Eucharistische Anbetung – Benedikt XVI. und das verhinderte Priestermodell des Pfarrers von Ars


Eucharistische Anbetung mit Benedikt XVI. am 10. Juni 2010 auf dem Petersplatz zum Abschluß des Priesterjahres
Eucha­ri­sti­sche Anbe­tung mit Bene­dikt XVI. am 10. Juni 2010 auf dem Peters­platz zum Abschluß des Priesterjahres

(Vati­kan) Eucha­ri­sti­sche Anbe­tung ist der höch­ste Aus­druck ehr­fürch­ti­ger Ver­herr­li­chung Got­tes. Sie geschieht in jeder Hei­li­gen Mes­se. Die Kir­che kennt zudem die fei­er­li­che Aus­set­zung des Aller­hei­lig­sten Altar­sa­kra­ments. Am Herz-Jesu-Frei­tag, den 11. Juni 2010 ende­te das von Papst Bene­dikt XVI. aus­ge­ru­fe­ne Prie­ster­jahr. Am Vor­abend fand auf dem Peters­platz eine Gebets­vi­gil mit eucha­ri­sti­scher Anbe­tung statt. Bene­dikt XVI. hat­te das gan­ze dem Prie­ster­tum gewid­me­te Jahr hin­durch den hei­li­gen Pfar­rer von Ars, Johan­nes Maria Vian­ney jedem Prie­ster „auch heu­te“ als Vor­bild auf­ge­zeigt. Auch die Hin­füh­rung zur eucha­ri­sti­schen Anbe­tung und deren För­de­rung stell­te der Papst unter geist­li­che Gedan­ken des fran­zö­si­schen Prie­ster­hei­li­gen. Eine Dar­stel­lung des hei­li­gen Vian­ney war in fei­er­li­cher Wei­se, wie bei Hei­lig­spre­chun­gen üblich, als gro­ßer Wand­tep­pich an der Fas­sa­de des Peters­doms aus­ge­hängt. Eine wür­di­ge, aber unge­wöhn­li­che Situa­ti­on, die auf etwas Bedeut­sa­mes schlie­ßen ließ.
In der Tat kein Zufall. Der Hei­li­ge soll­te zu die­sem Anlaß offi­zi­ell zum Patron und Modell des katho­li­schen Prie­sters erho­ben werden.

Anzei­ge

Der Abschluß des Prie­ster­jah­res ist mit einer schwe­ren Nie­der­la­ge Bene­dikts XVI. ver­bun­den. Sein Wunsch, den Kura­ten von Ars offi­zi­ell zum Vor­bild des katho­li­schen Prie­sters zu machen, schei­ter­te unter Aus­schluß der Öffent­lich­keit am Boy­kott und an kuri­en­in­ter­nen Intri­gen gegen ein sol­ches „vor­kon­zi­lia­res“ Prie­ster­bild (sie­he eige­nen Bericht Das Prie­ster­bild der Zukunft – War­um die Erhe­bung des Hl. Vian­ney zum Patron der Prie­ster abge­bla­sen wur­de). Für deren prak­ti­sche Umset­zung sorg­te maß­geb­lich der dama­li­ge Prä­fekt der Kle­rus­kon­gre­ga­ti­on, Clau­dio Kar­di­nal Hummes. 

Staunen von Kardinal Hummes

Vor die­sem Hin­ter­grund ver­wun­der­te die anschlie­ßen­de öffent­li­che Stel­lung­nah­me des Kar­di­nals nicht. Es lohnt sich aus die­sem Grund, die dama­li­ge Mel­dung von Radio Vati­kan – Deut­sche Sek­ti­on vom 13. Juni 2010 über den Abschluß des Prie­ster­jah­res nach­zu­le­sen. Aus der Bilanz von Kar­di­nal Hum­mes spricht eine Mischung aus Stau­nen und inhalts­schwa­chen Sät­zen im Ver­gleich zur Bedeu­tung des Anlas­ses. Das Stau­nen von Kar­di­nal Hum­mes, daß fast 17.000 Prie­ster (Hum­mes spricht von 15.000) aus aller Welt zur Gebets­wa­che und zur Abschluß­mes­se auf den Peters­platz gekom­men waren, brach­te sein eige­nes Unver­ständ­nis für die Aus­rich­tung der Lit­ur­gie und das von Papst Bene­dikt XVI. geför­der­te Prie­ster­bild zum Aus­druck. Das Stau­nen, daß sovie­le Prie­ster für ein Prie­ster­bild Ver­ständ­nis auf­brin­gen kön­nen, des­sen Erhe­bung zum Modell der Kar­di­nal mit ande­ren soeben ver­hin­dert hat­te. Die rest­li­che Aus­sa­ge des Kar­di­nals beschränk­te sich auf ober­fläch­li­che Anmer­kun­gen mit medi­al gewohn­ten Super­la­ti­ven. Der Radio Vati­kan-Bericht über den „beein­druck­ten“ Kar­di­nal Hummes:
„Er hät­te nie mit so vie­len Teil­neh­mern an der Papst­mes­se von Frei­tag gerech­net, mein­te der aus Bra­si­li­en stam­men­de Prä­fekt der vati­ka­ni­schen Kle­rus­kon­gre­ga­ti­on im Gespräch mit uns. ‚15.000 Prie­ster aus aller Welt – das ist doch wirk­lich etwas Außer­or­dent­li­ches! Das war eine schö­ne und deut­li­che Ant­wort von sei­ten der Prie­ster. Mich hat auch der Geist, in dem sie mit­ge­macht haben, berührt – aber bestimmt war das die zah­len­mä­ßig größ­te Kon­ze­le­bra­ti­on in der Geschich­te: 15.000 Prie­ster mit dem Papst!‘ Er sehe das Prie­ster­jahr – auch wenn es von kirch­li­chen Miss­brauchs­skan­da­len über­schat­tet wur­de – als einen gro­ßen Erfolg, so Hum­mes. „Es ist ja auch in den ein­zel­nen Gemein­schaf­ten vor Ort gefei­ert wor­den. Von Anfang an gab es viel Ein­satz, damit das Prie­ster­jahr vor Ort bei den Leu­ten ankommt… und das ist welt­weit gelungen.“

Kar­di­nal Hum­mes koste­te sein Boy­kott kurz dar­auf die Stel­lung als Prä­fekt der Kle­rus­kon­gre­ga­ti­on, doch die Ver­hin­de­rungs­ak­ti­on war geglückt. Sein Ein­satz im jüng­sten Kon­kla­ve war ein Ein­satz gegen das Kir­chen- und auch das Prie­ster­ver­ständ­nis Bene­dikts XVI. Auch in die­sem Fall erfolg­reich, wie noch am Wahl­abend durch das Pri­vi­leg sicht­bar wur­de, gemein­sam mit dem neu­en Papst Fran­zis­kus auf die Mit­tel­log­gia des Peters­doms tre­ten und sich der Welt zei­gen zu dür­fen (sie­he eige­nen Bericht Die Gei­stes­welt eines „Papst­ma­chers“: Homo-Ehe, Zöli­bat und Frau­en­prie­ster­tum).

Eben­falls befragt wur­de Erz­bi­schof Rein­hard Kar­di­nal Marx von Mün­chen-Frei­sing: „Marx räum­te ein, anfangs etwas skep­tisch gewe­sen zu sein gegen­über der Initia­ti­ve des Prie­ster­jahrs. Die­se Beden­ken hät­ten sich jedoch für ihn selbst rasch als ‚klein­lich‘ her­aus­ge­stellt. Jetzt habe er die Erfah­rung gemacht, dass die Prie­ster dank­bar dafür sei­en, dass ihr Dienst durch die Initia­ti­ve des Pap­stes eine beson­de­re Wert­schät­zung erfah­ren habe.“

Papst Bene­dikt XVI. beant­wor­te­te bei der Gebets­wa­che unmitt­tel­bar vor der Eucha­ri­sti­schen Anbe­tung Fra­gen, die je ein Prie­ster eines jeden Kon­ti­nents vor­brach­te. Fra­gen und Ant­wor­ten sind hier­ar­chisch geglie­dert und stre­ben auf Chri­stus im Altar­sa­kra­ment zu.

 

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Amerika

Hei­li­ger Vater, mein Name ist Don José Edu­ar­do Oli­vei­ra y Sil­va, und ich kom­me aus Ame­ri­ka, genau­er aus Bra­si­li­en. Die Mehr­heit von uns, die wir hier anwe­send sind, ist in der Gemein­de­pa­sto­ral ein­ge­setzt, in der Pfar­rei, und nicht nur in einer Gemein­de, manch­mal sind wir Pfar­rer von meh­re­ren Pfar­rei­en oder flä­chen­mä­ßig beson­ders aus­ge­dehn­ten Gemein­den. Mit allem guten Wil­len bemü­hen wir uns, Sor­ge zu tra­gen für die Bedürf­nis­se einer stark ver­än­der­ten Gesell­schaft, die nicht mehr als gan­ze christ­lich ist. Aber wir mer­ken, daß unser „Tun“ nicht aus­reicht. Wohin sol­len wir gehen, Hei­lig­keit? In wel­che Richtung?

Bene­dikt XVI.: Lie­be Freun­de, vor allem möch­te ich mei­ner gro­ßen Freu­de Aus­druck ver­lei­hen, weil hier Prie­ster aus allen Tei­len der Welt ver­sam­melt sind, in der Freu­de über unse­re Beru­fung und in der Bereit­schaft, dem Herrn in die­ser unse­rer Zeit mit all unse­ren Kräf­ten zu die­nen. Nun aber zu Ihrer Fra­ge: Ich weiß, daß es heu­te sehr schwer ist, Pfar­rer zu sein, auch und vor allem in Län­dern, in denen das Chri­sten­tum seit frü­her Zeit ver­brei­tet ist; die Pfar­rei­en wer­den immer grö­ßer, Seel­sor­ge­ein­hei­ten… Es ist unmög­lich, alle zu ken­nen; es ist unmög­lich all die Arbeit zu tun, die man von einem Pfar­rer erwartet.

Und so fra­gen wir uns wirk­lich, wohin wir gehen sol­len, wie Sie gesagt haben. Vor allem aber möch­te ich sagen: Ich weiß, daß es in der Welt sehr vie­le Pfar­rer gibt, die wirk­lich ihre gan­ze Kraft für die Evan­ge­li­sie­rung ein­set­zen, für die Gegen­wart des Herrn und sei­ne Sakra­men­te. Und die­sen treu­en Pfar­rern, die mit der gan­zen Kraft ihres Lebens arbei­ten, damit wir von der Lei­den­schaft zu Chri­stus erfüllt sind, möch­te ich in die­sem Augen­blick von Her­zen „Dan­ke“ sagen. Ich habe gesagt, daß es nicht mög­lich ist, alles zu tun, was man möch­te, was man viel­leicht tun soll­te, weil unse­re Kräf­te begrenzt sind und weil die Situa­ti­on in einer immer diver­si­fi­zier­te­ren und kom­ple­xe­ren Gesell­schaft schwie­rig ist. Ich den­ke, daß es vor allem wich­tig ist, daß die Gläu­bi­gen sehen kön­nen, daß der Prie­ster nicht nur einen „Job“ erfüllt, eine Arbeits­zeit, und dann hat er frei und lebt nur für sich selbst, son­dern daß er ein von der Lei­den­schaft für Chri­stus gepräg­ter Mann ist, der das Feu­er der Lie­be Chri­sti in sich trägt.

Wenn die Gläu­bi­gen sehen, daß er ganz von der Freu­de des Herrn erfüllt ist, ver­ste­hen sie auch, daß er nicht alles tun kann, sie akzep­tie­ren sei­ne Gren­zen, und sie hel­fen dem Pfar­rer. Das scheint mir der wich­tig­ste Punkt zu sein: daß man sehen und spü­ren kann, daß der Pfar­rer sich wirk­lich als ein vom Herrn Beru­fe­ner fühlt, daß er ganz von der Lie­be zum Herrn und zu den Sei­nen erfüllt ist. Wenn das der Fall ist, ver­steht man die Unmög­lich­keit, alles zu tun, und sieht das auch. Ganz, mit unse­rem gan­zen Sein von der Freu­de des Evan­ge­li­ums erfüllt zu sein ist also die erste Bedin­gung. Dann muß man wäh­len, Prio­ri­tä­ten set­zen, sehen, was mög­lich ist und was nicht. Ich den­ke, daß wir die drei grund­le­gen­den Prio­ri­tä­ten ken­nen: es sind die drei Säu­len unse­res Prie­ster­seins. Zuerst die Eucha­ri­stie, die Sakra­men­te: die Eucha­ri­stie mög­lich und gegen­wär­tig machen, vor allem am Sonn­tag, soweit mög­lich für alle, und sie so zu fei­ern, daß sie wirk­lich der sicht­ba­re Akt der Lie­be des Herrn zu uns wird. Dann die Ver­kün­di­gung des Wor­tes in all ihren Dimen­sio­nen: vom per­sön­li­chen Gespräch bis hin zur Pre­digt. Der drit­te Punkt ist die „cari­tas „, die Lie­be Chri­sti: für die Lei­den­den da zu sein, für die Klei­nen, die Kin­der, die Men­schen in Schwie­rig­kei­ten, für die Aus­ge­grenz­ten; wirk­lich die Lie­be des Guten Hir­ten gegen­wär­tig zu machen.

Und dann ist auch die per­sön­li­che Bezie­hung zu Chri­stus eine sehr wich­ti­ge Prio­ri­tät. Im Bre­vier lesen wir am 4. Novem­ber einen schö­nen Text des hl. Karl Bor­ro­mä­us, eines gro­ßen Hir­ten, der sich wirk­lich ganz hin­ge­ge­ben hat, und er sagt zu uns, zu allen Prie­stern: „Ver­nach­läs­si­ge nicht dei­ne eige­ne See­le: Wenn dei­ne See­le ver­nach­läs­sigt wird, kannst du auch den ande­ren nicht das geben, was du ihnen geben müß­test. Des­halb mußt du auch für dich selbst, für dei­ne See­le Zeit haben“, oder mit ande­ren Wor­ten: Die Bezie­hung zu Chri­stus, der per­sön­li­che Dia­log mit Chri­stus ist eine grund­le­gen­de pasto­ra­le Prio­ri­tät, sie ist die Bedin­gung für unse­re Arbeit für die ande­ren! Und das Gebet ist nichts Neben­säch­li­ches: Beten ist der „Beruf“ des Prie­sters, auch stell­ver­tre­tend für die Men­schen, die nicht wis­sen, wie man betet, oder die kei­ne Zeit zum Beten fin­den. Das per­sön­li­che Gebet, beson­ders das Stun­den­ge­bet, ist grund­le­gen­de Nah­rung für unse­re See­le, für all unser Tun. Und schließ­lich: unse­re Gren­zen erken­nen, uns auch für die­se Demut zu öff­nen. Erin­nern wir uns an eine Sze­ne im Mar­kus­evan­ge­li­um, Kapi­tel 6, wo die Jün­ger „gestreßt“ sind, wo sie alles tun wol­len, und der Herr sagt: „Gehen wir weg, ruht ein wenig aus“ (vgl. Mk 6,31).

Auch das ist pasto­ra­le Arbeit, wür­de ich sagen: die Demut zu fin­den und zu haben, den Mut zu haben aus­zu­ru­hen. Ich den­ke, daß die Lei­den­schaft für den Herrn, die Lie­be zum Herrn uns die Prio­ri­tä­ten, die Ent­schei­dun­gen zeigt und uns hilft, den Weg zu fin­den. Der Herr wird uns hel­fen! Ich dan­ke euch allen!

Afrika

Hei­li­ger Vater, ich bin Mathi­as Agne­ro und kom­me aus Afri­ka, genau­er gesagt von der Elfen­bein­kü­ste. Sie sind Papst und Theo­lo­ge, wäh­rend wir, wenn wir es schaf­fen, für unse­re Aus­bil­dung nur eini­ge weni­ge theo­lo­gi­sche Bücher lesen. Uns scheint aber, daß zwi­schen Theo­lo­gie und Leh­re ein Bruch ent­stan­den ist und noch mehr zwi­schen Theo­lo­gie und Spi­ri­tua­li­tät. Man spürt die Not­wen­dig­keit, daß das Stu­di­um nicht nur rein aka­de­misch sein, son­dern unse­rer Spi­ri­tua­li­tät Nah­rung geben soll. Die­ses Bedürf­nis spü­ren wir auch im pasto­ra­len Dienst selbst. Manch­mal scheint im Zen­trum der Theo­lo­gie nicht Gott zu ste­hen und Jesus Chri­stus nicht der erste „theo­lo­gi­sche Ort“ zu sein, son­dern sie scheint den ver­brei­te­ten Geschmäckern und Ten­den­zen zu ent­spre­chen; und die Fol­ge ist die Aus­brei­tung von sub­jek­ti­ven Mei­nun­gen, die es zulas­sen, daß sich auch in die Kir­che ein nicht-katho­li­sches Gedan­ken­gut ein­schleicht. Wie sol­len wir in unse­rem Leben und unse­rem Dienst nicht die Ori­en­tie­rung ver­lie­ren, wenn die Welt es ist, die den Glau­ben rich­tet, und nicht umge­kehrt? Wir füh­len uns „dezen­triert“!

Bene­dikt XVI.: Dan­ke. Sie spre­chen ein sehr schwie­ri­ges und schmerz­haf­tes Pro­blem an. Es gibt wirk­lich eine Theo­lo­gie, die vor allem aka­de­misch sein, wis­sen­schaft­lich erschei­nen will und dabei die lebens­not­wen­di­ge Wirk­lich­keit ver­gißt, die Gegen­wart Got­tes, sei­ne Gegen­wart unter uns, sein Spre­chen heu­te, nicht nur in der Ver­gan­gen­heit. Schon Bona­ven­tura hat zu sei­ner Zeit zwei For­men von Theo­lo­gie unter­schie­den. Er hat gesagt: „Es gibt eine Theo­lo­gie, die aus der Arro­ganz der Ver­nunft stammt, die alles beherr­schen will, die Gott vom Sub­jekt zum Objekt macht, das wir stu­die­ren, wäh­rend er das Sub­jekt sein müß­te, das zu uns spricht und uns führt.“ Es gibt wirk­lich die­sen Miß­brauch in der Theo­lo­gie, der Arro­ganz der Ver­nunft ist und den Glau­ben nicht nährt, son­dern die Gegen­wart Got­tes in der Welt verdunkelt.

Dann gibt es eine Theo­lo­gie, die eine grö­ße­re Kennt­nis anstrebt aus Lie­be zum Gelieb­ten, sie wird ange­regt von der Lie­be und gelei­tet von der Lie­be, sie will den Gelieb­ten bes­ser ken­nen­ler­nen. Und das ist die wah­re Theo­lo­gie, die aus der Lie­be Got­tes, der Lie­be Chri­sti kommt und in tie­fe­re Gemein­schaft mit Chri­stus ein­tre­ten will. Die Ver­su­chun­gen der heu­ti­gen Zeit sind wirk­lich groß; vor allem setzt sich das soge­nann­te „moder­ne Welt­bild“ (Bult­mann) durch, das zu einem Kri­te­ri­um wird für das, was mög­lich ist oder nicht mög­lich ist. Und gera­de mit die­sem Kri­te­ri­um, daß alles so wie immer ist, daß alle histo­ri­schen Ereig­nis­se von der­sel­ben Art sind, schließt man die Neu­heit des Evan­ge­li­ums aus, man schließt das Ein­bre­chen Got­tes in die­se Welt aus, die wah­re Neu­heit, die die Freu­de unse­res Glau­bens ist. Was soll man tun? Ich wür­de vor allem den Theo­lo­gen sagen: Habt Mut! Und ich möch­te auch den vie­len Theo­lo­gen, die gute Arbeit lei­sten, Dank sagen.

Es gibt Miß­bräu­che, das wis­sen wir, aber in allen Tei­len der Welt gibt es vie­le Theo­lo­gen, die wirk­lich vom Wort Got­tes leben, die sich von der Medi­ta­ti­on näh­ren, den Glau­ben der Kir­che leben und hel­fen wol­len, damit der Glau­be in unse­rem Heu­te gegen­wär­tig wird. Die­sen Theo­lo­gen möch­te ich mei­nen tie­fen Dank aus­spre­chen. Und den Theo­lo­gen im all­ge­mei­nen möch­te ich sagen: „Habt kei­ne Angst vor die­sem Phan­tom der Wis­sen­schaft­lich­keit!“ Ich ver­fol­ge die Theo­lo­gie seit 1946: Ich habe im Janu­ar 1946 begon­nen, Theo­lo­gie zu stu­die­ren und habe daher fast drei Gene­ra­tio­nen von Theo­lo­gen erlebt, und ich kann sagen: Die The­sen, die zu jener Zeit und dann in den 60er und 80er Jah­ren ganz neu waren, abso­lut wis­sen­schaft­lich, fast abso­lut dog­ma­tisch, sie sind in der Zwi­schen­zeit ver­al­tet und gel­ten nicht mehr! Vie­le von ihnen erschei­nen fast lächer­lich. Das heißt, den Mut haben, der schein­ba­ren Wis­sen­schaft­lich­keit Wider­stand zu lei­sten, sich nicht allen The­sen des Augen­blicks unter­wer­fen, son­dern wirk­lich aus­ge­hend vom gro­ßen Glau­ben der Kir­che zu den­ken, der zu allen Zei­ten gegen­wär­tig ist und uns den Zugang zur Wahr­heit öff­net. Vor allem auch nicht zu den­ken, daß die posi­ti­vi­sti­sche Ver­nunft, die die Tran­szen­denz aus­schließt – die unzu­gäng­lich ist –, die wah­re Ver­nunft ist! Die­se schwa­che Ver­nunft, die nur das Erfahr­ba­re zeigt, ist in Wirk­lich­keit eine unzu­rei­chen­de Ver­nunft. Wir Theo­lo­gen müs­sen die umfas­sen­de Ver­nunft gebrau­chen, die für die Grö­ße Got­tes offen ist. Wir müs­sen den Mut haben, über den Posi­ti­vis­mus hin­aus­zu­ge­hen bis zu der Fra­ge der Wur­zeln des Seins. Das scheint mir sehr wich­tig zu sein.

Man muß also den Mut haben, zur gro­ßen, umfas­sen­den Ver­nunft, man muß die Demut haben, sich nicht allen Hypo­the­sen des Augen­blicks zu unter­wer­fen, aus dem gro­ßen Glau­ben der Kir­che aller Zei­ten zu leben. Es gibt kei­ne Mehr­heit gegen die Mehr­heit der Hei­li­gen: Die wah­re Mehr­heit sind die Hei­li­gen in der Kir­che, und an den Hei­li­gen müs­sen wir uns ori­en­tie­ren! Und dann sage ich das­sel­be zu den Semi­na­ri­sten und Prie­stern: Denkt dar­an, daß die Hei­li­ge Schrift kein iso­liert daste­hen­des Buch ist, son­dern in der leben­di­gen Gemein­schaft der Kir­che lebt, die in allen Jahr­hun­der­ten das­sel­be Sub­jekt ist und die Gegen­wart des Wor­tes Got­tes garan­tiert. Der Herr hat uns die Kir­che als leben­di­ges Sub­jekt gege­ben, mit der Struk­tur der Bischö­fe in Gemein­schaft mit dem Papst, und die­se groß­ar­ti­ge Rea­li­tät der Bischö­fe in der Welt in Gemein­schaft mit dem Papst ist uns Garant für das Zeug­nis der blei­ben­den Wahr­heit. Haben wir Ver­trau­en in die­ses blei­ben­de Lehr­amt der Gemein­schaft der Bischö­fe mit dem Papst, die für uns die Gegen­wart des Wor­tes dar­stellt. Und haben wir dann auch Ver­trau­en in das Leben der Kir­che, und vor allem müs­sen wir kri­tisch sein. Sicher ist die theo­lo­gi­sche Aus­bil­dung – das möch­te ich vor allem den Semi­na­ri­sten sagen – sehr wich­tig. In unse­rer Zeit müs­sen wir die Hei­li­ge Schrift gut ken­nen, auch gera­de gegen die Angrif­fe der Sek­ten; wir müs­sen wirk­lich Freun­de des Wor­tes Got­tes sein. Wir müs­sen auch die Strö­mun­gen unse­rer Zeit ken­nen, um begrün­de­te Ant­wor­ten geben zu kön­nen, um, wie der hl. Petrus sagt, „Rede und Ant­wort zu ste­hen“ für unse­ren Glau­ben. Die Aus­bil­dung ist sehr wich­tig. Aber wir müs­sen auch kri­tisch sein: das Kri­te­ri­um des Glau­bens ist das Kri­te­ri­um, nach dem auch die Theo­lo­gen und die Theo­lo­gien zu beur­tei­len sind.

Papst Johan­nes Paul II. hat uns mit dem Kate­chis­mus der Katho­li­schen Kir­che ein abso­lut siche­res Kri­te­ri­um geschenkt: hier fin­den wir die Zusam­men­fas­sung unse­res Glau­bens, und die­ser Kate­chis­mus ist wirk­lich das Kri­te­ri­um, um zu sehen, wohin eine akzep­ta­ble oder inak­zep­ta­ble Theo­lo­gie führt. Ich emp­feh­le also die Lek­tü­re, das Stu­di­um die­ses Tex­tes, und so kön­nen wir vor­an­ge­hen mit einer im posi­ti­ven Sinn kri­ti­schen Theo­lo­gie, das heißt kri­tisch gegen­über den modi­schen Ten­den­zen und offen für wah­re Neu­hei­ten, für die uner­schöpf­li­che Tie­fe des Wor­tes Got­tes, das sich zu allen Zei­ten als neu erweist, auch in unse­rer Zeit.

Europa

Hei­li­ger Vater, ich hei­ße Don Karol Mik­lo­sko und kom­me aus Euro­pa, das heißt aus der Slo­wa­kei, und ich bin Mis­sio­nar in Ruß­land. Wenn ich die hei­li­ge Mes­se feie­re, fin­de ich mich selbst und ver­ste­he, daß ich dort mei­ne Iden­ti­tät fin­de und die Wur­zel und Ener­gie für mei­nen Dienst. Das Kreu­zes­op­fer offen­bart mir den Guten Hir­ten, der alles für sei­ne Her­de, für jedes ein­zel­ne Schaf hin­gibt. Und wenn ich sage: „Das ist mein Leib … das ist mein Blut“, das für euch hin­ge­ge­ben und ver­gos­sen wor­den ist, dann ver­ste­he ich die Schön­heit des Zöli­bats und des Gehor­sams, die ich im Augen­blick der Wei­he aus frei­em Wil­len ver­spro­chen habe. Auch mit den natür­li­chen Schwie­rig­kei­ten scheint mir der Zöli­bat ein­leuch­tend zu sein, wenn ich auf Chri­stus schaue, aber ich füh­le mich ganz ver­wirrt, wenn ich die vie­len welt­li­chen Kri­ti­ken an die­ser Gabe lese. Ich bit­te Sie demü­tig, Hei­li­ger Vater, uns die Tie­fe und den ech­ten Sinn des Zöli­bats des Kle­rus zu erhellen.

Bene­dikt XVI.: Dan­ke für die bei­den Tei­le Ihrer Fra­ge. Den ersten, wo Sie die bestän­di­ge und vita­le Grund­la­ge unse­res Zöli­bats auf­zei­gen; den zwei­ten, der alle Schwie­rig­kei­ten sicht­bar wer­den läßt, in denen wir uns in unse­rer Zeit befin­den. Wich­tig ist der erste Teil, das heißt: das Zen­trum unse­res Lebens muß wirk­lich die täg­li­che Eucha­ri­stie­fei­er sein; und hier sind die Wand­lungs­wor­te zen­tral: „Das ist mein Leib, das ist mein Blut“, das heißt wir spre­chen „in per­so­na Chri­sti“. Chri­stus erlaubt es uns, sein „Ich“ zu benut­zen, wir spre­chen im „Ich“ Chri­sti, Chri­stus zieht uns in sich hin­ein und erlaubt uns die Ver­ei­ni­gung mit ihm, er ver­eint uns mit sei­nem „Ich“. Und so, durch sein Han­deln, durch die­se Tat­sa­che, daß er uns in sich „hin­ein­zieht“, so daß unser „Ich“ mit sei­nem „Ich“ ver­eint wird, ver­wirk­licht er das Andau­ern, die Ein­zig­ar­tig­keit sei­nes Prie­ster­tums; so ist er wahr­haft immer der ein­zi­ge Prie­ster, und den­noch sehr gegen­wär­tig in der Welt, weil er uns in sich hin­ein­zieht und so sei­ne prie­ster­li­che Sen­dung gegen­wär­tig macht. Das bedeu­tet, daß wir in den Gott Jesu Chri­sti „hin­ein­ge­zo­gen“ wer­den: Es ist die­se Ein­heit mit sei­nem „Ich“, die in den Wor­ten der Wand­lung Wirk­lich­keit wird. Auch im „Ich spre­che dich los“ – denn kei­ner von uns könn­te von Sün­den los­spre­chen – ist es das „Ich“ Chri­sti, Got­tes, das allein die Los­spre­chung ertei­len kann. Die­se Ver­ei­ni­gung sei­nes „Ichs“ mit dem unse­ren beinhal­tet, daß wir auch in sei­ne Wirk­lich­keit als Auf­er­stan­de­ner „hin­ein­ge­zo­gen“ wer­den, daß wir vor­an­ge­hen auf das vol­le Leben der Auf­er­ste­hung zu, von dem Jesus im 22. Kapi­tel des Mat­thä­us­evan­ge­li­ums zu den Sad­du­zä­ern spricht: es ist ein „neu­es“ Leben, in dem es kei­ne Ehe mehr gibt (vgl. Mt 22,23–23).

Es ist wich­tig, daß wir uns immer von neu­em von die­ser Iden­ti­fi­ka­ti­on des „Ichs“ Chri­sti mit uns durch­drin­gen las­sen, von die­sem „Hin­aus­ge­zo­gen wer­den“ in die Welt der Auf­er­ste­hung. In die­ser Hin­sicht ist der Zöli­bat eine Vor­weg­nah­me. Wir über­stei­gen die­se Zeit und gehen wei­ter, und so „zie­hen“ wir uns selbst und unse­re Zeit auf die Welt der Auf­er­ste­hung hin, auf die Neu­heit Chri­sti, das neue und wah­re Leben zu. Das heißt, der Zöli­bat ist eine Vor­weg­nah­me, die mög­lich wird durch die Gna­de des Herrn, der uns zu sich „zieht“, zur Welt der Auf­er­ste­hung hin; er lädt uns immer von neu­em ein, uns selbst zu über­stei­gen, die­se Gegen­wart, hin auf die wah­re Gegen­wart der Zukunft, die heu­te Gegen­wart wird. Und hier sind wir an einem sehr wich­ti­gen Punkt ange­langt. Ein gro­ßes Pro­blem des Chri­sten­tums der heu­ti­gen Welt ist, daß man nicht mehr an die Zukunft Got­tes denkt: die blo­ße Gegen­wart die­ser Welt scheint aus­rei­chend zu sein. Wir wol­len nur die­se Welt haben, nur in die­ser Welt leben. So schlie­ßen wir die Tür für die wah­re Grö­ße unse­res Lebens. Der Sinn des Zöli­bats als Vor­weg­nah­me der Zukunft ist gera­de das Öff­nen die­ser Türen, die Welt grö­ßer wer­den zu las­sen, die Wirk­lich­keit der Zukunft zu zei­gen, die von uns schon jetzt als Gegen­wart gelebt wer­den muß. So leben wir im Zeug­nis des Glau­bens: Wir glau­ben wirk­lich, daß es Gott gibt, daß Gott in mei­nem Leben eine Rol­le spielt, daß ich mein Leben auf Chri­stus bau­en kann, auf das zukünf­ti­ge Leben.

Und jetzt erken­nen wir die welt­li­che Kri­tik, von der Sie gespro­chen haben. Es ist wahr, daß für die agno­sti­sche Welt, die Welt, in der Gott kei­ne Rol­le spielt, der Zöli­bat etwas ist, das gro­ßen Anstoß erregt, weil gera­de er zeigt, daß Gott als Wirk­lich­keit betrach­tet und erlebt wird. Mit dem escha­to­lo­gi­schen Leben des Zöli­bats tritt die zukünf­ti­ge Welt Got­tes in die Wirk­lich­kei­ten unse­rer Zeit. Und das soll besei­tigt wer­den! In gewis­ser Hin­sicht mag die­se bestän­di­ge Kri­tik am Zöli­bat über­ra­schen, in einer Zeit, in der es immer mehr Mode wird, nicht zu hei­ra­ten. Aber die­ses Nicht-Hei­ra­ten ist etwas voll­stän­dig und grund­le­gend ande­res als der Zöli­bat, denn das Nicht-Hei­ra­ten ist auf den Wil­len gegrün­det, nur für sich selbst zu leben, kei­ne end­gül­ti­ge Bin­dung zu akzep­tie­ren, das Leben zu jedem Zeit­punkt in voll­kom­me­ner Auto­no­mie zu leben, jeden Augen­blick zu ent­schei­den, was zu tun ist, was man vom Leben nimmt; es ist daher ein „Nein“ zur Bin­dung, ein „Nein“ zur End­gül­tig­keit, es bedeu­tet, das Leben nur für sich allein zu haben. Der Zöli­bat dage­gen ist genau das Gegen­teil: er ist ein end­gül­ti­ges „Ja“, ein sich von den Hän­den Got­tes Ergrei­fen­las­sen, ein sich in die Hän­de Got­tes, in sein „Ich“ Hin­ein­le­gen, das heißt es ist ein Akt der Treue und des Ver­trau­ens, ein Akt, der auch Vor­aus­set­zung ist für die Treue in der Ehe. Es ist genau das Gegen­teil die­ses „Nein“, die­ser Auto­no­mie, die sich nicht ver­pflich­ten will, die kei­ne Bin­dung ein­ge­hen will. Es ist das end­gül­ti­ge „Ja“, das das end­gül­ti­ge „Ja“ der Ehe vor­aus­setzt und bestä­tigt. Und die­se Ehe ist die bibli­sche Form, die natür­li­che Form des Mann- und Frau-Seins, die Grund­la­ge der gro­ßen christ­li­chen Kul­tur und gro­ßer Kul­tu­ren der Welt. Und wenn das ver­schwin­det, wird die Wur­zel unse­rer Kul­tur zer­stört. Des­halb bestä­tigt der Zöli­bat das „Ja“ der Ehe mit sei­nem „Ja“ zur zukünf­ti­gen Welt, und so wol­len wir wei­ter­ge­hen und die­sen Anstoß eines Glau­bens gegen­wär­tig machen, der sein gan­zes Leben auf Gott setzt. Wir wis­sen, daß es neben die­sem gro­ßen Ärger­nis, das die Welt nicht sehen will, auch die zweit­ran­gi­gen Skan­da­le unse­rer Unzu­läng­lich­kei­ten, unse­rer Sün­den gibt, die das gro­ße Ärger­nis ver­dun­keln und den­ken las­sen: „Aber sie grün­den ihr Leben nicht wirk­lich auf Gott!“ Aber es gibt sehr viel Treue! Der Zöli­bat, das zeigt gera­de die Kri­tik, ist ein gro­ßes Zei­chen des Glau­bens, der Gegen­wart Got­tes in der Welt. Bit­ten wir den Herrn, daß er uns hilft, uns von den zweit­ran­gi­gen Skan­da­len zu befrei­en, daß er das gro­ße „Ärger­nis“ unse­res Glau­bens gegen­wär­tig macht: das Ver­trau­en, die Kraft unse­res Lebens, das auf Gott und Jesus Chri­stus gegrün­det ist!

Asien

Hei­li­ger Vater, ich bin Don Atsu­shi Yamas­hi­ta und kom­me aus Asi­en, genau­er gesagt aus Japan. Das prie­ster­li­che Vor­bild, das Sie, Hei­li­ger Vater, uns in die­sem Jahr vor­ge­schla­gen haben, näm­lich der Pfar­rer von Ars, stellt in den Mit­tel­punkt des Lebens und Dien­stes die Eucha­ri­stie, die sakra­men­ta­le und per­sön­li­che Beich­te und die Lie­be zu einem wür­dig gefei­er­ten Got­tes­dienst. Ich habe die stren­ge Armut des hl. Johan­nes Maria Vian­ney vor Augen und zugleich sei­ne Lei­den­schaft für kost­ba­res lit­ur­gi­sches Gerät. Wie kön­nen wir die­se grund­le­gen­den Dimen­sio­nen unse­rer prie­ster­li­chen Exi­stenz leben, ohne in einen Kle­ri­ka­lis­mus oder eine Rea­li­täts­fer­ne zu ver­fal­len, an der die Welt von heu­te Anstoß neh­men würde?

Bene­dikt XVI.: Dan­ke! Nun, Sie fra­gen, wie man die zen­tra­le Stel­lung der Eucha­ri­stie leben kann, ohne sich in einem rein kul­ti­schen Leben zu ver­lie­ren, das dem all­täg­li­chen Leben der ande­ren fremd wäre. Wir wis­sen, daß der Kle­ri­ka­lis­mus in allen Jahr­hun­der­ten und auch heut­zu­ta­ge eine Ver­su­chung für die Prie­ster war und ist; um so wich­ti­ger ist es, die rech­te Wei­se für die Fei­er der Eucha­ri­stie zu fin­den, die sich nicht vor der Welt ver­schließt, son­dern viel­mehr für die Bedürf­nis­se der Welt offen ist. Wir müs­sen uns vor Augen hal­ten, daß sich in der Eucha­ri­stie die­ses gro­ße Dra­ma Got­tes voll­zieht, der aus sich her­aus­tritt, und – wie es im Brief an die Phil­ip­per heißt – sich ernied­rig­te, den Men­schen gleich wur­de und gehor­sam war bis zum Tod am Kreuz (vgl. Phil 2).

Das Aben­teu­er der Lie­be Got­tes, der aus sich her­aus­tritt, sich ent­äu­ßert, um bei uns zu sein, wird in der Eucha­ri­stie ver­ge­gen­wär­tigt. Die gro­ße Tat, das gro­ße Aben­teu­er der Lie­be Got­tes besteht in der Demut Got­tes, der sich für uns hin­gibt. In die­sem Sinn kann die Eucha­ri­stie als Ein­gangs­tor zu die­sem Weg Got­tes ange­se­hen wer­den. Der hl. Augu­sti­nus sagt im 10. Buch von De Civi­ta­te Dei: „Hoc est sacri­fi­ci­um Chri­stia­n­o­rum: mul­ti unum cor­pus in Chri­sto“, was soviel bedeu­tet wie: das Opfer der Chri­sten besteht dar­in, durch die Lie­be Chri­sti in der Ein­heit des einen Lei­bes Chri­sti ver­eint zu sein. Das Opfer besteht eben dar­in, aus sich her­aus­zu­ge­hen, sich in die Gemein­schaft des einen Bro­tes, des einen Lei­bes hin­ein­neh­men zu las­sen und so in das gro­ße Aben­teu­er der Lie­be Got­tes ein­zu­tre­ten. Wir sol­len die Eucha­ri­stie immer so fei­ern, leben und medi­tie­ren, daß sie die­se Schu­le der Befrei­ung vom eige­nen „Ich“ wird: in das eine Brot ein­ge­hen, das das Brot aller ist und das uns im einen Leib Chri­sti ver­eint. Und daher ist die Eucha­ri­stie wesens­mä­ßig ein Akt der Lie­be, der uns zu jener Wirk­lich­keit der Lie­be gegen­über den ande­ren ver­pflich­tet: daß näm­lich das Opfer Chri­sti die Gemein­schaft aller in sei­nem Leib ist. Auf die­se Wei­se sol­len wir also die Eucha­ri­stie ver­ste­hen ler­nen, was das genaue Gegen­teil von Kle­ri­ka­lis­mus und Ich­ver­schlos­sen­heit ist. Den­ken wir dabei auch an Mut­ter Tere­sa, die in die­sem Jahr­hun­dert, in unse­rer Zeit wirk­lich ein groß­ar­ti­ges Vor­bild für eine Lie­be war, die aus sich her­aus­geht, die jede Art von Kle­ri­ka­lis­mus und Welt­fremd­heit über­steigt, die auf die am stärk­sten aus­ge­grenz­ten Men­schen, die Armen und Ster­ben­den zugeht und sich ganz in der Lie­be zu den Armen und Aus­ge­grenz­ten hin­schenkt. Aber Mut­ter Tere­sa, die uns die­ses Bei­spiel vor­ge­lebt hat und die Gemein­schaft, die ihren Spu­ren folgt, sah stets als wich­tig­ste Vor­aus­set­zung für deren Grün­dung die Anwe­sen­heit eines Taber­na­kels an.

Ohne die Gegen­wart der Lie­be Got­tes, der sich hin­schenkt, wäre die Ver­wirk­li­chung die­ses Apo­sto­lats nicht mög­lich gewe­sen, und es wäre auch nicht mög­lich gewe­sen, in die­ser Selbst­ent­äu­ße­rung zu leben; nur wenn sie sich auf die­se Selbst­hin­ga­be an Gott, auf die­ses Aben­teu­er Got­tes, die­se Demut Got­tes ein­las­sen, konn­ten und kön­nen sie auch heu­te die­sen gro­ßen Akt der Lie­be, der Offen­heit für alle voll­brin­gen. In die­sem Sinn wür­de ich sagen: Die Eucha­ri­stie in ihrem ursprüng­li­chen Sinn, in ihrer wah­ren Tie­fe zu leben, ist eine Schu­le des Lebens, es ist der sicher­ste Schutz vor jeder Ver­su­chung des Klerikalismus.

Ozeanien

Hei­li­ger Vater, ich bin Don Antho­ny Den­ton und kom­me aus Ozea­ni­en, aus Austra­li­en. Heu­te abend sind sehr vie­le Prie­ster hier ver­sam­melt. Wir wis­sen aber, daß unse­re Semi­na­re nicht so voll sind und daß uns in Zukunft in ver­schie­de­nen Tei­len der Welt ein deut­li­cher zah­len­mä­ßi­ger Ein­bruch erwar­tet. Was kön­nen wir für die För­de­rung der Beru­fun­gen tun? Wie kön­nen wir unser Leben mit all dem Gro­ßen und Schö­nen, das es in sich trägt, einem jun­gen Men­schen von heu­te nahebringen?

Bene­dikt XVI.: Dan­ke! Sie spre­chen erneut ein sehr gro­ßes und schmerz­li­ches Pro­blem unse­rer Zeit an: den Man­gel an Beru­fun­gen, auf­grund des­sen eini­ge Orts­kir­chen Gefahr lau­fen zu ver­sie­gen, da das Wort des Lebens fehlt, es fehlt die Gegen­wart des Sakra­ments der Eucha­ri­stie und der ande­ren Sakra­men­te. Was kann man dage­gen tun? Die Ver­su­chung ist groß, daß wir die Sache selbst in die Hand neh­men und das Prie­ster­tum – das Sakra­ment Chri­sti, die Erwäh­lung durch Ihn – in einen nor­ma­len Beruf ver­wan­deln, in einen „Job“ mit sei­nen festen Arbeits­zei­ten, und außer­halb die­ser Zei­ten gehört einer dann ganz sich selbst; und so machen wir das Prie­ster­tum zur einer von vie­len Beru­fun­gen: wir machen es leich­ter zugäng­lich. Doch es han­delt sich dabei um eine Ver­su­chung, die das Pro­blem nicht löst.

Ich den­ke dabei an die Geschich­te von Saul, dem König von Isra­el, der vor der Schlacht gegen die Phi­li­ster auf Samu­el war­te­te, um das erfor­der­li­che Brand­op­fer dar­zu­brin­gen. Als Samu­el zum erwar­te­ten Zeit­punkt nicht kommt, bringt er selbst das Opfer dar, obwohl er kein Prie­ster ist (vgl. 1 Sam 13); er glaubt, das Pro­blem auf die­se Wei­se zu lösen, was ihm natür­lich nicht gelingt, denn er nimmt selbst in die Hand, was er nicht tun kann, er macht sich selbst gewis­ser­ma­ßen zu Gott und kann nicht erwar­ten, daß die Din­ge wirk­lich so lau­fen, wie Gott es will. Und auch wir könn­ten nichts aus­rich­ten, wenn wir nur einen Beruf wie jeden ande­ren aus­füh­ren und dabei auf die Sakra­li­tät ver­zich­ten wür­den, auf die Neu­heit, die Anders­ar­tig­keit des Sakra­ments, das allein Gott geben und das allein sei­nem Ruf und nicht unse­rem „Tun“ ent­sprin­gen kann. Um so mehr müs­sen wir – wie uns der Herr ein­lädt – Gott bit­ten und an sei­ner Tür, am Her­zen Got­tes anklop­fen, daß er uns Beru­fun­gen schen­ke; wir müs­sen mit gro­ßer Aus­dau­er, mit gro­ßer Ent­schlos­sen­heit, mit tie­fer Über­zeu­gung beten, da sich Gott vor einem instän­di­gen, beharr­li­chen, ver­trau­ens­vol­len Gebet nicht ver­schließt, auch wenn er uns – wie er es bei Saul tat – gewäh­ren läßt und uns über die erwar­te­te Zeit hin­aus war­ten läßt. Dies scheint mir der erste Aspekt zu sein: die Gläu­bi­gen dazu ermu­ti­gen, die Demut zu haben, die Zuver­sicht, den Mut, instän­dig um Beru­fun­gen zu beten, ans Herz Got­tes zu klop­fen, damit er uns Prie­ster schenke.

Dar­über hin­aus möch­te ich drei wei­te­re Punk­te anspre­chen. Erstens: Ein jeder von uns soll­te alles ihm Mög­li­che tun, um sein Prie­ster­tum auf über­zeu­gen­de Wei­se zu leben, so daß die jun­gen Men­schen sagen kön­nen: das ist eine wah­re Beru­fung, so kann man leben, so lei­stet man etwas Wesent­li­ches für die Welt. Ich glau­be, nie­mand von uns wäre Prie­ster gewor­den, wenn er nicht über­zeu­gen­de Prie­ster ken­nen­ge­lernt hät­te, in denen das Feu­er der Lie­be Chri­sti brann­te. Dies ist also der erste Punkt: Ver­su­chen wir, über­zeu­gen­de Prie­ster zu sein. Zwei­tens müs­sen wir, wie ich bereits erwähnt habe, zur Initia­ti­ve des Gebets ein­la­den, und die Demut und das Ver­trau­en haben, mit Kraft und Ent­schlos­sen­heit mit Gott zu spre­chen. Drit­tens: Wir müs­sen den Mut haben, mit den jun­gen Men­schen zu reden, wenn sie glau­ben, daß Gott sie beruft, denn oft ist ein mensch­li­ches Wort nötig, um unse­re Ohren für den Ruf Got­tes zu öff­nen; wir müs­sen mit den Jugend­li­chen reden und ihnen vor allem hel­fen, einen vita­len Kon­text zu fin­den, in dem sie leben kön­nen. In der Welt von heu­te scheint es fast aus­ge­schlos­sen zu sein, eine Beru­fung zum Prie­ster­tum her­an­rei­fen zu las­sen. Die jun­gen Men­schen brau­chen ein Umfeld, in dem sie den Glau­ben leben kön­nen, in dem die Schön­heit des Glau­bens erstrahlt, in dem es scheint, daß dies ein mög­li­ches Lebens­mo­dell ist, „das“ Lebens­mo­dell. Und somit muß man ihnen hel­fen, Bewe­gun­gen oder Pfar­rei­en zu fin­den – eine Gemein­schaft in der Pfar­rei – oder ande­re Berei­che, in denen sie wirk­lich vom Glau­ben, von der Lie­be Got­tes umge­ben sind und sich öff­nen kön­nen, damit der Ruf Got­tes sie errei­che und ihnen hel­fe. Und schließ­lich wol­len wir Gott dan­ken für alle Semi­na­ri­sten in unse­rer Zeit, für die jun­gen Prie­ster, und wir wol­len beten. Der Herr möge uns dabei hel­fen! Dan­ke euch allen!

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Osser­va­to­re Romano

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5 Kommentare

  1. Den libe­ral-pro­gres­si­ven Krei­sen ist das Wesen des Prie­ster­tums als „zwei­ter Chri­stus“ offen­bar nicht mehr „zeit­ge­mäss“. Also sind für sie auch fol­gen­de Zita­te des hl. Pfar­rers v. Ars offen­bar „anstö­ssig“:
    -

    “Oh, wie groß ist der Prie­ster! Wenn er sich selbst ver­stün­de, wür­de er ster­ben. Gott gehorcht ihm: Er spricht zwei Sät­ze aus, und auf sein Wort hin steigt der Herr vom Him­mel her­ab und schließt sich in eine klei­ne Hostie ein.

    Ohne das Sakra­ment der Wei­he hät­ten wir den Herrn nicht. Wer hat ihn da in den Taber­na­kel gesetzt? Der Prie­ster! Wer hat Eure See­le beim ersten Ein­tritt in das Leben auf­ge­nom­men? Der Prie­ster! Wer nährt sie, um ihr die Kraft zu geben, ihre Pil­ger­schaft zu voll­enden? Der Prie­ster! Wer wird sie dar­auf vor­be­rei­ten, vor Gott zu erschei­nen, indem er sie zum letz­ten Mal im Blut Chri­sti wäscht? Der Prie­ster, immer der Priester. 

    Das Prie­ster­tum ist die Lie­be des Her­zens Jesu.

    Ein guter Hir­te, ein Hir­te nach dem Her­zen Got­tes, ist der größ­te Schatz, 
    den der lie­be Gott einer Pfar­rei gewäh­ren kann, und eines der wert­voll­sten Geschen­ke der gött­li­chen Barmherzigkeit.

    Wenn ein Seel­sor­ger stumm bleibt, sobald er sieht, dass Gott belei­digt wird und See­len auf Irr­we­gen geraten.…
    so Unglück über ihn !

    Nach Gott ist der Prie­ster alles! Erst im Him­mel wird er sich selbst recht verstehen.

    Wenn wir recht begrei­fen wür­den, was ein Prie­ster auf Erden ist, wür­den wir sterben:
    nicht vor Schreck, son­dern aus Liebe. 
    Ohne den Prie­ster wür­den der Tod und das Lei­den unse­res Herrn zu nichts nützen.

    Lasst eine Pfar­rei zwan­zig Jah­re lang ohne Prie­ster, und man wird dort die Besti­en anbeten. 
    Der Prie­ster ist nicht Prie­ster für sich selbst, er ist es für euch.“

    Der hl. Pierre-Juli­en Eymard
    – ein Freund des hl. Pfar­rers v. Ars ! -
    über die
    gröss­te Wür­de, die es auf Erden gibt.…
    das römisch katho­li­sche Priestertum !;
    ent­nom­men aus sei­nem Werk
    „Der Prie­ster“ (Prie­ster­ex­er­zi­ti­en und Betrachtungen).

    Gera­de in einer Zeit, 
    in der die Prot­ago­ni­sten einer sog. „Volks­kir­che“ in Richtung 
    „Ent­prie­ster­li­chung“ schrei­ten wollen, 
    sind die fol­gen­den Wor­te dring­li­cher denn je.….:
    -
    „Das Prie­ster­tum ist die größ­te Wür­de, die es auf Erden gibt.

    Sie ist grö­ßer als jene der Könige. 
    Ihr Reich ist das Reich der Seelen; 
    sei­ne Waf­fen sind gei­sti­ger Natur; 
    sei­ne Gaben sind göttlich; 
    sei­ne Ehre und Macht sind jene von Jesus Chri­stus selbst.

    Der Prie­ster zeugt die See­len zum Leben der Gna­de und für das ewi­ge Leben. 
    Er besitzt die Schlüs­sel des Him­mels und der Hölle.

    Er hat Voll­macht über Jesus Chri­stus selbst, den
    er tag­täg­lich auf den Altar nie­der­stei­gen lässt.

    Durch Jesus Chri­stus besitzt der Prie­ster alle Gnadenvollmachten. 
    Er kann alle Sün­den vergeben, 
    und Gott hat sich ver­pflich­tet, sei­nen Urteils­spruch im Him­mel zu bestätigen.

    O unaus­sprech­li­che Gewalt, der Teu­fel zit­tert vor ihm; 
    die Welt erblickt in ihm ihren Retter; 
    und der Him­mel betrach­tet ihn als Für­sten, der ihm die Aus­er­wähl­ten erobert.

    Jesus Chri­stus hat aus ihm einen zwei­ten Chri­stus gemacht; 
    er ist Jesus Chri­stus in Aktion. 

    Er ver­tritt die Stel­le Got­tes auf Erden: 
    „Die Prie­ster ver­tre­ten die Per­son Got­tes auf Erden“.
    -

    Doch heu­te wird oft ein ganz ande­res Prie­ster­bild ver­mit­telt; jenes, des sich für sei­ne Gott gege­be­ne hohe Wür­de „ent­schul­di­gen­den“, mehr und mehr zum „Nach­ah­mer“ der Lai­en wer­den­den Prie­sters. Dazu der hl. Josef­ma­ria Escriva:
    -
    „Ich weiß, daß ihr mich ver­steht, wenn ich euch sage, 
    daß neben einem sol­chen Priester 
    das Ver­hal­ten man­cher anderer, 
    die sich so geben, 
    als ob sie sich wegen ihres Prie­ster­seins ent­schul­di­gen müßten, 
    sowohl vom Mensch­li­chen wie vom Glau­ben her als ein Ver­sa­gen erscheint. 
    Es ist wirk­lich scha­de, denn die­se Hal­tung führt sie dazu, 
    ihr Dienst­amt zu ver­nach­läs­si­gen, die Lai­en par­tout nachzuahmen 
    und sich eine Neben­be­schäf­ti­gung zu suchen, 
    die all­mäh­lich ihre urei­ge­ne Auf­ga­be, durch Beru­fung und Sen­dung über­tra­gen, verdrängt.“
    -

  2. Ich möch­te ein­fach nur dan­ken, dass die Redak­ti­on die­sen sehr beden­kens­wer­ten Arti­kel auf­ge­nom­men hat. Das zeigt nicht zuletzt der her­vor­ra­gen­den Bei­trag von @Defendor.
    Lei­der muss ich bei­fü­gen, es über­kommt mich eine unsag­ba­re bei­ssen­de Weh­mut, wenn ich die wei­sen Wor­te des her­vor­ra­gen­den Pap­stes Bene­dikt XVI. lese, ich höre sie mit lei­ser, unbe­irr­ter Stim­me hin­ein­ge­spro­chen in das lau­te Getö­se der Jetzt­si­tua­ti­on der hl. Kir­che, ganz kon­kret die bevor­ste­hen­de Syn­ode. „aili­on eipe-to eu dika­to“, so habe ich einst bei Euri­pe­des gele­sen – „sagt nur Schlech­tes und Böses, das Gute wird sie­gen“ – am Ende ganz sicher. Eilen wir – nach Bern­hard von Clair­ve­aux – in die Arme des Bräu­ti­gams im Hohen­lied, die­se sind weit offen – zur Lang­mut des gedul­di­gen Herrn und zu sei­ner unein­ge­schränk­ter Güte, den Ver­irr­ten mit gro­sser Sehn­sucht heim­zu­brin­gen, Er, der schon von Wei­tem ihn erschaut und erwartet.

  3. @ hedi züger:
    Dan­ke für Ihren Kom­men­tar. Das mit der Weh­mut über­kommt mich auch mit gro­ßer Här­te, wenn ich mir Vide­os von S.H. Papst Bene­dikt XVI betrach­te, sei es beim Sal­ve Regi­na in Rom oder beim Ein­tref­fen auf dem Welt­ju­gend­tag in Madrid. Ich bedaue­re, dass ich nicht jede Gele­gen­heit genutzt habe, unse­ren Papst per­sön­lich zu erle­ben. Wür­de er mir über den Weg lau­fen, könn­te ich gar nicht anders, als auf die Knie zu fal­len und zu wei­nen. Ich ver­mis­se ihn auch sehr. Sei­ne Wür­de, sei­ne lie­be­vol­le Art und Wei­se, sei­ne Demut und Beschei­den­heit und sei­ne Ehr­furcht vor Gott. Und Zor­nes­rö­te über­kommt mich, wenn ich sehe, was Berg­o­glio dar­aus macht. Er ver­höhnt das Petrus­amt und ist sogar noch stolz drauf !

    • Genau das hat mich auch über­kom­men, als ich die­se Video der Anbe­tung sah. Und die Ant­wor­ten unten an die Semi­na­ri­sten und Prie­ster. Wir hat­ten die­sen Papst acht Jah­re lang und nun erst wird uns bewusst, was wir ver­lo­ren haben, weil der Kon­trast so schmerz­haft ist, so schmerz­haft, wie ich es mir eigent­lich selbst nach dem Schock des Amts­ver­zichts nie vor­stel­len hät­te können.
      Des­halb kann ich nicht anders als zum Schluss zu gelan­gen, dass Papst Bene­dikt XVI. tat­säch­lich von vie­len, gut­mei­nen­den Wöl­fen umge­ben war bis hin zum Amts­ver­zicht. Wäre er wie Berg­o­glio hät­ten wir alle mit­be­kom­men, wel­cher Bedräng­nis Bene­dikt XVI. in sei­nem Pon­ti­fi­kat aus­ge­setzt war. Aber er ist eben anders, das schät­zen wir an ihm und das hat lei­der auch sei­ne Schwä­chen. Sich nie und nir­gends in den Vor­der­grund spie­len, sich selbst nicht wich­tig neh­men. Er wuss­te genau um das Den­ken sei­ner Geg­ner und ver­sucht sie nach deren Logik zu über­zeu­gen, des­halb die Begleit­schrei­ben (nur Begleit­schrei­ben) zum Motu pro­prio und zum pro mul­tis an die Bischö­fe. Doch wie­vie­le woll­ten den­noch nicht hören, hören immer noch nicht…?

    • Geht mir genau­so. Vie­le Katho­li­ken auf der Welt füh­len wohl das glei­che wir wir, die unter dem neu­en „Pon­ti­fi­kat“ zu lei­den haben.
      Per Mari­am ad Christum.

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