(Vatikan) Am heutigen Morgen empfing Papst Franziskus Doug Coe von The Fellowship in Audienz. Coe ist Vorsitzender jener Vereinigung, die das jährliche National Prayer Breakfast in Washington D.C. organisiert. Die knappe Mitteilung des Presseamtes des Vatikans gibt keine Auskunft über den Inhalt der Audienz. In Rom geht man jedoch davon aus, daß Coe das katholische Kirchenoberhaupt zum „Gebetsfrühstück“ in Washington eingeladen hat.
Das „Gebetsfrühstück“ findet jedes Jahr am ersten Dienstag im Februar im Ballsaal des Washington Hilton statt. Daran nehmen rund 3.500 Menschen teil, darunter zahlreiche ausländische Geladene aus über 100 Staaten. Die Gastgeber des Treffens sind Mitglieder des amerikanischen Parlaments. Die Organisation übernimmt die The Fellowship Foundation, eine politisch konservative, christlich-evangelikale Vereinigung, die besser als The Family bekannt ist.
Die Idee geht auf Abraham Vereide, einen methodistischen Pastor und Gründer der NGO Goodwill Industries zurück, der 1942 die Prayer Breakfast-Bewegung gründete. Vereide war stark von der Moralischen Aufrüstung geprägt. Anfangs wurde das erstmals 1953 unter Präsident Dwight D. Eisenhower durchgeführte Treffen Presidential Prayer Breakfast genannt. Nach dem Tod Vereides erfolgte 1970 die Umbenennung in National Prayer Breakfast.
Evangelikaler Think Thank der Bereiche Politik, Soziales und Wirtschaft
Die Veranstaltung gilt als Forum und Kontaktbörse für Persönlichkeiten aus Politik und Sozialem sowie Wirtschaftsführer aus der ganzen Welt, die sonst nicht so leicht Möglichkeit hätten, sich zu begegnen und die sich dem christlichen Bekenntnis in ihrem Handeln verpflichtet wissen. Vergleichbare Gebetsfrühstücke gibt es heute in verschiedenen US-Bundesstaaten, Städten und auch anderen Staaten. Zu den Gebetstreffen werden besondere Persönlichkeiten eingeladen.
Als historische Höhepunkte der Treffen gelten bei den Veranstaltern die Teilnahme von Mutter Teresa von Kalkutta beim Gebetsfrühstück 1994, des sozialistischen britischen Premierministers Tony Blair 2009 und des sozialistischen spanischen Ministerpräsidenten José Luis Zapatero 2010. 2009 nahm auch US-Präsident Barack Obama am Treffen teil. Obamas Außenministerin Hillary Clinton war neben Blair die zweite Gastrednerin.
Seit 2004 katholische Ausgabe des Gebetsfrühstücks
Seit 2004 gibt es auch ein „Nationales Katholisches Gebetsfrühstück“. Das National Catholic Prayer Breakfast entstand in Anlehnung an Vereides Idee als Reaktion auf die Aufforderung von Papst Johannes Paul II. zur Neuevangelisierung. Am NCPB nehmen jährlich, ebenfalls im Washington Hilton, inzwischen bereits rund 1.000 Menschen teil. Obwohl das Treffen ausdrücklich als parteipolitisch unabhängig bezeichnet wird, richtete US-Präsident Barack Obama noch kein Grußwort an die Teilnehmer, während sein Amtsvorgänger George W. Bush jedes Jahr ein solches mittels Videokonferenz übermittelte. Während 2009 Tony Blair beim NPB sprach, war beim NCPB Raymond Leo Kardinal Burke, der Präfekt der Apostolischen Signatur Gastredner. Das 10. Katholische Gebetsfrühstück fand am vergangenen 13. Mai statt.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Infovaticana