(Vatikan) Am 9. September veröffentlichte das Generalsekretariat der Bischofssynode das Verzeichnis der Synodenteilnehmer. Darunter befindet sich als einzige deutsche Auditorin die Leiterin der Ehe- und Familienseelsorge des Erzbistums Berlin, Ute Eberl (siehe eigenen Bericht Wer sind die Teilnehmer der Bischofssynode zur Familie?).
Die Antworten Eberls auf die Fragen der Deutschen Sektion von Radio Vatikan lassen wenig Gutes erahnen. Ebensowenig beruhigend klingen die Antworten von Erzbischof Bruno Forte auf die Fragen der Italienischen Sektion von Radio Vatikan. Beide Interviews wurden am Dienstag veröffentlicht. Erzbischof Bruno Forte von Chieti-Vasto (Italien) wurde im Oktober des Vorjahres von Papst Franziskus zum Sondersekretär der Bischofssynode ernannt.
Erzbischof Forte, der über guten Zugang zu den Medien verfügt, ist bereits mehrfach wenig vorteilhaft aufgefallen. Zu Ostern 2011 fabulierte er, das leere Grab des auferstandenen Jesus Christus sei nur eine Legende. 2009 machte er sich öffentlich über den Brief von Papst Benedikt XVI. an die Bischöfe zum Motu proprio Summorum Pontificum über die Römische Liturgie vor der 1970 durchgeführten Liturgiereform lustig. Forte leistete bis zum Herbst 2012 hartnäckigen Widerstand gegen die Aufforderung von Papst Benedikt XVI., die Wandlungsworte „pro multis“ nicht länger mit „für alle“, sondern mit „für viele“ zu übersetzen.
Die nunmehrigen Antworten des Erzbischofs auf die Fragen von Radio Vatikan fallen in eingeübter progressiver Kirchensprache aus: garniert mit schönen Worten die Lehre der Kirche verschweigen, die beabsichtigen Dinge nie beim Namen nennen, aber zwischen den Zeilen eine Botschaft erkennen lassen. „Werden die Antworten Msgr. Fortes zwischen den Zeilen gelesen, sind sie erschreckend und lassen dunkle und unheilvolle Veränderungen erahnen“, so die traditionsverbundene Internetseite Messa in Latino.
Für Ausarbeitung der Abstimmungsvorlagen zuständig
Vierzehn Ehepaare werden an der Bischofssynode teilnehmen. Ein Ehepaar als Experten, dreizehn als Auditoren. Für die vom Papst ernannten Experten ist Sondersekretär Erzbischof Forte zuständig. Er koordiniert die Arbeit der Experten und sorgt dafür, daß die Propositiones und andere Texte ausgearbeitet werden, die den Synodenvätern zur Abstimmung vorgelegt werden.
Bruno Forte: Spricht man über die Familie sind die ersten Protagonisten, die Erfahrung haben und die daher dazu beitragen können, geeignete Wege zu finden, um mit neuem Schwung und neuer Anziehungskraft das Evangelium der Familie zu vertreten, vor allem jene, die sie in erster Person leben wie die Paare, wie die Ehepartner und wie die Eltern. Es handelt sich um eine Entscheidung, die auf die Familie nicht nur als Adressat der Aufmerksamkeit schaut, die die Kirche und die Synode ihren Problemen zukommen lassen wird, sondern auch als Subjekt, als unmittelbare Protagonisten bei der Suche nach geeigneten Perspektiven und Lösungen.
Radio Vatikan: Die Synode wird neuen Arbeitsmodalitäten folgen …
Bruno Forte: Papst Franziskus hat mehrfach erklärt, stark an die Werte der Kollegialität zu glauben, den Rat und den Beitrag der Bischöfe der ganzen Welt bei der Findung einer geeigneter Linie zu den Herausforderungen unserer Gegenwart zu fördern und zu beanspruchen. Daher soll sich eine Struktur, die Synodale, immer mehr als Ort der effektiven Ausübung der Kollegialität charakterisieren. Deshalb soll die Arbeit in einer ersten Woche vor allem im 360-Grad-Dialog zu den grundsätzlichen Themen bestehen, die heute die Familie betreffen und auch zur Erfahrung der Trennung, der Scheidung usw. Dann in der zweiten Woche wird man an der Benennung von Vorschlägen arbeiten, die nicht nur der Kirche eine Botschaft bringen können, sondern auch die im Jahr bis zur ordentlichen Versammlung 2015 dem Heiligen Vater zu unterbreitenden Lösungen, Hinweise und Überlegungen.
Radio Vatikan: Sie werden der Spezialsekretär dieser außerordentlichen Versammlung sein: Wie haben Sie diese Ernennung aufgenommen und wie werden Sie diesen Auftrag voranbringen?
Bruno Forte: Mit großem Verantwortungsbewußtsein gegenüber den Erwartungen vor allem des Heiligen Vaters und dann der ganzen Kirche, und in der tiefen Demut zu wissen, daß die eigentliche Arbeit der Heilige Geist macht durch die Synodenväter in Gemeinschaft mit dem Nachfolger des Petrus.
Radio Vatikan: Ihrer Meinung nach, welches Bild der Familie geht am deutlichsten aus dem Instrumentum Laboris dieser Synode hervor?
Bruno Forte: An erster Stelle, daß es in einem Moment, in dem man von einer Krise der Familie spricht – vor allem unter der Jugend –, einen großen Wunsch nach Familie, nach authentischen Beziehungen gibt, in denen man sich frei äußern und in denen man auch seinen eigenen Lebensweg reifen lassen kann, die eigene Formung, die menschliche, geistliche und intellektuelle Reifung. Die Familie wird also als wünschenswertes Gut wahrgenommen. Gleichzeitig aber gibt es viele Krisensituationen, vor allem in den westlichen Ländern – in Nord- und Südamerika, aber auch in Europa – die die Institution Familie betreffen: die Zahl der Paare ohne Trauschein nimmt zu, es nehmen die Situationen der Trennung und der Scheidung zu. Auf all das legt sich mit Sicherheit der Blick der Barmherzigkeit Gottes, der alle seine Kinder liebt. Darin liegen die großen Herausforderungen der Synode: wie diesen Blick der Barmherzigkeit in die pastoralen Entscheidungen der Kirche übersetzen.
Radio Vatikan: Für den 28. September wurde ein Gebetstag für die Synode angesetzt. Das erinnert uns auch an die geistliche Bedeutung dieser Versammlung …
Bruno Forte: Gerade die Tatsache, daß Papst Franziskus auch diese Mobilisierung im Gebet wollte, läßt uns begreifen, wie sehr ihm diese Synode am Herzen liegt, wie sehr er ins Licht rückt, daß der Hauptakteur der Synode der Heilige Geist sein muß, der die Väter erleuchten und ihnen helfen muß, zu glaubwürdigen und zuverlässigen Vorschlägen für das Wohl der Kirche und der Familie zu gelangen.
Radio Vatikan: Diese außerordentliche Synode ist nur die erste Etappe eines Weges, der 2015 endet. Welches sind Ihre Wünsche für diese beiden synodalen Versammlungen?
Bruno Forte: Mein grundsätzlicher Wunsch ist, daß sich Wege finden lassen, um sowohl den glücklichen und einigen Familien, den verletzten Familien als auch den Geschiedenen und Wiederverheirateten das Evangelium, und damit die Frohe Botschaft der Liebe Gottes und seiner Barmherzigkeit zu zeigen. Die Kirche ist nichts anderes als das Instrument, das im Heute und in der Zeit das Geschenk der unendlichen Barmherzigkeit, die uns in Jesus Christus gemacht wurde, anzuwenden. Diese Vermittlung zwischen dem Heil und der Geschichte ist die Herausforderung, der wir uns stellen müssen und die sicher nicht leicht ist, aber der Herr wird uns mit Sicherheit seine Hilfe nicht fehlen lassen.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Radio Vatikan/Wikicommons