„Bereit für ein Treffen“ – Privatbotschaft von Papst Franziskus an Kyrill I. von Moskau?


Päpstlicher Chor der Sixtinischen Kapelle in Moskau(Rom/​Moskau) Papst Fran­zis­kus habe dem Mos­kau­er Patri­ar­chen Kyrill I. eine pri­va­te Bot­schaft über­mit­telt, wie Asia­news berich­tet. Über­brin­ger der Bot­schaft war der Lei­ter des Päpst­li­chen Cho­res der Six­ti­ni­schen Kapel­le. Der Chor hielt sich Ende Mai in der rus­si­schen Haupt­stadt auf und wirk­te dort am 27. Mai an einem Kon­zert zu Ehren des fünf­ten Jah­res­ta­ges der Thron­be­stei­gung des Patri­ar­chen mit.

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Chor­lei­ter des berühm­ten Päpst­li­chen Chors der Six­ti­ni­schen Kapel­le ist seit 2010 der Sale­sia­ner­pa­ter Mas­si­mo Palom­bel­la. Er über­brach­te die päpst­li­che Bot­schaft am Ran­de des Kon­zer­tes in pri­va­ter Form „vor weni­gen Per­so­nen“. Am Kon­zert im Gro­ßen Saal des Mos­kau­er Kon­ser­va­to­ri­ums Peter Tschai­kow­sky nahm auch der Syn­oda­le Chor des Mos­kau­er Patri­ar­chats teil. Patri­arch Kyrill I. bedank­te sich im Anschluß für Kon­zert, das er als „kost­ba­res Geschenk“ von „römi­schen Freun­den“ bezeichnete.

Wie Asia­news berich­tet, sei­en Ver­su­che der katho­li­schen Nach­rich­ten­agen­tur geschei­tert, Chor­lei­ter Palom­bel­lo zu kon­tak­tie­ren, um eine Bestä­ti­gung der Infor­ma­tio­nen zu erhal­ten. Der Lei­ter des Päpst­li­chen Cho­res möch­te offen­sicht­lich nicht öffent­lich zur Ange­le­gen­heit Stel­lung nehmen.

Rom an guten Beziehungen auch zu Moskau interessiert

Patriarch Kyrill I. von MoskauIn katho­li­schen Krei­sen in Mos­kau spricht man von einem „nicht zufäl­li­gen“ Zeit­punkt für die Bot­schaft. Wäh­rend Papst Fran­zis­kus sich mit dem Öku­me­ni­schen Patri­ar­chen Bar­tho­lo­mä­us I. von Kon­stan­ti­no­pel in Jeru­sa­lem traf, soll­te die Bot­schaft an den Mos­kau­er Patri­ar­chen, wenn nicht eine Annä­he­rung brin­gen, so zumin­dest eine Erwei­te­rung der Kluft ver­hin­dern. In Rom war bekannt, daß Mos­kau der gemein­sa­men Jeru­sa­lem-Initia­ti­ve Roms und Kon­stan­ti­no­pels reser­viert gegenübersteht.

Patriarch: „Abkühlung“ der Beziehung zu Rom

Die pri­va­te Bot­schaft des Pap­stes soll­te Mos­kau signa­li­sie­ren, daß Rom an guten Bezie­hun­gen auch zu Mos­kau inter­es­siert ist. Es ist nichts dar­über bekannt, ob die­se Geste in Mos­kau geschätzt wur­de. Am näch­sten Tag, den 28. Mai, sprach Patri­arch Kyrill I. von einer “Abküh­lung“ der Bezie­hun­gen zum Vati­kan, die er zumin­dest öffent­lich mit den grie­chisch-katho­li­schen Ukrai­nern und deren Rol­le bei den Pro­te­sten auf dem Maj­dan-Platz in Ver­bin­dung setz­te. Wört­lich sag­te der Patri­arch, daß „rus­sen­feind­li­che“ Akti­vi­tä­ten in Kiew „einen sehr trau­ri­gen Schat­ten“ auf die Bezie­hun­gen zwi­schen dem Patri­ar­chat und dem Hei­li­gen Stuhl werfen.

In rus­sisch-ortho­do­xen Krei­sen heißt es, die­se Wor­te des Patri­ar­chen sei­en „nicht direkt an den Papst gerich­tet gewe­sen, des­sen Wir­ken Mos­kau schät­ze, son­dern all­ge­mein an jene in der Katho­li­schen Kir­che, die nicht am öku­me­ni­schen Dia­log inter­es­siert“ seien.

Am 3. Juni sag­te Metro­po­lit Hila­ri­on, der Außen­mi­ni­ster des Mos­kau­er Patri­ar­chats auf einer Tagung in Minsk: “Ein Teil der katho­li­schen Kir­che inve­stiert Ener­gien, Talen­te und Res­sour­cen, um die Zusam­men­ar­beit zwi­schen Katho­li­ken und Ortho­do­xen zu stär­ken, wäh­rend ein ande­rer Teil alles nur Mög­li­che unter­nimmt, um Miß­trau­en und Feind­schaft zu stiften.“

Text: Asianews/​Giuseppe Nardi
Bild: Sisti­na Blog/​Asianews

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3 Kommentare

  1. Das klar­ste Zei­chen dass Fran­zis­kus bis jetzt nach Mos­kau gesandt hat ist, dass der Ukrai­nisch katho­li­sche Groß­erz­bi­schof nicht zum Kar­di­nal ernannt wur­de was eigent­lich eine Belei­di­gung ist schließ­lich ist er Ober­haupt der größ­ten und wich­tig­sten unier­ten Kir­che die unzäh­li­ge Mär­ty­rer her­vor­ge­bracht hat und dies bereits vor dem Kom­mu­nis­mus und der Zwangs­uni­on mit den orthodoxen.

    Jetzt liegt der Ball bei Kyrill.Wichtig ist zuerst eine ein­heit­li­che ortho­do­xe Position.Dann erst kann es zur Ein­heit kommen.

  2. Bei den Pro­te­stan­ten sehe ich weni­ger eine Mög­lich­keit zum öku­me­ni­schen Dia­log als mit den Ortho­do­xen. Bei den Ortho­do­xen sind die Abwei­chun­gen, die gegen unse­re katho­li­sche Leh­re ste­hen, bei wei­tem nicht so groß wie bei den offen häre­tisch agie­ren­den Protestanten.

    Aus histo­ri­schen Grün­den sind die grie­chisch-katho­li­schen Ukrai­ner in Ost­ga­li­zi­en Rich­tung Westen ori­en­tiert. Die­se soll­ten nicht auf EU und NATO set­zen, da bei­de Insti­tu­tio­nen mit dem Katho­li­zis­mus im Kern nichts zu tun haben. Hof­fent­lich hat die­ses Zer­reiß­spiel in der Ukrai­ne sehr bald ein gutes Ende.

  3. Man kann sagen, daß der west­li­che Teil der Ukrai­ne kein rus­si­sches Ter­ri­to­ri­um ist noch gewe­sen ist. Die mit Rom ver­bun­de­nen ukrai­ni­schen Katho­li­ken in den Gebie­ten um Lem­berg und bis Tscher­no­witz (die auch mal zum Habs­bur­ger­reich gehör­ten und vor­her zum König­reich Polen), wur­den tat­säch­lich mit Unter­stüt­zung der ROK schwer­wie­gend drang­sa­liert und ver­folgt, ihre Kir­chen geplün­dert und ent­eig­net. Das hängt damit zusam­men, daß die­se ukrai­ni­schen Katho­li­ken sich auf die Sei­te der Wehr­macht bzw. Hit­ler- Groß­deutsch­lands (also mit Öster­reich) geschla­gen hat­ten. Aber der Sowjet-Kom­mu­nis­mus war kei­nen Deut anders. Inso­fern ist es zu ver­ste­hen, daß sich die West­ukrai­ner zunächst als Befrei­te fühl­ten nach dem Ein­marsch der Wehr­macht 1941.

    Die ROK kann kei­ne ter­ri­to­ria­len Ansprü­che auf die west­li­che Ukrai­ne stellen.

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