Die Gaben des Heiligen Geistes: 6. Die Frömmigkeit


GeneralaudienzLie­be Brü­der und Schwestern,
guten Tag!

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Heu­te wol­len wir uns mit einer Gabe des Hei­li­gen Gei­stes befas­sen, die oft miss­ver­stan­den oder nur ober­fläch­lich betrach­tet wird, die aber tat­säch­lich unse­re Iden­ti­tät und unser christ­li­ches Leben zutiefst berührt: Es han­delt sich um die Gabe der Fröm­mig­keit. Man muss sofort klar­stel­len, dass die­se Gabe nicht damit gleich­zu­set­zen ist, mit jeman­dem Mit­leid zu haben, dem Näch­sten gegen­über Pie­tät zu emp­fin­den, son­dern sie ver­weist auf unse­re Zuge­hö­rig­keit zu Gott und unse­re tie­fe Bin­dung an ihn – eine Bin­dung, die unse­rem gan­zen Leben Sinn schenkt und die uns stand­haft macht, in Gemein­schaft mit ihm, auch in den schwie­rig­sten und erschüt­ternd­sten Augenblicken.

Die­se Bin­dung an den Herrn darf nicht als eine Pflicht oder als etwas von außen Auf­er­leg­tes ver­stan­den wer­den. Es ist eine Bin­dung, die von innen her kommt. Es han­delt sich um eine mit dem Her­zen geleb­te Bezie­hung: Es ist unse­re Freund­schaft mit Gott, die uns von Jesus geschenkt ist, eine Freund­schaft, die unser Leben ver­än­dert und uns mit Begei­ste­rung, mit Freu­de erfüllt. Daher ruft die Gabe der Fröm­mig­keit in uns vor allem Lob und Dank her­vor. Denn das ist der Grund und der wahr­haf­tig­ste Sinn unse­res Got­tes­dien­stes und unse­rer Anbe­tung. Wenn der Hei­li­ge Geist uns die Gegen­wart des Herrn und sei­ne gan­ze Lie­be zu uns wahr­neh­men lässt, dann erwärmt sich unser Herz und bringt uns gleich­sam auf natür­li­che Wei­se zum Gebet und zur Fei­er. Fröm­mig­keit ist also gleich­be­deu­tend mit ech­tem reli­giö­sem Geist, mit kind­li­cher Ver­traut­heit mit Gott, mit jener Fähig­keit, in Lie­be und Ein­fach­heit zu ihm zu beten, die den von Her­zen demü­ti­gen Men­schen zu eigen ist.

Wenn die Gabe der Fröm­mig­keit uns in der Bezie­hung und in der Gemein­schaft mit Gott wach­sen und uns als sei­ne Kin­der leben lässt, so hilft sie uns gleich­zei­tig, die­se Lie­be auch den ande­ren zuzu­wen­den und sie als Brü­der zu erken­nen. Dann sind wir wirk­lich bewegt von Fröm­mig­keit – nicht von Fröm­me­lei! – gegen­über unse­ren Mit­men­schen und jenen, denen wir täg­lich begeg­nen. War­um sage ich: „nicht von Fröm­me­lei „? Weil eini­ge mei­nen, Fröm­mig­keit bedeu­te, die Augen zu schlie­ßen, ein Gesicht auf­zu­set­zen wie auf einem Hei­li­gen­bild, so zu tun als sei man wie ein Hei­li­ger. Auf Pie­mon­te­sisch sagen wir: „fare la mug­na qua­cia“ [sich schein­hei­lig geben]. Das ist nicht die Gabe der Fröm­mig­keit. Die Gabe der Fröm­mig­keit bedeu­tet, wirk­lich fähig zu sein, sich mit den Fro­hen zu freu­en, mit den Wei­nen­den zu wei­nen, denen nahe zu sein, die allein oder betrübt sind, die Irren­den zurecht­zu­wei­sen, die Trau­ern­den zu trö­sten, die Not­lei­den­den anzu­neh­men und ihnen zu hel­fen. Es besteht eine sehr enge Bezie­hung zwi­schen der Gabe der Fröm­mig­keit und der Sanft­mut. Die Gabe der Fröm­mig­keit, die uns der Hei­li­ge Geist schenkt, macht uns sanft­mü­tig, macht uns ruhig, gedul­dig, lässt uns im Frie­den sein mit Gott, im Dienst der ande­ren mit Sanftmut.

Lie­be Freun­de, im Brief an die Römer sagt der Apo­stel Pau­lus: „Alle, die sich vom Geist Got­tes lei­ten las­sen, sind Söh­ne Got­tes. Denn ihr habt nicht einen Geist emp­fan­gen, der euch zu Skla­ven macht, so dass ihr euch immer noch fürch­ten müss­tet, son­dern ihr habt den Geist emp­fan­gen, der euch zu Söh­nen macht, den Geist, in dem wir rufen: Abba, Vater!“ (Röm 8,14–15). Bit­ten wir den Herrn, dass die Gabe sei­nes Gei­stes unse­re Furcht, unse­re Unsi­cher­hei­ten, auch unse­ren unru­hi­gen, unge­dul­di­gen Geist über­win­den und uns zu fro­hen Zeu­gen Got­tes und sei­ner Lie­be machen möge, indem wir den Herrn anbe­ten in der Wahr­heit und auch im Dienst am Näch­sten, mit Sanft­mut und mit jenem Lächeln, das der Hei­li­ge Geist uns stets in der Freu­de schenkt. Möge der Hei­li­ge Geist uns allen die­se Gabe der Fröm­mig­keit schenken.

* * *

Von Her­zen grü­ße ich die Pil­ger und Besu­cher deut­scher Spra­che und beson­ders den Gos­po­di-Chor aus dem Bis­tum Rot­ten­burg-Stutt­gart in Beglei­tung von Weih­bi­schof Johan­nes Kreid­ler. Ich wün­sche euch einen schö­nen und anre­gen­den Auf­ent­halt hier in Rom. Der Hei­li­ge Geist gelei­te euch auf euren Wegen.

 

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