(Rom) Der Vatikanist Marco Tosatti berichtet einen detaillierten Plan zur Manipulation der Bischofssynode im Sinne von Kardinal Walter Kaspers „neobarmherziger“ Zulassung wiederverheiratet Geschiedener zur Kommunion. Die Definition geht vom zivilrechtlichen Aspekt aus und ist damit für die kirchliche Diskussion unzutreffend. Was der Staat wiederverheiratet Geschiedene nennen kann, sind für die Kirche Ehebrecher.
Tosatti nennt nicht den Namen des hochrangigen Kirchenvertreters, der den Plan in fröhlicher Runde ausplauderte. Es handelte sich nicht um Kardinal Kasper, dem eine solche Leichtsinnigkeit kaum unterlaufen wäre und der als einfacher Synodale auch keine Entscheidungsbefugnis hätte, verfahrenstechnische Manöver durchzuführen.
Aus dem Zusammenhang gelesen und angesichts seiner früheren und jüngsten Stellungnahmen, spricht einiges für Kardinal Lorenzo Baldisseri, den Generalsekretär der Bischofssynode. Baldisseri gehört zu jenen Kirchenvertretern, die unter Papst Franziskus die steilste Karriere erlebt haben. Franziskus machte ihn zum Kardinal und setzte ihn auf einen wichtigen Vertrauensposten. Geht man davon aus, daß Papst Franziskus selbst maßgeblicher Akteur für die Aufweichung des Ehesakramentes ist und die Bischofssynode das zentrale Instrument zu deren Umsetzung bildet, dann kommt dem Generalsekretär der Synode eine zentrale strategische Rolle zu.
Marco Tosatti veröffentlichte seinen Bericht in der Tageszeitung La Stampa vom 20. September.
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Synode: wie manövriere ich sie…
von Marco Tosatti
Die Bischofsynode wird über viele Dinge sprechen, die Massenmedien aber wahrscheinlich nur über eine einzige: die Möglichkeit für kirchlich verheiratete Personen, die zivilrechtlich geschieden sind, deren Ehe aber kirchlich nicht annulliert wurde und die dennoch ein weiteres Mal standesamtlich geheiratet haben, zur Kommunion zugelassen zu werden. Und es gibt einen Plan, die Synode zu manövrieren…
Es geschieht bereits in einer Vielzahl von Fällen, in denen Priester, auch „konservative“, die persönliche Situation prüfen und die Verantwortung auf sich nehmen, zu sagen: geh zur Kommunion, aber diskret. So ist es seit den Zeiten Johannes Pauls II.
Kardinal Kasper, der bereits vor 20 Jahren diesbezüglich seine eigene Idee hatte, die in den beiden Pontifikaten von Johannes Paul II. und Benedikt XVI. nicht akzeptiert wurde, sah mit dem Aufstieg Bergoglios die Gelegenheit gekommen, sie erneut vorzulegen. Ungeachtet der Tatsache, daß von Manila bis Berlin, von New York bis Afrika die große Mehrheit seiner Kardinalskollegen erneut die Lehre der Kirche bekräftigten, die – ojemine – auf dem Wort Jesu gründet. Einer der wenigen Fälle, in denen die Aussage eindeutig, klar und definitiv scheint und nicht einmal von den professionellen Perikopen-Zerpflückern in Frage gestellt wird…
Kurzum, die Sache von Kasper & Co. hat nicht den Anschein, sich sehr gut zu entwickeln. Doch vielleicht gibt es einen Weg, um ihm zu helfen. Und um zu verhindern, daß die lästigen Gegenstimmen zu laut werden.
Der erste Punkt besteht in der Forderung, daß die Redenbeiträge zur Synode schon frühzeitig schriftlich eingereicht werden müssen. Was bereits in die Tat umgesetzt wurde. Wer bei der Synode das Wort ergreifen will, mußte bis zum 8. September seinen Text vorlegen.
Zweitens: Aufmerksam alle Beiträge lesen. Für den Fall, daß einige besonders gepfeffert sein sollten, ist unmittelbar vor der gefährlichen Wortmeldung das Wort einem anderen Redner zu erteilen, der bereits im voraus auf alle oder einige Punkte antwortet, die erst in der nächsten Rede aufgeworfen werden.
Drittens: Wenn ein Beitrag geradezu problematisch erscheint, soll er unter Verweis, daß aus Zeitmangel nicht allen das Wort erteilt werden könne, abgelehnt werden. Natürlich mit dem Hinweis, daß er ja schriftlich angenommen und damit Teil der Synodenakten sei und man ihn natürlich bei der Abfassung des Schlußdokuments berücksichtigt werde.
In der Tat wird nicht so sehr die Synode von Bedeutung sein, sondern weit mehr die Zusammenfassung, die im kleinen Kreis ausgearbeitet und als „Nachsynodales Apostolisches Schreiben“ die Unterschrift des Papstes tragen wird. Es ist sehr wahrscheinlich, daß es sich dabei nicht um einen klaren und endgültigen Text handeln wird, sondern um eine „fluktuierende“ Interpretation, so daß jeder, das herauslesen wird können, was er herauslesen will.
Bescheidene Anmerkung eines armen Chronisten: Aber wenn einer einen so ausgearbeiteten und ausgeklügelten Plan hat, warum redet er dann ganz offen vor perfekten Unbekannten bei einem pompösen Abendessen davon?
Einleitung/Übersetzung: Giuseppe Nardi
Bild: Asianews