!! Soll es etwa sug­ge­rie­ren, die Kir­che frü­her wäre nur ein geschlos­se­ner, inne­rer Zir­kel gewe­sen? Eine Art „Geheim„bund, die er ver­säumt hat, ihr „Licht hinauszutragen“?

    Hat sie nicht!!

    Die frü­he­re Kir­che hat den Auf­trag Jesu, alle Völ­ker zu leh­ren ange­nom­men und umge­setzt. Sie ist es, die hin­aus­ge­gan­gen ist, ihre Bischö­fe, Prie­ster und Mis­sio­na­re haben der Welt die fro­he Bot­schaft Jesu ver­kün­det – und die ist in der Tat mehr als nur „Nähe“ (auch eines die­ser Schlag­wor­te der Kon­zils­kir­che.…) Die­se Men­schen haben das getan bis zur Selbst­auf­ga­be, nicht weni­ge haben ihr Leben dafür gege­ben! Die­se sind in der Tat „hin­aus­ge­gan­gen“ und auf ande­re „zuge­gan­gen“!

    Aber mit einem ent­schei­den­den Unterschied:

    Den Unter­schied zwi­schen rich­tig und falsch haben sie gepre­digt, zwi­schen Wahr­heit und Lüge und auch zwi­schen Selig­keit und Ver­damm­nis. Das scheint heu­te nicht mehr so wich­tig, nicht mehr oppor­tun, nicht mehr not­wen­dig oder viel­leicht sogar nicht mehr rich­tig zu sein. Das heu­ti­ge „hin­aus­ge­hen“ dient nur noch dazu, „Nähe“ zu demon­strie­ren, Homo­se­xu­el­len mit einer ‚„Will­kom­mens­hal­tung“ die einen Ein­satz der Nähe bedeu­te‘ (!!!) zu begeg­nen und den Sün­dern zu sagen, dass es eigent­lich ganz egal sei, was sie tun oder las­sen, Jesus sei eh „für alle“ gestor­ben und alle sei­en erlöst.

    Wur­de Jesus dafür etwa ans Kreuz geschla­gen? Sicher nicht! Hät­te er gesagt, es sei gleich­gül­tig, was wir tun und las­sen, dafür hät­te ihn nie­mand getötet!

    So aber kreu­zi­gen die heu­ti­gen Pha­ri­sä­er und Schrift­ge­lehr­ten der nach­kon­zi­lia­ren, angeb­lich katho­li­schen Kir­che Jesus noch einmal.

  7. @Kanadier
    Dan­ke für Ihre Zuschrift. Sie ver­wei­sen zu Recht auf die geän­der­te Ter­mi­no­lo­gie: „hin­aus gehen“, „hin­aus tra­gen“ und „auf­ein­an­der zuge­hen“, Die­ses bedeu­tet in der Spra­che, die die Kir­che zu ver­kün­den hat: „Kehrt um und glaubt an das Evan­ge­li­um“. …nicht mehr und nicht weniger.

    • Mei­nen des Fran­zes, Kas­pers et al. aber nicht: sie mei­nen damit zer­stö­ren, dem Zeit­geist anpas­sen, niedermachen,…

      Es ist unsäg­lich schreck­lich die­se „fal­schen Pro­phe­ten“ ertra­gen zu müs­sen und einer davon ist der Papst,

  8. „Des­halb haben wir im ersten Teil unse­res syn­oda­len Weges über die pasto­ra­le Beglei­tung und den Zugang zu den Sakra­men­ten der wie­der­ver­hei­ra­tet Geschie­de­nen nachgedacht“.
    Es stellt sich nur die Fra­ge ob euer Nach­den­ken vor Chri­stus dem Ver­stand eines Maul­wur­fes über­steigt. Aber natür­lich wer­det ihr wei­ter mit dem Press­luft­ham­mer am Fel­sen Chri­sti her­um­klop­pen solan­ge bis der Herr vor euch steht und ihr mit offe­nem Mund alle eure Werk­zeu­ge fal­len laßt.
    Per Mari­am ad Christum.

  9. Der auf­fäl­li­ge Drang von „moder­nen“ Ver­tre­tern der Kir­che, wie oben schon mehr­fach kon­sta­tiert, eine „neue“ Spra­che, eine „zeit­ge­mä­ße“ Spra­che zu ver­wen­den, hat kei­nes­falls einen christ­li­chen Hin­ter­grund. Die Wur­zeln dazu sind in der soge­nann­ten „New Age Welt­an­schau­ung“ zu fin­den, oft ver­knüpft mit halb­sei­de­nen wis­sen­schaft­lich ver­bräm­ten Trai­nings­me­tho­den wie z. B.NLP. In katho­li­schen Bil­dungs­ein­rich­tun­gen dürf­te das nicht unbe­kannt sein. Deren Ver­tre­ter ver­su­chen gezielt Ein­fluss zu neh­men, ein bekann­ter Guru die­ser Sze­ne ist Frit­jof Capra, er dürf­te auf die Gesell­schaft in Öster­reich viel­leicht einen grö­ße­ren Ein­fluss aus­üben als der Kardinal.

    • So ist es…es scheint in den Reden Fran­zis­kus eine neue Pha­se des „Hinausgehen“,im„Anmarsch„zu sein.Alle,gemeinsam schreiten,gehen,nicht Fragen,gehen,in Barmherzigkeit,..Exorzisten hel­fen den Anderen.Nicht mehr Umkehr,keine Buße,nur ev.Reinigung im Sam­mel­la­ger, in unse­rer Barmherzigkeit,erlösen wir den Rest.Kein Hin­aus­ge­hen mehr,wie z Zt.,mit dem Höhe­punkt des gemein­sa­men Essens,kein Hin­aus­fah­ren mehr,um unse­re Werte,zu veranschaulichen,keine „Entwicklungshilfe“,Schluss mit dem Spaß.Niemand darf ste­hen bleiben,niemand darf in einer Nische bleiben,Alle,bereits erlöst,.…müssen gehen,werden gehen.…um „Freude„an die­sem Glau­ben zu bekommen.…

      • Ja Metho­dus, ein Knack­punkt ist das „Gehen“, die „Bewe­gung“ in der Zeit­geist­kir­che. Der zen­tra­le Unter­schied zwi­schen dem „neu­en“ Chri­sten­tum und dem katho­li­schen Glau­ben ist der Ansatz der Erlö­sung. Im katho­li­schen Glau­ben erlöst der Herr Jesus Chri­stus den Men­schen, anwe­send in den Sakra­men­ten. In der New Age Kir­che muss der Mensch sich selbst erlö­sen! Der Prie­ster im Team mit den „pasto­ra­len Mit­ar­bei­tern“ hält dabei nur noch das Händ­chen als „Beglei­ter“. Des­halb die stän­di­gen spi­ri­tu­el­len Kurs­an­ge­bo­te, akti­ve Mit­mach­got­tes­dien­ste, Medi­tie­ren bis zum Umfal­len, Gre­mi­en­sit­zung um Gre­mi­en­sit­zung, Stuhl­kreis um Stuhl­kreis, der „Gemein­de­or­ga­nis­mus“ muss stän­di­ge Akti­vi­tät aus­damp­fen, weil er sonst nicht als „leben­di­ge Gemein­de“ erscheint. Die­ses „Fremd­ge­wim­mel“ könn­te aller­dings auch als Sta­di­um eines Zer­falls­pro­zess gese­hen werden.

      • @ Zachar.Das „Fremdgewimmle“,als Zei­chen vom Zerfall,hat mich sehr betrof​fen​.Es gibt im Men­schen „Urängste“,die,aufzugreifen,zum Ein­gang des Bösen in die Seele,die Tür für den Satan,werden.Z.B.,der Zer­fall ‚mit sei­nem Zeichen,am„sichtbar“ „gesundem„Organismus.Ja,schreckliches Bild,..eines „selbsterlösten„selbssicherlösendem,Gruppenorganismus.Glaube,daß Einer in der Grup­pe ‚der sei­ne See­le nicht hergibt,es geht um ein­zel­ne Seelen,nicht leben­dig zer­fal­len kann,so.…Gott lässt das Ver­dor­be­ne zerfallen…Satan will Zer­fall vom Leben​di​gem​.Es geht um ein­zel­ne Seelen.

      • Und noch,nehme zur Hand ein Büchlein„,Paradies auf Erden…Liturgie als Fen­ster zum Jenseits„und die Angst ist nicht mehr.Das Fremdgewimmle,..sind nur Babys,gefrässige Babys,die sich vom Verdorbenem,Abgestorbenem,ernähren.Die See­le haben wir vom Gott,.…

  10. Wer wis­sen möch­te wie die offi­zi­el­le Home­page des Vati­kan vati​can​.va mit den Schrif­ten die­ser bereits im Vor­feld als „MANIPULIERTE Syn­ode“ bekannt gewor­de­ne außer­or­dent­li­che Bischofs­syn­ode ver­fährt der schaue nach.
    Die abschlie­ßen­de Rela­tio wur­de bis­her ledig­lich auf ita­lie­nisch und eng­lisch veröffentlicht!

    Dage­gen sticht die mehr als dubio­se Rela­tio post dis­cep­t­atio­nes in fünf Spra­chen heraus.
    Ver­blüf­fend ist, daß die­se flei­ßi­gen Leu­te in der Lage gewe­sen sein wol­len, die­se Ver­si­on an nur einem Wochen­en­de ver­fasst zu haben und die­se dann noch in vier wei­te­re Spra­chen über­set­zen zu las­sen. Nicht zu ver­ges­sen die Vor­aus­in­for­ma­ti­on der Medi­en vor den Synodenvätern!

    Ist die­sen Herr­schaf­ten wirk­lich nur die Lust an der Über­set­zung der ent­gül­ti­gen Rela­tio in ande­re Spra­chen ver­gan­gen oder ist dies Aus­druck der ver­such­ten Täuschung?
    Kein Wun­der ist der Jesui­ten­pa­ter ein wenig ent­täuscht und retu­schiert was zu retu­schie­ren geht.
    Weiß jemand ob der Pater Pia­no spielt?

  11. Die aktu­el­le Bischofs­syn­ode wäre aus bibli­scher Sicht nur berech­tigt, Beschlüs­se zu fas­sen, wenn die sog. Streit­fra­gen und Beschlüs­se biblisch kon­gru­ent wären.
    Wenn der Jesu­it Pater Spa­da­ro hier­zu das 1. Apo­stel­kon­zil des 1. Jahr­hun­derts ver­glei­chend bemüht, wor­über in Apo­stel­ge­schich­te 15 berich­tet wird, um auf­zu­zei­gen, dass Syn­oden durch­aus neue Beschlüs­se fas­sen kön­nen, die nicht allen Teil­neh­mern pas­sen, so ist das nur bedingt richtig.

    In erster Linie geht es nicht dar­um, dass man, wie das Kon­zil der ersten Chri­sten zeigt, nach Belie­ben neue bibel­fer­ne, also nicht gott­ge­mä­ße Beschlüs­se fas­sen kann, son­dern dar­um, dass Beschlüs­se biblisch nach­voll­zieh­bar sein müs­sen, inso­fern sie nicht kon­trär zu den göttl. Nor­men aus­ge­legt wer­den können.

    Das erste Apo­stel­kon­zil fand nur statt, weil damals erste Hei­den in die Chri­sten­ver­samm­lung auf­ge­nom­men wur­den und geklärt wer­den muss­te, ob Hei­den­chri­sten genau­so beschnit­ten wer­den soll­ten wie die Juden­chri­sten, wor­über Juden­chri­sten anfangs nicht alle glei­cher Mei­nung waren.

    Der Bund der Beschnei­dung, der zwi­schen Gott und Abra­ham geschlos­sen wur­de, der auch wäh­rend des Geset­zes­bun­des gebo­ten war, schloss ins­bes. auch die Beschnei­dung des Her­zens, was Lie­be zu Gott erfor­der­te, mit ein und betraf sowohl beschnit­te­ne als auch unbe­schnit­te­ne Gläu­bi­ge, weil der Bund der Beschnei­dung vor der ersten Beschnei­dung mit Abra­ham geschlos­sen wur­de. Römer 4, 9–12; Deu­te­ro­no­mi­um 10, 16 und 30, 6

    Beim ersten Apo­stel­kon­zil unter den Bedin­gun­gen des Neu­en Bun­des zwi­schen Chri­sten und Gott wur­de beschlos­sen, dass die männ­li­che Beschnei­dung, die unter dem Alten Bund galt, für Hei­den­chri­sten nicht mehr gebo­ten war.
    Pau­lus erklär­te spä­ter, dass die Beschnei­dung des Her­zens durch Got­tes Geist jedoch wei­ter unter Chri­sten zum Neu­en Bund gehört und dass das Hal­ten der Gebo­te Got­tes, was die Lie­be zu Gott aus­drückt, wich­ti­ger als Beschnei­dung oder Unbe­schnit­ten­heit sei. Phil­ip­per 3, 3; 1. Korin­ther 7, 19

    Der spek­ta­ku­lä­re Über­gang vom Alten zum Neu­en Bund war also nicht gekenn­zeich­net durch Ände­rung der göttl. Nor­men, son­dern war voll­kom­men deckungs­gleich damit.
    Die Streit­fra­gen der jet­zi­gen Bischofs­syn­ode sind jedoch nicht deckungs­gleich mit Got­tes biblisch fest­ge­setz­ten Nor­men. Wie­der­ver­hei­ra­tung und homo­se­xu­el­le Bezie­hun­gen sind in Got­tes Augen nicht annehm­bar und wider­spre­chen sei­nen Nor­men, was biblisch deut­lich nach­voll­zie­bar ist.

    Pau­lus bete­te sei­ner­zeit für das Heil sei­ner jüdi­schen Brü­der, deren ver­kehr­te nicht gott­ge­mä­ße Gerech­tig­keit ihn schmerz­te. Er sag­te über sie, was man heu­te auch über die Teil­neh­mer die­ser Syn­ode sagen könn­te in Römer 10, 2. 3:
    „Ich gebe ihnen das Zeug­nis, dass sie Eifer für Gott haben, doch nicht gemäß rech­ter ERKENNTNIS. Denn da sie die Gerech­tig­keit Got­tes ver­kann­ten und ihre eige­ne auf­zu­rich­ten such­ten, unter­war­fen sie sich nicht der Gerech­tig­keit Gottes“

    • Eine sol­che Bewer­tung funk­tio­niert eben lei­der nur, wenn man die Geschich­te grob verzeichnet.

      Das Apo­stel­kon­zil ist ein groß­ar­ti­ges Bsp. dafür, wie sich eine Wahr­heit in der Kir­che Bahn brach, die von den tra­di­tio­nel­len Krei­sen als ent­setz­li­cher Tabu­bruch emp­fun­den wurde.

      Das, was Pau­lus woll­te (aus dem Hei­den­tum zu Chri­stus Bekehr­te ohne Beschnei­dung in sei­ne jüdi­sche Sek­te auf­zu­neh­men), ent­sprach nach unse­rem Emp­fin­den sicher dem wah­ren Wil­len Got­tes. Das kön­nen wir aber nur so begrei­fen, weil wir uns die Sache (wie übri­gens auch schon Lukas) im Nach­hin­ein aus der Per­spek­ti­ve eines Chri­sten­tums anschau­en, das schon eini­ge Jähr­chen Geschich­te auf dem Buckel hat.

      Den Zeit- und Sek­ten­ge­nos­sen, gera­de auch denen, die mit Jesus durch die Lan­de gezo­gen waren und sei­ne Pre­dig­ten gut kann­ten, erschien das Ansin­nen Pau­li dagg. als völ­lig abstrus und für einen Juden abso­lut häre­tisch. Eini­ge hell­sich­ti­ge­re Genos­sen erkann­ten zwar, dass die Idee einer Hei­den­mis­si­on mglw. doch nicht ganz falsch in Got­tes Augen war, aber selbst vie­le von denen, die selbst ebfs. Hei­den­mis­si­on betrie­ben, ging Pau­lus‘ extrem pro­gres­si­ve Linie viel zu weit. Den gänz­li­chen Ver­zicht auf die Beschnei­dung und die Ein­hal­tung der Spei­se­ge­set­ze hiel­ten sie für in Got­tes Augen nicht hin­nehm­bar, da es sei­nen Nor­men klar zu wider­spre­chen und biblisch in kei­ner Wei­se nach­voll­zieh­bar schien.

      In der Aus­ein­an­der­set­zung die­ser Posi­tio­nen kam es schließ­lich zu einem Kom­pro­miss (an den sich Pau­lus übri­gens nicht hielt, son­dern statt­des­sen aus Antio­chia aus­wan­der­te und in Kili­ki­en sein eige­nes Ding ver­wirk­lich­te, wes­halb er von Tei­len der Urkir­che noch eini­ge Zeit als Ket­zer ver­folgt wur­de, bis die­se in den Wir­ren der 70er Jah­re unterging).
      Der sym­pa­thi­sche, aber etwas har­mo­ni­e­süch­ti­ge Lukas schönt die­se Din­ge ein wenig, sagt aber im Grun­de genom­men doch die Wahr­heit (als inspi­rier­ter ntl. Autor kein Wun­der), wenn er es im Ergeb­nis so dar­stellt, als hät­ten im Prin­zip bei­de Grup­pen recht gehabt und jdfs. das Rich­ti­ge gewollt. Wenn wir mit die­ser (etwas geschön­ten, aber doch im Grun­de wah­ren) Sicht des Lukas auf die Syn­ode und die dar­in ver­tre­te­nen, gegen­sätz­lich schei­nen­den Posi­tio­nen blicken, könn­ten wir die Sache vllt. auch rea­li­sti­scher ein­schät­zen, als das hier in den Kom­men­ta­ren der Fall ist.

      • Immer­hin konn­te Petrus erst durch eine gött­li­che Visi­on, in der Gott unrei­ne Tie­re für rein erklär­te, die Hei­den­mis­si­on akzep­tie­ren, um anschlie­ßend der Auf­for­de­rung nach­zu­kom­men, den Hei­den Kor­ne­li­us aufzusuchen.. 

        Got­tes Hei­li­ges Geheim­nis, wonach es Got­tes Wil­le war, in Chri­stus alle Din­ge im Him­mel und auf der Erde wie­der zusam­men­zu­brin­gen, wur­de nach und nach, dann wenn es not­wen­dig war, seit der 1. Pro­phe­zei­ung in Gene­sis 3, 15 fort­lau­fend offen­bart. Mar­kus 4, 11; Ephe­ser 1, 9–11; Offen­ba­rung 10, 7 und 11, 15.

        Ob Lukas den Bericht über das Apo­stel­kon­zil ggf. wohl­wol­lend beschö­nig­te, kön­nen wir nicht mit Sicher­heit sagen. Sicher ist m.E. jedoch, wenn wir die Wor­te des Lukas ernst neh­men wol­len, dass die ersten Chri­sten das Apo­stel­kon­zil unter Ein­wir­kung des Hei­li­gen Heistes abhiel­ten, wie Petrus in Apo­stel­ge­schich­te 15, 7. 8 verdeutlichte.

        Alles, was bis zum 1. Kon­zil bekannt war, reich­te dann unter der Füh­rung des Hei­li­gen Gei­stes offen­bar aus, dass das Ergeb­nis des 1. Kon­zils von Jako­bus ver­kün­digt wer­den konn­te, inso­fern er auf frü­he­re Pro­phe­zei­un­gen ver­wies, wor­in vor­her­ge­sagt wur­de, dass nicht­jü­di­sche Völ­ker gemäß Got­tes Wil­len Gott suchen wer­den. Apo­stel­ge­schich­te 15, 13–18.

        Viel­leicht soll­ten wir dar­über nach­den­ken, dass wir all­zu leicht, sobald wir nicht alles sofort ver­ste­hen, ver­sucht sind, zu den­ken, die bibli­schen Berich­te sei­en geschönt. Bei gedul­di­ger Sicht ist es meist mög­lich, dass Got­tes roter Ret­tungs­fa­den in der Bibel durch­ge­hend deut­lich hervorleuchtet.

      • Im Gro­ßen und Gan­zen ist das ja völ­lig kor­rekt dar­ge­stellt, nur ist es eben über­haupt kein Argu­ment für die Feh­ler­haf­tig­keit des Ansat­zes der Fami­li­en­syn­ode, son­dern das genaue Ggt.

        Es geht ja auch heu­te gera­de dar­um, das bibli­sche Gebot Jesu rich­tig in den Gesamt­kon­text (der Bibel, der Kir­chen­ge­schich­te, der Zeit, der Gesell­schaft, der Reli­gi­on etc.) ein­zu­ord­nen und bestimm­te Wider­sprü­che auf­zu­drö­seln, in die sich die kirch­li­che Pra­xis ver­rannt hat, da bis­her bestimm­te Grup­pen als „öffent­li­che Sün­der“ behan­delt und dar­um von den Sakra­men­ten aus­ge­schlos­sen wur­den, obwohl sie ziem­lich offen­kun­dig (s.o.) in Wirk­lich­keit gar kei­ne schwe­ren Sün­der sind. Es geht also eben nicht um eine simp­le „Anglei­chung an den Zeit­geist“, wie man den Syn­oda­len heu­te gern vor­wirft, denn exakt den­sel­ben Vor­wurf könn­te man ja auch gegen das Apo­stel­kon­zil erhe­ben, und unge­fähr sol­che Vor­wür­fe – „Ände­rung der Leh­re“, „Rela­ti­vie­rung der Gebo­te“ etc. – wur­den ja damals auch tats. erhoben.

        Jesus selbst hat­te die Spei­se­ge­bo­te der Juden ja nie in Fra­ge gestellt, geschwei­ge denn auf die Beschnei­dung von Pro­se­ly­ten ver­zich­tet, mit denen er ohne­hin nichts zu schaf­fen hat­te. Die Pro­phe­zei­un­gen, wonach am Ende der Zei­ten nicht­jü­di­sche Völ­ker zum Tem­pel des Herrn pil­gern, waren (und sind) jüd. All­ge­mein­gut und natür­lich allen bekannt (auch Jesus). Das Neue lag hier dar­in, dass man die­se End­zeit auf die hist. Jetzt­zeit über­trug und – qua­si um ihr Ankom­men zu erleich­tern – dis­zi­pli­nä­re Erleich­te­run­gen bil­lig­te, von denen weder bei Jesus noch im Juden­tum jemals die Rede war.

        Die Ana­lo­gie zum Apo­stel­kon­zil zeigt also ins­be­son­de­re, dass man sich bei der Suche nach dem Got­tes­wil­len mehr oder weni­ger frei bewe­gen und auch zu neu­ar­ti­gen (sogar aus­ge­spro­chen krea­ti­ven) Lösun­gen kom­men kann, solan­ge der rich­ti­ge Geist herrscht (nament­lich der von Lukas histo­risch zwar leicht beschö­ni­gend, geist­lich betrach­tet aber völ­lig zu recht beschwo­re­ne Geist des Mit­ein­an­ders in der Suche nach dem Wil­len Gottes).

        Zudem zeigt das Apo­stel­kon­zil auch die rich­ti­ge Rich­tung im Blick auf den Heils­auf­trag der Kir­che auf: zugun­sten des Heils der See­len wer­den gewis­se Abstri­che von einer stren­gen Aus­le­gung des Gebo­tes gemacht, die einem Rigo­ri­sten völ­lig unan­nehm­bar erschei­nen müssen.

        Der gan­ze Vor­wurf der Kon­ser­va­ti­ven, auf der Syn­ode wer­de eine (angeb­lich sogar „seit 2000 Jah­ren“ 🙂 bestehen­de „Leh­re“ geän­dert (die es, wie ich jetzt ja schon öfters gezeigt habe, so ohne­hin nicht gibt), bricht also auch an die­ser Stel­le in sich zusam­men: Vor ca. 2000 Jah­ren geschah exakt das­sel­be wie heute.

      • Ich glau­be nicht, wer­ter K, dass die aktu­el­le Fami­li­en­syn­ode mit dem ersten Apo­stel­kon­zil ver­gleich­bar ist, weil, wie ich schon schrieb, es sei­ner­zeit einen trif­ti­gen Grund gab für die Ände­run­gen für die Hei­den­chri­sten, näm­lich das Ende des Bun­des der Beschnei­dung und des Geset­zes­bun­des, des­sen Erfor­der­nis­se nur für Juden galten. 

        Der Bund der Beschnei­dung ende­te mit dem Neu­en Bund, den Chri­stus mit sei­nen Nach­fol­gern am Abend nach sei­nem letz­ten Abend­mahl schloss, wobeit der Neue Bund die Beschnei­dung des Her­zens statt der Beschnei­dung des Fle­si­ches brach­te. Phip­ip­per 3, 3; Jere­mia 31, 31–34

        Das erste Apo­stel­kon­zil mach­te die „lebens­wich­ti­gen Erfor­der­nis­se“ deut­lich, die für Hei­den­chri­sten gel­ten soll­ten (kei­ne Beschnei­dung des Flei­sches, Ent­hal­ten vom Blut und Erwürg­tem (weil nicht aus­ge­blu­tet) und von Por­neia) Apo­stel­ge­schich­te 15, 5. 29
        Es waren also nicht nur Spei­se­vor­schrif­ten, son­dern auch die jüdi­sche Beschnei­dung und das Blut wegen des Lebens dar­in sowie Por­neia gehör­ten dazu.
        Juden­chri­sten wur­den übri­gens auch im Anschluss an das 1. Apo­stel­kon­zil wei­ter­hin beschnit­ten, wenn die Juden­mis­si­on durch Juden­chri­sten dies erfor­der­te. Apo­stel­ge­schich­te, 16, 1–3

        Die kon­zi­liä­ren Ergeb­nis­se des 1. Jahr­hun­derts unse­rer Zeit waren die Quint­essenz des­sen, was unter Ein­fluss des Hei­li­gen Gei­stes ent­fal­len und was auf gar kei­nen Fall ent­fal­len durf­te von den frü­he­ren Erfor­der­nis­sen des jüd. Geset­zes­bun­des, was ein­zig und allein dem Wech­sel des Bun­des geschul­det war, weil in jüdi­scher Zeit „das Gesetz ein Schat­ten der künf­ti­gen Din­ge, die zu Chri­stus führ­ten, war. Hebrä­er 7, 12;
        Wir ste­hen nun „unter dem Gesetz des Chri­stus“ 1. Kor. 9, 21
        Die jet­zi­ge Fami­li­en­syn­ode befin­det sich wei­ter unter den bibli­schen Erfor­der­nis­sen des Neu­en Bundes.

        Wenn, wie Sie sagen, „in einer Syn­ode bestimm­te Wider­sprü­che auf­ge­drö­selt wer­den, in die sich die kirchl. Pra­xis ver­rannt hat, da bis­her bestimm­te Grup­pen als „öffent­li­che Sün­der“ behan­delt und dar­um von den Sakra­men­ten aus­ge­schlos­sen wur­den, obwohl sie ziem­lich offen­kun­dig in Wirk­lich­keit gar kei­ne schwe­ren Sün­der sind“, dann stim­me ich Ihnen zu, was das Auf­drö­seln anbe­langt. Für den Rest gilt:

        Für die Eucha­ri­stie gilt wei­ter­hin, dass jemand, der unwür­dig isst, sich selbst ein Gericht isst.
        Inso­fern den­ke ich, wie ich Ihnen heu­te bereits an ande­rer Stel­le in die­sem Thread schrieb, dass bei der Lösung der anste­hen­den Fra­gen die Beur­tei­lung nicht dem klein­sten gemein­sa­men Nen­ner fol­gen kann, wenn Chri­stus selbst den Maß­stab fest­ge­setzt hat indem er den gemein­sa­men Nen­ner auf­grund sei­nes Opfers am Kreuz für uns erhöht hat, wenn er z.B. das Anse­hen einer Frau bereits als Ehe­bruch entlarvte.

        Wie wol­len Sie dann bele­gen, dass Ihre Ände­rungs­wün­sche bezüg­lich des­sen, was Sie sub­jek­tiv für böse oder nicht böse betrach­ten, bei der Fami­li­en­syn­ode biblisch berech­tigt sind ?

  12. dan­ke an Anna­bel für die­se Klar­stel­lung. Sie zielt genau auf den Kern­punkt mei­nes obi­gen Bei­tra­ges hin: Die Mani­pu­la­ti­on des Wor­tes Got­tes sowohl durch Ände­rung der Ter­mi­no­lo­gie als auch durch Aus­las­sung sehr wesent­li­cher Tei­le, wodurch die Ver­kün­di­gung zur kryp­to­ga­men Hae­re­sie ver­kommt. Daher mein Auf­ruf an alle: Blei­ben wir wach­sam und kämp­fen gemeinsam
    für das Wort Gottes.

    • Ich stim­me Ihnen zu, Dr. Fasen. Kaum ein Katho­lik, der die Bibel nicht gründ­lich kennt, ist noch in der Lage, nach­zu­voll­zie­hen, wel­che biblisch dar­ge­leg­te gött­li­che Nor­men Grund­la­ge der katho­li­schen Leh­re sind.
      Weil dar­über hin­aus weni­ge Men­schen glau­ben und akzep­tie­ren, dass Got­tes ewi­ge Nor­men unver­än­der­lich sind, wird das näch­ste Kon­zil im kom­men­den Jahr, ent­spre­chen­de Früch­te mit fata­len Fol­gen tra­gen und vie­le Anhän­ger her­vor­brin­gen, die die bibli­sche Leh­re über Homo­se­xua­li­tät und Zweit­ehe dem Zeit­geist opfern.
      Man wird ihnen wegen der neu geneh­mig­ten ver­meid­li­chen Frei­hei­ten lei­der vor­erst welt­weit zujubeln.

  13. Sowohl das unver­ständ­li­che Gere­de Spa­da­ros als auch der Tenor der Kom­men­ta­re hier labo­riert an der aktu­el­len Pro­ble­ma­tik herum:

    Es geht um das Ver­hält­nis der regu­la fidei pro­xi­ma (die „näch­ste Glau­bens­re­gel“, d.i. das aktu­el­le päpst­li­che Lehr­amt) zu der der regu­la fidei remo­ta (die „ent­fern­te Glau­bens­re­gel“, d.i. Schrift und Tradition).

    Wir erle­ben nun zwei Tendenzen:

    Die „Post­mo­der­ni­sten“ sind dabei ange­langt, das aktu­el­le Lehr­amt als völ­lig frei gegen­über der „fixen“ Glau­bens­hin­ter­la­ge anzu­se­hen. Was immer das Lehr­amt aus der Über­lie­fe­rung macht, es ist legi­tim. In die­sem Sin­ne haben sich seit F.s Wahl auch vie­le „Kon­ser­va­ti­ve“ als Post­mo­der­ni­sten erwie­sen, denn sie haben das Recht des Pap­stes „wie auch immer zu leh­ren“ über das Recht Chri­sti gesetzt – auch hier im Forum tob­ten dies­bezgl. schlim­me Debat­ten zu Beginn des Pontifikates…).
    Die­se Mei­nung wider­spricht jedoch ein­deu­tig den Cano­nes des Vati­ca­num I und qua­li­fi­ziert die­je­ni­gen, die das so ver­tre­ten als Verfluchte:

    „Wer sagt, es kön­ne gesche­hen, dass den von der Kir­che vor­ge­leg­ten Lehr­sät­zen ein­mal ent­spre­chend dem Fort­schritt der Wis­sen­schaft ein ande­rer Sinn zuzu­schrei­ben sei als der, den die Kir­che gemeint hat und meint: der sei mit dem Ana­the­ma belegt.“ (Dei Fili­us 1870)

    Die Tra­di­tio­na­li­sten hin­ge­gen bege­hen den umge­kehr­ten Feh­ler: inzwi­schen haben sich die mei­sten total ver­bis­sen in die ent­fern­te­re Glau­bens­re­gel und zwar so sehr, dass sie allei­ne durch die­ses Ver­bei­ßen das, was eigent­lich nötig wäre, näm­lich ein leben­di­ges und recht­mä­ßi­ges Lehr­amt, das die „regu­la fidei pro­xi­ma“, also die näher­lie­gen­de Regel aus­macht, tat­säch­lich nicht mehr brau­chen. Sie sind tat­säch­lich „gefan­gen im Buch­sta­ben“. Wir haben auch hier im Forum leuch­ten­de Bei­spie­le für die­se Hal­tung. Sie ist zutiefst pro­te­stan­tisch! Wer glaubt, es genü­ge, Kate­chis­men zu lesen und einer klei­nen Grup­pe von Kle­ri­kern zu fol­gen, die natür­lich kei­ner­lei Kom­pe­tenz haben, die regu­la fidei pro­xi­ma aus­zu­üben, der lan­det am Ende punkt­ge­nau da, wo einst Luther stand. Und ent­spre­chend pro­te­stan­tisch ist die­ses Rebel­len­tum ja inzwi­schen auch gewor­den – auch das kann man hier sehr gut verfolgen.

    Es gilt eines aus­zu­hal­ten: Wir haben einen gro­ßen Man­gel und eine gro­ße Not! Uns fehlt der Papst! Uns feh­len die Hir­ten! Wir haben kei­ne regu­la fidei pro­xi­ma! es ist nun mal unka­tho­lisch, dass irgend­wer meint, er kön­ne aktu­ell bestim­men, was Katho­lisch­sein sei – das ist das Dilem­ma, denn das ist allei­ne das, was dem Papst zusteht. Und das, was ein­mal war und fixiert wur­de, ist immer die „ent­fern­te­re Regel“. So jeden­falls hat die Kir­che das immer gesehen. 

    So sind (Post-)Modernisten wie Tra­di­tio­na­li­sten (auch vie­le Sedis­van­kan­ti­sten) längst im glei­chen Boot ange­kom­men: sie kom­men nach 50 Jah­ren ohne das Lehr­amt aus, wie es auf dem Vati­ca­num I noch ein­mal so klar und deut­lich her­vor­ge­ho­ben und dog­ma­tisch erklärt wur­de. So hat das Kon­zil auch „die“ Tra­di­ti­on pro­te­stan­ti­sis­ert – nur ist die so unbe­darft, dass sie es nicht merkt!

  14. Die Schlag­wort­ar­ti­gen Bezeich­nun­gen- wie (Post-)Modernisten, Tra­di­tio­na­li­sten oder sogar Sedis­va­can­ti­sten leh­ne ich als Über­in­ter­pre­ta­ti­on ab. Ich bin nach wie vor römisch-katho­lisch und blei­be dabei. Aber ich sehe den Ver­fall, die Gleich­gül­tig­keit und die Apo­sta­sie im Kle­rus, im Epi­sko­pat und seit über ein­ein­halb Jah­ren in erschrecken­der Wei­se im Lehr­amt . Die­ses schmerzt mich sehr und ver­bin­det sich mit der Fra­ge, war­um gehörst Du die­sem Ver­ein an, indem nur mehr die Toren das Sagen haben? Dann schaue ích in die Hl. Schrif­ten und muss erken­nen: Alles ‑auch die End­zeit­li­che Apo­sta­sie – ist vor­her­ge­sagt, nicht zum Trost, aber zur Erkennt­nis der Wahr­heit. Aus die­sem Grun­de rufe ich auch dazu auf, die teil­wei­se bis zur Hae­re­sie geänderte
    Ter­mi­no­lo­gie zu erken­nen und als sol­che zu benennen.

    • Dr. Die­ter Fasen
      „Alles ‑auch die End­zeit­li­che Apo­sta­sie – ist vor­her­ge­sagt, nicht zum Trost, aber zur Erkennt­nis der Wahr­heit. Aus die­sem Grun­de rufe ich auch dazu auf, die teil­wei­se bis zur Hae­re­sie geänderte
      Ter­mi­no­lo­gie zu erken­nen und als sol­che zu benennen.“
      Das ist wohl war. Wir regen uns über Din­ge auf die ganz ein­deu­tig kom­men müs­sen. Wir wer­den doch nicht auf die wich­tig­ste Ört­lich­keit unse­res Glau­bens ver­zich­ten? Und das ist die Ziel­ge­ra­de. Aber vie­le Katho­li­ken auch Tra­di­tio­nel­le haben Angst vor dem Fina­le. Was solls, vor unse­rem Herrn und Gott sind tau­send Jah­re nur eine durch­wach­te Nacht. Die Ewig­keit ist ganz ein­deu­tig länger.
      Per Mari­am ad Christum.

  15. Ein Grund­irr­tum im Den­ken: Es steht dem Papst allei­ne zu, zu bestim­men, was aktu­ell katho­lisch ist Falsch! Es steht ihm nur zu, wenn er sich an den geof­fen­bar­ten Glau­ben hält. Der katho­li­sche Glau­be ist der von Gott geof­fen­bar­te Glau­be. Das Lehr­amt, an der Spit­ze der Papst, ist dazu ver­pflich­tet, die­sen „emp­fan­ge­nen geof­fen­bar­ten Glau­ben“ (Siri) zu ver­tei­di­gen, vor Irr­tü­mern zu schüt­zen und zu verkünden.
    Wenn sich Päp­ste in schlim­mer Ver­mes­sen­heit ein­bil­den, zusam­men mit einer gro­ßen Zahl von Bischö­fen, den GEOFFENBAETEN Glau­ben ändern zu dür­fen, dann sind wir alle wirk­lich in gro­ßer Not.

    Doch nie­mals ist das, was ein „ein­mal war und fixiert wur­de, immer die ent­fern­te­re Regel.“ Das ist eine glat­te Häre­sie. Die Offen­ba­rung kann unmög­lich die ent­fern­te­re Glau­bens­re­gel sein und der Papst über ihr ste­hen. Das haben wir doch jetzt. Sie wider­spre­chen sich selbst. Das ist Moder­nis­mus pur, und zwar der Moder­nis­mus der alten Schu­le. Die Dog­men ändern sich dem Zeit­geist entsprechend.

    Im Kate­chis­mus ist der geof­fen­bar­te Glau­be doku­men­tiert. Jeder Katho­lik, der sei­nen Kate­chis­mus kennt oder nach­schlägt, kann sich nicht irren. Er ist die Basis in einer Kir­chen­kri­se, in der alles drun­ter und drü­ber geht. Denn hier spricht das authen­ti­sche Lehr­amt der katho­li­schen Kir­che. Das zu ver­än­dern kei­nem Papst und kei­nem Bischof zusteht.

    Mit Ver­laub, Sie schei­nen da was durch­ein­an­der zu wer­fen: Das I. Vati­ka­num hat ein­deu­tig defi­niert, dass der Papst den defi­nier­ten Glau­ben zu schüt­zen hat. Von mir aus, den von Ihnen so ver­ach­te­ten „Kate­chis­mus­glau­ben“. Der nichts ande­res ent­hält als die Dog­men, die vom Papst und den Kon­zi­len fei­er­lich ver­kün­det wur­den. In einer leicht ver­ständ­li­chen Spra­che, damit Aka­de­mi­ker und Putz­frau­en die­sen Glau­ben ler­nen können.

    Kön­nen irgend­wel­che Grup­pen dafür, dass die Ihnen ver­hass­ten „Tra­di­tio­na­li­sten“ oder die Neo­mo­der­ni­sten, ca. 50 Jah­re ohne das Lehr­amt aus­kom­men müs­sen? Dass wir der­zeit ohne Hir­ten sind, ist unbe­streit­bar. Seit wann kön­nen die Scha­fe dafür, wenn die Hir­ten weg­lau­fen? Aber wir sind nicht nur Scha­fe. Der über­lie­fer­te geof­fen­bar­te Glau­be ist doku­men­tiert. Nicht nur, aber auch in dem von Ihnen gering­ge­schätz­ten Katechismus.
    Unter­stel­len Sie bloß nicht, wer den Kate­chis­mus ver­tei­digt, liest nichts ande­res. Weil Sie dazu jeder­zeit in der Lage sind, füge ich die­sen Satz hinzu.

    In Not­zei­ten braucht man Not­pro­vi­ant. Wir haben immer­hin den Kate­chis­mus, die Hei­li­ge Schrift mit den Erläu­te­run­gen des recht­mä­ßi­gen Lehr­am­tes und vor allem das hei­li­ge Mess­op­fer, das selbst geleb­te Dog­ma­tik ist. Das muss jetzt genü­gen, seit­dem Herr Berg­o­glio auf den Stuhl Petri gesetzt wurde.
    Zum Über­le­ben reicht es allemal.

    • Hier zur Ernüch­te­rung und Ver­sach­li­chung ein Lexi­kon­ar­ti­kel zum The­ma: http://​kath​en​zy​klo​.bpla​ced​.net/​a​r​t​i​k​e​l​.​p​h​p​?​a​r​t​i​k​e​l​=​t​r​a​d​i​t​ion

      Dass der Papst nicht abwei­chen darf von der regu­la fidei remo­ta ist so selbst­ver­ständ­lich, dass ich das nicht extra noch mal erwäh­nen muss. Aber ich den­ke, ein ver­nünf­ti­ger Leser hat mich da ohne­hin verstanden.

      Es war noch nie­mals Sache der Lai­en, die regu­la fidei pro­xi­ma zu lei­sten – und daher ist die regu­la f. remo­ta (remo­tus = ent­fernt .…bit­te Latein­kennt­nis­se auf­po­lie­ren!) immer die „ent­fern­te Regel“. Das ist nun mal die Wort­be­deu­tung und die ist auch wört­lich zu ver­ste­hen. Ohne die leh­ren­de Gewalt, wer­den wir irren! 

      Zur Auf­fri­schung der „regu­la fidei remo­ta“ in Sachen Papst fol­gen­der Abschnitt aus „Pastor aeter­nus“ (1870):

      „Die Regel des rech­ten Glau­bens bewah­ren ist der Anfang des Hei­les. Da aber kann das Wort uns­res Herrn Jesus Chri­stus nicht außer acht gelas­sen wer­den: ‚Du bist Petrus, und auf die­sen Fel­sen will im mei­ne Kir­che bau­en (20). Die Wahr­heit die­ses Aus­spru­ches bewei­sen die geschicht­li­chen Tat­sa­chen. Stets blieb beim Apo­sto­li­schen Stuhl die katho­li­sche Reli­gi­on unver­sehrt erhal­ten; all­zeit stand bei ihm die Glau­bens­leh­re hoch und hei­lig in Ehren. Von sei­nem Glau­ben und von sei­ner Leh­re wol­len wir uns dar­um um kei­nen Preis tren­nen. Wir hof­fen viel­mehr, dass wir wür­dig sei­en, in der Einen Gemein­schaft zu ste­hen, die der Apo­sto­li­sche Stuhl ver­kün­det. In ihr ist die Wahr­heit und Unver­sehrt­heit der christ­li­chen Reli­gi­on ganz und voll gewähr­lei­stet. (21) Das zwei­te Kon­zil von Lyon aber gab fol­gen­dem Bekennt­nis der Grie­chen sei­ne Zustim­mung: „Die hei­li­ge Römi­sche Kir­che besitzt den höch­sten und vol­len Pri­mat und obrig­keit­li­chen Rang über die gesam­te katho­li­sche Kir­che. Sie aner­kennt in vol­ler Wahr­heit und zugleich in aller Demut, dass er ihr im hei­li­gen Petrus, dem Für­sten der Apo­stel und ihrem Ober­haupt, des­sen Nach­fol­ger der römi­sche Papst ist, vom Herrn selbst zugleich mit der Fül­le der Gewalt ver­lie­hen wur­de. Wie es nun vor allen andern ihre Pflicht ist, die Wahr­heit des Glau­bens zu ver­tei­di­gen, so soll auch ihrem Urteil die Ent­schei­dung in allen auf­tau­chen­den Glau­bens­fra­gen vor­be­hal­ten sein“ 

      Wenn also nur durch das Petrus­amt, das legi­tim und recht­mä­ßig aus­ge­übt wird, „die katho­li­sche Reli­gi­on unver­sehrt erhal­ten“ blieb, dann schließt die kla­re Ver­nunft und Logik, dass dies ohne das Petrus­amt nicht gelin­gen kann – wozu sonst das Amt?

      Der Papst in nicht bloß in ex cathe­dra-Ent­schei­dun­gen maß­ge­bend, son­dern immer: „so soll auch ihrem (also der ober­sten Lehr­ge­walt der Kir­che) Urteil die Ent­schei­dung in allen auf­tau­chen­den Glau­bens­fra­gen vor­be­hal­ten sein.“ (s.o.)

      In ALLEN auf­tau­chen­den Glaubensfragen!

      Man sieht an Ihrem Kom­men­tar, wie weit man sich von der regu­la fidei remo­ta ent­fernt hat (!) – und dies, weil man einem häre­ti­schen Papst anhängt bzw. selbst­er­nann­ten Klein-Päp­sten, denen man offen­bar völ­lig blind folgt.

      • Soll­ten Sie mich mei­nen, @Zeitschnur, dann will ich Ihnen ant­wor­ten: Ich hän­ge kei­nem häre­ti­schen Papst an, wenn Sie Herrn Berg­o­glio meinen.
        Es ist eine Unter­stel­lung, dass ich Berg­o­glio anhänge.

        „(…) Den Nach­fol­gern des Petrus wur­de der Hei­li­ge Geist näm­lich nicht ver­hei­ßen, damit sie durch sei­ne Offen­ba­rung eine neue Leh­re ans Licht bräch­ten, son­dernd damit sie durch sei­nen Bei­stand die durch die Apo­stel über­lie­fer­te Offen­ba­rung bzw. die Hin­ter­las­sen­schaft des Glau­bens hei­lig bewah­ren und getreu aus­leg­ten.“ (Aus­zug aus „Pastor aeter­nus“ , Dz.3070).

        Dar­um geht es. Das 1. Vati­ka­ni­sche Kon­zil hat es bestimmt, bit­te lesen Sie nach.

        Ich habe nichts ande­res gesagt. Der katho­li­sche Glau­be ist der von Jesus Chri­stus geof­fen­bar­te Glau­be, die­se Offen­ba­rung erging an die Apo­stel, die Apo­stel hat­ten als Ober­haupt den hl. Petrus den Jesus Chri­stus als Ober­haupt ein­ge­setzt hat. Die Nach­fol­ger der Apo­stel, an der Spit­ze die Nach­fol­ger des hl. Petrus, haben die­sen Glau­ben „zu bewah­ren und getreu auszulegen…“ 

        Wenn das zum gro­ßen Scha­den der Kir­che nicht mehr geschieht, wenn die­se wahr­haf­te Kata­stro­phe ein­tritt, dann haben sich PAPSTTREUE Katho­li­ken an die Leh­ren der Päp­ste, des recht­mä­ßi­gen Lehr­am­tes zu hal­ten, die mit dem 2000jährigen Glau­ben über­ein­stim­men. Und die­ser Glau­be ist doku­men­tiert, wie oft soll ich das noch schreiben. 

        Sie bege­hen – wahr­schein­lich – den Denk­feh­ler, das Amt des Pap­stes zu sub­jek­ti­vi­stisch zu sehen. Wenn wir anneh­men müs­sen, dass Berg­o­glio ein Häre­ti­ker ist, viel­leicht auch Johan­nes Paul II., dann blei­ben wir den Päp­sten treu, die voll­um­fäng­lich den Glau­ben “ hei­lig bewahrt und getreu aus­ge­legt haben.“
        Einem – wahr­schein­lich – häre­ti­schen Papst den Gehor­sam zu ver­wei­gern, heißt doch nicht das Papst­amt in Fra­ge zu stellen.

        Ich wei­ge­re mich aber, nach Sedis­va­kan­ti­sten­art den Stuhl Petri für vakant zu erklä­ren. Weil das lächer­lich wäre, weil ich zur hören­den Kir­che gehö­re und nicht das gering­ste Recht habe, dem Lehr­amt vor­zu­grei­fen, das allein zu die­sem Urteil recht­mä­ßig und ver­bind­lich befugt ist. Bis dahin hal­te ich mich an das Lehr­amt der Päp­ste, so wie es ca. 2000 Jah­re ver­bind­lich aus­ge­übt wurde.
        Denn ich habe nie behaup­tet, der Glau­be der katho­li­schen Kir­che sei ohne den Papst zu bewah­ren. Wenn jedoch zum gro­ßen Unglück der Kir­che ein Papst den Glau­ben ent­stellt, ver­zerrt, muss ich ihm nicht anhän­gen. Wohl aber sei­nen recht­gläu­bi­gen Vor­gän­gern. Deren Leh­ren sind doch nicht mit ihrem Tod erlo­schen, mit ins Grab genom­men wor­den. Nur wer eine rein sub­jek­ti­vi­sti­sche Vor­stel­lung vom Amt des Pap­stes hat, kann das annehmen.

        Katho­lisch ist die­ser Sub­jek­ti­vis­mus aller­dings nicht.

      • Das „Sie“, das in Ihrem Posting ohne Bezug­nah­me auf­taucht, konn­te auf­grund wört­li­cher Auf­nah­men nur auf mein Posting gemünzt sein, also darf man ant­wor­ten – direkt unter Ihrem Posting in der Ant­wort­funk­ti­on, oder?

        Der erste Schritt wäre, mich so zu ver­ste­hen, wie ich es geschrie­ben habe – und Unklar­heit hat mir wirk­lich noch nie jemand vorgeworfen.…wohl aber mag es einem nicht schmecken, was ich ver­tre­te, aber das soll­te sach­lich abge­han­delt wer­den, auf die­sem Forum hier Mangelware…leider…

        Ich den­ke über­haupt nicht sub­jek­ti­vi­stisch – es gibt ja auch kei­nen Hin­weis dar­auf in mei­nen Sätzen.
        Im Gegenteil.

        Sie reden zu mir, als ob nicht ich es gewe­sen wäre, die von Anfang an, auch auf die­sem Forum hier, F. als das erkannt hat, was er ist, ein­fach des­we­gen, weil ich schon gewohnt bin, eben nicht sub­jek­tiv, son­dern genau und prä­zi­se auf den objek­ti­ven Gehalt von Wor­ten und Gesten zu ach­ten. Und ich war es auch, die sich dafür hat halb­tot prü­geln las­sen müs­sen – auch hier auf die­sem Forum. Die­je­ni­gen, die damals wie eine Meu­te über mich her­ge­fal­len sind, schwei­gen heu­te alle …

        Aber wie gesagt: immer habe ich mei­ne Sicht scharf und ratio­nal begrün­det, und genau das ver­är­gert all jene, die sub­jek­ti­ven Ein­drücken und Res­sen­ti­ments und Sen­ti­men­ta­li­tä­ten aufsitzen.

        Wenn Päp­ste Irr­leh­ren ver­kün­den, kön­nen sie nicht der Papst sein – der Papst als Stell­ver­tre­ter Chri­sti und der ober­ste Leh­rer. Ich grei­fe mit die­ser ein­fa­chen Aus­sa­ge kei­nem Lehr­amts­ur­teil vor, son­dern ich stel­le auf­grund der Leh­re der Päp­ste und Kon­zi­li­en vor die­sen här. Päp­sten und ihren Cano­nes auf­grund einer phi­lo­so­phi­schen und logi­schen Lei­stung fest, deren Schlüs­sig­keit man objek­tiv ja prü­fen kann, dass das, was F. (und nicht erst er!) lehrt, im logi­schen Wider­spruch steht zu der Defi­ni­ti­on X oder Y. Folg­lich muss er ein Häre­ti­ker sein, weil die Defi­ni­ti­on der Kir­che, die für uns alle ja gege­ben wur­de, um im Not­fall die Gei­ster zu unter­schei­den, ja jeden, der das sagt, was er sagt, als Ver­fluch­ten bezeich­net. Logisch?

        Ich hof­fe, Sie kön­nen die­sem ein­fa­chen Gedan­ken­gang fol­gen, ohne dabei zu unter­stel­len, ich wür­de ein rechts­kräf­ti­ges Urteil for­mu­lie­ren. Das tue ich damit näm­lich nicht – wie auch? Wenn einer vor mei­nen Augen einen ande­ren umbringt, ihn ver­ge­wal­tigt und beraubt, kann ich auf­grund des Ver­stan­des und der Kennt­nis der Geset­ze (die ja nicht Juri­sten „vor­be­hal­ten sind“, son­dern die sogar zwin­gend jeder pein­lich genau ken­nen soll­te!) sehr wohl sagen, das sei ein Mör­der. Damit grei­fe ich dem Gerichts­pro­zess nicht vor, der kom­men wird, son­dern ich sage das, um mich selbst und alle, die mir anver­traut sind, vor die­sem bösen Mann zu schüt­zen. Übri­gens: selbst das welt­li­che Recht erlaubt in sol­chen Fäl­len eine Fest­nah­me oder auch Wehr­haf­tig­keit durch den Zeu­gen, der für die­sen Moment Anteil an der Staats­ge­walt erhält…

      • Was ich tue, ist also nur das, was jedem Gläu­bi­gen sehr wohl zusteht, ja sogar abver­langt wird.

        Was ich aber strikt ableh­ne, ist die Ver­mi­schung, die durch die FSSPX geschieht. Erst mal engt sie sich ideo­lo­gisch ein auf ihren Grün­der­gu­ru Lefeb­v­re und alle sei­ne Irr­tü­mer und die Iko­ne Pius X., der nicht nur selek­tiv, son­dern auch ten­den­zi­ös ver­klärt wird. Auch Sie haben ihn schon gegen Leo XIII. aus­ge­spielt – und allei­ne dar­an merkt man doch, dass hier etwas gar nicht stimmt!
        Die Fra­ge, ob Pius X. wirk­lich so „zukunfts­wei­send“ war, ist nicht geklärt – auch das wird ein spä­te­res Lehr­amt erst ein­mal prü­fen müs­sen. Denn Pius XII. war selbst in vie­lem so frag­wür­dig und die­se Hei­lig­spre­chung ein Poli­ti­kum in der Art, wie sie heu­te mit umge­kehr­ten Vor­zei­chen vor­ge­nom­men werden.
        Mit Pius V. lässt sich das alles nicht ver­glei­chen – allei­ne schon gei­stig und sach­lich-inhalt­lich nicht.
        Letzt­end­lich haben wir eine Sek­te, die einen klei­nen Aus­schnitt aus der Kir­chen­ge­schich­te ver­ab­so­lu­tiert und sich tat­säch­lich die Lehr­kom­pe­tenz anmaßt, die nur einem künf­ti­gen Lehr­amt zustün­de. Man ver­dankt auch nicht nur die­ser Sek­te das Über­le­ben der triden­ti­ni­schen Lit­ur­gie – immer­hin gab und gibt s auch den Bischof Thuc, der bis heu­te eini­ge Nach­fah­ren hat, die teil­wei­se dubi­os, teil­wei­se aber zumin­dest nicht frag­wür­di­ger anzu­se­hen sind als die FSSPX, die es aber ver­stan­den hat, bzgl. die­ser Tat­sa­chen Geschichts­klit­te­rung zu betrei­ben und bis heu­te Strip­pen zieht und die­se „ande­ren“ Tra­dis ver­un­glimpft bis totschweigt.

        In den FSSPX-Feh­ler kann und will ich nicht ver­fal­len. Die Schnitt­stel­le ist wohl nicht Pius X. und schon gar nicht Lefeb­v­re. Die Schnitt­stel­le liegt im 19. Jh.
        Leo XIII. woll­te die tho­mi­sti­sche Metho­de (!) des Phi­lo­so­phie­rens wie­der bele­ben, um den Her­aus­for­de­run­gen der Moder­ne zu bege­gen. Wie gesagt: die METHODE, aber nicht zwin­gend jeden Inhalt. Dies­bezgl. schlüs­sel­haft: http://​www​.stjo​sef​.at/​d​o​k​u​m​e​n​t​e​/​a​e​t​e​r​n​i​_​p​a​t​r​i​s​.​htm

        Lei­der ist genau die­se Lei­stung unter­blei­ben! Es gab zwar den „klas­si­zi­sti­schen“ Neu­tho­mis­mus, aber außer m.E. Sche­eben kaum einen gro­ße Den­ker, der die Metho­de (also die­sen Auf­trag Leos XIII.) schon vor der Enzy­kli­ka aber auch danach fürs Hier und Jetzt frucht­bar mach­te. FRUCHTBAR! (Dass es im 19. Jh ande­re gro­ße Den­ker gab, die – wenn auch nicht direkt mit die­sem metho­di­schen Ansatz den­noch in die­ses „Pro­gramm“ pas­sen, will ich natür­lich damit nicht bestrei­ten – z.B. New­man u.a.)

        Das ist aber die Schnitt­stel­le, und hier muss es wei­ter­ge­hen – nicht die­se polit-katho­li­schen Ram­bos wie Dono­so Cor­tes und sei­ne gei­sti­gen Kin­der, der das her­vor­brach­te, was man nur als katho­li­sches Zom­bie­tum betrach­ten kann. Das ist ein Irrweg!

      • Lie­be Zeitschnur,

        den­noch ver­ste­he ich nicht, was dann in Ihren Augen der rich­ti­ge Weg wäre. Den FI hat­ten Sie in einem frü­he­ren Kom­men­tar vor­ge­hal­ten, nicht ent­schlos­sen gegen Papst Fran­zis­kus Stel­lung zu bezie­hen. Wenn die FSSPX dies tun, agie­ren sie als Sek­te, sich das Lehr­amt anmaßend?
        Ich sehe nicht, dass sich FSSPX ideo­lo­gisch auf Pius X ein­engen wür­den. Was täten dann die Fran­zis­ka­ner, Bene­dik­ti­ner, Don Bos­co-Sale­sia­ner. Ist die FSSPX wirk­lich auf­grund einer Metho­de zu definieren?
        Dass die Ver­wir­rung sehr groß ist wird mir immer schmerz­li­cher bewusst. Doch wie und wo kann ich mich als Laie noch zuver­läs­sig ori­en­tie­ren? Ist die Gül­tig­keit der hl. Mes­sen gege­ben, hin­sicht­lich Gül­tig­keit der Wei­he eines Prie­sters (z.B. der FSSPX), sei­ner Inten­si­on die Mes­se gül­tig zu fei­ern (Real­prä­senz), der Gemein­schaft der Kir­che (una cum) mit Papst und Bischof?

        Zurück zur Fra­ge der Leh­re. Ich stim­me Ihnen wie Sie wei­ter oben schrei­ben voll­kom­men zu:
        /​/​ Es gilt eines aus­zu­hal­ten: Wir haben einen gro­ßen Man­gel und eine gro­ße Not! Uns fehlt der Papst! Uns feh­len die Hir­ten! Wir haben kei­ne regu­la fidei pro­xi­ma! es ist nun mal unka­tho­lisch, dass irgend­wer meint, er kön­ne aktu­ell bestim­men, was Katho­lisch­sein sei – das ist das Dilem­ma, denn das ist allei­ne das, was dem Papst zusteht. //
        Fra­ge mich aber: Unter der Annah­me, dass es der­zeit kei­ne (gül­ti­ge) regu­la fidei pro­xi­ma gibt, wäre es dann nicht legi­tim, ja gebo­ten, auf die regu­la fidei remo­ta zurück­zu­grei­fen und sich dar­an zu orientieren?

  16. Berg­o­gli­os Sprü­che: Fle­der­maus­chri­sten, Essig­ge­sich­ter, Pela­gia­ner, Holz­wür­mer, Alle, alle, alle, alle, alles. Fleisch, Fleisch­ge­wor­den, Demut, Demut, Demut, usw., ect, ect. Chuzpe!

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