(Rom) Die Besuchsfrequenz der argentinischen Staatspräsidentin im Vatikan könnte die Protokollverantwortlichen im Vatikan ins Schwitzen bringen. Doch Papst Franziskus empfängt mehr als die Hälfte seiner Besucher außerprotokollarisch und damit an den zuständigen Stellen, etwa Kurienerzbischof Georg Gänswein vorbei. Zu jenen, die im Vatikan ein und ausgehen, gehört die liberale Cristina Fernandez-Kirchner, seit 2007 amtierende Staatspräsidentin Argentiniens.
Als Jorge Mario Bergoglio noch Erzbischof von Buenos Aires war, drückte die Präsidentin gegen die Lehre der Kirche die „Homo-Ehe“ durch. Vor wenigen Monaten übernahm Kirchner demonstrativ die Patenschaft bei der umstrittenen Taufe eines mit künstlicher Befruchtung gezeugten Kindes, deren Mutter, eine bekennende Lesbe mit einer anderen Frau in einer eingetragenen Partnerschaft lebt. Neuerdings werden in Argentinien mobile Abtreibungskliniken eingesetzt, um ungeborene Kinder zu töten.
Die selbstbewußte Links-Peronistin marschiert dennoch ungeniert in den Vatikan, häufiger als andere Staatschefs. Papst Franziskus zeigt ebenfalls keine Berührungsängste. Für den 20. September lud er Kirchner zum Mittagessen nach Santa Marta und lobte das Können der argentinischen Fußballer beim umstrittenen Interreligiösen Fußballspiel für die verfolgten Christen im Nahen Osten.
Kurienerzbischof Gänswein wird als Präfekt des Päpstlichen Hauses damit nicht befaßt. Der Papst lädt zu einem „privaten Mittagessen“, wie das argentinische Präsidialamt am Montag bekanntgab. Es handelt sich bereits um das vierte individuelle Treffen zwischen Papst und Kirchenr innerhalb von 17 Monaten. Über ihren Twitter-Kanal ließ die Präsidentin die handgeschriebene Einladung des Papstes vom 4. September im Faksimile veröffentlichen. „Natürlich nehme ich die an“, fügte die Präsidentin auf Twitter hinzu. Der Papst hatte der Präsidentin mitgeteilt, daß er für deren Mutter, Ofelia Wilhelm, bete, die vor kurzem ins Krankenhaus eingeliefert werden mußte. Die Einladung übermittelte der Papst über den Vertreter der peronistischen Justizialistischen Partei, Eduardo Valdez.
Papst Franziskus schrieb in der Einladung, daß die zurückliegenden Tage wegen des „interreligiösen Fußballspiels“ für ihn „sehr bewegt“ gewesen seien. Das Spiel im Olympiastadion in Rom sei „gut gelaufen“. Die anwesenden argentinischen Spieler, darunter Diego Maradona und Lionel Messi hätten dem Spiel den Stempel aufgedrückt, so das Kirchenoberhaupt an Argentiniens Staatspräsidentin. Gleichzeitig bat er Kirchner für ihn zu beten.
Das Mittagessen findet unmittelbar vor Kirchners Teilnahme an der 69. UNO-Gerneralversammlung und der Tagung des Weltsicherheitsrat in New York statt.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Partido Justizialista