Non audiatur et altera pars: Papst Franziskus und die Franziskaner der Immakulata


Franziskaner der Immakulata
Fran­zis­ka­ner der Imma­ku­la­ta blei­ben Schat­ten über dem Pon­ti­fi­kat von Papst Franziskus

(Rom) Die offi­zi­el­len Nach­rich­ten­agen­tu­ren der katho­li­schen Kir­che in Deutsch­land (KNA) und der Schweiz (KIPA) titeln: „Papst pocht vor Imma­cu­la­ta-Fran­zis­ka­nern auf neue Mes­se“ und „Papst pocht auf neue Mes­se“. Wei­ter heißt es in den Berich­ten: „Papst Fran­zis­kus hat gegen­über Imma­cu­la­ta-Fran­zis­ka­nern auf die Beschlüs­se des Zwei­ten Vati­ka­ni­schen Kon­zils (1962–1965) und die dar­auf­hin ent­wickel­te neue Mess­form gepocht.“ Der Papst „warn­te davor, von den Vor­ga­ben Papst Bene­dikts XVI. abzu­wei­chen, der mit einem Motu pro­prio 2007 die Fei­er der alten Triden­ti­ni­schen Mes­se unter bestimm­ten Auf­la­gen wie­der zuge­las­sen hatte.“
Vom eigen­tüm­li­chen Ein­ge­ständ­nis abge­se­hen, daß nach dem Kon­zil eine neue Meß­form „ent­wickelt“ wur­de, bau­en die Berich­te auf der Falsch­mel­dung auf, die Fran­zis­ka­ner der Imma­ku­la­ta sei­en von „Vor­ga­ben“ des Motu pro­prio Sum­morum Pon­ti­fi­cum von Papst Bene­dikt XVI. abge­wi­chen und damit einen Son­der­weg gegan­gen, der das Ein­schrei­ten Roms not­wen­dig gemacht habe. Die Fran­zis­ka­ner der Imma­ku­la­ta waren in der Seel­sor­ge ein per­fekt biri­tu­el­ler Orden. Des­halb wur­de ihnen nicht nur in Ita­li­en die Betreu­ung von Pfar­rei­en und Wall­fahrts­or­ten über­tra­gen. Die Berich­te bekräf­ti­gen jedoch, daß es tat­säch­lich der Alte Ritus ist, der die Ordens­kon­gre­ga­ti­on mit Zustim­mung des Pap­stes zum Ber­ser­ker gegen den jun­gen Orden wer­den ließ.
Papst Fran­zis­kus äußer­te mit erho­be­nem Zei­ge­fin­der mehr­fach direkt oder indi­rekt gegen tra­di­ti­ons­ver­bun­de­ne Katho­li­ken den Vor­wurf des „ideo­lo­gisch“ moti­vier­ten Han­delns. Der Fall der Fran­zis­ka­ner der Imma­ku­la­ta wirft jedoch unter ganz ande­ren Vor­zei­chen die Fra­ge auf, wer „ideo­lo­gisch“ moti­viert han­delt. Die tra­di­ti­ons­ver­bun­de­ne Sei­te Cor­ri­spon­den­za Roma­na ver­öf­fent­lich­te einen auf­schluß­rei­chen Hin­ter­grund­be­richt über die päpst­li­che Audi­enz, den wir hier doku­men­tie­ren. Die Zwi­schen­ti­tel stam­men von der Redaktion.

Anzei­ge

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Die „Partei“ von Kommissar Volpi in Audienz beim Papst

Papst Franziskus trifft Franziskaner der Immakulata, doch ein Audiatur et altera pars sieht anders aus
Papst Fran­zis­kus trifft Fran­zis­ka­ner der Imma­ku­la­ta, doch ein Audia­tur et alte­ra pars sieht anders aus

Die Begeg­nung des Pap­stes mit den jun­gen Stu­den­ten (und ande­ren weni­ger Jun­gen) der Fran­zis­ka­ner der Imma­ku­la­ta erfolg­te am Mor­gen des ver­gan­ge­nen 10. Juni in der Kapel­le von San­ta Mar­ta. Die Nach­richt wur­de aber erst am 23. Juni mit einem Arti­kel von Andrea Tor­ni­el­li und eini­gen auf Face­book ver­öf­fent­lich­ten Fotos bekannt, wäh­rend die vati­ka­ni­schen Medi­en sie völ­lig igno­rier­ten. War­um erfolg­te die Bekannt­ga­be erst 13 Tage spä­ter? Bereits das wird zur Quel­le zahl­rei­cher Zwei­fel, die umso dich­ter wer­den, je näher man die gan­ze Sache betrachtet.

Penibel ausgewählte Teilnehmer, die nicht wußten, wen sie treffen

Die Teil­neh­mer an der Pri­vat­au­di­enz mit dem Hei­li­gen Vater wur­den peni­bel aus­ge­wählt, gewis­ser­ma­ßen hand­ver­le­sen, ohne aber bis zum Tag selbst zu wis­sen, wohin sie gehen wür­den. Erst nach­dem sie Rich­tung Sankt Peter auf­ge­bro­chen waren, wur­den sie unter­rich­tet, daß sie dem Papst begeg­nen wür­den. Es wur­de gesagt, man mache eine Wall­fahrt nach Sankt Peter, ande­re woll­ten wis­sen, daß es ein Son­der­tref­fen mit dem Kom­mis­sar gebe. Aber fast nie­mand der zitier­ten Brü­der (die Novi­zen, die noch ver­blie­be­nen Semi­na­ri­sten und eini­ge von den rebel­li­schen Patres ange­führ­te Pro­fes­sen) wuß­te, wohin man an die­sem Mor­gen wirk­lich ging.

Über­ra­schung: Nach weni­gen Minu­ten des War­tens stan­den sie vor dem Hei­li­gen Vater. Kurz zuvor gab der Zere­mo­nien­mei­ster und eigent­li­che Archi­tekt der Begeg­nung, Pater Ange­lo Maria Gaeta [1]1999 über­trug Papst Johan­nes Paul II. den Fran­zis­ka­nern der Imma­ku­la­ta von Pater Manel­li den Sakri­stan­dienst in der Patri­ar­chal­ba­si­lia San­ta Maria Mag­gio­re. Pater Gaeta lei­tet der­zeit den … Con­ti­n­ue rea­ding, mit dem Kom­mis­sar Anwei­sun­gen, wie man sich in Anwe­sen­heit des Pap­stes zu ver­hal­ten habe: kei­ne spon­ta­nen Fra­gen, erge­be­nes Zuhö­ren, am Ende ein schnel­ler Hand­kuß ohne sich auf­zu­hal­ten. Der Papst sei sehr beschäf­tigt. Am Tag zuvor hat­te er aus gesund­heit­li­chen Grün­den sogar Audi­en­zen abgesagt.

Keine Begegnung mit dem Orden: Gründer und dessen Treue nicht eingeladen

Bei die­sem Appell, nach einem Jahr der kom­mis­sa­ri­schen Ver­wal­tung mit dem Papst zusam­men­tref­fen zu kön­nen, feh­len jedoch vie­le Brü­der. Es feh­len die Grün­der der Fran­zis­ka­ner der Imma­ku­la­ta und es feh­len alle, die ihnen und dem Grün­dungs­cha­ris­ma treu geblie­ben sind. Nicht treu, um gegen den Papst zu sein, son­dern treu, um nicht inner­halb weni­ger Mona­te und ohne je die wah­ren Grün­den zu erfah­ren, alles zer­stört zu sehen, was man in Jahr­zehn­ten mit der Zustim­mung der Päp­ste ver­sucht hat­te unter gro­ßem Ein­satz auf­zu­bau­en. Einer der neu­en Obe­ren ver­such­te vor den Semi­na­ri­sten die­ses ekla­tan­te Feh­len des wich­tig­sten Teils des Ordens damit zu recht­fer­ti­gen, daß nur die „gehor­sa­men Brü­der“ ein­ge­la­den wurden.

Wäre nicht eigent­lich das der geeig­ne­te Moment gewe­sen, um die „Unge­hor­sa­men“ in Anwe­sen­heit des Hei­li­gen Vaters umzu­stim­men, ihren Wider­stand auf­zu­ge­ben? Sind es nicht die (angeb­lich) Kran­ken, die einen Arzt brau­chen? War­um aber wur­den gera­de sie völ­lig im Dun­keln gelas­sen? Hät­te es nicht ein Moment der Ver­söh­nung in der Wahr­heit vor dem Papst sein kön­nen, wenn ein offe­nes Wort erlaubt wor­den wäre? Doch nichts der­glei­chen. Hät­te man nicht gera­de die Brü­der und Prie­ster ein­la­den müs­sen, die um Ent­bin­dung von den Ordens­ge­lüb­den ange­sucht haben, damit sie offen die Beweg­grün­de für ihre so schwer­wie­gen­de Ent­schei­dung dar­le­gen könn­ten? Sind sie nur Num­mern? Es ist bedau­er­lich, dies sagen zu müs­sen, doch das an den Tag geleg­te Ver­hal­ten ent­spricht der Men­ta­li­tät einer im Ent­ste­hen begrif­fe­nen neu­en Sek­te: die eige­nen Adep­ten an der kur­zen Lei­ne füh­ren, indem mit Lüge und Ver­leum­dung die ande­ren dis­kre­di­tiert und aus der Grup­pe ver­jagt werden.

Audienz hatte nicht Lösung der Ordenskrise zum Ziel

Die Audi­enz mit dem Hei­li­gen Vater war daher nicht gewollt, um eine Lösung für die Kri­se des Ordens in der Wahr­heit und der Lie­be zu fin­den, son­dern nur, um den inne­ren Auf­lö­sungs­pro­zeß zu stop­pen, weil vie­le, sehr vie­le, wegen des sek­tie­re­ri­schen und par­tei­ischen Han­delns der neu­en Obe­ren eine sol­che Art des Ordens­le­bens ver­las­sen wollen.

Die Brü­der haben mit dem Papst über vie­le Din­ge gespro­chen. Tor­ni­el­li infor­miert uns über eini­ge, aber ande­re berich­te­te er nicht und auch hier stellt sich die Fra­ge nach dem Warum.

Der Papst ließ das ordens­ei­ge­ne Prie­ster­se­mi­nar zusper­ren. Ohne Zwei­fel hat er die Macht dazu. Wer aber hat ihn infor­miert? Die Visi­ta­to­ren des Semi­nars und selbst der Kom­mis­sar haben immer ver­neint, daß es irgend­wel­che schwer­wie­gen­den Pro­ble­me gebe, die sei­nen Fort­be­stand gefähr­den könnn­ten. Wur­den Häre­si­en gelehrt? Gab es mora­li­sche Skan­da­le? Homo­se­xua­li­tät oder Pädo­phi­lie? Nichts der­glei­chen ist bekannt. Was aber dann?

Es wur­de dann vom Orden­scha­ris­ma und vom Grün­der gespro­chen. Wer ist der Garant für das Cha­ris­ma? Letzt­lich natür­lich der Papst. Aber wann und wo ver­such­te der Grün­der an die Stel­le des Pap­stes zu tre­ten? Ist nicht viel­mehr wahr, daß der Papst immer gut­hieß, was die Grün­der ent­schie­den und ihren Brü­dern lehr­ten? Der Orden fand in Papst Bene­dikt XVI. gro­ßes Wohlwollen.

Reden über das Konzil muß allgemeiner Vulgata schmeicheln?

Das Zwei­te Vati­ka­ni­sche Kon­zil ist wohl pasto­ral, aber auch dok­tri­nell und es ist den Fuß­spu­ren Bene­dikts XVI. fol­gend theo­lo­gisch und nicht ideo­lo­gisch zu lesen. Soweit so gut. In Wirk­lich­keit ist die von den neu­en Obe­ren gebrauch­te Metho­de um zu ver­un­glimp­fen, was vor­her gemacht wur­de, aber erschreckend: als robu­ste Igno­ran­ten sind sie bereits durch das blo­ße Wort „Kri­tik“ alar­miert. Das Kon­zil habe man nicht anzu­ta­sten, wehe, man sagt nur ein Wort, das nicht den sen­si­blen Ohren einer all­ge­mei­nen inner­kirch­li­chen Vul­ga­ta schmeichelt.

Und dann war da noch das The­ma Armut. Und der Papst trug Eulen nach Athen. Der Hei­li­ge Vater ermahn­te den Kom­mis­sar und die Brü­der arm zu sein, mehr noch, wie „Zigeu­ner“ zu leben. Wört­lich habe Fran­zis­kus gesagt: „Pil­ger und Frem­de in die­ser Welt“. Das Kon­zept aber war klar: Man dür­fe sich nicht an irdi­sche Sicher­hei­ten klam­mern wie Häu­ser und Klö­ster. In der Tat wirft der Kom­mis­sar seit Mona­ten, zunächst recht offen, nach einer Anzei­ge mehr ver­stoh­len, Pater Manel­li völ­lig unge­recht­fer­tigt vor, nach Bekannt­wer­den der Ernen­nung eines Kom­mis­sars Güter und Immo­bi­li­en des Ordens auf Fami­li­en­an­ge­hö­ri­ge über­schrie­ben zu haben. Als es die­ser zu bunt wur­de, erstat­te­te die Fami­lie Manel­li Anzei­ge gegen den Kom­mis­sar. Seit­her wird die Behaup­tung ver­steck­ter her­um­ge­reicht. Tat­säch­lich gibt es kaum einen Orden, der die Armut mit sol­cher Ernst­haf­tig­keit lebt, und wie es Papst Fran­zis­kus immer wie­der ein­for­dert, als die Fran­zis­ka­ner der Immakulata.

Die Unterdrückung des Alten Ritus

Und schließ­lich ging es um die Hei­li­ge Mes­se im Vetus Ordo. Der Papst habe das Recht, im Alten Ritus zu zele­brie­ren, nur des­halb ein­ge­schränkt, um zu klä­ren, ob es tat­säch­lich unter den vori­gen Obe­ren irgend­ei­nen Zwang gege­ben habe. So die offi­zi­el­le Les­art. Sobald garan­tiert war, daß die Ent­schei­dung für die Form die­ses Ritus in Frei­heit erfolgt, hät­te der Kom­mis­sar den Alten Ritus wie­der gene­rell für den Orden zu geneh­mi­gen gehabt. „Hät­te“, denn in Wirk­lich­keit ist die­se Erlaub­nis bis heu­te nicht erteilt wor­den (außer in ganz weni­gen Fäl­len). Nicht nur das. Er ant­wor­te­te nicht ein­mal auf die zahl­rei­chen Anträ­ge, die vie­le Prie­ster des Ordens ein­zeln an ihn rich­te­ten, um wei­ter­hin im Alten Ritus zele­brie­ren zu kön­nen. Ganz im Gegen­teil. In eini­gen Fäl­len erfand der Kom­mis­sar die Aus­re­de, daß die Erlaub­nis in der über­lie­fer­ten Form zele­brie­ren zu kön­nen, von zustän­di­gen Bischö­fen mit Heim­tücke und Prä­po­tenz erpreßt wor­den sei. Man kann nur stau­nen, wenn man ein wenig die Situa­ti­on in den Diö­ze­sen kennt.

Bruder erhob mutig die Stimme vor dem Papst

Damit kam die Begeg­nung zu ihrem Ende. Wie die Orga­ni­sa­to­ren und neu­en Obe­ren wohl hoff­ten: ein schnel­ler Gruß der Ein­zel­nen mit dem Papst und Ent­las­sung. Ein anwe­sen­der Bru­der konn­te jedoch sei­ne Irri­ta­ti­on und Ent­täu­schung dar­über, daß die Begeg­nung ohne die Grün­der statt­fand, obwohl sie dau­ernd erwähnt und kri­ti­siert wur­den, nicht zurück­hal­ten. Die­ser Bru­der hat­te den Mut, spon­tan dem Papst zu sagen: Es ist nicht wahr, daß Pater Manel­li gegen den Papst und gegen die Kir­che ist. Er bit­tet ein­fach nur demü­tig ange­hört zu wer­den, um auch sei­nen Stand­punkt zur Sache dar­le­gen zu können.

Der ver­blüff­te Papst ant­wor­te­te, daß die Türen von San­ta Mar­ta auch für die Grün­der offen ste­hen. Einer der anwe­sen­den neu­en Obe­ren, kei­nes­wegs erfreut, daß die Situa­ti­on der Kon­trol­le zu ent­glei­ten droh­te, dräng­te sich sofort an das Ohr des Pap­stes und emp­fahl ihm, den Wor­ten des jun­gen Bru­ders kei­nen Glau­ben zu schen­ken. Ein geist­li­cher Mord, ver­übt gegen einen Bru­der vor den Augen ande­rer Brü­der. Die­ser Obe­re tat offen­sicht­lich das, woge­gen Papst Fran­zis­kus anpre­digt: gegen ein vor­ei­li­ges Urteil, gegen Ver­leum­dung, üble Nach­re­de. Allein die­se Epi­so­de soll­te eigent­lich genü­gen, um den Papst ver­ste­hen zu las­sen, wo der Apfel wirk­lich faul ist, wo jene geist­li­che Fäul­nis herrscht, die hin­ter der gan­zen Ange­le­gen­heit steckt. Eifer­sucht, Neid, Res­sen­ti­ments, Kar­rie­ris­mus. Die Sache men­schelt, sie men­schelt lei­der zu sehr und zieht schwer­wie­gen­de Fol­gen nach sich.

Pater Manelli unter Hausarrest – Warum ruft ihn Papst Franziskus nicht zu sich?

Pater Manel­li, ein hei­lig­mä­ßi­ger geist­li­cher Vater ist seit Beginn der kom­mis­sa­ri­schen Ver­wal­tung in ein Klo­ster bei Cas­si­no ver­bannt und steht fak­tisch unter Haus­ar­rest. Jeder Orts­wech­sel außer­halb des Klo­sters und der Diö­ze­se sei­nes Ver­ban­nungs­or­tes muß vom Kom­mis­sar vor­ab geneh­migt wer­den. Und die Geneh­mi­gung ist kei­nes­wegs sicher, wie jüngst, als ihm der Kom­mis­sar ver­wei­ger­te, sich nach Fri­gen­to (Avel­li­no) zu bege­ben, wo sich das Mut­ter­haus des Ordens befin­det, um dort am Grab sei­ner Eltern die Hei­li­ge Mes­se zu zelebrieren.

Der Haus­ar­rest wur­de dem Grün­der des Ordens auf­er­legt, obwohl es weder eine Ankla­ge, ein Ver­fah­ren und erst recht kei­ne Straf­ver­hän­gung gegen ihn gibt. Die Metho­de erin­nert an Regime, die Men­schen ohne ordent­li­ches Ver­fah­ren ver­haf­ten und ins Gefäng­nis wer­fen, wie es heu­te in der Volks­re­pu­blik Chi­na der Fall ist. Man hält Pater Manel­li im Exil. Man hält ihn von sei­nen Brü­dern und Schwe­stern fern und man ver­hin­dert, daß er den Papst trifft. Ste­hen die Türen von San­ta Mar­ta wirk­lich für ihn offen?

Der Papst könn­te jeder­zeit von sich aus ver­lan­gen, Pater Manel­li zu sehen, um ihn per­sön­lich ken­nen­zu­ler­nen und ihn sich ver­tei­di­gen und recht­fer­ti­gen zu las­sen. Doch Fran­zis­kus zog es vor, andert­halb Stun­den Teil einer insze­nier­ten Begeg­nung mit der „kom­mis­sa­ri­schen“ Par­tei des Ordens zu sein. Immer­hin gewähr­te er den aus­ge­wähl­ten Brü­dern eine beacht­li­che Zeit. Der Vor­sit­zen­den der fran­zö­si­schen Bür­ger­rechts­be­we­gung Manif pour tous, Ludo­vi­ne de la Rochà¨re, gewährt er am 12. Juni, zwei Tage nach den Fran­zis­ka­nern der Imma­ku­la­ta, ledig­lich fünf Minuten.

Immer mehr Brüder stellen Entlassungsantrag – Nicht mehr derselbe Orden

Der jun­ge Bru­der, der Pater Manel­li vor dem Papst ver­tei­dig­te, stell­te weni­ge Tage nach der Begeg­nung den Antrag, den Orden zu ver­las­sen „weil er das Zwei­te Vati­ka­ni­sche Kon­zil ablehnt“, so Tor­ni­el­li. Ein letz­ter Win­kel­zug in einem an Win­kel­zü­gen rei­chen Trau­er­spiel, um noch ein­mal die Brü­der zu dis­kre­di­tie­ren, die eine Ent­bin­dung von den Ordens­ge­lüb­den bean­tragt haben. Bean­tragt wegen des unkor­rek­ten und fal­schen Ver­hal­tens der neu­en Obe­ren, wie es ein ehe­ma­li­ger Bru­der erst vor kur­zem in einem offe­nen Brief dar­leg­te und dabei vor allem das Ver­hal­ten von Pater Alfon­so Bru­no, dem vom Kom­mis­sar ein­ge­setz­ten neu­en Gene­ral­se­kre­tär des Ordens beklagte.

Was für eine Bana­li­sie­rung: Die Brü­der sind ja nicht in den Orden ein­ge­tre­ten, weil dort angeb­lich schlecht über das Zwei­te Vati­ka­ni­sche Kon­zil gespro­chen wird, son­dern weil die­ser Orden eine Spi­ri­tua­li­tät und einen ern­sten, stren­gen Lebens­stil pfleg­te, der mit der Tra­di­ti­on der Katho­li­schen Kir­che und des Ordens­le­bens über­ein­stimm­te. Und genau das ging inner­halb weni­ger Mona­te durch die kom­mis­sa­ri­schen Ein­grif­fe ver­lo­ren. Des­halb stel­len immer mehr Brü­der den Antrag, den Orden ver­las­sen zu kön­nen, weil es nicht mehr der Orden ist, in den sie ein­ge­tre­ten sind. Außer der Papst gewährt auch der ande­ren Sei­te die Gna­de, ange­hört zu wer­den und sich ver­tei­di­gen zu kön­nen, gegen die (unbe­kann­ten) Ankla­gen, die gegen sie hin­ter vor­ge­hal­te­ner Hand erho­ben wer­den. Und die offen­sicht­lich, wie am 10. Juni dem Papst ins Ohr geflü­stert werden.

Einleitung/​Übersetzung: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Cor­ri­spon­den­za Romana/​Vatican Insider

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1 1999 über­trug Papst Johan­nes Paul II. den Fran­zis­ka­nern der Imma­ku­la­ta von Pater Manel­li den Sakri­stan­dienst in der Patri­ar­chal­ba­si­lia San­ta Maria Mag­gio­re. Pater Gaeta lei­tet der­zeit den Sakristandienst
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